Das Portrait von Donizettis Arie IL DOLCE SUONO RISO (Wahnsinns Arie)
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Die Arie – Handlung & Hintergrund
In diesem Beitrag zur Wahnsinnsarie aus der Oper «Lucia di Lammermoor» müssen wir über das Thema «Wahnsinn sprechen». Die Kompositionsjahr der Lucia, 1837 fiel in eine glückliche Zeit Donizettis. Kurz nach der triumphalen Premiere starben jedoch Donizettis Eltern, seine Frau hatte eine Fehlgeburt, gebar etwas später ein Kind welches kurz danach starb und verstarb selbst nach wenigen Monaten. Donizetti schrieb die erschütternden Worte «ich werde auf immer unglücklich sein“. Einige Jahr später verschlechterte sich sein Geisteszustand und er verstarb 1848 an dieser Krankheit. Umso gebannter hören wir die Wahnsinns-Szene der Lucia im zweiten Akt, «Il dolce suono…Sorge il tremendo fantasma».
Handlung: Lucia verliert ihren Verstand und bringt Enrico noch während den Feierlichkeiten um. Sie erscheint mit blutverschmierten Kleidern und einem Messer in der Hand vor die Gäste. Sie fantasiert und bricht dann ohnmächtig zusammen.
Diese Arie ist ein hoch virtuoses Stück. Die Wahnsinns-Szene besteht nicht aus einer Arie, sondern ist ein Labyrinth von Stücken das mit einem Andante arietta beginnt, dann in ein manisches Allegro Vivace mündet, von einem recitativo accompagnato gefolgt von einer Larghetto-Arie (mit Chor) und ein Allegro-Trio mit Enrico, Raimondo und vollem Chor übergeht und in einer weiteren Arie plus Coda endet. Kein Wunder, dass diese Szene als eine der schwierigsten der Opernliteratur gilt. Zudem verlangen rasche Tonsprüge zwischen hohen und tiefen Stimmregister und virtuose Verzierungen eine virtuose Koloratur-Technik, wie ein folgendes Notenbeispiel zeigt.
Donizetti schrieb diese Arie mit einer Begleitung einer Glass-Harmonika. Heutzutage wird die berühmte Passage mit der Begleitung der Koloratursequenz mit der Flöte gesungen. Sie hören im Hörbeispiel von Anna Netrebko und Nadine Sierra (ganz unten) eine Version mit diesem Instrument (Bei Anna Netrebko ist die Solo Kadenz mit Flöte begleitet). Der Effekt ist faszinierend. Tatsächlich musste die Uraufführung der Lucia di Lammermoor ohne die Glass-Harmonika von statten gehen, weil der Interpret des Instruments in einen Rechstreit mit dem Theater geriet und kein Ersatz aufgetrieben werden konnte. So musste er auf die Begleitung durch die Flöte ausweichen.
In der Aufführungspraxis haben viele der Sängerinnen die Arie nach eigenem Gutdünken ausgeschmückt. Einige dieser Interpretationen wurden von andern Sängerinnen übernommen oder wurden sogar zu einem Aufführungsstandard (siehe weiter unten die Anmerkung zu Nellie Melba). Dies änderte sich schlagartig mit Maria Callas Interpretation von 1955. Sie hat in dieser Rolle Furore gemacht und dies weitgehend in der Version «come scritto» also so wie von Donizetti komponiert und mit nur wenigen ergänzenden Ornamenten.
Stimmfach «dramatischer Koloratur Sopran»
Die Rolle der Lucia ist für eine dramatischen Koloratur Sopran geschrieben. Der dramatische Koloratur Sopran muss sowohl über Koloraturfähigkeit verfügen, wie auch mit einem grösseren Stimmvolumen den dramatischen Ausdruck meistern können. In der Regel kann diese Stimme auch lyrische Partien singen, so kommt es vor, dass der «dramatische Koloratursopran» ein breites Repertoire singen kann.
Grosse Interpretinnen der Arie “IL DOLCE SUONO RISO”
Diese Szene wird eindringlich gesungen von Maria Callas in der Aufnahme, die unter anderem durch diese Szene berühmt geworden ist, wunderbar begleitet von Herbert von Karajan.
Il dolce suono…Sorge il tremendo fantasma (1) – Callas/Karajan
Wie schon angetönt war es im 19. Jh Tradition, die Arie mit eigenen Verzierungen, Kadenzen auszuschmücken. Eine dieser Kadenz wurde berühmt: «Eine einschneidende Modifizierung dieser Szene wurde jedoch rund 30 Jahre nach dem Tod Donizettis vorgenommen. Um 1880 wagte es die australische Sopranistin Nellie Melba, am Ende des besagten langsamen Satzes eine erweiterte Kadenz mit Soloflötenbegleitung zu singen – ein fast unglaublicher Drahtseilakt, bei dem die Sopranistin sich auf einen Wettstreit mit der Flöte einlässt nach dem Motto: «Alles, was Du spielen kannst, kann ich nachsingen, aber höher». Hören Sie Nellie Melba, in einer Aufnahme von 1904 mit dieser berühmten Stelle» (Abbate/Parker, A history of opera).
Del ciel clemente un riso (Cadenza) (2) – Melba
Diese Wahnsinnkadenz wurde in der Folge zur berühmtesten Stelle dieser Oper und wird bis zum heutigen Tag von den meisten Sopranistinnen getreulich reproduziert. Hören Sie die berühmte Joan Sutherland mit der Wahnsinnsarie (und der Kadenz kurz vor 9:00).
Il dolce suono riso (3) – Sutherland
Schließlich gibt es für Kinofilme einen Ausschnitt aus dem Film “the fifth element”. Die Stelle wo Bruce Willis einer Außerirdische zuhört , die die Arie “il dolce suono” in einem Opernhaus singt.
Il dolce suono riso (4) – Inva Mula / the fifth element
Und nun zu einer Aufnahme von Anna Netrebko in der eine Glassharmonika als Begleitinstrument zum Einsatz (mit Ausnahme der Kadenz, die mit Flöte gespielt wird), mit der diese Arie ursprünglich komponiert wurde. Sie erzeugt eine faszinierende, übernatürliche Stimmung.
Il dolce suono riso (5) – Netrebko
Die Version mit Nadine Sierra mit einer TV Produktionaus dem Opernhaus la fenice ist durchgehend mit der Glassharmonika begleitet.
Il dolce suono riso (6) – Sierra
Peter Lutz, opera-inside, der online Opernführer zu der Arie “Il dolce suono riso” aus der Oper Lucia di Lammermoor.
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