La Boheme, Puccini

Der online Opernführer & Handlung zu LA BOHEME 

Diese Oper bietet Puccini vom Feinsten. Jedes Detail dieses Werks ist meisterhaft auskomponiert und die Melodien sind leidenschaftlich und zartfühlend. Die Oper gehört zu den meistgespielten des gesamten Opernrepertoires.

 

Die DVD mit Freni und Pavarotti, den Sängern der Jahrhundertaufnahme der Bohème

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ÜBERBLICK & SCHNELLZUGRIFF

 

 

Inhalt

Handlung

Kommentar 

♪ Akt I (Mansarden-Szene)

♪ Akt II (Café Momus-Szene)

♪ Akt III (Barrière d’enfer-Szene)

♪ Akt IV (Sterbe-Szene)

 

Aufnahme Empfehlung

Aufnahme-Empfehlung

Höhepunkte

Che gelida manina

Mi chiamano Mimi

O soave fanciulla (Liebes Duett)

♪ Aranci Datteri (Strassen Szene)

Quando m’em vo (Musettes Walzer)

Ohè, là, le guardie! (Barrière d’enfer)

Mimi è tanto malata (Terzett)

Donde lieta usci

Dunque: è proprio finita!… Addio, dolce svegliare

O, Mimi tu piu non torni!

Vecchia zimarra

Finale

 

 

ROLLEN & HANDLUNG VON LA BOHÈME IN 4 MINUTEN

 

 

 

 

URAUFFÜHRUNG

Turin, 1896

LIBRETTO

Luigi Illica, Giuseppe Giacosa basierend auf dem Roman Scènes de la vie de bohème von Henri Murger.

HAUPTROLLEN

Mimi, eine Näherin (Sopran)- Rodolfo, ein Dichter (Tenor) - Marcello, ein Maler (Bariton) - Colline, ein Philosoph (Bass) - Schaunard, ein Musiker (Bariton) - Musette, Kokotte (Sopran)

AUFNAHME EMPFEHLUNG

DECCA, Luciano Pavarotti, Mirella Freni und Rolando Panerai unter der Leitung von Herbert von Karajan und den Berliner Philharmoniker.

 

 

 

 

KOMMENTAR

 

 

 

Die Rivalität mit Leoncavallo

Möglicherweise ist Puccini von seinem Komponistenkollegen Ruggiero Leoncavallo zum ersten Mal 1893 auf Murgers «Scènes de la vie de bohème» aufmerksam gemacht worden. Als Puccini ihm ein paar Monate später beiläufig erzählte, dass er an der Vertonung der «Bohème» sei, erboste dieser sich heftig durch die Konkurrenz, die ihm erwuchs. Bald darauf konnte man in den Zeitungen über die Rivalität der beiden Komponisten lesen, hinter der auch die zwei konkurrierenden Verleger Ricordi und Sonzogno steckten. Am Schluss gewann Puccini mit 2:0 gegen seinen Kollegen, weil er erstens das erfolgreichere Werk schrieb und zweitens es ein Jahr früher herausbrachte.

 

 

Die schwierige Entstehung des Librettos

Auf der einen Seite lag Puccini die Zusammenarbeit mit den Librettisten immer sehr am Herzen, auf der anderen Seite wusste er seinen Willen immer durchzusetzen. Das führte dazu, dass die Arbeit am Libretto der «Bohème» alle Beteiligten an den Rand des Nervenzusammenbruchs brachte. Die «Bohème» war die erste Zusammenarbeit des Trios Puccini-Illica-Giacosa. Während der jüngere Luigi Illica für die Handlung und Dramatik zuständig war, schrieb der ältere Giuseppe Giacosa die Verse. Sie benötigten für das Libretto nahezu zwei Jahre und trafen sich unentwegt zu dritt in langwierigen Besprechungen und nicht selten musste der Verleger beschwichtigend eingreifen. Immer wieder wurden Szenen umgestellt, sogar ein ganzer, bereits fertiggestellter Akt wurde auf Anordnung Puccinis wieder fallengelassen. Giacosa konnte zuletzt nicht mehr hinter der Lyrik stehen und verlangte von Ricordi, dass parallel zum Libretto eine ungekürzte Versfassung publiziert werden sollte, was dieser rundweg ablehnte. 1895 schrieb Giacosa in einem Brief an Ricordi, dass er nie mehr mit Puccini zusammenarbeiten werde, was glücklicherweise nicht eintraf, da er für Tosca und Butterfly wieder für die Verse verantwortlich zeichnete.

Der Stoff der «Bohème» basierte auf einem Fortsetzungsroman der 1843 in einer Pariser Zeitschrift erschien. Henri Murger beschrieb Leben der Künstler in den Künstlerquartieren auf Montmartre und im Quartier latin. Die Personen, die er im Roman schilderte, waren zum großen Teil echt, auch wenn Illica und Giacosa Anpassungen für die Oper vornahmen, wie zum Beispiel die Ergänzung um die Person der Mimi, die so in der Vorlage nicht vorkommt. Auch hießen die Protagonisten in der Vorlage Murger anders, wahrscheinlich, weil Namen wie beispielsweise «Jacques» schlicht ungeeignet für die Vertonung waren.

 

 

Die Musik der «Bohème»

Vergleicht man die «Bohème» mit Puccinis Folgewerk «Tosca», so erstaunt die zeitliche Nachbarschaft. Währenddem Puccinis Musik nie veristischer war wie in «Tosca», war er nie so spätromantisch wie in «Bohème». Dies rührt daher, dass Puccini jeder seiner Oper ein eigenes, charakteristische Klangbild gab, genauso wie es Verdi mit seiner «Tinta musicale» machte. Was ist die Tinta der «Bohème»? Zum einen ist sie bestimmt durch den Konversationston einer durchkomponierten Oper, gestützt durch eine große Anzahl von Erinnerungsmotiven, die in diesen Szenen eingewoben sind. Sie finden im Kommentarteil zu den einzelnen Szenen verschiedene Notenbeispiele. Die Motive haben eine wichtige Rolle  und werden immer wieder zitiert. Puccini war dabei ein genauer Beobachter und er gab selbst Dingen wie dem Häubchen oder dem Muff ein eigenes Motiv. Das zweite Element der spezifischen Tinta ist die «atmosphärische» Musik, welche die Schauplätze der Handlung charakteristisch beschreibt und teilweise sogar im Rang von «Tondichtungen» stehen. Als besonders gelungene Beispiele dürfen dafür die beiden Aktanfänge des zweiten Aktes (Straßen-Szene) und des dritten Aktes (Barrière d’enfer) angeführt werden. Puccinis orchestrale Sprache ist meisterhaft, und Verdi sprach anerkennend von der orchestralen Sprachkraft Puccinis. Das Zeichnen von Szenen und Details brachte Puccini das (ungerechte) Urteil Tucholskys ein, «der Verdi des kleinen Mannes» zu sein.

 

 

Uraufführung

Die Uraufführung fand am 1. Februar 1896 im Teatro Regio in Turin statt und wurde vom 28-jährigen Arturo Toscanini dirigiert. Dem Werk war nur mäßiger Erfolg beschert. «Zu gewöhnlich» war das szenische Urteil, «zu ungewöhnlich» das musikalische Urteil. Sechs Monate später drehte der Wind und die Oper begann seinen Siegeszug.

 

 

 

LA BOHÈME AKT I

 

 

 

 

In der kalten Mansarde

Handlung: Es ist Weihnachtsabend in einer Mansarde in Paris. Der Schriftsteller Rodolfo und der Kunstmaler Marcello sitzen hungrig vor dem kalten Ofen. Es ist kalt in der Wohnung und Rodolfo verfeuert sogar eines seiner Manuskripte.

Die Oper beginnt ohne «Ouvertüre» mit dem Motiv der Bohèmes, durch seine Prägnanz und Erkennbarkeit eignet es sich hervorragend immer wieder in die Handlung verwoben zu werden.

La_Boheme-Boheme_motiv

 

Ein zweites wichtiges Thema hören wir beim Auftritt Rodolfos.  Die Melodie von «Nei cieli bigi» charakterisiert Rodolfo als leidenschaftlichen und mit der Begleitung durch die Flöten auch zarten Menschen:

La_Boheme-Rodolfo_motiv

Questo mar rosso  –  Pavarotti / Panerai

 

Handlung: Der Philosoph Colline kommt nach Hause. Er ist schlecht gelaunt, denn er konnte im Pfandhaus nichts versetzen, da es am Weihnachtsabend geschlossen war. Einzig der Musiker Schaunard konnte etwas verdienen und bringt Wein, Brennholz und etwas Geld mit.

Abbasso, abbasso l’autor

Mimi taucht mit einer Kerze in der Hand auf

Handlung: So beschließen sie den Weihnachtsabend im Café Momus zu verbringen. Sie werden von ihrem Vermieter Benoit unterbrochen, der die längst fällige Miete anmahnt. Sie wimmeln ihn ab und gehen ins Café. Einzig Rodolfo bleibt zurück, da er noch einen Artikel fertigstellen muss. Es klopft an der Tür. Es ist Mimi, die Näherin aus der Nachbarswohnung. Sie bittet um Feuer für die erloschene Kerze. Er gibt ihr Feuer für ihre Kerze und ihre Hände berühren sich …Mimi fühlt sich schwach und Rodolfo nimmt sich ihrer an. Die beiden erzählen von ihren Leben und ihren Träumen. Rodolfo beginnt und erzählt von sich, dem Poeten, dem Millionär der Träume.

Als Rodolfo Mimis Kerze entzündet spürt er ihre kalten Hände. Die Arie «Che gelida manina» beginnt pianissimo und dolcissimo und der erste Teil endet mit einem schönen Rallentando, wenn Rodolfo auf den leuchtenden Mond zeigt, der romantisch ins Zimmer schimmert («e qui la luna»). Im zweiten Teil beschreibt sich Rodolfo als Dichter und armer Künstler und im dritten Teil singt er von den beiden schönen Augen Mimis, die zu seiner Freude erschienen sind. An dieser Stelle hören wir zum ersten Mal das Liebesmotiv:

La_Boheme-Liebesthmea-Love_motif

Unendlich romantisch erfolgt die berühmte Schluss-Sequenz mit dem hohen C («Ma il furto non m’accora, poiché, poichè v’ha preso stanza, la speranza»).

Wir wollen diesen großartigen Moment in zwei großen Aufnahmen anhören.

Wir starten mit Pavarotti. Viele Experten halten  ihn als den besten Rodolfo der Aufnahmegeschichte. Mit den Worten von Kesting: «Schlechthin überragend, auch und gerade darstellerisch setzt sich Pavarotti als Rodolfo unter Karajan in Szene. Es ist eines der raren vokalen Porträts, das die Figur sichtbar macht. In keiner anderen Aufnahme – von «La fille du Régiment» abgesehen – hat er freier und gelöster gesungen, in keiner mit einer reicheren Farbpalette.»

Che gelida manina (1)  –  Pavarotti/Karajan

 

Der nächste Rodolfo ist Jussi Björling. Wieder mit den Worten Kestings: «Kein anderer hat die Musik des ersten Aktes leuchtender und zärtlicher, die des vierten Aktes verhalten-elegischer gesungen als der Schwede.»

Che gelida manina (2)  –  Björling/Beecham

Mi chiamano Mimi – die zweite grosse Arie der Bohème

Handlung: Auch Mimi stellt sich vor. Sie ist Näherin. Sie führt ein anspruchsloses Leben, ihr Herz wird von kleinen Dingen erwärmt.

In dieser Arie porträtiert Puccini Mimi zu Beginn mit sehr einfachen Mitteln. So bleibt ihr Text bei ihrem ersten Auftritt zunächst überraschend unpoetisch («ich heiße Mimi…einst hieß ich Lucia; Fleißig bin ich, und koche selbst mein Essen») und ist in einfachen Harmonien komponiert. Mimi erkennt ihre Gefühle für Rodolfo. Plötzlich wird der Text poetisch («Ma quando vien lo sgelo» – «Doch fängt es an zu tauen…») und die Musik öffnet sich zu Mimis Motiv, welches wir noch öfters hören werden, eine von Puccinis großen musikalischen Inspirationen:

La_Boheme-Mimi2_motiv

Dieses Stück ist das, was Puccini ein «Pezzo forte» nannte – eine Nummer, von der er wusste, dass sie Wirkung erzielen würde

Naturgemäß wurde diese Arie von vielen großen Sängerinnen aufgenommen. Grund genug drei großartige Aufnahmen für Sie auszuwählen.

Starten wir mit der vielleicht großartigsten, derjenigen von Renata Tebaldi. Tebaldi war keine große Schauspielerin. Dies war teilweise einer Kinderlähmung im Alter von drei Jahren geschuldet, die eine gewisse Unbeweglichkeit mit sich zog. Umso mehr musste sie sich auf ihre stimmlichen Fähigkeiten verlassen. Und die waren hervorragend. «In der reichen Entfaltung der Höhe hat sie nach dem Krieg nicht ihresgleichen.» (Kesting). Toscanini soll Ihre Stimme (die Richtigkeit der Aussage ist umstritten) sogar «Engelsstimme» genannt haben.

Mi chiamano Mimi (1)  –  Tebaldi

 

Die nächste Aufnahme stammt von Anna Netrebko. Mimi gehört(e) zu ihren absoluten Glanzrollen und sie ist in ihrer Generation vermutlich konkurrenzlos.

Mi chiamano Mimi (2)  –  Netrebko

 

In der letzten Aufnahme hören wir Magda Olivero. Kesting: «Wenige Aufnahmen von Mimis ‚Mi chiamano Mimi‘ haben mehr changierende Farben, mehr Licht und Schatten, mehr Gestik.»

Mi chiamano Mimi (3)  –  Olivero

«O soave fanciulla» – ein grosse Liebesduett

Handlung: Im Zauber des Mondlichts, das in die Dachwohnung schimmert, gestehen sich die beiden Ihre Liebe und sie machen sich auf ihren Weg ins Café Momus.

Es entspinnt sich ein wunderschöne Liebesduett. Sehen sie «O soave fanciulla» in der verfilmten Version mit Renata Tebaldi und Jussi Björling, gefühlvoller kann Oper nicht mehr sein.

O soave fanciulla (1)  –  Björling / Tebaldi

 

Das Duett in einer zweiten Aufnahme aus der großartigen Karajan-Einspielung mit Luciano Pavarotti und Mirella Freni. Der Zufall will es, dass Freni im selben Ort aufgewachsen ist, wie Pavarotti darüber hinaus ist sie auch seine Altersgenossin. So kennen sich die beiden seit Kindesbeinen und laut Pavarotti «war sie seine Milchschwester, mit der er schon alles gemacht habe, außer amore».

O soave fanciulla (2)  –  Pavarotti / Freni

 

Als letztes hören wir eine dritte Version mit den berühmten hohen pianissimo und dolcissimo Tönen der Caballé (hören Sie den Schluss!) in einer Aufnahme mit dem Duett Partner Plácido Domingo.

O soave fanciulla (3)  –  Domingo / Caballé

 

 

 


AKT II

 

 

Handlung: Vor dem Café Momus ist viel los. Rodolfo kauft beim Spielzeugverkäufer ein Häubchen für Mimi und er stellt sie seinen Freunden vor, die bereits ausgelassen feiern.

Modell für diese kunterbunte Straßen Szene soll der Beginn des vierten Akts von Carmen gestanden haben. Es ist eine Alltagsszene, die ungemein farbig instrumentiert und mit vielen liebevollen Details komponiert worden ist.

Aranci, Datteri – Karajan

Der berühmte Walzer der Musette

Handlung: Musette, eine alte Freundin Marcellos, ist im Momus eingetroffen, begleitet von ihrem reichen Liebhaber. Als sie Marcello erblickt, ist sie von neuem entflammt und bezirzt ihn. Um die Aufmerksamkeit ihres ehemaligen Liebhabers zu gewinnen, zieht sie alle Register. Sie hat einen Teller verbrochen, den Kellner angeschnauzt und sich wie ein zänkisches Weib verhalten. Jetzt hat sie die Aufmerksamkeit und sie gibt die elegante, charmante Dame.

Puccini hatte eine klare Vorstellung von der Interpretation dieses Stücks. Mehr als 20 Anmerkungen für den Sänger hat er in der Partitur notiert, die immer wieder neue Farben und Tempi erschaffen muss.

Beachten Sie im nächsten Stück, wie Anna Netrebko bei ca. 1:45 die Passage «E tu sai che memori ti struggi» («Du, der in Erinnerung noch glüht») singt und ihn verführerisch an die vergangenen Liebesnächte erinnert.

Quando m’em vo  –  Netrebko  

 

Handlung: Musetta schickt ihren reichen Liebhaber weg. Bei dessen Rückkehr im Restaurant ist die fröhliche Gesellschaft bereits weg, und er muss die Rechnung bezahlen.

 

 

 


AKT III

 

Das impressionistische Tongemälde des dritten Akts

Handlung: Es ist ein kalter Februar Morgen. Musetta und Marcello leben am Pariser Stadtrand, nahe der Barrière d’enfer.

Eine exquisite Stelle dieser Oper bildet Puccinis tonmalerische Beschreibung der Atmosphäre dieses Wintermorgens. Während 144 Takten beschreibt Puccini diese Szene mit klangmalerischen Effekten wie Xylophon und Harfe oder mit «Col dorso del arco» Effekten (mit dem Holz des Geigenbogens geschlagene Töne). Diese Szene wirkt beinahe impressionistisch und war für die Zeitgenossen sehr ungewöhnlich, was teilweise zu gehässigen Kommentaren führte. Sie beginnt mit den hohlen Quinten der Violinen und Harfen, die den leichten Schneefall und die Trostlosigkeit dieses Wintermorgens beschreiben. In der Ferne erkennt man die Melodie von Musettes Walzer, die die letzten Nachtschwärmer nach Hause begleitet.

Ohè, là, le guardie! –  Karajan

 

 

Das Terzett “Mimi è tanto malata”

Handlung: Marcello und Musetta schlagen sich gemeinsam durchs Leben, streiten sich aber öfters. Rodolfo und Mimi haben sich diese Nacht getrennt. Rodolfo ist ständig eifersüchtig. Mimi ist unglücklich und unheilbar erkrankt. An diesem kalten Februartag besucht Mimi Marcello bei der Arbeit und will ihn nach Rat fragen. Auch Marcello hat sich auf den Weg zu Marcello gemacht. Als Mimi ihn sieht, versteckt sie sich.

Marcello. Finalmente

 

Handlung: Aus ihrem Versteck hört sie Rodolfo zu Marcello sprechen. Er erzählt von seiner Eifersucht. Doch er muss sich gestehen, er liebe sie noch immer, doch es gibt etwas was ihm Sorge macht.

Wir hören leidenschaftliche Motive des ersten Aktes, aber die Stimmung ist in Moll gehalten.

Mimi è una Civetta – Villazon


 

Handlung: Mimi ist unheilbar krank und das ungeheizte Zimmer verschlimmert ihren Zustand. Sie muss unbedingt einen reichen Freund finden, der sie unterstützen kann.

Diese Stelle kann man als eine typische Puccini-Szene bezeichnen. Ausgehend von einem Sprechgesang auf nur zwei Tönen entspinnt sich eine leidenschaftliche Kantilene, die anschließend in ein Trio übergeht.

Mimi è tanto malata – Björling / de los Angeles / Merrill

Die zweite grosse Arie der Mimi

Handlung: Ein Husten verrät Mimi. Sie kommt hervor. Auch sie sieht keinen Ausweg und gibt sich ihrem Schicksal hin. Sie will wieder in die Einsamkeit zurückkehren und bittet Rodolfo sich um ihre Habseligkeiten zu kümmern.

Die Arie überwältigt den Zuhörer mit den vielen Reminiszenzen, die an den ersten Akt anklingen. Die zitierten Themen zeigen uns, wie Mimì bereits in der Erinnerung lebt. Erst im letzten Abschnitt dieser Arie erhebt sich die Stimme in einem leidenschaftlichen Aufbegehren. Sie erinnert sich an das Häubchen, dass Marcello ihr vor dem Café Momus gekauft hatte und die Melodie wird zu ihrem Abschieds-Motiv:

La_Boheme-Boheme_farewell

Hören Sie Renata Tebaldi in einer weiteren fesselnden Aufnahme. Flöte und Geige umspielen ihre Stimme und geben der Szene einen unerhörten Glanz. Selbst für Kleinigkeiten wie «wickle all diese Dinge in eine Schürze und übergib sie dem Portier» komponierte Puccini eine gefühlvolle Musik, die Tebaldi mit großer Kunst überzeugend interpretiert.

Donde lieta usci  –  Tebaldi

 

Eine weitere Aufnahme mit Maria Callas.

Donde lieta usci  –  Callas

 

Noch einmal Angela Gheorghiu in einer eindrücklichen Fernseh-Aufzeichnung.

Donde lieta usci  –  Gheorghiu


 

Handlung: Wehmütig erinnern sich die beiden an die gemeinsamen Zeiten, ohne Bitterniss nur mit Traurigkeit und Melancholie. Daneben zanken sich Musetta und Marcello.

Das zärtliche Duett wird kammermusikalisch begleitet und lässt noch einmal die Leidenschaften aufleben, vor dem Hintergrund des zänkischen Gesangs von Musetta und Marcello. Zum Schluss werden die Sänger von einer schmerzlich-schönen Solo-Violine und Glockenspiel begleitet und die Musik entschwindet ins Nichts.

Dunque: è proprio finita!… Addio, dolce svegliare (1)  –  Pavarotti / Freni

 

 

 


AKT IV

 

 

Das nostalgische Duett von Rodolfo und Marcello                                  

Handlung: Monate später gehen Marcello und Rodolfo in der Mansarde ihrer Arbeit nach. Sie haben schon lange nichts mehr von Musetta respektive Mimi gehört und hängen nostalgisch ihren Gedanken nach.

Puccini komponierte ein rührendes Duett der zwei Männerstimmen. Mit der Liebe ist beiden auch die Unbeschwertheit verloren gegangen. Nostalgisch hält Rodolfo die Haube in der Hand, als wäre es Mimi.

Robert Merrill und Jussi Björling bildeten eine Traumkonstellationen, die als eines der berühmtesten Tenor-Bariton-Duos in die Geschichte eingingen. Auch privat Freunde, haben sie in vielen Opernaufnahmen zusammen gesungen. Robert Merrills Stimme ist “ein Bariton von großer Klangfülle, das Timbre ist reich und schimmert in vielen Farben” (Kesting). Sie ergänzt in idealer Weise die strahlend-schmerzliche Tenorstimme von Jussi Björling.

O, Mimi tu piu non torni!  –  Björling / Merrill

 

Handlung: Colline und Schaunard treten ein und bringen etwas Einfaches zu essen. Wenig später platzt Musetta ins Zimmer und hat die todkranke Mimi in den Armen. Mimi wollte Rodolfo ein letztes Mal sehen, hat aber die die Treppe allein nicht mehr geschafft.

Mit einem Tritonus, welcher das kommende Unglück ankündigt, erscheint Musetta. Wir hören wieder viele Motive und Anspielungen an den ersten Satz.

C’è Mimi – Callas / di Stefano / Panerai

La Bohème – die Oper der Kleinigkeiten

Handlung: Alle verlassen die Wohnung, um ihre wertvollsten Habseligkeiten zu verhökern, um Medikamente zu kaufen. Colline ist sogar bereit, seinen Mantel beim Pfandleiher zu verhökern.

«La Bohème» ist die Oper der Kleinigkeiten, die winzige Gegenstände und Phänomene liebevoll porträtiert. (z.B. der Muff, der Herd, die Mütze oder der Mantel von Colline). Jedes dieser Gegenstände wird mit einem eigenen musikalischen Motiv verknüpft. Hören Sie eine dieser Kleinigkeiten nämlich die Arie über den zerschlissenen Mantel, von dem Colline Abschied nimmt. Er hat keine Liebesgeschichte, so schenkt er seine Gefühle einer zerschlissenen Jacke.

Hören Sie die Arie in der Interpretation von Ezio Pinza (1892-1957) laut Kesting «die reichste Bassstimme überhaupt. Sie strömte nicht nur dunkel-sonor dahin, sondern besaß eine schimmernd-schöne Klangqualität und große Brillanz.»

Vecchia zimarra  –  Pinza

Die Sterbeszene

Handlung: Alle verlassen die Wohnung, um ihre wertvollsten Habseligkeiten zu verhökern und Medikamente zu kaufen. Einzig Rodolfo und Mimi bleiben in der Wohnung zurück. Mimi singt ein letztes Mal von ihrer Liebe zu Rodolfo. Als die Freunde zurückkehren kann sich Mimi noch über die Geschenke freuen. Wenig später ist sie tot.

Als Mimi den Muff in den Händen hält, hören wir zum letzten Mal die Liebesmelodie. Ein Klang der Posaunen lässt den Tod erahnen. Nach dem Gebet der Musetta realisiert Rodolfo ihren Tod. Mit Posaunenklängen und den berühmten letzten Schreien des Rodolfo beenden die Oper: «Mimi! Mimi!».

Sehen Sie das Finale in der Produktion mit Anna Netrebko und Rolando Villazon. Selten geschahen Operntode so undramatisch und doch so empfindsam wie in dieser Oper.

Finale  –  Netrebko / Villazon

 

 

Aufnahmen Empfehlung

DECCA mit Luciano Pavarotti, Mirella Freni und Rolando Panerai unter der Leitung von Herbert von Karajan und den Berliner Philharmoniker.

 

 

 

Peter Lutz, Opera-inside, der Online Opernführer zu LA BOHÈME von Giacomo Puccini.

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