Mailand: Ein Reiseführer für Musikfans.
Besuchsziele zu klassischer Musik und Opernkunst mit einem historischem Bezug. Lernen Sie spannende Ideen und Hintergrund-Informationen kennen.
0
ÜBERSICHTSKARTE
Hier finden Sie die Standorte aller beschriebenen Reiseziele auf Google Maps.
0
1
LEBEN UND WIRKEN VON KOMPONISTEN IN MAILAND
Lesen Sie über die Schicksale berühmter Künstler in der Oper-Hauptstadt Italiens
1
2
KONZERT- UND OPERNHÄUSER IN MAILAND
Lesen Sie über die glanzvolle Geschichte der Scala
2
3
KIRCHEN
Sogar Mozart war da
3
4
MUSEEN
Das Museum der Scala: ein Muss für Opernfans
4
5
HÄUSER UND APPARTEMENTS VON KÜNSTLERN
Wo Callas und Mozart wohnten
5
6
GRABSTÄTTEN BERÜHMTER MUSIK-KÜNSTLER
Der Cimitero Monumentale: Mailands Monumental-Friedhof. Der Grösste von allen ruht aber nicht dort
6
7
HOTELS, RESTAURANTS UND SPEZIALITÄTEN
Wo Sie auf Spuren Verdis nächtigen können, besuchen Sie Callas’ Lieblingsort und lernen Sie eine Mailänder Spezialität kennen
7
8
MUSIKALISCHE STÜCKE MIT BEZUG ZU MAILAND
Wie zwei berühmte Opern an der Uraufführung an der Scala scheiterten
8
KARTE DER REISEZIELE DES REISEFÜHRERS MAILAND
Zoomen Sie ein für Reiseziele in Mailand:
LEBEN UND WIRKEN VON KOMPONISTEN IN MAILAND
Vincenzo Bellini
Die Zusammenarbeit mit dem Librettisten Romani
Mailand war Vincenzo Bellinis künstlerisch wichtigste Station. Der Impresario Barbaja vermittelte den Kontakt zum Haupt-Librettisten der Scala, Felice Romani, der mit der Ausnahme von «I Puritani» alle folgenden Libretti Bellinis schreiben sollte.
Felice Romani:

Triumph und Niederlage
Die erste Oper «Il pirata» schlug in Mailand ein wie eine Bombe und Bellini schrieb in den nächsten 4 Jahren sechs Opern für die Scala und das Carcano. In Mailand kam er auch in Kontakt mit zwei der drei Giudittas, die in seinem Leben eine wichtige Rolle spielten. Einerseits betraf es die Affäre mit der verheirateten Turina (die wegen eines abgefangenen Briefes aufflog) und andererseits die künstlerische (und vermutlich auch private) Partnerschaft mit der berühmten Giuditta Pasta.
Bellini bewegte sich geschickt in den adligen Mailänder Salons und schuf sich rasch ein Beziehungsnetz. Dieses schützte ihn aber nicht vor der grössten Schmach seiner Karriere, der skandalösen Uraufführung seiner «Norma» an der Scala (mehr darüber im Exkurs weiter unten).

Maria Callas
Kampf um das Königinnenreich der Scala
1950 hatte Maria Callas zum ersten Mal in der Scala gesungen und sie wurde in den fünfziger Jahren die «Primadonna assoluta» der Scala.
Diese Position musste sie sich aber erkämpfen. Als sie an die Scala kam, besetzte Renata Tebaldi diese Position, inthronisiert als “Engelstimme” bei der Neueröffnung der Scala 1946 durch Toscanini . Was danach kam war nicht nur ein künstlerischer Wettstreit, sondern auch ein persönliche Animosität. Tebaldi bestach mit ihrer Engelsstimme, die Callas mit ihrem dramatischen Ausdruck und stupenden Technik. Die Claques der beiden Sängerinnen taten das ihrige um die Rivalität zu befeuern. Irgendwann gewann die Callas die Überhand und Tebaldi fokussierte sich auf die Met und so bekamen beide Sängerinnen ihre Königinnen-Reich.
Das Verhältnis der Callas zum Publikum und zum Management war aber nie frei von Spannungen, vielleicht wurde die Grösse ihrer Bedeutung erst im Nachhinein erkannt, denn viele der grössten Auftritte und die meisten der grossen Aufnahmen entstanden in der Scala. Die letzte Aufführung erfolgte 1962, dazwischen lag über ein Jahrzehnt mit vielen Emotionen.

Gaetano Donizetti
Karriere-Kick in Mailand
Mailand spielte in Donizettis persönlicher Biografie neben Bergamo, Neapel, Paris eine Nebenrolle. Und trotzdem war die norditalienische Metropole für die Karriere des Lombarden entscheidend. 1830 begann dort seine internationale Karriere mit dem Triumph seines ersten Meisterwerks «Anna Bolena» mit dem Traumpaar Giuditta Pasta und Giovanni Rubini in der Hauptrolle.
Zwei Jahre später präsentierte er sich dem Mailänder Publikum mit «Elisir d’amore». Als die Oper am 12. Mai 1832 uraufgeführt wurde, erlebte Donizetti einen der glänzendsten Momente seiner Karriere. Die Ovationen des Publikums waren gigantisch, auch die Kritiken der Zeitungen überschlugen sich. Damit konnte Donizetti den Erfolg, den er mit «Anna Bolena» zwei Jahre zuvor erzielt hatte bravourös bestätigen. Nun war er endlich auf Augenhöhe mit seinem Freund und Rivalen Bellini, und die beiden wurden zu den führenden Opernkomponisten Italiens.

LINK ZUR VOLLSTÄNDIGEN BIOGRAPHIE VON DONIZETTI
Wolfgang Amadeus Mozart
Triumph als 14-jähriger mit einer Oper
Im Januar 1770 kamen Vater und sein 14-jähriger Sohn Mozart von Salzburg kommend in Mailand an. Nach den Strapazen der Überquerung des Brenners bei Schnee und Kälte hofften die beiden auf einen lukrativen Auftrag. Mozart nahm Unterricht bei dem alten Sammartini und durfte mehrmals öffentlich auftreten. Der ersehnte Auftrag traf ein und Mozart erhielt ein Libretto für «Mitridate re di Ponte».
Im Herbst kehrten Sie mit der fertigen Oper zurück. Der 14-jährige Mozart dirigierte die ersten drei Aufführungen gleich selbst und die Mailänder waren aus dem Häuschen und sorgten für monatelang ausverkaufte Aufführungen. Noch zwei Mal kehrte Mozart mit Opern für Mailand zurück («Ascanio» und «Lucio Silla»), bis der Erzbischof Colloredo in Salzburg die Aufträge unterband. Alle drei Aufführungen fanden im Palazzo Regio Ducal statt, der drei Jahre nach der Uraufführung von «Lucio Silla» abbrannte.
LINK ZUR VOLLSTÄNDIGEN BIOGRAPHIE VON MOZART
Der 14-jährige Mozart:

Giacomo Puccini
Viele Berührungspunkte mit Mailand
Zwei erfolgreiche Uraufführungen in Mailand umrahmen das künstlerische Leben Puccinis. Zuerst war es 1884 der Einakter «Le Vili» des 26-jährigen Komponisten im Teatro Verme und 40 Jahre später die posthume Uraufführung der «Turandot» in der Scala. Beide Aufführungen waren Erfolge, zuerst der Achtungserfolg des Newcomers und zuletzt die Ehrerbietung gegenüber dem Monument Puccini, das mit Turandot seinen letzten Riesen geboren hatte. Dazwischen hatte Puccini aber mehr als einmal mit Mailand, genauer gesagt mit der Scala, gehadert, siehe auch den Exkurs zur Uraufführung der «Butterfly» an der Scala am Ende dieses Beitrages.
Mailand bedeutete für ihn auch die mausarmen Studentenjahre am Konservatorium Mailand, wo er unter anderem mit Pietro Mascagni das Zimmer teilte und an diese er sich in der «Bohème» zärtlich erinnert hatte. Als Komponist war Mailand für ihn auch wichtig, weil sich auch die Niederlassung seines Verlegers Ricordi in Mailand befand, mit dem er bis auf eine (La Rondine) alle Opern-Projekte bestritten hatte.

ZUR VOLLSTÄNDIGEN BIOGRAPHIE VON PUCCINI
Gioachino Rossini
Erfolgreiche Werke zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr
Die Jahre 1810-1820 waren die Galeerenjahre Rossinis, in denen er über 30 Werke für ein Dutzend Theater schrieb. Dabei stand Mailand in Rossinis Biografie im Schatten von Neapel, Bologna und Paris. Trotzdem sah die lombardische Hauptstadt die Uraufführungen von einem halben Dutzend von Rossinis Werken, darunter die «Gazza ladra» und «Il turco in Italia».
Die berühmte Partnerschaft mit Barbaja
Rossini lernte in Mailand Domenico Barbaja kennen, der in der Scala das “Unterhaltungszentrum” leitete. Die Scala der Zeit Rossinis muss man sich etwas anders vorstellen, als wir es heutzutage gewohnt sind. Zwar war die Musik wichtig, aber der gesellschaftliche Aspekt eines Besuchs war mindestens ebenso wichtig. Zur Scala gehörten auch ein Café, eine Konditorei, eine Küche und Spielräume. Für letztere war der findige Domenico Barbaja zuständig. Mit der Machtübernahme der Franzosen in den napoleonischen Jahren wurde das Glücksspiel legalisiert und Barbaja machte die Scala zu einem Unterhaltungszentrum mit Musik, Gastronomie und Glückspiel.
LINK ZUR VOLLSTÄNDIGEN BIOGRAPHIE VON ROSSINI
Der junge Rossini:

Giuseppe Verdi
Eine lebenslange Beziehung mit der Scala
Die Mailänder Scala war während seines ganzen Lebens der wichtigste künstlerische Bezugspunkt Verdis. In diesem Theater erfolgte 1839 die Uraufführung seiner ersten Oper (Oberto) und 54 Jahre später auch die seiner letzten Oper (Falstaff). Seine Karriere wurde an diesem Theater mit dem Sensationserfolg des «Nabucco» 1843 so richtig Fahrt auf, worauf der Impresario Merelli Verdi einen Vertrag für ein Folgewerk anbot. Der Vertrag war vollständig ausgearbeitet, lediglich bei der Entschädigungssumme klaffte eine Leerstelle. Merelli, der Impresario der Scala, forderte den Komponisten auf, die ihm genehme Summe selbst einzufügen.
Verdi vor der Scala:

Tod und Begräbnis in Mailand
Nachdem seine Frau Giuseppina 1897 gestorben war, verbrachte Verdi seine verbleibende Zeit oft in seiner Suite im Albergo Milano (heute Gran Hotel), wo er 1901 in seinem Zimmer verstarb. Bescheiden, gemäss seinem Wunsch, wurde seine Leiche in einer Kutsche III. Klasse zur Bestattung in den Friedhof gebracht. Erst drei Woche später wurde seine Leiche unter riesiger Anteilnahme der Mailänder Bevölkerung, begleitet vom Gesang der geschätzten 300.000 Personen entlang der Strecke, welche spontan das «Va pensiero» sangen, in die Krypta des Casa di riposo überführt. Seine Sterbesuite im Gran Hotel wurde bis heutigen Tag bewahrt und kann gebucht werden.
LINK ZUR VOLLSTÄNDIGEN BIOGRAPHIE VON VERDI

KONZERT- UND OPERNHÄUSER IN MAILAND
Teatro alla Scala I
In Rekordzeit erbaut
Das Scala wurde 1778 unter österreichischer Herrschaft in Rekordzeit von 2 Jahren erbaut, da der Vorgängerbau abgebrannt war. In den folgenden 150 Jahren wurde die Scala Ort von sehr vielen bedeutenden Premieren von Komponisten wie Gioachino Rossini, Vincenzo Bellini, Gaetano Donizetti, Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini.

1943 wurde es durch Bomben schwer beschädigt und mit einem glanzvollen Konzert dirigiert durch Toscanini eröffnet wurde. Ein Sopran Solo der noch unbekannten Renata Tebaldi wurde zur Sensation.
Ursprünglich bot das Theater 3000 Plätze davon viele in den 600 Logen. Heute gibt es noch 150 Logen und 2300 Plätze. Über den Logen befinden sich die Plätze der Logionisti, den berüchtigten, kompromisslosen Besuchern, die schon manchen arrivierten Star mit Buhrufen zur Weissglut brachten.

Teatro alla Scala II: Ehrung von Komponisten
Rossini wurde schon früh zu einem der wichtigsten Komponisten für die Scala, sein Name reichte, um die Theater zu füllen. Die Scala ehrte Rossini mit einer grossen Statue in ihren Räumlichkeiten.
Rossinis Statue in der Scala:

5 von Donizettis 71 Opern wurden an der Scala uraufgeführt. Darunter auch seine “Lucrezia Borgia”. Dieses Stück hatte im 19. Jahrhundert mit der Zensur zu kämpfen und wurde in den ersten 10 Jahren mit 6 unterschiedlichen Titeln aufgeführt, 1845 in Paris wurden die Italiener gar zu Türken («La rinnegata»).
Die Scala ehrte Donizetti mit einer Statue in Foyer des Theaters.
Donizetti Büste in der Scala:

Teatro alla Scala III: Puccinis schwere Stunden an der Scala
Zwei Opern wurden zu Lebzeiten Puccinis in der Scala uraufgeführt, beide scheiterten sie dort. Die Uraufführung der Butterfly wurde sogar zum bittersten Moment der Karriere Puccinis, lesen Sie mehr darüber im Exkurs weiter unten. Einzig die Uraufführung der Turandot wurde zum Triumph, den Puccini aber nicht mehr erleben konnte. Viele Werke Puccinis gehören auch heute noch zu dem meistaufgeführten der Scala.

Teatro alla Scala IV: Maria Callas
Der berühmte “punto Callas”
Die Scala war das künstlerische Zentrum der bedeutendsten Opernsängerin des 20. Jahrhunderts. Die stark kurzsichtige Callas kannte die Scala akustisch wie ihre Westentasche und hatte einen Punkt auf der Bühne, an dem ihre Stimme die beste akustische Wirkung entfalten konnte, den sogenannten “punto Callas”. Wo sich dieser Punkt befand, ist umstritten.
Die Bühne der Scala:

Teatro alla Scala V: das hohe C
Das hohe C in Verdis “di quella pira”
Das Opernhaus ist auch heute noch ein zentraler kultureller Ort Mailands und lässt noch immer die Herzen und den Blutdruck der Italiener höher steigen, wie folgende Geschichte um Verdi und das hohe C beweist: Die berühmte Arie «Di quella pira» aus dem «Trovatore »wird in der Regel mit einem hohen C abgeschlossen. Interessanterweise hat Verdi an dieser Stelle kein hohes C komponiert. Enrico Tamberlinck, einer der ersten Manrico hatte bei Verdi explizit um Erlaubnis gebeten. Der Maestro hatte dies ausdrücklich erlaubt, unter der Voraussetzung, dass das C auch schön gesungen werde.
Die Kontroverse
So hat sich diese Konvention durchgesetzt und die meisten Hörer kennen die Arie nur so, ein Befolgen der originalen, tiefen Note der Partitur würde beim Publikum Irritationen auslösen, wenn nicht sogar Enttäuschung. Sogar Toscanini, der jegliche Freiheiten, die sich Sänger im 19. Jahrhundert genommen hatten, untersagte, hat die Konvention akzeptiert. Im Jahr 2000 zu den Feierlichkeiten des 100. Todestages von Verdi im Mailänder Opernhaus «La Scala» ordnete Riccardo Muti, der Dirigent und künstlerische Direktor der Scala an, dass diese Arie in der Originalversion zu singen sei, also ohne das hohe C. Nach der Arie hagelte es Buhrufe der Loggionisti und das Resultat war ein regelrechter Theaterskandal, der tagelang die Presse und die Gemüter bewegte.
Teatro alla Canobbiana (heute Teatro lirico)
Uraufführungsort der “Elisir d’amore”
Dieses Theater war der Uraufführungsort seiner «Elisir d’amore». Donizetti hat die Oper in unfassbaren 13 Tagen geschrieben. Der Zeitdruck rührte daher, dass ein Komponist des Mailänder Teatro alla Canobbiana (neben der Scala das volkstümliche, zweite Theater der Stadt) sein Auftragswerk nicht rechtzeitig fertigstellen konnte und das Theater deswegen kurzfristig eine Alternative brauchte.
Hector Berlioz hat seinerzeit eine der ersten Aufführungen der Oper besucht und er äußerte sich wenig schmeichelhaft über den damaligen Theaterbetrieb. Er musste sich anstrengen über dem Lärm des Publikums die Musik zu hören. Die Leute sprachen miteinander, spielten um Geld, dinierten und übertönten erfolgreich das Orchester.
Das Canobbiana wurde 1894 in «Teatro lirico» umbenannt und hatte seither eine bewegte Geschichte, unter anderem ein Brand im Jahre 1937. Seit einigen Jahren läuft eine Renovation. Die Eröffnung ist für 2021 oder 2022 geplant.
Nach dem verheerenden Brand 1937:

KIRCHEN
Chiesa San Marco I
Uraufführungsort von Verdis Requiem
Tief erschüttert durch den Tod Rossinis, wollte Verdi 1868 verschiedene Musiker dazu bewegen, gemeinsam ein Requiem für den Nationalheiligen zu schreiben. Verdi schrieb zwar einen Schlusssatz, das Werk kam aber nicht zustande. 15 Jahr später beim Tod des Künstlers und Inspirators des Risorgimentos, Alessandro Manzoni, nahm Verdi das Heft selbst in die Hand und schrieb sein berühmtes Requiem für einen Gedächtnisgottesdienst, der schliesslich ein Jahr nach dem Tode Manzonis in der Kirche San Marco stattfand. Verdi nahm an der Erstaufführung nicht teil, dirigierte aber ein Jahr später am selben Ort eine weitere Aufführung dieses gewaltigen Werks.
Campanile der Basilica San Marco:

Chiesa San Marco II
Von Mozart besucht
In dieser Kirche spielte Mozart bei seinem ersten Besuch zum ersten Mal vor grösserem Publikum auf eine der ältesten Orgeln der Lombardei. Die Kirche ist unbedingt besuchenswert und hat u.a. sehr schöne Fresken. Sie wurde 1254 erbaut und u.a. von Martin Luther besucht worden sein. Eine weitere schöne, von Mozart gerne frequentierte Kirche ist die Chiesa di Sant’Antonio Abate.
Fresken in San Marco:

Montag und Donnerstag ist auf dem Platz Markt
Dom von Mailand
Toscaninis Abschied von Puccini
1924 dirigierte Arturo Toscanini die Begräbnisfeierlichkeiten für den verstorbenen Puccini im Dom von Mailand. Toscanini trug schwer daran, denn schon 23 Jahre zuvor hatte er für Verdi die Feierlichkeiten geleitet und nun war sein Freund und Gefährte Puccini an der Reihe. Die Ansprache hielt niemand anderes als Benito Mussolini, der den Tod des zum Nationalheiligen gewordenen politisch auszuschlachten versuchte.

MUSEEN
Museo teatrale alla scala I
Das Museum des Opernhauses
Im interessanten Theatermuseum neben der Scala finden Sie viele Exponate wie beispielsweise Kostüme, Bilder etc. Beim Besuch kann man in der Regel auch Logen betreten und einen Blick in den Theater-Saal werfen. Im Ausstellungszimmer 4 finden Sie ein bekanntes Portrait Verdis von Scalese und den Autographen des berühmten Chors «Va pensiero» aus dem “Nabucco”.
Verdi gemalt von Scalese:

Museo teatrale alla scala II
Das Museum des Opernhauses
Im Museum befindet sich auch das bekannte Portrait Bellinis von Carlo Arienti, welches 1831 in Mailand entstand.
Ölgemälde von Bellini:

Museo instrumenti musicali im Castello Sforzesco
Für Liebhaber von älteren klassischen Instrumenten findet sich ein Paradies mit über 700 ausgestellen Musikinstrumenten vom 16. Bis zum 20. Jahrhundert, darunter Zupfinstrumente, Geigen aus Cremona, Flöten und auch ein Spinett auf dem Mozart gespielt haben soll.
Museo degli instrumente musicali:

HÄUSER UND APPARTEMENTS
Apartement in Mailand von Maria Callas
Ab 1952 wohnte Maria Callas mit ihrem Mann Meneghini in ihrer Stadtwohnung obersten Stock in der Via Buonarotti 38, wenn sie in Mailand war. Ende der 50er Jahre wurde dort auch Aristoteles Onassis gesehen. Heute erinnert noch eine Gedenktafel an die berühmte Bewohnerin des Hauses.
Callas im Apartement an der Via Buonarotti:

Mozart Aufenthaltsort in Mailand
In diesem Palazzo war Mozart bei seinen Aufenthalten in Mailand häufiger Gast einer Seidenfabrikantenfamilie. Er hatte auch die Ehre den Musiksaal einzuweihen. Dieser spektakuläre Palast kann aber nur beschränkt besichtigt werden, ausschliesslich im Rahmen von Touren. Von aussen sieht der Palazzo unscheinbar aus, von innen ist er mit einem grossartigen Salon und Fresken von Tiepolo spektakulär. Zurzeit ist er Sitz der ISPI mit Büroräumlichkeiten.
Führungen frühzeitig, vor Reisebeginn abklären.
Palazzo Clerici:

GRABSTÄTTEN BERÜHMTER MUSIKER
Casa Verdi: Giuseppe Verdi
Grabstätte im Casa di riposo
In seinen letzten Lebensjahren initiierte Verdi eine grosszügige Tat. Er kaufte an der Piazza Buonarroti ein grosses Areal und liess dort ein Erholungsheim für verarmte, alte Musiker bauen. Bewusst wollte er nicht ein spitalähnliches Pflegeheim bauen, sondern ein Heim für Gäste, die statt in Schlafsälen, in 2er Zimmer wohnen sollten. Seither kamen über tausend Personen in den Genuss dieses geschmacksvoll eingerichteten Pensionats, welches auf Wunsch Verdis erst nach seinem Tod eröffnet wurde. Er überwachte die Arbeiten akribisch und sprach «von seinem schönsten Werk» (‘mia piu bella opera’). Der Garten mit der Krypta Verdis und seiner Frau Giuseppina ist mit Absprache bei der Rezeption zugänglich, mehr (Konzertsaal, türkisches Zimmer und viele interessante Memorabilien) hängt von den Tagesereignissen ab.
Casaverdi:

Grabstätte:

Cimitero monumentale: Arturo Toscanini
Toscanini starb 1957 im Alter von 90 Jahren in New York. Er wurde nach Italien gebracht, wo eine Feierlichkeit in der Scala stattfand.
Auf diesem Carrara-Marmorblock sieht man 3 Nornen, die die Schicksalsfäden in den Händen halten.
Auf der Rückseite schließlich sieht man einen nackten Mann und eine nackte Frau: Sie umarmen sich in Schmerz. Zwischen ihnen steht die Inschrift in Erinnerung an den kleinen Giorgio Toscanini , der im Juni 1906 im Alter von knapp 5 Jahren starb, dem jüngsten Sohn von Arturo Toscanini.

Cimitero monumentale: Vladimir Horowitz
Vladimir Horowitz, der berühmte Pianist, war der Schwiegersohn von Arturo Toscanini und wurde zusammen mit seiner Frau Wanda in der Familiengruft von Arturo Toscanini begraben.
Er verstarb 1989 im Alter von 86 Jahren an einem Herzinfarkt.

Cimitero monumentale: Arigo Boito
Arigo Boito war ein Schriftsteller und Musiker. Er schrieb unter anderem Libretti für Verdi (Simon Boccanegra-Revision, Otello, Falstaff) und schrieb die bekannte Oper “Mefistofele”.
Boito mit Verdi:


Cimitero monumentale: Franco Corelli
Corelli war ein berühmter, aber umstrittener Tenor. Seine gewaltige Stimme ertönte in den 50er und 60er Jahren. Im nachfolgenden Link können Sie eine langsame Arie von Corelli hören, in der er mehr Drama als Lyrik bietet. Trotzdem kann man sich dem Sog dieser Stimme nicht entziehen (Kesting spricht von einem «Macho-Magnetismus). Etwas störend ist das Lispeln, welches ein negatives Markenzeichen von Corelli war.


Cimitero monumentale: Amilcare Ponchielli
Ponchielli wurde durch seine Oper “la Gioconda” unsterblich (das berühmteste Stück daraus ist der “Tanz der Stunden”). Später lehrter er am Mailänder Konservatorium, zu seinen bekanntesten Schülern gehörten Giacomo Puccini und Pietro Mascagni.


HOTELS, RESTAURANTS UND SPEZIALITÄTEN
Gran Hotel Milan (früher Albergo Milano)
Gleich zwei historisch bedeutsame Dinge spielten sich in diesem Hotel ab. Zum einen war es das Sterbehaus von Giuseppe Verdi, der hier eine Suite permanent bewohnte.
Verdi Suite
Noch heute kann diese Suite als “Giuseppe Verdi Suite” gebucht werden, sie wurde weiterhin möglichst nahe an der Originalausstattung gehalten.

Berühmtheit erlangt hat das Hotelzimmer auch durch den Balkon, der zum Zimmer gehört. Hier nahm Verdi mehrmals Ovationen von Menschenmengen entgegen. Am glanzvollsten nach der Uraufführung des Otello, als der Tenor der Uraufführung, Francesco Tamagno, ihn begleitete und dieser vom Balkon aus zur Freude der Menschenmenge Arien aus dem Otello sang.

Caruso Junior Suite
Zum zweiten war es der Ort, wo Enrico Caruso mit Fred Gaisberg die legendären allerersten Musikaufnahmen seiner Stimme machte. Er nahm ein halbes Dutzend Arien, vom Klavier begleitet auf und wurde zum ersten Plattenmilionär der Geschichte.
Die Suite 306, wo die Aufnahmen stattfanden kann als “Enrico Caruso – Junior Suite” gebucht werden.

Maria Callas Suite
Auch Maria Callas war hier. Bevor sie ihre Wohnung in der Via Buonarotti bezog, war sie oft im Gran Hotel. Dort ist eine Junior Suite zu ihren Ehren gestaltet worden.

Das Savini, Lieblingsrestaurant von Maria Callas
Dieses Restaurant war einer der Lieblingsorte von Callas. Ein Ort, an dem auch Puccini, Verdi, Toscanini einst verkehrten. Sie saß gerne an Tisch Nummer 7, im zweiten Stock, ein intimer Tisch, an dem sie sich nach den Abendvorstellungen entspannen konnte.
Savini:

Tavolo 7 im Savini:

Mit Visconti im Savini:

Die Mailänder Spezialität Barbajada
Die Barbajada ist kein Ort, sondern ein Produkt. Und zwar hatte der besagte, spätere Opernimpresario Domenico Barbaja (mehr zu Barbaja in Mailand und in Neapel) als Kellner angefangen und ein Produkt entdeckt, mit dem er reich wurde und in jungen Jahren eine Kaffeehauskette in Mailand aufbaute, unbescheiden gab er seinen Nachnamen dem Produkt: die Barbajada war geboren. Es ist ein Getränk aus Kakao, Schokolade und Rahm, ein Vorläufer des Cappuccinos. Es war bis in die dreissiger Jahre des letzten Jahrhunderts populär, verschwand dann aber aus den Kaffeehäusern. 2007 nahm die Stadtverwaltung Mailands das Produkt in die Liste der De.Co auf, der Liste der typischen Gastronomie-Produkte der Stadt und man findet es seither immer öfter. Stolz steht die Barbajada auf dieser Liste neben der Minestrone alla Milanese, dem Panettone, der Cassoeula, dem Rostin negàa, dem Mondeghili, dem Costoletta alla Milanese, der Michetta di Milano, dem Ossobuco Milanese und natürlich dem Risotto alla Milanese.
Barbajada:

Geniessen Sie das Produkt beispielsweise in den Kaffeehäusern der Mailänder Panettone Institution Vergani.
MUSIKALISCHE STÜCKE MIT BEZUG ZU MAILAND
Vincenzo Bellini: das Fiasko der Mailänder Uraufführung der Norma
Organisierte Claque
Die Uraufführung an der Mailänder Scala war ein Fiasko. Die Leistung soll darunter gelitten haben, dass die Sänger von der Probenarbeit erschöpft waren und Bellini beklagte zudem eine feindliche Claque. Romantische Verschwörungstheorien sprachen sogar von einer bezahlten Intrige durch eine verflossene Liebhaberin Bellinis, der russischen Gräfin Samoylov, die zu dieser Zeit mit Bellinis Konkurrenten Pacini liiert gewesen sein soll. Sie soll eine ungeheure Zahl Tickets und Inserate in Tageszeitungen gekauft haben. Möglicherweise war das Publikum einfach von der Neuartigkeit der Oper überrascht. Schon die zweite Aufführung brachte den Durchbruch und Norma wurde in derselben Spielzeit der Scala noch weitere einunddreissig Mal gespielt. Sie trat rasch ihren Siegeszug über ganz Europa an und wurde bereits 8 Jahre später in New York aufgeführt.
Hören Sie den Ausschnitt «Mira o Norma». Es ist vielleicht das schönste und bekannteste Duett Bellinis, gesungen von den beiden Frauenstimmen von Norma und Adalgisa. Wieder lässt Bellini im ersten Teil das Orchester eine wogende Begleitung spielen und eine innige Melodie berührt den Hörer. Anschliessend singen die beiden Priesterinnen die Stimmen mit schönen Verzierungen im berückenden Terzabstand. In der Uraufführung sangen die beiden berühmten Sängerinnen Giuditta Pasta und Giulia Grisi die beiden Rollen.
Giacomo Puccini: das Fiasko der Mailänder Uraufführung der Butterfly
Puccini nannte den dritten Akt zeitlebens «den zweiten Teil des zweiten Aktes». Der Grund lag darin, dass die Uraufführung im Februar 1904 an der Scala ein Fiasko war. Warum, ist bis heute nicht hundertprozentig klar. Als Hauptgründe werden immer wieder die ungewohnten Harmonien der Musik genannt, die (zu) große Länge des zweiten Aktes und wahrscheinlich wollte eine Claque der Neider Puccini schaden. Der Misserfolg war beschämend. Puccini, der einen sicheren Erfolg erwartete, stand unter Schock und hatte diesen Misserfolg nie überwunden. In der Folge arbeitete er das Werk um, unter anderem von einer zwei- zu einer dreiaktigen Fassung. Der Erfolg der zweiten Aufführung 3 Monate später in Brescia rehabilitierte das Werk. Trotzdem wurde es für Paris 1906 noch einmal umgearbeitet, dessen Fassung heute als die Endgültige gilt. Für Puccini war «Madama Butterfly» die «seelenvollste, ausdruckreichste Oper, die er geschrieben habe».
Hören Sie den Summ Chor aus der Butterfly, der den Abschluss des zweiten Aktes macht. Ein Chor aus Sopranen und Tenören summt im Oktavenabstand hinter der Bühne eine nostalgische Melodie, begleitet von einer Solo-Bratsche, Pizzicato- Streicher, Bläser und dem Rest des Orchesters.
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!