Enrico Caruso, Tenor

Der online Opernführer zu Enrico Caruso

Lesen Sie die Kurzbiographie von Enrico Caruso und hören Sie Aufnahmen seiner Karrierehöhepunkte. Caruso veränderte für immer das Singen des Tenors in Richtung des Heldentenors. Er verband die Anforderungen des Belcantos mit der Rollenintensität und der Stimmkraft des Verismo. Caruso war der erste Opernsänger, der auch Stadien füllte und in der breiten Masse populär wurde.

Enrico Carusos Leben

Enrico Caruso wurde 1873 in eine arme, kinderreiche Familie (je nach Quelle 7 oder 21) in Neapel geboren.

Ausbildung und Durchbruch

Sein Talent wurde früh erkannt und seine wichtigste stimmliche Ausbildung genoss er bei Vergine, der ihn zwar kostenlos unterrichtete sich aber 25 % der Einnahmen der ersten fünf Jahre zusicherte. Es folgen lange Jahre an kleinen Häusern. 1897 kann er Puccini vorsingen. Der reagiert mit dem überlieferten Ausruf: «Wer schickt Sie – Gott?». 1899 folgt eine Russlandtournee mit den berühmten Tetrazzini und Bastiannini. Nach dem Debüt in Scala und einem legendären Elisir d’amore unter Toscanini folgte eine kühle Aufnahme der Boheme in seiner Heimatstadt, in der er nie mehr auftrat.  1903 gelang ihm relativ spät der internationale Durchbruch an der Metropolitan Opera in New York.

Una furtiva lagrima

He decided never sing there again, what he did. Relatively late at the age of 30 he made his international breakthrough at the Metropolitan Opera in New York.

Die Aufnahmen

1902 entstanden die berühmten Aufnahmen in einem Hotelzimmer in Mailand mit dem Label Victor, die der Produzent Gaisberg eigenmächtig organisiert hatte. Weitere folgten. Durch die attraktive Mittellage war seine Stimme für die Phonografie besonders geeignet, da hohe Stimmen und deren obertonreicher Klang mit der damals bestehenden Aufnahmetechnik deutlich benachteiligt waren.

 

Familie und Kinder

Privat hatte er 2 Söhne mit der Opernsängerin Ada Giacchetti. Die beiden gingen später auseinander, nicht zuletzt wegen der notorischen Untreue Carusos. Später heiratete er eine reiche Amerikanerin und hatte mit ihr eine Tochter.

Körperlicher Niedergang

Enrico Caruso war starker Raucher und hatte viele erschreckende Gewohnheiten (siehe auch die Anekdoten). Einiges war seinem steten Lampenfieber geschuldet. Trotz schweren gesundheitlichen Problemen (z.B. permanente Anfälle von rasenden Kopfschmerzen) sang er pausenlos und beschleunigte seinen Niedergang. Ein Bild des 47-jährigen zeigt einen stark gealterten Mann. Bei der letzten Aufführung musste Caruso, während der Oper blutspuckend, gestützt werden. Er verstarb 1921 und wurde unter grösster Ehrerbietung in Neapel bestattet.

Seine Wirkung

Caruso wurde von Puccini geschätzt und sang in der Uraufführung von «La fanciulla del West». Am berühmtesten war sein Pagliaccio mit dem er mehrere nachfolgenden Künstlergenerationen beeinflusste.

No Pagliacccio no son

 

Seine Stimme hatte eine sehr schöne Mittellage, das Erreichen des hohen C’s musste er sich in jungen Jahren erarbeiten. Caruso veränderte für immer das Singen des Tenors in Richtung des Heldentenors. Er verband die Anforderungen des Belcantos mit der Rollenintensität und der Stimmkraft des Verismo. Caruso war der erste Opernsänger, der auch Stadien füllte und in der breiten Masse populär wurde.

 

Weitere Höhepunkte aus Caruso Aufnahmen (to be continued)

 

In seiner Aufnahme von 1906 dieser Arie aus Il Trovatore singt Enrico Caruso die Figuren präzise und etwas langsamer als andere Tenöre. Jedoch wurde die Arie einen halben Ton nach unten transponiert und sie endet nicht mit dem  C sondern auf dem B. Caruso hatte eine baritonal gefärbte Stimme. Er erreichte zwar das hohe C, vermied es aber auch gelegentlich wenn es nicht günstig lag. Diese Gewohnheit teilt er mit andern Tenören. (del Monaco, Domingo, Carreras, Tucker, Gigli, Pertile…).

Beachten Sie das berühmte Caruso Schluchzen bei «madre felice», mit dem er «aus der martialischen Tenor-Fanfare ein Ausdrucksstück gemacht hat» (Kesting).

Di quella pira

 

Ebenfalls aus der Oper Il Trovatore.

Ah si ben mio

 

Der Brindisi aus LA TRAVIATA (3/3) mit einem meisterhaften Schluss.

Libiamo  – Caruso / Gluck

 

1908 machten der Tenor Enrico Caruso und fünf Sänger/innen eine Aufnahme dieses Sextetts, die zur Legende wurde — es ist das «Seven-Dollar Sextet» aus LUCIA DI LAMMERMOOR (2/2).

Chi mi frena a tal momento (7 dollar Sextett)  –  Caruso et al.

 

Ein sehr lyrisches und klangvolles un di all azurro spazio aus ANDREA CHÉNIER (1/1), einfach perfekt.

Un di all azzurro

 

1901 sang Enrico Caruso una furtiva lagrima aus dem Elisir d’amore zum erstenmal.  Es war seine Debut Saison an der Scala und Toscanini dirigierte. Es war die grösste Ovation die bis anhin in diesem Theater erschallte. Sie wurde dann auch eine der wichtigsten Opern in seiner Karriere an der Met. Furtiva lagrima war unter den ersten Arien die Caruso aufnahm und es wurde vielleicht die Arie, neben vesti la giubba, die am berühmtesten wurde. In dieser Aufnahme (die aufnahmetechnisch mit einem modernen Orchester untermalt wurde) ist das klassische Rubato zu hören beispielsweise auf dem zweiten «che piu cercando io vo», welches, verbunden mit einem grandiosen accelerando, doppelt solange ist als das von Pavarotti 80 Jahre später. Dasselbe kann man sagen zu dem (wunderbar) langen ritardando auf «io la vedo».  Im 20. Jahrhundert schlug die Stunde des Tyrannen Toscanini, der unter dem Titel der Werktreue den Sänger das Rubato austrieb, was bis heute zu kontroversen Diskussionen führte. Im zweiten Teil der Arie stellt sich Nemorino vor, Adina in seinen Armen zu halten und ihren Herzschlag zu fühlen. Hören Sie Enrico Caruso wie er diese Passage zärtlich sing und dann mit einem wunderbaren Crescendo das Cielo jubelt ohne an Zärtlichkeit zu verlieren. Der Schluss ist, mit den Worten von Kesting «hört man die wundervolle Agilität der stimme; die Koloraturkette reiht die Töne wie schimmernde Perlen aneinander. Mit der letzten Phrase geht Caruso, ohne die technische Basis des klassischen Singens auf dem Atem zu verlassen, über den Belcanto hinaus. Er singt die Wore «si puo morir» nicht wie ein Tenore di grazia, sondern mit einem gewaltigen Crescendo. Dabei lässt Caruso die Stimme ganz langsam anschwellen, und gibt dann ein rasches, aber beherrrschtes Virbato hinzu: das jähe Auflodern eines Feuers durch einen heftigen Windstoss.

Una furtiva lagrima

 

Als nächstes hören wir Recondita armonia aus der Oper Tosca. Er singt die Arie mit einem wunderschönen Legato.

Recondita armonia

 

Aus der Oper Rigoletto hören sie die ebenso legendäre wie großartigen Aufnahme von Caruso, der alle andern an die Wand singt. Ein fantastisches Dokument aus der goldenen Ära der Oper.

Bella figlia d’amore –  Caruso / Galli-Curci / Perini / de Luca

 

Besonders bemerkenswert ist seine grossartige Verzierung am Schluss dieser berühmten Arie aus Rigoletto.

La donna è mobile  –  Caruso

 

Caruso, der eine eher baritonale Stimme hatte, bekundete zu Beginn seiner Karriere Mühe mit hohen Tönen. «Als er seine ersten Aufnahmen machte war dieses Problem jedenfalls behoben, wie die prachtvolle Aufnahme von Salut, demeure chaste et pure zeigt, die er im Februar 1906 sang und in der die Verschmelzung des Lyrischen mit dem Heroischen sehr schön zu hören ist: Aus einem zarten Mezza voce entwickelt, blüht die Stimme immer mehr auf und entfaltet sich auf einem prachtvollen hohen C, das keine Anzeichen einer mühevollen Plage macht. » (Fischer, grosse Stimmen)

Salut, demeure chaste et pure  –  Caruso

 

Wir hören die grossartige und berühmte Aufnahme dieser Stelle aus Otello von Caruso mit einer einzigartig rot glühenden Leidenschaft.

Desdemona rea … Ora per sempre addio  –  Caruso

 

1914 sangen die beiden Titanen der italienischen Oper dieses Duett aus Otello, die eine künstlerische Rivalität pflegten. Tito Ruffo der Jahrhundert Bariton und Enrico Caruso der Jahrhundert Tenor.

Si, pel ciel marmoreo giuro  –  Caruso / Ruffo

 

Mit der Aufnahme von «Vesti la giubba» hat Enrico Caruso Geschichte geschrieben. Lassen wir Jürgen Kesting sprechen: «Am 17. März 1907 entstand Carusos berühmteste und folgenreichste Platte. Es ist das Lamento des Canio aus Pagliacci mit dem unnachahmlichen Schluchzer und dem verzweifelten Lachen nach der Phrase «bah, si tu forse un uom». Die lange mit grossem Klang zu entfaltende Phrase «sul tuo amore infranto» bildet Caruso, hörbar fortgetragen von dem, was er singt und singend erleidet, auf einem Atem und einer gewaltigen, ja ekstatischen Phonation».

Diese Aufnahme von 1907 war übrigens die erste Platte von der über eine Milion Exemplare verkauft wurde !

Recitar…vesti la giubba –  Caruso

 

Auch heute noch beeindruckt die Aufnahme aus Pagliacci.

No Pagliacccio non son

 

Ein Merkmal dieser berühmten Arie ist, dass der Tenor von einer Solo Violine begleitet wird, die während des ganzen Stücks seine Stimme umspielt. Berlioz meinte, dass dieser Kunstgriff Gounods «viel eher schade, als dass es dem Ganzen dienlich sei, und ich glaube, der Sänger Duprez hatte recht, der eines Tages, als ein Instrumentensolo im Orchester ihn bei einer Romanze begleitete, sagte: Dies Teufelsinstrument mit seinen Läufen und Variationen irritiert mich wie eine Fliege, die mir um den Kopf surrt und sich auf meine Nase setzen will. »

Conde hielt dem entgegen, dass Gounod mit der Violine das ausspricht, was die Worte nur zur Hälfte sagen konnten (« ce que les mots ne disent qu’à demi »)

Fausts’ Worte sind spirituell und expressiv. Worte wie « innocente et divine » oder  « Que de richesse » geben dem Sänger die Gelegenheit die Subtilität und Reichhaltigkeit seiner Stimme zu zeigen. Die Intensität steigert stetig sich bis zum klimaktischen Höhepunkt der Arie mit dem spektakulären hohen C, welches geschmackvoll gesungen werden sollte und auf keinem Fall grob und Beifall erheischend gestaltet werden darf, was die Stimmung dieses Stücks zerstören würde. Das Stück klingt im Adagio wunderschön mit der Solo Violine aus.

Caruso, der eine eher baritonale Stimme hatte, bekundete zu Beginn seiner Karriere Mühe mit hohen Tönen. «Als er seine ersten Aufnahmen machte war dieses Problem jedenfalls behoben, wie die prachtvolle Aufnahme von “Salut, demeure chaste et pure” zeigt, die er im Februar 1906 sang und in der die Verschmelzung des Lyrischen mit dem Heroischen sehr schön zu hören ist: “Aus einem zarten Mezza voce entwickelt, blüht die Stimme immer mehr auf und entfaltet sich auf einem prachtvollen hohen C, das keine Anzeichen einer mühevollen Plage macht. » (Fischer, große Stimmen)

Salut, demeure chaste et pure

 

Caruso selbst erklärte dieses Stück aus “La forza del destino” als seine beste Duett-Aufnahme. In der Tat bekam diese Interpretation der beiden Neapolitaner Referenzstatus.  Beide Stimmen harmonieren aufs Höchste und strömen eine samtartige Weichheit in schönstem Legato aus.

Solenne in quest’ora giurarmi dovete

 

 

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der online Opernführer zu ENRICO CARUSO

 

 

 

2 Kommentare
  1. Jan de Turovski
    Jan de Turovski sagte:

    Es waren sieben Kinder. Alle anderen Angaben ( 18 0der 21) sind seit 45 Jahren widerlegt.
    Dorothy Caruso war nicht reich. Ihr Vater war es. Er enterbte Dorothy wegen Caruso.
    Dorothy Caruso wurde durch Caruso reicher als ihr Vater es je war.

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