opera-inside, L'italiana in algeri, Rossini, Synopsis, handlung

Online Opernführer & Handlung zu  Gioacchino Rossinis L’ITALIANA IN ALGERI

Die Musik der Italiana in Algeri ist hinreißend, sie sprüht vor Witz und Melodie –  das Finale des ersten Aktes darf als Erfindung der Slapstick Komödie schlechthin gelten. Für die weibliche Hauptrolle schuf Rossini den Stimmtypus des Koloratur Mezzosoprans, dem er wenige Jahre später mit der Rosina aus dem Barbiere und der Angelina aus der Cenerentola weitere Denkmäler schaffen wird.

 

 

 

Inhalt

Handlung

Kommentar

♪ Akt I  (Entführung)

♪ Akt II  (Flucht)

 

Aufnahme Empfehlung

Aufnahme Empfehlung

 

Höhepunkte

Ouvertüre

Languir per una bella

Cruda sorte … Gia so per pratica

Ai cappricci della sorte

Nella testa ho un campanello (Crescendo Akt I)

Per lui che adoro

Pensa alla patria

 

 

 


 

 

 

 

 

 

URAUFFÜHRUNG

Venedig, 1813

LIBRETTO

Angelo Anelli

HAUPTROLLEN

Mustafà, Bey von Algier (Bass) - Elvira, Gattin Mustafas (Sopran) - Zulma, Sklavin Elviras (Mezzosopran) - Haly, Hauptmann der algerischen Korsaren (Bass) - Lindoro, Gefangener und Sklave von Mustafà - Isabella, Italienerin und Geliebte von Lindoro (Mezzosopran) - Taddeo, Begleiter Isabellas (Bass)

AUFNAHME EMPFEHLUNG

DG, Agnes Baltsa, Enzo Dara, Ruggero Raimondi und Frank Lopardo unter der Leitung von Claudio Abbado und den Wiener Philharmoniker und dem Chor der Staatsoper

 


KOMMENTAR

 

Rossinis Durchbruch als Komponist

Die Komposition der Italiana in Algeri brachte dem erst 21 jährigen Gioacchino Rossini 1813, notabene dem Geburtsjahr Wagners und Verdis, den endgültigen Durchbruch als Opernkomponist. Zusammen mit seiner ernsten Oper Tancredi brachte dieses Werk 1813 den Namen Rossinis endgültig in die erste Reihe der Opernkomponisten. Rossini arbeitete in diesen Jahren wie ein Besessener: im Jahr zuvor erblickten 6 Opern das Licht der Welt und 1813 zählen wir 4 Werke. Sein enormes Arbeitstempo ist Legende. Nach dem Erfolg der Uraufführung des Tancredi an der Venezianischen Oper im Februar, wurde er im selben Monat angefragt, kurzfristig ein weiteres Werk beizutragen. Er machte sich sogleich an die Arbeit und scheint diese Oper in der Zeitspanne von weniger als eines Monats aufs Papier gebracht zu haben, ohne dass er auf frühere Werke zurückgreifen musste. Schon im Mai erfolgte die Uraufführung des Werks, welche zu einem großen Erfolg für den noch jungen Komponisten wurde.

 

 

Rossinis “Erfindung” des dramatischen Koloratur-Mezzosoprans

Rossini schrieb die Rolle der Isabella für einen Mezzosopran mit großartiger Koloraturfähigkeit. Die erste Isabella war Marietta Marconi, dem Gerücht nach eine Geliebte Rossinis. Wenige Jahre später trat Maria Malibran in sein Leben und war die Sängerin seiner Wahl, als er den Barbiere schrieb. Die Malibran war ein Koloratur Mezzo und auch sie wurde seine Geliebte. 1822 wurden die beiden sogar Mann und Frau. Nach der Isabella und der Rosina schrieb Rossini mit der Cenerentola eine weitere grossartige Rolle für diesen Stimmtypus, der die Opernpraxis der kommenden Jahre mitprägte. Mit dem Aufkommen des Verismo gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts kam Rossinis Musik aus der Mode und beinahe alle seine Belcanto Opern verschwanden aus dem Repertoire. Mit Conchita Supervias Isabella der zwanziger Jahre und Maria Callas Rosina der fünfziger Jahre setzte eine regelrechte Rossini Renaissance ein, für auch Namen stehen wie Teresa Berganza, Agnes Baltsa, Lucia Valenti-Terrani etc.

 

 

Rossinis Slapstick Stil

Das Finale des ersten Aktes ist ein gigantisches Knäuel von verwickelten Handlungssträngen. Die Librettisten schaffen eine Konfusion, die Rossini zu einem seiner grandiosen Aktschlüsse inspirierte. Wie weit weg sind wir von Mozarts “Entführung aus dem Serail”, dessen Mittelpunkt das Humanitäre der Aufklärung ist, und dessen Appell die Verständigung der Kulturen ist (aber ebenso voll Stereotypen steckt!). Rossini ist hier ganz Komödiant und Theatermensch. Aber, und das ist das Grossartige an Rossini, es ist grossartige Ton-Kunst im Kleid der Komödie. Rossini ist ein Komponist, dessen Musik stets über dem Inhalt steht.  Schopenhauer sprach über Rossinis “Gleichgültigkeit” zu seinem Libretto, seine Musik spreche seine ganz eigene Sprache.

 

 

Das Libretto

Aufgrund der Zeitknappheit recyclierte Rossini ein Opernsujet, welches 5 Jahre zuvor schon von einem andern Komponisten vertont wurde, was auch zu etwelchen Zwist führte (siehe den Abschnitt zu «Pensa alla patria» weiter unten).  Der Librettist des Werks hieß Angelo Anelli, es thematisiert die Verschleppung von Italienern durch Korsaren nach Algerien und deren Rettung.

 

 

Die Parallele zu Mozarts Entführung aus dem Serail

Die Parallelen zwischen den beiden Werken sind augenfällig, die Handlung und das Sujet der beiden Opern sind nahezu deckungsgleich.  In dem Jahrzehnt vor dem Kompositionsjahr 1782 von Mozarts Oper war in Europa alles Türkische en vogue, man gedachte der 100 Jahre zurückliegenden letztmaligen Belagerung von Wien durch die Türken. Das Gedenken an diese Zeit setzt sich zusammen aus einer Mischung aus Spott (das Osmanische Reich hatte sich weitgehend aufgelöst) und Faszination für das Exotische und die Schönheit der maurischen Kultur. 20 Jahre später war Napoleons Ägypten Expedition um die Jahrhundertwende neuerlicher Auslöser des Interesses am Sujet dieser Kultur. Levantische Räubergeschichten waren beliebte Roman Sujets, Piraterie war in dieser Zeit in Nordafrika tatsächlich an der Tagesordnung, und der Freikauf von verschleppten Europäer durchaus üblich.

 

 

 

 

 

 

 


 

Die Ouvertüre mit dem Überraschungseffekt

Die Ouvertüre ist eine der berühmten Rossini Ouvertüren und in Konzerten oft gespieltes Musikstück. Es beginnt mit einem leisen Pizzicato und überrascht den Hörer nach wenigen Takten mit einem Fortissimo. Rossini war ein Bewunderer Haydns und ließ sich vom Komponisten der Überraschungssinfonie zu diesem Effekt inspirieren.

Introduzione  –  Prêtre

 

 

Elvira ist in gedrückter Stimmung

Handlung: Im Palast des Bey. Elvira, die Frau des Herrschers sitzt zusammen mit ihrer Bediensteten Zulma auf einem Sofa. Sie ist bedrückt, denn sie spürt, dass Ihr Gatte sie nicht mehr liebt.

Serenate il mesto ciglio  –  Giulini

 

 

Mustafa schimpft über seine Gattin

Handlung: Als Mustafa erscheint, schimpft er über die Anmaßungen der Frauen und will nichts mehr von seiner Gattin Elvira hören.

Delle donne l’arroganza – Ganzarolli

 

Handlung: Mustafa plant, seine Frau dem Sklaven Lindoro weiter zu reichen. Er wirft alle ausser Haly aus dem Saal. Er beauftragt den Kapitän seiner Korsaren eine der feschen Italienerinnen zu erbeuten, die die Herzen der Männer höherschlagen lässt. Sie soll dann als Ersatz für seine Frau dienen.

 

 

Lindoros Verzweiflung – Die Cavatina mit den vielen hohen C’s

Handlung: Im Palast befindet sich auch der Sklave Lindoro, ein Italiener, der drei Monate zuvor erbeutet wurde. Er sehnt sich nach seiner Geliebten in Italien.

Als eine der Hauptrollen bekommt Lindoro einen großen Auftritt in Form einer «Scena ed aria». Diese besteht aus einer langsamen Cavatina («Languir per una bella») und einer schnellen Caballetta («Se inclinassi a prender moglie»).

Mit der elegischen Cavatina des Lindoro präsentiert Rossini einen nachdenklichen Charakter. Für Rossini hatte auch das Innen gerichtete und elegische Platz in einer Buffo Oper. Lindoro und Isabella sind die einzigen Charaktere der Oper, die sowohl ernste wie auch heitere Aspekte verkörpern und so Tiefgang bekommen und in der Rossinischen Hierarchie über allen anderen Figuren stehen.

Die Elegie des Lindoro wird mit einer schönen Waldhorn Melodie eingeleitet. Diese Cavatine ist ein veritabler Parforce Ritt für den Tenor. Sie ist in einer sehr hohen Tessitura geschrieben, der Tenor singt dauernd über dem F und öfters sogar in den Regionen des C und D. Dazu kommen viele vertrackte Verzierungen und Skalen.

Wir hören Juan Diego Florez, der Rossini Tenor des 21. Jahrhunderts. Seine Technik ist überragend und er meistert diese Arie mit einer Perfektion, die besticht. Seine hohen Töne produziert er scheinbar mühelos und die Verzierungen sind perfekt.


Languir per una bella  –   Florez

 

Handlung: Lindoro erfährt von Mustafà, dass er mit Elvira verheiratet wird. Lindoro ist verzweifelt, er versucht sich herauszureden, indem er versucht dem Bey klarzumachen, dass er sehr wählerisch ist. Doch Mustafà erklärt, dass die Zukünftige alle schönen Qualitäten in sich vereint.

Wir hören in dieser Arie Luigi Alva, einer der großen Rossini der Tenöre der siebziger Jahre, wie Florez auch ein Peruaner.

Se inclinassi a prender moglie  –  Alva/Corena

 

Wir hören als zweite Variante die Interpretation von Juan Diego Florez.

Se inclinassi a prender moglie  –  Florez / Doss

 

 

Isabella wird erbeutet – Rossini «erfindet» den Koloratur Mezzosopran

Handlung: Mittlerweile sind Haly und seine Korsaren auf ein italienisches Schiff gestoßen, das Opfer eines Sturms wurde. Sie rauben alle Habseligkeiten und nehmen die Menschen des Schiffes fest. Unter den erbeuteten Frauen befindet sich Isabella. Sie ist die Geliebte des Lindoro. Sie hatte sich auf den Weg gemacht, ihren Geliebten aus der Gefangenschaft zu befreien. Nun ist sie selbst in die Hände von Musulmanen gelangt. Ihr ist klar, Es gilt nun kühlen Kopf zu bewahren und geschickt die Waffen der Frau einzusetzen.

Auch Isabella bekommt für Ihren ersten Auftritt eine große Scena ed aria. Am Beispiel der langsamen Cavatine (auch cantabile genannt)  “Cruda sorte” hören wir Rossinis Koloraturmusik. Dabei sind Koloraturen nicht nur technische Vorgaben (eine schnelle Abfolge von Tönen mit kurzen Notenwerten gleicher Länge), sondern es steckt eine ganze Musikkultur dahinter, die ihm Belcanto verwurzelt ist. Deren Kunstfertigkeit wurde unter anderem durch die Kastraten über mehr als einhundert Jahre entwickelt und zur Perfektion gebracht.

Marylin Horne war eine der Sängerinnen, die die Rossini-Renaissance mit ihrer Kunstfertigkeit befeuerte. Ihre Koloraturtechnik war meisterhaft. Leichtigkeit und Perfektion ihrer Stimme lässt sich im folgendem Ausschnitt bestaunen. Für viele Expertin gilt sie als die technisch perfekteste Koloratursängerin der Nachkriegszeit.

Cruda sorte … Gia so per pratica  – Horne

 

Sie hören eine zweite Interpretation dieses Stücks von Jennifer Larmore. Die Amerikanerin aus den Südstaaten beeindruckt mit stimmlicher Power und Koloraturfertigkeit.

Cruda sorte … Gia so per pratica  – Larmore

 

 

Isabella schlägt sich mit ihrem Verehrer Taddeo herum

Handlung: Isabella wird auf Ihrer Reise von ihrem hartnäckigen Verehrer Taddeo begleitet. Isabella gibt ihn als ihren Onkel aus. Als Haly erfährt, dass Isabella Italienerin ist, eröffnet er ihr, dass sie die Auserwählte des Bey sein wird und man sie in seinen Serail bringen werde. Der eifersüchtige Taddeo verflucht das Schicksal, das sie in die Hände des Beys gebracht hat. Doch die beiden müssen sich zusammenraufen und das Abenteuer gemeinsam bestehen.

Für dieser Auftritt der beiden erbeuteten Italiener schrieb Rossini ein großartiges Duett. Es gibt den beiden Figuren eine grossartige Gelegenheit, zu schönster Musik ihre Singkunst gekonnt und effektvoll zu inszenieren. Wir hören 2 Interpretationen aus 2 verschiedenen Epochen.

Im ersten Beitrag können Sie Conchita Supervia kennenlernen eine  Sängerin der zwanziger Jahre in ihrer vielleicht bekanntesten Rollen als Isabella. Ihr Duett mit Vincenzo Bettoni «Ai cappricci della sorte» ist großes Kino, sie hat trotz des Aufnahmejahres 1928 eine gute Tonqualität. Sie holte diese Oper im Alleingang wieder aus dem 50 jährigen Dornröschen Schlaf. Jürgen Kesting kommentiert diese Aufnahme in «Die großen Sänger des 20. Jahrhunderts»: «Wenn  Conchita Supervia als Isabella gegenüber Taddeo sagt, dass ein törichter Liebhaber eine Qual ist («sciocco amante») und dass sie lieber einen Türken wolle als einen Tölpel («meglio un turco che un briccone»), so sieht man die tragikomische Szene vor sich mit den Händen und dem ganzen Körper und der Erregung des Tonfalls. Sie führt Musik nicht nur aus, sondern auf.»

Ai capricci  –  Supervia/Bettoni

 

Als Vergleich dazu hören Sie die Interpretation aus der viel gepriesene Aufnahme von Abbado aus den 70er Jahren mit den beiden renommierten Rossini Interpreten Dara und Baltsa.

Ai cappricci della sorte –  Dara/Baltsa

 

 

Mustafa ist voller Vorfreude

Handlung: Zurück im Palast des Bey. Mustafa verspricht Lindoro, dass er nach Italien zurückkehren dürfe, wenn er Elvira mitnimmt. Lindoro bleibt keine andere Wahl als zu akzeptieren und Mustafa informiert Elvira, dass sie in Bälde nach Italien verschifft werde. Da trifft Haly ein mit der Meldung, dass ein Prachtexemplar von einer Italienerin erbeutet worden sei. Mustafa platzt beinahe vor Vorfreude.

Die Arie des Mustafa ist aufgrund der schwierigen Verzierungen sehr anspruchsvoll. Die Rolle des Mustafa ist für einen Basso cantante geschrieben, also einen Bass mit Höhe und Beweglichkeit der Stimme.

Già d’insolito ardore nel petto  –  Ragazzo

 

 

Handlung: Lindoro, Zulma und Elvira packen ihre Koffer. Elvira will Mustafa noch ein letztes Mal sehen.  Lindoro kann nicht verstehen, dass Elvira Mustafa nachtrauert, sie sei doch jung, schön und reich, sie erwarte ein grossartige Zukunft in Italien.

 

 

Isabella wird Mustafa präsentiert

Handlung: Die Eunuchen erscheinen und preisen Mustafa, die Geißel der Frauen.

Rossinis Libretto steckt voller Stereotypen. Der Chor der Eunuchen gehört dazu.

Viva il flagel delle donne

 

Handlung: Isabella wird dem Bey vorgestellt. Dieser ist hin und weg. Isabella erkennt rasch, dass sie einen Einfaltspinsel vor sich hat, den Sie überlisten kann. Taddeo platzt in das Rendez-vous der Beiden. Der verärgerte Mustafà will den Eindringling umgehend pfählen lassen, was Isabella mit der Bemerkung, dass er ihr Onkel sei, gerade noch verhindern kann. Nun erscheinen auch noch Elvira, Zulma und Lindoro um sich vom Bey zu verabschieden. Als Isabella und Lindoro sich erkennen, sind sie perplex.

Diese Stelle ist eine sogenannte «Colpo di scena», eine theatralische, überraschende Wendung der Handlung, modelliert in einer Szene in der die Zeit eingefroren scheint und alle von der Überraschung überwältigt sind. Eine Gelegenheit für ein schönes und effektvolles Ensemblestück.

Confusi e stupidi

 

 

 

Rossini erfindet das «Rossini Crescendo»

Handlung: Um Zeit zu gewinnen, fragt Isabella wer die drei seien. Als Mustafa ihr die Sachlage erklärt, ersinnt Isabella schnell eine List. Sie verlangt vom verdutzten Mustafa, dass Mustafas Frau Elvira hierbleiben müsse und dass sie Lindoro als ihren persönlichen Sklaven behalten werde. Als Mustafa protestiert, erklärt Isabella dem fassungslosen Bey, dass er nichts von Liebe verstehe und zum Teufel gehen soll. Nun ist allen klar, dass Isabella innert kürzester Zeit aus dem Löwen einen Esel gemacht hat.

Mit dem Aktschluss «Nella testa ho un campanello» beschreibt Rossini die grenzenlose Verwirrung der Personen.  Alle sind nur noch in der Lage verworrene Geräusche zu machen wie «tac tac», «din din», «bum bum» etc.  Diese Art von Musik war völlig neu und brachte das Publikum zum Rasen. Rossini hat mit diesem Finale zum ersten Mal seine mitreißende Visitenkarte seiner Musik gemacht. Während die Sänger ein umwerfendes Staccato von Tönen stammeln, produziert das Orchester ein mächtiges Accelerando über mehrere Minuten: das legendäre Rossini Crescendo war geboren.

Nella testa ho un campanello  –  Horne et al.

 

 

 

 

 

 

 

 

Isabella und Lindoro planen einen Fluchtversuch

Handlung: Am nächsten Tag. Isabella ist in missmutiger Stimmung, sie musste zusehen, wie Lindoro darauf und dran war, mit einer anderen durchzubrennen. Als sie Lindoro sieht, kann der das Missverständnis aufklären. Die beiden beschliessen, gemeinsam mit dem Schiff einen Fluchtversuch zu wagen. Nun hat Lindoro wieder seinen Lebensmut gefunden.

Dieser Ausdruck von Lindoros Freude hat Rossini in Form der Arie «Oh, come un cor di giubilo». Auch diese grosse Arie Lindoros erfordert eine sehr lyrische Stimme, Beweglichkeit und Höhe.

Wir hören in dieser Arie des Lindoro wieder Juan Diego Florez. Seine Verzierungen sind grossartig, interessanterweise studierte er bei Marylin Horne eine Zeitlang die Rossini Rollen.

Oh, come un cor di giubilo  –  Florez

 

 

Taddeo wird Kaimakan

Handlung: Mustafa ist in freudiger Erwartung des Rendez-vous mit Isabella. Doch Taddeo kreuzt seinen Weg. Taddeo beklagt sich bei ihm über einen Eunuchen, der ihn seit einiger Zeit verfolgt. Mustafa erklärt, dass dies eine grosse Ehre sei, er ernenne ihn zu seinem Kaimakan.

Kaimakan war in der Osmanischen Kultur ein hoher Beamtentitel. Die ideale Voraussetzung für Taddeo sich zu überschätzen, was Rossini in vergnügliche Töne setzte.

Ho un gran peso sulla testa  –  Dara

 

 

Isabellas Lektion für Elvira

Handlung: Währenddessen macht sich Isabella bereit für das Rendez-vous mit Mustafa. Sie lässt sich von Elvira drei Kaffee Gedecke servieren. Sie erklärt der verdutzten Elvira, dass sie auch eingeladen sei. Sie zeige ihr jetzt wie man mit Männern umgeht.

Isabella lehrt Elvira wie es funktioniert:

Wer sich zum Schaf macht, den frisst der Wolf.
Bei uns sind es die Frauen die sich die Männer zurechtstutzen

 

Cecilia Bartolis grossartige Salzburger Isabella

Handlung: Isabella sitzt in ihrem Zimmer vor dem Spiegel. Da sie weiss, dass der Bey gleich eintreten wird, tut sie so als ob sie sich für ihren Liebsten schön machen wird. Mustafa fällt auf die Maskerade herein.

Mit verführerischen Flötenklang leitet Rossini die virtuose Arie der Isabella ein. Die Gelegenheit für eine Schauspielerin/Sängerin ihre stimmliche Verführungskunst zu zeigen.

Sie erleben im folgenden Video wie Cecilia Bartoli,  nur vom Schaum bedeckt, in der Badewanne das Lied schmachtet. Grossartig!

Per lui che adoro  –  Bartoli

 

 

Mustafa hofft vergeblich auf ein romantisches Stündchen

Handlung: Mustafa erscheint in Begleitung von Taddeo. Er erzählt ihr, dass er ihren Onkel zum Kaimakan befördert habe, um ihr seine Wertschätzung zu zeigen. Nun soll Taddeo gehen, und Mustafa bedeutet ihm wiederholt mit Husten, dem vereinbarten Zeichen,  den Raum zu verlassen. Taddeo tut so als ob er nichts davon bemerkt. Die nächste Zumutung lässt nicht auf sich warten.  Mustafa muss mitansehen, wie auch noch Elvira zum Teetrinken eintrifft. Mustafa schäumt vor Wut.

Der Ärger des Mustafa mündet in ein weiteres schönes Ensemble von Rossini.

Andate alla malora … sento un fremito  –  Montarsolo / Horne / Monk / Merrit / Ahlsted

 

Handlung: Haly hat dem Ganzen zugeschaut und ist froh, dass der aufgeblasene Mustafa von der gerissenen Italienerin seine verdiente Lektion erhält.

Le femmine d’Italia  –  Daliotti

 

 

Die Intrige wird gestartet

Handlung: Taddeo und Lindoro sprechen miteinander. Taddeo gibt zu erkennen, dass er in Tat und Wahrheit nicht der Onkel, sondern der Geliebte Isabellas sei. Da erscheint Mustafa. Lindoro nutzt die Gelegenheit, dem immer noch verstimmten  Bey zu erzählen, dass sich Isabella nach ihm verzehre, und dass sie plane ihn zu ihrem Pappataci zu erheben. Nun ist Mustafa wieder bester Laune, denn er erfährt, dass ein Pappataci den ganzen Tag nur geniessen, essen und trinken muss.

Pappataci ist der zoologische Name einer Stechmücke und heisst im Übertragenen so viel wie Vielfrass.

Pappataci che mai sento  –  Raimondi / Dara / Lopardo

 

 

Isabellas Hymne „Pensa alla patria“

Handlung: Isabella plant für Mustafa eine Zeremonie zu gestalten, bei der alle italienischen Sklaven den Bey mit dem italienischen Ehrentitel «Pappataci» ehren, und anschliessend mittels einer List auf das bereitgestellte Schiff fliehen.

Rossini hat für Isabella das Stück «pensa alla patria» geschrieben, ein patriotischen Appell an den Mut und das Geschick der Italiener das Wagnis zu bestehen.

Eine Interessante Geschichte gibt es rund um das «Pensa alla patria»: Rossini musste sich nach der Uraufführung (ungerechtfertigte) Plagiatsvorwürfe anhören, er habe sich an der Vorgängeroper Moscas bedient. Marcolini, die Sängerin der Uraufführung, setzte nun in einer der Aufführungen der Italiana an der Stelle Rossinis «Pensa alla patria» das angebliche Original Moscas. Der Qualitätsunterschied wurde vom Publikum sogleich als frappant erkannt und Marcolini musste die Arie schon nach der Hälfte abbrechen. Der Plagiatsvorwurf war vom Tisch.

«Pensa alla patria» wurde 30 Jahre später einer der Volkshymnen des Risorgimento. Rossini wollte zur Kompositionszeit mit der Oper kein politisches Statement abgeben. Zwar unterstützte er in späteren Jahren ideell die griechische Freiheitsbewegung, schrieb aber auch eine Nummer für Napoleon III. Er kam in den vierziger Jahren von den Anhängern des Risorgimento unter Druck, nichts für die Bewegung zu tun. Rossinis Verweis auf die Komposition des “Pensa alla patria” wurde ihm aber von vielen als Ausrede angekreidet.

Musikalisch ist das Stück ein gekonntes Showstück der Isabella, mit dem die Solistin mit schwierigen Koloraturen den Applaus des Publikums einfordern kann. Wir hören in dieser Arie die bekannteste und renommierteste Rossini Sängerin unserer Tage, Cecilia Bartoli. Sie hat die Rolle der Isabella erst relativ spät für sich “entdeckt” (2018 in Salzburg), was erstaunt, denn ist Isabella doch vom Temperament her perfekt auf sie zugeschnitten.

Pronti abbiamo… Amici in ogni evento… Pensa alla patria  –  Bartoli

 

 

Mustafa wird zum Pappataci ernannt und die Flucht gelingt

Handlung: Stolz erscheint Mustafa die Ehrung entgegenzunehmen. Isabella empfängt ihn und will ihm in einer grossen Zeremonie den Titel verleihen. Doch nur unter der Voraussetzung, dass er die strengen Vorschriften erfüllt. Mustafa nickt und Lindoro liest die Regeln vor. Er dürfe heute abend nur essen und trinken. Sprechen und Handeln sei ihm verboten. Als Zeichen bindet sie ihm Ketten um die Füsse. Mittlerweile hat das italienische Schiff neben der Loggia angelegt. Während Mustafa begleitet vom Zeremonienmeister Taddeo isst und trinkt, besteigen die Italiener das Schiff. Als Taddeo als letzter das Schiff besteigt, kommt Elvira in den Saal. Nun merkt Mustafa, dass er genarrt worden ist. Seine Korsaren können nicht zur Hilfe eilen, denn sie wurden mit Wein versorgt, und können den Italienern nicht gefährlich werden. Mustafa bleibt nichts anderes übrig, als sich in das Schicksal zu fügen und bittet seine Frau um Verzeihung und um ihre Liebe.

Finale  –  Valentini-Terrani /  Benelli  /  Bruscantini /  Dara

 

 

Aufnahmeempfehlung der Oper L’ITALIANA IN ALGERI

 

DG mit Agnes Baltsa, Enzo Dara, Ruggero Raimondi und Frank Lopardo unter der Leitung von Claudio Abbado und den Wiener Philharmoniker und dem Chor der Staatsoper.

 

 

Peter Lutz, opera-inside, dem online Opernführer zu L’ITALIANA IN ALGERI von Gioacchino Rossini.

 

2 Kommentare
  1. Weber, Siegfried
    Weber, Siegfried sagte:

    Hallo, ich besitze eine CD-Aufnahme der “Italienerin” mit Teresa Berganza Luigi Alva, Corena, Panerai, Dir: Silvio Varviso. Die Interpratation der Oper ist vorbildlich und mitreißend! Bitte in Ihre Empfehlungen mit aufnehmen! Vielen Dank, mit freundlichen Grüßen! S.Weber, ein großer Rossini-Fan!

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert