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Online Opernführer & Handlung zu Saint-Saens’ SAMSON ET DALILA

Samson et Dalila gehört zu den 5 größten Werken der französischen Opernliteratur. Drei unsterbliche Arien für Mezzosopran, das überwältigende Bacchanale, eine attraktive Tenorrolle und die großen Chöre hinterlassen bleibende Eindrücke. Der zweite Akt zeigt größte Emotionen und Leidenschaften.

 

 

 

Inhalt

 

Kommentar

Akt I 

Akt II

Akt III

 

Höhepunkte

♪ L’as-tu donc oublié … Malheureux, taisez-vous!

C’est toi que sa bouche invective

Maudite à jamais soit a race

Hymne de joie, hymne de délivrance

Je viens célébrer la victoire  (Terzetto)

Danse des Prêtresses de Dagon (Ballett)

Printemps qui commence

Amour! viens aider ma faiblesse

Il faut, pour assouvir ma haine (Hass Duett)

Mon coeur s’ouvre à ta voix

Vois Ma Misère, Hélas ! Vois Ma Détresse ! (Mühlstein Arie)

Bacchanale (Ballett)

 

 

Aufnahme Empfehlung

♪ Aufnahme Empfehlung

 

 

 

URAUFFÜHRUNG

Weimar, 1877

LIBRETTO

Ferdinand Lemaire basierend auf der biblischen Geschichte von Samson und Dalila aus dem Buch der Richter

HAUPTROLLEN

Guillaume Tell, Schweizer Freiheitskämpfer (Bariton) - Hedwige, seine Frau (Mezzosopran) - Jemmy, sein Sohn (Mezzosopran) - Gessler, Habsburger Vogt (Bass) - Rodolphe, ein Hauptmann Gesslers (Tenor) - Mathilde, Habsburgische Prinzessin (Sopran) - Arnold, Schweizer und Geliebter der Mathilde (Tenor) - Walther, Schweizer, Anführer der Urner (Bass)

AUFNAHME EMPFEHLUNG

DG, Placido Domingo, Waltraud Meier, Alain Fondary unter der Leitung von Myung-Whun Chung und dem Orchester und Chor der Opéra-Bastille, Paris.

 

 

 

KOMMENTAR

 

 

Die schwierige Entstehungsgeschichte

Saint-Saens plante mit dem Dichter Ferdinand Lemaire die biblische Geschichte von Samson und Dalila als Oratorium zu vertonen. Lemaire schlug in der Folge vor, aus dem spannenden Stoff eine Oper zu machen. Nach anfänglichen Zögern begann der 24 Jahre alte Saint-Saens im Jahr 1859 das erste Stück zu schreiben. Er kam mit der Vertonung nur sehr schleppend voran. Erst acht Jahre später zeigte er einigen Freunden im privaten Kreis die ersten komponierten Szenen. Diese reagierten äußerst reserviert, was im Nachhinein nicht erstaunt, denn das biblische Thema kontrastierte stark mit der damals dominierenden Meyerbeerschen Grand Opéra und der Offenbach’schen Opéra Comique. Saint-Saens beschloss trotzdem weiterzuarbeiteten, konnte aber keine französische Bühne dazu gewinnen,  das fertig gestellte Werk des mittlerweile als «Wagnérien» diskreditierten Komponisten aufzuführen. Weitere drei Jahre später versprach sein Freund und Mentor Franz Liszt das Werk an seiner Wirkungsstätte, der Hofoper in Weimar, aufzuführen. Der Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs machte dem Plan einen Strich durch die Rechnung. Saint-Saens schaffte es in der Folge eine konzertante Aufführung des ersten Aktes an ein französisches Theater zu bringen, doch die Kritik an Melodie und Harmonik war vernichtend. 1877 und volle achtzehn Jahre nach der Komposition der ersten Takte konnte Liszt sein Versprechen einlösen, als er wagte, die Oper in deutscher Übersetzung in Weimar uraufzuführen. Die Aufführung wurde für den mittlerweile 42-jährigen zum Triumph, der auch in Paris mit stolz geschwellter Patrioten Brust zur Kenntnis genommen wurde. Doch zu einer französischen Erstaufführung in Rouen sollte es noch einmal 13 Jahre dauern.

 

 

Der biblische und historische Hintergrund

Interessierte finden in diesem Abschnitt eine kurze Beschreibung des inhaltlichen Hintergunds des biblischen Buchs, dessen Kenntnis aber zum Verständnis der Oper nicht notwendig ist.

Die Geschichte des Samson und der Dalila stammt aus der hebräischen Bibel, dem sogenannten Tanach. Der Tanach  stimmt zum großen Teil (39 von 46 Büchern) mit dem christlichen Alten Testament überein. Die Schriften sind in 3 Teile gruppiert, deren ersten beide Teile chronologisch angeordnet sind. Das erste Buch (die sogenannte Tora) beschreibt die Geschichte des Propheten Moses, der zweite Teil (die sogenannte Nevi’im) die Geschichte von weiteren Propheten und des jüdischen Volks der Zeit nach Mose.  Aus diesem Teil stammt die Geschichte von Samson und Dalila,  genauer gesagt aus dem Buch der Richter. Die damaligen Richter hatten nicht nur eine Rechtssprechungsfunktion, sondern waren politische und militärische Anführer. Verschiedenste Richter tauchten im Laufe der Zeit auf und hinter allen Richtergeschichten dieses Buchs stand immer dieselbe dramaturgische Abfolge: zuerst der Abfall der Juden vom Gott Jahwe, dann die Unterdrückung durch Fremdvölker (zumeist Philister), gefolgt vom Hilfeschrei an Jahwe und schlussendlich die Rettung durch den Richter. Samson war einer der bedeutendsten Richter und seine Kräfte waren außergewöhnlich.

Die Hauptgegner der Juden, die Philister, waren vermutlich eingewanderte Seefahrervölker aus dem nördlichen Mittelmeer (möglicherweise Kreta) und sie wurden heimisch in Palästina und gaben der Region seinen Namen. Die Juden versuchten die Gebiete des heutigen Israels zu erobern, doch das Gebiet um Gaza konnte lange Zeit von den Philistern gehalten werden.

 

 

Die Musik von «Samson et Dalila»

«Samson et Dalila» ist die einzige der 16 Opern Saint-Saens’, die es ins Repertoire geschafft hat. Saint-Saens war ein ungemein gebildeter und bewanderter Musiker, schon früh wurde er als Wunderkind von der Güte Mozarts erkannt, seine technischen und kompositorischen Ressourcen gab ihm die Möglichkeit allen seinen Opern einen eigenen Stil zu geben. Diese Strategie zahlte sich letztlich nicht aus, denn fast alle seine Opern sind vergessen worden,  Berlioz meinte spöttisch «er weiß alles, aber ihm fehlt die Unerfahrenheit».

Was macht die Musik von «Samson et Dalila» aus?

Auffallend ist die Verwendung von wiederkehrenden Motiven. «Leitmotiv» wäre das falsche Wort, da es eher Melodien sind und «lediglich» eine Erinnerungsfunktion haben, also nicht im Wagnerschen Sinne weiterentwickelt werden. Trotzdem wurde Saint-Saens in Frankreich als «Wagnérien» verschrien, was in der aufgewühlten Zeiten der französisch-deutschen Kriege einem künstlerischen Todesurteil nahe kam.

Ein weiteres Charakteristikum des Werkes ist, dass der erste und dritte Akt einen starken Oratoriums Charakter mit statischen religiösen Szenen und Chören hat und sich vieler «altertümlichen» Formen wie Fugen und gregorianischen Chören  bedient. Der Chor bekam durch die ursprüngliche Planung des Werks als Oratorium eine sehr wichtige Rolle. Im ersten und dritten Akt spielt er sogar eine Hauptrolle, bei der sich solistische und Chor-Stellen abwechseln.

Zu guter Letzt bilden auch die vielen Orientalismen ein Charakteristikum dieser Oper. Man darf Saint-Saens zu Gute halten, dass er diesen Aspekt mit großer Meisterschaft behandelte. Saint-Saens verbrachte jedes Jahre viele Monate in seinem Zweitwohnsitz Algier, wo er auch für «Samson et Dalila» Studien betrieb. Einen schönen Einblick darüber finden sie weiter unten im Kommentar zum Bacchanale des dritten Aktes.

 

 

Eine der grossen Mezzosopran Rollen

Nicht weniger als drei Große, unsterbliche Arien hat Saint-Saens für die Rolle der Dalila geschrieben (“Amour!, Viens aider ma faiblesse”; “Mon coeur ouvre à ta voix”; “Printemps qui commence”). Als Saint-Saens 1859 mit der Komposition begann, wollte er die Rolle der Dalila der berühmten, knapp vierzig jährigen Pauline Viardot-García auf den Leib schreiben, einer der großen Sängerinnen des 19. Jahrhundert. Sie war ein Mezzosopran mit opulenter Tiefe. Als er 1877 das Werk beendet hatte, kam die Rolle aber zu spät für sie.

 

 

 

SAMSON ET DELILA AKT I

 

 

 

Handlung: Ein öffentlicher Platz in der Stadt Gaza in Palästina, zwölfhundert Jahre vor Christus. Hebräische Menschen beten zu Gott, dass er sie in der Not der Besetzung durch die Philister erhören möge.

Der Chor wird eingeleitet durch ein kurzes Vorspiel. Dessen Beginn ist sehr ungewöhnlich, man hört hintereinander drei Bläsertöne, sie  sollten wohl den Ton eines historischen Instruments imitieren. Nach wogenden Violinklängen, die manchen Hörer an das Vorspiel zum Rheingold erinnern, setzt der Chor mit kirchlichen Klängen ein. Nach ca. 7 Minuten setzt die große Fuge «Nous avons vu nos cités reversées» ein. Der Zuhörer wähnt sich in einem Oratorium.

Dieu d’Israël ! Ecoute la prière  –  Chung

Samson gibt dem Volk den Glauben zurück

Handlung: Samson ist unter ihnen und wendet sich an sie, mit der Aufforderung Widerstand zu leisten. Die Menge will ihm nicht folgen, der Glauben und die Waffen fehlen. Doch Samson gelingt es, ihr Glauben an Gott und den Widerstand zu festigen.

Mit großer Geste überzeugt Samson sein Volk. Die begeisterte Menge antwortet in einen wunderschönen Chorstück, welches  zweistimmig geführt ist und orchestral vielschichtig begleitet wird.

Wir hören in der Rolle des Samson Placido Domingo. Er ist vielleicht der bemerkenswerteste Samson der Aufnahmegeschichte. Die Rolle ist wie auf seine Stimme zugeschnitten, sie ist in der Mittellage komponiert und erfordert große Ausdauer. Seine reiche und opulente Stimme und seine Ausdauer lassen die Kraft und Schönheit Samsons aufblühen.

L’as-tu donc oublié … Malheureux, taisez-vous!  –  Domingo

 

 

Abimelech verhöhnt den Gott der Juden

Handlung: Abimelech tritt auf; ihm folgen Krieger und Soldaten der Philister. Er verhöhnt den feigen und machtlosen Gott der Sklaven, der von Dagon unterworfen wurde, der ihre Armee der Philister in die siegreiche Schlacht gegen die Juden führte.

Saint-Saens zeigt mit der Musik seine Sympathien. Abimelechs Musik ist gestelzt und seltsam instrumentiert, tiefe Bläser und Streicher zeichnen einen arroganten und selbstgefälligen Anführer der Philister.

Qui donc élève ici la voix?  – Thau

Samson tötet den Anführer der Philister

Handlung: Samson steht auf und verkündet die Rache der hebräischen Götter und des jüdischen Volks an den Unterdrückern. Euphorisch stimmt das Volk ein. Abimelech zieht sein Schwert und stürzt sich auf Samson um ihn zu erschlagen. Samson entreißt ihm das Schwert und streckt ihn nieder.

Mit einer großen Hymne «Israel, rompe ta chaine» («Israel zerbreche deine Ketten») begeistert Samson die Masse und sie stimmt in die Hymne ein.

C’est toi que sa bouche invective – Domingo

Der dramatische Auftritt des Hohepriesters

Handlung: Die Bewacher ziehen sich zurück. Der Oberpriester erscheint und verflucht die Feigheit der Wachen. Die Juden entkommen und beginnen einen Aufstand. Der Oberpriester verflucht das revoltierende Volk und seinen Führer Samson.

Saint-Saens zeichnet einen dramatischen Auftritt des Hohepriesters. Die tiefen Streicher spielen ein militärisches Motiv, das zu einem der wichtigen Leitmotive der Oper wird.

Seigneur ! la troupe furieuse … Maudite à jamais soit a race  –  Weikl

 

Handlung: Ein neuer Tag beginnt. Die Juden konnten die Unterdrücker besiegen und bejubeln ihre Befreiung.

Eine schöne Musik beschreibt im ersten Teil den Sonnenaufgang. Danach hören wir den frommen Gesang der alten Hebräer im Stil eines Gregorianischen Gesangs oder eines Psalmengesang einer Synagoge.

Hymne de joie, hymne de délivrance  –  Barenboim


 

Der himmlische Chor der Philisterinnen

Handlung: Die Pforten des Dagon-Tempels öffnen sich. Dalila erscheint, begleitet von den Philisterinnen.

Der Chor der Philisterinnen beschreibt die Schönheit und Reinheit der Natur. Die Musik ist süß und unschuldig und kontrastiert zum archaischen Chor der Hebräer, der in der vorhergehenden Szene ertönte. Er beschreibt die Schönheit und Reinheit der Natur.

Voici le printemps nous portant des fleurs  –  Davis

 

Der alte Hebräer warnt Samson vor der Verführung Dalilas– das große Terzett

Handlung: Dalila wendet sich an Samson, der der Zeremonie fasziniert folgt. Verführerisch umgarnt sie ihn und huldigt ihm. Trotz den Warnungen eines alten Hebräers kann Samson den Lockrufen Dalilas nicht widerstehen.

Samson reagiert auf die Erscheinung Dalilas mit chromatischen Schritten, was seine Unsicherheit zeigt. Mehr und mehr stimmt er in Dalilas Singstimme ein und gerät in ihren Sog. Davon unabhängig komplettiert der Bass dieses schöne polyphonische Terzett, das in einem wunderschönen Wohlklang endet.

Je viens célébrer la victoire  –  Ludwig / King / Kogel

 

Das Terzett wurde in den zwanziger Jahren berühmt mit einer legendären Einspielung von Enrico Caruso.

Je viens célébrer la victoire  –  Caruso / Homer /Journet

Der Tanz der Priesterinnen

Handlung: Priesterinnen tanzen für Samson einen Tanz mit Blumengirlanden.

Die Musik betört mit sinnlichen Orientalismen.

Danse des Prêtresses de Dagon


 

Handlung: Noch einmal beschwört Dalila ihre Liebe und die Sehnsucht nach dem Helden. Verführerisch betritt sie die Treppe zum Tempel und lässt den aufgewühlten Samson zurück.

Wir hören in dieser Auftrittsarie nicht die böse von der Rache zerfressene Dalila, sondern die junge ehrliche Frau, die die Schönheit der Natur besingt.

Saint-Saens schreibt eine schöne Begleitung mit langen Akkorden, die den Orgelkomponisten erkennen lässt.

Wir hören Maria Callas, die die schönen Farben dieser Arie erklingen lässt.

Printemps qui commence  –  Callas

 

Verretts Interpretation ist opulent und mit leichtem Vibrato sinnlich und erotisch.

Printemps qui commence  –  Verrett

 

 

 

 

SAMSON ET DALILA AKT II

 

 

 

Handlung: Im Haus der Dalila.

Eine Gewittermusik leitet den dramatischen zweiten Akt ein, dessen großes Duett von Samson und Dalila vom Blitz und Donner begleitet werden wird.

Prélude –  Chung

Dalilas große Bitte zum Gott der Liebe

Handlung: Dalila weiß, dass Samson sich nach ihr verzehrt und will ihn als Sklave zu ihren Füssen sehen. Bisher konnte er sich immer wieder entziehen.

Eine unruhige Einleitung zeigt die Aufgewühltheit von Dalila, Rache ist ihr Ziel. Die Herausforderung dieser Arie ist, trotz des rachetriefenden Textes (er ist mein Sklave; schütte das Gift in seine Adern) und den tiefen Passagen das schöne Gebet zum Gott der Liebe feminin zu halten.

Niemand konnte das Flehen so eindringlich gestalten wie Maria Callas.

Samson, recherchant ma présence … Amour! viens aider ma faiblesse!  –  Maria Callas

 

 

Der Oberpriester erscheint

Handlung: Der Oberpriester erscheint und ermahnt sie, Samson das Geheimnis seiner Stärke zu entlocken.

Von seinem Leitmotiv begleitet, erscheint der Hohepriester.

J’ai gravi la montagne!! … Notre sort t’est connu  –  Meier / Ramey

Das feurige Hass Duett

Handlung: Dalila erzählt, dass er schon dreimal von ihr geflohen sei, doch sie glaubt ihn diese Nacht zu bezwingen. Der Oberpriester verspricht ihr Reichtum, doch Dalila verzichtet darauf, das Stillen ihres Hasses ist ihr Lohn genug. Gemeinsam schwören sie Rache an Samson und der Oberpriester verlässt den Ort.

Ein großes, klassisches Hass Duett das mit Leidenschaft und Feuer erfüllt ist und mit einem Rachegelübde endet.

Il faut, pour assouvir ma haine  –  Meier / Ramey

 

 

Handlung: Dalila zweifelt, ob der ihr Zauber noch bei Samson wirkt.

Eine schöne kurze Arie der Dalila.

Se pourrait-il que sur son coeur  –  Meier

 

 

Samson erscheint zaudernd

Handlung: Samson erscheint. Er ist voller Zweifel, im Wissen, dass er sein Volk verrät. Dalila umgarnt ihn, doch Samson weist sie ab.

Der Auftritt Samsons zeigt seine Unsicherheit. Bei ihrem Auftritt wechselt die Musik in Dur und bald schon versucht sie Samson mit langen dolce gesungenen Linien zu gewinnen (Samson, ô toi! Mon bien aimé, pourquoi) und das Stück entwickelt sich zu einem leidenschaftlichen Duett.

En ces lieux, malgré moi, m’ont ramené mes pas   –  Domingo / Meier

  

Handlung: Dalila versucht es mit Mitleid, doch Samson will stark bleiben. Und doch gesteht er ihr seine Liebe.

Qu’importe à mon coeur désolé

 

 

Die grosse Verführungsszene – Mon coeur s’ouvre à ta voix

Handlung: Dalila sieht nun ihre Chance und verspricht ihm Ekstase. Nun ist es um Samson geschehen.

Saint-Saens hat nicht weniger als drei große, unsterbliche Arien für die Rolle der Dalila geschrieben. Diese Arie ist eine der schönsten und verführerischsten Arien aus dem gesamten Opernrepertoire.

Dalila will Samson aus Staatsraison verführen, aber man spürt dass hinter ihren verführerischen Versprechungen mehr steckt. Sie mag zwar nicht in Samson verliebt sein, aber doch hegt sie Gefühle für ihn. Sie versucht Samson mit ihrer warmen, erotischen Stimme zu verführen. Die Begleitung des Orchesters ist zart, bisweilen verspielt und verzichtet gänzlich auf Blechbläser und Perkussionsinstrumente.

Saint-Saens’ Vortragsbezeichnung ist «dolcissimo e cantabile». Die Stimme und das Orchester glänzen in leuchtendem Dur. Das Orchester spielt anschwellende und abschwellende Akkorde, die eine sanfte, wogende Brise imitieren, eine Allegorie für Schönheit und Verführung.

Doch Dalila hat ihr finales Ziel noch nicht erreicht. Sie muss hinter Samsons Geheimnis kommen. Süßlich, fasst schon flehentlich bittet sie Samson zu ihr zu sprechen, um ihre Tränen zu trocknen. Der Ton wird drängender und sie wiederholt das ekstatische «versez moi l’ivresse» («Erfülle mich mit Beglückung») mit dem sie Samson gewinnen will. Eine schöne Passage der Klarinette nimmt das Thema schmerzvoll süßlich auf. Der zweite Teil nimmt noch einmal die Themen des ersten Teils auf. Der Klang des Orchesters verändert sich mit verführerischen orientalischen Figuren immer stärker, bis im letzten Teil wieder die westlichen Harmonien zu hören sind. Am Schluss ergibt sich Samson, das Stück wird zum Duett und er schmachtet mehrmals «Dalila, je t’aime».

Wir hören diese Arie in zwei Interpretationen.

Sehen Sie einen großartigen Ausschnitt mit Olga Borodina und  Placido Domingo

Mon coeur s’ouvre à ta voix  –  Borodina / Domingo

 

Elina Garanca hat eine verführerische, eher helle Mezzosopranistin, die in dieser Arie wunderschön glänzt.

Mon coeur s’ouvre à ta voix  –  Garanca

 

 

Dalila erfährt das Geheimnis

Handlung: Schmeichlerisch versucht nun Dalila ihm sein Geheimnis zu entlocken, doch Samson hinterfragt ihre Absicht. Aufgereizt droht sie, sich umzubringen. Samson folgt ihr nun ins Schlafzimmer. Wenig später ruft sie die Wachen, die Samson verhaften. Triumphierend hält sie Samsons Zopf in die Höhe, den sie ihm abgeschnitten hat.

Mais ! non ! que dis-je ? hélas, la triste Dalila (Dalila, Samson)

 

 

SAMSON ET DALILA ACT III

 

Die große Mühlstein-Szene des Samson

Handlung: Im Kerker von Gaza. Samson sitzt an einem Mühlstein. Mit dem Verlust seiner Haare haben ihn seine Kräfte verlassen. Die Philister haben ihm die Augen ausgebrannt, und er muss Sklavenarbeit verrichten. Von draußen hört er die Klagen der Hebräer, die ihre Freiheit verloren haben und Samson beklagen, der sie für eine Frau verraten hat. Samson fleht Gott an zu helfen, er ist bereit dafür sein Leben zu opfern.

Hoffnungslosigkeit und Tragik bestimmen die Szene, in dem Samson im Kerker den Mühlstein dreht.

Vois Ma Misère, Hélas ! Vois Ma Détresse !  –  Domingo

 

Georges Thill war vermutlich der beste französische Tenor des letzten Jahrhunderts. Dieser Ausschnitt gehört zu seinen besten Aufnahmen.

Vois Ma Misère, Hélas ! Vois Ma Détresse !  –  Thill

 

 

Handlung: Der Oberpriester ist mit den Philistern im Tempel. Dalila erscheint feierlich mit den Priesterinnen.

Wieder ein himmlischer Frauenchor der die unberührte Natur besingt.

L’aube Qui Blanchit Déjà Les Coteaux

 

 

Das berühmte Bacchanale – orientalische Klänge

Handlung: Ein orgiastisches Fest (Tanz der Priesterinnen).

Saint-Saens schrieb mit dem Bacchanale ein Ballett als entfesseltes erotisches Gemälde. Angefeuert von der energiegeladenen Musik beginnen die Gäste ihren ekstatischen Tanz.

Das Ballett beginnt mit einer Einleitung der Oboe. Die Musik ist in Phrygisch Dur (dem Jihaz) geschrieben, einer Tonleiter die in der orientalischen Musik gebräuchlich ist.

Saint-Saens imitierte in der Bacchanale (und in der ganzen Oper) ein halbes Dutzend alte arabische Instrumente. Die Oboen Einleitung erinnert an den Ton einer Schalmei, die Harfe imitiert ein Qunan und die pizzicato gespielten Streicher imitieren ein Oude, ein heute noch gebräuchliche, lautenähnliche Gitarre mit geknicktem Hals, das mit einem Plektrum gezupft wird.

In einem zweiten Teil wird die Musik europäisch, walzerhaft um dann wieder in die Welt des ersten Teils zurückkehren.

Die Bacchanale erinnert entfernt an die Venusbergszene aus Tannhäuser und war sicher auch eine Inspiration für Strauss’ «Tanz der sieben Schleier» aus der Salome.

Hören und sehen Sie ein großartiges Bacchanale in einer Inszenierung der Met.

Bacchanale – Levine

 

 

Handlung: Der blinde Samson wird von einem Kind in den Saal geführt, seine Demütigung soll zum Schauspiel für die Philister werden. Triumphierend und höhnisch verlangt Dalila von Samson noch einmal seinen Liebeswunsch zu wiederholen.

Laisse-moi prendre ta main  –  Borodina / Cura

 

Handlung: Der Oberpriester macht sich über Samsons Gott lustig. Samson ruft seinen Gott an, die Lästerer zu bestrafen oder ihm seine Kraft zurückzugeben. Er erntet nur Gelächter von den Philistern. Dalila und der Hohepriester treten zum Opfertisch.

Dieses Stück wurde zu einer Mischung von verschiedensten Stilen. Man hört Kirchenchöre, Fugen, Komische Passagen und Hymnen, die Beliebigkeit der Stile entspricht der  Beliebigkeit und  Oberflächlichkeit der Religion der Philister.

Gloire à Dagon vainqueur  –  Domingo / Fondary / Meier

 

 

Der finale coup de théatre

Handlung: Sie verlangen, dass Samson in der Mitte des Tempels vor Dagon niederkniet. Samson bittet das Kind ihn zu den Säulen zu führen. Er fleht Jehovah an ihm seine Kraft wieder zu geben. Als er dort ankommt reißt er an den Säulen und der Tempel bricht  zusammen und begräbt alle unter seinen Trümmern.

Guidez Ses Pas Vers Le Milieu Du Temple

 

 

Aufnahme Empfehlung

DG, Placido Domingo, Waltraud Meier, Alain Fondary unter der Leitung von Myung-Whun Chung und dem Orchester und Chor der Opéra-Bastille, Paris.

 

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der Online-Opernführer zu SAMSON ET DALILA von Camille Saint-Saens.

 

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