Online Opernführer & Handlung zu Tschaikowskis PIQUE DAME
Auf dem Höhepunkt seines Könnens und in einem zweimonatigen Schaffensrausch komponierte Tchaikowsky sein Meisterwer basierend auf einem libretto seines Bruders Modest und einer Novelle von Puschkin.
Inhalt
♪ Akt I
♪ Akt II
♪ Akt III
Höhepunkte
♪ Introduktion Ouvertüre
♪ Mne strashno! Quintett
♪ Odnazhdy v Versalye Tomskis Ballade
♪ Uzh vecher Romanze
♪ Kto strastno lyubya prodyoet Liebesszene
♪ Ya vas lyublyu Liebeslied von Jeletzki
♪ Vsyo tak kak mne ona skazala Schlafzimmerszene
♪ Je crains de lui parler la nuit
♪ Ne pugaites!… Ona mertva! Tod der Gräfin
♪ Ya neveryu chtoby Entr’acte und Briefszene
♪ Mne strashno! Geisterscheinung der Gräfin
♪ Uzh Poloch … Akh, istomilas ustala ya! Liza’s Aria
♪ Chto nahsa zhizn Hermanns Trinklied
♪ Knyaz! Hermanns Tod
♪ Gospod! Prosti yemu Schlusshymne
Aufnahme Empfehlung
URAUFFÜHRUNG
St. Petersburg, 1890
LIBRETTO
Modest Tschaikowski, basierend auf der Novelle Pique Dame von Alexander Puschkin.
HAUPTROLLEN
Hermann, Offizier (Tenor) - Graf Tomsky, Offizier (Bariton) - Fürst Jeletzki, Offizier (Bariton) - Gräfin , Pflegemutter von Liza (Mezzosopran) - Liza, junge Frau aus noblem Haus (Sopran) - Pauline, Freundin von Liza (Alt)
AUFNAHME EMPFEHLUNG
RCA, Mirella Freni, Vladimir Atlantov, Sergei Leiferkus, Dmitri Hvorostovski unter der Leitung von Seiji Ozawa und dem Boston Symphony Orchestra und dem Tanglewood Festival Chorus.
KOMMENTAR
Das Libretto seines Bruders Modest
Die Oper basiert auf Puschkins Novelle aus dem Jahr 1834. Tschaikowskys Bruder Modest arbeitete den Text zu einem Opernlibretto um (ursprünglich für einen anderen Komponisten).
In frühen Jahren hatte Tschaikowski seinem Bruder davon abgeraten Schriftsteller zu werden, er fürchtete seinem Bruder fehle das Talent. Mit der Zeit akzeptierte er dessen Fähigkeiten und vertonte sogar mit Jolanthe noch eine weitere Vorlage Modests. Mit ihm verband Piotr nicht nur seine Künstlerische Gesinnung, sondern auch deren beider Homosexualität. Modest schrieb nach dem Tode Piotrs eine Biografie seines Bruders und schwärzte in deren freizügigem Briefwechsel kompromittierende Stellen, die später entziffert werden konnten.
Puschkins Roman
Das Libretto teilt die Grundzüge der Geschichte von Puschkin, doch Modest und Piotr Tschaikowsky veränderten wesentliches. Bei ihnen steht die Liebesgeschichte im Vordergrund, währen bei Puschkin Hermann vornehmlich dessen Obsession der Suche nach dem Geheimnis der Karten treibt. Des Weiteren sterben in der Oper die beiden Protagonisten im Gegensatz zur Novelle.
Tschaikowsky war besonders angetan von der Person Lisas. Wie bei Tatyana aus Eugen Onegin lag ihm die reine Liebe und die Opferbereitschaft der Lisa am Herzen, wahrscheinlich nicht zuletzt, weil er in diesen beiden Frauen die Liebe zu seiner Mutter und Schwester wiederfand.
Auch zu Hermann fand Tschaikowski einen Zugang. Er schrieb die Rolle einem befreundeten Tenor auf den Leib und litt mit dem manisch besessenen Hermann. So schrieb er seinem Bruder in einem Brief: „Mein Gott, wie habe ich gestern weinen müssen, als man meinem armen German den Totenchor sang“.
Musik
Tschaikowsky schrieb die Oper in seinem 50. Lebensjahr. Seine Komponier Kunst war in höchster Blüte, die Pique Dame entstand in der zeitlichen Umgebung seiner 5. Sinfonie. Er schrieb die Oper für ein volles romantisches Orchester. Er schrieb an seinen Bruder Modest: «Entweder befinde ich mich in einem schrecklichen und unverzeihlichen Irrtum, oder die ‚Pique Dame‘ ist wirklich mein Chef D’oeuvre».
Er verwendete für die Oper Leitmotive, die wir schon in der Ouvertüre antreffen, deren Hauptmotiv das dreitönige Kartenmotiv ist, dessen Geheimnis er von der Gräfin holen will. Tschaikowskis Themen sind mehr als nur Erinnerungsmotive, sie sind wandelbar und passen sich den psychologischen Situationen an.
Tschaikowski schrieb die Oper in einem wahren Schaffensrausch. Er bekam die ersten Libretto Texte im Januar, begab sich nach Florenz, um ungestört komponieren zu können, nach 2 Monaten stand der Klavierauszug und am 5. Juni war die Orchestrierung abgeschlossen. Die Uraufführung fand am 16. Dezember 1890 in St. Petersburg statt und wurde stürmisch gefeiert.
Die Rolle der Gräfin und das Zerwürfnis mit Baronin von Meck
Bald nach der Uraufführung gab es ein Zerwürfnis zwischen Tschaikowsky und seiner so wichtigen und langjährigen Mäzenin, der Baronin von Meck. Die Baronin stoppte den Briefwechsel und stellte alle Zahlungen ein. Sie gab den Grund dafür nie an, verschiedentlich gab nach ihrem Tode Vermutungen, dass es mit der Rolle der Gräfin einen Zusammenhang gab.
PIQUE DAME AKT I
Handlung: An einem Frühlingstag in einem Park in St. Petersburg.
Mit einem Motiv der Fagotte beginnt die Introduktion mystisch, es ist das Instrument, das die Gräfin während der Oper immer wieder begleitet. Gleich darauf erklärt das Seufzer Motiv in den Streicher die Tragik der Oper:
Anschliessend ertönt das Kartenmotiv (1:30):
und etwas später noch das Liebesthema:
damit stellt Tschaikowsky drei zentrale musikalische Themen vor, die die Synopsis der Oper leitmotivisch begleiten.
Es ist eine prachtvolle Ouvertüre, Tschaikowsky steht wahrlich auf dem Zenit seines Könnens.
Introduktion – Gherghiev
Handlung: Es herrscht ein lebhaftes Treiben.
Tschaikowskîs Genrebild von St. Petersburg mit einem Wiegenlied der Ammen und dem Chor der Kindersoldaten. Letzteres ist eine Hommage an Bizets Carmen, die er sehr bewunderte.
Gori, gori yasno / Brenne, brenne helle
Handlung: Hermann vertraut seinem Offizierskollegen an , dass er sich in eine Unbekannte verliebt hat. Seither hat er sein Leben nicht mehr unter Kontrolle und besucht jede Nacht das Kasino und beobachtet die Pokerrunden, ohne selbst zu spielen, um die Unbekannte zu vergessen.
Ya imeni yeyo ne znayu / Ihren Namen kenne ich nicht – Atlantov
Auf der Promenade
Handlung: Im Park promenieren die Leute.
Tschaikowsky schob diese Chor-Szene bewusst ein, um Abwechslung in die Monologszenen hineinzubringen. Doch dramatisch und musikalisch ist der Chor in dieser Oper nicht wichtig (Tschaikowsky in einem Brief an seinen Bruder). Interessant ist, dass der Chor nicht nach Stimmen unterteilt ist, sondern nach Alter. Während die alten meinen, dass früher alles besser war, hoffen die Jungen auf das Liebesglück im Frühling. Dies spiegelt den Konflikt der alten Gräfin und des jungen Hermanns.
Nakonets-to Bog / Endlich hat uns Gott einen sonnigen Tag geschickt
Handlung: Tomsky schlägt vor, dass er um sie zu wirbt, doch Hermann erklärt sie sei von hohem Stande und deshalb unerreichbar für ihn. Die Vorstellung ein anderer habe sie, vergifte seine Seele.
A ty uveren / Und bist du überzeugt, dass sie Dich nicht bemerkt hat?
Handlung: Ihr Kriegskamerad, der adlige Jeletzki kommt hinzu und erzählt, dass er sich verlobt hat.
Ein Kanon artiges Duett vermittelt die gegensätzlichen Gefühle der beiden zukünftigen Rivalen.
Schastlivy den / Glücklicher Tag
Das grosse Quintett
Handlung: Liza, seine Verlobte taucht auf mit ihrer Grossmutter, der Gräfin, die auch ihre Pflegemutter ist. Bestürzt erkennt Hermann in ihr seine unbekannte Lisa. Die Gräfin und Liza ihrerseits erkennen neben Jeletzki verblüfft den unheimlichen Unbekannten, der ihnen seit einiger Zeit nachstellt.
Tschaikowski komponierte für diese Szene ein grosses Quintett. Der Text zeigt die wahre Absicht Hermanns, nicht die Gedanken an Lisa beschäftigen ihn, sondern er ist magisch gefangen von den Augen der Gräfin, in denen er sein Unheil erahnt.
Mne strashno! – Freni / Atlantov / Hvorostovsky / Forrester / Leiferkus
Tomskis Ballade
Handlung: Als Jeletzki mit Lisa und der Gräfin weggeht, erzählt Tomsky, dass die alte Gräfin als junge schöne Frau «Pique Dame» genannt wurde. Sie soll das Geheimnis einer unfehlbaren Methode des Kartenspiels von einem Grafen durch Hingabe erkauft haben und reich geworden sein. Die Preisgabe des Geheimnisses würde jedoch ihren Tod bedeuten.
Wir hören die grosse Ballade von Tomsky. Zum ersten Mal hören wir von den Karten.
Odnazhdy v Versalye / Einmal in Versailles – Putilin
Die Stürme der Seele Hermanns
Handlung: Während eines einsetzenden Gewitters erwacht in Hermann der Gedanken, das Geheimnis der Gräfin zu erfahren, um mit dem Reichtum aus dem Spiel Lisa zu gewinnen.
Wiederholt spiegelt Tschaikowski in dieser Oper die inneren Seelenzustände Hermanns mit den Gewitterszenen der Musik.
Se non è vero – Atlantov
Das zauberhafte Volkslied
Handlung: Freundinnen besuchen Lisa im Palast.
Tschaikowsky zeichnet mit diesem Volkslied eine wunderschöne Idylle. Lediglich von Klavier, Flöte und sparsamen Orchester begleitet singen die beiden ein zauberhaftes 2-stimmiges Volkslied.
Hier ein Ausschnitt aus einer Verfilmung aus der Sowjet-Zeit
Uzh vecher / Abend ist’s – Milashkina / Avdeyeva
Handlung: Pauline singt ein wehmütiges Lied, vertreibt dann diese Gedanken, feiern sollen sie. Ausgelassen tanzen sie einen russischen Tanz.
Da, vsomnila… Podrugi milie – Kasarova
Der Monolog der Liza zwischen Verzweiflung und Euphorie
Handlung: Die Gouvernante erscheint. Sie äussert das Missfallen der Gräfin über ihr Benehmen und schickt die Freundinnen weg. Zurück bleibt Liza, die seltsam schwermütig an diesem Freudentag ist. Sie denkt an Hermann. In seinen Augen brannte die Leidenschaft die Macht über sie gewonnen haben.
Der Monolog der Liza, im ersten Teil verzweifelt im zweiten euphorisch, mit vibrierendem Orchester begleitet.
Zachem zhe eti slyozy / Woher kommen diese Tränen – Fleming
Handlung: Hermann erscheint überraschend an der Balkontüre. Lisa will um Hilfe rufen, doch Hermann erzählt, dass er sie rasch wieder verlassen werde, er habe sich entschlossen zu sterben. Doch vorher wolle er noch kurz mit ihr zusammen sein. Er gesteht ihr seine Liebe, die sie still erwidert.
Vom Liebesmotiv begleitet will Hermann Lisa gewinnen.
Prosti, prelestnoe sozdanye / Forgive me, loveliest of creatures / Schönes Mädchen, Göttin!
Das kurze Liebensduett
Handlung: Da klopft plötzlich die Gräfin an die Tür. Hastig versteckt sich Hermann und die Gräfin tritt ein. Lisa behauptet nicht schlafen zu können und die Gräfin entfernt sich wieder. Als die Gräfin weg ist, fordert Liza Hermann auf zu gehen. Hermann behauptet das Todesurteil erhalten zu haben und rennt hinaus. Im letzten Moment ruft Liza ihn zurück und die beiden gestehen ihre Liebe.
Die Spannung steigt ins unermessliche bis Liza im letzten Moment ruft «Nein, bleib am Leben!», und das Orchester, das nur fahle Bläserklänge hervorbrachte, bricht in das jubelnde Liebesthema aus. Doch Tschaikowski gewährt den beiden kein ausgedehntes Liebesduett im italienischen Stil. Der ekstatische Liebesschwur dauert nur wenige Takte.
‘Kto strastno lyubya prodyot / how who impelled by burning passion / Wer, leidenschaftlich liebend – Atlantov / Freni
PIQUE DAME AKT II
Handlung: Liza und Jeletzki sind auf einem Maskenball.
Eine prunkvolle Ballszene eröffnet den zweiten Akt. Auf Wunsch des Operndirektors schrieb Tschaikowsky grosse Ballszenen, die opulent ausstaffiert wurden, um den Ruf des St. Petersburger Opernhauses international zu profilieren.
Radostno / In joy and merriment gather round today / Freudig und fröhlich vereinigt Euch
Die wunderschöne Liebesarie
Handlung: Der Fürst betet seine Braut an, doch er merkt, dass sie ihm ausweicht.
Es ist das leidenschaftliche, verzweifelte Arioso des Jeletzki. Eigentlich eine Nebenrolle, aber sie bekommt die wunderbaren Arie „Ya vas lyublyu“ zugesprochen. Jeletzki wird so ein seelenverwandter des Lenski aus dem Onegin, dessen ehrliche Liebe von der Protagonistin nicht erwidert wird.
Wir hören Dmitri Hvorostovsky, der 1989 seinen internationalen Durchbruch mit dieser Rolle hatte und später mit Tschaikowskys in der Rolle Eugen Onegin seine Glanzrolle fand. Diese Arie zeigt seine eleganten, langen Phrasierungen glanzvoll, gesungen mit schönem legato in seiner markanten verschatteten Stimme
ya vas lyublyu / Ich liebe Sie – Hvorostovsky
Wir hören die Arie in einer zweiten Version von Pavel Lisitsian. Zu dieser Arie meinte Kesting («grosse Stimmen»): Die Arie des Jeletzki habe ich nie besser und klangschöner gehört. Da ist nicht nur die breite, expansive Phrasierung, sondern auch vokale Imagination im feinen Spiel von Licht und Schatten, von Farben und dynamischen Nuancierungen».
ya vas lyublyu / Ich liebe Sie – Lisitsian
Handlung: Hermann erscheint, er ist besessen davon das Geheimnis der drei Karten zu erfahren, um zu Reichtum zu kommen und mit Liza weggehen zu können.
Die Pastorale – Allegorie der Handlung
Handlung: Zur Unterhaltung der Gäste wird ein Schäferspiel mit Schauspielern aufgeführt.
Tschaikowski liess die Handlung bewusst in die Zeit Katharina der Grossen zurücksetzen. Dies entsprach einerseits einem Wunsch des Theaterdirektors und entsprach andererseits seiner Liebe zu Mozart. So kommt dieses Intermezzo ganz im Stile Mozarts daher und zitiert verschiedene seiner Werke, beispielsweise gleich zu Beginn Papagenos Arie aus der Zauberflöte sowie später Themen aus Klavierkonzerten.
Der Handlung des Schäferspiels ist eine Allegorie auf die Handlung der Oper. Modest Tschaikowski platzierte sie bewusst in die Mitte der Oper und sie weist die Handlungs-Richtung, in die die Oper gehen wird. Die Schäferin Chloe weist die Liebe des reichen Pluto zurück, weil sie den armen Hirten Daphnis liebt.
Pastorale
Die grosse Szene in der Kammer der Gräfin
Handlung: Unbemerkt trifft sich Lisa mit Hermann. Sie übergibt ihm den Schlüssel zur Kammer der Gräfin für ein Treffen mit ihr am nächsten Tag, wenn die Gräfin nicht zu Hause sein wird. Doch Hermann will nicht warten, und die beiden können unbemerkt den Ball verlassen, als die Gäste ungeduldig die Ankunft der Zarin erwarten. Im Schlafzimmer der Gräfin kommt Hermann auf dem Weg zu Lizas Kammer vor einem Portrait der Gräfin zu stehen. Nachdenklich betrachtet er es.
Erregte Streicher Tremolos erzeugen eine gespenstische, spannungsgeladene Atmosphäre, das Orchester schildert die Erregung Herrmanns, der ins Schlafzimmer der Gräfin tritt.
Vsyo tak kak mne ona skazala / Alles ist so, wie sie mir gesagt hat
Handlung: Ein Dienstmädchen erscheint und Hermann muss sich verstecken, darauf erscheint auch die Gräfin. Lisa erscheint mit ihrer Dienerin Masha und bittet sie aufzupassen, Masha ahnt was Lisa plant. Die Gräfin will alleingelassen werden.
Dunkle fahle Bläser leiten die Reprise ein. Eine gespenstische Stimmung
Polno vrat vam …. «Je crains de lui parler la nuit / Genug gelogen ! – Podles
Der Tod der Gräfin
Handlung: Als sich die Gräfin hinlegt, nähert Hermann sich ihr. Er sei gekommen, um von ihr das Geheimnis der drei Karten zu erfahren. Als sich die Gräfin weigert wird das Drängen Hermanns immer verzweifelter, schliesslich zückt Hermann eine Pistole und die Gräfin fällt vor Schrecken tot um. Lisa betritt die Szene. Sie erkennt entsetzt die Situation und jagt Hermann aus dem Haus.
Dunkle fahle Bläser leiten die Szene ein. Eine gespenstische Stimmung breitet sich aus.
Ne pugaites!… Ona mertva! / Erschrecken Sie nicht! … Sie ist tot
PIQUE DAME AKT III
Entgegen Puschkins Geschichte hat Lisa Selbstmord begangen. Nach dem Tod der Gräfin muss ohne Frauenstimmen auskommen, was die Tragik des letzten Akts noch verstärkt.
Die unheimliche Briefszene
Handlung: Mondlicht beleuchtet Hermans Zimmer. Er sitzt am Tisch und liest einen Brief. Liza hat ihm geschrieben. Sie will zu ihm stehen und ihn heute Nacht sehen. Hermann plagen Gewissensbisse und er fällt in einen unruhigen Schlaf.
Ein weiterer meisterhafter Entr’acte eröffnet das vorletzte Bild. Trompetenfanfaren beschreiben die soldatische Umgebung der Kaserne und ein Trauerchor erinnert an die Beerdigung der Gräfin. Eine grandiose Szene (5:37) entfaltet sich, wenn Tschaikowsky Fragmente des Liebesmotivs zitiert, dazu der Frauenchor im Hintergrund singen lässt, und Hermann die Visionen eines Wahnsinnigen äussert, nur sparsam begleitet vom Orchester.
Entre-acte Ya neveryu chtoby ty khotel smert Grafini / ich glaube nicht, dass Du den Tod der Gräfin gewollt hast
Der Geist der Gräfin erscheint
Handlung: Der Wind heult um das Haus. Er hört es an der Tür klopfen. Der Geist der Gräfin steht vor der Tür. Sie kommt in den Raum und verkündet, dass er Liza heiraten soll. Sie gibt ihm das Geheimnis der 3 Karten preis: «Drei, Sieben, Ass» und verschwindet. Hermann kann sein Glück nicht fassen.
Das Fagott der Gräfin, die heulenden Flöten und die vibrierenden Streicher leiten diese Gespenstische Szene ein.
Mne strashno! / Mir ist bang!
Die düstere Kanalszene
Handlung: Liza wartet spät in der Nacht am Ufer eines Kanals auf Hermann. Sie ist verzweifelt, dass sich ihr Glück in Unglück gewandelt hat
Tschaikowsky schilderte die Schauplätze der Oper in St- Petersburg mit viel Raffinesse. Der frühlingshafte Sommergarten des Beginns kontrastiert mit der Bedrohlichkeit des Kanals in dieser düsteren Winternacht. Die Szene eröffnet mit einem gewaltigen Trauermarsch, der den Hörer bereits auf Lisas kommendes Schicksal einstimmt.
Der Text von Lisas anschliessendem Arioso hat Tschaikowski selber verfasst. Das Arioso ist schlicht gehalten das zeigt, dass Lisa Hermann aufrichtig und ohne Hintergedanken liebt.
Uzh Poloch … Akh, istomilas ustala ya!/ Bald ist Mitternacht … Ach ich quale mich, leide – Gorchakova
Der Tod im Fluss – ein autobiographisches Element
Handlung: Hat sie sich in einen Mörder verliebt? Sollte er nicht auftauchen ist kein Zweifel mehr möglich. Euphorisch sieht sie ihn kommen. Die beiden umarmen sich. Hermann will so rasch als möglich mit ihr zum Spielcasino, er erzählt ihr, dass die Gräfin ihm diese Nacht ihr Geheimnis erzählt hat. Liza erkennt, dass Hermann wahnsinnig geworden ist. Als er erzählt, dass er die Gräfin in der Nacht zuvor mit der Pistole bedroht hat, ist für sie klar, dass er ein Mörder ist. Er gesteht, dass der Tod der Gräfin der Preis für das Geheimnis war. Hermann ist blind vor Wahnsinn und stösst sie weg. Liza läuft zum Ufer und stürzt sich in den Fluss.
Der Tod der Lisa zitiert ein tragisches autobiografisches Element des Komponisten, der einst einen Suizidversuch im Moskauer Fluss Moskwa unternahm. In Verzweiflung über seine Ehe mit Antonia (er hatte eine Liebesbeziehung zum Geiger Jossif Kotek) steigt er in den eiskalten Fluss, um sich eine Lungenentzündung holen. Kurz darauf trennten sich die beiden.
A yesli mne v otvet / O Zeit – Serjan
Im Spielcasino
Handlung: Im Spielcasino vergnügen sich die Gäste.
Budem pit i veselitsya! / Woll’n wir trinken und Spasshaben – Ozawa
Das Trinklied Tomskys
Handlung: Surin und Tomsky sitzen am Spieltisch und nehmen erstaunt zur Kenntnis, dass Jeletzki erschienen ist, der sonst nie spielt. Lisa hat ihn verlassen, nach Pech in der Liebe erwarte er Glück im Spiel. Tomsky wird aufgefordert ein Lied zu singen.
Yeslib miliya devitsy tak mogli letat kak ptitsy / Wenn die lieben Mädchen fliegen könnten wie die Vögel – Rodescu
Handlung: Gemeinsam singen die Gäste das Spielerlied.
Schönes russischen Tanzlied, mit vollem Orchester gespielt.
Tak v nenastne dni / So haben sie sich an den trüben Tagen oft versammelt – Ozawa
Die Spielszene
Handlung: Sie setzen sich wieder an den Tisch. Als Jeletzki Herman hereinkommen sieht, flüstert er Tomsky zu er brauche vielleicht einen Sekundanten. Alle schauen auf den gespenstisch aussehenden Hermann, als der sich an den Spieltisch setzt noch nie nahm er am Spiel teil. Hermann gewinnt ununterbrochen.
Za dela, gospoda, za karty / Zur Sache ihr Herren, an die Karten! – Ozawa
Handlung: Die Gefühle brechen mit Hermann durch, Wahnsinn ergreift ihn.
Im sogenannten «Trinklied» wendet sich Hermann an die Gäste. Er bringt nur noch stereotype Weisheiten ohne tieferen Zusammenhang zustande, der Zerfall ist vollständig.
Chto nahsa zhizn / What is our life? / Was ist unser Leben? – Domingo
Handlung: Als niemand mehr mit Herrmann spielen will meldet sich Jeletzki. Alle schauen wie gespannt auf den Ausgang des Duells. Als Hermann sein ganzes Vermögen auf eine Karte setzt nimmt Hermann statt des gewinnenden Asses, die Pique Dame auf. Fassungslos schaut er auf die Karte. Er vermeint in der Karte das höhnische Lachen der Gräfin zu erkennen steht auf und ersticht sich.
Idyot yeshcho / Spielen wir noch einmal?
Hermanns Schwanengesang
Handlung: Sterbend wendet er sich an den Fürsten und bittet um Verzeihung. Noch einmal sieht er Liza vor sich.
Nochmals ertönt in der Klarinette das Liebeslied, begleitet von den flirrenden Streichern. Die Oper endet für den Zuschauer versöhnlich, während in Puschkins Novelle Hermann ins Irrenhaus muss.
Knyaz! / Fürst! – Talantov
Der Schluss Hymnus
Handlung: Die Gäste scharen sich um den Toten und bitten Gott um Gnade.
Tschaikowski beendet die Oper mit einem schöner Schlusschor. Ein Männerchor singt einen liturgischen Hymnus unterliegt mit den Grabesstimmen der Bässe. Mit letzten zärtlichen Motiven der Streicher verklingt dieses Werk.
Gospod! Prosti yemu / Herr verzeih ihm – Ozawa
Aufnahme Empfehlung
RCA, Mirella Freni, Vladimir Atlantov, Sergei Leiferkus, Dmitri Hvorostovski unter der Leitung von Seiji Ozawa und dem Boston Symphony Orchestra und dem Tanglewood Festival Chorus
Peter Lutz, opera-inside, der Online-Opernführer zu PIQUE DAME von P.I. Tchaikowsky.
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