Arie, dei miei bollenti spiriti

Das Portrait von Verdis Arie SEMPRE LIBERA

Lesen Sie interessante Fakten und hören Sie grossartige YouTube-Videos über die berühmte Arie “SEMPRE LIBERA” und “AH FORS È LUI”.

 

 

 

Der Film aus 2018, die spannende Hommage an Maria Callas:

Bild = Link zum Shop

 

 

Wenn Sie mehr über die Oper La Traviata hören möchten, klicken Sie auf den link zum Opern Portrait

 

Die Arie – Handlung und Hintergrund

 

Handlung: Alfredo ist im Salon der Violetta. Er gesteht er ihr, dass er sie seit längerem heimlich liebe. Ausgelassen kommen die Gäste vom Tanzen zurück ins Zimmer.Violetta, die Pariser Kurtisane und Dame der Gesellschaft, fühlt sich angezogen von Alfredo und spürt zum ersten mal in ihrem Leben ein Bedürfnis nach Liebe, weiss aber auch von ihrer ernsthaften Erkrankung. In dieser Passage ist sie hin- und herr gerissen zwischen einer aufkeimenden Liebe (ah fors è lui) und dem ungebundenen Leben (sempre libera).

 

Diese Arie ist in ihrer Art die längste die Verdi geschrieben hat. Sie dauert inklusive Rezitative über 10 Minuten und verlangt von der Sängerin sowohl höchste stimmliche Fähigkeiten wie auch grosses Durchhaltevermögen

Dieser Auftritt der Violetta besteht aus 2 Teilen: es beginnt mit einem nachdenklichen «ah fors è lui», einem lyrisches Stück welches mit schöner Klanqualität und Farben gesungen muss und anschliessend dem «sempre libera», welches mit vielen virtuose Läufe und hohen Noten die Fähigkeiten eines Koloratursoprans erfordert. Neben diesen stimmlichen Fähigkeiten muss die Sängerin der Rolle eine ungeheure Dramatik geben, welche dem Zuhörer den emotionalen Ausnahmezustand der Violetta zwischen Liebe, Tragik (Krankheit) und Lebenslust vermitteln muss, welcher in einem ekstatischen Schluss mündet.

 

Ah fors è lui

Mit einem Fragenden Motiv in den Bläsern beginnt die Arie. Das A fors è lui ist in Moll geschrieben, welches die verzweifelte Hoffnung der Violetta widerspiegelt. Sie setzt ein im p und dolcissimo:

 

Für Violetta ist es ein Traum, den sie so zärtlich besingen muss, dass er nicht platzt. Mit dem Erwähnung von Alfredo (lui, che modesto) wird die Stimme fester und geht über in die gefühlvolle Kantilene «ah quel amor», welche von einer zärtlichen punktierten Melodie der Flöte umspielt wird. Nach einer Wiederholung beendet Violetta diesen ersten Teil mit einer kurzen Kadenz.

 

Sempre libera

Brüsk reisst Verdi Violetta aus ihren Gedanken und sie ruft «Follie». Bitterkeit tönt aus ihrer Stimme. Die Koloraturen auf «Vortici» und «Perir» drücken den Schmerz aus, den sie empfindet. Die darauf folgende Koloraturkette auf«Gioir» schwingt bis zum hohen Des und leitet dann über ins allegro brillante der Arie «Sempre libera». Die Musik wechselt mit dem rauschhaften Walzer-Rhythmus des Orchester wieder in die Salon-Atmosphäre. Die vielen Koloraturen sind schwierig und müssen elegant gesungen und leicht werden. Eine virtuose Kadenz führt zur Reprise des «sempre libera». Kaskaden von hohen Noten mit C’s und D’s folgen und münden in eine ekstatische stretta (il mio pensier) , die aus schnellen Läufen mit virtuosen Ornamenten wie Verzierungen und Trillern besteht:

Aria, sempre libera

 

 

 

Die Arie – der Text von  SEMPRE LIBERA

È strano! è strano! in core
Scolpiti ho quegli accenti!
Sarìa per me sventura un serio amore?
Che risolvi, o turbata anima mia?
Null’uomo ancora t’accendeva O gioia
Ch’io non conobbi, essere amata amando!
E sdegnarla poss’io
Per l’aride follie del viver mio?

Ah, fors’è lui che l’anima
Solinga ne’ tumulti
Godea sovente pingere
De’ suoi colori occulti!
Lui che modesto e vigile
All’egre soglie ascese,
E nuova febbre accese,
Destandomi all’amor.
A quell’amor ch’è palpito
Dell’universo intero,
Misterioso, altero,
Croce e delizia al cor.
A me fanciulla, un candido
E trepido desire
Questi effigiò dolcissimo
Signor dell’avvenire,
Quando ne’ cieli il raggio
Di sua beltà vedea,
E tutta me pascea
Di quel divino error.
Sentìa che amore è palpito
Dell’universo intero,
Misterioso, altero,
Croce e delizia al cor!

Follie! follie delirio vano è questo!
Povera donna, sola
Abbandonata in questo
Popoloso deserto
Che appellano Parigi,
Che spero or più?
Che far degg’io!
Gioire,
Di voluttà nei vortici perire.
Sempre libera degg’io
Folleggiar di gioia in gioia,
Vo’ che scorra il viver mio
Pei sentieri del piacer,
Nasca il giorno, o il giorno muoia,
Sempre lieta ne’ ritrovi
A diletti sempre nuovi
Dee volare il mio pensier.

 

 

Stimmfach “Dramatischer Koloratursopran”.

 

Die Rolle der Violetta ist für einen dramatischen Koloratursopran geschrieben. Der dramatische Koloratursopran muss sowohl die Fähigkeit zur Koloratur als auch die Fähigkeit besitzen, den dramatischen Ausdruck mit einem größeren Stimmvolumen zu beherrschen. Wenn diese Stimme auch lyrische Stimmen singen kann, kann es vorkommen, dass der “dramatische Koloratursopran” ein breites Repertoire singen kann.

 

 

 

Grosse Interpretinnen der Arie SEMPRE LIBERA

 

Die erste Interpretation hören Sie von Maria Callas. Sie war eine der grössten Interpretinnen der Violetta. Sie konnte mit ihren ungeheuren stimmlichen Fähigkeiten sowohl im Koloraturteil wie auch im dramatischen Bereich fesseln. Insbesondere ihre Lissaboner Traviata wurde zur Legende. Lesen Sie mehr darüber im Portrait zu dieser Oper.

Sempre libera (1) –  Callas

 

Die nächste Aufnahme stammt von Magda Olivero (1910-2014). Sie hatte eine glühende Anhängerschaft, die sie vergötterte. Ihre Karriere dauerte lange, beispielsweise sang Sie ihr Debüt an der Met Opera mit 65 (!) Jahren in der Rolle der Tosca. Hören Sie das packende Rollenportrait und ihre virtuose Interpretation.

Sempre libera (2) – Olivero

 

Hören Sie eine wundervolle Aufnahme von  Angela Gheorgiu in einer Aufnahme von 1995. Die Entstehung der Gesamt-Aufnahme der Traviata hat etwas märchenhaftes an sich. Das Schlüssel Ereignis war die Begegnung mit Georg Solti. Solti wollte mit 84 Jahren seine erste Traviata mit unverbrauchten Kräften produzieren und stiess auf Angela Gheorgiu. Bei einer Anhörung überzeugte sie ihn sofort, er war begeistert. Der Rest ist Legende: «Ihr Auftritt überzeugte das Fernsehmanagement des BBC spontan davon, das Programm zu ändern und live in das Royal Opera House von London zu schalten, um die Aufführung im Fernsehen zu übertragen. So begann in London der Siegeszug der Sopranistin» (wikipedia).

Sempre libera (3) –  Gheorgiu / Solti

 

Als nächstes hören Sie Diana Damrau. Lange war die Deutsche mit der Rolle der Königin der Nacht verbunden. Ihre grossartigen Koloraturfähigkeiten und die mühelose Bewältigung von hohen Tönen befähigten sie diese extrem schwierige Mozart-Arie blendend zu singen. Hören Sie sie in Sempre libera.

Sempre libera (4) –  Damrau

 

In den Ausschnitten zu «Sempre libera» finden Sie vier historische Tondokumente jeweils mit «Assolutas» der Jahre vor dem zweiten oder sogar ersten Weltkrieg. Die Tonaufnahmen vor dem zweiten Weltkrieg (und natürlich noch mehr vor dem ersten Weltkrieg) leiden oft unter den akustischen Einschränkungen (fehlende Obertöne, fehlende Tiefen und Höhen) sodass beim Hören mancher grosse Stimmen der goldenen Jahren manchmal etwas Enttäuschung zurückbleibt.

Beginnen wir mit der Aufnahme von Rosa Ponselle. Mit den Worten von Kesting: «… und doch ist sie die erregendste Violetta aller Gesamtaufnahmen (nur wenn ich Callas höre, will ich das vergessen).  Der ungläubig-fragende Ton von «è strano» wird allein durch den changierenden Klang erzeugt. Unvergesslich die expressive Akzentuierung von «Ah, fors’ è lui». Welche Bögen und welche Klangentfaltung bei «ah! Quell’amore»! Welche jubelnder Liebes-Wahnsinn in den «Follie»-Rufen.»

Ah, fors’è lui…sempre libera (5)  –  Ponselle

 

Eine zweite mit Nellie Melba die zusammen mit Rosa Ponselle vielleicht die grösste des italienischen Fachs der «goldenen Ära» darstellt. Noch heute singen die Soprane ihre Kadenz der Wahnsinnsarie (hören Sie dazu meinen Blog zur Lucia di Lammermoor, zweiter Teil). Kommen wir aber zur Traviata mit den Worten von Kesting: «… und doch ist sie die erregendste Violetta aller Gesamtaufnahmen (nur wenn ich Callas höre, will ich das vergessen).  Der ungläubig-fragende Ton von «è strano» wird allein durch den changierenden Klang erzeugt. Unvergesslich die expressive Akzentuierung von «Ah, fors’ è lui». Welche Bögen und welche Klangentfaltung bei «ah! Quell’amore»! Welche jubelnder Liebes-Wahnsinn in den «Follie»-Rufen.»

Ein zweites Sempre mit der berühmten Nellie Melba, einer der grössten Sopranstimmen, die es je gegeben hat. Hören Sie rein in die Aufnahme aus 1906 von «Ah, forse lui…sempre libera». Kesting: «Das deklamatorische Pathos des Anfangs dürfte kaum je dringlicher mit rein vokalen Mitteln ausgedrückt worden sein.»

Ah, fors’è lui…sempre libera (6)  –  Melba

 

In Nummer drei hören Sie Lilli Lehman. Sie ist 1848 geboren, ihre Kunst ist tief im 19. Jahrhundert verwurzelt, beispielsweise sang Sie an der von Richard Wagner persönlich geleiteten Uraufführung der Bayreuther Festspiele. Sie ist die einzige Sängerin der ersten Wagner Generation von den Tonaufnahmen existieren, sie wurde so «stilprägend für eine Generation» (Fischer). Lili Lehmanns Repertoire war sehr gross. «Es gibt von ihr zwei Aufnahmeserien aus den Jahren 1905 und 1906 als sie sich bereits ihrem 60. Lebensjahr näherte, die einen Eindruck von dieser grossen Sängerpersönlichkeit vermitteln können.» (Fischer, grosse Stimmen), von diesen gehört «die klavierbegleitete Aufnahme von «Fors è lui» zu den grossen Lehmann Platten» (Kesting).

Ah, fors’è lui…sempre libera (7)  –  Lehmann (Lili)

 

 

Mit schnellem Tempo und viel Feuer singt Licia Albanese unter dem Dirigat von Toscanini. Toscanini (1867-1957) hat Verdi persönlich gekannt. «Als er in jungen Jahren schon ein respektierter Kapellmeister war kehrte Toscanini temporär auf seinen Stuhl in der Cello-Sektion der Scala zurück und nahm als Cellist an der Uraufführung von Verdis Otello (La Scala, Mailand, 1887) unter der Leitung des Komponisten teil. Verdi, der sich gewöhnlich beschwerte, dass Dirigenten nie daran interessiert zu sein schienen, seine Partituren so zu dirigieren, wie er sie geschrieben hatte, war beeindruckt von Berichten von Arrigo Boito über Toscaninis Fähigkeit, seine Partituren zu interpretieren» (Quelle: Wikipedia).Toscanini war berühmt für die Werktreue, die er den Werken angedieh.

Sempre libera (8) –  Albanese

 

 

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der online Opernführer zu der Arie “SEMPRE LIBERA” aus der Oper La Traviata.

 

 

 

 

 

 

 

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