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Das Portrait von Wagners Arie IN FERNEM LAND

Lesen Sie interessante Fakten und hören Sie grossartige YouTube-Videos über die berühmte Arie “IN FERNEM LAND”.

 

Wenn Sie mehr über die Oper LOHENGRIN von Richard Wagner lesen und hören möchten, klicken Sie auf diesen Link zum Opern Portrait

 

Die Arie – Handlung & Analyse

 

Handlung: Der deutsche König Heinrich ist nach Brabant gekommen. Er will diesen Teil seines Reichs zur Dienstpflicht gegen die ungarischen Angreifer verpflichten. Elsa wurde beschuldigt, ihren Bruder getötet zu haben. Nun soll der König vor dem Gerichtsbaum darüber richten. Elsa wird die Möglichkeit gegeben sich vor Gericht zu verteidigen. Statt sich zu verteidigen, erzählt Elsa von ihren Kummer über den Tod ihres Bruders und von einem Traum, dass ein Ritter erscheinen wird, der für sie kämpfen und ihre Unschuld beweisen wird. Lohengrin erscheint und verspricht ihr für Sie zu kämpfen, doch nur unter der Bedingung, dass sie ihn nie nach seinem Namen und seiner Herkunft fragen dürfe. Nach einer Intrige Ortruds und Telramunds stellt Elsa in der Hochzeitsnacht ihm die Frage. Damit ist der Zauber gebrochen und er verkündet feierlich allen seine Herkunft. Er sei ein Ritter vom heiligen Gral, gekommen von der Burg Montsalvat. Sein Vater ist Parzival. Er selbst sei sein Ritter, Lohengrin genannt. Er wurde vom Gral ausgesandt um das Böse zu bekämpfen und die Tugend zu beschützen.

 

 

Ähnlich dem Tannhäuser mit der Rom Erzählung des letzten Aktes muss der Tenor seinen wichtigsten Abschnitt am Schluss singen. Das heisst, der Sänger muss am Schluss über genügend stimmliche Kraftreserve verfügen, um diesen Abschnitt zu einem Höhepunkt des Abends zu bringen. In Lohengrin ist die Aufgabe „einfacher“ denn die die Gralserzählung („In fernem Land“)  und der Abschied („Mein lieber Schwan“) sind lyrische Stücke die beinahe Belcanto Charakter aufweisen, währenddem die Rom-Erzählung eine dramatische Stimme erfordert.

Lohengrins Erzählung ist in einem feierlichen, gemessenem Tempo. Die Stimme muss würdevoll, doch leicht, glänzend und mysteriös sein, fern vom pathetisch-heroischen. Das Stück wird eingeführt durch das Orchester. Schimmerndes A-Dur ist im pianissimo hörbar. Schwerelos, auf unbetontem Takteil  setzt der Tenor ein.

Lohengrin, in fernem Land, Aria, Arie, Tenor

 

Die Intensität steigt. Stolz besingt Lohengrin den Gral «ein Gefäss von wunderthätgem Segen»

Lohengrin, in fernem Land, Aria, Arie, Tenor

 

Mit feierlicher Stimme besingt er das alljährliche Wunder «Alljährlich naht vom Himmel eine Taube um neu zu stärken seine Wunderkraft. Es heisst der Gral». Ein wunderschönes weiches forte in A glänzt über dem schwirrenden Klang der Violinen.

Lohengrin, in fernem Land, Aria, Arie, Tenor

 

Die hohe Tessitura der folgenden Passage hält die Dramatik und Feierlichkeit hoch. Es ist für den Tenor eine anspruchsvolle Stelle, die Stimm-Kraft hochzuhalten ohne die Stimme zu überanstrengen.

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Zum Schluss enthüllt Lohengrin seinen Namen. Jetzt wechselt die Stimme, sie wird prächtig, ruhmreich und heroisch, keineswegs hohl, sondern edel. Es ist der Höhepunkt und Schlüssel der Oper.

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Feierlich klingt die Gralserzählung orchestral aus.

 

 

Die Arie – der Text von   IN FERNEM LAND

 

In fernem Land, unnahbar euren Schritten,
Liegt eine Burg, die Montsalvat genannt;
Ein lichter Tempel stehet dort inmitten,
So kostbar, als auf Erden nichts bekannt;
Drin ein Gefäß von wundertät’gem Segen
Wird dort als höchstes Heiligtum bewacht:
Es ward, daß sein der Menschen reinste pflegen,
Herab von einer Engelschar gebracht;

Alljährlich naht vom Himmel eine taube,
Um neu zu stärken seine Wunderkraft:
Es heißt der Gral, und selig reinster Glaube
Erteilt durch ihn sich seiner Ritterschaft.

Wer nun dem Gral zu dienen ist erkoren,
Den rüstet er mit überird’scher Macht;
An dem ist jedes bösen Trug verloren,
Wenn ihn er sieht, weicht dem des Todes Nacht.

Selbst wer von ihm in ferne Land’ entsendet,
Zum Streiter für der Tugend recht ernannt,
Dem wird nicht seine heil’ge Kraft entwendet,
Bleibt als sein Ritter dort er unerkannt.
So hehrer Art doch ist des Grales Segen,
Enthüllt – muß er des Laien Auge fliehn;
Des Ritters drum sollt Zweifel ihr nicht hegen,
Erkennt ihr ihn – dann muß er von euch ziehn.
Nun hört, wie ich verbotner Frage lohne!
Vom Gral ward ich zu euch daher gesandt:
Mein Vater Parzival trägt seine Krone,
Sein Ritter ich – bin Lohengrin genannt.

 

 

Stimmfach Heldentenor

 

Lohengrin wurde für einen Heldentenor geschrieben. Dieses Fach kann nur von wenigen Tenören gemeistert werden. Die Rollen sind für erfahrene Sänger reserviert, da eine junge Stimme schnell beschädigt werden kann. Die körperlichen Anforderungen an den Sänger sind immens. Die Dauer der Oper ist in der Regel sehr lang und die Begleitung durch das Orchester ist laut und dicht. Die Anzahl der herausragenden Vertreter dieser Fachrichtung ist gering und die Künstler sind gefragt und in der Regel schon Jahre im Voraus gebucht.

 

 

Grosse Interpreten der Arie IN FERNEM LAND

 

Wir hören diese Schlüsselszene in verschiedenen Interpretationen. Wir beginnen mit Jussi Björling.

«Björling sang wenige Wochen vor seinem Tode die Gralserzählung zum ersten und letzten Male öffentlich. Auch wenn die schwedische Sprache nicht unbedingt die geeignete für den Lohengrin ist, auch wenn diese interpretatorisch noch am Anfang steht, zu burschikos gesungen ist und auch einen musikalischen Fehler enthält – hier ist sie, die ideale Lohengrin -Stimme. Björlings ist vielleicht der größte Verlust für den Wagner-Gesang gewesen, den man sich vorstellen kann: Distanz und Weltferne und schmerzlich getönte Sinnlichkeit». (Fischer, große Stimmen).

Beispielsweise sein Crescendo (1:55) ist atemberaubend und die Melancholie, die über der Interpretation schwebt ist ungemein stimmig.

In fernem Land  –  Björling

 

Eine zweite Aufnahme aus 1940 hören wir von einem weiteren Skandinavier. Der Däne Lauritz Melchior war vielleicht der größte Wagner Tenor der Geschichte. Seine Stimmreserven scheinen unerschöpflich und seine Diktion ist hervorragend, wahrscheinlich zürückgehend aus seiner Bayreuther Zeiten, wo er noch mit Cosima Wagner die Rolle einstudierte.

In fernem Land  –  Melchior

 

Die nächste Aufnahme hören wir von Franz Völker. Völkers Lohengrin gehören zum großen des Wagners Gesang.  Kesting: «Sein Lohengrin unter Tietjen gehören zu den erfüllenden Momenten des Wagner Gesangs. Er besticht durch eine ausdrucksvolle Phrasierung und einem Ton von lyrischem Zauber». Fischer (große Stimmen): «Völker hat in den dreißiger Jahren Lohengrin-Maßstäbe gesetzt, die bis heute nicht übertroffen wurden. Seine Paarung von heldischer baritonaler Kraft und lyrischer Sensibilität war Labsal für die Ohren jener Wagnerianer, die «Bell-Canto» satt hatten».

In fernem Land – Völkers

 

Nicolai Gedda singt einen entrückten Monolog.

In fernem Land – Gedda

 

Im Belcanto Stil hat Aureliano Pertile dieses Stück gesungen. Diese Aufnahmen aus den 20er Jahre ist von Pertile in italienischer Sprache gesungen. Er war von Toscaninis Lieblingssänger. Die Interpretation ist etwas ungewöhnlich wenn man es mit Melchiors Version vergleicht, wird aber in Fachkreisen hochangesehen.

In fernem Land – Pertile

 

Domingo sang den Lohengrin zum ersten Mal 1968. Er sah aber dass er noch nicht bereit war. Die Stimme litt unter der Belastung. Und erst 15 Jahre später war sang er ihn wieder. Mit viel Belcanto löst er die Forderung Franz Liszts ein.

Die Kritiker waren sich einig, dass Domingos Lohengrin ein grosser Gewinn war. Der Glanz seiner Stimme und lyrischer Belcanto ergeben ein bestechendes, stimmiges Bild und begeistern den Hörer.

Diskussionen gab es einzig über die Artikulation. Seine deutsche Aussprache hat grosse Schwächen. Der Grossteil der Kritiker störte sich nicht daran, Arnold Whittal meinte sogar spöttisch, dass Montsalvat sich schliesslich näher an Madrid befindet  (in einem unnahbaren spanischen Gebirge) denn an Bayreuth, und so ein Ritter mit spanischen Akzent eigentlich zu erwarten ist. Natürlich gab es auch Puristen, die den Akzent als no-go bezeichneten.

In fernem Land – Domingo

 

 

 

Peter Lutz, opera-inside,  der online Opernführer zu der Arie “IN FERNEM LAND” aus der Oper Lohengrin von Richard Wagner.

 

 

 

 

1 Antwort
  1. Wagner hrinrich
    Wagner hrinrich sagte:

    Hervorragend lehrreich für angehende, versierte Säger so wie für Melomanen (Wagnerianer) wie ich einer bin.
    Herzluchen DANK

    Antworten

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