Beethoven, Fidelio

Der online Opernführer zu FIDELIO

Kaum ein Werk beschäftigte Beethoven so hartnäckig wie seine einzige Oper. Erst mit der dritten Version erreichte sie ihre definitive Fassung. Beethoven schuf Szenen die in die Operngeschichte eingingen und heute noch mit ihrer Kraft und Wahrhaftigkeit berühren.

 

 

 

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Inhalt

Handlung

Kommentar

♪ Akt I

♪ Akt II 

 

Aufnahme Empfehlung

♪ Aufnahme-Empfehlung

 

Höhepunkte

Ouvertüre

Mir ist so wunderbar (Quartett)

Ha welch ein Augenblick 

Abscheulicher … Komm Hoffnung (Leonorenarie)

O welche Lust (Gefangenenchor)

Gott, welch dunkel hier

Euch werde Lohn in besseren Welten

Er sterbe!

O namenlose Freude

Wer ein holdes Weib errungen (Schlusschor)

 

 

 

ROLLEN & HANDLUNG VON FIDELIO IN 4 MINUTEN

 

 

 

 

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KOMMENTAR

 

 

Libretto

Nach einer Virtuosenkarriere als Pianist konnte sich Beethoven immer mehr auch als Komponist von größeren Werkformen hervortun. Mit der Eroica und insbesondere mit der Ballettmusik «Die Geschöpfe des Prometheus» zeigte Beethoven sein Potenzial auch als Dramatiker. 1804 kam vom «Theater an der Wien» der Auftrag erstmalig eine Oper zu komponieren. Beethoven, der bereits an einem Opernfragment «Vesta» arbeitete, ließ dieses liegen, da er für das neue Thema Feuer fing. Es basierte auf einer wahren Begebenheit einer als Mann verkleideten Frau, die ihren Mann aus einem Gefängnis der Jakobiner befreite. Der Richter Bouilly, der den Vorgang miterlebte entwickelte daraus eine nach Spanien verlegte Geschichte. Sonnenleithner, Theaterdirektor und Schriftsteller, übertrug das französische Libretto ins Deutsche und Beethoven machte sich an die Arbeit.

 

 

Freiheit

Beethoven war ein glühender Verfechter der Ideale der französischen Revolution, auch wenn er deren Protagonist Napoleon verachtete (siehe seine Oper «Eroica»). Beethoven war ein Bewunderer Luigi Cherubinis und dessen Rettungsopern und so lag es auf der Hand, dass Beethoven positiv auf das Thema einer Rettungsoper im Geiste der revolutionären Ideale der Freiheit und Brüderlichkeit reagierte. Das Thema der Befreiung von Unterdrückung und der Triumph der Menschlichkeit wird zum Kern der Oper Fidelio. Wie in seiner 9. Sinfonie hat Beethoven mit dem Fidelio der Freiheit ein musikalisches Denkmal gesetzt.

 

 

Beethovens Ringen um das Musikdrama

In Beethovens Fidelio erkennen wir zwei deutlich verschiedene Abschnitte. Der erste Drittel ist singspielartig unbeschwert und gemahnt an die volkstümliche Zauberflöte. Mit dem Auftritt des Don Pizarro verändert sich der Ton der Musik schlagartig und wandelt sich zum Drama. Formal ist Fidelio ein Singspiel mit gesprochenen Dialogen und geschlossenen Nummern, trotzdem nannte Wagner Beethoven für seinen Fidelio «den Vater des deutschen Musikdramas», dessen Kerngedanken ist, den Ausdruck nicht in den Diensten der Ästhetik zu stellen, sondern der großen Idee. Um diesen Einspruch einzulösen, rang Beethoven während längerer Zeit mit diesem Werk. Davon zeugen drei Opern-Fassungen und vier verschiedene Ouvertüren. Robert Schumann brachte die Diskrepanz zu Rossini, dem berühmten Zeitgenossen Beethovens auf den Punkt mit der Bemerkung, dass Beethoven vier Ouvertüren für eine Oper schrieb und Rossini eine Ouvertüre für vier Opern. Beethovens Schwierigkeiten fußten auf zwei Dingen, einerseits war er kein erfahrener Opernkomponist und andererseits machte er bei seinem Anspruch, Singstimmen instrumental zu komponieren keine Kompromisse. Bei ihm steht nicht die Gesangslinie im Vordergrund, sondern er denkt die Stimme instrumental. Eindrücklich ist dies im Quartett des ersten Satzes ersichtlich, deren Stimmen im Geiste eines Streichquartetts geschrieben sind. Die beiden Partien Florestan und Leonore galten zum Zeitpunkt der Uraufführung als unsingbar. Es gibt eine berühmte Anekdote über Beethovens Prinzip, den Ausdruck über die Möglichkeiten des Interpreten zu stellen. Während einer Probe konnte ein Streicher-Solist eine Passage nicht richtig spielen. Der Spieler beschwerte sich über die Schwierigkeiten. Beethoven rief ihm zu: «Was kümmert mich seine elende Geige?»

 

 

Uraufführung und Rezension

Eine Woche vor der Uraufführung marschierten Napoleons Truppen in Wien ein. Aufgrund des Aufruhrs war das «Theater an der Wien» am Aufführungsabend schlecht besetzt. Die meisten Besucher waren französische Soldaten, die die deutschen Texte nicht verstanden und mit der Aussage der Oper nicht viel anfangen konnten. Der Applaus war mehr als spärlich und es resultierte ein schmerzlicher Misserfolg. Nach nur drei Aufführungen wurde die Oper abgesetzt. Beethovens Freund Breuning unterstützte ihn bei der Überarbeitung, deren Ergebnis vier Monate später gegeben wurde. Aus Zeitgründen erfolgten die Kürzungen hektisch, mit dem Resultat, dass auch die zweite Fassung floppte. Das Werk wurde zwar stark gekürzt, mit neuem Namen (Leonore) und neuer Ouvertüre ausgestattet, aber die dramatischen Schwächen verblieben. Entnervt sperrte Beethoven das Werk in die Schublade. Acht Jahre später wurde Beethoven von Freunden gedrängt, das Werk noch einmal aufzuführen. Beethoven war dazu bereit, sah aber eine grundlegende Überarbeitung vor, die in der Folge zur definitiven Fassung führte. Das Libretto wurde zu diesem Zweck von Treitschke überarbeitet. Der Erfolg traf nun ein. Die Sopranistin Wilhelmine Schröder-Devrient trug in den Folgejahren durch ihre Verkörperung der Leonore maßgeblich zur Verbreitung des Werks bei. Richard Wagner sah sie 1829 als 16-jähriger in einer Dresdener Aufführung und bezeichnete ihre Rollenverkörperung als Auslöser Musiker zu werden.

 

 

 


FIDELIO AKT I

Die Ouvertüre

Beethoven schrieb vier verschiedene Ouvertüren. Die erste wurde zu seinen Lebzeiten nie gespielt, er war mit ihr nie zufrieden. Für alle drei Fassungen schrieb Beethoven jeweils eine neue Ouvertüre. Durchgesetzt hat sich die E-Dur Ouvertüre, der Fassung von 1814:

Fidelio Ouvertüre  –  Klemperer / Philharmonia

 

Handlung: Im Staatsgefängnis von Sevilla. Der Kerkermeister Rocco lebt mit seiner Tochter Marzelline in der Dienstwohnung. Roccos Pförtner Joaquino ist verliebt in Marzelline, doch sie hat kein Gehör für den jungen Mann.

Schon in den ersten Takten spüren wir, dass das Orchester in diesem Werk eine Hauptrolle spielt. Im Vergleich zu italienischen Werken spielt es den Part eines selbstständigen Gesprächspartners der handelnden Personen, viele Themen sind zuerst im Orchester hörbar. Das Orchester kommuniziert kontrapunktisch mit den Sängern, statt nur harmonische Begleitung zu sein. Das Paar Marzelline/Joaquino erinnert an Mozarts Paar Masetto/Zerlina mit der Konstellation eines eher beschränkten Mannes und einer selbstbewussten Frau. So bleibt Joaquino die einzige Figur, der Beethoven keine Arie schenkt.

Jetzt Schätzchen  –  Unger /Hallstein / Klemperer

 

 

Marzelline ist in Fidelio verliebt

Handlung: Sie denkt unaufhörlich an Fidelio, den neuen Gehilfen ihres Vaters.

Die Arie beginnt im sehnsüchtigen Moll, expressiv ausgeschmückt von Bläsern und wechselt bald ins Dur.

O wär ich mit dir vereint  –  Popp

Das Quartett «Mir ist so wunderbar»

Handlung: Fidelio ist in Tat und Wahrheit Leonore, die Ehefrau von Florestan, welcher seit zwei Jahren als politischer Gefangener im in diesem Gefängnis sitzt. Sie hat sich als Kerkergehilfe anstellen lassen, um ihren Mann zu befreien. Joaquino ist eifersüchtig, doch Marzellines Vater gefällt der tüchtige Gehilfe.

Ohne Auftrittsarie der Leonore geht der Dialog in das grandiose Quartett «Mir ist so wunderbar» über, das mit Fug und Recht zu den großen Quartetten der Opernliteratur zählen darf. Es besticht nicht nur durch seine wunderbare Musik, es berührt, weil Beethoven für alle eine Melodie schrieb, die die unterschiedliche Gefühle der Handelnden Personen unterstreichen; Leonore sorgt sich um ihren eingekerkerten Ehemann, Marzelline besingt die Liebe zu Fidelio, Joaquino beklagt den Verlust Marzellines Liebe und der Vater bewegt die Freude über die kommende Heirat von Fidelio und Marzelline. Von einem zurückhaltend instrumentierten Orchester begleitet, stimmen die Sänger kanonartig ein und das Stück wird zu einem vollkommenen kammermusikalischen Quartett.

Sie können diese Stelle mit zwei verschiedenen Stimmenkombinationen hören.

Die Version aus der 1953er Live-Aufnahme mit Furtwängler ist eine der großen Aufnahmen des Fidelio. Der bekannte deutsche Kritiker Joachim Kaiser dazu: «Hört man aus Wilhelm Furtwänglers Fidelio-Einspielung von 1953 das Quartett des ersten Aktes, das Verlöschen des Gefangenenchors, das Duett zwischen Leonore und Rocco, den ungeheuerlichen Beginn des zweiten Aktes und das niederschmetternd dramatische Quartett des zweiten Aktes, dann begreift man, was Größe ist.» (Kaiser, 100 Meisterwerke der Musik»).

Mir ist so wunderbar (1)  –  Jurinac / Mödl / Frick / Schock / Furtwängler

Und eine weitere wundervolle Interpretation aus Bernsteins Aufnahme

Mir ist so wunderbar (2)  –  Janowitz / Kollo / Popp / Dallapozza

 

Handlung: Für Rocco ist der Wohlstand die Basis des Eheglücks…

An dieser Stelle steht eine klassische Singspielarie. Wir wissen, dass Beethoven Mozarts Zauberflöte studiert hat, erinnert diese Arie nicht an Papageno? Dieses Stück wird manchmal ausgelassen und vorgeworfen zu leichtgewichtig zu sein. Zu Unrecht, denn dramatisch hilft das Stück die Wandlung des Kerkermeisters vom opportunistischen, kleinbürgerlichen Beamten zum Widerstand leistenden Menschen, der Pizarros Mordbefehl verweigert, aufzuzeigen.

Hat man nicht auch Gold beineben  –  Pape

 

 

Handlung: Rocco erlaubt Fidelio, ihn in den Hochsicherheitsteil des Gefängnisses zu begleiten, wo Leonore ihren Mann vermutet

Gut Söhnchen gut  –  Norman / Moll / Coburn

Pizarros Auftritt

Handlung: Pizarro, der Gouverneur des Staatsgefängnisses, hat seinen politischen Feind Florestan eigenmächtig in den Hochsicherheitsbereichs des Gefängnisses weggesperrt. Er ist in Panik geraten, weil der Minister eine Inspektion angekündigt hat und so den illegal inhaftierten Florestan entdecken würde. Er hat beschlossen, dass Florestan sterben muss.

Mit dem Auftritt Pizarros verändert sich die Musik schlagartig. Beginnend mit einem dramatischen Akkord wird aus dem Orchester eine Furie, die die wilden Aufrufe des Gouverneurs begleiten. Ist es ein Zufall, dass Beethoven den Furor Pizarros in derselben Tonart geschrieben hat, wie Mozart denjenigen der «Königin der Nacht»?

Ha welch ein Augenblick  –  Berry

 

 

Handlung: Er beauftragt Rocco den Gefangenen zu töten. Doch dieser weigert sich. Pizarro beauftragt Rocco ein Grab auszuheben, er werde den Mord selbst ausführen.

Jetzt, alter hat es Eile  –  Berry / Greindl

«Abscheulicher!… Komm, Hoffnung» mit Christa Ludwig und Lotte Lehmann

Handlung: Leonore hat das Gespräch mitgehört und muss sich nun beeilen.

Die große Arie der Leonore besteht aus drei Teilen: Rezitativ, Cavatina, Cabaletta. In dieser Form sind Leonores Grundemotionen beschrieben  – Empörung, Hoffnung, Ekstase. Die Musik die Beethoven dazu geschrieben hat entfaltet eine Expressivität durch ihren erschütternden und zugleich anrührenden Ausdruck. Es ist eine siebenminütige Parforce-Leistung der Sängerin, die sowohl höchste dramatische Expressivität als auch innigste Lyrik erfordert. Möglicherweise wurde diese Arie durch Mozarts «Per pietà  ben mio» aus «Cosi fan tutte»  inspiriert, welches auch mit einer Adagio Einleitung beginnt, in derselben Tonart geschrieben ist und ebenfalls ein prägnante Begleitung des Horns aufweist.

Wir hören zuerst Lotte Lehmann. Walter Legge, der Jahrhundert-Produzent, bezeichnet ihre Darstellung der Leonore als die größte Leistung nicht nur Ihrer Karriere. Keine andere Sängerin habe Lehmann in dieser Partie wieder erreicht.

Abscheulicher !… Komm, Hoffnung (1)  –  Lehmann

 

Was meinte Christa Ludwig zu Ihrer Interpretation der Leonore: «Den Fidelio konnte ich nicht hochdramatisch singen, sondern ich spielte die schwache Frau, die versucht, ihren Mann zu retten.» Für Christa Ludwig war diese Rolle eine große Herausforderung. Denn sie war kein hochdramatischer Sopran. Sie bekannte in einem Interview zur Leonoren-Arie: “Am Ende der Arie war ich immer heilfroh, wenn ich den Ton geschafft hatte, dieses hohe H. Nach jeder „Fidelio“-Aufführung war ich heiser. Es hat immer drei Tage gedauert, bis ich die Stimme wieder gebrauchen konnte.” (Quelle: FAZ)

Abscheulicher !… Komm, Hoffnung (2)  –  Ludwig

 

Der Gefangenenchor

Handlung: In der Hoffnung Florestan zu erblicken, lässt sie die Gefangenen im Hof einen Spaziergang machen. Doch sie kann ihn nicht entdecken.

Im Gefangenenchor hören wir bereits die Idylle der Pastorale, die Beethoven nur zwei Jahre später komponiert wird. Es ist ein Geniestreich, dass Beethoven die Hoffnung der Häftlinge mit so inniger Musik komponierte. Kein Wunder, dass Verdi sich vierzig Jahre später inspiriert fühlte, einen zweiten berühmten Gefangenenchor zu komponieren.

O welche Lust (Gefangenenchor)  –  Bernstein

 

Handlung: Die Gefangenen werden in ihre Zellen zurückgebracht.

Leb wohl du warmes Sonnenlicht

 

 

 

FIDELIO AKT II

 

 

Eine schwierige Tenorpartie

Handlung: Florestan sitzt unter miserablen Bedingungen im Kerker. Er träumt von Leonore, die ihn als Engel erlösen wird.

Mit einer düsteren Einleitung und dramatischen Akkorden beginnt die Kerkerszene. Florestans Auftritt «Gott welch dunkel hier» ist eine der anspruchsvollsten Stellen für Tenöre. Im Kerker singt er über die Liebe zur Wahrheit und er halluziniert Leonore als Engel der Freiheit. Laut Partitur muss Florestan im zweiten Teil der Arie «mit an Wahnsinn grenzenden, jedoch ruhigen Begeisterung» den Engel preisen.

Lassen wir Jonas Kaufmann, den berühmten deutschen Tenor sprechen: «Die Partie des Florestans ist kurz, doch wegen der großen Szene im zweiten Akt gehört sie zu den anspruchsvollsten Rollen in meinem Fach. Im heiklen Schlussteil haben sich schon viele Tenöre versungen. Nicht der körperliche Verfall soll hier zu hören sein, sondern der Seelenzustand des Verzweifelten, seine ekstatische Vision von Rettung und Befreiung. Genauso ist der erste Ton dieser Szene, das aus dem nichts Kommende, immer stärker und dringlicher werdende «Gott», der Aufschrei der gequälten Seele, der größte stimmliche-technische Kontrolle erfordert. Ich weiß nicht, wie oft ich an diesem Crescendo gearbeitet habe.» Hören Sie Jonas Kaufmann.

Gott welch dunkel hier (1)  –  Kaufmann / Welser-Möst

 

In einer zweiten Interpretation, Jon Vickers mit dieser schwierigen Tenorpartie.

Gott welch dunkel hier (2)  –  Vickers / Klemperer

Handlung: Rocco nimmt Fidelio auf die Seite und erklärt ihm den Auftrag Pizarros. Die beiden treten zur Zelle Florestans. Als Rocco die Zelle aufschließt, erkennt Leonore ihren Mann und ist tiefbewegt. Florestan erkennt sie nicht und ist dankbar für das Stück Brot, das Leonore ihm reicht.

Neben Jon Vickers ist Christa Ludwig in der Aufnahme mit Klemperer eine große Leonore gelungen. Dazu Fischer in «große Stimmen«: «Ihre Leonore war aber auch wirklich ein einmaliger, unwiederholbarer Höhepunkt. Christa Ludwig war 33 Jahre alt, auf dem Gipfel ihrer stimmlichen Leistungsfähigkeit, nichts schien ihr unerreichbar, und jeder, der diese Aufnahme kennt, wird bestätigen, dass es seit den Tagen der Lotte Lehmann keine Interpretin dieser gewaltigen Rolle gegeben hat, die das glühende Humanum Beethovens so unverstellt und ohne Umschweife dem Hörer zu vermitteln in der Lage war.»

Euch werde Lohn in besseren Welten  –  Klemperer / Vickers / Ludwig

Der Showdown mit zwei dramatischen Wendungen

Handlung: Leonore und Rocco schaufeln das Grab. Als es fertig ist, ruft Rocco Pizarro. Dieser erscheint mit einer Waffe in der Hand, um Florestan zu töten. Leonore wirft sich mit einer Pistole in der Hand dazwischen, bereit den Gouverneur zu töten. Da ertönt ein Trompetensignal, das die Ankunft des Ministers ankündigt. Pizarro hat verloren und flieht.

Diese Szene ist von einer ungeheuren Dramatik. Als Leonore dazwischen geht, steigert sich das Drama noch einmal. Das Orchester peitscht die Sänger an, und mit einem gellenden Schrei hören wir Leonores „Töt’ erst sein Weib!“. Die Demaskierung der Leonore ist eine großartige «Colpa di scena». Als die beiden ihre Waffen aufeinander richten, steigert sich die Ekstase noch einmal, bis mit dem Ruf der Fanfare und damit der Ankündigung der Ankunft des Ministers die zweite «Colpo di scena» erfolgt und die Szene noch einmal eine Wendung findet. Eine Szene die in der Opernliteratur ihr Pendant sucht!

Er sterbe!  –  Ludwig / Berry / Greindl

Das Duett «O namenlose Freude»

Handlung: Florestan erkennt Leonore und sie fallen sich in die Arme.

Beethoven schrieb ein Duett, welches zwischen Innigkeit und Ekstase oszilliert.

Hören Sie diese Stelle mit Martha Mödl und Wolfgang Windgassen aus der erwähnten 53er Aufnahme mit Furtwängler.

O namenlose Freude (1)  –  Furtwängler / Mödl / Windgassen

 

Auch die zweite Version ist hörenswert:

O namenlose Freude (2)  –  Vickers / Ludwig / Klemperer

 

Gustav Mahler begann mit der Praxis, an dieser Stelle die Leonoren Ouvertüre Nummer 3 als Zwischenspiel einzufügen.

Der Schlusschor zur Gattenliebe

Handlung: Der Minister schenkt den politischen Gefangenen die Freiheit.

Der Schlusschor mit Solisten, dem Hohelied der Gattenliebe, lässt schon den Chor der 9. Sinfonie erahnen. Von diesem Stück  geht eine in der Operngeschichte einzigartige hypnotische Kraft aus.

Wer ein holdes Weib errungen  –  Ludwig/King / Klemperer

 

Aufnahme Empfehlung

EMI mit Christa Ludwig, Jon Vickers und Gottlob Frick unter der Leitung von Otto Klemperer und dem Philharmonia Chor und Orchester.

Als Alternative mit besserem Klangqualität bietet sich auch die Aufnahme mit Gundula Janowitz und René Kollo unter der Leitung von Leonard Bernstein an (DG).

 

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der online Opernführer zu FIDELIO von Ludwig van Beethoven.

 

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