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Das Portrait von Pjotr Tschaikowskis Arie PUSKAI POGIBNU YA (Brief Szene)

Lesen Sie interessante Fakten und hören Sie grossartige YouTube-Videos von Tschaikowski‘s berühmter Arie “PUSKAI POGIBNU YA“.

 

Wenn Sie mehr über die Oper  EUGEN ONEGIN lesen und hören möchten, klicken Sie auf diesen Link zum Opern Portrait.

 

 

Die Arie PUSKAI POGIBNU YA – Handlung & Hintergrund

Synopsis: Auf dem Landsitz Larins. Larina denkt zurück an ihre Jugend, als es ihr nicht möglich war einen Offizier zu heiraten, den sie liebte. Sie hört ihren beiden Töchter zu, während im Hintergrund die Bauernmädchen russische Volkslieder singen. Die beiden Schwestern könnten gegensätzlicher nicht sein. Olga ist lebenslustig und ausgelassen, Tatjana ist verträumt und in sich gekehrt. Sie ist in Ihr Buch vertieft. Lenski erscheint. Er ist ein Dichter und Nachbar, der Olga leidenschaftlich liebt. Er ist in Begleitung von Onegin, einem Gutsnachbar und Aristokraten. Während Lenski ein schwärmerischer Mensch ist, gehört Onegin zu den kühlen Denkern. Onegin war lange Zeit ein Lebemann und langweilt sich seit einiger Zeit auf dem Gut seines Onkels. Tatjana ging mit Onegin spazieren, sie fühlte sich seltsam zu ihm hingezogen, während Onegin kühl neben ihr herging. Abends in ihrem Zimmer kann sie nicht einschlafen. Die empfindsame Tatjana ist sich bewusst geworden, dass sie sich in Onegin verliebt hat. Sie setzt sich an den Schreibtisch und schreibt Onegin einen schwärmerischen Liebesbrief. Noch am Abend lässt sie den Brief zu Onegin bringen.

 

 

Die  Briefszene ist einer der grossen Monologe der Operngeschichte. Tatjana geht in dieser berühmten Szene alle Gefühlslagen durch. Von hoffnungslos verzweifelt bis zur ekstatischen Hochstimmung. Der Monolog ist in vier Abschnitte unterteilt, von denen jeder für sich alleinstehen könnte.

Die Einleitung beschreibt Tatjanas glühende Sehnsucht. Das vibrierende Tremolo der Streicher spiegelt die innere Unruhe und Zwiespalt wider.

Aria, puskai ,letter_scene-Briefszene, Eugen Onegin, 1

 

Die Veränderung der Orchestereinleitung zu raschen Sechzehntelnoten mit gezupften Achteln des aufgeregten Herzschlags imitieren ihre Aufregung darüber, ob sie den Brief schreiben soll. Bald setzt Tatjana mit ihrem Entschluss ein: «Puskai pogibnu y» («Und wenn es mein Ende wäre»):

Aria, puskai ,letter_scene-Briefszene, Eugen Onegin, 2

 

Der Gesang wird fieberhafter, steigert sich in Wellen bis aufs hohe As und endet mit dem Entschluss sich sofort an den Schreibtisch zu setzen «vezdy, on predo mnoyu!»

Aria, puskai ,letter_scene-Briefszene, Eugen Onegin, 3

 

Als die Sängerin sich an den Schreibtisch setzt, verstummt sie, das Orchester beruhigt sich und beginnt mit einer neuen, diesmal ruhigen Einleitung:

Aria, puskai ,letter_scene-Briefszene, Eugen Onegin, 4

 

Das Leitmotiv Tatjanas ist in den Streicher hörbar:

Eugen Onegin, Tatjana Motif

 

Tatjana nimmt den Stift in die Hand, doch nach wenigen Takten stockt sie, was soll sie schreiben? Onegins Motiv erscheint, das mehrmals zärtlich in der Oboe gesungen wird:

Onegin, Onegin Motiv

 

Doch sie zögert: «ne v silakh ya vladyet svoyei dushoi!» («ich habe nicht die Kraft, mein Herz zu zwingen»). Was ist die Alternative? Tschaikowski zitiert Tatjanas Einsamkeitsmotiv in den Flöten:

Eugen Onegin, solitude, Einsamkeit, Motiv

 

Mit Onegins Motiv im Orchester beginnt sie zu schreiben («zachem vi posetili nas?», «wieso kamen Sie zu uns? »), sie legt alles offen. Sie schreibt das Geständnis ihren Seelenqualen. Tschaikowski steigert das Tempo immer mehr, die Musik wird immer drängender. Dann ändert sich die Stimmung schlagartig, als die Oboe das Liebesbekenntnis-Motiv singt:

Confession of love - Motif, Liebesbekenntnis Motiv

 

Tatjana greift das Motiv zunächst zögerlich und zärtlich auf: «Kto ti: moi angel li khranitel» («Wer bist du? Mein Schutzengel oder ein listiger Versucher?»). Die Angst vor Ablehnung ist groß, doch sie will es versuchen. Als sie den Brief unterschreibt ertönen glanzvolle Blechblaser und jubelnde Streicher und Tatjana beendet mit zitternden Worten die Arie.

 

 

 

Die Arie – the text of PUSKAI POGIBNU YA

 

Und wär’s mein Untergang, erfahren
will ich zuvor, was schon seit Jahren
verschwiegne Wünsche in mir fragen,
die ungestüm ans Licht sich wagen.

Ich schlürf das süsse Gift Verlangen,
der Sehnsucht Bann hält mich gefangen.
Ich seh ihn stets, an jedem Ort
verfolgen mich sein Blick, sein Wort.

Sie geht zum Schreibtisch, schreibt, hält dann inne.

Nein, das ist nichts, geschwind ein andres!

Sie zerreisst den Brief.

Wie sonderbar! Ich weiss nicht Rat,
ich weiss nicht, wie beginnen!

Sie schreibt und durchliest dann das Geschriebene.

»Ich schreib an Sie ohn’ all Bedenken,
ist damit alles nicht gesagt?
Sie dürfen ungestraft mich kränken,
ich beug mich wehrlos Ihrer Macht.

Jedoch glimmt für mein traurig Los
ein kleiner Funke Mitleid bloss,
so werden Sie mich wohl verstehen.

Erst wollt’ ich mein Geheimnis wahren,
und niemals, niemals gäb’ mein Mund
des Herzens Wünschen Ihnen kund «

Sie legt den Brief beiseite.

Nimmermehr!
Ja, tief im Herzen soll’s verschlossen sein,
von andern ungeahnt soll’s glühen, brennen-

Doch ach, es füllt die Seele mir ein Überschwang,
gebieten kann ich nicht des Herzens Drang.
Mag kommen, was da will! Wohlan, ich will’s bekennen!

Sie schreibt.

»Was führte Sie in unsre Einsamkeit?
Was war’s? Welch Wünschen, welch Verlangen?
Verschont wär’ ich von allem Leid,
von allem Zweifel, Hoffen, Bangen,
des unerfahrnen Herzens Wallen
hätt’ wohl dereinst geheilt die Zeit.

Ein andrer hätte mir gefallen.
Ihn hätte ich geliebt vor allen,
der Hausfrau Pflichten mich geweiht. «

Sie denkt nach und erhebt sich rasch.

Ein andrer!? Nein, nimmer hätt’ auf Erden
ich einen andren mir erwählt.
Du musstest mir vom Schicksal werden,vom Himmel bin ich dir vermählt.

Nicht hat das Schicksal mich verblendet
mit sel’ger Hoffnung Morgenrot,
Gott selbst hat dich zu mir gesendet,
mein Hort bist du bis in den Tod.

Ich sah im Traume dich schon lange,
ich liebte dich, eh ich dich sah,
du warest mir schon immer nah,
ich folgte deiner Stimme Klange.

Schon längst … nein, nein, es war kein Traum.
Du nahtest dich, ich sah dich kommen,
mein Herzschlag stockte, ich erglühte,
und jubelnd rief’s in mir: er ist’s!

Fürwahr, du warst mein Schlummersegen,
beschwingtest mich zu jeder Tat,
du warst’s, der mir auf allen Wegen,
bei Arme und beim Krankenpflegen
zur Seite trat.

Du warst’s, den ich beständig hörte,
der all mein Sinnen mir betörte,
des Gruss mich eingewiegt zur Nacht.

Hast holde Namen mir gegeben,
erweckt in mir ein neues Leben
und neues Hoffen angefacht.

Geht an den Tisch und setzt sich wieder zum Schreiben nieder, zaudert wie überlegend.

Sag, nahst als Schutzgeist du und Führer,
bist gar ein listiger Verführer?
Gib Antwort, lös die Zweifel mir.

Raubst du mir meinen Seelenfrieden,
lockt mich ein Trugbild nur in dir?
Ist anderes mir zubeschieden?

Erhebt sich wieder, geht sinnend umher.

Sei’s, wie es will. Mein ganzes Los
ist an das Traumgesicht gebunden,
ich komme niemals davon los,
durch dich allein kann ich gesunden.

Bedenke nur, bin ganz allein,
und niemand will mich hier verstehen.
Verlassen muss ich untergehen,
wenn du nicht wirst mein Rettet sein.

Ich bau auf dich, du wirst mich hören,
ein einzig Wort des Trostes sprich;
doch straft verdienter Vorwurf mich,
so wird dein Wort den Traum zerstören.

Geht rasch zum Tisch und beendet hastig den Brief. Aufstehend versiegelt sie denselben.

Ich schliesse. Oh, verstoss mich nicht,
missbrauche nimmer mein Vertrauen,
Auf dich, du holdes Traumgesicht,
auf deine Ehre will ich bauen.

 

 

Grosse Interpretinnen von  PUSKAI POGIBNU YA

 

Anna Netrebko’s letter scene is simply great. She masters the intimate parts of this piece, her singing is subtle, the piani are breathtaking, only to create ecstatic top notes a little later in great embers from the full throat.

Puskai pogibnu ya  –  Netrebko

 

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der online Opernführer zu der Arie “PUSKAI POGIBNU YA” aus der Oper “Eugen Onegin”  von Pjotr Tschaikowski

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