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Online Opernführer & Handlung zu Glucks IPHIGENIE EN TAURIDE

«Iphigenie auf Tauris» ist zusammen mit seinem «Orfeo ed Euridice» Gluck’s größtes Meisterwerk. Die Melodien sind schnörkellos und schön, die Orchestrierung ist packend, das Drama ist schlüssig und die drei Hauptrollen sind fesselnde Persönlichkeiten und verlangen nach großen, reifen Künstlern.

 

 

 

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Inhalt

Handlung

Kommentar

♪ Akt I  (Gewitter Szene, Tempel Szene)

♪ Akt II  (Zellen Szene)

♪ Akt III  (Freundschafts Szene)

♪ Akt IV  (Tempel Szene, Finale)

 

Aufnahme Empfehlung

♪ Aufnahme Empfehlung

 

Höhepunkte

Introduction et choeur

O toi qui prologea mes jours 

Unis dès la plus tendre enfance

O malheureux Iphigénie

Les dieux, lingtemps en courroux (Finale)

 

 

 

ROLLEN & HANDLUNG VON IPHIGENIE EN TAURIDE

 

 

 

 

 

URAUFFÜHRUNG

Paris, 1779

LIBRETTO

Nicolas Francois Guillard basierend auf Iphigénie en Tauride von Claude Guimond de La Touche.

HAUPTROLLEN

Diana, griechische Göttin (Sopran) - Iphigenie, Priesterin der Diana und Tochter des Agamemnons (Sopran) - Orest, Bruder der Iphigenie (Bariton) - Pylades, Freund und Begleiter von Orest (Tenor) - Thoas, Herrscher von Tauris (Bass)

AUFNAHME EMPFEHLUNG

Keine spezifische Empfehlung.

 

 

 

KOMMENTAR

 

 

 

Calzabigis, der Librettist der Reformopern – das Drama als Grundlage

In seinen ersten vierzig Lebensjahren war Gluck buchstäblich in ganz Europa als Musiker tätig. Er bekam einen tiefen Einblick die Opern Praxis des Kontinents. Sein Eindruck war, dass das Musiktheater unter der Schablonenhaftigkeit der Figuren und der teilweise Groteske der Handlungen litt. Dazu wurden die Werke gesungen von Sängern, die die Musik teilweise bis zur Unkenntlichkeit verzierten. Drama, Ethik und echte Gefühle waren von der Bühne verschwunden.

Um dem zu begegnen war Gluck als erstes auf einen geeigneten Librettisten angewiesen, einen echten Dramatiker und Texter. Er fand ihn in der Person von Raniero de Calzabigi. Der Italiener Calzabigi schrieb unter anderem für den deutschen Komponisten, weil er vom lärmigen und chaotischen italienischen Theaterbetrieb abgestoßen war. Noch im Jahr 1778 schrieb er über das neapolitanische Publikum: «Wer käme auf die Idee, vor so bekloppten Zuschauern eine griechische Tragödie aufzuführen?»

Ihr erstes gemeinsames Werk war «Orfeo ed Euridice» von 1762. Sie wurde in Wien uraufgeführt, und gilt als erste Reformoper. Sie wurde gleich zu einem großen Erfolg. Das überzeugende Libretto und die grossartige Musik überzeugten auf Anhieb. Auch das Folgewerk der beiden, Alceste, wurde zu einem Triumph.

Auch dem Librettisten der «Iphigenie in Tauris», welche 17 Jahre später folgte, Nicolas Francois Guillard, muss man einen großen Kranz widmen. Die Handlung des Dramas folgt einer schlüssigen Linie und die drei Hauptpersonen sind fesselnde Persönlichkeiten. Gluck nahm Einfluss auf das Libretto und lehnte Guillards ersten Entwurf sogar kategorisch ab.

 

Protektion von der höchsten Stelle

Mittlerweile siedelte Gluck nach Paris über und genoss dort die Protektion von Marie Antoinette, die als Tochter des österreichischen Kaisers dieselbe Sprache sprach, wie der deutsche Gluck. Die spätere französische Königin hatte in ihrer Wiener Jugend bei Gluck Gesangsunterricht bekommen und war (als 18-jährige Gattin des Dauphin Ludwig) schon bei Glucks Iphigenie in Aulis seine Gönnerin.

 

 

 

Paris – «Stadt der Schreihälse»

Die Gesangkultur, die Gluck in Paris antraf muss unterirdisch gewesen sein. Marie-Antoinette holte Gluck, um den Parisern das Singen beizubringen. Auch der 22-jährige Mozart, der 1778 in Paris weilte, äußerte sich wenig schmeichelhaft über die Singkünste in Paris: «Das Singen! – oimè! – Wenn nur keine Französin italienische Arien singete, ich würde ihr ihre französische Blerrerrey noch verzeihen, aber gute Musik zu verderben, das ist nicht auszustehen … Sie singen nicht, sie schreien aus vollem Halse.“ Auch Gluck war von der französischen Singkunst in höchstem Masse irritiert. Zu seinem Pariser Orpheus, sagte er: „Unglaublich, mein Herr, Sie schreien immer, wenn Sie singen sollen, und wenn Sie ein einziges Mal schreien sollen, dann schaffen Sie es nicht!“

 

 

 

 

Glucks Reformoper und der Scheideweg der Oper

Gluck schwebte in Einklang mit Calzabigi vor, dass die Musik die Handlung des Dramas unterstützen soll und nicht umgekehrt. Das Primat des Dramas verlangte nach Textverständlichkeit und schnörkelloser, doch melodiöser Linienführung. Die Trennung in begleitetes Rezitativ und eine liedhafte Arie waren weitere Elemente. Der Effekt, den er mit seinen Reformopern auf seine Zuhörer ausübte, war ungeheuer. Glucks Zeitgenosse Abbé Martini schrieb über die Iphigenie: «Weit entfernt, die Worte in eine Unzahl von Tönen zu begraben, hat er auch wenig mehr Noten angewendet, als es Silben in den Versen gab; die Töne aber, die er gewählt hat, sind stets wahr, leidenschaftlich und von der Natur sanctioniert» (Quelle: Pahlen, Opernlexikon).

Natürlich gab es auch Gegner der Reform. Diesbezüglich wurde der Komponist Picinni von der «italienischen Fraktion» als Konkurrent von Gluck hochstilisiert, den er eigentlich nicht war. Tatsache ist, das mit Glucks Reformoper das Opernschaffen an einen Scheideweg gelangte, der in den darauffolgenden Jahrzehnten in eine italienische und in eine deutsche Variante mündete.

 

Erfolg in Paris

5 Jahre zuvor glückte Gluck der Einstand in Paris mit dem Vorgängerwerk «Iphigenie in Aulis». Auch mit der zweiten Iphigenie durfte er schon bei der Pariser Uraufführung einen großer Erfolg feiern. Er war in Paris über lange Zeit der Komponist.

 

 

Heutzutage aber kaum noch gespielt

Heutzutage hört man das Werk nur noch selten. Das liegt sicher nicht an der Qualität der Musik, sondern, dass die Musik der Vorklassik aus der Mode gekommen ist.

 

 

Die deutsche Version der Iphigenie

Es gibt auch eine angepasste deutsche Version, die Gluck ein paar Jahre für Wien schrieb, die aber musikalisch keine grösseren Veränderungen mit sich brachte. Mozart soll ein interessierter Beobachter der Bühnenarbeit gewesen sein.

120 Jahre später hat Richard Strauß das Werk neu bearbeitet. Es fand aber keine große Beachtung, denn jedermann stellte sich berechtigterweise die Frage, wieso man ein vollendetes Meisterwerk verändern sollte.

 

 

 

 

IPHIGENIE EN TAURIDE ACT I

 

 

Um die Handlung verstehen zu können, lohnt es sich die Vorgeschichte zu kennen.

Vorgeschichte: Tantalus, ein Halbgott war beliebt bei den Göttern und wurde eingeladen, mit ihnen zu feiern. Er wollte die Gelegenheit nutzen und stahl ihnen Nektar und Ambrosia, um seinerseits Unsterblichkeit zu erlangen. Die Götter bemerkten den Diebstahl und bestraften ihn mit ewiger Verbannung in die Unterwelt. Drei Generationen später. Sein Urenkel Agamemnon, der die Griechen gegen die Trojaner anführte, war gezwungen seine Tochter Iphigenie der Göttin Diana zu opfern, damit sie seiner Armee günstige Winde ermögliche. Er sträubte sich dagegen, doch Iphigenie war bereit sich in Aulis zu opfern.  Diana, gerührt durch ihre Erhabenheit nimmt Iphigenie zu sich, und machte sie heimlich zur Priesterin auf der Insel Tauris. Iphigenie war nicht das einzige Kind Agamemnons. Er hatte mit Klytämnestra drei weitere Kinder: Orest, Elektra und Chrysothemis. Um Iphigenie zu rächen, erschlagen Klytämnestra und ihr Liebhaber Ägisth Agamemnon. Orest, erzürnt über den Mord an seinem geliebten Vater, tötete seine Mutter. Als Orest das Orakel befragte, wie er den Muttermord sühnen könne, schickte es ihn nach Tauris, ohne ihm von seiner Schwester zu berichten. Orest macht sich nun auf den Weg zur Insel, gemeinsam mit seinem treuen Freund Pylades.

 

Handlung: Im Tempel der Diana auf der Insel Tauris. Ein Unwetter tobt. Iphigenie und die Priesterinnen bitten die Götter um Besänftigung.

Mit einer pastoralen Szene beginnt diese Oper. Schon nach kurzer Zeit geht die Musik in eine sich steigernde Gewitter Szene über. Gluck hat dazu eine atemberaubende Musik geschrieben; der Regen, der Hagel und die einschlagenden Blitze sind großartig gemalt.


Introduction et choeur  –  Minkowski

 

 

Iphigenies Traumerzählung

Handlung: Iphigenie kommt aber nicht zur Ruhe. In ihr tobt das Gewitter weiter. Sie erzählt von einem Traum. Sie sah die Burg ihrer Eltern. Ihr Vater lag tot am Boden, ermordet von ihrer Mutter. Iphigenies Bruder Orest trat hinzu und richtete seine Mutter aus Rache. Schließlich sah sie sich, wie sie gegen ihren geliebten Bruder Orest das Opfermesser erhob. Sie ist verzweifelt und glaubt ihren Bruder tot. Noch immer schwebt der Fluch des Tantalus über der Familie.

Die Einleitung geht nahtlos in den spektakulären Auftritt der Iphigenie über, die aufgelöst die Götter um Gnade bittet, einer der Höhepunkte der Oper.

Le calme reparait  –  Deutsch

 

 

Iphigenies «O toi qui prologea mes jours »

Handlung: Iphigenie möchte nicht mehr Leben und wendet sich an die Göttin Diana, sie solle sie mit ihrem Bruder Orest im Jenseits vereinen.

Iphigenies große da-capo Arie (A-B-A) im 1. Akt „Ô toi, qui prolongeas mes jours“ („O du, die mich einst gerettet“), mit der sie Diana bittet, sie sterben zu lassen, ist von einer schlichten und edlen Einfachheit gezeichnet. Es ist eine «Aria di cantilena» in langsamem Tempo und mit langen Linien komponiert, mit perfektem legato zu singen.


O toi qui prologea mes jours  –  Crespin

 

 

Iphigenies Gegenspieler tritt auf

Handlung: Thoas, der Herrscher von Tauris, tritt zu ihr. Auch er ist aufgewühlt. Das Orakel hat ihm den Tod vorausgesagt, sollte er vorher nicht ein Menschenopfer bringen. Iphigenie glaubt nicht, dass man mit Blut und Mord die Götter besänftigen kann. Doch Thoas ist in Aufruhr.

Geschickt platziert Gluck diese Arie des barbarischen Königs nach der einfachen nach innen gerichteten Arie der Iphigenie und schafft so einen höchst möglichen Kontrast.

De noirs pressentiments  –  Karimov

 

 

Handlung: Seine Krieger fordern ein Opfer, um die Götter milde zu stimmen und berichten von zwei Griechen, deren Boot vom Sturm an die Ufer gespült, und von den Skythen gefangengenommen wurden.

Mit dem Stilmittel von schrillen Piccoloflöten und lauten Schlagzeug zeichnet Gluck das Bild der barbarischen Skythen. Mit lautem Tschingderassassa stellte man sich die Barbaren der Insel Tauris (der heutigen Krim) vor.

Les dieux apaisent leur courroux

 

 

Das Ballett des ersten Aktes

Handlung: Thoas bestimmt die beiden als Menschenopfer und weist die Krieger an sie herzuschaffen.

Ballett  –  Keilberth

 

 

 

 

IPHIGENIE EN TAURIDE ACT II

 

 

 

 

Gluck entlehnt viele der Stücke aus seinen alten Opern

Handlung: Als die Griechen im Saal eintreffen fragt Thoas was sie hergeführt habe, doch die beiden geben das Geheimnis nicht preis. Sie werden in die Zelle der Opfer gebracht. Orest ist erschüttert, dass er seinen Freund in den Tod geführt hat.

Gluck hat ca. zehn Stücke dieser Oper aus seinen älteren Werken wiederverwendet. Dieses Stück beispielsweise aus «Telemaco». Dies war in dieser Zeit durchaus üblich. Aus Geldgründen gab es sogar Opern die vollständig aus «rezyklierten» Stücken bestanden, sogenannte «Pasticcio-Opern».

Dieux qui me poursuivez  –  Allen

 

 

Pylades große Arie « Unis des la plus Tendre einfange »

Handlung: Doch Pylades will nichts davon hören, er ist stolz mit seinem Freund zu sterben. Gemeinsam feiern sie ihre Freundschaft, die seit ihren Kindertagen währt.

Wir hören diese Arie in zwei Interpretationen

Fritz Wunderlich konnte dieser Arie den Glanz geben, den sie braucht. Der Schmerz und die Zuversicht des Pylades bekommen bei Wunderlich eine wunderbare Noblesse und Intensität.

Nur einen Wunsch, nur ein Verlangen (1)  –  Wunderlich

 

Georges Thills (1897-1984) Stimme übt ein ganz besonderer Reiz aus. Etwas Vibrato, eine Klarheit der Stimme und ein vorzüglicher Ton lassen die Arie in schönstem Licht erscheinen. Besonders seine französische Diktion ist natürlich und beweist, dass die Sprache für den Gesang geeignet ist, auch wenn viele Sänger mit ihrer unnatürlichen und schlechten Aussprache manch ein Stück schwer erträglich machen.

Unis dès la plus tendre enfance (2)  –  Thill

 

 

Handlung: Wächter treten in die Zelle und trennen die beiden, wie es das Zeremoniell will. Orest ist voll Schmerz, dass er vom Freund getrennt wurde.

Le calme rentre dans mon cœur  –  Gilfrey

 

 

Die grossartige Vertonung von Orests Alptraum

Handlung: Orest schläft aus Erschöpfung ein. Die Rachegötter tanzen um ihn herum und Orest sieht im Schlaf den Schatten Klytämnestras.

Furien lassen Orest in unruhigem Schlaf. Als er aufwacht «singt er gehetzte Phrasen, die seine innere Zerrissenheit ausdrücken, singt Orest plötzlich eine ruhigere Melodie (in A-Dur, welche besagen, dass endlich sein Herz zurückkehre) aber im Orchester ertönen drohende Posaunen und scharfe rhythmischen Schläge, welche seinen Worten Lügen zu strafen. Als man Gluck über diesen scheinbaren Widerspruch befragte soll er gesagt haben: «Orest lügt. Was er für Ruhe hält, ist nur Erschöpfung, aber die Furien schlafen nicht…er hat doch seine Mutter erschlagen !!»

Vengeons et la nature et les dieux en courroux  –  Minkowski

 

 

Iphigenies verzweifeltes «O malheureux Iphigénie» 

Handlung: Es ist morgen. Die Tür zur Zelle geht auf und Iphigenie tritt in die Zelle Orests. Orest ist verwirrt. Die Gesichtszüge erinnern ihn an seine Schwester. Iphigenie will vom unbekannten wissen wo er herkommt. Als er Mykene nennt, ist Iphigenie aufgewühlt. Sie will wissen was aus Agamemnon wurde, und Orest erzählt die Geschichte von dessen Mord und der Rache des Sohnes. Als Iphigenie wissen will, was aus dem Sohn wurde, behauptet er, dieser sei gestorben. Iphigenie ist todbetrübt. Als sie die Zelle verlässt, versuchen die Priesterinnen sie zu trösten. Iphigenie fühlt sicher verlassen, ihre Eltern und ihr Bruder sind alle für immer verloren.

«O malheureux Iphigénie» ist eine große Italienische Arie, die Gluck dem französischen Publikum vorsetzte. Es ist das Seelendrama der Iphigenie.

Wir hören Maria Callas, die eine hervorragende Interpretin von Glucks Werken war. Sie sang sowohl den Orfeo wie auch die Iphigenie auf der Bühne. Callas’ lässt die Verzweiflung der Iphigenie auf schmerzhafteste spüren, eine eindringliche Interpretation.

O malheureux Iphigénie  –  Callas

 

Gluck hat die Arie aus seiner Oper «la clemenza di Tito» entnommen.  Es war vielleicht Glucks bekannteste Arie. Wir hören diese Arie mit der schönen Oboen Begleitung und dem Titel „Se mai senti spirarti sul volto“. Es ist der Abschied des Helden von seiner Geliebten. Der Kastrat Caffarelli hat es in den 50er Jahren gesungen.

Wir hören Cecilia Bartoli mit diesem Stück aus ihrer wunderschönen CD mit Gluck Arien.

O malheureux Iphigénie  –  Bartoli

 

 

Handlung: Um sich von ihrem Bruder zu verabschieden hält sie zusammen mit den Priesterinnen eine Begräbniszeremonie ab.

Contemplez ces tristes apprêts

 

 

 

 

IPHIGENIE EN TAURIDE ACT III

 

 

 

 

Handlung: In Verzehrung nach ihrer Heimat, beschließt sie, dass einer der Gefangenen freigelassen werde, damit er Elektra eine Botschaft überbringen könne. Sie denkt dabei an den Gefangenen, dessen Züge denen Orests so täuschend gleichen. Sie geht zu den beiden Griechen und überbringt die Botschaft.

In Gluck’s Reformoper waren Rezitativ und Arie die Haupträger. Die Handlung wurde dem Rezitativ übertragen, so dass Terzette wie dieses Seltenheit hatten.

Je pourrais du tyran tromper  la barbarie

 

 

Orest und Pylades – Freundschaft bis zum Tod

Handlung: Doch keiner der beiden ist bereit, auf Kosten des andern zu leben

Heutzutage würde man die Verbindung von Pylades und Orest als homoerotisch bezeichnen. Dies wäre im historischen Verständnis aber zu hinterfragen, denn im 18. Jahrhundert war es an der Tagesordnung austauschbar weiblich und männliche Rollen zu schreiben. So führte eine solche Szene für den damaligen Betrachter keineswegs zu Kommentaren.

Et tu prétends encore que tu m’aimes

 

Handlung: Orest kann es nicht ertragen, dass sein Freund für ihn stirbt und droht sich umzubringen. Doch Pylades will seinen Freund nicht sterben sehen.

Ah mon ami! J’implore ta pitié

 

Handlung: Letzlich erfüllt Pylades den Wunsch seines Freundes. Orest wird abgeführt und Iphigenie überreicht Pylades den Brief der für Elektra bestimmt ist. Heimlich schwört Pylades seinen Freund zu retten.

Gluck komponierte einen feurigen Schwur des Pylades.

Divinité des grandes armes  –  Gedda

 

 

 

 

IPHIGENIE EN TAURIDE ACT IV

 

 

 

Handlung: Iphigenie ist alleine im Tempel. Sie ist angewidert von ihrem Amt, das sie zwingt das Opferritual mit ihren eigenen Händen auszuführen.

Gluck komponiert eine dissonanzenreiche, dramatische und bewegte Szene, die etwas virtuoser komponiert ist als die anderen Arien der Iphigenie.

Je t’implore et je tremble o déesse implacable –  Horne

 

 

Die Rolle des Chors

Handlung: Die Priesterinnen bringen das Opfer zu Iphigenie, deren Herz sich zerreisst.

Goethe schrieb sein Werk “Iphigenie in Tauris” im selben Jahr wie Gluck. Wer dieses Werk kennt, erkennt einige Unterschiede zu Glucks Iphigenie. Einer der auffälligen Differenzen ist, dass bei Goethe Iphigenie’s Gegenspieler nicht das «Es» (szenisch durch den Chor dargestellt) ist, sondern die aufgewertete Rolle des Thoas. Bei Gluck ist der Chor (bestehend aus Griechen, Skythen, Priesterinnen)  noch dem antiken Vorbild entsprechend physich und musikalisch allgegenwärtig.

O Diane sois- nous propice

 

Handlung: Orest ist bereit zu sterben und gerührt vom Mitleid der Iphigenie. Die Priesterinnen schmücken feierlich das Opfer.

Dieses Chorstück ist von erhabener Schönheit. Es ist ein 2-stimmiger Choral der Priesterinnen.

Chaste fille de Latone

 

Handlung: Als Iphigenie das Messer überreicht wird und zustechen muss, gibt sich Orest als ihr Bruder zu erkennen. Voller Freude lässt Iphigenie das Messer fallen. Thoas ist herbeigeeilt. Er hat gehört, dass Iphigenie den Opfer Befehl nicht befolgt und verlangt von ihr das Opfer zu vollziehen. In dem Moment stürmt Pylades mit Griechischen Soldaten hereint und streckt Thoas nieder. Die Skythen wollen den Tod ihres Königs rächen.

 

De te forfaits la trame (Duett mit Chor)

 

 

Das «lieto fine » der Oper

Handlung: Die Göttin Diana steigt aus einer Wolke herab und die Kämpfenden fallen auf die Knie. Sie verkündet, dass die Skythen allzulange sie mit den wilden Opfer entwürdigt haben. An Orest gewandt erklärt sie, dass der Fluch seiner Familie gebannt sei und er und Iphigenie nach Mykene zurück gehen sollen: Orest ist glücklich, dass er mit seiner Schwester zurückkehren darf. Und alle sind froh, dass die Götter wieder versöhnt sind.

Glucks Schluss weicht von Euripides Vorbild ab, in dessen Geschichte Iphigenie mit Orest fliehen muss. Die Libretti der opera seria sahen in der Regel ein glückliches Ende vor, dem sogenannten «lieto fine». Diese Konvention stammt vom Übervater der Librettisten dieser Generation, Pietro Metastasio. Der überragende Schriftsteller erzielte mit seinem ersten  Libretto («Didone abbandonata» vertont von Sarrro) zwar einen spektakulären Erfolg, doch das tragische Ende wurde heftig kritisiert. Dies war ihm eine Lehre und die restlichen seiner 39 Opern schrieb er mit einem lieto fine: in der Regel erfährt die Handlung eine überraschenden Wendung, einem Läuterungsprozess (hier mit dem Erscheinen von Pylades und von Diana), den die Personen reifer erstrahlen lässt (mit der Ausnahme von Thoas, welcher erst bei Goethe die Läuterung erfahren wird).

In Paris waren die Chöre beim Publikum beliebt und in den Theater groß besetzt, bis zu 50 Mann stark stehen sie auf der Bühne. Aus Wien oder gar Italien war Gluck solche Chorgrößen nicht gewöhnt, und er nutzte sie in dieser Oper genial aus. Wir beenden das Opern Portrait mit dem schönen Schlusschor.

Les dieux, lingtemps en courroux

 

 

Aufnahmeempfehlung der Oper  IPHIGENIE EN TAURIDE

 

Keine spezifische Empfehlung.

 

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der online Opernführer zu IPHIGENIE EN TAURIDE von Christoph Willibald Gluck.

 

 

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