Johannes Brahms eine Biographie in Worten und Bildern.
Die Orte an denen Brahms gewirkt hat und die wichtigsten Personen seines Lebens.
Biografische Zeittafel (Klicken für mehr Informationen)
1833
GEBURT UND JUGEND IN HAMBURG
Brahms wird in eine musikalische Familie geboren. Er lernt Joseph Joachim kennen, der ein lebenslanger Freund wird. Er vermittelt ihm den Kontakt zu den Schumanns.
1833
1853
BESUCH BEI LISZT IN WEIMAR
Brahms versteht sich nicht mit dem 20 Jahre älteren Komponisten und verlässt Weimar kurz nach der Ankunft wieder.
1853
1853
BEI DEN SCHUMANNS IN DÜSSELDORF
Brahms lernt Robert und Clara kennen. Robert schreibt den berühmten Artikel in der Neuen Musikalischen Zeitung über Brahms.
1853
1857
ZWISCHENSPIEL IN DETMOLD
Aufenthalte als Chorleiter und Klavierlehrer in Detmold und Komposition des ersten Klavierkonzerts
1857
1859
DIE RÜCKKEHR NACH HAMBURG FÜHRT ZU EINER ENTTÄUSCHUNG
Brahms erhoffte sich eine Anstellung, wird aber übergangen und beschließt Hamburg zu verlassen. In Hannover wird sein erstes Meisterwerk für Orchester, das 1. Klavierkonzert uraufgeführt, jedoch enttäuschend aufgenommen.
1859
1863
BEGINN DER WIENER JAHRE
Brahms nimmt seine Arbeit als frischgebackener Chorleiter in Wien auf.
1863
1865 – 1874
SOMMERFRISCHEN IN BADEN-BADEN
Brahms wählt Baden-Baden als Ort seiner Sommerfrischen, um dort in der Nähe von Clara Schumann zu sein. Brahms lernt «seine letzte Liebe» kennen und erfährt eine Enttäuschung.
1865 – 1874
1868
URAUFFÜHRUNG DES DEUTSCHEN REQUIEMS
In Bremen wird das Deutsche Requiem aufgeführt, dass zusammen mit den ungarischen Tänzen den Ruhm von Brahms begründet.
1868
1876
URAUFFÜHRUNG DER ERSTEN SINFONIE
Endlich präsentiert Brahms seine erste Sinfonie. Er wählt Karlsruhe als Aufführungsort
1876
1877 - 1878
SONNIGE WERKE AUS DER SOMMERFRISCHE IN PÖRTSCHACH
Während zwei traumhaften Sommer komponiert Brahms das Violinkonzert und die zweite Sinfonie
1877 - 1878
1877
URAUFFÜRUNG DER ZWEITEN SINFONIE
Brahms präsentiert seine zweite Sinfonie im neuen Musikvereinssaal.
1877
1880
KÜNSTLERISCHE PARTNERSCHAFT IN MEININGEN
Bülow und die Meininger werden zu einem Experimentierfeld für Brahms.
1880
1884 - 1885
SOMMERFRISCHEN IN MÜRZZUSCHLAG
Produktive Sommer in Mürzzuschlag
1884 - 1885
2018
SOMMERFRISCHEN IN BAD ISCHL
In Bad Ischl werden in seinem letzten Lebensjahrzehnt viele Werke geboren. Dort pflegt er seine Freundschaft mit Johann Strauss.
2018
1889
BRAHMS TRIFFT AUF BRUCKER
Kulturkampf der Neudeutschen gegen die Traditionalisten und ein unergiebiges Treffen der beiden großen Komponisten.
1889
1897
TOD IN WIEN
Brahms stirbt in seiner Wohnung an der Karlsgasse in Wien.
1897
KINDHEIT UND JUGEND IN HAMBURG
Brahms 20-jährig:
Haus at the Caffamacherreihe (historic picture):
Johannes Brahms Museum
In der Peterstraße 39, nicht weit von seinem Geburtshaus entfernt, befindet sich ein kleines, aber feines Johannes-Brahms-Museum. Es stellt verschiedene Erinnerungsstücke und Dokumente aus, das Prunkstück der Ausstellung ist ein Tafelklavier aus dem Jahr 1859, auf dem Johannes Brahms Unterricht gab.
Blick ins Museum:
https://brahms-hamburg.de/museum/
Am anderen Ende der Strasse finden sich weitere Museen im Rahmen des Komponistenquartiers.
https://www.komponistenquartier.de/
Brahms-Haus in Dithmarschen bei Heide
Brahms verbrachte in seiner Jugend viel Zeit in Dithmarschen, wo sein Vater herkam. Die Familie Brahms besaß dort ein Haus und Brahms war dort oft bei seinem Großvater. Das Dorf 50 km nördlich von Hamburg. Eine Brahms-Gesellschaft erwarb das Haus 1988 und gestaltete es zu einem Museum aus.
Brahmshaus:
BESUCH BEI LISZT IN WEIMAR
Brahms besuchte Franz Liszt in Weimar, wo er neben dem Hofkapellmeister auch Peter Cornelius und Joachim Raff traf. Liszt spielte Brahms’ Scherzo op. 4. Reményi, der Brahms begleitet hatte, behauptete, dass Brahms dann während Liszts Vortrags der Sonate in h-Moll einschlief, was Liszt (vermutlich neben anderen Dingen) verstimmte und Brahms zog nach kurzer Zeit weiter.
Liszt 1858:
Liszts Haus in Weimar:
BEI DEN SCHUMANNS IN DÜSSELDORF
Brahms besuchte Düsseldorf und wurde von Robert und Clara Schumann herzlich empfangen. Schumann war beeindruckt vom 20-Jährigen und veröffentlichte in der Neuen Zeitschrift für Musik den berühmten Artikel, der in den Worten gipfelte: “Er trug, auch im Äußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: Das ist ein Berufener.”
Wenige Monate später erfolgte Schumanns Selbstmordversuch und seine Einweisung in eine Nervenheilanstalt. Brahms beschloss in die Nähe von Clara und ihrer Familie zu ziehen, um sie zu unterstützen und liess sich in Düsseldorf nieder. Er besuchte Schumann mehrmals in der Anstalt und vertiefte die Beziehung zu Clara.
Darüber, wieweit die Beziehung ging, wird noch heute gerätselt. Insbesondere nach dem Tod von Robert in 1856 wurde die Beziehung sehr eng. Ihr Briefwechsel kann heute nicht mehr beigezogen werden, da die beiden später beschlossen, die Briefe zu vernichten.
Clara Schumann 1853:
ZWISCHENSPIEL IN DETMOLD
In seiner Detmolder Zeit lernt Brahms Agathe von Siebold kennen, die eine schöne Stimme hat. Er verlobt sich gar mit ihr schreibt ihr aber: “Ich liebe dich. Ich muss dich wiedersehen. Aber Fesseln tragen kann ich nicht”, und die Verlobung wird aufgelöst.
Agathe von Siebold:
Brahms nahm in mehreren Winterspielzeiten eine Anstellung als Chorleiter und Musiklehrer am Hof in Detmold an, wo er mehrere Bach-Werke aufführte. Er arbeitete dort am 1. Klavierkonzert, das er im Jahr 1854 begonnen hatte, damals noch geplant als Konzert für zwei Klaviere. Angesichts der Unmöglichkeit des Unterfangens beschloss er es als Klavierkonzert zu schreiben.
Ständige Zweifel liessen ihn das Werk immer wieder überarbeiten. Es sollte bis zur Erstaufführung 5 Jahre dauern.
Residenzschloss in Detmold:
DIE RÜCKKEHR NACH HAMBURG FÜHRT ZU EINER ENTTÄUSCHUNG
1859 kehrte er nach Hamburg zurück. Er hoffte auf eine Anstellung in seiner Heimatstadt als Direktor der Philharmonischen Konzerte oder als Chormeister der Singakademie, wurde aber bei beiden Stellen mangels Erfahrung übergangen. Dies verstimmte Brahms nachhaltig und nach einem ersten Besuch in Wien entschloss er sich 1863 Hamburg den Rücken zu kehren.
Brahms hatte Zeit seines Lebens ein gespanntes Verhältnis zu seiner Heimatstadt, die auch die Ernennung einer Ehrenbürgerschaft 1889 und später das Angebot der Stelle als Leiter des Konzerthauses nicht mehr ändern konnte.
1859 wurde mit dem ersten Klavierkonzert endlich sein erstes grosse Werk der Öffentlichkeit vorgestellt. Doch es wurde sowohl in Hannover wie in Leipzig nicht gut aufgenommen. Brahms, der den Klavierpart spielte, schrieb in einem Brief:
“Noch ganz berauscht von den erhebenden Genüssen, die meinen Augen und Ohren durch den Anblick und das Gespräch der Weisen unserer Musikstadt schon mehrere Tage wurden, zwinge ich diese spitze und harte Sahrsche Stahlfeder, Dir zu beschreiben, wie es sich begab und glücklich zu Ende geführt ward, dass mein Konzert hier glänzend und entschieden – durchfiel.”
BEGINN DER WIENER JAHRE
Zum ersten Mal hatte der 29-jährige Brahms Wien im Jahr 1862 besucht. Als er dort sein g-Moll Klavierquartett an einer Abendveranstaltung präsentierte, soll der Leiter des Konservatoriums und Musiker Joseph Hellmesberger Brahms bereits als Erbe Beethovens ausgerufen haben. Mit diesen Vergleichen tat sich Brahms zwar sein Leben lang schwer, aber er fühlte sich in Wien wertgeschätzt, was von seiner Heimat Hamburg nicht gesagt werden konnte, wo seine Musik auf Skepsis traf und er bei Postenbesetzungen übergangen wurde. So entschloss er sich ein Angebot als Chormeister anzunehmen und siedelte nach Wien um.
Doch Brahms hielt es nicht lange auf den Ämtern auf und wurde ab den 1870er Jahren freischaffender Künstler.
In Wien lernte Brahms 1864 Wagner kennen. Brahms Lebensmittelpunkt blieb bis zu seinem Tode in Wien. Allerdings war Brahms häufig unterwegs, jedes Jahr führten ihn 3-4 Monate in die Sommerfrische und in den Wintermonaten war er oft als Interpret und Dirigent der eigenen Werke unterwegs.
Johannes Brahms 33-jährig:
Wien historisches Foto der Mariahilferstrasse:
Brahms Gedenkstätte im Haydnhaus
Brahms wohnte nach dem Umzug nach Wien in verschiedenen Wohnungen und ab 1872 bis zu seinem Tode 1897 in der Karlgasse 4. Das Haus wurde abgerissen, eine Gedenktafel erinnert an den Standort seiner Sterbewohnung.
Karlsgasse 4 (historisches Foto):
Einrichtungen aus seiner Wohnung sind im Hayndmuseum an der Haydn Gasse 19 zu sehen.
Blick in die Brahms-Gedenkstätte im Haydn Museum:
Hadikgasse 72: Wagner trifft Brahms
Wagner wohnte in dieser Zeit während mehreren Monaten an der Hadikstrasse in sehr luxuriösen Verhältnissen, die er sich wie üblich nicht leisten konnte. Wie immer staffierte er seine Wohnung mit sündhaft teuren Einrichtungsgegenständen aus. Er empfing dort auch den jungen Brahms und arbeitete an den «Meistersingern von Nürnberg». Heute erinnert eine Plakette an diese Zeit mit dem Text: «Der Noth entwachsen Flügel. In diesem Hause schuf 1863-1864 Richard Wagner während der trübsten Zeit seines Lebens an seinem sonnigsten Werke: ‘Die Meistersinger’ von treuen Freunden gestiftet 1902.
SOMMERFRISCHEN IN BADEN-BADEN
Brahms war von 1863 bis 1875 ein regelmäßiger Gast in Baden-Baden. Seine Attraktion war Clara Schumann, Witwe und der (frühere?) Schwarm des 14-Jahre jüngeren Brahms. Viel ist über diese lebenslange Beziehung geschrieben und gerätselt worden. Als Clara 1862 in Baden-Baden ein Haus erwarb, wo sie die Sommermonate mit ihren Kindern verbringen konnte, machte sich Brahms auf die Suche nach einer Bleibe, um in ihrer Nähe zu sein. In den ersten zwei Jahren wohnte er im Hotel Bären danach fand er ein Aufenthaltsort in Form einer Mansardenwohnung bei der Witwe Becker (siehe unten «Brahmshaus»).
Baden-Baden:
Baden-Baden wurde in diesen Jahren sommerlicher Treffpunkt von Adel, Finanz und Kunst und wurde gar «Sommerhauptstadt Europas genannt». Brahms lernte dort Johann Strauss’ Musik lieben, die er oft vom Kurorchester gespielt und von Strauss persönlich dirigiert hörte. Er verbrachte sieben Sommer in Lichtental (heute ein Ortsteil von Baden-Baden), sein Schwerster war der Sommer 1870. Brahms schwärmte für Claras Tochter Julie und schrieb, auf Wolke sieben schwebend, die sogenannten Liebeslieder-Walzer. Geschockt musste er aber erfahren, dass sie sich verlobt hatte. Seine Schmerzen verarbeitete er mit der düsteren «Alt-Rhapsodie», basierend auf Goethes Textvorlage, die mit den Worten «Aber abseits, wer ist’s?» beginnt, und das Leben eines Einzelgängers thematisiert. In der Folge wurde Brahms anlässlich der Hochzeit noch Trauzeuge, da Julie nichts von der Schwärmerei zu ihr wusste. Als er in der Hochzeits-Zeremonie seinen Namen und Beruf angeben musste, scheint er in seinem Gram so undeutlich gesprochen zu haben, dass seine Angaben mit «Komponist Schrams» festgehalten wurden.
Julie Schumann:
Brahmshaus Lichtental
Brahms Bleibe bei der Witwe Becker, das Brahmshaus, steht auf einem Hügel, über dessen Aussicht Brahms geschwärmt hatte. Brahms bevorzugte für seine Sommerfrischen stets, abseits im Grünen gelegene, eher einfache und gemütliche Behausungen. Das Haus in Lichtental ist noch heute unverändert. Es wurde 1966 von der Brahms-Gesellschaft aufgekauft, renoviert und als Gedenkstätte eingerichtet und ist ein beliebtes Reiseziel der Touristen aus Baden-Baden. Er verbrachte hier sieben Sommer zwischen 1865 und 1874. Viele Details sind liebevoll hergerichtet worden, wie zum Beispiel die blauen Gardinen, die nach einem Muster, das eine Verehrerin aufbehalten hatte, nachproduziert wurde und den «blauen Salon» wiederaufleben lässt.
Brahmshaus, Maximilianstraße 85:
https://brahms-baden-baden.de/museum/
URAUFFÜHRUNG DES DEUTSCHEN REQUIEMS
1868 fand die «offizielle» Uraufführung des Deutschen Requiems unter der Leitung von Johannes Brahms statt. Aufführungsort war der Bremer Dom. Brahms hatte schon in den fünfziger Jahren mit der Komposition und Zusammenstellung der Texte begonnen, das Werk ruhte dann für mehrere Jahre. Erst der Tod seiner Mutter 1865 gab den Anstoss für die Weiterarbeit.
Als 1868 die Uraufführung im Bremer Dom von statten ging sass neben Clara Schumann auch sein Vater im Publikum. Die triumphale Aufnahme des Werks in diesem grossartigen kirchlichen Bauwerk. wurde eine grosse Genugtuung für den Hamburger und Wahl-Wiener, der bisher im Norden Deutschlands nicht die Anerkennung fand und war eine der grössten Momente seines Lebens.
Bremer Dom:
URAUFFÜHRUNG DER ERSTEN SINFONIE
Auf die erste Sinfonie musste die Welt lange warten. Der Erwartungsdruck lastete schwer auf dem Komponisten und die Komposition fiel ihm schwer, die Entstehungsgeschichte der ersten Sinfonie ist denn auch reichlich verworren. Brahms’ erste Versuche gehen auf die frühen sechziger Jahre zurück (vermutlich entstand der erste Satz in dieser Zeit). Im Jahr 1868 schrieb Brahms Clara den berühmten Geburtstagsgruß mit dem Alphornthema aus dem 4. Satz:
Er hatte dieses Motiv während seines Aufenthalts in Thun von einem Alphorn gespielt gehört und hatte es geistesgegenwärtig notiert. Wann er mit der Arbeit zur seiner Ersten begonnen hatte ist unklar, auf jeden Fall arbeitete er 1876 im Rügener Sassnitz an der Sinfonie und beendete sie, mittlerweile 43-jährig, in Baden-Baden.
Die Uraufführung verlegte er bewusst ins provinzielle Karlsruhe, da er vor einer Uraufführung in Wien zurückschreckte. Das Werk wurde geteilt aufgenommen, die einen beklagten die Düsternis des Werks, selbst Clara Schumann war irritiert als Brahms ihr die Sinfonie auf dem Klavier vortrug. Die anderen (wie der berühmte Wiener Kritiker Hanslick) sahen Brahms als legitimen Nachfolger Beethovens. Hans von Bülow sprach sogar von “Beethovens Zehnter”, nicht zuletzt weil die Themen an Beethoven erinnert, sogar Brahms meinte, dass jeder Dummkopf die Nähe des Hauptthema des vierten Satzes zum Thema des letzten Satzes von Beethovens Neunter erkennen könne.
Eduard Hanslick:
Karlsruhe, Badisches Staatstheater
Brahms knüpfte in Baden-Baden Kontakt mit Hermann Levi, dessen Karlsruher Orchester oft im nahen Baden-Baden spielten. Im Karlsruher Hoftheater wurde denn auch die erste Sinfonie von Brahms 1876 uraufgeführt, die Brahms zuvor in Lichtental fertiggestellt hatte.
Das damalige Hoftheater wurde im zweiten Weltkrieg zerstört, die Ruinen wurden 1963 abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt. Das Staatstheater ist ein renommiertes Mehrspartentheater, zu Ehren Hermann Levis wurde der Platz vor dem Theater nach Hermann Levi benannt.
Badisches Staatstheater:
SONNIGE WERKE AUS DER SOMMERFRISCHE IN PÖRTSCHACH
Wenn man den Beginn des Adagios von Brahms Violinkonzert anhört, dann weiss man wie sich Brahms in Pörtschach gefühlt haben muss. Das Thema ist so wunderschön und romantisch, dass der berühmte Violist Pablo de Sarate sich weigerte, das Violinkonzert zu spielen, da die Melodie von der Oboe vorgetragen wird. Als Brahms 1877 zum ersten Mal aus dem Zug in Pörtschach ausstieg schrieb er: «Der erste Tag war so schön, daß ich den zweiten durchaus bleiben wollte, der zweite so schön, daß ich für’s erste weiter bleibe!».
Die Sommermonate in Pörtschach waren sehr produktiv und es entstanden viele Werke, neben dem erwähnten Violinkonzert (1878), war die sonnige 2. Sinfonie (1877) das wichtigste Werk aus diesen Aufenthalten.
Wörthersee:
Schlosshotel Leonstain
Brahms wohnte zuerst in der Hausmeisterwohnung im Schloss Leonstain (das heute ein Schlosshotel ist), ab dem nächsten Sommer in einer Pension, sein Mittagessen nahm er im weissen Rössl ein. Letztere beiden Gebäude stehen nicht mehr. Wie immer stand Brahms früh auf, machte seinen Spaziergang, schwamm frühmorgens im See (Brahms war ein Nacktbader) und sass nach dem Frühstück schon um 7 Uhr am Schreibtisch und nutzte den Morgen um zu komponieren.
Schlosshotel Leonstain:
Musikalischer Exkurs: Adagio aus Brahms’ 2. Violinkonzert
Brahms konsultierte bei der Komposition des Violinkonzerts mehrmals seinen Freund und Violinvirtuosen Joseph Joachim, der das Werk bei seiner Uraufführung in Leipzig auch spielte. Das Violinpart wurde des öfteren als unspielbar und gegen die Violine geschrieben gebrandmarkt, so dass Brahms davon Abstand nahm, ein zweites Violinkonzert folgen zu lassen.
Adagio Violinkonzert – Giulini / Perlmann
UMJUBELTE URAUFFÜRUNG DER ZWEITEN SINFONIE IN WIEN
Der Musikvereinssaal wurde 1870 eröffnet und dessen Akustik wurde gepriesen. Ein Hohlraum unter dem hölzernen Boden erzeugt einen Resonanzraum und die aufgehängte Kassettendecke aus Holz erzeugt perfekte Schwingungen. An diesem Ort werden die zweite und dritte Sinfonie Brahms uraufgeführt, beides Mal dirigiert von Hans Richter.
Brahms wagte 1877 die Uraufführung seiner zweiten in Wien und sie wurde sogleich umjubelt. Der Gegensatz zur eher düsteren ersten Sinfonie war gross und die zweite wurde seiner populärsten Sinfonie.
Brahms dirigierte in den siebziger Jahre oft im Musikvereinssaal und war mehrere Jahre für die Programme zuständig, wo er Traditionalisten förderte und Neudeutsche unter den Teppich kehrte.
Gebäude des Musikvereins:
Musikvereinssaal
Brahms, der während dreier Jahren auch Funktionen des Musikvereins übernommen hatte, verfügte testamentarisch, dass sein akribisch verwalteter Nachlass dem Musikverein (der Gesellschaft der Musikfreunde) übergeben werden soll. Dieser Nachlass befindet sich heute im Musikvereinsgebäude und ist die einzige Dokumentation eines Musikers, die zentral an einem Ort gesammelt ist.
Musikvereins-Saal:
Der Musikvereinssaal ist noch immer der Aufführungsstandort der Wiener Philharmoniker.
KÜNSTLERISCHE PARTNERSCHAFT IN MEININGEN
Das Meininger Orchester gehörte Ende des 19. Jahrhunderts zu den besten Europas. Der kunstsinnige Souverän Georg II, genannt der «Theaterherzog» förderte die Künste und Hans von Bülow führte es ab 1880 zur grössten Blüte. Die beiden setzten sich leidenschaftlich für Brahms Werk ein und der Komponist dirigierte das Orchester mehrmals in Meiningen und auf Tourneen. Insgesamt hielt sich Brahms etwas 100 Tag in Meiningen auf.
Der Herzog stellte das Orchester auf für sogenannte Werkstätten zur Verfügung und so erlebte Brahms 2. Klavierkonzert hier seine nicht-öffentliche Uraufführung. Als Höhepunkt der Verbindung der Meininger zu Brahms war das Hoftheater der Uraufführungsort seiner 4. Sinfonie, vom Komponisten selbst dirigiert. Diese in Mürzzuschlag komponierte Sinfonie hat musikhistorisch eine herausgehobene Bedeutung, es war Brahms letzte Sinfonie und vielleicht die letzte der Klassischen Sinfonien von dem Typus, der mehr als 100 Jahre zuvor von Haydn begründet wurde.
Interessanterweise war der potentielle Nachfolger Brahms’ in Meiningen zugegen, denn Brahms lernt in diesen Jahren Richard Strauss im Meiningen kennen, der 1885 als Nachfolger von Bülows Kapellmeister in Meiningen wird. Brahms soll Strauss auch ein «Ganz hübsch, junger Mann» zu seiner f-moll Sinfonie zugestanden haben (was aus dem Munde Brahms’ ein Kompliment war). Strauss bis dahin Brahmsianer, wird in diesem Jahr aber unter dem Einfluss des Konzertmeisters Ritters zum Wagnerianer und wechselte von der Sinfonie zur Form der sinfonischen Dichtung.
Brahms schrieb später für den glänzenden Klarinettisten des Meininger Orchester, Richard Mühlfeld, vier Werke für Klarinette.
Meiningen:
Meininger Staatstheater
Die Meininger Hofkapelle hat ihren ursprünglichen Namen 2006 wieder aufgenommen, das ursprüngliche Theater war 1908 abgebrannt und durch einen Neubau ersetzt, der durch die Sanierung 2011 die ursprüngliche Fassade wiederherstellte. Hier fand die Uraufführung von Brahms 4. Sinfonie statt.
Das hochstehende Theater bietet heute sowohl Konzerte wie auch Musiktheater an.
Meininger Staatstheater:
https://www.meininger-staatstheater.de/start/index.html
Brahms Denkmal
Die Bronzebüste im Englischen Garten stammt aus dem Jahr 1898 und war das erste Denkmal, welches nach dem Tode Brahms erstellt wurde.
Brahms Denkmal:
Schloss Elisabethenburg
Das Herzogpaar befreundete sich mit Brahms und so besuchte der Künstler das Ehepaar öfters und übernachtete auch im Schloss. Dieses Barockschloss ist heute als Museum eingerichtet und hat eine reiche Kunstsammlung und bietet auch Ausstellungsobjekte der Theater- und Musikgeschichte.
Schloss Elisabethenburg:
https://www.meiningermuseen.de/
SOMMERFRISCHEN IN MÜRZZUSCHLAG
Mürzzuschlag gehört zu dem exklusiven Kreis von Sommerfrischen, die Brahms in seinem Leben bewohnt hat, um sich der Komposition zu widmen. Er nutzte die beiden Sommer 1884 und 1885 um hier seine vierte Sinfonie und mehr als 2 Dutzend Lieder zu komponieren.
Mürzzuschlag:
Brahmshaus
Die Brahmsgesellschaft hat aus dem ehemaligen Brahmswohnaus 1991 ein Brahmsmuseum gemacht. Dort wird anhand von Dokumenten und persönlichen Gegenständen das Leben Brahms aufgezeigt und anhand vieler Tonaufnahmen kann der Besucher in das Werk eintauchen. Das Schmuckstück der Ausstellung befindet sich im Musiksalon, do der originale Streicher-Flügel steht, auf welchem Brahms 1889 seine einzige Schallplattenaufnahme auf Wachszylinder einspielte.
Ein Blick ins Museum:
Brahmsweg
Viele seiner Kompositionen hat sich Brahms zuerst auf seinen langen Spaziergängen erdacht, dessen Wege bekannt sind. Die Gemeinde hat auf einem von Brahms vielbegangenen Spazierwegen einen Parcours mit 21 Stationen, Informationstafeln und einem Komponier Spiel gemacht, welches hervorragend geeignet ist für Familien mit Kindern.
Auf dem Spazierweg:
http://www.brahmsmuseum.at/new/index.php/museum/brahmsweg
Brahms festival
Alle zwei Jahre wird ein internationales Brahmsfest veranstaltet. Dabei sind in der ersten Septemberhälfte während 5 Tagen im Kunsthaus Mürz und im Brahmsmuseum Mürzzuschlag Kammermusikwerke von Brahms und weiteren Komponisten sowie Vorträge zu hören.
http://www.brahmsmuseum.at/new/index.php/konzerte/brahmsfest
SOMMERFRISCHEN IN BAD ISCHL
Brahms Sommermonate waren Zeit seines Lebens seine produktivsten Komponier Zeiten, die er in Sommerfrischen zu verbringen pflegte. Bad Ischl war der Ort, an dem er mit 10 Besuchen die meisten Sommer verbracht hat, von 1889-1896 gar allsommerlich. Meist wohnte er an der Salzburgerstrasse (siehe unten «Brahmsvilla»), die etwas ausserhalb stand, damit er bei Sonnenaufgang gleich seine Spaziergänge in die Natur machen konnte, bei denen er seinen musikalischen Gedanken nachging, die er dann im «Komponier Häusl» morgens zu notieren pflegte.
Hier entstand viel Kammermusik, von den grossen Formen hatte er sich 1887 mit dem Doppelkonzert verabschiedet. Den Nachmittag und den Abend pflegte er gesellig zu verbringen, häufig hatte er Besuch von Wiener Freunden oder schaute bei anderen Kurgästen vorbei, wie beispielsweise bei seinem Freund Johann Strauss.
Der letzte Besuch im Jahr 1896 war schmerzlich, denn einerseits erfuhr Brahms von Hinschied Clara Schumanns und seine Gelbsucht manifestierte sich deutlich, der Vorbote des Leberkrebses, den ihn ein Jahr später das Leben kosten sollte.
Bad Ischl:
Brahmsvilla
Brahms’ «Komponier Häusl» befand sich etwas ausserhalb Ischls. Zwar genoss er die Geselligkeit Bad Ischls, doch er brauchte auch seine Ruhe fürs Komponieren. Die hatte zwar nicht immer, denn die Wirtsleute hatten viele Kinder. Um sich trotzdem etwas abzuschotten buchte er vier Zimmer, der wichtigste Trumpf war jedoch der Hinterausgang. Sobald ihn jemand besuchen wollte, der ihm nicht genehm war, konnte er Reissaus nehmen. Hier, in dieser eher einfachen Behausung verbrachte er die meisten seiner Ischler Sommerfrischen. Das Haus war dannzumal an der Salzburgerstrasse, die heute Vorsteherweg (3) heisst. Das Haus steht heute in renovierter Form noch immer. Eine Gedenktafel erinnert an den berühmten Bewohner.
Brahmsvilla (historisches Foto):
BRAHMS TRIFFT AUF BRUCKER – KULTURKAMPF ZWISCHEN DEN NEUDEUTSCHEN UND DEN TRADITIONALISTEN
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war in der Musikwelt der Streit zwischen den Neudeutschen und den Traditionalisten die wichtigste künstlerischen Auseinandersetzung. Während die Neudeutschen um Liszt und Wagner den romantischen Formen des Musikdramas und der sinfonischen Dichtung das Wort redeten, wollten die Traditionalisten um Brahms und Hanslick die alten Formen wie Sinfonien und Konzerte weiterentwickeln. Ironischerweise beriefen sich beide Gruppen auf Beethoven.
Zeitgleich mit Brahms lebte in Wien ein Neudeutscher, der das gar nicht sein wollte. Bruckner war zwar ein glühender Wagner Bewunderer, wollte aber seine Ruhe haben und nicht in den Kulturkampf hineingezogen werden. Brahms hatte sich mehrmals negativ über Bruckner geäussert, während Bruckner sich höflich zurückhielt.
Eines Tages sassen Bruckner und Brahms sogar in ihrem Lieblingsbeisl (dem roten Igel) zusammen, doch eine Annäherung fand nicht statt. Lediglich beim Bestellen des Essens bemerkten sie, dass sie dasselbe Leibgericht hatten, «Geselchtes mit Knödel» (siehe Bild unten).
Gruppenfoto Brahms (rechts unten) und Hanslick (sitzend neben Brahms):
Zum roten Igel (steht heute nicht mehr):
Geselchtes mit Knödel:
Anton Bruckner (1896):
TOD IN WIEN
Brahms hatte im Musikvereins-Saal seinen letzten öffentlichen Auftritt am 7. März 1897. Es war einen Monat vor seinem Tod und Brahms war bereits von der Gelbsucht gezeichnet und geschwächt, als Hans Richter seine Sinfonie Nr. 4 dirigierte; nach jedem der vier Sätze gab es eine Ovation.
Er starb am 3. April 1897 in seiner Wohnung an der Karlsgasse. Nach damaliger Diagnose an einem Leberkrebs, heute vermutet man einen Pankreas-Krebs.
Brahms auf seinem Sterbebett:
Zentralfriedhof
Brahms wurde in einem Ehrengrab im Wiener Zentralfriedhof bestattet.
https://www.wienmuseum.at/de/standorte/haydnhaus
Brahms’ Grab:
Brahms Denkmal am Karlsplatz
Am Karlsplatz beim Resselpark befindet sich das 1908 aufgestellte Denkmal von Brahms. Zu seinen Füssen liegt eine untröstliche Muse der Tonkunst mit einer Lyra. Die Figuren sind aus Marmor und die Stufen aus Granit.
Brahms monument:
Brahms Factsheet
Wo ist Brahms geboren?
Hamburg
Wie hiess seine Frau?
Brahms hat nie geheiratet. Seine wichtigste Beziehung war mit Clara Schumann, jedoch ist unklar wie ihre Beziehung war.
An welchen Orten lebte Brahms?
Hamburg, Düsseldorf, Wien. Dazu wohnte er in den Sommermonaten meistens mehrere Monate in Sommerfrischen. Bad Ischl und Baden-Baden waren seine meistbesuchten Orte.
Welches waren seine wichtigsten Werke?
Seine 4 Sinfonien, die beiden Konzerte für Klavier und das für Violine, das deutsche Requiem und sein Liedschaffen
Wo ist Brahms gestorben?
In seiner Wiener Wohnung an der Karlsgasse
Wo befindet sich sein Grab?
Im Zentralfriedhof in Wien.
Wie alt wurde Brahms?
64 Jahre
Welches war die Todesursache von Brahms?
Nach damaliger Diagnose an einem Leberkrebs, heute vermutet man einen Pankreas-Krebs.
Welches war das Todesdatum von Brahms?
3. April 1897
Welches war Brahms’ wichtigster Rivale?
Brahms pflegte eine Rivalität mit den Neudeutschen um Wagner und Liszt, auch über Bruckner hatte er sich mehrmals negativ geäussert.
Mit welchen Künstlern hat sich Brahms besonders gut verstanden?
Brahms lernte Schumann kennen, doch seine Freundschaft dauerte wegen dessen Erkrankung nur ein Jahr. Er schätzte auch die Musik von Johann Strauss ungemein. Er verhalf dem lange unbekannten Dvorak mit positiven Rezensionen.
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