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Der Online-Opernführer zu TANNHÄUSER

Tannhäuser ist wohl der menschlichste Held unter allen von Wagner geschaffenen Figuren, der der Fleischeslust (Venus) nicht entkommen kann, obwohl er nach Spiritualität (Elisabeth) strebt. Wagner selbst hat beschrieben, dass seine “Neigung zum sinnlichen Ungestüm” in Konflikt mit dem “Ernst des künstlerischen Gefühls” steht.

 

 

Überblick und Schnellzugriff

 

 

Inhalt

Synopsis

Kommentar

Akt I (Venusberg)

Akt II(Sängerwettstreit)

Akt III(Pilgerszene, Todesszene)

Aufnahmeempfehlung

Highlights

Ouvertüre

Dich teure Halle (Halle-Arie)

Gepriesen sei (Liebesduett)

Heraus zum Kampfe (Sängerwettstreit)

Beglückt, darfst nun dich, o Heimat, ich schauen (Pilgerchor)

O du mein holder Abendstern

Inbrunst in meinem Herzen (Römisches Märchen)

 

 

 

 

ROLLEN & SYNOPSIS VON TANNHÄUSER IN 4 MINUTEN

 

 

 

 

 

 

PREMIERE

Dresden, 1845

LIBRETTO

Richard Wagner, basierend auf der Gedichtsammlung des Sängerkriegs auf der Wartburg und dem Tannhäuser-Lied.

DIE HAUPTROLLEN

Hermann, Landgraf von Thüringen (Bass) - Elisabeth, Nichte des Landgrafen (Sopran) - Wolfram, Ritter und Minnesänger (Bariton) - Venus, Liebesgöttin (Sopran) - Tannhäuser, Ritter und Minnesänger (Tenor)

AUFNAHMEEMPFEHLUNG

DECCA, René Kollo, Helga Dernesch, Christa Ludwig, Victor Braun unter der Leitung von Georg Solti und den Wiener Philharmonikern und dem Chor der Wiener Staatsoper.

 

 

 

 

KOMMENTAR

 

 

Leitmotive

Wagners Motive sollten noch nicht als “Leitmotive” im formalen Sinne bezeichnet werden, dennoch haben sie die Funktion von Erinnerungsmotiven. Im Abschnitt über die Ouvertüre stellen wir drei der wichtigsten Themen dieser Oper vor. Zwei Themen dominieren die Ouvertüre und thematisieren den vorherrschenden Antagonismus: den des Glaubens und des Begehrens.

 

 

Geschichte und Libretto

Wagner begann die Arbeit am Tannhäuser im Alter von neunundzwanzig Jahren. Das Libretto wurde im folgenden Jahr fertiggestellt und die Partitur 1845 vollendet.

Die Oper trägt den Doppeltitel “Tannhäuser und der Minnesängerwettstreit auf der Wartburg”, was die Tatsache widerspiegelt, dass Wagner die Handlung der Oper hauptsächlich aus zwei Quellen schöpfte. Zum einen ist es die Gedichtsammlung des “Sängerkriegs auf der Wartburg” (an dem die beiden berühmtesten Minnesänger Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide teilgenommen haben sollen) und zum anderen das Tannhäuserlied über einen Minnesänger mit unstetem Lebenswandel. Wagner verband nun eine erfundene Liebesgeschichte Tannhäusers und seine Pilgerreise zum Papst mit dem Sängerwettstreit auf der Burg des Thüringer Landgrafen. Aus dem Heinrich des Sängerwettstreits wurde der Tannhäuser.

Beim Tannhäuser treffen wir auf eine ähnliche Konstellation wie bei den Meistersingern: Ein Außenseiter will die traditionellen Regeln der Kunst verändern und scheitert an der Trägheit der Gesellschaft. Tannhäuser und Stolzing sind Brüder im Geiste, mit dem Unterschied, dass letzterer die Braut gewinnt und Tannhäuser nicht. Tannhäuser ist in dieser Oper vom Pech verfolgt, er wird dreimal verflucht, zuerst vom thüringischen Hof, dann von der Sängerzunft und schließlich sogar vom Papst. Immerhin naht das Heil durch Elisabeth, denn sie ist ihrerseits eine Schwester im Geiste der Senta und opfert sich für ihren geliebten Tannhäuser. Das Thema der Aufopferung der Frau und der Erlösung durch den Künstler zieht sich wie ein roter Faden durch Wagners Leben.

Reisetipp für Opernliebhaber: Wo Wagner den Tannhäuser schuf (Klick für Link zum TRAVEL-Blogpost)

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Interpretation

In Tannhäuser geht es um den Kampf zwischen dem Diesseits und dem Jenseits, oder anders ausgedrückt: zwischen dem Glauben, dessen Vertreter auf Erden der Papst ist, und der Lust, deren Vertreterin auf Erden die Venus ist. Diese beiden Lebensziele sind unvereinbar, und deshalb tobt ihr Kampf im Inneren des Menschen.

Bezogen auf Wagners Lebenswirklichkeit: Als Künstler kann er sich nicht von der einen oder anderen Welt einengen lassen. Er braucht die Spiritualität der Liebe und des Glaubens, aber er kann die Normierung der Gesellschaft durch die Kirche nicht akzeptieren. Er wird missverstanden, und dieser Kampf ist der Grund, warum er zugrunde geht.

 

 

Auf dem Weg zum “Musikdrama”

Tannhäuser ist ein wichtiger Meilenstein auf Wagners Weg zum Musikdrama. Zum ersten Mal gibt es in der Partitur keine Nummern mehr. Ganze Szenen, wie etwa der Gesangswettbewerb, sind durchkomponiert.

Doch vieles ist noch im Alten verwurzelt. Ganz auf die Arie will Wagner nicht verzichten, Elisabeth hat zwei klassische Arien und Wolfram bekommt den berühmten Abendstern. Auch die Pariser Grand Opéra lässt mit ihren Massenszenen und Schlusskonzerten der Akte heftig grüßen. Und (manche danken es ihm) Wagner verzichtet auf übermäßige Dialoge und Monologe.

 

 

Die schwierige Tenorrolle

Der Tannhäuser gilt als die anstrengendste Tenorrolle der Opernliteratur. Wagner nannte sie “die schwierigste meiner dramatischen Gesangsaufgaben”. So wie Bellini bei der Komposition der Puritani den Tenor Battista Rubini im Ohr hatte, hatte Wagner bei der Komposition von Tannhäuser Tichachek im Ohr. Die Partie des Tannhäuser gilt als ein “Killer” unter den Tenorpartien des Repertoires. In dem Abschnitt über die Passage “Stets soll nur dir, nur dir mein Lied ertönen” des mörderischen ersten Aktes wird deutlich, warum.
Aber auch Wagner musste zugeben, dass die Rolle selbst dem robusten Tichatschek schadete. Zwanzig Jahre später hörte Wagner den Tenor Ludwig Schnorr von Caroldsfeld in dieser Rolle und er gestand, dass Schnorr ihm die Augen für sein eigenes Werk geöffnet habe. Sein früher Tod im Zusammenhang mit einer anderen Oper Wagners (Tristan und Isolde) wurde später zur Legende.

 

 

Weltpremiere und Rezension

Wagner war seit 1842 Hofkapellmeister in Dresden und konnte so bereits Rienzi (mit enormem Erfolg) und den Holländer (mit mäßigem Erfolg) mit dem renommierten und hochkarätigen Theaterorchester uraufführen, mit dem Wagner sein ganzes kompositorisches Potential ausschöpfen und die prächtigen Orchestersätze dieser Opern gestalten konnte. Auch eine hochkarätige Gesangstruppe stand zur Verfügung. Die bereits erwähnte Tikhatschek wurde als Tannhäuser und als Elisabeth Wagners Nichte Johanna engagiert. Die Rolle der Venus wurde von dem großen Schröder-Devrient gesungen, dessen Fidelio ein Dutzend Jahre zuvor dem sechzehnjährigen Wagner sein Opernerwachen bescherte. Devrient war keine herausragende Sängerin, aber eine unglaublich charismatische Schauspielerin, von der sogar der fast völlig taube Beethoven begeistert gewesen sein soll.
Der Erfolg des Dresdner Tannhäuser von 1845 war mäßig, aber schon die zweite Inszenierung durch Liszt in Weimar brachte den Durchbruch. Sie wurde für lange Zeit Wagners populärste Oper und wurde 1859 zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten aufgeführt.

 

Der Theaterskandal in Paris

Wagners Lebenstraum war es, in Paris erfolgreich zu sein, fast zwanghaft suchte er in der europäischen Opernhauptstadt nach Anerkennung. Nicht weniger als zehn Mal hielt er sich für längere Zeit in Paris auf. Um die Bekanntheit seiner Werke zu fördern, dirigierte Wagner Anfang 1860 drei Konzerte mit Auszügen aus verschiedenen Opern, unter den Zuhörern befanden sich alle musikalischen Berühmtheiten der damaligen Zeit, wie Berlioz, Rossini, Meyerbeer, Auber und Gounod. Das Echo war außerordentlich und Wagner gelang es mit Hilfe der Gattin des österreichischen Botschafters, Napoleon III. dazu zu bewegen, die Aufführung des Tannhäuser im folgenden Jahr anzuordnen.
Was 1861 geschah, ging in die Geschichte der Oper ein. Wagner passte das Werk an die Gepflogenheiten der Grand Opéra an. Unter anderem wurde die Bachanale des ersten Satzes um ein Ballett erweitert und ein französischsprachiges Libretto erstellt. Wagner benötigte 164 Proben, um das musikalische Personal vorzubereiten, das teilweise überlastet war. Der Jockey Club, eine größere Gruppe von Dandys, sabotierte die Aufführungen, weil sie gewohnt waren, nur im zweiten Akt aufzutreten, wenn ihre Mätressen das übliche Ballett aufführten. Aus Protest dagegen, dass Wagner das Ballett im ersten Akt aufführte, packten sie Trillerpfeifen aus und unterbrachen mit Zwischenrufen. Tief gekränkt und verschuldet beendete Wagner das Pariser Abenteuer nach drei Aufführungen.

 

 

Die verschiedenen Fassungen

Es gibt vier verschiedene Fassungen des Tannhäuser (in der Reihenfolge ihres Erscheinens: Urfassung, Fassung für Weimar, Fassung für Paris, Fassung für Bayreuth), deren Entstehung über dreißig Jahre dauerte. Der Tannhäuser blieb ein Lebenswerk, und drei Wochen vor seinem Tod sagte Wagner zu Cosima, dass er der Welt den Tannhäuser noch schuldig sei…

 

 

 

 

TANNHÄUSER ACT I

 

 

 

Die große Ouvertüre

Die Ouvertüre beginnt mit dem berühmten Pilgerchormotiv, das in ein Flimmern der Geigen übergeht, die den üppigen Venusberg malen. Die Ouvertüre ist ein großartiges Stück, das zu Recht berühmt geworden ist. Man hört es in der großen, feurigen Fassung von Wilhelm Furtwängler.

Ouvertüre – Furtwängler

 

 

Der Theaterskandal von Paris

Die Uraufführung des Werks fand 1845 unter der Leitung des Komponisten statt. Vier Jahre später, nach einer Überarbeitung, gelang ihm mit der Inszenierung von Franz Liszt in Weimar der Durchbruch in Deutschland. Weitere 12 Jahre später überarbeitete Wagner den Tannhäuser noch einmal, um in Paris den lang ersehnten Durchbruch zu schaffen. Er ging sogar Kompromisse ein und fügte ein obligatorisches Ballett hinzu. Was dann geschah, ist Legende: Das passte dem Jockey Club, einer Ansammlung versnobter junger Männer, nicht. Sie waren Freunde des Balletts (oder vielmehr der Ballerinen) und pflegten am Abend der Aufführung mit ihnen zu speisen und erschienen erst gegen 22 Uhr im Theater. Wagner hatte “die Frechheit”, das Ballett an den Anfang der Oper zu stellen. Sie empfanden diese Praxis als Showdown und sabotierten die Aufführung mit wilden Pfiffen. Die Oper scheiterte und Wagner, der mit Schulden überhäuft war, war am Boden zerstört.

 

 

Die Venusberg-Szene

Synopsis: Heinrich, genannt Tannhäuser, lebt als Geliebter der Venus im Venusberg. Einst hatte er als Minnesänger den Hof des Landgrafen von Thüringen nach einem Streit mit seinen Ritterkollegen verlassen. Nun ist er des Lebens der freien Liebe im Venusberg überdrüssig. Venus bittet ihn, für sie zu singen. In seinem Gesang preist er die göttliche Venus, aber trotzdem muss er sie verlassen, es zieht ihn zu den Menschen.

Schon Tannhäusers erste Arie ist eine Meisterleistung, Tannhäuser muss eine sehr hohe Stimme singen und sich ständig auf A und G steigern.

Dir töne Lob – Melchior

 

Synopsis: Venus traut ihren Ohren nicht und versucht, ihn zurückzuhalten.

Wir hören eine stimmlich bunte und üppige Venus von Christa Ludwig.

Geliebter, komm! Sieh dort die Grotte!  – Ludwig

 

Synopsis: Doch Tannhäusers Entscheidung ist gefallen.

Warum gilt die Rolle des Tannhäuser als so schwierig? Diese Passage zeigt, warum. Die Rolle ist relativ hoch angesetzt, das gilt nicht nur für diese Szene, sondern für die ganze Oper. Im Passagio (Übergangsbereich) sind weite Passagen geschrieben, was für den Tenor sehr unangenehm ist. Und die ganze Zeit muss die Stimme gegen ein lautes Orchester ankämpfen. Und weil Tannhäuser ein kämpferischer Mensch ist, muss sich der Sänger ständig anstrengen, um die Emotionalität dieser Rolle herauszuarbeiten.

Peter Seiffert war ein hervorragender Tannhäuser. Seit den 80er Jahren ist er einer der gefragtesten Wagner-Tenöre. Seine Stimme hat die dramatische Kraft, aber auch eine große sängerische Qualität.

Stets soll nur dir, nur dir mein Lied ertönen – Seiffert

 

Die Idylle

Synopsis: Venus spottet, dass er den Weg zu ihr wiederfinden wird.  Mit einem furchtbaren Schlag versinkt der Venusberg. Tannhäuser steht in einem grünen Tal, an dessen Hang die Wartburg zu sehen ist. Ein Hirtenknabe spielt auf einer Schalmei.

Mit der wunderbar einfachen Musik des Hirtenknaben schafft Wagner einen maximalen Kontrast zur bäuerlichen Welt der Venus. Ein wahrer Coup de théâtre!

Frau Holda kam aus dem Berg hervor

 

Synopsis: Pilger ziehen auf ihrer Wallfahrt nach Rom vorbei, Tannhäuser sinkt auf die Knie.

Zu Dir wall ich mein Jesus Christus

 

Synopsis: Der Landgraf von Thüringen und seine Minnesänger, die von der Jagd zurückkehren, sind erstaunt, Tannhäuser zu sehen und begrüßen ihn herzlich. Tannhäuser will keinen Streit und bittet sie, weiterzuziehen. Doch als Wolfram den Namen Elisabeths erwähnt und andeutet, dass sie immer noch an Tannhäuser denkt, weiß Tannhäuser, was ihn aus dem Venusreich gelockt hat. Alle nehmen Tannhäuser in ihren Kreis auf.

Wagner verwendet in Tannhäuser noch italienische Musiktechnik. Um einen möglichst wirkungsvollen Schlussakt zu komponieren, hat er ein typisches Concertato komponiert, das in eine wirkungsvolle Stretta mündet.

Diese Ensembleszene (Concertato) ist von großer Schönheit.

Als du in kühnen Sange uns bestrittst – Gudbjörnsson / Seiffert / René Pape / Hampson

 

 

 

 

TANNHÄUSER ACT II

 

Die Hallen Arie – Elisabeth erwartet den aufgeregten Tannhäuser

Synopsis: Die Wartburg. Elisabeth, die Nichte des Landgrafen, freut sich über die Rückkehr von Tannhäuser. Sie befindet sich in dem Saal, den sie seit Tannhäusers Abreise nicht mehr betreten hat.

Diese Arie ist auch als “Hallen Arie” bekannt. Formal steht sie auf dem Mittelweg zwischen Grand Opéra und Musikdrama. So gibt es im Tannhäuser noch verschiedene in sich geschlossene, wirkungsvolle Musikstücke wie die Saalarie. Vibrierende Hörner schaffen eine elektrisierende Atmosphäre. Elisabeth hat allen Grund, aufgeregt zu sein. Freudig erregt beginnt Elisabeth die Arie. Bei dem Gedanken an Tannhäusers Abreise schlägt die Musik in Düsternis um. Eine Oboe bringt Elisabeth zurück in die jubelnde Stimmung des Anfangs. Mit einer wiederholten Steigerung des “sei mir gegrüsst” in Tonhöhe und Tonstärke führt Wagner Elisabeth zu einem kulminierenden D.

Wir hören diese Arie zuerst in der Interpretation von Elisabeth Grümmer. Grümmer war eine Sängerin, die Seele in ihrer Stimme hatte. Der deutsche Musikkritiker Joachim Kaiser schrieb über ihre Aufnahme: Wie Elisabeth Grümmer die Elisabeth mit herzbewegender Innigkeit singt, völlig unverkitscht, aber so zart glühend, dass man von einer Idealbesetzung sprechen kann.

Dich teure Halle – Grümmer

 

Elisabeth Schwarzkopf war kein heroischer Sopran, sondern ein lyrischer Sopran. Das kommt dieser Arie zugute. Ihre Interpretation ist lyrisch strahlend, zuweilen fast verträumt.

Dich teure Halle – Schwarzkopf

Das Liebesduett

Synopsis: Wolfram, der Elisabeth heimlich liebt, bringt Tannhäuser zu ihr. Auf die Frage, wo er gewesen sei, antwortet Tannhäuser ausweichend, ein Wunder habe ihn hergebracht. Elisabeth lobt das Wunder und gesteht ihm, dass sie Gefühle für ihn hegt. Tannhäuser zeigt ihr seine Zuneigung und beide preisen das Wunder, das sie wieder zusammengeführt hat.

Gepriesen sei – Domingo / Studer

 

Der feierliche Einzug der Gäste

Synopsis: Heute Abend hat der Landgraf zu Tannhäusers Ehren beim Gesangswettbewerb aufgerufen, bei dem Tannhäuser und andere um das Herz von Elisabeth wetteifern können. Die Gäste treffen ein.

Wagner schuf die Geschichte für das Libretto aus zwei verschiedenen Quellen, zum einen aus einer Legende über den Wartburgsängerkrieg aus dem 13. Jahrhundert und zum anderen aus dem sogenannten Tannhäuserlied, das die Pilgerfahrt zum Papst und das Wunder des Pilgerstabs beschreibt.

Der Einzug der Gäste ist ein grandioses, feierliches Musikstück in einer wunderschönen Inszenierung der Oper von Neapel.

Schon nahen sich die Edlen meines Landes – Opera di Napoli

Der heiße Sängerkrieg

Synopsis: Der Landgraf begrüßt die Gäste im Saal und stellt “das Wesen der Liebe” als Thema des Wettbewerbs vor. Der Gewinner darf sich den Preis seiner Wahl bei Elisabeth abholen. Wolfram ist der erste Sänger. Er beschreibt die Liebe als Quelle der geistigen Glückseligkeit. Tannhäuser ist der nächste. In einem aggressiven Ton beleidigt er Wolfram und beschreibt die Liebe als Quelle der sinnlichen Lust.

O Wolfram, der du auch gesungen hast

 

Synopsis: Ein dramatischer Gesangskrieg entwickelt sich in der Folgezeit. Biterolf greift ein und der Landgraf muss ihn davon abhalten, sein Schwert zu ziehen. Wolframs Gesang beruhigt die Lage vorübergehend. Doch Tannhäuser gießt weiter Öl ins Feuer.

Heraus zum Kampfe….

 

Synopsis: Endlich brennen Tannhäusers Gefühle durch und er singt sein Preislied auf die Venus.

Tannhäuser ist ein Rebell und will sich den höfischen Zwängen und Moralvorstellungen nicht beugen. So bleibt er der heimatlose Außenseiter.

Dir, Göttin der Liebe soll mein Lied ertönen – Domingo

 

 

Elisabeth rettet Tannhäuser

Synopsis: Aufregung zittert durch den Saal, die Männer wollen Tannhäuser mit den Schwertern angreifen. Elisabeth, von den Worten am meisten getroffen, wirft sich mit den Worten “Zurück, was ist die Wunde, die eure Schwerter geschlagen, zu dem Todesstoß, den ich von ihm empfing”, dazwischen und bittet um sein Seelenheil. Die Gäste sind tief ergriffen.

Elisabeth rettet Tannhäuser. Es entfaltet sich ein wunderschönes Ensemblestück (ab 5:25), das zeigt: “Ein Engel ist vom schimmernden Firmament herabgestiegen.”

Zurück von ihm – Studer

 

Tannhäuser bereut

Zusammenfassung: Tannhäuser erkennt seine Dummheit und der Landgraf befiehlt Tannhäuser, sich den Pilgern auf dem Weg nach Rom anzuschließen, um Vergebung für seine Taten zu erbitten.

Ein großes Finale mit den Solisten und dem Pilgerchor.

Mit ihnen sollst Du wallen – Sinopoli / Domingo / Studer et al.

 

 

 

 

TANNHÄUSER ACT III

 

 

 

 

Tannhäusers Pilgerreise wird in einem düsteren Vorspiel dargestellt. Mit diesem Werk hat Wagners Orchester an Farbe und Ausdruckskraft gewonnen. Es nimmt zunehmend eine dramatische Rolle ein.

Vorspiel – Klemperer

 

Synopsis: Müde beobachtet Wolfram die betende Elisabeth, deren einziger Lebensinhalt es ist, auf Tannhäusers Rückkehr zu warten, bereit, ihr Leben für Tannhäusers Erlösung zu geben.

Hier finden wir ein weiteres Lebensthema Wagners. Der Tod der Frau für die Erlösung des Mannes. Was für den Holländer gilt, kann auch für den Tannhäuser gesagt werden: “Vier Topoi, die auch Wagners weiteres Werk beherrschen, bilden die Eckpfeiler der Synopse im Fliegenden Holländer: die Todessehnsucht, die Opferbereitschaft der Frau, der Tod der Liebe und die Erlösung. (Holland/Csampai)”

 

Der berühmte Pilgerchor

Synopsis: Plötzlich ist der Chor der Pilger zu hören.

Beglückt, darf nun dich, o Heimat, ich schauen

 

Synopsis: Doch zu Elisabeths Verzweiflung ist Tannhäuser nicht unter ihnen.

Allmächtige Jungfrau – Norman

 

Synopsis: Wolfram spürt eine Vorahnung des Todes in den Worten von Elisabeth und verabschiedet sich von ihr.

Wolfram spielt eine für Wagners Verhältnisse ungewöhnliche Rolle. Der Bariton bekommt eine fast italienische Melodie (Bellini lässt grüßen). In der ganzen Oper wird dem Tenor eine so schöne Melodie wie diese verwehrt!

Diese Arie beginnt mit dem dunklen Moll der Vorahnung von Elisabeths Tod. Mit einer schönen Flötenpassage leitet Wagner den ätherischen Mittelteil ein, die Vision des Abendsterns. Begleitet vom schimmernden Tremolo der Streicher hören wir einen entrückten Gesang, der in das Hauptthema mündet, das in einem wiegenden 6/8-Takt eine träumerische Stimmung erzeugt. Dieses schöne Stück endet mit der Wiederholung des Themas in den Celli.

Bryn Terfel ist ein Sänger mit einem erstaunlich breit gefächerten Repertoire. Wir hören eine intime, liedhafte Interpretation.

O du mein holder Abendstern – Terfel

Tannhäusers Rom Erzählung

Synopsis: Wolfram trifft den erschöpften Tannhäuser, der den Weg zum Venusberg sucht. Er erzählt Wolfram von seiner Reise nach Rom. Obwohl er alle durch Reue übertraf, fand er keine Vergebung beim Papst, dessen Worte lauteten: “So wie der Pilgerstab nicht mehr mit Grün geschmückt wird, so ist deine Rettung für mich unmöglich.”

Tannhäuser steht die meiste Zeit auf der Bühne. Nun steht dem Tenor gegen Ende das große “pièce de résistance” bevor, das 10-minütige Rom Erzählung, in dem der Tenor die letzten Kraftreserven mobilisieren muss.

Lauritz Melchior war vielleicht der größte Wagner-Tenor aller Zeiten. Der “große Däne”, wie Cosima ihn nannte, war eine Urgewalt. Er behauptete von sich selbst, er könne den Tristan problemlos 2 Mal am Abend singen. Er war ein Meister des Ausdrucks mit Pathos, so war Roman Tale meisterhaft.

Inbrunst im Herzen (1) – Lauritz Melchior

Wir hören eine ergreifende Version von Jonas Kaufmann.

Inbrunst im Herzen (2) – Kaufmann

 

Das Finale

Synopsis: Deshalb will Tannhäuser zurück zur Venus. Sie erscheint.

 

Noch einmal spielt das Orchester die flackernde, sinnlich erregte Musik des Venusbergs.

Wir hören Kirsten Flagstadt, Melchiors kongeniale Partnerin vieler Wagner-Abende und -Aufnahmen.

Dich ungetreuer Mann – Flagstadt

 

Synopsis: Doch Wolfram bannt ihren Zauber mit dem Namen Elisabeth, die tot auf einer Bahre hereingetragen wird. Tannhäuser sinkt sterbend über ihr zusammen. Die Pilger bringen den Pilgerstab, aus dem frische Knospen sprießen. Alle preisen das Zeichen der göttlichen Gnade.

Gott ist größer als sein Stellvertreter auf Erden. Wagner beendet sein Meisterwerk mit einem großen Finale.

Dich ungetreuer Mann – Kollo, Dernesch, Weikl, Ludwig

 

 

Aufnahmeempfehlung

Eine klare Lieblingsaufnahme gibt es nicht. Um einige zu nennen, würde ich die Aufnahmen von Solti (DECCA), Konwitschny (EMI) oder Sinopoli (DG) in Betracht ziehen.

 

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der Online-Opernführer zu TANNHÄUSER von Richard Wagner

 

 

 

 

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