Das Portrait von Giordanos Arie LA MAMMA MORTA
Lesen Sie interessante Fakten und hören Sie grossartige YouTube-Videos über die berühmte Arie “LA MAMMA MORTA”.
Die Arie – Handlung und Hintergrund
Handlung: Der Staatsanwalt Gérard erfährt von der Verhaftung Chéniers. Er hofft jetzt auf seine Chance Chéniers Geliebt Maddalena zu bekommen. Er bereitet trotz Gewissensbissen die Anklage gegen ihn vor, von dessen Schuld er innerlich nicht überzeugt ist. Er lässt Maddalena kommen. Magdalena trauert um das Schicksal ihrer Eltern, die sie in den Wirren der Revolution verloren hat und bittet Gérard Chénier freizulassen.. Gerard gesteht Maddalena seine Liebe und Maddalena bietet ihm darauf eine Liebesnacht an, wenn er Chénier freilässt.
Diese Arie der Maddalena besteht aus zwei Teilen. Zu Beginn ist es eine bittere Anklage an die Grausamkeiten der Revolution, und im zweiten Teil hören wir eine extatische Liebeshymne. Die Interpretin muss sowohl das Drama und das Entsetzen wie auch die Lyrik der Liebe darstellen können.
Die Arie beginnt mit einem einsamen Streicher, der «con espressione» einsetzt. Maddalena beginnt mit zehn auf der gleichen Tonhöhe gewisperten Noten «la mamma morta», fahl und resignierend:
Plötzlich und von Entsetzen erfüllt, beschleunigt sich die Musik auf «quando ad un tratto un livido bagliore guizza e rischiara innanzi a’ passi miei la cupa via!» (Als plötzlich etwas in der Dunkelheit glühte und Lichter vor mir in der dunklen Straße erschienen. Ich sah sie an, das Haus meiner Kindheit brannte!) und sie sieht vor ihrem Auge das brennende Haus ihrer Familie. Grauenvoll hört man im fahlen Tremolo der Streichern das Knistern des Feuers. Bei der Erwähnung von Bersi flackert bei «buona und pura» Wärme auf, kurz darauf wandelt sich der Ton wieder um in Bitterkeit, dass Bersi ihre Schönheit zu Markte tragen musste, um ihr beiden Überleben zu sichern.
Eine einsame Bratsche mit einem schmerzlichen und tröstenden Motiv von vier aufstrebenden Noten leitet über in den zweiten Teil. Die Stimmung wechselt innerhalb von wenigen Takten. Maddalena singt von ihrer Liebe. Mit einer wunderschönen Passage «nei miei occhi» öffnet sich das Herz förmlich. In der Folge steigert Giordano das Tempo und die Intensität mehrmals bis zu «Io sono il dio che sovra il mondo» und erreicht mit den höchsten Ton H auf «Ah io son l‘amor». Zum Schluss fällt Maddalena wieder in die Resignation des Anfangs zurück mit dem grauenvollen «e vi bacia la morte» (und es küsst dich der Tod).
Die Arie – der Text von LA MAMMA MORTA
La mamma morta m’hanno
alla porta della stanza mia;
Moriva e mi salvava!
poi a notte alta
io con Bersi errava,
quando ad un tratto
un livido bagliore guizza
e rischiara innanzi a’ passi miei
la cupa via!
Guardo!
Bruciava il loco di mia culla!
Cosi fui sola!
E intorno il nulla!
Fame e miseria!
Il bisogno, il periglio!
Caddi malata,
e Bersi, buona e pura,
di sua bellezza ha fatto un mercato,
un contratto per me!
Porto sventura a chi bene mi vuole!Fu in quel dolore
che a me venne l’amor!
Voce piena d’armonia e dice:
“Vivi ancora! Io son la vita!
Ne’ miei occhi e il tuo cielo!
Tu non sei sola!
Le lacrime tue io le raccolgo!
Io sto sul tuo cammino e ti sorreggo!
Sorridi e spera! Io son l’amore!
Tutto intorno e sangue e fango?
Io son divino! Io son l’oblio!
Io sono il dio che sovra il mondo
scendo da l’empireo, fa della terra
un ciel! Ah!Io son l’amore, io son l’amor, l’amor”
E l’angelo si accosta, bacia,
e vi bacia la morte!
Corpo di moribonda e il corpo mio.
Prendilo dunque.
Io son gia morta cosa!
Stimmfach «dramatischer Sopran»
Die Rolle der Maddalena ist für eine dramatische Sopranistin geschrieben. Der dramatische Sopran muss über eine starke, voluminöse Stimme verfügen. Die Anforderung an die stimmliche Gestaltungskraft ist hoch, weswegen diese Rollen in der Regel stimmlich gereiften und erfahrenen Sängerinnen anvertraut werden. Die Rolle erfordert eine hohe Belastungsfähigkeit der Sängerin.
Grosse Interpretinnen der Arie of LA MAMMA MORTA
Die Callas Live-Aufnahme aus dem Jahre 1955 ist schlicht großartig. Maria Callas gibt jedem Vers ihre eigene Tonfärbung und ihr Stimmer ertönt klar aus der musikalischen Wolke des Orchesters. Der Anfang ist unvergleichlich: mal ist die Stimme schneidend (un livido bagliore guizza e rischiara innanzi a’ passi miei la cupa via), oder vor Erregung und Einsetzen tremolierend (Bruciava il loco di mia culla!) oder fahl (Il bisogno, il periglio!). Himmlisch ist der Übergang zum zweiten Teil (Voce piena d’armonia e dice: “Vivi ancora! Io son la vita!) und die Steigerung der Intensität des zweiten Teils ist phänomenal. Diese Interpretation nimmt den Zuhörer gefangen und erzeugt ein Schaudern. Kein Wunder berstet am Schluss der Applaus förmlich aus dem Publikum.
La mamma morta (1) – Callas
Falls Sie den Film «Philadelphia» kennen, dann erinnern Sie sich vielleicht, wie Tom Hanks Denzel Washington die Szene aus Andrea Chenier «La mamma morta» erklärt, sie ist gesungen von Maria Callas.
Eine eindringliche Interpretation hören Sie als zweites von Anna Netrebko. Die Stimme hat eine dramatische wie auch berührende Wirkung. Eine exzellente Interpretation.
La mamma morta (2) – Netrebko
Eine dritte Version finden Sie von Angela Gheorghiu. Die Aufnahme besticht durch ihre Lyrik und Schönheit. Doch die Stimmkraft der Callas fehlt ihr, so dass sie an deren Dramatik und Intensität nicht heranreicht.
La mamma morta (3) – Gheorghiu
Als vierte Interpretation hören wir Renata Tebaldi, die langjährige Rivalin der Callas. Ihrer Aufnahme mangelt es etwas an Ausdrucksbreite im ersten Teil. Der zweite Teil ist dafür umso eindrücklicher.
La mamma morta (4) – Tebaldi
Peter Lutz, opera-inside, der online Opernführer zu der Arie “LA MAMMA MORTA” aus der Oper Andrea Chénier.
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