Rosa Ponselle

Der online Opernführer zu Rosa Ponselle

Lesen Sie die Kurzbiographie von Rosa Ponselle und hören Sie Aufnahmen Ihrer Karriere Höhepunkte. Rosa Ponselle war vielleicht der grösste Sopran des goldenen Zeitalters.

 

Der Aufstieg

Geboren 1897 als Rosa Ponzillo in eine musikalische Familie in Meriden Conectticut. Ihre Schwester Carmela war sängerisch begabt und die beiden traten in Jugendjahren als «Ponzillo-Sisters» auf.

Ihr Debut an der Met 1918 hatte sie  in Forza del destino an der Seite von Enrico Caruso. Sie war 21 Jahre alt, hatte noch nie auf einer Opernbühne gestanden und selber bisher erst zwei Opern gesehen. Fischer: «Ihre Nerven waren als Newcomerin zum Zerreissen gespannt und sie murmelte ihrem Partner Caruso zu ‘ich kann nicht mehr weitersingen’, er flüsterte zurück ‘coraggio, coraggio io ti sostengo’. Sie fasste wieder Mut und triumphierte im 4. Akt mit Pace, pace, mio Dio.»

Pace, pace, mio Dio (forza del destino) – Ponselle

 

Das Debut war phenomenal und das Paar wurde gefeiert. Sie bekam den Übernamen «Caruso in Petticoats». Der Dirigent Tullio Serafin, vielleicht der letzte grosse Dirigent, der alles über Stimmen wusste (Fischer) sagte er habe 3 Stimmwunder in seiner Karriere erlebt, Caruso, Ruffo und Ponselle.

Rosa Ponselle hat sich hauptsächlich auf das italienische Fach konzentriert und verzichtete auf die Partien von Puccini. Ihr Höhepunkte waren die Norma 1927.

Casta diva (Norma) – Ponselle

 

Und die Traviata 1935. Mit den Worten von Kesting: «… und doch ist sie die erregendste Violetta aller Gesamtaufnahmen (nur wenn ich Callas höre, will ich das vergessen).  Der ungläubig-fragende Ton von «è strano» wird allein durch den changierenden Klang erzeugt. Unvergesslich die expressive Akzentuierung von «Ah, fors’ è lui». Welche Bögen und welche Klangentfaltung bei «ah! Quell’amore»! Welche jubelnder Liebes-Wahnsinn in den «Follie»-Rufen.»

Ah fors’è lui (La Traviata) – Ponselle

 

Sie hörte schon mit 40 Jahren auf zu singen. Der eine Grund war eine Auseinandersetzung, die sie mit Gatti-Casazza dem Leiter der Met, hatte. Und möglicherweise ein zweiter, da sie mit einer missglückten Carmen 2 Jahre zuvor ihren grössten Misserfolg ihres künstlerischen Lebens hatte.

 

Ihre Stimme

Walter Legge hat die Stimme wie folgt charakterisiert: «Sie war majestätisch, enorm reich an Obertönen. Ihr Legato war perfekt mit einer Atemkontrolle, die nur den Hörer atemlos vor Staunen macht. Sie war ein lirico-spinto mit  einer erstaunlichen Agilität und den Kraftreserven einer  Hochdramatischen. Die Stimme war aus einem Guss, vom tiefsten Ton bis zum höchsten, Registerwechsel waren völlig unhörbar.

Kesting spricht von der Fülle und einem Reichtum des Klangs die einmalig war.

 

Ihre Bedeutung

 

Sie war vielleicht der grösste Sopran des goldenen Zeitalters. Für Elisabeth Schwarzkopf war sie die ultimative Perfektion und für Maria Callas «die grösste Sängerin von uns allen».

 

Weitere Höhepunkte Ihrer Aufnahme Tätigkeit

 

Mit wunderschönem Legato singt Rosa Ponselle diese Arie aus dem Trovatore. Die Stimme ist reich und ist auch in den hohen Tönen expressiv und hat eine schöne dunkle Klangfarbe. Sie singt die Stimmungen dieser Arie wunderbar. zB das «dolente», oder das «misero». Besonders schön ist auch der Schlusston gelungen: mit grosser Anmut schwebt Ponselle auf den Schlusston der Kadenz.

D’amor sull’ali rosee

 

Ein Duett aus dem Trovatore gesungen von Rosa Ponselle und Riccardo Stracciari, die unter anderem für Ponselles «herrliche Triller» (Kesting) hörenswert ist.

Mira di acerbe lagrime (2) –  Ponselle/Stracciari

 

Rosa Ponselle war eine der überragenden Soprane der goldenen Ära. Kusch bezeichnete sie «als die eigentliche Primadonna der Metropolitan Opera an der sie unvorstellbare Triumphe feierte». Vor jeder Aufführung litt sie unter einer großen nervlichen Anspannung. Dazu Fischer: «Lange Wanderungen durch die Straßen mussten jedesmal absolviert werden bevor die magische Tür zum Opernhaus durchschritten werden konnte außerdem hatte sie eine Frischluftneurose: Die Fenster ihrer Garderobe und auch die Türen hinter der Bühne mussten für sie jeweils zwei Stunden vor der Vorstellung weit geöffnet werden sommers wie winters, andere Kollegen waren davon nicht begeistert, und De Luca drohte sogar mit dem Rechtsanwalt falls er sich dadurch eine Erkältung holen sollte». Kommen wir zurück zur Oper Trovatore:  «Man muss zu Ponselle zurückgehen, um die alte Wahrheit bestätigt zu befinden, dass Interpretation erst nach der technischen Bewältigung der Musik beginnen kann. Sie beherrscht die Musik, und dieses technische Surplus verwandelt sich in Ausdruck. In der Cabaletta nach Tacea la notte singt sie ein unglaubliches Piano-Des.» (Kesting) Hören Sie eine weitere Aufnahme von Tacea la notte mit Rosa Ponselle.

Tace la notte…di tale amor  –  Ponselle

 

Hören Sie noch einmal Rosa Ponselle in «Teneste la promessa…Addio del passato» aus der 1935er Traviata.

Teneste la promessa…addio del passato

 

Kesting (in grosse Stimmen des 20 J.) zählt das Duo Ponselle/Martinelli  sogar, nicht zuletzt wegen der himmlisch singenden Rosa Ponselle, zu den Sternstunden des Verdi Gesangs. Rosa Ponselle, welche von Experten oft zusammen mit Maria Callas als die grösste Sopranstimme des 20. Jahrhunderts genannt wird bietet mit dieser Aufnahme grosse Gesangskunst.

O terra addio 6:47  –  Ponselle/ Martinelli

 

Als nächstes hören wir eine Arie aus Norma. Dazu Kesting: „der Fluss der Stimme, die helle Leuchtkraft der Stimme, die Geschmeidigkeit der Melismen sind von berauschender Schönheit.“ Sie singt die Arie in dieser Aufnahme ohne Wiederholung.

Casta Diva  –  Ponselle

 

Das berühmte Duett aus der Norma. Kesting: «Perfekt in der Engführung der beiden Stimmen, die förmlich auf der Musik tanzen, mit einem fabelhaften Gespür für das Timing». Hören Sie beispielsweise die Szene ab 2.03 an, ab 5.14 und ab 6:19!

Mira, o Norma  –  Ponselle / Telva

 

In der Playlist finden sie ein interessantes Dokument der großen Rosa Ponselle, einer der herausragendsten Adriana der Geschichte. Leider gibt es keine Tondokumente von ihr aus den zwanziger Jahren, wir können von ihre lediglich Hausmusik aus dem Jahr 1953 (in ihren späten Fünfzigern), wo sie sich selbst am Klavier begleitet und ein befreundeter Toningenieur einen Recorder dabeihatte.

Io son l’umile ancella  –  Ponselle

 

Hören und sehen Sie diese imposante Kirchenszene aus “La forza del destino” in einer Aufnahme aus dem St. Petersburger Opernhaus. Großartig ist die Szene in der Interpretation von Ezio Pinza und Rosa Ponselle. Ponselle muss eine Stimme gehabt haben, die rein wie eine Glocke gewesen sein soll, was man aufgrund der Aufnahmetechnik von 1928 nur erahnen kann. Pinzas wunderschöner warmer Bass gibt der Szene das Fundament, was zu einer beseelten Aufnahme führte.

La vergine degli angeli  –  Pinza / Ponselle

 

An dieser Stelle muss aus «Opern-Geschichtlichen» Gründen ein Exkurs gemacht werden. Rosa Ponselle, die vielleicht grösste Sängerin der Zeit zwischen den Weltkriegen machte ihr Debut an der Met 1918 in Forza del destino an der Seite von Enrico Caruso. Sie war 21 Jahre alt, hatte noch nie auf einer Opernbühne gestanden und selber bisher erst zwei Opern gesehen. Fischer (grosse Stimmen): «Ihre Nerven waren als Newcomerin zum Zerreissen gespannt und im 1. Akt murmelte sie ihrem Partner Caruso zu ‘ich kann nicht mehr weitersingen’, er flüsterte zurück ‘coraggio, coraggio io ti sostengo’. Sie fasste wieder Mut und triumphierte im 4. Akt mit Pace, pace, mio Dio.»

Kesting äussert sich in höchsten Tönen über ihr pace, pace: «mit Rosa Ponselle wird man zu den Engeln geschickt. Sie singt mit üppigsten Ton, aber dessen Schönheit ist eine schmerzliche.” Um ihre Singkunst zu demonstrieren, sei im Hörbeispiel auf die zwei «Messa di voce» (Anschwellungen der Stimme) in 00:20 und 1:48 hingewiesen die erahnen lassen, wieso der grosse Tullio Serafin sie eine der 3 Weltwunder nannte.

Pace, pace mio Dio  –  Ponselle

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der online Opernführer zu Rosa Ponselle.

 

 

 

 

 

 

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