Online Opernführer

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INHALT




REISE-TIPPS FÜR KLASSIK UND OPERN FANS

Ein Führer für Musikfans Besuchen Sie Ziele der klassischen Musik und Opernkunst mit historischem Bezug. Erfahren Sie spannende Ideen und Hintergrundinformationen.

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Die Top 5 Sektion des Opernführers mit Links

Die Top 5 der meist gespielten Opern

  • La Traviata von Giuseppe Verdi

    Als Verdi zum ersten Mal mit dem Roman von Dumas in Berührung kam, war er tief bewegt. Es erinnerte ihn an seine eigene Situation mit seiner Partnerin Giuseppina Strepponi. Als er nach dem Tod seiner Frau mit Giuseppina zusammenzog, war Giuseppina bereits 32 Jahre alt und eine Frau “mit einer Vergangenheit”. In Bussetto traf das Paar auf den offenen Widerstand der Kleinstadtbevölkerung. Verdi und sein Librettist Piave machten die Violetta zu einem zarten Menschen mit tief empfundenen Gefühlen in einer Gesellschaft von Heuchlern.

  • Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart

    Mozart komponierte diese Oper im Jahr seines Todes. Unfassbar, dass diese großartige Oper im Schatten seines Todes geschrieben wurde. Neben Tamino und Pamina hat Mozart mit der Königin der Nacht und Papageno der Opernliteratur zwei unsterbliche Rollen geschenkt. Die Popularität der Zauberflöte ist seit vielen Jahrzehnten ungebrochen.

  • La Bohème von Giacomo Puccini

    Puccini vom Feinsten. Jedes Detail dieser Oper ist meisterhaft auskomponiert und die Melodien sind schlicht herzerwärmend. Mit La Bohème hatte Puccini seinen persönlichen Stil endgültig gefunden.

  • Carmen von Georges Bizet

    Die Oper Carmen ist eines der unsterblichen Meisterwerke der Operngeschichte. Georges Bizet reiste sein ganzes Leben lang nie nach Spanien, aber nahm viel musikalisch Kolorit von Spanien auf. Die Rolle der Carmen ist eine der attraktivsten Rollen, die je für Frauenstimmen geschrieben wurde.

  • Tosca von Giacomo Puccini

    Liebe, Tod und Terror. Alles steckt in dieser Oper.  Die Rolle der Tosca gehört zu den anspruchsvollsten Bühnenfiguren der Oper. Maria Callas wurde mit der Tosca zur Legende wurde.

Eine Auswahl der Top 5 Arien für Sopran

  • L’amour est un oiseau rebelle (Habanera) - Carmen

    Mit der Arie «L’amour est un oiseau rebelle» hat Bizet der Rolle der Carmen ein wahres Charakterporträt gemalt. Selten wurde eine der grossen Rollen der Opernliteratur über nur eine Arie definiert wie die Carmen mit der Habanera.

  • Un bel di vedremo - Madama Butterfly

    Diese Arie gehört zu den berühmtesten und schönten der Opernliteratur für Soprane. Der Traum der Butterfly hat Puccini zu einer grossen Arie inspieriert, vielleicht sogar die am meisten geliebte.

  • Porgi amor - Le Nozze di figaro

    Mozarts Arie ist eine der schönsten lyrischen Stücke, die für Sopran geschrieben wurden. Die Arie beginnt im Piano und kulminiert in der Mitte mit dem herzzerreissenden Todeswunsch «o milascia almen morir», der sich drei mal wiederholt, begleitet von der der überirdisch-schmerzlichen Kantilenen der Klarinette.

  • Der Hölle Rache (Königin der Nacht) - Zauberflöte

    Diese Arie ist mit mörderischen Schwierigkeiten gespickt und führt die Stimme in die äußersten Regionen des Stimmbereichs. Bei dem hohen Ton F handelt es sich um den höchsten Ton, der im Opernrepertoire gesetzt wurde.

  • Tacea la notte - Trovatore

    Diese Szene besteht aus zwei Teilen. Die Arie Tacea la notte beginnt lyrisch und ruhig in den nächtlichen Gärten des Schlosses, spielt dann auf Leonoras Gefühle der Liebe zum mysteriösen Troubadour an und endet schließlich in ekstatischen Passagen. In der unmittelbar folgenden Caballetta muss die Sängerin eine anspruchsvolle romantische Caballetta mit schwierigen Koloraturen singen.

Eine Auswahl der Top 5 Arien für Tenor

  • Che gelida manina - La Bohème

    Die Arie beginnt pianissimo und dolcissimo. Rodolfo zeigt auf den schönen Mond, der romantisch ins Zimmer schimmert. Er erzählt von seinen Träumen und von Mimi, die er soeben kennengelernt hat. Unendlich romantisch erfolgt die berühmte Schluss-Sequenz mit dem hohen C.

  • Di quella pira - Trovatore

    Diese Arie ist ein Prüfstein für Tenöre. Die Musik ist mitreißend: sie beginnt im Allegro und wird dann fünf mal mit Effekten gesteigert. Verdis Dramaturgie löst auf den Zuhörer einen ekstatischen Effekt aus.

  • Winterstürme wichen dem Wonnemond - Walküre

    In einem wogenden 9/8 Takt beginnt dieses berühmte Stück mit den vielzitierten Stabreim. Es ist ein Liebesgesang der immer rauschender wird und schlussendlich in «Vereint sind Liebe und Lenz» gipfelt.

  • E lucevan le stelle - Tosca

    Cavaradossis Hinrichtung steht an und er denkt mit Melancholie zurück an Tosca. Es ist eine grossartige Arie, die in typischem Puccini Stil geschrieben ist; während Cavaradossi im ersten Teil des Stücks eine monotone Passage singt, wird er von einer expressiven Melodie der Klarinette begleitet. Anschließend entwickelt sich die Melodie des Tenors und wird zum Höhepunkt geführt.

  • Una furtiva lagrima - Elisir d’amore

    In dieser Arie ist Nemorine zum ersten Mal glücklich, als er erfährt, dass sich die launische Adina in ihn verliebt hat. Enrico Caruso wurde mit dieser Arie zur Legende.

Online Opernführer: Auswahl der

Top 5 Sänger/innen der Gegenwart

  • Cecilia Bartoli

    Cecilia Bartoli ist als Bühnenpersönlichkeit überwältigend,  sie wird auch als “La Gioiosa” bezeichnet. Der online Opernführer wählt erachtet sie gilt als eine der besten und kommerziell erfolgreichsten Opernsängerinnen unserer Zeit.

  • Juan Diego Florez

    Wie Pavarotti 40 Jahre zuvor wurde er bekannt mit der Arie mit den 9 hohen C’s. Mit dieser Partie machte er an der Met wie auch an der Scala Furore. Florez ist seit bald zehn Jahren einer der besten Tenöre der Welt. Der online Opernführer erachet ihn in seinem Fach als der weltweit beste Tenor. Vielleicht ist er sogar der beste Rossini Tenor seit dem zweiten Weltkrieg.

  • Jonas Kaufmann

    Kaufmann gilt in den Opernhäusern als Kassenmagnet. Der online Opernführer bewundert seine Vielseitigkeit. Er fühlt sich sowohl im italienischen wie auch im französischen Fach zu Hause. Und er ist ein hervorragender Wagnertenor.

  • Angela Gheorghiu

    Mit 84 Jahren wollte der berühmte Dirigent Sir Georg Solti seine erste Traviata mit unverbrauchten Kräften produzieren und stiess auf Angela Gheorgiu. Er war begeistert. Die Aufführung im Convent Garden wurde zum Triumph und die grossartige Karriere der Angela Gheorghiu begann. Der online Opernführer sieht, dass Gheorghiu und Netrebko den Thron der besten lyrischen Soprans miteinander teilen.

  • Anna Netrebko

    Anna Netrebko ist die Wahl des online Opernführers weil sie seit Beginn des Jahrhunderts  der grösste weibliche Star der Opernszene und ist ein Kassenmagnet aller grossen Opernhäuser ist.

Online Opernführer: Auswahl der

Top 5 Sänger/innen der Vergangenheit

  • Enrico Caruso

    Caruso veränderte für immer das Singen des Tenors in Richtung des Heldentenors. Er verband die Anforderungen des Belcantos mit der Rollenintensität und der Stimmkraft des Verismo. Caruso war der erste Opernsänger, der auch Stadien füllte und in der breiten Masse populär wurde.

  • Maria Callas

    Aufgrund ihrer hervorragenden Technik und des grossen Stimmumfanges konnte sie ein breitgefächertes Repertoire singen.Neben der grossen Gesangskunst bestach sie durch grosse Intensität des Ausdrucks und Schauspielkunst.  Mit ihrer Gesangskunst beeinflusste sie Generationen nachfolgender Künstler. Der online Opernführer sieht, dass ihre historische Bedeutung unumstritten ist, und derjenigen von Enrico Caruso gleichgestellt wird.

  • Placido Domingo

    Seine Stimme besticht durch ihren Farbenreichtum und besitzt einen samtweichen, warm timbrierten, dunklen Ton. Der online Opernführer sieht in als der vielseitigsten Tenöre. Er hat gegen (unfassbare) 150 verschiedene Rollen gesungen und in über einhundert Gesamtaufnahmen von Opern teilgenommen. Insgesamt verkaufte er 20 mio Platten,  7 mio davon mit der Platte der 3 Tenöre.

  • Jussi Björling

    Die Stimme war von überragender Qualität. Kein Tenor des 20. Jahrhunderts konnte so mühelos und soviel Strahlkraft im obersten Register singen. Jussi Björling gilt für den online Opernführer wie auch für viele Kenner als der grösste Verdi/Puccini Tenor des letzten Jahrhunderts.

  • Rosa Ponselle

    Die Stimme der Rosa Ponselle war majestätisch, enorm reich an Obertönen. Ihr Legato war perfekt mit einer Atemkontrolle, die nur den Hörer atemlos vor Staunen macht. Sie war vielleicht der grösste Sopran des goldenen Zeitalters. Für Elisabeth Schwarzkopf war sie die ultimative Perfektion und für Maria Callas «die grösste Sängerin von uns allen».

Online Opernführer: weitere

Sänger/innen der Vergangenheit, die Sie kennen sollten

  • Luciano Pavarotti

    Mit seinen hohen C’s wurde er in der Aufführung von Donizettis “Fille du Regiment” an der Met zum Superstar. Der online Opernführer beurteilt  Pavarotti als einen der größten Tenöre der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Pavarotti hat immer wieder darauf hingewiesen, dass er sich intensiv mit den alten Meistern wie Caruso, Schipa, Pertile etc. beschäftigt hat.

  • Leontyne Price

    Fast alle, die Leontyne Price je gehört haben, ob Künstler oder Kritiker, haben von dem Rausch, von der seligen Entrückheit berichtet, in die sie durch den Klang dieser Stimme versetzt worden sind. Der berühmte Kritiker John Steane nannte sie die Verdi Sopranistin des Jahrhunderts.

  • Elisabeth Schwarzkopf

    Es ist zur Legende geworden, wie Schwarzkopf, betreut von Legge, viele alte Meisterinnen (Ponselle, Melba, Seinemeyer…) studierte und das Beste übernahm. Der online Opernführer ist der Meinung, dass  als eine der führenden Sopranistinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt. Ihre Marschallin und Gräfin wurde stilbildend für eine ganze Generation. Auch ihre Operetten wurden zu Referenzen, «deren Rang bis heute nicht wieder erreicht worden ist.

  • Joan Sutherland

    Der online Opernführer beurteilt Sutherland als eine der größten Sängerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie bekam den Übernahmen la stupenda. Ihre Stimme war weich und trotzdem hatte sie Fähigkeit zum dramatischen Ausdruck. Sie war in der Höhe beweglich und hervorragend geeignet für den Koloraturgesang und bestach durch ihre phantastische Agilität und vortreffliche Thriller und Staccato-Technik.

  • Lauritz Melchior

    Lauritz Melchior hatte eine Stimme mit unglaublicher Stimmkraft gepaart mit der Fähigkeit zum subtilen Singen. Lauritz Melchior gilt als der «Heldentenor des 20. Jahrhunderts». Bis heute hat er kein Nachfolger gefunden. Cosima Wagner nannte ihn «den großen Dänen».

Die Geschichte der Oper – von Mozart und Rossini bis zu Strauss

Mozart: das Universalgenie

Auch über 200 Jahre nach dem Tod Mozarts stehen seine Werke mit zuoberst auf den Ranglisten der am meisten aufgeführten Opern. Mozart war kein Opernspezialist und ihm war ein vergleichsweise kurzes Leben beschieden und doch hat er 22 Werke für diese Gattung geschrieben !

Seine Passion für Opern hat er auf seinen Italienreisen erworben. 1770 durfte er beispielsweise mit 14 Jahren das Auftragswerk «Mitridate» für ein Mailänder Theater komponieren und selbst dirigieren. Seine spätere Zusammenarbeit mit Lorenzo dal Ponte hat sein leuchtendes Dreigestirn seiner italienischen Opern hervorgebracht («Don Giovanni», «Le nozze di figaro» und «Cosi fan tutte»).

Mozart hat nicht nur im italienischen Fach der Opera buffa brilliert, sondern auch im Fach der Opera Seria und dem deutschen Singspiel. Während die Opera seria historisierenden Stoffen vorbehalten war und ein vornehmliches höfisches Publikum ansprach (bspw. «Idomeneo» oder «La clemenza di Tito»), war das deutsche Singspiel das Genre für das einfache Volk. Die Stoffe wurden Märchen, Erzählungen und den damals populären Zauber-Geschichten entnommen. «Die Zauberflöte» oder die Entführung sind Mozarts wichtigsten Werke aus diesem Genre.

Was machte Mozarts Opern einzigartig, und welches waren seine Beiträge für die Operngeschichte? Mit diesem Thema könnte man Bücher füllen. Ich möchte kurz 4 Themen ansprechen:

Unsterbliche Figuren. Mozart produzierte als erster Komponist nicht nur schöne Musik für Rollen, sondern wahre Charakter-Portraits. Viele seiner Figuren werden auf ewig am Sternenhimmel der Opernliteratur glänzen, weil sie Menschen aus Fleisch und Blut geworden sind. An vorderster Stelle würde ich die Gräfin und Cherubino aus den Nozze nennen. Papageno und die Königin der Nacht aus der Zauberflöte gehören auf diese Liste wie auch der Don Giovanni aus der gleichnamigen Oper. Diese Liste ließe sich natürlich weiter ergänzen.

Vertonung der Frauen-Gefühle. Die schönsten Partien, Arien und Duette hat Mozart für die Frauen geschrieben. Zärtliche Liebeshymnen, Todeswünsche und Rachegefühle waren die Empfindungen die er meisterhaft zu vertonen wusste. Diese Töne lagen ihm näher als die schmetternden testosterongeschwängerten Stücke für Tenöre.

Gesellschafts-Kritik. Aus persönlicher Erfahrung war die gesellschaftliche Ordnung Mozart ein Dorn im Auge und er thematisierte dies in seinen Opern. Stets sah er das Prärogativ der Adligen kritisch (bspw. „Le nozze di figaro“) und er engagierte sich selbst im Bund der zeitkritischen Freimaurer (Zauberflöte).

Psychologie. Mozart war ein Meister der Psychologie. Die Libretti waren stets feinsinnig und doppeldeutig. Vor allem in der zweiten Hälfte seiner Kompositions Tätigkeit komponiert Mozart Musik und Text auf verschiedenen Ebenen. Dies macht die Interpretation seiner Werke vielschichtig und spannend.

Die Oper der Belcanto Ära: Rossini, Donizetti, Bellini

Belcanto: Diese drei Komponisten bilden das Dreigestirn des Belcantos. Belcanto beschreibt die italienische Gesangstechnik vor 1900. Dazu gehören Reinheit und Feinheit des Tons, der Fluss (Legato) und ferner die dynamische Flexibilität (Messa di voce) und die Agilität bei Verzierungen. Mit den drei Komponisten erreichte der Belcanto seine Blütezeit.

Primadonnen: Die Stars der Belcanto Ära waren die Primadonnen, die die Arien nach eigenem Gutdünken mit Koloraturen, Kadenzen und Verzierungen schmückten. Für die Kastraten der Händel-Ära wurde noch bis ca. 1820 in der Opera seria geschrieben, doch dann endete die Zeit der Farinelli & Co und die Zeit der Tenöre begann. Duprez war der erste berühmte Tenor. Er machte mit seinem «do di petto», dem hohen C aus voller Brust Furore und verunsicherte Rossini, was ihn zu seinem berühmten Aphorismus verleitete, «er töne wie der Todesschrei eines Kapauns».

Vielschreiberei: Die Komponisten dieser Zeit wurden zum Vielschreiben gezwungen. Im sogenannten Impressionario System verfügten die Komponisten nach dem einmaligen Verkauf ihres Werkes an den Theater-Unternehmer (Impressionario) über keine Verwertungsrechte mehr und mussten laufend neue Opern schreiben, um Einkommen zu generieren. So hat Rossini 40 Opern in 20 Jahren geschrieben, Donizetti überflügelte ihn gar noch mit 70 Werken in 27 Jahren. Rossini war berüchtigt dafür, einzelne Stücke mehrfach zu verwenden. Er trieb es sogar so weit, dieselben Ouvertüren sowohl für Opera seria wie für Opera buffa zu verwenden. Die Viel- und Schnellschreiberei war aber nur möglich, indem die Musik und Dramaturgie in starke Schablonen gepresst wurde. Dafür stand sinnbildlich die Scena ed aria, welche einen schematischen Auftritt der Akteure beschreibt. Sie folgt folgendem Ablauf: Rezitativ, langsame Arie (Cavatina), Rezitativ, schnelle Arie (Cabaletta) und eventuell eine Stretta am Schluss. Begleitet wurde die Scena durch verschiedene Auftritte von Stichwortgebern. So konnten Librettisten rasch Stücke schreiben ohne jede Szene detailliert durchzusprechen.

Primat der Melodie: Während für Rossini neben der Stimme der Effekt sehr wichtig war (das berühmte Rossini-Crescendo und die großartigen Ensembles) so galt bei Bellini und Donizetti das Primat der Melodie. Bellini schrieb einem seiner Librettisten, «die Oper muss die Leute zum Weinen bringen, mit Grauen erfüllen, sie durch Gesang sterben lassen». So sind deren Opern voll von Liebesduetten, Schwanengesängen und Wahnsinns-Szenen. Bellini wird oft als der größte Melodiker der Geschichte genannt, selbst Wagner schätzte den Italiener ungemein. Weniger Lob (mit Ausnahme von Rossini) erhielten die Belcanto Komponisten für ihre Orchestrationen, die neben dem Gesang ein Mauerblümchen Dasein fristeten.

Die größten Opern: Mit dem allmählichen Ende dieser Ära wandelte sich das System in Richtung Repertoire Oper. Zwar blieben Neukompositionen stets wichtig, aber viele der Belcanto Opern wurden zu Repertoire Opern. An vorderster Stelle müssen genannt werden: Rossinis Barbiere, Italiana und Tell. Donizettis Lucia, Fille du régiment und Don Pasquale und schließlich Bellinis Puritani und Norma.

Das Singspiel und der Beginn der deutschen Oper

Die Abgrenzung der italienischen Oper vom Singspiel wird häufig über die Verwendung von gesprochen Dialoge des Singspiels gegenüber dem Rezitativen der Italienischen Oper gemacht. Das Singspiel hatte nur wenig Formalismen und so musste sich der (ungeübte) Opernkomponist Beethoven mit seiner Oper Fidelio über Jahre quälen, bis er zu einer zufriedenstellenden Dramaturgie fand.

Das Dreigestirn: Auch im Singspiel gibt es ein leuchtendes Dreigestirn. Es sind die Drei Opern «Die Zauberflöte» (Mozart), «Fidelio» (Beethoven) und der «Freischütz» (von Weber). Weitere Vertreter

Bürgerliches Theater: Das Singspiel war im Gegensatz zur Opera seria das Genre des Volkes. Opern wie der Freischütz sind romantische Stücke des Biedermeiers, ganz im Sinne der Zeit, in welcher märchenhafte Stoffe (E.T.A. Hoffman, Gebrüder Grimm) populär waren. Das vielleicht eindrücklichste Zeugnis ist die berühmte Wolfsschlucht-Szene aus dem Freischütz.

Wagners Vorläufer: Wagner hat ausdrücklich den Fidelio und den Freischütz als die Grundlagen der Deutschen Oper genannt. Eine Aufführung des Fidelio mit der Sängerin Schröder-Devrient nannte er sein Erweckungs-Erlebnis. Und von Weber hat er so hoch geschätzt, dass er sich persönlich für die Überführung der sterblichen Überreste von London nach Deutschland einsetzte.

Die französische Oper: zwischen «opéra comique» und «grand opéra»

Gigantismus der grand opéra: Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wurde Paris zur Hauptstadt der Opernwelt. Der Grund war die Gründung der Pariser grand opéra. Das Opernschaffen wurde professionalisiert: naturgetreue Bühnenbilder und gigantische Bühnenmaschinen führten zu nie dagewesenen Theater-Erlebnissen. Die Gigantomanie der vertonten Geschichtsdramen verlangte nach 5-Aktigen Opern, riesigen Chören und dem obligaten Ballett. Die Kosten stiegen ins astronomische. Der König der grand opéra war Giacomo Meyerbeer («Les huguenots»). Aber auch die großen Komponisten der angrenzenden Länder wie Verdi («Don Carlo», «Vêpres siciliennes»), Rossini («Guillaume Tell») oder sogar Wagner («Tannhäuser», «Rienzi») komponierten für diesen Magneten.

Opéra comique: Gegenpol der grand opéra in der französischen Hauptstadt war die opéra comique. Kleinere Formen, tiefere Ticket-Preise und gesprochene Dialoge trennte diese Theater-Form von ihrem «großen Bruder». Ihr Name stammte aus den Zeiten als die Tragödie dem Adel vorbehalten war. Vereinzelte dieser Werke stehen heute gelegentlich auf den Spielplänen unserer Opernhäusern (Aubers «Frau Diavolo», Fille du régiment oder Cherubinis Medéa)

Weder-noch: die 4 Hauptwerke: Ironischerweise gehören die vier wichtigsten Werke dieser Zeit keiner Richtung an. Diese 4 Werke gehören zum größten der Opernliteratur überhaupt und vereinigen Elemente beider französischer Opernstile. Zu diesem exklusiven Kreis gehören Gounods «Faust», Massenets «Manon», Bizets «Carmen» und Offenbachs «Les contes d’Hoffmann».

Verdi: der Titan der Italienischen Oper

Verdi ist seit 150 Jahren weltweit der meistgespielte Opernkomponist. Er prägte zusammen mit dem im gleichen Jahr geborenen Richard Wagner die Opernmusik während 50 Jahren.

Der Aufstieg: Mit 26 Jahren schrieb er seine erste Oper (Oberto). Sein erster Grosserfolg war Nabucco, dessen Chorstück «Va pensiero» zur Hymne des Risorgimento, der Freiheitsbewegung der Italiener wurde. Verdi ließ sich sogar in die Abgeordnetenkammer wählen, die er bald darauf wieder verließ. Es folgten die Galeerenjahre (die er selbst so nannte), in denen er regelmäßig und oft unter Zeitdruck Opern komponierte und in Opernhäuser inszenierte. Viele dieser Werke setzten sich rasch durch. Diese mittleren Schaffensjahren kulminierten anfangs der fünfziger Jahre in der Trilogie «Rigoletto, Il Trovatore und La traviata» die allesamt zu den meistgespieltesten Werken überhaupt gehören.

Pariser Jahre: Verdi wollte sich auch in Paris durchsetzen und schrieb dafür Les vêpres siciliennes und Don Carlos, die er später auch für die italienischen Bühnen umschrieb, sodass zwei Fassungen nebeneinander existieren.

Aida und die Spätjahre: Verdi zog sich nach seinen Pariser Jahren mit Giuliana Strepponi auf seinen Landsitz Bussetto zurück. Erst die Anfrage aus Ägypten packte den Ehrgeiz des 58 jährigen und er schrieb für das Opernhaus in Kairo die Aida. 14 Jahre später erarbeitete er mit dem Librettisten Arrigo Boito die zwei Alterswerke Othello und Falstaff, letzteres mit 86 Jahren.

Der Verdi Stil: Viele Formalismen entnahm Verdi der Rossini Zeit. Beispielsweise den Belcanto Stil oder die Formeln der Scena ed aria. Verdi war aber auch innovativ und gab jeder seiner Oper eine eigene musikalische Farbe, der sogenannten «Tinta musicale», die Verdi bevor er sich ans Komponieren machte, als Erstes ausarbeitete. Daneben gibt es weitere Neuerungen der Verdischen «Handschrift» wie bspw. den Verdi-Bariton.

Wagner: der Titan der deutschen Oper

Sein Aufstieg: Seine Musikerkarriere startete Wagner als Kapellmeister. Parallel dazu komponierte er. Grosse Bewunderung hegte er für den Fidelio und den Freischütz, die er als die Gründungswerke der deutschen Oper ansah. Nach seiner Flucht aus Königsberg (Sein teurer Lebensstil und Schulden waren seine treuer Begleiter im Leben) versuchte er sein Glück in Paris, scheiterte aber mit Rienzi.

Der Beginn der Arbeiten am Ring: Aus politischen Gründen floh Wagner in die Schweiz, wo er den Ring-Zyklus mit der Oper Rheingold beginnt. Wanderjahre führen in unter anderem nach Paris (wo er wieder mit dem Tannhäuser scheitert) und er komponiert den Tristan

König Ludwig II rettet ihn: Ludwig bezahlt Wagners Schuldenberg und verhilft ihm zu einer Stellung in München. Doch bald muss er nochmals in die Schweiz emigrieren, wo er die Arbeit am Ring fortführt.

Bayreuth: 1872 zieht die Familie Wagner dorthin um. Die Finanzierung dieses enormen Unterfangens sicherzustellen, kostet Wagner viel Arbeit, aber es gelingt ihm zusammen mit vielen Gönnern Geld für die Grundsteinlegung des Festspielhauses und für den Kauf der Villa Wahnfried zu sammeln. Die ersten Festspiele erfolgen 1876 in Anwesenheit Wilhelms und der ganzen europäischen Kulturprominenz und wurde zu Wagners grösster Triumph. In den nächsten Jahren arbeitet Wagner weiter am Parsifal, seinem letzten Werk, unter grossen Geldsorgen leidend. Die 1876er Bayreuther Festspiele waren so kostspielig, dass es 6 Jahre bis zu den nächsten Festspielen auf dem grünen Hügel, an denen dann der Parsifal uraufgeführt wurde.

Der Wagner Stil: Wagner ist ein Erneuerer der Oper. Seine zwei Hauptwerkzeuge sind das «Musikdrama» und das «Leitmotiv»? Ersteres ist die Abkehr von der «Nummernoper, sondern Drama und Musik bilden eine untrennbare Einheit. Charakteristisch ist, dass die Musik geschlossen ist, und ohne Unterbrechungen (wie Terzett, Finale usw.) auskommt. Wiederkehrende Motive (Leitmotive) schaffen den Zusammenhang. Konsequenterweise hat Wagner zu den meisten seiner Werke den Text und das Libretto selbst verfasst.

Strauss und Puccini: die Erben Wagners und Verdis

Die Zeit nach Wagner und Verdi lässt sich in 3 Strömungen unterteilen. In Italien entwickelt sich der Verismo, in Deutschland und anderen Ländern sind gibt es Komponisten die von Wagner beeinflusst werden.

Der Verismo: Dieser Stil entwickelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Italien. Er kombiniert realistisches Theater mit roher emotionaler Musik. Das kunstvolle Lied (Belcanto) wird zugunsten von dramatischen Gesangslinien aufgegeben. Die bekanntesten Opern dieser Gattung sind (neben Puccini) «Cavalleria rusticana» (Mascagni), Pagliaccio (Leoncavallo) und Andrea Chénier (Giordano).

Puccini: Puccini nannte sich selbst «Komponist der Kleinigkeiten». Jede seiner Opern hat ihr charakteristisches Gepräge, die Puccini akribisch mit «Kleinigkeiten» zum Leben erfüllt. Es ist vergleichbar mit der «tinta musicale» Verdis. Wie weit weg sind die delikaten Töne der Bohème von den groben und brutalen Szenen der Tosca. Auch Turandot und Butterfly leben von der exotischen musikalischen Tonsprache die Puccini akribisch studiert hat. Puccini ist, hier ähnlich Mozart, der Komponist für die Frauen-Rollen. Seine Butterfly, Mimi, Manon, Tosca etc. sind Rollen, die jedem Opern-Freund im Detail bekannt sind. Puccini ist keiner Schule zuzuordnen, er hat natürlich Elemente des Verismo übernommen aber ebenso hat er Wagner-Techniken angewandt, wo er es sinnvoll fand. Eklatant feststellbar ist das bei der Verwendung der Leitmotive, die Puccini exzessiv nutzt. Oder dass seine Arien sehr kurz sind, da sie immer in das Musikdrama eingebunden sind.

Richard Strauß, Revolutionär und Konservativer:

Als Richard Strauß 1908 mit «Salome» seinen ersten großen Opernerfolg feierte, hatte er die «Wagner-Periode» hinter sich und fand mit einem naturalistischen Stil den Weg in die Avantgarde. Bald schon doppelte er mit der «Arabella» nach und wurde als der Komponist der Moderne gefeiert. Was wäre der logische nächste Schritt gewesen? Atonale Kompositionen? Diesen Weg wollte Strauß nicht gehen. Im Gegenteil – mit dem Rosenkavalier schrieb er sein Größtes aber rückwärtsgewandtes Werk. Es war ein Geniestreich, das er mit Hoffmannsthal ersann, mit dem er insgesamt 10 Opern kreierte.

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