Der online Opernführer & Handlung zu IL TROVATORE
Berühmt wurde der Ausspruch Carusos, dass der Trovatore ganz einfach zu besetzen sei, nämlich «mit den vier besten Stimmen der Welt». Der Trovatore ist vielleicht das grösste Sängerfest, welches in der Operngeschichte komponiert worden ist, Jede der vier Hauptrollen ist eine Glanznummer für das jeweilige Stimmfach geworden. Erleben Sie welche unendliche Fülle von grossartigen musikalischen Themen Verdi für diese Oper komponiert hat.
ÜBERSICHT UND SCHNELLZUGRIFF
Inhalt
♪ Handlung
♪ Akt I (Palast-Szene)
♪ Akt II (Zigeuner-Szene, Klosterszene)
♪ Akt III, IV (Belagerungs-Szene, Gefängnis-Szene)
Höhepunkte
♪ Tacea la notte / di tale amor
♪ Mal reggendo all’aspro assalto
♪ Miserere
ROLLEN & HANDLUNG VON IL TROVATORE IN 4 MINUTEN
URAUFFÜHRUNG
Rome 1853
LIBRETTO
Salvatore Cammarano, basierend auf dem Roman El trovador von Antonio García Gutiérrez.
HAUPTROLLEN
Conte di Luna, Adliger im Dienste des Prinzen von Aragon (Bariton) - Leonora, Adlige im Palast des Conte di Luna (Sopran) - Manrico, vermeintlicher Sohn Azucenas, Gegenspieler des Conte (Tenor) - Azucena, Zigeunerin (Mezzosopran)
AUFNAHME EMPFEHLUNG
RCA, Zinka Milanov, Jussi Björling, Fedora Barbieri und Leonard Warren unter der Leitung von Renato Cellini und dem RCA Victor Orchestra und dem Robert Shaw Chorale.
KOMMENTAR
Libretto
Wenige Libretti der Operngeschichte wurden so gescholten wie das des «Trovatore». Es sei schlichtweg «verworren» lautete der Tenor der Urteile. Diesem Urteil kann jeder, der zum ersten Mal versucht dessen Handlung zu verstehen beipflichten. Verdi hätte dem entgegnet, dass es ihm gar nicht um die Handlung ging, sondern um die Szenen, die ihn inspirieren sollten. Letztlich fusst die Handlung auf dem bewährten Dreiecksverhältnis der Operndramatik. George Bernard Shaw fasste dieses in folgender Formel zusammen: «Opera is when a tenor and a soprano want to make love and are prevented from doing so by a baritone» (Oper ist, wenn ein Tenor und eine Sopranistin miteinander schlafen wollen und von einem Bariton daran gehindert werden). Das stimmt auch für das vorliegende Werk, doch die Handlung des «Trovatore» wird durch eine entscheidende dramatische Dimension bereichert: neben dem Liebespaar (Manrico und Leonora), dem Rivalen (Conte di Luna) taucht auch noch die Schwiegermutter (Azucena) als «Spaß Bremse» für das Liebespaar auf und schafft durch die Parallelität der Liebesgeschichte und einer Rachegeschichte eine völlig neue Qualität der Dramatik.
Die Geschichte «El trovador» stammt von Antonio García Gutiérrez. Verdi schätzte die wilden Handlungsstränge dieses Autors und vertonte ein paar Jahre später mit dem «Simon Boccanegra» einen weiteren (verworrenen) Roman des Spaniers. Verdi beauftragte für die Ausarbeitung des Librettos Salvatore Cammarano. Diese Wahl scheint nachvollziehbar, weil Cammarano wenig von dramatisch logischen Handlungen hielt, sondern ein Anhänger von abenteuerlich-schauerromantische Stoffen war (17 Jahre zuvor schrieb er das Libretto zur ähnlich verworrenen «Lucia di Lammermoor»). Im Gegensatz zu Piave scheint Verdi mit Cammarano ein Verhältnis auf Augenhöhe gepflegt zu haben und er schätzte die Zusammenarbeit sehr. Leider verstarb Cammarano kurz vor der Fertigstellung des Librettos und Verdi beauftragte einen jungen Dichter mit den Anpassungen der letzten Verse (Leone Emmanuele Bardare).
Die Musik
Es ist einfach unfassbar wie viele hervorragende Stücke Verdi für den «Trovatore» komponiert hat. Auffällig ist wie knapp Verdi in dieser Oper die Rezitative gehalten hat, zugunsten von dramatischen Arien und Ensemblestücken. In kaum einer Oper Verdis und in der ganzen Operngeschichte überhaupt, sind so viele eingängliche und bezwingende Musikstücke so dicht aufeinander komponiert worden.
Formell war der «Trovatore» nach dem «Rigoletto» oder gar «Macbeth» ein «Rückschritt» in die alte Belcanto Welt von Rossini, Donizetti und Bellini. Viele Stücke des «Trovatore» wurden in der strengen, klassischen Form einer scena ed aria komponiert. Formell ist das Werk mehr ein Stück «alter Schule» als ein Musikdrama, in dessen Richtung Verdi eigentlich gehen wollte. Vielleicht ist der «Trovatore» gerade deswegen so reich geraten, weil Verdi sich in diesem klassischen Formgebilde wie ein Fisch im Wasser fühlte?
Je weiter man im Trovatore vorankommt, desto besser verstehen wir, wieso Caruso den Ausspruch «der Trovatore sei einfach aufzuführen, er müsse einfach durch die vier besten Sänger der Welt besetzt werden» gemacht hat. Neben anspruchsvollen Arien treffen wir viele packende Terzett-Szenen an, die nicht nur die perfekte Singen erfordern, sondern auch das perfekte Musizieren.
Die Rolle der Leonora
Als Verdi mit dem römischen Theater die Modaliten der Uraufführung verhandelte, stellte er die Qualität der Sängerinnen der Rolle der Leonora und der Azucena zur Bedingung, wissend um die Schwierigkeit deren sängerischen und dramatischen Aufgabe. Am Anfang scheint gemäss Verdis brieflichen Notizen die Rolle der Azucena angesichts der dramatischen Aufgabe die höhere Bedeutung gehabt zu haben. Mit dem Fortschreiten der Komposition entwickelte sich aber die Rolle der Leonora immer mehr und bekam in der Partitur den breitesten Raum. Sie wurde in der Aufführungsgeschichte eine Rolle für «Assolutas». Namen wie Maria Callas, Rosa Ponselle oder Zinka Milanov sangen und brillierten in dieser Oper. Callas durch die Dramatik, die sie der Rolle verlieh, Milanov durch die schiere Kraft und Lieblichkeit, und die Ponselle mit der Schönheit und dem Ausdruck ihrer Stimme. Die Rolle der Leonora erfordert ein Sopran, der im dramatischen italienischen Fach zu Hause ist. Doch auch die tragischen Aspekte müssen überzeugend gesungen werden («Miserere»), hohe Töne müssen sitzen («di amor sulle rosee») und schlussendlich erfordert es eine großartige belcantistische Technik bei teuflisch vertrackten Arien wie «Tacea la notte».
Eine Oper Verdis mit anhaltendem Erfolg
Der Erfolg des «Trovatore» war immens. Bereits die Uraufführung vom 19. Januar 1853 in Rom war umjubelt. Nach jeder Arie brach Beifall aus und das Ende des dritten Aktes und der ganze vierte Akt musste wiederholt werden. Auch wurde die Oper trotz der eher traditionellen formellen Anlage als neuartig empfunden. In den folgenden Jahren war der Trovatore in ganz Europa und in Amerika zu sehen. 1862 schrieb Verdi in einem Brief, den «Trovatore» könne man selbst in Afrika und in Indien hören. Auch heute noch gehört er zu den beliebtesten Opern, allerdings ist aufgrund der Besetzungsschwierigkeiten die Nachfrage grösser als das Angebot.
IL TROVATORE AKT I
Die Geschichte der Zigeunerin
Vorgeschichte: Der alte Conte di Luna hat zwei kleine Söhne. Eine Zigeunerin tauchte an der Wiege des jüngeren Sohnes Garcia auf um seine Zukunft zu deuten, die Diener jagten sie weg. Kurz darauf erkrankte er schwer. Aus Rache liess der Graf die Zigeunerin festnehmen und auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Azucena, die Tochter der Zigeunerin entführte aus Rache den kleinen Garcia. Sie nahm ihn zu sich nach Hause und zog ihn unter dem Namen Manrico auf.
Handlung: Zwanzig Jahre später. Der überlebende Sohn des Grafen hat seine Wache auf Position geschickt, um auf die Spur eines mysteriösen Troubadours zu kommen, dessen Gesang man in der Burg jede Nacht hören kann. Um seine Männer wach zu halten erzählt der Hauptmann Ferrando seiner Truppe die Geschichte der Zigeunerin. Allerdings geht man davon aus, dass die Tochter der Zigeunerin den kleinen Garcia aus Rache verbrannt hatte, weil man verbrannt Kinderknochen in der Nähe fand.
Die Oper beginnt ohne formales Vorspiel oder Ouvertüre, lediglich Arpeggi und Horn Rufe leiten Ferrandos Erzählung ein. Verdi gestaltet die Erzählung mit unheimlich effektiven Stilmitteln. Durch variierte Wiederholungen und das einem im Erzählstil gehaltenen Gesangstück erzielt er große Spannung und zieht den Zuhörer in die Geschichte hinein.
Di due figli vivea padre beato – Ghiaurov
Die große Arie der Leonora des ersten Aktes
Handlung: Manrico ist in Tat und Wahrheit der Troubadour und er verliebte sich noch vor dem Bürgerkrieg in die Palastdame Leonora, die am Hofe des Conte di Luna wohnt. Leonora erwidert die Gefühle. Sie ist abends im Hof der Burg und singt über ihre Liebe zu dem mysteriösen Troubadour, der in ihr Leben getreten ist.
Wir hören die erste grosse Arie (Cavatina und Cabaletta) der Leonora. Ein kurzes Motiv der Klarinette bringt uns in die nächtliche Szene des abgeschiedenen Gartens, romantisch erhellt durch ein schimmerndes Vollmondlicht. Zu Beginn der Cavatina zeichnet die Sängerin die nächtliche Stimmung mit einem sanften und leichen «Notte placida» (stille Nacht) geht über zu einem breiteren «ciel sereno» (klarer Himmel) zu einem leuchtenden «la luna viso argenteo» (des Mondes silbenes Gesicht). Eine fermate auf «Muto» leitet über zum B Teil, den mit grosser Emotion zu singenden Erinnerungen an den geheimnisvollen Troubadour «Dolci s’udirò» (Lieblich und zart erklangen die Saiten einer Laute). Dieses Motiv wiederholt sich nochmals beginnt in «e versi» im pianissimo und endet im einen hohen B in «melanconici». Dieser A/B Teil wiederholt sich nochmals. Diesmal beleuchtet sie ihre Gefühle für den Troubadour. Dieser Abschnitt wird entsprechen mit grosser Emotion gesungen und die Cavatina endet in einer grossen und ekstatischen Kadenz, die bis ins hohe Des führt.
Stand im ersten Teil eine kontemplative, breitströmende Stimmung im Vordergrund so wechselt die Form in der Cabaletta in eine schnelle Koloraturarie. Leonora drückt ihre Freude mit Trillern und einergrossen Schluss-Expansion ins hohe C aus. Das virtuose Stück stellt sehr grosse Herausforderung an die Sängerin und muss mit perfektem Legato gesungen werden um die Eleganz beizubehalten, ohne dass die Koloraturen an Glanz verlieren.
Wir hören diese Szene von vier Sopranistinnen.
Wir beginnen mit Leontyne Price. Es ist die Rolle mit der Price zum Star geworden ist: Nach einer erfolgreichen Aufführung in Verona mit Franco Corelli als Manrico wurde sie von dem damaligen Leiter der Met, Rudolf Bing in die Met eingeladen. Der Trovatore in der Saison 60/61 bedeutete sowohl für Corelli wie auch für Price ihr Met-Debut. Dieses endete für Price in einem unvergesslichen triumphalen Erfolg. Die Schlussovation der Aufführung vom Januar 1961 dauerte 40 Minuten. Einer der längsten in der Geschichte der Met. Hören Sie sie in der verfilmten Version aus dem Jahr 1963, einem Ausschnitt von der Metropolitan Opera.
Tacea la notte placida … Di tale amor (1) – Price
Leonora war auch eine der Glanzrollen der Callas. Hören Sie die beeindruckenden, wunderschönen langen Bögen und der Reichtum ihres Timbres aus einer ihrer Glanzjahre, in der Scala Aufnahme von 1953.
Tacea la notte placida. Di tale amor (2) – Callas
«Man muss zu Ponselle zurückgehen, um die alte Wahrheit bestätigt zu befinden, dass Interpretation erst nach der technischen Bewältigung der Musik beginnen kann. Sie beherrscht die Musik, und dieses technische Surplus verwandelt sich in Ausdruck. In der Cabaletta nach Tacea la notte singt sie ein unglaubliches Piano-Des.» (Kesting)
Tace la notte…di tale amor – Ponselle
Das Duell zwischen Manrico und Luna
Handlung: Als Manrico heimlich Leonora im Palast des Conte di Luna besucht, beobachtet ihn Luna verbittert, denn er hat sich in Leonora verliebt.
Manrico tritt mit der traurig-besinnlichen Melodie eines Minnesängers auf, doch gesungen von der heroischen und stolzen Persönlichkeit des Manrico, was zusammen mit den Einwürfen das eindrücklichen und dramatische Pathos dieses Stückes produziert.
Deserto sulla terra (2) – Pavarotti
Di geloso amor sprezzato – das erste große Terzett
Handlung: Im Dunklen hält Leonora den Conte für den Troubadour Manrico und wirft sich in seine Arme. Manrico erscheint und ist aufgebracht. Er offenbart sich dem Conte als sein Todfeind Manrico, dem Führer der Aufständischen gegen die Luna einen Bürgerkrieg führt. Die beiden gehen aufeinander los und es kommt zum Duell. Manrico gewinnt, tötet aber den Conte nicht und muss fliehen als Soldaten kommen.
Diese Stelle illustriert die musikalische Gestaltungsidee des Trovatore treffend: die Sänger singen ein grossartiges Terzett zu einer Duellszene, begleitet von einer dramatischen Musik.
Hören Sie sich diese dramatische Szene in drei Aufnahmen an.
Hören Sie Placido Domingo mit seinem stimmlich reichen Manrico. Er hat den Trovatore mehrmals aufgenommen. Seine Aufnahme von 1970 (dirigiert von Zubin Mehta) und 1978 (dirigiert von Karajan) gehören beide zu den größten Aufnahmen dieses Werks. Hören Sie ihn in der ersten Aufnahme mit der überragenden Leontyne Price und Sherill Milnes als Partner.
Di geloso amor sprezzato (1) – Milnes/Price/Domingo
Fantastisch wie Maria Callas die Dramatik der Situation transportieren kann. Die Aufnahme entstand aus der legendären Mexico Zeit und ist von der Aufnahmequalität her nicht optimal.
Di geloso amor sprezzato (2) – Callas/Baum/Warren
Die dritte Aufnahme stammt aus der großartigen Gesamtaufnahme mit Jussi Björling und Zinka Milanov.
Di geloso amor sprezzato (3) – Milanov/Björling/Warren
IL TROVATORE AKT II
Im Zigeunerlager – Vedi le fosche notturne
Handlung: Im Lager der Zigeuner in den Bergen. Manrico besucht seine Mutter Azucena.
Dies ist ein berühmtes Chorstück, in dem Hammer und Amboss einbezogen werden, um das Arbeitermilieu des Zigeunerlagers zu unterstreichen.
Hören und sehen Sie diese Szene in einer attraktiven Aufführung der Met.
Vedi le fosche – Metropolitan Opera
Stride la vampa – der berühmte Auftritt der Azucena
Handlung: Azucena sitzt am Lagerfeuer und ihre Gedanken gehen zurück zum Scheiterhaufen, auf dem Ihre Mutter sterben musste. Noch immer ist Azucena besessen von ihrem Ziel, ihre Mutter zu rächen.
Azucena singt diese Arie im schimmernden Licht des knisternden und flackernden Feuers. Die größte Herausforderung dieser Arie, ist es diese Stimmung zu erzeugen, deren Wahnsinn sich im Verlaufe der Arie ständig steigert. Die Arie muss gesungen wie eine Halluzination werden. Das Tempo muss im ostinato Stil beibehalten werden, um den manischen Aspekt dieser Arie zu betonen. Die Stimmung der Azucena ist geprägt von der Bitterkeit ihrer Gefühle. Ihre Erinnerungen «urli di gioia» und «cinta di sgherri» (Freudenschreie, von Schergen umgeben) schleudert sie von Hass geschüttelt hinaus. Das Knistern des Feuers und das Flackern des Feuers wird in der Orchesterbegleitung mit punktierten Rhythmen gezeichnet und durch die Sängerin verziert aufgenommen und zieht sich durch die ganze Arie durch. In «Sinistra splende sui volti orribili» (Verderben liegt furchtbar auf allen Gesichtern) durchzieht ein Schaudern ihre Stimme. Die Arie erreicht den Höhepunkt des ersten Teils mit «La tetra fiamma che s’alza al ciel» (Die furchtbare Flamme empor zum Himmel schlägt).
Der zweite Teil ist musikalischen gleich gestaltet. Inhaltlich taucht jetzt ihre Mutter vor ihrem geistigen Auge vor dem Scheiterhaufen auf und das «Grido feroce di morte levasi» (der grausige Schrei des Todes erschallt) im hohlen piano gesungen, lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Mit einem letzten langen Erschaudern (einem langen Triller) endet diese monumentale Arie der Azucena.
In der Geschichte gab es viele herausragende Azucenas wie beispielsweise Giulietta Simionato, Fedora Barbieri, Marilyn Horne oder Fiorenza Cossotto. Hören wir zwei dieser Stimmen an.
Fedora Barbieri präsentiert uns eine fesselnd-dramatische Azucena.
Stride la vampa – Barbieri
Von Fiorenza Cossotto hören wir eine brillante eher distanzierte Azucena.
Stride la vampa – Cossotto
Mal reggendo all’aspro assalto
Handlung: Als die beiden allein sind, will Manrico von Azucena mehr von der Geschichte hören und sie erzählt, dass sie bei der Entführung des Garcia aus Versehen ihr eigenes Kind verbrannt hatte. Als Manrico mehr über seine eigene Herkunft wissen will, weicht Azucena aus. Manrico erzählt nun seiner Mutter, dass er im Palast den Conte di Luna hätte umbringen können, aber dass eine mysteriöse Kraft ihn zurückgehalten habe. Seine Mutter drängt ihn eine weitere Gelegenheit zu suchen, um ihre Mutter zu rächen.
Diese Stelle gehört zu den grossartigen Duett-Stellen dieser Oper. Verdi kontrastiert Manricos sonnige C-Dur Melodie der Erzählung des Duells mit der besessenen Beschwörung Azucenas in Moll sie zu rächen.
Hören Sie ein mitreißendes «Reggendo all’aspro assalto» von Fiorenza Cossotto und Plàcido Domingo.
Mal reggendo all’aspro assalto – Cossotto/ Domingo
Der Conte ist unglücklich verliebt
Handlung: In der Zwischenzeit kam es zu Kämpfen und Leonora nahm irrtümlicherweise an Manrico sei gefallen. So entschloss sie sich ins Kloster zu gehen. Der verliebte Conte will sie aus dem Kloster holen und wartet dort ungeduldig mit seinen Soldaten auf Leonora.
Im «Balen del suo sorriso» (Der Strahl ihres Lächelns) muss der Bariton hohe Passagen farbig singen, in die die wunderschöne Melodie ihn führt. Diese lyrische Szene kontrastiert stark mit den vielen dramatischen Passagen des Conte in dieser Oper (zB Di geloso amor oder Per me ora fatale).
Der Conte di Luna wartet in den frühen Morgenstunden im Kloster auf die Ankunft von Leonora. Eine schöne, kurze Einleitung des Orchesters begleitet von der Bassklarinette schafft eine friedliche Stimmung. Er beschreibt mit Anmut das Antlitz der Geliebten und mit einen grossen, emotionalen Ritardando singt er «Ah l’amore ond’ardo» (die Liebe, die mich entflammt). Die Stellen sind leicht verziert, um dem liebenden «Bösewicht» das Böse zu nehmen und die ehrliche Liebe und den Schmerz zu zeichnen den ihn umtreibt. Der nächste Abschnitt «sperda il sole…» wird dreimal wiederholt und zeigt den Sturm in seinem Herzen («la tempesta del mio cor»). Eine vierte Wiederholung in Form einer Kadenz schliesst dieses schöne Stück ab.
Mit Leonard Warren hören wir einen herausragenden amerikanischen Bariton der fünfziger Jahre. Kesting meint zu Warrens’ Conte: «Wie bei keinem anderen Nachkriegsbariton liegt im Klang der Stimme jene sinistre und bedrohliche Färbung, die die Obsession des Luna suggeriert – ein dramatisch sinnvoller Kontrast zum hellen, offenen Timbre Jussi Björlings. Und wie kein anderer, gleitet Warren ohne die geringste Anspannung durch die extrem hohe Tessitura von Il balen. Jedenfalls käme Warren für die Idealbesetzung des Werks in Frage.»
Il balen del suo sorriso – Warren
Handlung: Manrico hat vom Aufenthalt Leonoras im Kloster erfahren und will zu ihr eilen, bevor sie das Nonnengelübde ablegt. Azucena versucht Manrico zurückzuhalten, sie befürchtet, dass sie Manrico verliert
In schmerzlichem «Moll» beschwört Azucena Manrico zu bleiben, ihre Stimme wird mit flehenden Streichern und Klarinetten verdoppelt. Verdi lässt Manrico in zuversichtlichem «Dur» antworten und kontrastiert so musikalisch überraschend Azucenas Motiv. Mit einem leidenschaftlich, schmerzlich-schönen Zwiegesang endet dieses kurze Stück.
Perigliarti ancor languente – Horne / Pavarotti
Handlung: Manrico eilt ins Kloster und trifft auf den Conte. Nach kurzem Kampf kann Manrico Leonora sicher zu sich nach Hause bringen.
Verdi komponiert für das Aufeinandertreffen von Leonora, Manrico und des Conte ein weiteres großartiges Terzett. Es ist unfassbar, wieviele schöne musikalische Ideen Verdi in ein so kurzes Stück wie «E deggio posso crederlo» gepackt hat und zu einem Fest der Stimmen bringt. Es beginnt mit den zögernden, unsicheren Worten von Leonora, die immer breiter und ausladender werden. Sie werden abgelöst durch die zornige Auseinandersetzung der beiden Männer, die in ein dramatisches Terzett übergeht und nach einer kurzen Fermate in ein wunderschönes, kurzes Concertato mit einer grossartigen Gesangslinie der Leonora mündet, das wiederum durch das Eintreffen Ruiz unterbrochen wird und mit einer Stretta endet.
Im Laufe der Plattengeschichte diente eine Gesamt-Aufnahme des «Trovatore» immer wieder dazu, die besten Sänger der Epoche zu vereinen. Besonders hervorzuheben sind folgende Aufnahmen mit:
- Giuseppe di Stefano, Maria Callas, Leonard Warren, Fedora Barbieri
- Jussi Björling, Zinka Milanov, Leonard Warren, Fedora Barbieri
- Franco Corelli, Leontyne Price, Ettore Bastiannini, Giulietta Simionato
- Plàcido Domingo, Leontyne Price, Sherill Milnes, Fiorenza Cossotto
- Luciano Pavarotti, Joan Sutherland, Ingvar Wixell, Marylin Horne
In “E deggio posso crederlo” hören Sie drei Aufnahmen aus obiger Auswahl.
Starten wir mit der Aufnahme mit Placido Domingo, Leontyne Price und Sherril Milnes.
E deggio posso crederlo (1) – Price/Domingo/Milnes
Als nächstes folgen Jussi Björling, Zinka Milanov und Leonard Warren.
E deggio posso crederlo (2) – Milanov/Björling/Warren
Als letztes hören Sie Giuseppe di Stefano, Maria Callas und Leonard Warren.
E deggio posso crederlo (3) – Callas/diStefano/Panerai
IL TROVATORE AKT III
Verdi’s Glanznummern für den Tenor: Ah si ben mio
Handlung: Luna hat in der Nähe von Manricos Burg ein Lager aufgeschlagen, um die Festung seines Feindes einzunehmen und Leonora zu befreien.
Als Ferrando verkündet, dass der Angriff für den nächsten Tag angesetzt ist, reagieren seine Männer mit einer frenetischen Militärhymne auf die Nachricht, majestätisch unisono gesungen.
Squilli, echeggi la tromba guerriera – Levine
Handlung: Lunas Soldaten haben eine herumwandernde Zigeunerin aufgegriffen und bringen sie zum Grafen. Dieser erkennt, wen er vor sich hat und sieht die Gelegenheit gekommen, seinen vermeintlich toten Bruder zu rächen.
Dieses grosse Duett besitzt musikalisch eine grosse Spannweite vom balladenhaften Beginn der Erzählung von Azucena zur wachsenden Spannung der Erkenntnis von Luna, zum Flehen der Azucena und schliesslich zum triumphalen Racheruf Lunas. Diese Passage ist ein grossartiges Beispiel, wie sich Verdi von grossartigen Szenen inspirieren liess.
Giorni poveri vivea – Cossotto / Cappuccilli
Handlung: Auf der Festung haben Leonora und Manrico beschlossen, angesichts des möglichen Todes zu heiraten. Manrico versucht Leonoras Unbehagenheit mit einem Liebesschwur zu besänftigen.
In der Scena ed aria des Manrico des dritten Aktes muss der Tenor zuerst ein lyrisches, romantisches «ah si ben mio» singen, gefolgt von einem heroischen «di quella pira» mit dem berühmten hohen C am Schluss.
Ah si ben mio ist die einzige umfangreiche Arie des Manrico im Trovatore. Die Arie beginnt mit Verdis Anweisung «cantabile con espressione». Manrico singt über sein Glück der kommenden Vermählung, doch die Stimmung ist gedrückt, in Moll geschrieben. Mit «Ma pur se nella pagina» (Doch wenn auf den Seiten eines Schicksalsbuches geschrieben ist, dass unter den Opfern ich bleibe) ist klar, dass die Heirat unter einem traurigen Stern steht. Verdi schreibt in der Partitur Anweisung «con dolore». Die Stelle muss aber mehr mit der Trauer einer schmerzlichen Erkenntnis gesungen werden als mit einem akuten Schmerz der Resignation, denn der Schluss der Arie steht in tröstenden Dur. Es ist Arie ist ein Liebeslied, welches mit Todesahnung durchtränkt ist. So muss die Stelle «Ch’io resti fra le vittime dal ferro ostil trafitto» (Dass unter den Opfern ich bleibe, vom feindlichen Stahl getroffen) im zweiten Teil des Verses mit einem schmerzlichen piano und diminuendo gesungen werden. Der dramatische Schlussvers «E solo in ciel precederti, la morte a me parrà!» (Und nur in den Himmel dir voranzugehn, wird der Tod mir winken) bekommt mit einem Triller auf das Wort «parrà» eine schmerzliche Bedeutung.
Wir hören die Cavatinae in verschiedenen Aufnahmen.
Als erstes Franco Corelli. Auch diesmal hören wir von Corelli eine Kavatine die mehr Drama als Lyrik bietet. Trotzdem kann man sich dem Sog dieser Stimme nicht entziehen (Kesting spricht von einem «Macho-Magnetismus). Etwas störend ist das Lispeln, welches ein negatives Markenzeichen von Corelli war.
Ah si ben mio (1) – Corelli/Karajan
Als nächstes Carlo Bergonzi. Er war die Antithese zu Corelli. Ein grosser Musiker, der diese Kavatine mehr lyrisch-nachdenklich angeht, Bögen spannt und die Melodie aussingt, dafür im Vergleich zu Corelli mit einer kleineren Stimme.
Ah si ben mio (2) – Bergonzi
Als drittes hören wir Jussi Björling. Womöglich der beste Verdi Tenor seit dem zweiten Weltkrieg. In «Ah si ben mio» hören wir wieso. Er besass sowohl die Schallkraft als auch die lyrische Eleganz und konnte die beiden Pole gleichzeitig bedienen.
Ah si ben mio (3) – Björling
Die vierte und letzte Version stammt von Placido Domingo. Diesmal aus der Aufnahme mit Giulini.
Ah si ben mio (4) – Domingo
Das berühmte hohe C in der Arie Di quella pira
Handlung: Manrico ist in Aufruhr. Er hat erfahren, dass seine Mutter Azucena vom Conte di Luna gefasst und als Geisel genommen wurde. Luna droht ihr mit Tod auf dem Scheiterhaufen. Manrico will Azucena befreien und verabschiedet sich von Leonora.
Di quella pira ist eines der großen Vorzeigestücke der Tenöre mit dem berühmten hohen C am Schluss.
Diese Arie ist ein Prüfstein für die Tenöre. Die Musik ist mitreißend: sie beginnt im Allegro und wird dann fünf Mal mit Effekten gesteigert. Zuerst muss der Tenor die Lautstärke steigern (bei «Col sangue vostro» schreibt Verdi «con tutta forza»), in der Mitte wird das Tempo gesteigert («piu vivo» bei «morir»), als nächstes setzt der Chor ein, darauffolgend setzt der Tenor ein und am Schluss kommt die höchste Note. Diese Dramaturgie löst auf den Zuhörer einen ekstatischen Effekt aus.
Neben dieser Steigerung hat die Arie hat zwei weitere charakteristische Merkmale. Das eine sind die mehrfach vorkommenden Sechzehntel Figuren:
Der Tenor muss diese Sechzehntel-Figur in jedem Vers singen, das summiert sich in sage und schreibe dreizehn Wiederholungen. Diese Figur soll das Flackern des Feuers wiederholen («Das furchtbare Feuer dieses Scheiterhaufens; spüre ich in allen meinen Fasern lodernd brennen»). Diese Figur ist aus Halbtonintervallen und ist in Allegro nicht einfach zu singen.
Die Begleitung des Orchesters hat einen markanten Vorwärtsdrang, der Rhythmus ist ähnlich einer Polonaise. Sie symbolisiert die Schlacht die bevorsteht, und wird durch den einsetzenden Chor der Krieger noch verstärkt.
Das zweite charakteristische Merkmal der Arie ist das berühmte hohe C am Schluss. Interessanterweise hat Verdi an dieser Stelle kein hohes C komponiert. Einer der ersten Tenöre dieser Oper hat bei Verdi aber explizit um Erlaubnis gebeten. Verdi hat dies ausdrücklich erlaubt, unter der Voraussetzung, dass das C auch schön gesungen werde. Interessanterweise hat Verdi an dieser Stelle kein hohes C komponiert. Einer der ersten Tenöre dieser Oper hat bei Verdi aber explizit um Erlaubnis gebeten. Verdi hat dies ausdrücklich erlaubt, unter der Voraussetzung, dass das C auch schön gesungen werde. So hat sich diese Konvention durchgesetzt und die meisten Hörer kennen die Arie nur so, sodass ein Befolgen der Partitur beim Publikum eine Irritation auslösen würde, wenn nicht sogar Enttäuschung. Sogar Toscanini, der jegliche Freiheiten die sich Sänger im 19. Jahrhundert genommen haben verboten hat, hat die Konvention akzeptiert.
Im Jahr 2000 zu den Feierlichkeiten des 100. Todestages von Verdi im Mailänder Opernhaus «La Scala» ordnete Riccardo Muti an, diese Arie in der Originalversion zu singen, also ohne das hohe C. Nach der Arie hagelte es Buhrufe und das Resultat war ein regelrechter Theaterskandal, der tagelang die Presse und die Gemüter bewegte.
Starten wir mit einer herausragenden Interpretation von Enrico Caruso. In seiner Aufnahme von 1906 singt Caruso die Figuren präzise und etwas langsamer als andere Tenöre. Jedoch wurde die Arie einen halben Ton nach unten transponiert und sie endet nicht mit dem C sondern auf dem B. Caruso hatte eine baritonal gefärbte Stimme. Er erreichte zwar das hohe C, vermied es aber auch gelegentlich wenn es nicht günstig lag. Diese Gewohnheit teilt er mit andern Tenören. (del Monaco, Domingo, Carreras, Tucker, Gigli, Pertile…).
Beachten Sie das berühmte Caruso Schluchzen bei «madre felice», mit dem er «aus der martialischen Tenor-Fanfare ein Ausdrucksstück gemacht hat» (Kesting).
Di quella pira (1) – Caruso
Eine schöne Aufnahme von Luciano Pavarotti aus 1968. Er singt ein spektakuläres Hohes C. Auch er wählte in späteren Jahren gelegentlich das B.
Di quella pira (2) – Pavarotti
Jussi Björling ist der Tenor mit den meisten Aufnahmen des Trovatore. Er hat insgesamt sechs Gesamtaufnahmen gemacht. Hören Sie ihn in der 1952er Aufnahme gewählt. Er schrieb am Tag der Aufnahme an seine Frau «ich habe di quella pira nie so gut gesungen wie heute». Björlings Melancholisches Timbre kommt wunderschön zur Geltung bei «Era gia figlio prima d’amarti Non pu? frenarmi il tuo martir». Auch sein hohes C ist außergewöhnlich. Sein ansatzloses Attackieren der Spitzentons C bleibt unerreicht.
Di quella pira (3) – Björling
IL TROVATORE AKT IV
Die zweite grosse Arie der Leonora
Handlung: Beim Befreiungsversuch wurde Manrico gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Er wartet zusammen mit seiner Mutter in der Zelle auf seine Hinrichtung. Lenora will mit Hilfe von Ruiz Manrico zu befreien. Zur Sicherheit hat sie Gift in ihrem Ring dabei, um sich notfalls bei Folter töten zu können.
Leonora singt ein trostloses, lyrisches Cantabile in hoher Stimmlage. Die wiederkehrenden Fall-Motive der Stimme lassen eine Endstimmung aufkommen, die sie mit Trillern zu verscheuchen sucht. In dieser Szene offenbart sich eine erstaunliche Übereinstimmung mit Beethovens Fidelio. Am offensichtlichsten ist die Namensähnlichkeit Leonore – Leonora. Wie im «Fidelio» versucht die Gattin ihren Gatten aus dem Kerker zu befreien. Und die Arie hat textlich eine erstaunliche Ähnlichkeit zu Fidelios «Abscheulicher!… Komm Hoffnung».
Caballés piano Spitzentöne waren in der Aufnahme-Geschichte unübertroffen. Beim Hören ihrer Interpretation ist das Wort «ätherisch» mehr als angebracht. Lesen sie dazu die überraschende Geschichte in den Fun Facts.
D’amor sull’ali rosee (1) – Caballé
Wir hören als nächstes eine Aufnahme mit Maria Callas. Sie besticht dadurch, wie sie einmalig eine Stimmung mit ihrem Timbre transportieren kann. Besonders bemerkenswert sind die vielen wunderschönen Verzierungen, die natürlich gesungen sind.
D’amor sull’ali rosee (1) – Callas
Eine weitere Aufnahme mit Zinka Milanov.
D’amor sull’ali rosee (2) – Milanov
Eine vierte Aufnahme mit Anna Netrebko mit überirdischen, wunderbar weichen Pianissimo Stellen.
D’amor sull’ali rosee (3) – Netrebko
Eine ungeheure dramatische Idee Verdis: das Miserere
Handlung: Leonora steht vor dem Gefängnisturm und hört die Stimme von Manrico.
Leonora steht bangend vor dem Gefängnis, aus dem sie Manrico retten will. Von innen hört man Manricos Stimme (von Harfe begleitet). Das Ganze wird untermalt von einem feierlich-düsteren Chor, der ein Miserere singt und den Schlägen einer Glocke, die die Beklemmung der Situation verstärken.
Hören Sie dieses berühmte Stück in der Interpretation von Maria Callas‘.
Miserere – Callas
Handlung: Leonora ist bereit, dem Conte di Luna gegenüberzutreten und ihr Leben aufs Spiel zu setzen.
Mit einer brillanten Cabaleta, die in tiefen Tönen beginnt und mit einem ekstatischen hohen C endet schliesst Leonora die Szene vor dem Turm ab.
Tu vedrai che amore in terra – Netrebko
Leonora nimmt das Gift
Handlung: Der Conte di Luna verspricht Leonora, Manrico freizulassen, wenn Leonora ihn heiratet. Leonora sagt zum Schein zu, beschliesst aber anschliessend das Gift zu schlucken.
Verdi komponierte den ersten Teil dieses dramatische Duetts («Mira le acerbe») sehr interessant. In Leonoras Passagen werden die Holzbläser verdoppelt, während bei den aufgeregten Widereden Lunas die Violinenfiguren verstärkt werden. Das Einverständnis von Luna lässt Leonora in die überschäumende Cabaletta «Vivrà! Contende il giubilo» übergehen, in die Luna begeistert einstimmt.
Mira di acerbe lagrime … Vivrà! Contende il giubilo – Netrebko / Hvorostovsky
«Vivrà contende il giubilo» hören Sie mit Maria Callas. Beeindruckend sind die eleganten Verzierungen.
Vivrà contende il giubilo – Callas / Panerai
Ai nostri monti – Abschied von der Welt
Handlung: Azucena und Manrico warten im Kerker auf ihren Tod. Fast schon entrückt erinnern sie sich an ihr Leben und bereiten sich auf die Hinrichtung vor.
In diesem schmerzlich-schönen Schwanengesang wiederholt Verdi ein Muster, das wir schon aus vorhergehenden Duetten kennen. Auf Azucenas entrücktes «ai nostri monti» in Moll, antwortet Manrico mit einer zärtlichen Dur-Passage. Das anschliessende Duett entschwindet tröstlich in einer hohen Passage.
Geniessen Sie ein nostalgisches «Ai nostri monti» von Plàcido Domingo und Fiorenza Cossotto. Domingos Samtstimme lässt den Schmerz tröstlich vergessen.
Ai nostri monti (1) – Cossotto / Domingo
Wunderschön musiziert von Björling und Barbieri.
Ai nostri monti (2) – Barbieri / Björling
Das Finale – Die Sterbeszene von Leonora
Handlung: Leonora wird erlaubt, Manrico im Kerker zu besuchen. Dieser glaubt, dass Leonora ihn mit dem Heiratsversprechen für den Conte betrogen hat, bis er realisiert, dass sie Gift genommen hat, um ihm im Tod treu zu bleiben. In ihrer Sterbeszene bekräftigt sie noch einmal ihren Willen lieber zu sterben als einen anderen zu heiraten. Der Graf trifft gerade noch rechtzeitig vor der Zelle ein, um Leonoras Geständnis des Betrugs zu hören. Als sie stirbt, lässt er Manrico hinrichten und Azucena offenbart ihm die wahre Identität des Troubadours und ruft mit hysterischer Stimme: «Du bist gerächt, Mutter!»
Leonora beginnt mit einer Melodie, die in die Höhe geht, muss sie aber geschwächt abbrechen. Mit einer grossartigen Kadenz entspinnt sich ein letztes grossartiges Terzett, das mit dem Tod Leonoras endet. Darauf wird Manrico hingerichtet. Azucena entlarvt ihr Geheimnis und mit schrecklichen Forte Schlägen des Orchesters endet das Drama.
Hören wir diese Szene in zwei Interpretationen. Zuerst kommen wir auf Zinka Milanovs Leonora zu sprechen. Dazu noch einmal Kesting («Grosse Stimmen»): «Die schwebenden Pianissimi in der Sterbeszene kann man kaum schöner hören als von der Jugoslawin.»
Priva d’altri vivere (1) – Milanov / Björling / Warren
Als zweites hören wir Maria Callas. Wunderschön wie sie die Schlussszene gestaltet. Beispielsweise im Mittel-Teil die Passage «Priva d’altri vivere», wo ihre Stimme mehrmals mühelos und atemberaubend in die Höhe gleitet.
Priva d’altri vivere – Callas / di Stefano / Panerai
Seit Beginn der Pandemie war ich in keinem einzigen Opernhaus mehr. Gestern war es dann endlich wieder mal soweit. Oder wenigstens beinahe – weil es sich um eine Open-air-Aufführung handelte. Il Trovatore am Ort seiner Erstaufführung. In Rom, im Circo Massimo. Vier große Stimmen, milde 25 Grad, eine laue Nacht. Es war großartig!
Cooler Ort!