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Online Opernführer & Handlung zu  Strauss’ DER ROSENKAVALIER

Der Rosenkavalier bietet dem Musikliebhaber zwei der erhabensten Szenen der gesamten Opernliteratur. Zu nennen sind die Übergabe der silbernen Rose und das Schlussterzett. Wie Mozart war Strauss ein Komponist für Frauenstimmen und er hat mit dieser Oper mit der Marschallin, der Sophie und dem Octavian gleich drei unsterbliche Rollen für Soprane geschaffen. Die drei verschiedenen weiblichen Hauptrollen wurden oft von denselben Sängerinnen im Verlaufe der Ihrer Karriere gespielt: Octavian und Sophie in jungen und mittleren Jahren, die Marschallin in reiferen Jahren.

 

Inhalt

Handlung

Kommentar

Akt I 

Akt II

Akt III

 

Höhepunkte

♪ Introduktion

Wie Du warst, wie Du bist

Di rigori armato il seno

Da geht er hin, der aufgeblasene schlechte Kerl

Die Zeit ist ein sonderbares Ding

Mir ist die Ehre widerfahren (Präsentation der Rose)

Wird kommen über Nacht

♪ Marie Theres’, hab’ mir’s gelobt (Schluss Terzett)

Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein  (Schluss Duett)

 

 

 

Aufnahme Empfehlung

♪ Aufnahme Empfehlung

 

 

 

ROLLEN & HANDLUNG VON DER ROSENKAVALIER

 

 

URAUFFÜHRUNG

Dresden, 1911

LIBRETTO

Hugo von Hofmannsthal, in Zusammenarbeit mit Harry Graf Kessler, inspiriert von verschiedenen Werken.

HAUPTROLLEN

Marschallin, Ehefrau des Marschalls (Sopran) - Octavian, jugendlicher Vetter der Marschallin (Mezzosopran) - Herr von Faninal, reicher bürgerlicher Geschäftsmann ((Bariton) - Sophie, seine Tochter (Sopran) - Ochs von Lerchenau, Baron und Verlobter der Sophie (Bass)

AUFNAHME EMPFEHLUNG

EMI, Elisabeth Schwarzkopf, Otto Edelmann, Christa Ludwig und Teresa Stich-Randall unter der Leitung von Herbert von Karajan und dem Philharmonia Chorus & Orchestra.

 

 

 

KOMMENTAR

 

Hofmansthals Libretto

Der Rosenkavalier ist das erste von Strauss und Hofmannsthal von Grunde auf gemeinsam erschaffene Werk. Als Hofmannsthal die Handlung konzipiert hatte, verzichtete er auf die Erstellung eines Prosatexts und entwarf das Werk von Beginn an als Libretto.

Hofmannsthal darf als wahrer Schöpfer der Geschichte genannt werden, auch wenn er Anleihen bei verschiedensten Oeuvres, wie z.B.  Molieres «Monsieur de Pourceaugnac» (reicher Bürgerlicher will Tochter zu Hochzeit mit Adligen verpflichten») und Khevenhüller machte. Die großartigen Persönlichkeiten der Marschallin, vom Ochs oder des Octavian waren zwar von verschiedensten Vorbildern inspiriert, letztlich aber eigenständige Schöpfungen Hoffmannsthals.

«Hofmannsthal schrieb 1927 ein Geleitwort zum Rosenkavalier, der zu dieser Zeit bereits das erfolgreichste Stück der Zusammenarbeit mit Strauss geworden war. Nach seinen Angaben entstand das Szenarium im März 1909 in Weimar im Gespräch mit seinem Freund Harry Graf Kessler, dem auch die Erstausgabe gewidmet ist. An dieser Widmung zerbrach fast die Freundschaft zwischen Kessler und Hofmannsthal. Kessler, der seinen Anteil an der Entstehung (vermutlich zu Recht) höher einschätzte, als es Hofmannsthal zugeben wollte, bestand auf der Bezeichnung „Mitarbeiter“, während ihn Hofmannsthal in der ersten Fassung nur als „Helfer“ apostrophiert hatte. Hofmannsthal rang sich schließlich zu der Formulierung durch: „Ich widme diese Komödie dem Grafen Harry Keßler, dessen Mitarbeit sie so viel verdankt. H. H.“ (Wikipedia)

 

 

Richard Strauss Kompositionstechnik

Richard Strauss gab dem englischen Blatt «daily mail» ein ausführliches Interview und beschrieb anhand des Rosenkavaliers sein Vorgehen beim Komponieren einer Oper: „Ehe ich auch nur die kleinste Skizze zu einer Oper entwerfe, lasse ich den Text mindestens sechs Monate in meinem Geist verweilen und reifen, so dass ich mit den Figuren und Situationen ganz vertraut bin. Dann, und nur dann beginnt mein Gehirn sich mit der Musik zu befassen. Dann werden die knappen Skizzen breiter ausgearbeitet; sie werden ausgeschrieben und für Klavier gesetzt und neu bearbeitet, oft mehrere Male. Das ist der schwierigste Teil der Arbeit. Die abgekürzte Partitur (das Particell) und die dann kommende orchestrale Färbung sind Erholung für mich. Die vollständige Partitur schreibe ich dann in meinem Studio ohne jede Aufregung, täglich zwölf Stunden daran arbeitend. So wird mein Werk ein homogenes Ganzes, und das ist die Hauptsache.“ (http://biganzoli.info/de/Der_Rosenkavalier_files/Rosenkavalier_Prog.pdf), Programmheft Landes Theater Eisenach.

Strauss und Hofmannsthal spürten früh, dass ein Meisterwerk am Entstehen war. Der Komponist schrieb während den Kompositionsarbeiten an den Librettisten: «Meine Arbeit fließt wie die Loisach, ichkomponiere alles mit Haut und Haar. Morgen beginne ich schon mit dem Lever (dem ersten Akt).» Tatsächlich vergingen nur 18 Monate von den ersten Handlungsskizzen Hofmannsthals bis zur Uraufführung am 26. Januar 1911 in der Dresdner Hofoper.

 

 

Die Nähe zu Mozarts Figaro

Nach Elektra und Salome dürstete es Strauss förmlich nun ein heiteres Werk zu erschaffen. Hofmannsthal hatte bereits einen Stoff («Cristinas Heimreise»), doch bald schon wechselten sie auf das neue Sujet und nannten ihn zu Beginn «Ochs von Lerchenau». Es spielte im Wien der 1740er Jahre und war inspiriert von Mozart, die beiden nannten ihn «unseren Figaro», denn die Parallelen zwischen den beiden Werken neben dem Rokoko Stil sind frappant. Insbesondere die Parallelen zwischen der Gräfin und der Marschallin, Cherubino und Octavian sind augen- und ohrenfällig.

 

Die Rolle des Octavian

Octavian hat eine ungeheure Bühnenpräsenz. Er ist beinahe pausenlos auf der Bühne, er ist für alle drei anderen Hauptrollen ist er der Hauptpartner und begehrtes Objekt. Es ist die längste Rolle und er singt das erste und das letzte Wort. Ist dies nicht schon anspruchsvoll genug muss er eine doppelte Maskerade unter einen Hut bringen: eine Sängerin spielt einen jungen Mann, der sich als junge Frau ausgibt.

 

Erfindungen

Trotz der historisierenden Anlage des Stücks sind zwei Dinge pure Erfindungen des Schöpferduos. Zum ersten hat es das Rosenritual nie gegeben und zum zweiten gab es die Walzer-Musik zu Zeiten Maria-Theresias noch nicht, die Musik war eine Erfindung des bürgerlichen Wiens des 19. Jahrhunderts.

 

Anachronismus?

Viele Künstlerkollegen Strauss konnten es nicht fassen. Wie konnte Strauss solch ein rückwärtsgewandtes Werk schreiben. Otto Klemperer nannte es schlicht «Zuckerwasser». Nach den avantgardistischen Elektra und Salome war es für die Künstler Avantgarde ein Rückfall in eine Welt, die sie hinter sich geglaubt hatten. Es war Strauss’ Rückkehr in das musikalische Reich des Tonalen und fortan wurde Strauss von der Avantgarde als «Konservativer» gebrandmarkt. Strauss hatte sich festgelegt: er wollte den Weg Weberns, Schönbergs oder Stravinsky nicht gehen.

Das Publikum kümmerte diese Kritik wenig und die Oper wurde von Beginn an begeistert aufgenommen. Letztlich konnte auch Klemperer sich dem Charme des Werks nicht entziehen und dirigierte das Meisterwerk Jahre später selbst im Opernhaus.

 

 

 

Das Gesamtkunstwerk der Uraufführung

Der herausragende Bühnenbildner Alfred Roller (dessen Zusammenarbeit mit Gustav Mahler an der Wiener Hofoper als kongenial zu nennen ist) wurde schon früh engagiert, die Bühnenbilder und Figuren zu gestalten. Seine Bühnenbilder und das Regiebuch, das er entwarf (und zum Teil die Regieanweisungen über den Haufen warfen) wurden von den Schöpfern ausdrücklich akzeptiert und sind noch heute massstabsetzend und beeinflussen alle Inszenierungen dieser Oper. Zu nennen sind seine stilbildenden Rokoko-Motive des Wiens in den 1740er Jahren, die Zeit Maria Theresias, die für das Publikum der Uraufführung für die Glanzzeiten der Habsburgermonarchie stand, dessen Szenerie Roller minutiös nachstellte.

Die Bühnenproben zur Uraufführung wurden von niemandem geringeren als Max Reinhardt überwacht, der auf Wunsch Strauss engagiert wurde, dessen Name bei der Uraufführung möglicherweise aus antisemitischen Gründen nicht genannt wurde.

Die Uraufführung selbst leitete der von Strauss hochgeschätzte Dirigent Ernst von Juch. Strauss gab brieflich viele Anweisungen und leitete in den Wochen vor der Uraufführung auch einige Proben persönlich.

 

 

Kritik

Von der Kritik wurde das Werk zwar gelobt, das Libretto wurde teilweise als unsauber und humorlos bezeichnet. Das Publikum aber war hingerissen und das Echo war so enorm, dass Rosenkavalier- Sonderzüge von Berlin nach Dresden eingesetzt wurden.

 

 

DER ROSENKAVALIER AKT I

 

Die Liebesnacht

Handlung: Die Marschallin befindet sich morgens mit ihrem jungen Liebhaber Octavian in ihrem Schlafgemach. Der Feldmarschall ist abwesend und sie genießt die Zeit mit ihrem jungen Vetter, den sie liebevoll Quinquin nennt.

Bewegte Musik beschreibt die stürmische Liebesnacht. Man hört zwei Motive im Orchester, ein Maskulines (punktiertes, bläserlastiges) und ein feminines (lyrisches, streicherlastiges) Motiv. Diese Szene hatte von Anfang an Kontroversen zur Folge. Man sah die Konstellation als heikel an und schon ab der Uraufführung wurde die Szene verändert. Strauss war darüber verärgert und war den Opernhäusern wiederholt Opportunismus vor.

Introduktion  –  Solti

 

Handlung: Staunend liegt Octavian bei der Marschallin und ist hin und hergerissen zwischen Liebe und Eifersucht.

Diese Szene erhitzte lange Jahre die Gemüter. Während Mozarts Cherubino nur über Sex fantasierte. hat Octavian ihn tatsächlich. Ehebruch, gleichgeschlechtliche Liebe und Erotik auf der Bühne waren Tabus. Besonders das Bett, als Sinnbild der Liebesnacht wurde zum Zankapfel. Strauss musste resigniert feststellen, dass selbst bei der Uraufführung und noch 20 Jahre später das Bett in den meisten Aufführungen zu Gunsten eines Sofas weggelassen wurde.

Wie Du warst, wie Du bist  –  Schwarzkopf/Ludwig

 

Handlung: Als ein Glockenklingen die Ankunft eines Dieners ankündigt, versteckt sich Octavian schnell hinter einem Paravent. Als er weg ist frühstücken die beiden.

Marie Theres, Octaviringing an  –  Jones / Ludwig

 

Handlung: Die Marschallin erzählt von ihrem Traum, dass der Marschall von seiner Inspektionsreise in Kroatien zurückgekehrt sei. Da hört sie Lärm von draußen, panisch vermutet sie die Ankunft ihres Gemahls. Schnell versteckt sie Octavian hinter dem Vorhang.

Der Feldmarschall sitzt im krowatischen Wald – Schwarzkopf / Ludwig

 

 

Octavian verkleidet sich als Mariandl

Handlung: Doch falscher Alarm, es ist nur ein Besuch. Octavian kommt aus dem Versteck hervor, er hat sich als Dienerin Mariandl verkleidet, um unerkannt aus dem Zimmer gehen zu können.

Quinquin, es ist ein Besuch  – Schwarzkopf / Ludwig

 

Handlung: Der Besuch entpuppt sich als der dicke Baron Ochs. Als er eintritt, stößt er mit der herauseilenden «Mariandl» zusammen und beginnt augenblicklich mit der vermeintlichen Dienerin zu flirten. Die Marschallin bietet ihm einen Stuhl an. Ochs erzählt von seinen Heiratsplänen, die er nicht zuletzt aus finanziellen Gründen verfolgt. Die Auserwählte ist Sophie von Faninal, ein 15-jähriges Mädchen, Tochter eines reichen bürgerlichen Heereslieferanten, der die ehemals der Familie Ochs gehörenden Anwesen besitzt. Der Baron bittet die Marschallin einen Rosenkavalier zu wählen, der der Tradition nach an Ochs’ Stelle für Sophies Hand anhalten soll. Während Och dies erzählt, flirtet er unaufhörlich mit der vermeintlichen Dienerin und möchte sie gleich für ein Rendez-vous zu gewinnen. Die Marschallin hört sich den Wunsch des Barons an amüsiert sich über die linkischen Annäherungsversuche des Barons.

Ein schönes kurzes walzerbeschwingtes Trio zeigt den Ochs als Schwerenöter.

Hat sie schon einmal mit einem Kavalier im tête-a-tête zu Abend gegessen

 

Handlung: Die Marschallin will Octavian einen Streich spielen und lässt ihn ein Medaillon mit seinem Antlitz holen. Sie zeigt es Ochs und schlägt ihm ihren Vetter den Grafen Rofrano als Rosenkavalier vor. Ochs erkennt die stupende Ähnlichkeit mit dem Mariandl und ist begeistert von dem noblen Rosenkavalier.

Wollen Euer Gnaden leicht den jungen Herrn  –  Fleming / Rydl / von Otter

 

Die italienische Arie

Handlung: Nun treten ein Friseur, der Notar und verschiedene Bittsteller ein. Die Marschallin lässt sich ihr Haar machen, während sie sich die Bittsteller anhört. Ein Sänger tritt auf, der ihr von einem Verehrer zur Unterhaltung geschickt wurde und trägt ihr eine Arie vor.

Nach dem kurzen Auftritt der drei Waisen, der Modistin, des Tierhändlers, des Notars, der beiden Intriganten und des Friseurs lässt Strauss an dieser Stelle Strauss überraschend einen italienischen Tenor auftreten. Er wurde geschickt vom Grafen Silva, der das Herz der Marschallin erweichen und sie unterhalten soll. Ein Flötist eröffnet auf der Bühne die musikalische Vorführung vor der Marschallin. Bald schon übernimmt ein wunderschön schmachtendes Solocello die Hauptrolle im begleitenden Orchester, dessen Stimmung dunkel und tief gehalten ist, so dass die Stimme des Tenors in der Höhe glanzvoll heraussticht.

Diese Arie ist ein Kabinettstück, doch auch gefürchtet. Die Tonführung der Arie ist anspruchsvoll und für den Sänger mit einem Kurzauftritt, einem klassischen Einlagestück, enorm exponiert.

Die berühmteste Interpretation stammt vermutlich von Luciano Pavarotti.

Di rigori armato il seno – Pavarotti

 

Eine zweite Aufnahme hören Sie mit dem wunderschönen Silber von Wunderlichs Stimme.

Di rigori armato il seno – Wunderlich

 

 

Handlung: Die Audienz endet jäh als Ochs sich mit dem Notar zerstreitet, als der sich weigert des Barons unredliche Forderungen in einem Hochzeitsvertrag zu stipulieren. Dieser übergibt erzürnt der Marschallin die silberne Rose und verlässt das Schloss. Zurück bleibt die Marschallin, erzürnt über die Anmaßung des alten Barons, sich ein junges Mädchen zu schnappen. Sie sich in einem Spiegel an und verfällt in wehmütige Erinnerung an ihre eigene Jugend.

Es ist die melancholische Szene einer Frau, die in ihrer Ehe nie das Glück der Liebe kennenlernen durfte.

Hören Sie diese Szene mit der größten Marschallin der Zwischenkriegszeit, Lotte Lehmann. Ihr Legato und ihre Textdarbietung waren stupend.  1932 wollte man eine Gesamtaufnahme mit ihr unter dem Dirigat von Strauss machen. Aus finanziellen Gründen (Strauss Geschäftssinn war Legende) ergab sich das nicht und Heger dirigierte eine Teilaufnahme mit Lotte Lehmann.

Da geht er hin, der aufgeblasene schlechte Kerl  –  Lehmann

 

Die Zeit ist ein sonderbares Ding

Handlung: Der zurückgekehrte Octavian trifft sie In dieser traurigen Stimmung vor. Sie bittet ihn, nicht wie alle Männer zu sein. Octavian ist irritiert und schwört seine Liebe zu ihr. Doch die Marschallin weiß, dass Quinquin sie früher oder später sie wegen einer jüngeren verlassen wird.

Bei diesem berühmten Stück handelt es sich um ein langsames, der im düsteren Kleid des Molls erscheinende Tanzmusik. Diese Gegensätzlichkeit des heiteren Rhythmus und der düsteren Stimmung machen den Charme dieses Stückes aus.

Es ist die Tiefe der Rolle der Marschallin, die dem Rosenkavalier den Tiefgang gibt, den es über die adlige Rollenposse erhebt. Die Marschallin ist ein «alter Ego» der Gräfin aus Mozarts Figaros Hochzeit, fast meinte man die Gräfin sei wiedererwacht.

Elisabeth Schwarzkopf wird oft als die Marschallin genannt (und kein Zufall auch als die Gräfin). Keine andere Sängerin hat diese Rolle so verkörpert wie sie. Ihre Interpretation der Marschallin ist introvertiert, aber doch sinnlich. Jede ihrer Töne scheint bewusst gesetzt zu sein (was ihr der Vorwurf der «Künstlichkeit» einbrachte). Der Musikproduzent und Ehegatte Walter Legge legte ihr ans Herzen besser eine Handvoll Opern zu perfektionieren als bei Dutzenden stets eine bessere Konkurrentin zu haben. «Schwarzkopf hatte die Rolle jahrelang mit Walter Legge vorbereitet und für die Scala Premiere mit Herbert von Karajan einen Monat lang täglich geprobt, «oft zehn oder zwölf Stunden am Tag». (Kesting, Große Sänger).

Bei ihrem Bühnenabschied 1971 war es kein Zufall, dass sie in ihrem letzten Programm diesen nostalgischen Monolog sang. Wir hören diesen Abschnitt aus der «legendären» 1959 Aufnahme von Herbert von Karajan, die für viele zur Referenz Aufnahme wurde.

Die Zeit ist ein sonderbares Ding  –  Schwarzkopf

Christa Ludwig war eine zweite große Marschallin. Sie sang die Rolle in einer Aufnahme von Leonard Bernstein, die gänzlich anders gestaltet war als Karajans Aufnahme (in der Ludwig den Octavian sang). Ludwig hat besonders in den tiefen und mittleren Lagen eine opulentere Stimme als ihre Kollegin.

Die Zeit ist ein sonderbares Ding  –  Ludwig

 

Diese Schlüsselarie der Marschallin hören wir in einer dritten Aufnahme mit Renee Fleming. Die Marschallin ist/war vielleicht die wichtigste Rolle ihrer Karriere. Ihre dunkle fast rauchige Stimme gibt der Rolle eine besondere melancholische Prägung.

Die Zeit ist ein sonderbares Ding – Fleming

 

Handlung: Octavian will davon nichts wissen und drängt sie zu sagen, ob sie ihn weghaben will. Die Marschallin bittet ihn jetzt zu gehen. Als er weg ist, bereut sie es sogleich und schickt die Lakaien ihn zurückzuholen, doch Octavian ist schon weg.

 

 

 

 

DER ROSENKAVALIER AKT II

 

 

 

Handlung: Im Salon des Herrn von Faninal, welcher feierlich Abschied von seiner Tochter Sophie nimmt, die aufgeregt die Ankunft des Rosenkavaliers erwartet. Als er weg ist, erblickt Sophie vom Fenster aus den stolzen Sechs-Spänner aus dem der Rosenkavalier im Silberkleid entsteigt und in ihr Haus tritt.

In dieser feierlichen Stunde –  Donath

 

Die Präsentation der Rose – das entrückte Liebesduett

Handlung: Feierlich verkündet er den Heiratswunsch des Barons und übergibt die versilberte Rose. Als Sophie an der parfümierten Rose riecht, treffen sich die Blicke der beiden und sie spüren wie elektrisiert die plötzliche Liebe auf den ersten Blick.

Die Musik erreicht einen Höhepunkt als der Rosenkavalier eintritt. Von himmlischen Streichern und einer schönen Melodie in der Klarinette begleitet, verkündet der Rosenkavalier seine Botschaft. Die Musik entrückt als Sophie an der Rose riecht, die Octavian mit persischem Rosenöl parfümiert hat und sich die Blicke der beiden treffen. Ein großartiges Liebesduett entspinnt sich, als Seligkeit die beiden ergreift.

Diese Szene gehört zum größten was die Opernliteratur zu bieten hat. Strauss lässt Harfen, Celesta und erste Geigen rauschhaft erklingen. Er ist auf der Höhe der Meisterschaft der Tonmalerei, man kann die Liebesgefühle förmlich spüren und den Duft des Rosenöls beinahe riechen.

Wir hören diese Stelle in zwei Aufnahmen. Wir beginnen mit einer legendären Carlos Kleiber Aufnahme. Keine Oper hatte der eigentümliche Kleiber mehr dirigiert als den Rosenkavalier, (dessen erste gültige Aufnahme von Kleibers Vater Erich stammt). Carlos wollte aber partout nicht ins Aufnahmestudio, so stammen die Aufnahmen aus später freigegeben Fernseh-Mitschnitts (1972) respektive aus einer Video Produktion. Wir hören die Inszenierung aus dem Jahr 1979. Brigitte

Wir hören den Octavian von Brigitte Fassbaender, einer großen Octavian Darstellerin und sie wurde ihre vielleicht berühmteste Rolle. Ihre Stimme hat einen reichen, samtig-weichen Klang. Ihre Partnerin dieser Szene war Lucia Popp. Traumhaft wie sie das hohe D erklimmt (2:30) und Fassbaender daneben dahin schmelzen lässt (schauen sie auf ihren Blick).

Mir ist die Ehre widerfahren  Fassbaender / Popp

 

Die zweite Aufnahme stammt aus der besagten Aufnahme Kleiber-Seniors. Sena Jurinac war eine weitere der großen Octavians der Geschichte und ihre Aufnahme der Erich Kleiber Inszenierung gehört zum Größten. Kesting nannte es «reinen Sinneszauber».

Mir ist die Ehre widerfahren  Jurinac / Güden

 

Handlung: Die Bediensteten entfernen sich und die beiden setzen sich aufs Sofa und beginnen eine Konversation. Während Sophie plaudert und erzählt was sie alles über den Rosenkavalier weiss, hat Octavian nur Augen für sie.

Ich kenn ihn doch recht wohl – Stich-Randall / Ludwig

 

Sophie ist angewidert von ihrem Zukünftigen

Handlung: Faninal führt den Baron von Ochs in den Salon, wo der Baron überheblich die Konversationskünste seiner zukünftigen Gemahlin erkunden will. Sophie sieht ihren zukünftigen zum ersten Mal und ist über sein Aussehen und sein Benehmen schockiert. Octavian ist von Ekel und Scham überwältigt und möchte nur weg, während Faninal beinahe vor Stolz über den adligen Schwiegersohn platzt. Sophie ist angewidert von dessen Plumpheit und widersetzt sich seinen Annäherungsversuchen.

Mit einem protzigen Marsch lässt Strauss den Ochs eintreten, und es entspinnt sich daraus ein Sextett.

Jetzt kommt aber mein Herr Zukünftiger

Ochs anzügliches Lied

Handlung: Der Baron lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und prophezeit selbstbewusst, dass sie sich nach der Hochzeitsnacht besänftigen wird.

Von gemütlichem Wiener Walzer begleitet, singt Ochs’ seine Lieblingsmusik zu der er einen tollpatschig-anzüglichen Text singt:

„Mit mir, mit mir keine Kammer Dir zu klein,
ohne mich, ohne mich jeder Tag Dir so bang,
mit mir, mit mir keine Nacht dir zu lang».

Wird kommen über Nacht  –  Edelmann

 

Handlung: Der Baron und Faninal gehen ins nachbarliche Zimmer, um den Vertrag zu besprechen. Octavian tritt zu Sophie und fragt, ob sie den Trampel wirklich heiraten wolle. Sophie bittet ihn um Hilfe, während im Hintergrund die betrunkenen Lakaien des Ochs, den Mägden nachjagen. Octavian will ihr helfen, doch sie müsse den ersten Schritt machen. Was das sei, fragt Sophie. Sie müsse zuerst ihre Liebe zu ihm gestehen sagt Octavian, und die beiden fallen sich in die Arme.

Mit ihren Augen voll Tränen  –  Kirchschläger / Persson

 

Handlung: Die beiden wurden von Valzacchi und Annina beobachtet und rufen den Baron herbei. Dieser stellt Sophie zur Rede.  Weil diese kein Wort herausbringt, spricht Octavian was sie nicht kann, sie mag ihn nicht. Der Baron wischt das Argument weg und will Sophie ins Nebenzimmer bringen, um den Ehevertrag zu unterschreiben. Octavian und der Baron geraten in einen Streit, der in einem Degenduell endet, bei dem der Baron leicht am Arm verletzt wird und theatralisch Mord ruft. Faninal tritt ein und erkennt die Blamage, der Weigerung der Sophie. Er schickt den Rosenkavalier fort, und will Sophie notfalls mit Gewalt in die Kirche zerren, sonst werde er sie lebenslang ins Kloster sperren. Faninal lässt den verarzteten Ochs ausruhen. Dieser trinkt ein Schluck Wein und nimmt vergnügt ein Brieflein zur Kenntnis, welches Anna ihm ausgehändigt hat und von Mariandl stammen soll. Es ist eine Einladung zu einem Rendezvous in einem Hotel.  Annina verlangt eine Belohnung, die ihr der Baron versagt. Sie hat bereits gemeinsame Sache mit Octavian gemacht und kündigt mit einer Geste hinter seinem Rücken an, dass sie sich bald für seinen Geiz rächen werde.

Von einem gemütlichen Walzer begleitet, geht es Ochs wieder besser. Mit schmachtenden Auftakten begleitet singt der Ochs sein Credo. Im ¾ Takt endet vergnügt der zweite Akt.

 

 

 

 


DER ROSENKAVALIER AKT III

 

 

 

Die Maskerade im Gasthaus

Handlung: Im Gasthaus wohin der Ochs von Mariandl bestellt wurde. Das Treffen wurde von Octavian und Valzacchi fingiert, um dem Baron eine gehörige Lektion zu erteilen. Als Ochs erscheint, wird er mit dem als Mariandl verkleideten Octavian in ein Nebenzimmer gebracht, wo die beiden dinieren werden. Mit Wein versucht er das Mädchen gefügig zu machen. Als Ochs Mariandl küssen will, vermeint er für einen Moment Octavian zu erkennen und erschrickt. Rasch fängt er sich. Beim zweiten Versuch öffnet sich plötzlich eine Falltür und der Kopf eines Komparsen erscheint, worauf Ochs vermeint, Gespenster zu sehen. Als auch noch aus dem Ofen und den Spiegeln Gesichter hervorgucken, fährt ihm der Schreck gehörig in die Glieder. Als er mit der Klingel nach dem Personal ruft, erscheint Annina als verkleidete Witwe mit vier Kindern und behauptet der Ochs sei ihr Mann. Nun gerät die Szene aus den Fugen und der Tumult hört man sogar auf der Straße, worauf die Polizei erscheint. In dieser kompromittierenden Situation versucht sich der Baron zu retten, indem er Mariandl als seine Frau Sophie ausgibt. Mittlerweile ist der herbeigerufene Faninal eingetroffen, der empört Sophie holen geht, die in der Kutsche wartet. Ochs versucht sich heimlich zu entfernen, da wird er festgenommen als Mariandl alias Octavian dem Polizeikommissar etwas zuflüstert. Er geht hinter einen Vorhang und händigt dem amüsierten Kommissar seine Frauenkleider aus. In diesem Moment tritt die Marschallin ein. Octavian gibt sich ihr zu erkennen und erklärt die Maskerade. Sie schickt alle weg, nur noch Octavian, Sophie, der Baron und die Marschallin bleiben im Raum. Der Baron ist froh über das Erscheinen der Marschallin und hofft auf die Rettung durch sie. Nun löst sich die Maskerade auf und der Baron erkennt das Spiel. Die Marschallin verlangt vom Baron von Sophie zu lassen. Der Baron erkennt, dass Octavian der Liebhaber der Marschallin ist, der als Dienstmädchen verkleidet in ihrem Zimmer war. Noch einmal versucht sich der Baron mit der Drohung der Enthüllung zu retten, doch da stürmen alle rein und bedrängen ihn den Baron. Er erkennt, dass er das Spiel verloren hat und verlässt fluchtartig die Gaststätte. Zurück bleiben Sophie, Octavian und die Marschallin. Die Marschallin erkennt, dass sie Octavian ziehen lassen muss. Beschämt über den Skandal will Sophie gehen, um ihren Vater zu helfen.

Gasthausszene (00.00 – 44.00)

Das ekstatische Schlussterzett

Handlung: Verlegen steht Octavian zwischen den beiden Frauen. Die Marschallin bittet Sophie zu bleiben, der Moment ist gekommen, um von Octavian Abschied zu nehmen.

Die Komödie wandelt sich zum Drama der Marschallin, deren Schmerz des Abschiedes von Ihrer Jugend und ihrer Liebe den Hörer ergreift und zur vibrierenden Liebe von Octavian und Sophie kontrastiert. Bald darauf verstummt die Marschallin und das Terzett wird zum Duett.

Diese Szene ist eines der großartigsten Terzette der Opernliteratur. Himmlischer Gesang, Abschied und Schmerz, kombiniert mit der zitternden Liebe von Octavian und Sophie bringen große Emotionen hervor.

Für viele war Carlos Kleibers Interpretationen das «Rosenkavalier-Evangelium». Wir hören das Schlussterzett aus der 1979 Produktion.

Final Terzetto –  Jones / Fassbaender / Popp

 

Eine zweite Version aus einer Salzburger Inszenierung 1984 mit einer wehmütigen Marschallin.

Marie Theres’, hab’ mir’s gelobt  –  Tomowa-Sintow / Baltsa / Perry

 

Eine ergreifende konzertante Version mit Claudio Abbado am Pult.

Fleming / von Stade / Battle

 

Das traumhafte Traum-Duett

Handlung: Die beiden erkennen, dass sie füreinander gemacht sind. Die Marschallin holt Faninal, der welcher die Verbindung der beiden gutheißt als zu den Liebenden stößt.  Seelig fallen sich die beiden in die Arme und verlassen gemeinsam das Haus.

Hofmannsthal befürchtete, dass der Schluss mit seinen langen Teten zu lang werde, doch Strauss nutzte die Länge, um unvergessliche Musik zu schreiben. Die Oper geht mit einem großartigen Duett zu Ende, das Strauss nicht in wagnerisch rauschhaften Klang in Töne gesetzt hat, sondern in mozartischem Gleichklang, begleitet von einem zurückhaltenden Orchester. Noch einmal blüht das Orchester vor dem Beginn der Wiederholung von «Ist ein Traum» und erklingt mit einem großartigen Höhepunkt, der die Melancholie der Marschallin vergessen lässt.

Wir hören das Schlussduett aus der Erich Kleiber Aufnahme mit dem Traum-Duo Hilde Güden und Sena Jurinac.

Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein  –  Güden / Jurinac

 

 

 

Aufnahme Empfehlung

EMI, Elisabeth Schwarzkopf, Otto Edelmann, Christa Ludwig und Teresa Stich-Randall unter der Leitung von Herbert von Karajan und dem Philharmonia Chorus & Orchestra

 

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der Online-Opernführer zu DER ROSENKAVALIER von Richard Strauss.

 

 

 

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