Richard Wagners Spuren in Venedig
Die Serie über historische Orte der Opernkunst. Lernen Sie spannende Ideen für Besuche kennen. In diesem Post: ein Palazzo und eine Kirche.
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Wagner in Venedig
Wagner besuchte Venedig ein halbes Dutzend Mal. Oft stieg er kurz im Danieli ab und bezog dann an einem weiteren Ort Quartier. 1858 besucht er Venedig zum ersten Mal und liess seinen Flügel von Zürich über die Alpen bringen und komponierte dort im Palazzo Giustiniani den zweiten Akt von «Tristan und Isolde».
Vier weitere Besuche führten ihn in den folgenden 30 Jahren nach Venedig, beim letzten Besuch verstarb er im Palazzo Vendramin.
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ZUM REISEFÜHRER VENEDIG FÜR OPER UND KLASSIK FANS
Reiseziel Basilica dei frari: Assunta von Tizian
Wagners Besuch 1861 ist nur kurz. Enttäuscht muss er feststellen dass Mathilde von Wesendonck von ihrem Ehemann schwanger ist und die Liebesbeziehung zu einem Ende gekommen ist. Seine Niedergeschlagenheit ist nach einem Besuch der «Assunta» Tizians (der monumentalen Darstellung von Mariae Himmelfahrt) in der Accademia wie weggeblasen und er beschliesst seine grosse Entsagungs-Oper «Die Meistersinger von Nürnberg» zu komponieren. Mittlerweile ist die Assunta nicht mehr in der Accademia, sondern zurück in der Basilica dei frari, für die sie 1517 geschaffen und wo sie besichtigt werden kann (zur Zeit des Drucks in Restauration).
https://www.basilicadeifrari.it/opere/assunta/
Assunta von Tizian:
Reiseziel Palazzo Vendramin Venedig
Im Winter 1882/83 verlebte die Familie Wagner mehrere Monate in der Lagunenstadt. Wagner war bei schlechter Gesundheit und verstarb im Palazzo am 13. Februar 1883. Mittlerweile gehört der Palazzo der Stadt Venedig und sie betreibt dort ein Casino. Im Nebentrakt befindet sich ein kleines Museo-Wagner. Im Garten befindet sich eine Gedenkplakette gestaltet von Gabriele d’Annunzio.
https://www.casinovenezia.it/it/museo-wagner
Palazzo Vendramin:
Canalettos Gemälde des Palazzo Vendramin:
Richard Wagner Museum im Vendramin:
Reiseziel Caffè Lavena
Richard Wagner war in seinen späten Jahren öfters in Venedig und frequentierte stets das Caffè Lavena in den procuratie vecchie, den nördlichen Arkaden des Markusplatzes. Er freundete sich mit dem Signore Lavena an und kam stets zur selben Uhrzeit in Begleitung seines privaten Gondolieres und manchmal mit seinen Kindern denen er dort ein Eis kaufte.
Caffè Lavena am Markusplatz:
Musikalische Exkursion: “Die Meistersinger” und Venedig
Auf Einladung seiner Zürcher Gönner, dem Ehepaar Wesendonck, verbrachte 1861 Wagner mit den beiden ein paar Tage in Venedig. Dort musste er feststellen, dass seine heimliche Geliebte Mathilde Wesendonck mit dem fünften Kind ihres Mannes schwanger ging. Nach dem die Liebschaft bereits in einer Krise war, erkannte Wagner, dass diese Liebe, die ihn zu «Tristan & Isolde» inspirierte zu Ende war. Nun beschloss Wagner diese indirekte «Abfuhr» philosophisch zu überhöhen und sah sich als Hans Sachs, der aus noblen Gründen der Liebe entsagte.
Das philosophische Grundgerüst dazu lieferte ihm Schopenhauers Werk «Die Welt als Wille und Vorstellung», das er ein paar Jahre zuvor kennengelernt hatte. In Schopenhauers pessimistischem Weltbild resultiert der Wille des Raubtiers «Mensch» in zerstörerischen Qualen. Dieser dem Menschen innewohnenden Wahn führt zu Krieg, Selbstzerstörung und Liebesverlust, dessen einziger Ausweg die Entsagung (des Willens) ist.
Sachs “Wahn-Monolog” aus “Die Meistersinger von Nürnberg”:
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