Eine Zusammenstellung der schönsten Liebes Arien für Sopran mit Erklärungen und tollen YouTube-Videos.
TOP 10 DER LIEBES ARIEN FÜR SOPRAN
10
ANCORA UN PASSO
aus MADAMA BUTTERFLY von Giacomo Puccini
Handlung: Pinkerton, ein amerikanischer Marineoffizier, ist in Nagasaki stationiert und lässt sich vom Heiratsvermittler Goro ein Landhaus zeigen, das er erworben hat. Goro hat ihm dazu auch die fünfzehnjährige Cio-cio-san als Gattin vermittelt. Goro kündigt die Ankunft von Butterfly an. Sie erscheint mit ihren Freundinnen und ist erregt zu ihrem zukünftigen Mann zu kommen.
Die Ankunft der Butterfly ist eine der schönsten Szenen, die Puccini geschrieben hat. Cio-cio-sans Auftritt ist effektvoll geschrieben und gleichzeitig berührend. Sie ist glücklich («Ich bin das glücklichste Mädchen in Japan») und singt eine wunderschöne Arie begleitet vom Chor ihrer Freundinnen. Die Musik des Orchesters ist umwerfend, Puccini lässt drei Solostreicher (je eine Bratsche, Violine und Cello) die unendliche Melodie parallel zu Cio-cio-sans Stimme singen.
Diese Szene ruft manchem Hörer Gedanken an «La bohème» wach. Puccini zitiert in der Oper immer wieder musikalische Themen und Motive aus der japanischen Kultur. Ein wunderschönes Beispiel finden wir am Schluss dieser Passage, in der Puccini die Arie der Cio-cio-san mit einem himmlischen Motiv beendet. Sie besteht aus einer pentatonischen Melodie, von Harfe, Flöten und Glockenspiel gespielt, einer Instrumentationskombination, die Puccini der japanischen Musik entlehnt hat.
Hören Sie diese inspirierte und berührende Szene mit Mirella Freni. Magisch wie sie das berühmte hohe D (3:15) hinzaubert.
9
PUSKAI POGIBNU YA (BRIEFSZENE)
aus EUGEN ONEGIN von Peter Tschaikowski
Handlung: Tatjana ging mit Onegin spazieren, sie fühlte sich seltsam zu ihm hingezogen, während Onegin kühl neben ihr herging. Abends in ihrem Zimmer kann sie nicht einschlafen. Die empfindsame Tatjana wird sich bewusst, dass sie sich in Onegin verliebt hat. Sie setzt sich an den Schreibtisch und verfasst einen schwärmerischen Liebesbrief. Gleich am Morgen lässt sie ihn zu Onegin bringen.
Die Briefszene ist einer der großen Monologe der Operngeschichte. Tatjana geht in dieser berühmten Szene alle Gefühlslagen durch – von hoffnungslos verzweifelt bis zur ekstatischen Hochstimmung. Der Monolog ist in vier Abschnitte unterteilt, von denen jeder für sich allein stehen könnte. Die Einleitung beschreibt Tatjanas glühende Sehnsucht. Das vibrierende Tremolo der Streicher spiegelt die innere Unruhe und Zwiespalt wider. Die Veränderung der Orchestereinleitung zu raschen Sechzehntelnoten mit gezupften Achteln des aufgeregten Herzschlags imitieren ihre Aufregung darüber, ob sie den Brief schreiben soll. Bald setzt Tatjana mit ihrem Entschluss ein: «Puskai pogibnu y» (und wenn es mein Ende wäre). Der Gesang wird fieberhafter, steigert sich in Wellen bis aufs hohe As und endet mit dem Entschluss sich sofort an den Schreibtisch zu setzen «vezdye, on predo mnoyu!» (Überall sehe ich ihn!). Als Tatyana sich an den Schreibtisch setzt, verstummt sie, das Orchester beruhigt sich und beginnt mit einer neuen, diesmal ruhigen Einleitung.
Tatjana nimmt den Stift in die Hand, doch nach wenigen Takten stockt der Gesang. Was soll sie schreiben? Onegins Motiv erscheint, welches mehrmals zärtlich in der Oboe gesungen wird.
Doch sie zögert: «ne v silakh ya vladyet svoyei dushoi!» (ich habe nicht die Kraft, mein Herz zu zwingen). Was ist die Alternative? Tschaikowski zitiert Tatjanas Einsamkeitsmotiv in den Flöten:
Mit Onegins Motiv im Orchester beginnt sie zu schreiben «zachem vi posetili nas?» (wieso kamen Sie zu uns?), sie legt alles offen. Sie schreibt das Geständnis ihren Seelenqualen. Tschaikowski steigert das Tempo immer mehr, die Musik wird immer drängender. Dann ändert sich die Stimmung schlagartig, als die Oboe das Liebesbekenntnis-Motiv singt:
Tatjana greift das Motiv zunächst zögerlich und zärtlich auf: «Kto ti: moi angel li khranitel» (Wer bist du? Mein Schutzengel oder ein listiger Versucher?) Die Angst vor Ablehnung ist groß, doch sie will es versuchen. Als sie den Brief unterschreibt ertönen glanzvolle Blechblaser und jubelnde Streicher und Tatjana beendet mit zitternden Worten die Arie.
Die Briefszene von Anna Netrebko ist schlicht großartig. Sie beherrscht die intimen Teile dieses Stückes, ihr Gesang ist subtil, die Piani sind atemberaubend, um wenig später in großer Glut aus der vollen Kehle ekstatische Spitzentöne zu erzeugen.
8
BATTI, BATTI O BEL MASETTO
aus DON GIOVANNI von WOLFGANG AMADEUS MOZART
Handlung: Am Tag der Hochzeit versucht Don Giovanni die Braut Zerlina zu verführen. Dieser hat die Hochzeitsgesellschaft in sein Schloss eingeladen. Im Garten macht der Bräutigam Masetto seiner zukünftigen eine Szene, weil er vermutet, dass sie auf seine Avancen eingehen will. Zerlina schwört ihm ihre Treue.
Dieses Stück ist eines der magischen Liebeslieder von Mozart. Selbst wenn Zerlina in dieser Arie ihren Masetto um den Finger wickelt und Mozart mit Trillern neckische Momente komponiert hat, ist es doch eine wunderschöne Liebesarie. Hervorzuheben ist Mozarts schöne Idee des Solo-Cello, das ihre Stimme während dieser Arie zärtlich umspielt.
Wir hören Lucia Popp, die die Arie mit einer warmen und leuchtenden Stimme singt.
7
GLÜCK DAS MIR VERBLIEB
aus DIE TOTE STADT von ERICH WOLFGANG KORNGOLD
Handlung: Es läutet, Paul erwartet Marietta bereits. Er schaut das Bild seiner verstorbenen Frau Marie an und ist glücklich, dass Gott sie ihm zurückgegeben hat! Marietta tritt ein, und fasziniert bestaunt Paul sie, die seiner Marie so täuschend gleicht. Als er ihr einen Schal schenkt, und sie ihn sich überwirft ruft er ekstatisch «Marie!». Marietta ist eine Tänzerin, die während eines Engagements in Brügge auf Durchreise ist. Als sie in der Wohnung eine Laute sieht, singt sie Paul vergnügt ein Lied. Paul ist bewegt, es ist genau das Lied, das Marie auch immer gesungen hat.
Dieses Stück ist das berühmteste Korngolds überhaupt. Es ist ein nostalgisches Solostück (das in ein Duett übergeht) in der Mitte eines Psychodramas. Der Charakter dieses Stücks ist lied- oder gar operettenhaft. Bereits zu Beginn glitzert das Orchester, das mit Glockenspiel, Celesta und Harfe eine typische spätromantische Färbung besitzt. Die Glocken der Celesta zaubern eine romantische, fast kindlich naive Stimmung.
Eine Soloversion für Sopran, von Schwarzkopf himmlisch, in langsamen Tempo gesungen. Das Sehnen ihrer Stimme, von Erregung heiser, schmachtet im besten Sinne des Wortes.
6
ABSCHEULICHER ... KOMM HOFFNUNG
aus FIDELIO von Ludwig van Beethoven
Handlung: Pizarro, der Gouverneur des Staatsgefängnisses, hat seinen politischen Feind Florestan eigenmächtig in den Hochsicherheitsbereichs des Gefängnisses weggesperrt. Er ist in Panik geraten, weil der Minister eine Inspektion angekündigt hat und so den illegal inhaftierten Florestan entdecken würde. Er hat beschlossen, dass Florestan sterben muss und beauftragt Rocco den Gefangenen zu töten. Doch dieser weigert sich. Pizarro beauftragt Rocco ein Grab auszuheben, er werde den Mord selbst ausführen. (Jetzt, alter hat es Eile) Leonore, die Frau von Florestan hat sich als Kerkergehilfe anheuern lassen. Sie hat das Gespräch mitgehört und muss sich nun beeilen ihren Mann zu retten. Die Liebe gibt ihr die Kraft für die Hoffnung.
Die große Arie der Leonore besteht aus drei Teilen: Rezitativ, Cavatina, Cabaletta. In dieser Form sind Leonores Grundemotionen beschrieben – Empörung, Hoffnung, Ekstase. Die Musik, die Beethoven dazu geschrieben hat entfaltet eine Expressivität durch ihren erschütternden und zugleich anrührenden Ausdruck. Es ist eine siebenminütige Parforce-Leistung der Sängerin, die sowohl höchste dramatische Expressivität als auch innigste Lyrik erfordert. Das darauffolgende Adagio gehört zu den absolut schönsten Stellen dieser Oper. Leonores Musik und Worte sind voll ergreifender Hoffnung und Zuversicht.
5
TACEA LA NOTTE PLACIDA ... DI TALE AMOR
aus IL TROVATORE von GIUSEPPE VERDI
Handlung: Manrico hat sich in Leonora verliebt, die am Hofe des Conte di Luna, seines Todesfeindes wohnt. Leonora erwidert die Gefühle. Um sie zu besuchen, hat er sich als Troubadour maskiert. Leonora ist abends im Hof der Burg und singt über ihre Liebe zu dem mysteriösen Troubadour, der in ihr Leben getreten ist.
Dieses Stück besteht aus einer langsamen Kavatine und einer schnellen Caballetta.
Ein kurzes Motiv der Klarinette bringt uns in die nächtliche Szene des abgeschiedenen Gartens, romantisch erhellt durch ein schimmerndes Vollmondlicht. Zu Beginn der Cavatina zeichnet die Sängerin die nächtliche Stimmung mit einem sanften und leichten «Notte placida» (stille Nacht) geht über zu einem breiteren «Ciel sereno» (klarer Himmel) zu einem leuchtenden «La luna viso argenteo» (des Mondes silbenes Gesicht). Eine fermate auf «Muto» leitet über zum B Teil, den mit grosser Emotion zu singenden Erinnerungen an den geheimnisvollen Troubadour «Dolci s’udirò» (Lieblich und zart erklangen die Saiten einer Laute). Der erste Teil wiederholt sich Cavatina endet in einer grossen und ekstatischen Kadenz, die bis ins hohe Des führt.
Stand im ersten Teil eine kontemplative, breitströmende Stimmung im Vordergrund so wechselt die Form in der Cabaletta in eine schnelle Koloraturarie. Leonora drückt ihre Freude mit Trillern und einer grossen Schluss-Expansion ins hohe C aus. Das virtuose Stück stellt sehr grosse Herausforderung an die Sängerin und muss mit perfektem Legato gesungen werden, um die Eleganz beizubehalten, ohne dass die Koloraturen an Glanz verlieren.
Leonora war die Rolle mit der die Price zum Star wurde: Nach einer erfolgreichen Aufführung in Verona wurde sie von dem damaligen Leiter der Met, Rudolf Bing in die Met eingeladen. Der Trovatore in der Saison 60/61 bedeutete sowohl für Corelli wie auch für Price ihr Met-Debut. Dieses endete für Price in einem unvergesslichen triumphalen Erfolg. Die Schlussovation der Aufführung vom Januar 1961 dauerte 40 Minuten, einer der längsten in der Geschichte der Met. Hören Sie ihre grandiose Stimme in der Fernseh- Version aus dem Jahr 1963, aus der Metropolitan Opera.
4
MON COEUR S-OUVRE À TA VOIX
aus SAMSON ET DALILA von Camille Saint-Saëns
Handlung: Die Priesterin muss Samson verführen um hinter sein Geheimnis seiner Stärke zu kommen. Dalila zweifelt, ob ihr Zauber bei Samson noch wirkt. Samson erscheint voller Zweifel, im Wissen, dass er sein Volk verrät. Dalila umgarnt ihn, doch Samson weist sie ab. Dalila versucht es mit Mitleid, doch Samson will stark bleiben. Und doch gesteht er ihr seine Liebe. Dalila sieht nun ihre Chance und verspricht ihm Ekstase, nun ist es um Samson geschehen.
Dalila mag zwar nicht in Samson verliebt sein, aber doch hegt sie Gefühle für ihn und versucht Samson mit ihrer warmen, erotischen Stimme zu verführen. Die Begleitung des Orchesters ist zart, bisweilen verspielt und verzichtet gänzlich auf Blechbläser und Perkussionsinstrumente. Saint-Saëns’ Vortragsbezeichnung ist «dolcissimo e cantabile». Die Stimme und das Orchester glänzen in leuchtendem Dur. Das Orchester spielt anschwellende und abschwellende Akkorde, die eine sanfte, wogende Brise imitieren, eine Allegorie für Schönheit und Verführung.
Doch Dalila hat ihr finales Ziel noch nicht erreicht. Sie muss hinter Samsons Geheimnis kommen. Süßlich, fast schon flehentlich bittet sie Samson zu ihr zu sprechen, um ihre Tränen zu trocknen. Der Ton wird drängender und sie wiederholt das ekstatische «versez moi l’ivresse» (Erfülle mich mit Beglückung) mit dem sie Samson gewinnen will. Eine schöne Passage der Klarinette nimmt das Thema schmerzvoll süßlich auf. Der zweite Teil nimmt noch einmal die Themen des ersten Teils auf. Der Klang des Orchesters verändert sich mit verführerischen orientalischen Figuren immer stärker, bis im letzten Teil wieder die westlichen Harmonien zu hören sind. Am Schluss ergibt sich Samson, das Stück wird zum Duett und er schmachtet mehrmals «Dalila, je t’aime».
Elina Garanca hat eine verführerische, eher helle Mezzosopranistin, die in dieser Arie wunderschön glänzt.
3
VOI CHE SAPETE
aus LE NOZZE DI FIGARO von WOLFGANG AMADEUS MOZART
Handlung:Der junge Page Cherubino hat den Grafen verärgert und muss auf dessen Befehl den Militärdienst aufnehmen. Er verabschiedet sich mit bewegenden Worten von der Gräfin.
Cherubino ist eine Hosenrolle für einen jungen Sopran. Er ist der Page des Grafen und in einem Alter, in dem die Gefühle erwachen. «Voi che sapete» ist eine gesungene Liebeserklärung eines Adoleszenten an alle Frauen. Mozart hat diese berührende Szene in einem naiven, kindlichen Ton komponiert. Die Arie wird eröffnet mit einer graziösen Melodie begleitet von synkopierten Violinen, welche eine Gitarre imitieren, die Susanna spielt. Mit der Zeit wird die Musik intensiver. Mozart moduliert die Melodie in kleinen Schritten und evoziert eine leidenschaftliche, sich steigernde Stimmung und gibt der Person des Cherubino einen überirdischen Glanz.
Hören und sehen Sie eine magische und hypnotisch gesungene Interpretation von Maria Ewing in der Verfilmung von Jean-Pierre Ponnelle.
2
D-AMOR SULL-ALI ROSEE
aus IL TROVATORE von Giuseppe Verdi
Handlung: Im Schloss des Grafen Almaviva. Die Bediensteten Figaro und Susanna planen ihre Heirat. Figaro hat erfahren, dass seine zukünftige Frau ein Stelldichein mit dem Grafen hat. Er ist ausser sich. Er will das Treffen heimlich beobachten. Das Ganze ist aber eine Täuschung um den Grafen zu überlisten, Susanna hat sich als Gräfin verkleidt. Susanna weiss, dass Figaro sich hinter dem Gebüsch versteckt und die Arie ist eine Liebeserklärung an ihn.
Im wiegenden Rhythmus und begleitet vom zärtlichen Pizzicato der Streicher und lieblichen Einwürfen der Holzbläser entfaltet sich die Rosenarie der Susanna. Es ist eine wunderschöne, lyrische Liebeserklärung an ihren zukünftigen Mann Figaro, und die Utopie einer Welt, in der es keine Standesunterschiede mehr gibt. Die Arie ist ein bedeutender Ruhepunkt der Oper.
Die Rosenarie ist nur von wenigen so innig wie von Lucia Popp gesungen worden, vielleicht war sie die beste Susanna auf Platte / CD.
1
MILD UND LEISE (LIEBESTOD)
aus TRISTAN UND ISOLDE von Richard Wagner
Handlung: Der Fürst hat Cenerentola als seine Braut ausgesucht. Im Schloss des Fürsten angelangt, kann Cenerentola ihr Glück kaum fassen. Sie will ihrem Stiefvater und ihren Schwestern verzeihen und bittet um Nachsicht. Sie umarmt ihre Verwandten und alle sind gerührt über ihre Großherzigkeit.
Als Isolde Tristan in den Armen hält realisiert sie, dass er in kürze sterben wird, sie hofft noch wenigstens eine Stunde mit ihm zu verbringen. Doch er stirbt nach ihrer ersten Umarmung. Erschüttert bricht sie bewusstlos über der Leiche zusammen. Bald schon steht Marke vor der Tür, dringt hinein und geht erschüttert an Tristans Bett. Er erblickt Isolde, die nicht mehr ansprechbar ist. Entrückt ist sie in Tristans Reich eingedrungen und ihre Seele verlässt die Welt.
Der sogenannte «Liebestod» ist eigentlich kein Tod, sondern wie Wagner die Szene nannte, eine «Verklärung», oder wie Isolde es ausdrückt: «Ertrinken – versinken – unbewusst höchste Lust!». Die Oper verklingt mit der Auflösung der Spannung nach vier Stunden mit den zwei berühmten B-Dur Schlussakkorden.
Nina Stemme ist die Isolde unserer Zeit. Hören Sie ihre grandiose Verklärung. Ihre Stimme hat die Durchschlagskraft und Wärme, die selig macht.
Die Auswahl und Kommentare sind dem Opernführer 75 GROSSE OPERN von Peter Lutz entnommen:
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