UNIS DÈS LA PLUS TENDRE ENFANCE – eine Arie aus der Oper Iphigenie in Tauris
Das Portrait von Glucks Arie UNIS DÈS LA PLUS TENDRE ENFANCE
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Die Arie – Handlung & Analyse
5 Jahre bevor Gluck die Iphigenie in Taurs schrieb siedelte er nach Paris über und genoss dort die Protektion von Marie Antoinette, die als Tochter des österreichischen Kaisers dieselbe Sprache sprach, wie der deutsche Gluck. Die spätere französische Königin hatte in ihrer Wiener Jugend bei Gluck Gesangsunterricht bekommen und war (als 18-jährige Gattin des Dauphin Ludwig) schon bei Glucks Iphigenie in Aulis seine Gönnerin.
Die Gesangkultur, die Gluck in Paris antraf muss unterirdisch gewesen sein. Marie-Antoinette holte Gluck, um den Parisern das Singen beizubringen. Auch der 22-jährige Mozart, der 1778 in Paris weilte, äußerte sich wenig schmeichelhaft über die Singkünste in Paris: «Das Singen! – oimè! – Wenn nur keine Französin italienische Arien singete, ich würde ihr ihre französische Blerrerrey noch verzeihen, aber gute Musik zu verderben, das ist nicht auszustehen … Sie singen nicht, sie schreien aus vollem Halse.“ Auch Gluck war von der französischen Singkunst in höchstem Masse irritiert. Zu seinem Pariser Orpheus, sagte er: „Unglaublich, mein Herr, Sie schreien immer, wenn Sie singen sollen, und wenn Sie ein einziges Mal schreien sollen, dann schaffen Sie es nicht!“
Die Reform der Oper, die Gluck 17 Jahre zuvor mit dem «Orfeo ed Eurydice» begann, betraf neben der dramatischen Gestaltung auch die Singstimmen. Gluck verzichtet weitgehend auf Verzierungen und Melodielinien wurden schnörkelloser. Die Rollen seiner Oper waren nicht die grotesken und schablonenhaften Opern der italienischen Oper, sondern noble Personen aus Fleisch und Blut.
Die Handlung: Agamemnon, der die Griechen gegen die Trojaner anführte, war gezwungen seine Tochter Iphigenie der Göttin Diana zu opfern, damit sie seiner Armee günstige Winde ermögliche. Er sträubte sich dagegen, doch Iphigenie war bereit sich in Aulis zu opfern. Diana, gerührt durch ihre Erhabenheit nimmt Iphigenie zu sich, und macht sie heimlich zur Priesterin auf der Insel Tauris. Agamemnons Frau Klytämnestra erschlägt ihren Mann aus Rache für den Verlust ihrer Tochter. Orest, erzürnt über den Mord an seinem geliebten Vater, tötete seine Mutter. Als Orest das Orakel befragte, wie er den Muttermord sühnen könne, schickte es ihn nach Tauris, ohne ihm von seiner Schwester zu berichten. Orest macht sich nun auf den Weg zur Insel, gemeinsam mit seinem treuen Freund Pylades. Dort werden die beiden von den Soldaten des Herrschers Thoas festgenommen und in eine Zelle gesteckt. Dort warten die beiden Freunde auf den Tod der ihnen bevorsteht. Orest ist erschüttert, dass er seinen Freund in den Tod geführt hat. Doch Pylades will nichts davon hören, er ist stolz mit seinem Freund zu sterben. Nostalgisch erinnert er sich an die Freundschaft, die schon seit ihren Kindestagen besteht.
Die Arie beginnt in piano und in einer intimen Stimmung. Zärtlich eröffnet das Orchester mit schmerzlich-süssen Sexten:
Die Kantilene muss in legato gesungen werden. Sie bewegt sich in einem engen Tonraum und hat keine expressiven Sprünge. Um die Spannung der Arie aufrechtzuerhalten ist Sänger ist gezwungen jeder Phrase Farben und Leben zu geben.
Die Sehnsucht, im Tode vereinigt zu werden muss nobel gesungen werden und führt in ein hohes Gis auf «réunir».
Der Mittelteil führt zurück in die zärtliche Stimmung des Beginns:
Es führt zu einem Höhepunkt «La mort même est une faveur» (Denn es wird in einer Gruft), welcher in höherer Tonlage wiederholt wird und den tröstlichen Schmerz zeichnen muss, den der Ausweg des Todes die Beiden erleben lässt.
Tröstlich klingt das elegische Stück aus.
Insgesamt bietet die Arie keine grossen technischen Schwierigkeiten, umso anspruchsvoller ist es die Tragödie der beiden mit der Stimme angemessen zu interpretieren
Stimmfach lyrischer Tenor
Die Rolle des Pylades ist geschrieben für einen lyrischen Tenor. Der lyrische Tenor verfügt über eine weiche, schmelzende Stimme. Die Stimme muss reich und beweglich in der melodischen Gestaltung sein. Die Höhe ist sicher mit einem schönen Klang. Der lyrische Tenor muss sowohl innige Stücke wie auch spannungsvollere Stücke überzeugend singen können.
Die Arie – der Text von UNIS DÈS LA PLUS TENDRE ENFANCE
Unis dès la plus tendre enfance
Nous n’avions qu’un même désir:
Ah! mon cour applaudit d’avance
Au coup qui va nous réunir!
Le sort nous fait périr ensemble,
N’en accuse point la rigueur;
La mort même est une faveur,
puisque le tombeau nous rassemble.
Nur einen Wunsch und ein Verlangen
hatt’ ich mit Dir mein Freund.
Will froh den Streich empfangen
der ewig uns vereint.
Mag das Schicksal uns betrügen,
Folg gelassen, wenn es ruft;
Denn es wird in einer Gruft
unser Staub beisammenliegen.
Grosse Interpreten der Arie UNIS DÈS LA PLUS TENDRE ENFANCE
Wir hören die Arie in drei Interpretationen
Fritz Wunderlice konnte dieser Arie den Glanz geben den sie braucht. Der Schmerz und die Zuversicht des Pylades bekommen bei Wunderlich eine wunderbare Noblesse und Intensität.
Nur einen Wunsch, nur ein Verlangen (1) – Wunderlich
Georges Thills (1897-1984) Stimme übt ein ganz besonderer Reiz aus. Etwas Vibrato, eine Klarheit der Stimme und ein vorzüglicher Ton lassen die Arie in schönstem Licht erscheinen. Besonders seine französische Diktion ist natürlich und beweist, dass die Sprache für den Gesang geeignet ist, auch wenn viele Sänger mit ihrer unnatürlichen und schlechten Aussprache manch ein Stück schwer erträglich machen.
Unis dès la plus tendre enfance (2) – Thill
Der Schwede Gedda galt in seiner Generation als der beste «französische» Sänger.
Unis dès la plus tendre enfance (3) – Gedda
Peter Lutz, opera-inside, der Online-Opernführer zur Arie „UNIS DÈS LA PLUS TENDRE ENFANCE“ aus der Oper Iphigenie in Tauris von Christoph Willibald Gluck
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