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Der online Opernführer zu COSI FAN TUTTE

Die Oper basiert auf dem teuflischen Textbuch von Lorenzo da Ponte. Vordergründig ist es eine Komödie über ein niederträchtiges Spiel. Und Mozart schüttete seine zärtlichsten Melodien darüber aus. Als Mozart 1790 «Cosi fan tutte» schrieb, war er wirtschaftlich am Boden. Er schrieb diese Oper in unglaublichen 2 Monaten in seinem vorletzten Lebensjahr. Mozart bietet uns wieder eine Fülle von Melodien. Vor allem die Ensembleszenen wie die Liebesduette «Soave sia il vento» oder «Il mio cor vi dono» bleiben unsterblich.

 

 

ÜBERBLICK & SCHNELLZUGRIFF

 

 

Inhalt

Handlung

Kommentar

Akt I

Akt II

 

 

Aufnahme Empfehlung

Aufnahme Empfehlung

Höhepunkte

Ouvertüre

Ah guarda sorella

Sento o Dio 

Di scrivermi ogni giorno

Soave sia il vento

In uomini in soldati 

Come scoglio

Un aura amorosa

A che tutta in un momento

Prendero quel brunettino 

Secondate, aurette amiche 

Il cor vi dono

Fra gli amplessi

E nel tuo, nel mio bicchiero

 

 

 

ROLlLEN & HANDLUNG VON COSI FAN TUTTE IN 4 MINUTES

 

 

 

URAUFFÜHRUNG

Wien, 1786

LIBRETTO

Lorenzo Da Ponte

HAUPTROLLEN

Don Alfonso, Alter Philosoph (Bass) - Guglielmo, Offizier und Verlobter der Fiordiligi (Bariton) - Ferrando , Offizier und Verlobter der Dorabella (Bass) - Fiordiligi, Dame aus Ferrara (Sopran) - Dorabella, Dame aus Ferrara, Schwester der Fiordiligi (Mezzosopran) - Despina, Kammerzofe der Damen (Mezzosopran)

AUFNAHME EMPFEHLUNG

Warner Classics mit Elisabeth Schwarzkopf, Nan Merriman, Lisa Otto, Léopold Simoneau, Ronaldo Panerai und Sesto Bruscantini unter der Leitung von Herbert von Karajan und dem Philharmonia Orchestra und Chorus.

 

 

 

KOMMENTAR

 

 

 

Ein Libretto ohne literarische Vorlage

Da Ponte hat diese Oper ohne literarische Vorlage geschrieben. Eine Anekdote besagt, dass der Kaiser persönlich da Ponte eine Geschichte erzählt haben soll, wo zwei Männer ihre Verlobten auf die Probe gestellt haben sollen, nachdem sie mit einem Dritten eine Wette abgeschlossen hatten. Möglicherweise gab es auch in der Literatur Inspirationen, aber wie auch immer, das Libretto muss als eigenständig angesehen werden. Im Laufe der Geschichte gab es viele Kunstverständige und Künstler, die es als zu frivol ansahen (darunter Wagner und Beethoven), worunter der Erfolg der Oper litt. «Cosi fan tutte» wurde im Grunde genommen erst im 20. Jahrhundert populär und gilt seither als ein wichtiger Teil des so hell leuchtenden Dreigestirns der Mozart – Da Ponte Opern.

 

 

Die Kompositionsgeschichte von «Cosi fan tutte»

Als Mozart Ende 1789 «Cosi fan tutte» zu schreiben begann, war er wirtschaftlich am Boden. Seinen Finanzen ging es schon seit bald vier Jahren schlecht, ohne dass er über längere Zeit seinen Lebensstil eingeschränkt hatte. Die verzweifelten Reisen nach Frankfurt der Jahre 1789 und 1790 halfen nicht weiter, sodass er die Oper in kürzester Zeit schreiben wollte, um rasch Geld in seine leere Kasse zu bekommen. Er begann die Arbeiten an der Partitur im November 1789 und zeigte am Silvester Abend verschiedenen Freunden (darunter auch Joseph Haydn, dessen Meinung Mozart hoch schätzte) Ausschnitte aus der Oper und am 26. Januar, nach nur 2 Monaten, erfolgte die Uraufführung. Die Aufnahme des Wiener Publikums war freundlich, aber lauwarm. Mozart blieb vom Pech verfolgt, denn kurz danach verstarb sein Förderer Kaiser Joseph II und nach der fünften Vorstellung war aufgrund der verordneten Staatstrauer Schluss mit den Aufführungen.

 

 

Musik

Keine andere Oper Mozarts bietet so viele Ensemble-Stücke wie «Cosi fan tutte», es sind 13 Stücke an der Zahl. Die Handlung der Oper schreit nach Duetten, Trios etc. Mozart konnte aus dem Vollen schöpfen, denn seine Meisterschaft der kammermusikalischen Formen wie beispielsweise der Streichquartette mit ihren mehrstimmigen Formen bildete die ideale Grundlage. Wie bei allen späteren Opern ist die Orchesterbehandlung virtuos, besonders die Bläser werden ungemein vielfältig eingesetzt und erzeugen großartige Farben. Mozart verwendet bei einem Stück sogar ein reines Bläserensemble («Secondate, aurette amiche»).

 

 

Rollengestaltung

Besonders auffällig ist, wie Mozart die Sängerrollen differenzierte. Fiordiligi verlangt nach einem dramatischen Koloratursopran, Dorabella entspricht dem genauen Gegenteil, nämlich eines lyrischen Mezzosoprans. Bei den männlichen Gegenparts ist es ähnlich: wir treffen einen lyrischen Tenor (Ferrando) und einen Buffo-Bariton an (Guglielmo). Dazu kommt der Buffo-Bass (Alfonso) und ein lyrischer Koloratur-Sopran (Despina). Für Mozart war die Einteilung der Rollen in seria (F, F), mezza-buffa (D, G) und buffa (D,A) äußerst wichtig, um musikalisch einen große Variantenreichtum zu haben und für Abwechslung zu sorgen. Er konnte darauf vertrauen, dass die Zuschauer die Codes der Rolleneinteilung verstanden und imstande waren die Zweideutigkeiten die Text und Musik bei Mozart oft ausmachen, richtig zu deuten.

 

 

 


COSI FAN TUTTE AKT I

 

 

Die großartige Ouvertüre von Cosi fan tutte

Kurz vor dem Beginn der Arbeiten an «Cosi fan tutte» hatte Mozart seine drei grandiosen letzten Symphonien komponiert und war auf dem symphonischen Gebiet auf dem Höhepunkt seines Schaffens. So überrascht es nicht, dass die Ouvertüre zu den absoluten Glanzpunkten dieser Oper gehört. Ein angesehener Musikwissenschafter betrachtete Cosi fan tutte sogar als das «schönste Orchester-Werk des Ganzen 18. Jahrhunderts.»

Ouvertüre  –  Marriner

 

Guglielmo, Ferrando treffen auf Don Alfonso

Handlung: Guglielmo und Ferrando, zwei Offiziere des Neapolitanischen Heeres, sitzen im Kaffeehaus. Zu ihnen hat sich der alte Philosoph Don Alfonso gesellt. Die beiden jungen Männer schwärmen von ihren Verlobten und besingen deren Tugenden und Treue zu Ihnen. Don Alfonso, der durch das Leben zynisch geworden ist, behauptet, kein Mädchen sei ewig treu. Entrüstet weisen die beiden Offiziere dies bei ihren Geliebten von sich.

Mozart führt uns mit dem aufbrausenden Motiv der Violinen gleich mitten in die Handlung. Der erfahrene Don Alfonso (ein pensionierter Don Giovanni?) sieht sich zwei impulsiven jungen Männern gegenüber.

Hören Sie dieses Terzett aus der großartigen Aufnahme von Karl Böhm aus dem 1964, die wir noch mehrmals antreffen werden. Es singen Alfredo Kraus, Giuseppe Taddei und Walter Berry.

La mia Dorabella capace non è  –  Kraus / Taddei / Berry

 

Handlung: Doch Alfonso bleibt bei seinem Urteil: bei der Treue der Frauen sei es wie beim Phoenix, alle reden davon, doch niemand habe ihn je gesehen. Die beiden jungen Männer sind entrüstet und fordern ein Duell. Worauf Alfonso ihnen eine Wette anbietet, sie müssen ihm nur einen Tag gewähren lassen.

E’ la fede delle femmine – Lima / Monarsolo / Furlanetto

Handlung: Guglielmo und Ferrando gehen darauf ein. Die drei haben eine Wettsumme von 300 Zechinen festgelegt. Die beiden Männer malen sich schon aus, was sie mit dem gewonnen Geld machen werden.

Mit feuriger militärischer Musik setzt die Musik ein. Mozart differenziert nun die Charaktere der Offiziere, dem leidenschaftlichen Ferrando schenkt er eine Kantilene und der vergnügungssüchtige Guglielmo singt eine allzu weltliche Melodie.

Una bella serenata  –  Araiza / van Dam / Allen

Die Schwestern sind in Erwartung der Hochzeit

Handlung: Die beiden Schwestern Dorabella und Fiordiligi, sind im Garten. Sie schwärmen von Ihren Verlobten und malen sich schon ihre Hochzeit aus.

Es ist schlicht großartig, wie Mozart diese Szenerie der beiden Frauen im Garten zum Meer zeichnet. Ein besänftigender Rhythmus und zarte Motive der Streicher und Bläser evozieren ein Gemälde arkadischer Ruhe und mildem Wellengang des Meeres. Das Duett der beiden Frauen ist exquisit, speziell die Koloraturen im Terz-Abstand des zweiten Teils sind wunderschön komponiert.

Hören Sie das Duo der beiden Yankee Diven (der Begriff stammt von Di Donato) Renee Fleming und Joyce di Donato in einem wunderbaren Konzertausschnitt.

Ah guarda sorella –  Fleming / di Donato

Handlung: Da tritt Don Alfonso zu den Damen und teilt Ihnen noch unter Schock die schreckliche Nachricht mit, dass Ihre Verlobten in den Krieg ziehen müssen. Ferrando und Guglielmo treten zu den erschütterten Frauen hinzu und bestätigen den Einberufungsbefehl.

Die Komödie beginnt. Mozart wechselt im quirligen Quintett kontrapunktische und gleichlaufende Passagen ab, die  fünf Sänger treffen sich stimmlich vier Mal auf dem komödiantischen «Chi?».

In der folgenden Aufnahme hören wir viele Protagonisten des berühmten Wiener Ensembles, die berühmt für ihre Mozart Einspielung der fünfziger Jahre war. Welche Philosophie steckt dahinter? «Der Dirigent Josef Krips hat es auf die akzeptierte Formel gebracht, dass nur eine instrumental geführt Stimme eine Mozart-Stimme sei. Dass Genauigkeit und Flexibilität, Eleganz und Noblesse Grundlagen des Mozart-Gesangs seien» (Kesting). Hören Sie einige der Protagonisten dieses festen Ensembles der Wiener Staatsoper. Es singen Christa Ludwig, Lisa della Casa, Anton Dermota, Erich Kunz und Paul Schöffler.

Sento o Dio  –  Ludwig / della Casa / Dermota / Kunz / Schöffler


 

Handlung: Die beiden Frauen sind untröstlich und wollen sterben. Die beiden Männer können sie trösten und sie verabschieden sich zärtlich voneinander, Don Alonso steht daneben und schmunzelt. Er hat sogar Dorfbewohner als Soldaten verkleidet, die sie zu ihrem Schiff begleiten.

Diese Abschiedsszene ist so ergreifend geschrieben, dass Don Alfonso zu Beginn innig zuhört, dann aber sich nicht mehr halten kann vor Lachen.

Di scrivermi ogni giorno – Lima / Furlanetto / Gruberova / Ziegler / Montarsolo

 

Die grossartige Abschied Szene – «Soave sia il vento»

Handlung: Wehmütig schauen Alfonso und die beiden Frauen dem Schiff nach, das sich langsam von ihnen entfernt.

Dieses Trio gehört zu den absolut größten Vokalstücken Mozarts, er entrückt uns in eine überirdische Welt. Mozart begleitet die drei Stimmen mit gedämpften Violinen, die sanfte Wellen imitieren. Dazu die leisen Pizzicati der tiefen Streicher und eine lang geschwungene Linie der Bratschein, die die Ruhe der Landschaft zeichnet.

Sie hören dieses Terzett einer Interpretation von Christa Ludwig und Elisabeth Schwarzkopf, zwei großen Künstlerinnen, und Walter Berry. Diese Aufnahme stammt aus der legendären Cosi fan tutte Aufnahme produziert von Walter Legge.

Soave sia il vento (1)  –  Schwarzkopf / Ludwig / Berry

 

Sie hören eine zweite Version in der Solti-Einspielung mit von Otter, Fleming und Perrusi.

Soave sia il vento (2) –  Solti / Fleming / von Otter

 

Die Arien der Dorabella und Despina

Handlung:  Dorabella ist aufgewühlt. In ihrem Herzen wüten unerbittliche Stürme.

In ihrer Arie „Smanie implacabile“ gibt die romantisch veranlagte Dorabella ihrer Seelenpein Ausdruck, deren  Schmerz sie in den Tod führen werde. Mozart vertont diese Arie dramatisch, Dorabella wiederholt den Schluss „col suono orribile dei miei sospir“ (der schreckliche Klang meiner Seufzer) mehrmals, bis sie erschöpft zusammensinkt. Allerdings scheinen die Töne etwas gar dramatisch und pathetisch, so dass diese Szene als übertrieben komödiantisch interpretiert werden sollte.

Hören Sie Elina Garanca in dieser Arie der Dorabella.

Ah scostati … smanie implacabile  –  Garanca

 

Despina – eine Realistin tritt auf

Handlung:  Die Haushälterin Despina gesellt sich zu den beiden. Sie kann die Trauer der beiden nicht verstehen. Fallen Ihre Verlobten im Krieg, so lässt sich schnell ein Ersatz finden. Und überhaupt, von Männern im Allgemeinen und von Soldaten im Speziellen dürfe man keine Treue erwarten.

Mozart bietet uns ein herrliches Portrait der Despina. Sie hat im Leben gelernt, dass man in der Liebe keine Treue erwarten darf und diese Arie ist die ungeschminkte Liste männlicher Fehler. So spielt sie in ihrer Arie mit dem Wort „fedeltà“, wiederholt es dreimal mit immer mehr Koloratur, sodass sich jeder der daran glaubt, als naiver Mensch vorkommen muss. Im zweiten Teil beklagt sie, mit gespielter Entrüstung, dass die Männer die Frauen mit scheinheiligen Zärtlichkeiten für Ihre Vergnügen einnehmen wollen und schlussendlich fordert sie die Frauen auf, es den Männern mit gleicher Münze heimzuzahlen.

Dieses Stück gibt einer Despina, die auf der Höhe ihrer Aufgabe ist, die Gelegenheit in kurzer Zeit die vielen komödiantischen und sängerischen Aspekte dieser kurzen Arie zu zeigen. Cecilia Bartoli löst diese Aufgabe mit einer wunderbaren Mischung von Charme, Eleganz und Gerissenheit. Achten Sie auf ihre gespielte Entrüstung bei «Non vi fate sentir per carità» oder auf ihr verschmitztes Mienenspiel bei «Chieder pietà».

In uomini in soldati  –  Bartoli

 

 

Das Sextett «Alla bella Despinetta»

Handlung:  Don Alfonso besticht die Haushälterin Despina, damit sie beim Spiel mitmacht. Schon treten Ferrando und Guglielmo als Albaner verkleidet ein und schwärmen von den beiden schönen Damen. Fiordiligi und Dorabella sind entrüstet und wollen die beiden Fremden aus dem Haus werfen lassen.

Als die verkleideten Albaner vor Despina treten ertönt ein Motiv des Anfangstrios in den Holzbläsern und verraten dem Zuhörer so Ferrando und Guglielmo hinter der Verkleidung. Nachdem Fiordiligi und Dorabella erscheinen und die beiden zurückweisen, beginnt das Sextett, dass musikalisch in drei Duett Stimmen unterteilt ist.

Hören Sie ein weiteres großartiges Ensemble Stück aus der Karajan Aufnahme aus 1955.

Alla bella despinetta  –  Schwarzkopf et al.

Come scoglio – Fiordiligis «Felsen-Arie»

Handlung:  Da kommt Alfonso die Idee, die beiden als alte Bekannte zu begrüßen. Doch Fiordiligi erklärt, ihr Herz sei fest wie ein Felsen.

Dieses Stück der Fiordiligi ist eine der schwersten Arien Mozarts überhaupt. Der tonale Umfang der Arie ist mit beinahe zwei Oktaven groß, oft fallen mehrere Sprünge in die gleiche Phrase. Beispielsweise im ersten Teil gleich zu Beginn in der zweiten Zeile in «Contro venti e tempesta», um die Dramatik Fiordiligis Aussage «wie ein Felsen unerschütterlich» («Come scoglio») zu unterstreichen. Im zweiten Teil («Cosi ognor») hören wir die romantische, schwärmerische Fiordiligi. Im dritten Teil singt sie mit größerer Bestimmtheit die «Come scoglio»-passage (allein der Tod vermag die Empfindung zu wenden). Die Arie endet mit einer wunderschönen, aber anspruchsvollen Passage mit vielen Koloraturen, welche in schnellem Tempo und mit viel Intensität und teilweise in sehr hoher Lage gesungen werden müssen.

Die Fiordiligi war eine der fünf zentralen Rollen, die Elisabeth Schwarzkopf in ihrem Leben gespielt hat (neben der Marschallin, der Donna Elvira und den beiden Gräfinnen in «Le nozze di Figaro» und «Capriccio»). Ihr Gesangstil und ihre Stimme passten hervorragend zu diesen Rollen. Vielleicht gab es keine größere Fiordiligi als Elisabeth Schwarzkopf.

Come scoglio (1) –  Schwarzkopf

 

Eine zweite Aufnahme hören Sie von Kiri Te Kanawa. Sie ist expressiver als diejenige von Schwarzkopf, deren Interpretation mehr nach innen gerichtet zu sein scheint.

Come scoglio (2)  –  Te Kanawa


 

Die Arien der verkleideten Albaner – «Un aura amorosa»

Handlung:  Guglielmo versucht es bei Dorabella, hat aber mit seinen Avancen bei ihr keinen Erfolg. Die beiden Männer triumphieren ob der Standfestigkeit ihrer Verlobten. Ferrando meint, dass ein Herz, das von Liebe genährt wird, keiner anderen Speise benötige und sie deshalb keine Angst haben müssen, dass ihre Verlobten schwach werden.

Diese Arie ist ein lyrischer Ruhepunkt. Von gedämpften Violinen und warmen Bassklängen begleitet, singt Ferrando eine romantische Arie.

Zum exklusiven Kreis der Höhepunkte der Oper gehört Ferrandos Arie «Un’aura amorosa». Hören Sie die Arie interpretiert von Léopold Simoneau aus der Karajan-Aufnahme. Kesting: «Die Karajan Aufnahme ist eine der großen Mozart-Aufnahmen des Jahrhunderts. Sie ist mehr als technisch perfekt, nämlich mirakulös in ihrer Lebendigkeit und Subtilität. Simoneau singt seinen Part mit unbeschreiblicher tonlicher Süße.»

Un aura amorosa (1) –  Simoneau

 

Eine zweite Aufnahme hören Sie von Jonas Kaufmann , die 1998 ganz zu Beginn seiner Karriere aufgenommen wurde. Kaufmann beschreibt in seinem Buch „Jonas Kaufmann“ (von Thomas Voigt) wie es zu dieser Aufnahme kam. Er bekam ein Anruf von dem großen Regisseur Giorgio Strehler. Ein erstes Probesingen war exzellent und das Engagement fast eine klare Sache. Doch wenig später befand Strehler Kaufmann als zu alt. Kaufmann war doch erst 27. Doch ein paar Wochen später kam Strehler wieder auf ihn zu und die Zusammenarbeit funktionierte. Kaufmann war hoch beeindruckt vom Theatermann Strehler, gerade weil dieser nicht alles vorgab, sondern die Sänger aufforderte mitzudenken. Zu seinem Leidwesen starb Strehler ein paar Wochen vor der Erstaufführung dieses Mailänder Cosi fan tutte.

Un aura amorosa (2) –  Kaufmann

Fiordiligi und Dorabella sind verunsichert

Handlung:  Fiordiligi und Dorabella sitzen im Garten und sind bekümmert.

Mit einem schmerzlich-süßen Motiv der Violinen und einem eleganten Flötenmotiv eingeleitet, beginnt das bezaubernde Duett der beiden Frauen, das an das arkadische Duett ihres ersten Auftritts erinnert. Ein Hauch von Melancholie liegt jedoch über der Szene, den die beiden Frauen in schönsten Gesang in Terzabstand nostalgisch evozieren.

Sie hören eine wunderschöne Aufnahme dieses Duos mit der Traumbesetzung Christa Ludwig und Elisabeth Schwarzkopf mit der zartfühligen aber nie süßlichen Begleitung durch Karl Böhm.

Ah, che tutta in un momento –  Ludwig / Schwarzkopf

 

 

Das Finale des ersten Aktes von Cosi fan tutte

Handlung:  Don Alfonso und Despina geben nicht auf und Don Alfonso kommt eine Idee: Die beiden Albaner geben vor, aus Verzweiflung ob der unerwiderten Liebe Gift zu nehmen. Vor den Augen der Frauen schlucken sie Arsen. Die herbeigerufene, als Arzt verkleidete Despina rettet die beiden. Dieser Selbstmordversuch rührt die beiden Frauen, doch sie sind (noch) nicht bereit, den Dankeskuss der geretteten Männer entgegenzunehmen.

Si mora, si mora – Gruberova / Ziegler / Stratas / Furlanetto / Lima / Montarsolo

 

Mit einem schwungvolle Sextett, begleitet von einem grobschlächtigen Menuett und mit einer komödiantischen Despina (man höre den großen Triller der Despina), die einen zu Mozarts Zeiten bekannten Quacksalber auf die Schippe nimmt, endet der erste Akt.

Wir hören die Aufnahme aus der Karajan Einspielung.

Eccovi il medico –  Gruberova / Ziegler / Stratas / Furlanetto / Lima / Montarsolo

 

 


COSI FAN TUTTE AKT II

 

 

 

 

Im Zimmer der Frauen

Handlung:  Despina ist bei den beiden Frauen und erklärt, wie man Männer um den Finger wickelt.

In dieser Arie Despinas hören wir immer wieder den etwas linkisch wirkenden Einsatz der Hörner, die die zukünftige Handlung und damit die «Hörnung» der Verlobten  prophezeit.

Sehen Sie Cecilia Bartoli im Alter von 24-Jahren in einer Aufnahme aus dem Jahr 1990.

Una donna da qunidici anni  –  Bartoli

Handlung: Dorabella, bereits wankelmütig, sieht keinen Treuebruch, wenn man sich lediglich etwas amüsiert, statt aus Langeweile zu sterben. Schnell zeigt sich, dass beide ihren Favoriten haben.

Die Stimmung der beiden Schwestern hat sich gedreht. Bei diesem Stück handelt es sich um ein leichtfüßiges, aber anspruchsvolles Duett mit vielen Koloraturen, die teilweise parallel geführt sind.

Hören Sie die Aufnahme mit Elisabeth Schwarzkopf und Nan Merriman aus der Karajan-Aufnahme.

Prendero quel brunettino  – Merriman / Schwarzkopf

Die zauberhafte Serenade

Handlung:  Im Garten geben die beiden Männer ihren Angebeteten eine Serenade.

Die beiden Männer wechseln ihre Strategie und nutzen die Waffe einer Serenade. Mozart begleitet den sehnsüchtigen Gesang nur mit Bläsern und lässt ihn von einem entfernten Chor leise ausklingen. Es ist ein Moment des Friedens, ein kurzes, verzaubertes Innehalten, in der lyrische Ruhe herrscht, die uns die Täuschungen und Bösartigkeiten vergessen lassen, die wir erlebt haben.

Secondate, aurette amiche  –  Simoneau / Panerai

Die wunderschöne Anbetung Dorabellas

Handlung: Don Alfonso fordert die Damen auf, ihre Wahl zu treffen. Getrennt gehen die Paare auf einen Spaziergang. Dorabella erwischt es als erste. Guglielmos Werben zeitigt Wirkung, und still bedauert er Ferrando. Es gelingt ihm sogar, das Medaillon Ferrandos, das Dorabella um den Hals trägt, mit seinem Medaillon auszutauschen.

Dieses verführerische Duett ist von Da Ponte mit doppelbödigen Versen gedichtet worden, doch dem scheint sich Mozart zu entziehen. Er schreibt ein weiteres wunderschönes Liebesduett mit den klopfenden Herzen.

Hören Sie einen wunderbar schmachtenden, romantischen Bryn Terfel im Duett mit Cecilia Bartoli.

Il cor vi dono  –  Bartoli / Terfel

 

 

Fiordiligis innere Kämpfe und Ferrandos vergeblicher Versuch

Handlung:  Auch Ferrando versucht sein Glück. Doch Fiordiligi bleibt standhaft.

Diese Arie verlangt nach einem stimmlich agilen Tenor, der die Koloraturen dieser Arie beherrscht und sicher in der Höhe ist: die Melodie wird drei Mal wiederholt und dabei immer mehr in die Höhe geschraubt.

Hören Sie Francisco Araiza, einem ausgewiesener Mozart-Tenor.

A lo veggio –  Araiza/Marriner

Handlung: Insgeheim muss Fiordiligi sich eingestehen, dass ihr Herz für diesen romantischen Verehrer schlägt, und in Gedanken bittet sie ihren abwesenden Verlobten um Verzeihung.

Wahrscheinlich hatte Da Ponte beiden Schwestern je zwei Arien zugewiesen, von denen eine ernsthaft, und die andere komödiantisch sein sollte. Bei Dorabella können wir das so beobachten. Doch Fiordiligis zweite Arie (nach der ernsthaften «Come scoglio») bleibt nachdenklich. War «Come scoglio» eher dramatisch und mit Koloraturen gestaltet, so muss die Sängerin in «Per pietà ben mio» die Spannung der Kantilenen über die vergleichsweise lange Dauer der Arie halten können. Große, dramatische Tonsprünge prägen den ersten, rezitativischen Teil. Das nachfolgende Allegro besticht durch den schönen Dialog der Stimme mit den lieblichen Klängen der Hörner.

«Singen mit Seele» war ein Attribut, mit dem man Irmgard Seefried immer wieder in Verbindung brachte. Sie selbst hat sich und ihre Stimme nie geschont. Elisabeth Schwarzkopf, die oft mit ihr zusammen sang, meinte «bei ihr könne man hören, wie weit man im Ausdruck gehen kann.» Hören Sie diese Arie in der Interpretation von Irmgard Seefried.

Per pietà ben mio  –  Seefried

 

 

Dorabella weist die Schuld Amor zu

Handlung: Guglielmo zeigt dem geschockten Ferrando das Amulett und ist hocherfreut über die Standfestigkeit seiner Fiordiligi. Ferrando ist am Boden zerstört. Eifersucht und Rachsucht zerfressen ihn. Im Zimmer glückwünscht Despinetta Dorabella zu ihrem Fang. Dorabella nimmt die Schuld nicht auf sich, sondern weist sie elegant dem Liebesgott Amor zu.

Mozart zeichnet in dieser Arie eine junge unbekümmerte Dorabella.

Hören Sie die Interpretation von Elina Garanca.

È amore un ladroncello  –  Garanca

Mozarts große Liebeszene von Fiordiligi und Ferrando

Handlung: Fiordiligi gesteht Dorabella, dass sie sich verliebt hat. Sie will aber standhaft bleiben. Sie befiehlt Despinetta die Uniformen ihrer Männer zu holen. Sie will mit Dorabella sich zu ihren Verlobten durchkämpfen und falls notwendig in der Schlacht sterben. Doch beim nächsten Zusammentreffen mit Ferrando wird auch sie schwach, als dieser vorgibt, sich aus Liebeskummer mit dem Dolch umzubringen. Sie gibt sich schließlich dem werbenden Albaner hin.

Diese Stelle hat in der Oper eine herausgehobene Stellung. Mozart und Da Ponte haben sie ungewöhnlich konzipiert. Wir treffen Fiordiligi zuerst in Gedanken an. Sie ist in Vorfreuden auf das baldige Wiedersehen mit ihrem Verlobten. Ihre Arie wird plötzlich durch Ferrando unterbrochen, der ihre Melodie aufnimmt und dann ihr eine langsame, romantische Liebeserklärung macht («Volgi a me»). Begleitet von einer romantischen Oboen Kantilene ist es um Fiordiligi geschehen, dreimal wiederholt sie «Giusto ciel!», mit einem Crescendo des Orchesters ruft sie «Crudel!», und nach einer schmachtenden Oboen Passage ruft sie «Fa’ di me quel che ti par» («Mach mit mir, was Du willst»). Anschließend beenden die beiden das Stück mit einem wunderbaren, harmonischen Duett (die Metapher des vollzogenen Akts).

Erstaunt reiben wir uns die Augen. War das nicht ein ernsthaftes Liebesduett? Mozart schreibt für die «falschen» Paare solch himmlische Musik. Erinnern wir uns an das Liebesduett von Guglielmo und Dorabella mit dem klopfenden Herzen («Il mio cor vi dono»), war das nicht ebenfalls himmlisch? Ist das etwa die Komödie?

Hören und sehen Sie Edita Gruberova und Luis Lima in diesem gefühlvollen Duett.

Fra gli amplessi – Gruberova / Lima

 

 

Guglielmos Frust

Handlung:  Nun ist es an Ferrando sich über seine Verlobte zu ärgern.

Hören Sie Thomas Hampson in Donne mie la fate a tanti.

Donne mie la fate a tanti  –  Hampson

 

Handlung: Für Alfonso war der Fall der Fiordiligi keine Überraschung, denn «Cosi fan tutte».

Jetzt verstehen wir die Ouvertüre besser und erkennen das musikalische Motiv aus der Ouvertüre:

Cosi_fan_tutte-Motiv

Tutti accusan le donne – Montarsolo

 

Das dramatische Finale beginnt

Handlung:  Einer Heirat steht nun nichts mehr im Wege und hektische Vorbereitungen des Hochzeitsfests stehen an.

Fate presto, o cari amici – Stratas / Montarsolo

Handlung: In siebtem Himmel erwarten die vier die Vermählung.

Vor den Verwicklungen des Schlusses schrieb Mozart einen entrückten, dreistimmigen Kanon. Lediglich Guglielmo entzieht sich dem Gesang, zu enttäuscht ist er über seine Fiordiligi.

E nel tuo, nel mio bicchiero – Gruberova / Ziegler / Furlanetto / Lima

 

Handlung: Alfonso arrangiert eine Doppeltrauung mit Despina verkleidet als Notar. Kaum ist die Tinte unter dem Ehevertrag trocken, kündigt sich die überraschende Ankunft der Offiziere an. Die beiden Herren fliehen und die beiden Frauen müssen den beiden Rückkehrer beschämt alles gestehen. Doch die Komödie ist noch nicht fertig. Guglielmo und Ferrando lösen die Maskerade auf und geben sich als die vormaligen Albaner zu erkennen. Die Frauen verlieren beinahe den Verstand. Don Alfonso streicht das Geld ein versöhnt die klüger gewordenen Ehepaare.

Die Demaskierung erfolgt komödiantisch, begleitet mit musikalischen Zitaten wie beispielsweise Ferrandos Liebesmotivs oder Despinas langer Triller des «Medico». Mit einem Schluss-Concertato endet diese großartige Komödie.

Sani e salvi  –  Gruberova / Ziegler Stratas / Furlanetto / Lima / Montarsolo

 

 

Aufnahme Empfehlung

 

WARNER CLASSICS,  Elisabeth Schwarzkopf, Nan Merriman, Lisa Otto, Léopold Simoneau, Ronaldo Panerai und Sesto Bruscantini unter der Leitung von Herbert von Karajan und dem Philharmonia Orchestra und Chorus.

 

 

 

Peter Lutz, opera inside, dem online Opernführer zu Cosi fan tutte von Wolfgang Amadeus Mozart.

 

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