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Das Portrait von  Mozarts Arie MARTERN ALLER ARTEN

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Die Arie – Handlung & Analyse

 

Handlung: Konstanze ist von Seeräuber gefangen worden und zusammen mit den Dienern Blonde und Pedrillo an den türkischen Pascha Selim verkauft worden. Selim hat sie im Serail aufgenommen und ihr zum wiederholten Male seine Liebe erklärt. Er könnte grausam mit ihr verfahren, doch er will, dass sie ihn aus freien Stücken liebt. Seine Geduld neigt sich dem Ende zu und Konstanze bittet ihn zum letzten Mal um Zeit, denn sie kann ihren Geliebten nicht vergessen, dem sie Treue schwur. Nun setzt Selim ihr ein Ultimatum und  erwartet, dass Konstanze ihm morgen gehören soll und ihn lieben wird. Doch Konstanze will eher Sterben als sich ihm hinzugeben. Als Selim ihr droht, zeigt sie sich bereit, Folter zu ertragen, deren Erlösung ihr Tod sein wird.

 

Mozart hat für diese Seelendrama der Konstanze ein überwältigendes Stück geschrieben. Die sogenannte „Martern-Arie“ der Konstanze ist eine der schwierigsten Arien der Opern-Literatur. Sie verlangt Kraft für die langen dramatischen Passagen, eine grosse Koloratursicherheit und einen beträchtlichen Stimmumfang. Darüber hinaus ist Durchhaltevermögen von Nöten, denn direkt vor dieser Arie musste die Sängerin bereits eine grosse Arie singen. Ist die vorangehende Arie „Traurigkeit ward mir zum Lose“ in resignativen, hoffnungslosen Ton, so zeigt Mozart Konstanze in der sogenannten „Martern-Arie“ als leidenschaftliche, opferbereite Frau.

Dieses 10 minütige Stück ist musikalisch und dramatisch ungemein gehaltvoll und auch schon als „Konzert für Koloratursopran, Solo Instrumente und Orchester bezeichnet worden“. Die Arie beginnt mit einer ungewöhnlich langen und ouvertürenhaften Einleitung,  in der die Soloinstrumente (Oboe, Flöte, Violine, Cello) farbige Passagen spielen.

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Nach dieser rund 2-minütigen Einleitung schleudert Konstanze Selim das Martern mit einem hohen A um die Ohren und singt eine schöne erste Koloraturkadenz.

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In der Folge geht es munter mit Skalen und  Koloraturen weiter, begleitet von Melodielinien und Einwürfen der Soloinstrumente. Mozart steigert kontinuierlich die Virtuosität der Gesangspartie, beispielsweise mit einem Triller über mehrere Takte:

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Etwas später führt er die Stimme auf ein hohes D:

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Kurz darauf beginnt das Schlussfeuerwerk mit einer Skala bis aufs hohe C…

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… das dann über mehrere Takte gehalten werden muss.

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Mit einem furiosen Schlusslauf endet die Arie:

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Mozart schrieb die Rolle der Konstanze für Caterina Cavalieri. Sie soll von hässlicher Gestalt gewesen sein und zudem auf einem Auge blind. Sie war ein Liebling des Wiener Publikums. Mozart war von ihren Koloraturkünsten begeistert und schrieb für sie vielleicht seine schwierigsten Sing Rolle.

 

 

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Die Arie – der Text von  MARTERN ALLER ARTEN

 

Martern aller Arten
Mögen meiner warten,
Ich verlache Qual und Pein.
Nichts soll mich erschüttern,
Nur dann würd’ ich zittern,
Wenn ich untreu könnte seyn.
Lass dich bewegen,
Verschone mich!
Des Himmels Segen
Belohne dich!
Doch du bist entschlossen.
Willig, unverdrossen
Wähl’ ich jede Pein und Noth.
Ordne nur, gebiethe,
Lärme, tobe, wüthe,
Zuletzt befreyt mich doch der Tod

 

 

Stimmfach «Dramatischer Koloratursopran»

 

Die Rolle der Konstanze ist für einen dramatischen Koloratursopran geschrieben. Der dramatische Koloratursopran muss sowohl die Fähigkeit zur Koloratur als auch die Fähigkeit besitzen, den dramatischen Ausdruck mit einem größeren Stimmvolumen zu beherrschen. Wenn diese Stimme auch lyrische Stimmen singen kann, kann es vorkommen, dass der “dramatische Koloratursopran” ein breites Repertoire singen kann.

 

 

 

Grosse Interpretinnen der Arie MARTERN ALLER ARTEN

 

Edda Moser war eine der grossen Mozart Koloratur Soprane der Nachkriegszeit. Sie war eine Sängerin, die sich ihren Rollen kompromisslos hingab und ihre Stimme nie schonte. Die Kraft ihrer Stimme ermöglichte es ihr nicht nur Koloratur Rollen zu singen, sondern auch im dramatischen Fach zu brillieren. Ihre Aufnahmen der Konstanze und der Königin der Nacht glühten wie eine rote Flamme. Letztere schaffte es sogar als Musiktitel in die Reihe der goldenen Aufnahmen, die das Raumschiff Voyager in die Weiten des Weltraums trug. Die gleichzeitige Agilität und Kraft ihrer Stimme ist beachtenswert. Hören Sie beispielsweise die Stelle, wo sie das anhaltende C singt und anschliessend einen makellosen Triller singt (6:30).

Martern aller Arten  –  Moser

 

Maria Callas hat in ihrer Karriere nur wenig Mozart gesungen. Die Konstanze aus der Entführung war eine Ausnahme, sie hat die Rolle in ihrer Karriere insgesamt vier mal auf der Bühne gesungen. Mozart war ihr wesensfremd, sie hat sich sogar zur Aussage hinreissen lassen, dass der Grossteil seiner Musik „langweilig“ (dull) sei. Wie auch immer, sie hatte das technische Rüstzeug für die Konstanze. Triller und Skalen sind perfekt und über den Wohlklang lässt sich streiten. Callas stellte die Dramatik über die Klangschönheit, man höre nur den atemberaubenden Schluss der auf italienisch gesungenen Arie.

Tutte le torture  –  Callas

 

Diane Damrau ist eine profilierte Mozart Sängerin. Ihre Koloraturen sind brillant. Ihre Stimme ist lyrischer und hat nicht die Kraft der Moser, aber ihre schwebenden Koloraturen und das Rollenportrait vermochte zu überzeugen.

Martern aller Arten  –  Damrau

 

Sutherlands Stimme hat eine fast schon eisige Klarheit, die hohen Töne sind wie gemeisselt und die Triller sind perfekt.

Martern aller Arten  –  Sutherland

 

Ähnlich wie Sutherland wird Gruberova perfekte Technik zugestanden. Ihre Karriere hat mit der Königin der Nacht Fahrt aufgenommen und sie erweiterte dann ihr Repertoire kontinuierlich ins Belcanto Fach. Ihre Marter Arie ist technisch grossartig, erreicht aber nicht die Dramatik Mosers.

Martern aller Arten  –  Gruberova

 

Erna Berger hat eine schöne glockenhafte Stimme, ihrer Interpretation fehlt etwas die Dramatik,  Kesting spricht von einem «püppchen-timbre».

Martern aller Arten  –  Berger

 

Mit viel Brillanz in der Höhe, aber nicht mit dem Farbenreichtums Mosers singt Erika Köth diese Arie.

Martern aller Arten  –  Köth

 

Als nächstes hören wir eine Interpretation  der 30 jährigen Elisabeth Schwarzkopf aus dem Jahr 1946, begleitet von Herbert von Karajan. Die hohen Passagen sind sehr schön gesungen und Schwarzkopf singt die Arie sehr beweglich und mit ihrer eher lyrischen Stimme erstaunlich energievoll, aber natürlich nicht vergleichbar mit der Power von Edda Moser.

Martern aller Arten  –  Schwarzkopf

 

Ivogün, die ihren Karrierehöhepunkt in den 20er Jahre hatte, besass einen schönen glockenhaften Ton und hohe Koloratursicherheit. Zu ihrer Martern Arie meinte Kesting: „Dennoch steckt in ihren besten Aufnahmen eine beträchtliche Spannung, und in keiner mehr als in Konstanzes Martern Arie. Sie artikuliert plastisch, gibt dem Ton Intensität und singt mi rückhaltlosem Einsatz. Mirakulös, das aus einem gehaltenen Triller auf dem G abspringende hohe C – der damals übliche Schluss der Arie.“

Martern aller Arten  –  Ivogün

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der Online-Opernführer zur Arie “MARTERN ALLER ARTEN ” aus der Oper “Die Entführung aus dem Serail” von Wolfgang Amadeus Mozart.

 

 

 

 

 

 

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