Elisabeth Schwarzkopf, Soprano

Der online Opernführer zu Elisabeth Schwarzkopf

Lesen Sie die Kurzbiographie von Elisabeth Schwarzkopf und hören Sie Aufnahmen ihrer Karrierehöhepunkte. Sie gilt als eine der führenden Sopranistinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ihre Marschallin und Gräfin wurde stilbildend für eine ganze Generation.

Der Aufstieg

Sie wurde 1915 in Posen (heutiges Polen) geboren. Ihre musikalische Ausbildung begann Sie während zwei Jahre an der Berliner Hochschule als Alt. Die Mutter intervenierte und sie verliess unter Eklat die Hochschule. Anschliessend wurde Maria Ivogün ihre Lehrerin und bildete sie als Sopran aus.

1942 wurde Schwarzkopf an der Wiener Staatsoper engagiert. 1946 erfolgte ein zur Anekdote gewordenen Vorsingen bei Walter Legge, dem später berühmten Produzenten und Ehemann Schwarzkopfs, und Herbert von Karajan. Der Durchbruch kam bei einem legendären Gastspiel der Wiener Staatsoper im London mit dem im Exil lebenden Richard Tauber. Dieser wollte wenige Monate vor seinem Tod nochmals in sein altes Ensemble zurückkehren.

Die Karriere nahm Fahrt auf. Legge, der später ihr Ehemann wurde, hat diese gründlich geplant. «Sie bestand aus drei Säulen: den wohldosierten Opernauftritten an exklusiven Häusern der Welt, den bestmöglichen Plattenaufnahmen und eine rege Konzert und Liederabend Tätigkeit.» (Fischer, grosse Stimmen)

Glanzvoll war das berühmte Mozart-Ensemble in Wien zusammengestellt von Josef Krips. Neben ihr sangen die grossartigen Ljuba Welitsch, Irmgard Seefried, Hilde Güden und Sena Jurinac, deren Wirken auf verschiedenen Aufnahmen dokumentiert ist.

Sull’aria (Le nozze di figaro) – Schwarzkopf / Seefried

 

Ihre Stimme war kostbar, aber wenig belastbar. Partien im dramatischeren Fach wie Butterfly oder sogar Wagner Rollen kamen nicht in Frage. Legge: «So war ihr Repertoire für die Bühne sehr schmal: Fiordiligi in Così fan tutte, Elvira im Don Giovanni, Gräfin in Le nozze di figaro, die Marschallin im Rosenkavalier und die Gräfin im Capriccio.». Die Aufnahmetätigkeit erlaubte aber dieses Spektrum auf Platte erheblich zu erweitern und auch genügend Zeit für die Einstudierung der Opern zu ermöglichen, wo Schwarzkopf, die Perfektionistin, die Detailarbeit machen konnte, die sie sich wünschte.

Marie Therese ! (Rosenkavalier) – Schwarzkopf / Jurinac / Rothenberger

 

Es ist zur Legende geworden, wie Schwarzkopf, betreut von Legge, viele alte Meisterinnen (Ponselle, Melba, Seinemeyer…) studierte und das Beste übernahm. Dies wurde Ihr von ihren Neidern ab und an vorgeworfen, aber das Resultat in den Opern von Mozart und Strauss war bestechend. Sie war eine Art Maria Callas des deutschen Repertoires. Und wie Maria Callas war sie eine kontroverse Figur, die sowohl Kritiker und glühende Anhänger anzog.

 

Ihre Stimme

Schwarzkopfs Stimme war ein lyrischer Sopran. Sie selbst hat gesagt, dass ihre stärkste Waffe sei, dass «sie recht eigentlich nur Farben singe». Farbe sei aber nicht nur eine Oberfläche, sondern beinhalte auch ein Gefühlsspektrum (von sinnlich-schön bis dramatisch-erregt).

Leise, leise fromme Weise (Freischütz)

 

 

Bedeutung von Elisabeth Schwarzkopf

 

Sie gilt als eine der führenden Sopranistinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ihre Marschallin und Gräfin wurde stilbildend für eine ganze Generation. Auch ihre Operetten wurden zu Referenzen, «deren Rang bis heute nicht wieder erreicht worden ist» (Fischer).

Ihre Bedeutung als Liedersängerin ist eminent und ihre 4 letzte Lieder von Strauss sind von bleibenden Wert.

 

More highlights from recordings

 

Hören Sie diese Arie zuerst in einer wunderbaren, melancholischen, unschlagbaren Interpretation von Elisabeth Schwarzkopf. Jedes Wort bekommt eine schöne Tonfarbe. Die Atmung ist nicht wahrnehmbar und lässt die Musik mit schönen langen Phrasierungen glänzen.

Porgi amor

 

Auch die zweite grosse Arie der Gräfin können Sie in der Interpretation von Elisabeth Schwarzkopf hören. Sie wurde auch «die Jahrhundert-Gräfin» genannt. Neben der Marschallin im Rosenkavalier vielleicht ihre grösste Rolle.

Dove sono

 

Hören Sie dieses Duett in der wunderbaren Interpretation mit Elisabeth Schwarzkopf und Irmgard Seefried, einer Partnerin aus dem sogenannten Wiener Ensemble.  Zur Seefried dieser 1953er Aufnahme unter Furtwängler meint Kesting: «Will man etwas von der seelischen Wirkung ihres Singens spüren, muss man die frühen Aufnahmen hören … sie hat mit der Schwarzkopf eine Partnerin, die der Vollkommenheit so nahe kom     mt wie nur möglich.»

Che soave zeffiretto   –  Schwarzkopf / Seefried

 

Dieses Trio aus Cosi fan tutte gehört zu den absolut größten Vokalstücken Mozarts, er entrückt uns in eine überirdische Welt. Mozart begleitet die drei Stimmen mit gedämpften Streichern, die sanfte Wellen imitieren. Sie hören dieses Terzett einer Interpretation von Christa Ludwig, Elisabeth Schwarzkopf und Walter Berry. Diese Aufnahme stammt aus der legendären Cosi fan tutte Aufnahme produziert von Walter Legge.

Soave sia il vento  –  Schwarzkopf / Ludwig / Berry

 

Hören Sie ein weiteres großartiges Ensemble Stück aus der Karajan Aufnahme von Cosi fan tutte aus 1955.

Alla bella despinetta  –  Schwarzkopf et al.

 

Dieses Stück der Fiordiligi (aus Cosi fan tutte) ist eine der schwersten Arien von Mozart überhaupt. Der tonale Umfang der Arie ist groß und die Sprünge fallen meist in die gleiche Phrase. Beispielsweise gleich zu Beginn in der zweiten Zeile in «contro venti e tempesta» um die Dramatik Fiordiligi’s Aussage «wie ein Felsen unerschütterlich» (Come scoglio) zu unterstreichen. Im zweiten Teil (Cosi ognor) hören wir die romantische, schwärmerische Fiordiligi. Im dritten Teil singt sie mit größerer Bestimmtheit die «come scoglio»-passage (allein der Tod vermag die Empfindung zu wenden). Die Arie endet mit einer wunderschönen aber anspruchsvollen Passage mit vielen Koloraturen, welche in schnellen Tempo und mit viel Intensität und teilweise in sehr hoher Lage gesungen werden müssen.

Die Fiordiligi war eine der fünf zentralen Rollen die Elisabeth Schwarzkopf in ihrem Leben gespielt (neben der Marschallin, der Donna Elvira und den beiden Gräfinnen in Le nozze di figaro und Capriccio) hat. Ihr Gesangstil und ihre Stimme passten hervorragend zu diesen Rollen. Vielleicht gab es keine größere Fiordiligi als Elisabeth Schwarzkopf.

Come scoglio  –  Schwarzkopf

 

Sie hören eine wunderschöne Aufnahme dieses Duos aus Cosi mit der Traumbesetzung Christa Ludwig und Elisabeth Schwarzkopf mit der zartfühligen aber nie süßlichen Begleitung durch Karl Böhm.

Ah, che tutta in un momento –  Ludwig / Schwarzkopf

 

Bei diesem Stück handelt es sich um ein leichtfüßiges aber anspruchsvolles Duett mit vielen Koloraturen, die teilweise parallel geführt sind. Hören Sie die Aufnahme mit Elisabeth Schwarzkopf und Nan Merriman aus der Karajan-Aufnahme.

Prendero quel brunettino  – Merriman / Schwarzkopf

 

Eine hochspannende Masterclass von Elisabeth Schwarzkopf, wie man Mozart singt.

Ach, ich fühls – Masterclass Schwarzkopf

 

Und gleich noch die Aufnahme der Schwarzkopf mit einer leuchtenden Pamina.

Ach, ich fühls 

 

Donna Elvira aus “Don Giovanni” ist eine selbstbewusste Frau von adligem Geblüt. So hat Mozart diese Arie ist sehr farbig orchestriert, mit abwechselnden Instrumenten die die musikalischen Motive Stafetten massig weitergeben. Alles fließt in dieser Arie und die Läufe und verlangen nach einer Ebenmäßigkeit der Stimme der Sängerin. Elisabeth Schwarzkopf war eine der großen Elvira der Aufnahme Geschichte. Ihre Interpretation von «Ah chi mi dice mai» ist packend, intensiv und doch gesanglich.

Ah chi mi dice mai  –  Schwarzkopf

 

Aus derselben Oper hören Sie das Masken-Terzett in der Traumbesetzung Elisabeth Schwarzkopf, Joan Sutherland und Luigi Alva.

Protegga il giusto Cor  –  Schwarzkopf / Sutherland / Luigi Alva

 

Ein wunderbar lyrisches “non mi dir” aus der Oper Don Giovanni.

Non mi dir  –  Schwarzkopf

 

Mädchenhaft berührend ist die Interpretation der Arie aus Puccinis Gianni Schicchi. Die innigste der Aufnahmen dieses Titels.

O mio babbino caro  –  Schwarzkopf

 

Zu einem großartigen Höhepunkt der Opern-Diskographe gehört gemäß Kesting diese Szene in der Interpretation von Elisabeth Schwarzkopf und Elisabeth Grümmer: «Zum größten Sopran- und Klangluxus der Plattengeschichte gehört die von Herbert von Karajan dirigiere Aufnahme, ideal besetzt bis in die Nebenrollen. Die Klangmischung von «Abends will ich schlafen gehen fällt zunächst als betörender Sinnenreiz aufs Ohr und verwandelt sich darin in magischer Poesie.

Abendsegen (Abends, will ich schlafen gehen)  –  Grümmer / Schwarzkopf

 

Ein weiteres schönes Duett in Humperdincks, mit schmachtenden Klängen der süßen Verlockungen. Schwelgerisch gesungen von Grümmer und Schwarzkopf.

Wie duftets von dorten … O herrlich Schlösschen  –  Grümmer / Schwarzkopf

 

 

Elisabeth Schwarzkopf wurde die «Jahrhundert-Witwe» genannt. Ihre Witwe war eine ideale Opernstimme in der Operette, sie vereinte die komödiantische femme fatale mit der Musikalität der Künstlerin.

Bitte meine Herren  –  Schwarzkopf

 

Die Interpretation von der Vilja aus der lustigen Witwe besticht, sehnendes Flüstern berauscht den Höhrer.

Es lebt eine Vilja  –  Schwarzkopf

 

Schwarzkopf singt wunderbar elegant und Wächter ist ein Danilo, dem man den Lebemann abkauft (aus der lustigen Witwe von Lehar)

Lippen schweigen  – Schwarzkopf/Wächter/Matacic

 

Elisabeth Schwarzkopf war kein heldischer Sopran, sondern ein lyrischer Sopran. Dies kommt dieser Arie aus Tannhäuser zu Gute. Ihre Interpretation ist lyrisch strahlend, streckenweise fast verträumt.

Dich teure Halle

 

 

Elisabeth Schwarzkopfs Interpretation dieser Arie aus dem Freischütz ist von einer überwältigenden Intensität und doch Innigkeit.

Wie nahte mir der Schlummer … Leise, leise, fromme Weise

 

Eine weiteres Stück aus Freischütz mit dem wunderschönen Pianissimo der Schwarzkopf.

Und ob die Wolke verhülle        

 

Hören Sie eine kunstvolle und expressive Interpretation dieser Arie aus der Fledermaus von Elisabeth Schwarzkopf

Klänge der Heimat

 

Mädchenhaft berührend ist die Interpretation von Puccinis “O mio babbino caro”. Die innigste der Aufnahmen.

O mio babbino caro

 

Als nächstes hören wir eine Interpretation dieser Mozart-Arie der 30 jährigen Elisabeth Schwarzkopf aus dem Jahr 1946, begleitet von Herbert von Karajan. Die hohen Passagen sind sehr schön gesungen und Schwarzkopf singt die Arie sehr beweglich und mit ihrer eher lyrischen Stimme erstaunlich energievoll, aber natürlich nicht vergleichbar mit der Power von Edda Moser.

Martern aller Arten

 

Die Rolle der Lisa (“Land des Lächelns” wird wohl immer mit Elisabeth Schwarzkopf verbunden sein. Mit der Aufnahme aus den 50er Jahren, von Ackermann dirigiert und ihrem späteren Ehemann Legge produziert, setzte sie Maßstäbe. Sie besticht durch Ihre Eleganz und Musikalität. Ihre Stimme hat Noblesse und eine erotische Ausstrahlung.

Heut meine Herrn, war ein Tag … Flirten, Flirten, gerne wär ich verliebt

 

Wir hören sie in einem Duett mit Erich Kunz. Beide waren Vertreter des legendären Wiener Mozart Ensembles der Nachkriegsjahre. Kunz war der gemütliche und komödiantische Wiener par excellence, mit Charme, Humor, und wenn notwendig, Schmäh.

Es ist nicht das erste Mal   –  Schwarzkopf / Kunz

 

Das Duett aus Lehars Erfolgsoper singen Nicolai Gedda und Elisabeth wundervoll lyrisch und elegant.

Bei einem Tee à deux  –  Schwarzkopf / Gedda

 

Bei diesem berühmten Stück handelt es sich um ein langsames, der im düsteren Kleid des Molls erscheinende Tanzmusik. Diese Gegensätzlichkeit des heiteren Rhythmus und der düsteren Stimmung machen den Charme dieses Stückes aus.

Es ist die Tiefe der Rolle der Marschallin, die dem Rosenkavalier den Tiefgang gibt, den es über die adlige Rollenposse erhebt. Die Marschallin ist ein «alter Ego» der Gräfin aus Mozarts Figaros Hochzeit, fast meinte man die Gräfin sei wiedererwacht.

Elisabeth Schwarzkopf wird oft als die Marschallin genannt (und kein Zufall auch als die Gräfin). Keine andere Sängerin hat diese Rolle so verkörpert wie sie. Ihre Interpretation der Marschallin ist introvertiert, aber doch sinnlich. Jede ihrer Töne scheint bewusst gesetzt zu sein (was ihr der Vorwurf der «Künstlichkeit» einbrachte). Der Musikproduzent und Ehegatte Walter Legge legte ihr ans Herzen besser eine Handvoll Opern zu perfektionieren als bei Dutzenden stets eine bessere Konkurrentin zu haben. «Schwarzkopf hatte die Rolle jahrelang mit Walter Legge vorbereitet und für die Scala Premiere mit Herbert von Karajan einen Monat lang täglich geprobt, «oft zehn oder zwölf Stunden am Tag». (Kesting, Große Sänger).

Bei ihrem Bühnenabschied 1971 war es kein Zufall, dass sie in ihrem letzten Programm diesen nostalgischen Monolog sang. Wir hören diesen Abschnitt aus der «legendären» 1959 Aufnahme von Herbert von Karajan, die für viele zur Referenz Aufnahme wurde.

Die Zeit ist ein sonderbares Ding  –  Schwarzkopf

 

 

Peter Lutz, opera-inside, dem online Opernführer zu Elisabeth Schwarzkopf

 

 

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert