Oper Top 10 die schönsten besten Koloratur Arien

Eine Zusammenstellung der schönsten Koloratur Arien mit Erklärungen und tollen YouTube-Videos.

 

 

 


TOP 10 DER KOLORATUR ARIEN


10
FUOR DEL MAR HO UN MAR NEL SENO
aus IDOMENEO von Wolfgang Amadeus Mozart

Handlung: Ilia erscheint beim König und erklärt ihm, dass sie Kreta als ihre neue Heimat erachte und Idomeneo als ihren Vater. Idomeneo ist über Ilias Sinneswandel erfreut und überrascht. Er vermutet, dass sie in seinen Sohn Idamante verliebt ist und ist voller Kummer über das Leid, das er über die beiden bringt.

Diese Arie Idomeneos war eine Novität Mozarts. Diese von Koloraturen gespickte Arie ist zwar in Form einer barocken da capo Form komponiert (ABA’). Aber eine solch heroische, passionierte Arie hatte man bisher von Tenören nicht gehört. Der Tenor muss lange Koloraturketten bewältigen. Mozart komponierte die Arie in die Kehle von Anton Raaff, des ersten Idomeneo, welcher für seine Koloraturkünste berühmt war. Mozart hat für die Wiener Aufführung noch eine zweite Version geschrieben, die weniger Koloraturen beinhaltet (und beispielsweise von Pavarotti und Domingo gewählt wurde).

Juan Diego Florez überraschte 2018 mit seinem Mozart Rezital. Seine Stimme hat sich mit den Jahren verdunkelt und ist tiefer geworden. Seine Koloraturen sind (wie erwartet) grandios und die Stimme hat die notwendige Durchschlagskraft. Eine mitreißende Aufnahme!

9
GLITTER AND BE GAY
aus CANDIDE von Leonard Bernstein

Handlung: In Paris lebt eine Kurtisane, die von zwei Liebhabern ausgehalten wird, dem Erzbischof von Paris und einem reichen jüdischen Kaufmann. Es ist Cunegonde. Sie verachtet ihr Leben, doch sie liebt den Luxus, den es ermöglicht.

Die Titelrolle gehört zwar Candide, doch die berühmteste Arie darf Cunegonde singen und wurde ein Showpiece für Koloratursoprane. Bernstein nannte Candide eine Valentin-Karte für die europäische Oper. Diese Arie der Cunegonde, die über Luxus und Schmuck singt, spielt nicht zufällig in Paris, denn es ist eine unverhohlene Parodie auf Gounods «Juwelenarie» aus dessen Meisterwerk «Faust». Es handelt es sich um eine Arie für Koloratursopran mit dem Anspruch einer Opernarie.

Sie stellt die Interpretin vor einige Schwierigkeiten. Zum einen hat sie einen großen Tonumfang – es müssen drei hohe Es gesungen werden! –  zum anderen sind einige der verzierten Skalen äußerst vertrackt. Das Ganze muss mit scheinbarer Leichtigkeit und Witz gesungen werden, man befindet sich ja schließlich in einer Komödie.

Für die Uraufführung der Candide hatte das Casting Team große Mühe eine geeignete Sängerin zu finden, die die hohen Noten hinbekam. Barbara Cook war die erste Cunegonde. Bernstein wählte sie persönlich aus und coachte sie für diese schwierige Rolle. Cook verglich später das Singen dieses Stücks mit einem athletischen Großeffort.

8
SEMPRE LIBERA
aus LA TRAVIATA von GIUSEPPE VERDI

Handlung: Die Kurtisane Violetta reagiert zögernd auf Alfredos Avancen. Sie kennt das Leben zu gut, um ihm Glauben zu schenken. Sie will Zeit gewinnen und schenkt ihm eine Kamelie – wenn sie verblüht sei, dürfe er wiederkommen. Ausgelassen kommen die Gäste aus dem Tanzsaal zurück ins Zimmer. Als Violetta nach dem Ball allein ist, stellt sie überrascht fest, dass sie von Alfredos Liebesgeständnis bewegt ist und gesteht sich ihr Sehnen nach einer tiefen Beziehung ein. Doch sie verscheucht diese törichten Gedanken, ist es nicht die Freiheit, die sie braucht?

Follie! Das ist doch alles Wahnsinn und sie wischt die Gedanken weg. Mit virtuosen Trillern und Läufen, die bis ins hohe Des führen besingt sie den Genuss. Befeuert vom Gesang Alfredos, den sie durchs offene Fenster hört, schließt sie diese feurige und virtuose Cabaletta mit einem ekstatischen hohen C ab.

Ein mitreißendes «Sempre libera» können Sie von Magda Olivero hören, «die Primadonna, die das Publikum in einen Zustand von Frenesie versetzte» (Peter G. Davis). Magda Olivero (1910-2014) hatte eine glühende Anhängerschaft, die sie vergötterte und überallhin begleitete.

7
MARTERN ALLER ARTEN
aus DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL von Wolfgang Amadeus Mozart

Handlung: Konstanze kommt in den Garten. Sie ist ist von den Musulmanen entführt worden und sehnt sich nach ihrem Geliebten Belmonte. Selim erscheint. Er erwartet, dass Konstanze ihm morgen gehört und ihn lieben wird. Doch Konstanze will eher sterben als sich ihm hinzugeben. Als Selim ihr droht, zeigt sie sich bereit Qualen zu ertragen, deren Erlösung ihr Tod sein wird.

Mozart hat für dieses Seelendrama der Konstanze ein überwältigendes Stück geschrieben. Die sogenannte «Martern-Arie» der Konstanze ist eine der schwierigsten Arien der Opern-Literatur. Sie verlangt Kraft für die langen dramatischen Passagen, eine große Koloratursicherheit und einen beträchtlichen Stimmumfang. Sie führt die Stimme bis ins hohe D. Darüber hinaus ist Durchhaltevermögen von Nöten, denn direkt vor dieser Arie musste die Sängerin bereits eine große Arie singen. Ist die vorangehende Arie «Traurigkeit ward mir zum Lose» in resignativen, hoffnungslosen Ton, so zeigt Mozart Konstanze in der sogenannten «Martern-Arie» als leidenschaftliche, opferbereite Frau. Dieses 10-minütige Stück ist musikalisch und dramatisch ungemein gehaltvoll und auch schon als «Konzert für Koloratursopran, Solo Instrumente und Orchester bezeichnet worden». Die Arie beginnt mit einer ungewöhnlich langen, ouvertürenhaften Einleitung,  in der die Soloinstrumente (Oboe, Flöte, Violine, Cello) farbige Passagen spielen.

Hören Sie diese Aufnahme gesungen von Edda Moser. Moser war eine der großen Mozart-Koloratursoprane der Nachkriegszeit. Sie war eine Sängerin, die sich ihren Rollen kompromisslos hingab und ihre Stimme nie schonte. Die Kraft ihrer Stimme ermöglichte es ihr, nicht nur Koloraturrollen zu singen, sondern auch im dramatischen Fach zu brillieren. Ihre Aufnahmen der Konstanze und der Königin der Nacht glühten wie eine rote Flamme. Letztere schaffte es sogar als Musiktitel in die Reihe der goldenen Aufnahmen, die das Raumschiff Voyager in die Weiten des Weltraums trug. Die gleichzeitige Agilität und Kraft Ihrer Stimme ist beachtenswert. Hören Sie beispielsweise die Stelle, wo sie das anhaltende C singt und anschließend einen makellosen Triller singt (6:30).

6
OBÉISSONS ... PROFITONS DE LA JEUNESSE
aus MANON von Jules Massenet

Handlung: Es ist Nachmittag. Die bessere Gesellschaft promeniert auf der Cours-de-reine, der großen Flaniermeile Paris’. Die junge Manon ist glücklich, denn sie ist der Mittelpunkt der Gesellschaft.

Manon ist glücklich – Man verbeugt sich, man küsst meine Hand, denn durch meine Schönheit bin ich die Königin. Sie singt mit Vitalität und Freude die berühmte Gavotte mit dem hohen Des am Schluss des ersten Teils. Massenet zeichnet keine arrogante Zicke, sondern eine junge, glückliche Frau. Das Wort «Reine» (Königin) singt sie zuerst im piano, sie kann es selbst kaum fassen, dass sie der bewunderte Mittelpunkt der «haute volée» ist. Erst im zweiten Anlauf singt sie das Wort «Reine» in forte. Über Massenets Vorstellung zur Manon gibt es eine sprechende Anekdote: auf seinem täglichen Spaziergang kam er jeden Tag bei einem Blumenmädchen mit den blauen, unschuldigen Augen eines Kindes vorbei. Er erzählte später, dass diese Frau für Ihn eine Inspiration für die Manon gewesen sei.

Sie Victoria de los Angeles in einer ungemein virtuosen und gleichzeitig ruhigen und ausdrucksvollen Interpretation dieses Stückes. Die Arie ist sehr vertrackt und mit schwierigen Koloraturen versetzt. Beachten Sie vor allem die Minute vor dem hohen Des, ungefähr ab 1:15.

5
QUANDO RAPITO IN ESTASI
aus LUCIA DI LAMMERMOOR von Gaetano Donizetti

Handlung: Lucia trifft sich seit einiger Zeit mit Edgardo und erwartet ihn im Schlosspark. Abends am Brunnen erzählt sie ihrer Zofe mit dunkler Miene, dass ihr einst der Geist einer toten Ravenswood erschienen sei, die beim Brunnen von einem Verwandten ermordet worden war und seither in der Tiefe des Brunnens begraben liegt. Bald hellt sich ihr Gemüt wieder auf, ausgelöst durch die Vorfreude auf das baldige Eintreffen von Edgardo.

Das Stück beginnt mit der berühmten Kavatine “Regnava nel silenzio”.  Mit der anschließenden Cabaletta «Quando rapito in estasi» hellt sich die Stimmung von Lucia auf. Die Erregung über die baldige Ankunft Edgardos komponierte Donizetti mit großen Ton-Sprüngen aus, welche die Sängerin vor erhebliche Schwierigkeiten stellen. Donizetti schreibt auch in dieser Arie bemerkenswerte Rubati. Beispielsweise steht die Zeit im «Il ciel per me» beinahe still und geht dann gleich wieder ins Grundtempo mit «Si schiuda il ciel per me» über. Bemerkenswert ist auch der Triller in der Mitte der Arie, der sich über zwei Takte erstreckt. Dieser erste Teil wird nochmals wiederholt. Für den Schluss wählte Donizetti eine kunstvolle Wendung: das zweitletzte «Ciel» endet auf einem C, und mit einer schönen Figur wiederholt er noch einmal «Si schiuda il ciel», welches auf einem spektakulären D endet.

Maria Callas hat mit der Rolle der Lucia Bühnengeschichte geschrieben.  Der berühmte Produzent Walter Legge wollte mit dem Ensemble der Scala und Serafin neue Aufnahme-Maßstäbe setzen, und wählte unter anderem die «Lucia di Lammermoor». Kesting «Die grossen Stimmen: «Die Aufnahme von Lucia war noch nicht abgeschlossen, als Legge die letzten drei Minuten von Akt II auf einem Bandschnipsel an Karajan schickte. Der entschloss sich sogleich, das Werk selbst zu inszenieren, und mit der Aufführung reiste er alsbald nach Berlin und Wien. Callas als Lucia sorgte in beiden Opernhäusern für ein Pandämonium.

4
LES OISEAUX DANS LA CHARMILLE
aus LES CONTES D-HOFFMANN von Jacques Offenbach

Handlung: Nicklausse warnt Hofmann vor der seltsamen Person der Olympia, doch Hoffmann hat dafür kein Gehör. Er hat von Coppélius eine Brille gekauft und erkennt so nicht, dass Olympia keine lebendige Frau ist. Abends hat Spalanzani Gäste in seinen Salon eingeladen, um sie zu präsentieren. Sie feiern den erfindungsreichen Gastgeber und wünschen Olympia zu sehen. Spalanzani lässt Olympia tanzen und singen. Ab und zu verliert sie an Schwung und muss aufgezogen werden.

Diese Arie ist eine der einzigartigsten Stücke der Opernliteratur. Die singende Maschine Olympia ist eine halbe Stunde auf der Bühne und sagt lange Zeit nur «oui». Schlussendlich erwacht sie und beginnt zu singen. Offenbach zeichnete natürlich eine Karikatur der Sängerinnen der Grand Opéra, die Koloratursängerin muss nur aufgezogen werden und schon produziert sie wie ein Automat Töne. Die Arie ist virtuos mit vielen Koloraturen gespickt und gleichzeitig muss die Sängerin mit ihrer Stimme den abgehackten Gesang und die mechanische Tanz-Bewegungen einer Puppe imitieren, so wie es der Komponist genial in Töne gesetzt hatte. Das ist in der Live- Aufführung für die Sängerin eine große Herausforderung.

Hören Sie diese berühmte Arie in der Version von Joan Sutherland in der Aufnahme von Richard Bonynge. Sutherland trug mit ihrer Nachtigall-Kehle den Ehrentitel «La Stupenda».

3
AH! NON GIUNGE
aus LA SONNAMBULA von Vincenzo Bellini

Handlung: Amina wurde von Elvino der nächtlichen Untreue verdächtigt, dabei war ist Amina lediglich eine Schlafwandlerin, die sich nachts unwissentlich aus dem Haus entfernt. Elvino hat nun seinen Irrtum erkannt und streift Amina den Ring über den Finger. Amina ist glücklich.

Bellini komponierte zum Schluss der Oper eine Bravour- Arie für Amina mit großen Tonsprüngen, Trillern und Spitzentönen.

Joan Sutherlands Technik erlaubte ihr, die Arie in einem irren Tempo zu singen mit einem gloriosen Abschluss mit atemraubenden Trillern. Pavarotti soll sprachlos gewesen sein, als er erfuhr, dass Sutherland vor einer Abend-Vorstellung der Traviata gleichentags eine Mittagsvorstellung der Sonnambula geben konnte.

2
AH JE RIS DE ME VOIR (JUWELEN ARIE)
aus FAUST von Charles Gounod

Handlung: Margarethe sieht Siebels Blumenstrauß und nimmt ihn in die Hände. Als sie die Schmuckschachtel sieht, lässt sie den einfachen Strauß fallen. Fasziniert probiert sie den Schmuck an. Nun fühlt sie sich wie eine Prinzessin. Wäre der Fremde doch jetzt bei ihr und könne sie sehen.

Dieses Stück verlangt das Stimmfach eines lyrischen Koloratursoprans. Der Großteil der Partie der Margarethe ist für einen lirico-spinto, einen dramatischen Sopran geschrieben, der die gesamte Gefühlsklaviatur glaubhaft darstellen kann: Sie muss die Unschuld der jungen Frau darstellen, danach die Geliebte des Faust sein, anschliessend die gläubige Kirchengängerin, später die tragisch Verlassene und schlussendlich die Wahnsinnige, Eingekerkerte darstellen. In dieser Arie kommt jetzt noch die mit Verzierung gespickte Musik der koketten jungen Frau hinzu. Diese grosse Anforderungspalette macht Margarethe zu einer der anspruchsvollsten Rollen der Opern-Literatur und ist dementsprechend schwer zu besetzen. Der berühmte britische Sängerkritiker John Stean schrieb 1971, dass in der durch Schallplatten dokumentierten Geschichte nur vier Sängerinnen dieses gesamte Gesangsspektrum abdecken konnten: Lili Lehmann, Rosa Ponselle, Maria Callas und Montserrat Caballé.

Hören Sie die Aufnahme Maria Callas’ aus dem Jahr 1963. Fantastisch, welche stimmliche Nuancen sie aus der Arie holen kann. «Wenn je die von Gounod verlangte Einheit von Diktion und Deklamation, feiner Wortnuancierung und Eloquenz des Vortrags nach dem Krieg wieder erreicht wurde, dann in dieser Aufführung. (Kesting, «grosse Stimmen»)

1
NON PIU MESTA
aus CENERENTOLA von Gioachino Rossini

Handlung: Der Fürst hat Cenerentola als seine Braut ausgesucht. Im Schloss des Fürsten angelangt, kann Cenerentola ihr Glück kaum fassen. Sie will ihrem Stiefvater und ihren Schwestern verzeihen und bittet um Nachsicht. Sie umarmt ihre Verwandten und alle sind gerührt über ihre Großherzigkeit.

In diesem Schlussstück tritt uns eine verwandelte Cenerentola entgegen. Sie hat sich nicht nur optisch gewandelt, sondern blüht auch musikalisch auf. Das große Feuerwerk sparte Rossini sich fürs Finale auf. Was uns Rossini an Verzierungen, Tonketten und Sprüngen in dieser Arie präsentiert, ist atemraubend. Dieses Stück gehört zum Anforderungsreichsten, was für Koloratursoprane geschrieben worden ist.

Cecilia Bartolis Cenerentola sprüht vor Singfreude. Scheinbar mühelos singt sie sich durch diese Arie und die Noten schimmern wie Perlen an einer Kette. Für viele gilt Bartoli als die beste Cenerentola der Aufnahmegeschichte.

 


Die Auswahl und Kommentare sind dem Opernführer 75 GROSSE OPERN von Peter Lutz entnommen:

 

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