Guillaume Tell, Guglielmo, Gioacchino Rossini, Handlung, Synopsis

Online Opernführer & Handlung zu Rossinis GUILLAUME TELL

Obwohl Rossinis Tell ein grossartiges Werk ist, wird es nicht oft gespielt. Zu gross sind der szenische Aufwand und die Besetzungsschwierigkeiten. Trotzdem gehört es zu den einflussreichsten Werken der Operngeschichte, indem es den modernen Tenor und die Grand Opéra mitbegründet hat.

 

 

Inhalt

Kommentar

Akt I 

Akt II

Akt III

Akt IV

 

 

Höhepunkte

Ouverture

Il piccol legno ascendi

Qual silvestre metro interno

Sombre forêt (Selva opaca, deserta brughiera )

Tutto apprendi, o sventurato (Oui, vous l’arrachez à mon âme)

♪ Allor che scorre de’ forti il sangue („Quand l’Helvétie est un champ de supplices)

Domo, o ciel, da un stranier Ankunft der Männer der drei Kantone auf dem Rütli

Giuriam, giuriam pei nostri danni (Jurons, jurons par nos dangers)

Ballabile di soldati (Pas de soldats) Ballett

Quel fasto m’offende (Tant d’orgueil me lasse) Quartett

Resta immobile (Sois immobile)

Asile héréditaire (O muto asil del pianto)

Sotratto a orribilil nembo

Tutto cangia, il ciel s’abbella Finale

 

 

Aufnahme Empfehlung

♪ Aufnahme Empfehlung

 

 

 

URAUFFÜHRUNG

Paris, 1829

LIBRETTO

Hippolyte Bis, basierend auf einer Novelle von Etienne de Juoy (deren Basis Schillers Wilhelm Tell ist)

HAUPTROLLEN

Guillaume Tell, Schweizer Freiheitskämpfer (Bariton) - Hedwige, seine Frau (Mezzosopran) - Jemmy, sein Sohn (Mezzosopran) - Gessler, Habsburger Vogt (Bass) - Rodolphe, ein Hauptmann Gesslers (Tenor) - Mathilde, Habsburgische Prinzessin (Sopran) - Arnold, Schweizer und Geliebter der Mathilde (Tenor) - Walther, Schweizer, Anführer der Urner (Bass)

AUFNAHME EMPFEHLUNG

DECCA, mit Sherill Milnes, Luciano Pavarotti, Mirella Freni, Nicolai Ghiaurov, Della Jones, unter der Leitung von Riccardo Chailly und dem National Philharmonic Orchestra und dem Chor der Ambrosian Opera.

 

 

 

KOMMENTAR

 

 

Das berühmte «do in petto» – die Geburt des heldischen Heldentenors

Die Rolle des Arnold gehört unbestritten zu den schwierigsten Tenorpartien des Opernrepertoires. Der opernverrückte Schriftsteller James Joyce bemerkte einmal: “Ich habe die Partitur von Guillaume Tell durchgesehen, und ich entdecke, dass (der Tenor) Sullivan 456 Gs, 93 As, 92 A, 54 B, 15 B, 19 C und zwei Cis singt. Niemand sonst kann es tun.”

Der Arnoldo der Uraufführung war Adolphe Nourrit. Er war der führende Tenor seiner Zeit und unbestritten ein grosser Sänger. Er hatte Probleme mit dieser Rolle und ab der dritten Aufführung soll er die Arie «Asile héréditaire» («O muto asil») und die darauffolgende Cabaletta ausgelassen haben.

Acht Jahre später sang sein Rivale Gilbert Duprez in dieser Partie das erste dokumentierte hohe C aus der vollen Bruststimme heraus («do in petto») statt aus der Falsett-Stimme. Rossini war geschockt und abgestossen. Er verglich den Ton «mit dem Kreischen eines Kapauns, dem die Kehle durchschnitten werde».

Nach diesem Ereignis war nichts mehr wie vorher, das Publikum war begeistert und die nachfolgende Komponistengeneration krempelte den herrschenden Gesangsstil um, der Heldentenor mit der schmetternden Stimme war geboren. Selbst Nourrit ging nach Italien, um den neuen Stil zu erlernen. Als seine Frau ihn in Italien besuchte musste sie feststellen, dass er seine Stimme ruiniert hatte.

Die Rolle des Arnoldo war immer unheimlich schwer zu besetzen. Während in den 50er und 60er Jahre mit Gedda und Kraus zwei Ausnahmekönner die Rolle beherrschten, blieb es vierzig (!) Jahre ruhig. Nach 2010 veränderte sich das Bild wieder, innert weniger Jahre debütierten Juan Diego Florez, Michael Spyres, Bryn Hymel und John Osborn in dieser Rolle und bewältigten diese mörderische Partie glänzend.

 

 

Rossini in Paris

1824 ging Rossini bereits als berühmter und gestandener Komponist (Notabene: Rossini war erst 32 Jahre alt!) nach Paris, um die Leitung des «Théâtre-Italien» anzutreten. Nach verschiedenen erfolgreichen neuen und überarbeiteten Opernprojekten bot ihm König Charles X. eine lebenslange Rente für ein neues Werk für die Grand Opéra an.

Reisetip für Opernfreunde: Wo Rossini «Guillaume Tell» ersann (Klicken Sie für den Link zum REISE-Blogartikel)

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Libretto

Rossini wählte das Thema des schweizerischen Freiheitshelden «Wilhelm Tell», das mit seinem Thema den Zeitgeist der unterdrückten Revolution wie beispielsweise des italienischen Risorgimentos aufnahm. Als Grundlage diente ihm die von Etienne de Juoy verfasste Novelle «Guillaume Tell». Juoy hatte ihm bereits das Libretto für seinen «Moïse et Pharaon» geschrieben und kannte natürlich die Schiller’sche Version, wich aber vom Original ab, sodass die Rossini’sche Version des Tell nicht mit Schillers berühmten Original zur Gänze übereinstimmt. Der schlechte gesundheitliche Zustand des Schriftstellers erlaubte eine persönliche Verfassung des Librettos nicht, und er beauftragte seinen Mitarbeiter Hippolyte Bis mit dieser Arbeit.

 

 

Grand Opéra

Ursprünglich plante die Opéra die Erstaufführung im Jahr 1828 , doch es dauerte bis August 1829, bis das Werk uraufgeführt wurde. Nie zuvor hatte Rossini sich soviel Zeit für die Kreation einer Oper genommen, die bisweilen innerhalb Monatsfrist geschrieben wurden.

Der Hauptgrund hatte mit dem äusserst komplexen Produktionssystem der Grand Opéra zu tun. Die Grand Opéra fusste auf den Traditionen von Glucks Reformoper und der Opéra Comique. Rossinis «Guillaume Tell» (1829) bildete zusammen mit Aubers «Muette de Portici» (1828) und Meyerbeers «Robert le diable» (1831) den Prototyp dieses neuen Typus der Prachtoper, die mit historisierenden Themen die Kunstgattungen der Musik, Literatur, Tanz, Ausstattung und Malerei vereinte. Spezialisierte Komitees der Kunstgattungen besorgten die Ausarbeitung der Details und endlose Proben deckten Schwachstellen auf, die wieder zu Änderungen der Komposition führten.

Die Inszenierungen der Grand Opéra verlangte von den Künstlern, die historischen Stoffe mit authentischem Kolorit zu gestalten. So wurde der Bühnenbilder Cicéri in die Innerschweiz geschickt, wo er Skizzen für die Bühnenbilder anfertigte.

 

 

Rossinis letzte Oper

«Guillaume Tell» blieb Rossinis letzte Oper. Wieso, bleibt bis zum heutigen Tag im Dunklen. War es seine angegriffene Gesundheit, die ihn an Depressionen leiden liess, war es kreative Erschöpfung nach Jahren exzessiver Produktivität, oder glaubte er, dass seine Musik nicht mehr in die Zeit passte? Nach dem Tell stand Rossini mit der Grand Opéra in Verhandlung. Im Raum stand ein Vertrag über 10 Jahren in deren Zeitspanne Rossini 4 Werke abliefern sollte und als Gegenleiste eine beträchtliche lebenslange Rente bekommen sollte. Doch aufgrund einer finanziellen Krise des Staatshaushalts, ausgelöst durch die Julirevolution, zerstoben sich diese Pläne nach einem längeren Rechtsstreit.

 

 

Musik

Mit dem «Guillaume Tell» erfand sich Rossini neu. Die Koloratur, geschweige denn die Koloraturarie, wurde praktisch aus der Partitur ausgemerzt. Lediglich beim Auftritt der kaiserlichen Mathilde bekommt der Hörer in der Arie «Sombre forêt» («Selva opaca») noch Koloraturen zu hören.  Das erstaunt, liegt doch seine Koloratur-Oper Semiramide nur sechs Jahre zurück.

So erscheint uns (und dem damaligen Hörer) der «Guillaume Tell» als seine modernste Oper, die in der Folge eine beträchtliche Ausstrahlung auf Verdi, Meyerbeer und sogar Wagner ausgeübt hat. Dazu musste Rossini Stil und Formen auf die Grand Opéra ausrichten, die mehr «lyrisches Tableau» und statische Massenszenen als «dramatische Handlung» beinhaltet und dem Ballett eine herausgehobene Stellung gewährte. So kommen Genrebilder wie beispielsweise Hirtenleben mehr Bedeutung zu als dramatische Szenen wie beispielsweise der Apfelschuss.

Rossini selbst hatte die Innerschweiz nie zu Gesicht bekommen, er kannte aber Genf und einen Teil der Westschweizer Alpen. Rossini verwendete in der Oper verschiedene Sennenlieder (französisch: «Ranz des vaches»), die er einem Westschweizer Liederbuch entnahm.

 

 

Kürzungen

Bereits für die Uraufführung musste Rossini auf Grund der riesigen Dimensionen Kürzungen vornehmen. Mit allen Entr’actes, Pausen und Balletten dauert die Aufführung volle sechs Stunden. Schon nach kurzer Zeit wurden Kürzungen in allen Produktionen zur Regel, die von den ausführenden Personen eigenmächtig gehandhabt wurden. 1831 schrieb Rossini für die italienische Premiere eiligst eine offizielle gekürzte Version, aber es war bereits zu spät, bereits lagen verschiedenste gekürzte Versionen vor.

 

 

Uraufführung und Rezension

Publikum und Presse reagierten freundlich, aber nicht euphorisch auf das neue Werk. Mit den weiteren Aufführungen nahm die Beliebtheit des Werks in dem Masse zu, wie das Verständnis für die «neue Musik» wuchs. In Italien hatte das Werk im 19. Jahrhundert einen schweren Stand, da es aufgrund des revolutionären Stoffes stets mit der Zensur zu kämpfen hatte. Mit dem Niedergang der Grand Opéra gegen Ende des 19. Jahrhunderts fiel das Werk aus dem Repertoire und heutzutage wird das Werk nur mehr selten aufgeführt, da der enorme Aufwand und die Besetzungsschwierigkeiten Abschreckungswirkung haben.

 

Die Oper wird heutzutage in der französisch- und der italienisch sprachigen Fassung gegeben. Aus diesem Grunde hören Sie in diesem Opern-Portrait Aufnahmen in italienischer und französischer Sprache.

 

 

 

 

 

GUILLAUME TELL AKT I

 

 

Die berühmte Ouvertüre

Handlung: Die Einwohner der Urschweiz leben unter der Knechtschaft der habsburgischen Vögte.

Die Ouvertüre gehört zu den berühmtesten und meistgespielten Stücken der gesamten klassischen Musik. Mit der Form dieser Ouvertüre beschritt Rossini Neuland. Das vierteilige Vorspiel stellt vier Tableaus vor:

Der erste Teil stellt den Tagesanfang dar. Ein Solocello eröffnet mit dem Thema und tritt in Dialog mit den anderen Celli. Nach und nach setzt das Orchester ein und Trommeln kündigen das nahende Gewitter an. Anschwellende Streicher und Einwürfe der Bläser imitieren lautmalend das Gewitter, das an Heftigkeit gewinnt, kulminiert und am Schluss mit frohem Flötengesang der Sonne weicht.

Die pastorale dritte Szene ist inspiriert von Beethovens sechster Sinfonie, die Rossini ungemein schätzte. Er verwendete für das Duett von Flöte und Englischhorn eine Melodie aus den “Ranz des vaches”, und wurde zu einem der berühmtesten Bläser Solos der Literatur.

Die Ouvertüre endet mit dem berühmten Galopp, dem Marsch der Soldaten.

Ouvertüre  –  Chailly

 

Handlung: In einem Alpendorf bereiten die Bewohner ein Fest vor.

Ein konstituierendes Merkmal der Grand Opéra waren die Tableaus mit viel Lokalkolorit wie hier der Chor der Landleute.

È il ciel sereno / Quel jour serein le ciel présage

 

Das virtuose Lied des Fischers

Handlung: Ein Fischer flickt das Netz und Tell steht nachdenklich am Ufer, neben ihm steht seine Frau Hedwige und sein Sohn Jemmy. Er beklagt das Los der Schweizer.

Es ist ein Lied eines Fischers nach altem Stil, mit hohen schwierigen Passagen, die die Stimme einmal zum C und einmal zum H führen.

Alfredo Kraus war neben Nicolai Gedda der beste «Tenore di grazia» der Nachkriegszeit. Rossini hat die hoch geschriebene Rolle des Arnold für diesen Stimmtypus des «lyrischen Heldentenors» geschrieben. Kesting («die grossen Sänger») spricht mit höchsten Tönen von Kraus’ «il piccol legno ascendi»: «Seine Stimme wandelt sich auf magische Weise in eine silberne Trompete, die Spitzentöne produziert, für die jeder andere Tenor seiner Heiligen Kerzen anzünden würde».

Il piccol legno ascendi (Accours dans ma nacelle)  –  Kraus

 

 

Handlung: Aus der Ferne hört man die Glocken der Herden. Der alte Melchthal erscheint in Begleitung seines Sohnes und die Landleute begrüssen den angesehenen Mann und Vaterfigur des Volkes.

Ein schönes Chorstück mit Solisten und prächtigen Bläserstellen.

Al fremer del torrente ()

 

Tell versucht Arnold für die Schweizer Sache zu gewinnen

Handlung: Arnold bleibt allein zurück. Er ist unglücklich in die habsburgische Prinzessin Mathilde verliebt. Er ist verzweifelt, denn seine Landsleute verachten ihn dafür, und er wagt es nicht um ihre Hand anzuhalten. Er bemerkt in der Ferne die Jagdgesellschaft des Tyrannen Gesslers, an deren Seite Mathilde ist. Tell tritt an seine Seite und spürt die gedrückte Stimmung von Melchthal. Er versucht ihn für die Schweizer Sache zu gewinnen und erfährt von ihm aufrichtige Begeisterung, doch Arnold ist zerrissen von seiner Liebe zu Mathilde und seinem Vaterland.

Aus der Zwiesprache zwischen Tell und Arnold entwickelt sich ein schönes und abwechslungsreiches Duett. Im zweiten Teil singt Arnold wiederholt die schöne Kantilene «O ciel, tu sai se Mathilde m’è cara», das seine Liebe zur Prinzessin ausdrückt und in Kontrast steht zu Tells patriotischer Begeisterung.

Arresta quali sguardi !  Où vas-tu? quel transport t’agite? –  Pavarotti/Milnes

 

 

Chor und Ballett der Blumenmädchen

Handlung: Eine Hochzeitsprozession taucht auf, und der alte Melchthal segnet nach altem Brauch die Brautleute. Aus der Ferne hört man die Jagdhörner der Habsburger. Tell richtet patriotische Worte an die Menschen, gegen die Herrschaft der Österreicher aufzustehen. Als er bemerkt, dass Arnold sich weggestohlen hat, geht er auf die Suche nach dem jungen Mann. Derweil geht das Hochzeitsfest weiter.

Cinto il crine di bei fiori … passo a sei  (Hyménée, ta journée fortunée luit pour nous)  –  Gardelli

 

Handlung: Im anschliessenden Armbrust Wettbewerb gewinnt Jemmy den ersten Preis. Die Feierlichkeiten werden durch das Eintreffen von Leutoldo jäh unterbrochen. Er berichtet, dass er von Gesslers Schergen gejagt werde. Er hat einen Landsknecht der Habsburger erschlagen, der seine Tochter missbrauchen wollte. Nun will er über den See entkommen. Doch keiner der Fischer ist bereit ihm zu helfen, da sich ein Sturm über dem See zusammengebraut hat. Mittlerweile ist Tell zurückgekommen. Als er Leutoldos Geschichte hört und die Verfolger nahen, beschliesst Tell ihm zu helfen und gemeinsam besteigen sie einen Kahn. Gebannt verfolgen die Schweizer wie das Boot das rettende Ufer erreicht. Als die Habsburger erscheinen, will deren Anführer Rodolphe den Namen des Verräters wissen, der Leutoldo zur Flucht verhalf. Als die Schweizer sich weigern Tells Namen preiszugeben, ordnet Rodolphe die Zerstörung des Dorfes an und lässt den alten Melchthal verhaften.

Wir hören an dieser Stelle ein Concertato für Solostimmen und Chor mit einer grossen Stretta.

Finale Akt I  –  Chailly

 

 

 

GUILLAUME TELL AKT II

 

 

Handlung:  Nachts in der Nähe des Rütli. Die habsburgischen Jäger feiern die erfolgreiche Jagdbeute des Tages.

In diesem Bild kontrastiert Rossini zwei Chorgruppen, zuerst der ungestüme Gesang der österreichischen Jäger und dann der pastorale Chor der Schweizer Hirten.

 

 

Die wunderschöne Romanze «Sombre forêt» («Selva opaca»)

Handlung: Mathilde hat sich von der Jagd-Gesellschaft entfernt, in der Hoffnung auf Arnold zu treffen, den sie liebt.

Rossini komponierte für Mathilde eine lyrische Arie, sparsam und zärtlich vom Orchester begleitet. Es ist eine der wenigen Szenen die «im alten Rossini-Stil» mit Koloraturen und Tonsprüngen geschrieben ist.

Diese Arie mit den drängenden Motiven und den legato Passagen scheint wie für Montserrat Caballé in die Kehle geschrieben.

Selva opaca, deserta brughiera (Sombre forêt)   –  Caballé

 

 

Das grosse Duett von Arnold und Mathilde

Handlung: Arnold erscheint. Er ist verzweifelt, denn der Standesunterschied steht zwischen den beiden. Mathilde kann ihn überzeugen, dass er mit Erfolgen auf den Schlachtfeldern Europas das Recht erwerben kann, um ihre Hand anzuhalten.

Rossini komponierte ein Duett mit einem wunderschönen lyrischen Mittelteil im italienischen Belcanto Stil und einer mitreissenden Stretta.

Tutto apprendi, o sventurato (Oui, vous l’arrachez à mon âme)  –  Freni/Pavarotti

 

Handlung: Als sie verabreden, sich am folgenden Tag zu treffen, hören Sie Tell und Fürst sich nähern. Schnell verschwindet Mathilde, doch Tell bemerkt ihren Schatten, was sein Misstrauen weckt. Arnold gesteht den beiden seine Liebe zu Mathilde und teilt ihnen mit, dass er in fremden Ländern für die Fahne Habsburgs kämpfen werde. Die beiden verkünden die schreckliche Neuigkeit, dass sein Vater von den Unterdrückern erschlagen worden sei. Arnold ist zerstört und gemeinsam schwören Sie den Kampf gegen die Habsburger aufzunehmen.

Wieder muss Arnold im Mittelteil dieses Terzett, als er vom Tod seines Vaters erfährt, lange hohe Passagen singen. Im dritten Teil schwören Sie Rache zu nehmen.

Offenbach parodierte dieses Trio aus dem zweiten Akt in seiner opéra-bouffe La Belle Hélène («Trio patriotique»).

Allor che scorre de’ forti il sangue („Quand l’Helvétie est un champ de supplices)  –  Gedda / Kovacs / Bacquier

 

Eine einzigartige Chorszene

Handlung: Nun treffen nach und nach Männer aus allen drei Urkantonen ein.

Rossini komponierte die Ankunft der Truppen jeder der drei Kantone. Dreimal erscheinen Kämpfer, dreimal hört man Horn Rufe aus der Ferne und das feierliche Eintreffen der Verbündeten. Dieser Auftritt der drei Kantone mit den aufgeteilten Chören ist überwältigend und dauert volle fünfzehn Minuten. Wir hören den Auftritt der Schwyzer.

Domo, o ciel, da un stranier  –  Chailly

 

Handlung: Gemeinsam mit den drei Männern schwören sie auf den Kampf gegen die Habsburger und ernennen Tell als ihren Führer.

Die vereinigten Chöre der drei Kantone singen gemeinsam den Rütlischwur, mit «Giuriam, giuriam pei nostri danni» endet der zweite Akt.

Giuriam, giuriam pei nostri danni (Jurons, jurons par nos dangers)  –  Chailly

 

 

 

 

GUILLAUME TELL AKT III

 

 

 

 

Handlung: Mathilde und Arnold treffen sich am nächsten Morgen bei einer abgelegenen Kapelle. Arnold erklärt ihr, dass seine Ehre es verlange, dass er fürs Vaterland kämpfen müsse. Entsetzt erfährt Mathilde, dass Gessler Arnolds Vater umbringen liess und ihr Traum der Heirat mit Arnold sich nicht verwirklichen wird.

pour notre amour (ah se privo die speme è l’amore)  –  Caballé

 

 

Der Hut Gesslers

Handlung: Auf einem Marktplatz in Altdorf vor der Burg Gesslers ist auf einer hohen Stange der Hut Gesslers aufgepflanzt. Gessler verkündet, dass jeder der den Marktplatz betrete, sich vor dem Hut verneigen müsse, sonst drohe die Todesstrafe.

Eine grosse Szene auf dem Platz. Zuerst hören wir den Chor der Schweizer und der Soldaten, dann tanzen die Mädchen ein Ballett.

Gloria al poter supremo (Gloire au pouvoir suprême)  –  Chailly

 

Der berühmte «Pas des soldats»

Ballabile die soldati (Pas de soldats)  –  Muti/Scala

 

 

Handlung: Als Tell mit seinem Sohn über den Platz läuft, weigert er sich den Hut zu grüssen und Rodolphe erkennt Tell als denjenigen, der Leutoldo zur Flucht verholfen hatte. Gessler lässt Tell festnehmen.

Für diese Szene komponierte Rossini ein schönes Quartett der 3 Männerstimmen und Sopran, begleitet vom Chor und Orchester.

Quel fasto m’offende (Tant d’orgueil me lasse)  –  Mazzoli / de Palma /Milnes / Della Jones

 

 

Tells bewegendes «Sois immobile»

Handlung: Gessler ersinnt nun die furchtbare Idee, Tell solle als Strafe seinem Sohn den Apfel vom Kopf schiessen. Als Tell sich weigert, ordnet Gessler die Tötung des Sohnes an. Tell wirft sich flehend vor die Füsse Gesslers, doch dieser verlangt höhnisch lachend den Apfelschuss. Bewegt segnet Tell seinen Sohn. Man reicht ihm die Armbrust und den Köcher, und er steckt heimlich einen zweiten Pfeil in seine Jacke. Noch einmal geht Tell zu seinem Sohn und bittet ihn ruhig zu stehen und zu Gott zu beten.

Vom Solocello ergreifend begleitet, singt Tell die bewegenden Worte. Die Stimme des Baritons geht hinauf bis zum F («Jemmy! Jemmy!») um den Schmerz des Vaters auszudrücken.

Resta immobile (Sois immobile)  –  Hampson

 

 

Der Apfelschuss

Handlung: Tell legt an und trifft den Apfel. Das Volk jubelt, und Gessler ist geschockt. Der Sohn eilt zum Vater. Als sich die beiden umarmen, fällt der zweite Pfeil hinunter. Gessler fragt ihn, wofür der zweite Pfeil war. Als Tell antwortet «für ihn», lässt Gessler Tell in Ketten legen und ordnet für die beiden den Tod im Kerker an. Da tritt Mathilde auf und befiehlt an Kaisers Stelle Gnade für den Knaben. Gessler gibt nach. Er entscheidet, dass Tell mit dem Schiff über den See in den Kerker nach Küssnacht gebracht werde, wo der Tod auf ihn wartet.

Nur der Paukenwirbel ist zu hören als Tell anlegt. Mit dem Treffer explodiert die Musik und das Volk jubelt.

Vittoria  – Muti

 

 

Handlung: Tell verflucht den blutrünstigen Tyrannen Gessler und wird unter den Blicken des aufgewühlten Volkes zum Schiff gebracht.

Anatema a Gessler  –   Milnes / Palma / Jones

 

 

 

 

GUILLAUME TELL AKT IV

 

 

Arnolds tour de force Arie «Asile héréditaire» («O muto asil»)

Handlung: Arnold ist in der Hütte seines Vaters. Er gedenkt seiner und nimmt Abschied vom Ort seiner Kindheit.

Die lyrische Arie Arnolds in der Kombination mit der anschliessenden Cabaletta gehört zu den allerschwierigsten Tenor Stücke des Opern-Repertoires. Sie beginnt mit einem kurzen Horn-Motiv, das die Erinnerung an Arnolds Jugend darstellt. Schon wenige Takte nach dem Einsatz des Tenors muss er ein exponiertes B singen mit einem weiteren B zwei Takte später. Rossini komponiert den Schmerz des Abschieds mit einer wiederholten Steigerung der Phrase «J’appelle en vain» und die Arie endet mit einem hohen C.

Sie wird fortgesetzt mit der berüchtigten Cabaletta «Amis, amis, secondez ma vengeance» («Corriam! Voliam! S’affretti lo scempio»), die mit 6 weiteren hohen C’s gespickt ist, die teilweise über eineinhalb Takte gehalten werden müssen, um die Ekstase des Arnold auszudrücken.

Wir hören die Arie in vier Versionen.

Pavarottis Interpretation ist dramatisch gezeichnet. Seine Höhen sind spektakulär aber etwas forciert. Pavarotti zeigte ein grosses Herz, dass er diese Rolle aufnahm. Er verzichtete aber bewusst darauf, die Rolle auf der Bühne zu singen. Er wusste, dass seine Stimme Schaden nehmen würde, wenn er sie in wenigen Tagesabständen hintereinander singen müsste.

O muto asil del pianto (1)  – Pavarotti

 

Alfredo Kraus, der phänomenale «Tenore di grazia», singt wunderschöne noble Linien. Wir hören die Cavatina (ab 1:30). Als Zugabe singt er zum Schluss (4:48) sogar noch ein Es.

O muto asil del pianto (2)  –  Kraus

Bryn Hymels Stimme ist nicht nur kraftvoll, sondern auch geschmeidig. Beeindruckend ist das lange Schluss-C des amerikanischen Tenors. Die Arie beginnt ab 3.10.

Asile héréditaire (3)  – Hymel

 

Zuletzt hören wir eine ekstatische Version des amerikanischen Tenors Michael Spyres, dessen Stimme die hohen C’s scheinbar ohne zu ermüden brillant singt und doch die Souplesse im Vibrato des ersten lyrischen Teils hat.

Asile héréditaire (4)  – Spyres

 

Handlung: Er hört den Lärm von aufgebrachten Schweizern und vernimmt von der Festnahme Guillaume Tells. Nun weiss er was zu tun ist. Entschlossen ruft er die Schweizer zu den Waffen, um Tell mit Gewalt zu befreien. Tell wird nicht sterben!

 

Das himmlische Terzett

Handlung: In Tells Haus. Hedwige ist verzweifelt und glaubt Mann und Sohn verloren. Da taucht Jemmy auf und sie nimmt ihn überglücklich in die Arme. Er wird begleitet von Mathilde. Feierlich teilt Mathilde mit, dass sie sich den Freiheitskämpfer anschliessen will. Bewegt nehmen Jemmy und Hedwige sie in ihrem Kreise auf.

Sotratto a orribilil nembo / (Je rends à votre amour un fils digne de vous)  –  Muti/Ricciarelli

 

Handlung: Jemmy erinnert sich an den Auftrag, mit einem grossen Feuer die Eidgenossen zum Kampf zu rufen. Er holt aus dem Hause die Armbrust Tells und zündet das Haus an. Hedwige betet zu Gott, dass sie das Leben ihres Mannes noch retten können.

Ein Duett der Frauenstimmen wird begleitet von einem Frauenchor und bildet schönem Ruhepunkt dieses Aktes.

Tu che l’appoggio del debol sei (Toi, qui du faible est l’espérance)

 

Das grosse Finale

Handlung: Leutoldo erscheint und erzählt aufgeregt, dass Tell auf dem Schiff ist, welches inmitten eines schweren Sturms sich auf dem Weg nach Küssnacht befindet. Alle eilen nach Küssnacht. Auf dem Schiff hat Tell das Steuer übernommen, weil er der einzige ist, der das Schiff im orkanartigen Sturm führen kann. Als er das Schiff ans Ufer navigiert springt er aus dem Bott und stösst das Schiff mit den Beinen weg. Dort erwarten ihn bereits seine Familie und Freunde. Tell packt seine Armbrust und erschiesst Gessler der sich auf einen Felsen rettete. Von weitem sieht man Gesslers Burg in Altdorf in Flammen aufgehen. Arnold und Eidgenossen erscheinen und vermelden, dass die Schweiz vom Joch der Habsburger befreit worden ist.

Tutto cangia, il ciel s’abbella  –  Pavarotti/Milnes/Frei/Ghiaurov

 

 

Eine unterhaltsame Zugabe

Die berühmte Ouvertüre wurde in unzähligen Aufnahmen verewigt und taucht von Fred Feuerstein bis zu Bonanza auch in populären Formaten auf. Ein spezieller Leckerbissen können Sie auf YouTube hören mit der gejodelten Variante von Mary Schneider.

Fun Version – Mary Schneiders gejodelte Ouvertüre

 

 

 

Aufnahme-Empfehlung

 

DECCA, mit Sherill Milnes, Luciano Pavarotti, Mirella Freni, Nicolai Ghiaurov, Della Jones, unter der Leitung von Riccardo Chailly und dem National Philharmonic Orchestra und dem Chor der Ambrosian Opera.

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der online-Opernführer zu “GUILLAUME TELL” von Gioacchino Rossini.

 

 

 

 

 

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