Jussi Björling, Tenor

Der online Opernführer zu Jussi Björling

 

Lesen Sie die Kurzbiographie von Jussi Björling und hören Sie Aufnahmen seiner Karrierehöhepunkte.  Jussi Björling gilt für viele Kenner als der grösste Verdi/Puccini Tenor des letzten Jahrhunderts.

 

Der Aufstieg 

Geboren 1911 (nach anderen Quellen 1908) in der schwedischen Provinz. Jussi Björling wuchs auf in einer musikalische Familie. Bereits mit 9 Jahren ist er mit dem «Björling Male Quartett« durch die USA gereist.

Nach dem Studium am Stockholmer Konservatorium führten ihn die ersten Jahre an die Stockholmer Oper.

1936 war sein erster wichtiger internationaler Auftrittt mit Ramades in Wien. Mit 28 Jahren singt er eine überragende Adelaide von Beethoven. 1938 gab er sein Debüt in Convent Garden und an der Met.

An der Met steigt er schnell zum Star auf – Legendenstatus bekommt dann aber ein Abend im Februar 1947, als er in einem der Klassiker am Haus, Gounods „Roméo et Juliette“, auftritt. „Es gibt Abende“, schreibt Jürgen Kesting dazu, „an denen die Künstler von den Göttern berührt werden“.

Ah, jour de deuil (Roméo et Juliette)  –  Björling

 

Die grössten Erfolge hatte Björling im italienischen Fach mit Verdi und Puccini. Seine grössten Rollen waren möglicherweise Riccardo im Maskenball, Manrico im Trovatore, Des Grieux in Manon Lescaut und Rodolfo in la Bohème.

Guardate pazzo son (Manon Lescaut) – Björling / Albanese

 

Zu seinen häufigsten und kongenialsten Partnern gehörten Zinka Milanov und Robert Merril. Leider hat er den Otello nie gesungen. Nur Ausschnitte sind erhältlich. Zum Beispiel ein Duett mit Robert Merrill,  welches sich mit Caruso / Ruffo messen lassen kann (Kesting). Berühmt sind seine Sangue ! Sangue ! Rufe.

Si pel ciel marmore – Björling / Merrill

 

Sein grösster Negativposten war, dass sich sein darstellerischer Ehrgeiz in engen Grenzen hielt. (Fischer: «beklagenswert uninteressiert»).

Seine Stimme

Die Stimme war von überragender Qualität. Fischer beschreibt sie als Verbindung eines elegisch-melancholischen Timbres mit der Strahlkraft eines «lirico-spinto» Tenors. Er hatte nicht die warme Sinnlichkeit der grossen Italiener. Kein Tenor des 20. Jahrhunderts konnte so mühelos und soviel Strahlkraft im obersten Register singen. Kesting erwähnt seine mühelose und ansatzlose Attacke auch im höchsten Register beispielsweise in Ballo in maschera.

Di tu se fedele  –  Björling

 

Björling war oft Opfer seiner Nerven. Erstaunlicherweise hat sein exzessiver Alkoholkonsum kaum negative Auswirkungen auf seine Stimme gehabt. Er konnte bis zu seinem Tod (Herzinfarkt) mit 49 Jahren auf höchstem Niveau singen. Allerdings musste er mit 47 Jahren eine Tosca aufgrund von Herzbeschwerden abbrechen und von da an kürzer treten.

 

Bedeutung

Jussi Björling gîlt für viele Kenner als der grösste Verdi/Puccini Tenor des letzten Jahrhunderts.

Weitere Höhepunkte aus Björlings Aufnahmetätigkeit (to be continued)

 

Aus dem Trovatore mit  Jussi Björling, Zinka Milanov und Leonard Warren.

E deggio posso crederlo  –  Milanov/Björling/Warren

 

In Ah si ben mio aus dem Trovatore hören wir wieso Björling ein so grosser Verdi Tenor war. Er besass sowohl die Schallkraft als auch die lyrische Eleganz und konnte die beiden Pole gleichzeitig bedienen.

Manrico ist die Verdi Rolle, die Jussi Björling am meisten gesungen hat. Insgesamt kam er auf 67 Aufführungen. Die Wiederaufnahme dieser Oper an der Met und die darauffolgende Aufnahme aus dem Jahre 1952 machte ihn als Manrico berühmt. Diese Aufnahme unter der Leitung von Celletti ist etwas schneller als andere Aufnahmen, so ist der Triller auf parrà nur angedeutet, trotzdem ist die Aufnahme mit Björlings melancholischen Stimmfärbung und dem schönen legato sehr lyrisch und poetisch. So erscheint uns Björlings Verkörperung des Manrico in seiner Interpretation mehr die eines verletzlichen Liebhabers als derjenigen eines Soldaten, was der Schönheit dieser Arie zu Gute kommt. Höchstes Lob erhielt Björling von Maria Callas. Mit ihr hat er in Chicago 2 mal den Manrico gesungen und sie hielt ihn für den besten Manrico.

Ah si ben mio 

 

Jussi Björling ist der Tenor mit den meisten Aufnahmen des Trovatore. Er hat insgesamt sechs Gesamtaufnahmen gemacht. Für diesen Artikel habe ich die 1952er Aufnahme gewählt. Er schrieb am Tag der Aufnahme an seine Frau «ich habe di quella pira nie so gut gesungen wie heute».

Björling Melancholisches Timbre kommt wunderschön zur Geltung bei «Era gia figlio prima d’amarti
Non pu? frenarmi il tuo martir» (Ich war schon Sohn bevor ich Dich liebte, darum kann mich auch Dein Leid nicht aufhalten).

Auch sein hohes C ist außergewöhnlich. Sein ansatzloses Attackieren der Spitzentons C bleibt unerreicht.

Di quella pira

Als nächstes die Blumenarie aus Carmen.

la fleur que tu m’avais jetée

Ein Stück aus der Cavalleria rusticana.

O Lola

Hören Sie Jussi Bijörling und Zinka Milanovtwo, ein grosses Duett-Paar der Aufnahmegeschichte mit dieser bewegenden Szene aus der Cavalleria rusticana. Sie werden nicht enttäuscht sein!

Tu qui Santuzza   –  Björling/Milanov

 

Ein wunderbares Recondita armonia. «Seine Stimme war von überragender Qualität. Sie besass ein silbriges Timbre und eine wundervoll leicht ansprechende Höhe» (Kesting).

Recondita armonia

 

Eine wunderschöner Ausschnitt aus der Tosca

E lucevan le stelle

 

Eine weitere schöne Tenorarie ist «Come un bel di di maggio». Chénier und Roucher sitzen im Kerker und warten auf ihre Hinrichtung. Er liest ihm einer seiner letzten Verse vor, die ihnen den Abschied erleichtern sollen. Hören Sie diese Szene in einer schönen, fast schon überwältigenden Interpretation von Jussi Björling.

Come un bel di di maggio 

 

Die berühmte Arie aus der Oper Aida

Se quel guerriero io fossi…Celeste Aida

 

In dieser Szene der Aida wird Radames feierlich zum Feldherrn der Ägypter ernennt. Geniessen Sie eine weitere wunderbare Stelle mit Jussi Björling «Mortale diletto ai numi… Nume custode vindice» einem Duett mit dem überragend singenden Boris Christoff, wo der Schwede Björling den Chor mit «unglaublicher Energie  überstrahlt (Kesting)». In dieser Szene wird Radames feierlich zum Feldherrn der Ägypter ernennt.

Mortal diletto ai numi… Nume custode e vindice

 

In der nächsten Szene der Aida bittet Aida Radames mit ihr nach Äthiopien zu fliehen. Kesting: Diese Szene gehört zu den erregensten Momenten des Verdi Gesangs. Björling singt nicht nur mit vibrierender Intensität, sondern bildet die Phrase “il ciel de nostri amori” – ein hohes B – mit duftigem pianodolce.

Fuggiam gli ardori inospiti  –  Björling / Milanov

 

Aus dem letzten Akt der Aida mit dem Duo Björling/Milanov und einen erregenden Schluss.

O terra addio  –  Milanov/Björling

 

Als nächstes hören wir wieder Jussi Björling in einer weiteren bestechenden Interpretation aus Manon.

Je suis seul… ah fuyez douce images (3)  –  Björling

 

Hören Sie die Aufnahme der Traum-Arie aus Manon in einer schlicht grossartigen Interpretation von Jussi Björling. Beachten Sie das wunderbare und expressive ritardando auf ca. 2:00 oder das atemraubende diminuendo am Schluss.

En fermant les yeux (1) – Björling

 

Die folgende Aufnahme ist aus La Boheme. Rodolfo grosse Arie. Wieder mit den Worten Kestings: «Kein anderer hat die Musik des ersten Aktes leuchtender und zärtlicher, die des vierten Aktes verhalten-elegischer gesungen als der Schwede.»

Che gelida manina –  Björling/Beecham

 

Verfolgen sie «O soave fanciulla» in der verfilmten Version mit Renata Tebaldi und Jussi Björling wieder aus La Boheme, gefühlvoller kann Oper nicht mehr sein.

O soave fanciulla  –  Björling / Tebaldi

 

Robert Merrill und Jussi Björling sind eine der Traumkonstellationen, die als eines der berühmtesten Tenor-Bariton-Duos in die Geschichte eingingen. Auch privat Freunde, haben sie in vielen Opernaufnahmen zusammen gesungen. Sie werden eines dieser großartigen Duette aus La Boheme hören. Robert Merrills Stimme ist “ein Bariton von großer Klangfülle, das Timbre ist reich und schimmert in vielen Farben” (Kesting). Sie ergänzt in idealer Weise die strahlende Tenorstimme von Jussi Björling.

O, Mimi tu piu non torni!  –  Björling / Merrill

 

Als nächstes hören Sie ein Ausschnitt aus der Traviata. Jussi Björlings in Schwedisch gesungene Version aus 1939 des 28jährigen zeigt eine wunderschöne junge Stimme, die trotzdem bereits die Reife und Kraft des Meisters aufweist. Das Rezitativ hat eine etwas überraschend melancholische Stimmung.

Lunge d lei…De’ miei bollenti spiriti

 

Madama Butterfly war Björlings letzte Gesamtaufnahme in seiner Karriere. Der 48-jährige war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer erkrankt und hatte bei der Aufnahme dieses Duetts mit Victoria de los Angeles einen schweren Zusammenbruch. Erstaunlicherweise war Björling’s Stimme in erstaunlich gutem Zustand und die Aufnahme konnte wenige Wochen später fertig gestellt werden. Seine Aufnahme ist etwas langsamer als die anderen Versionen und gibt den beiden Sänger den Raum zu einer großartigen Interpretation. Schon seine Eröffnung „Bimba dagli occhi“ ist wunderschön und verführerisch und die beiden Sänger musizieren auf die schönst mögliche Art.

Bimba dagli occhi – de los Angeles / Björling

 

Eine überzeugende Aufnahme dieser Arie aus Butterfly von Jussi Björling. Sein melancholisches, silbriges Timbre, gesungen mit großartigen legato passt hervorragend zu diesem Stück.

Addio fiorito asil

 

Die Arie aus Rigoletto hören Sie mit schönem Metall in der Stimme.

Questa o quella

 

In diesen Duett hören Sie Jussi Björling als unwiderstehlichen Herzog. Seine Stimme verströmt Wärme und Leidenschaft.

E il sol dell’anima…Addio addio Björling / Sayao

 

Die grossartige Stimme in dieser Arie aus Rigoletto.

La donna è mobile

 

«Björling sang wenige Wochen vor seinem Tode die Gralserzählung zum ersten und letzten Male öffentlich. Auch wenn die schwedische Sprache nicht unbedingt die geeignete für den Lohengrin ist, auch wenn diese interpretatorisch noch am Anfang steht, zu burschikos gesungen ist und auch einen musikalischen Fehler enthält – hier ist sie, die ideale Lohengrin -Stimme. Björlings ist vielleicht der größte Verlust für den Wagner-Gesang gewesen, den man sich vorstellen kann: Distanz und Weltferne und schmerzlich getönte Sinnlichkeit». (Fischer, große Stimmen).

Beispielsweise sein Crescendo (1:55) ist atemberaubend und die Melancholie, die über der Interpretation schwebt ist ungemein stimmig.

In fernem Land  –  Björling

 

Björlings Interpretation von Fausts Arie ist vielleicht unschlagbar. Er hat diese Arie wiederholt aufgenommen. In dieser Aufnahme sehen wir ihn in einer Fernsehproduktion. Wir vermerken zu Beginn einen unsicheren Blick, doch dann betört Björling den Zuhörer von der ersten Sekunde an. Er verwandelt sich in einen zärtlichen, romantischen Liebhaber. Sein Singen und Spielen ist nvon grosser Natürlichkeit, genauso wie das hohe C des Schlusses. Diese Performance ist und war neben Carusos Interpretation die Blaupause für alle Tenöre die nach ihnen folgten.

Salut, demeure chaste et pure  –  Björling

 

Wir hören Jussi Björling in dieser Szene mit einer wunderschönen Stimme mit wunderschönem Ton aus der Oper Faust von Gounod.

Il était temps! .. O nuit d’amour  –  Björling / Kirsten

 

Die  Interpretation dieses Terzett aus Faust beweist förmlich, wie dramatisch diese Stelle der Oper ist und eine der dramatischten Stellen einer Oper überhaupt ist. Die Performance der drei Sänger ist formidabel und das Schluss B von Tenor und Sopran grandios.

A l’étude mon maître  –  Björling / Moore / Dickson

 

Die Aufnahme von Björling und Merrill dieses Duos aus Ottello genießt einen legendären Ruf. Björlings Sangue Rufe sind gigantisch (1:54), die Energie ist mit Händen zu greifen. “Eine geradezu vulkanische Energie und Vehemenz. Jede Silbe wird von Björling mit grösstem nachdruck gesungen.” (Kesting)

Dieser Ausschnitt ist die einzige Aufnahme von Björling in dieser Rolle.

Si, pel ciel marmoreo giuro (3)  –  Björling / Merrill

 

Hören Sie Jussi Björling (den wahrscheinlich besten  Riccardo der Aufnahmegeschichte) mit «Di tu se fedele» aus un ballo in maschera.

Di tu se fedele  –  Björling

 

Wir hören die Duett-Szene aus Verdis Maskenball in 2 Aufnahmen mit Jussi Björling.

Die Version mit  Zinka Milanov stammt aus einem Mitschnitt einer live Aufführung und zeigt zwei Künstler auf allerhöchstem Niveau. Überwältigend und ekstatisch ist das Liebesgeständnis (7:15). Das Dokument stammt aus einer Nach-Verfilmung zweier Schauspieler aus 1956, die die Aufnahme von Milanov/Björling aus 1940 playback «singen».

Teco io sto (1)  –  Björling/Milanov

 

Berühmt ist auch die Aufnahme des Duos Björling mit Elisabeth Rethberg. Es ist die einzige Aufnahme der beiden, Rethberg war schon im Herbst ihrer Karriere umso wichtiger ist das Tondokument dieser zwei Titanen. Wunderschön ist die Passage «m’ami» (ab 4:45). Bemerkenswert auch wie mühelos die beiden aufs hohe C gleiten, welches Björling dann einige Sekunden länger hält als die Deutsche (9:12).

Teco io sto (2)  –  Björling/Rethberg

 

Diese Arie aus Tschaikowskis Eugen Onegin passt wundervoll zu Björlings von Natur aus melancholischen Stimme. Schönheit des Tons und Schmerz in der Stimme packen den Höhrer.

Kuda,  kuda vy (Lenski’s Aria)

 

Björlings Phrasierung ist grossartig und der Klang ist reich. Die Stimme hat eine grossartige Farbenpracht. Dabei verzicht Björling im Gegensatz zu vielen Berufskollegen aufs Schluchzen und schafft es dennoch die Emotionen rüberzubringen. Auffällig ist, dass Björling das «R» ungewöhnlich stark rollt, vermutlich ein Tribut an Caruos. Er hatte in diesem Jahr (1953) mit Carusos Witwe Kontakt und die pries ihn «als den einzigen wirkliche Nachfolger» ihres Mannes.

Recitar…vesti la giubba

 

Er singt diese Arie aus Puccinis Turandot mit viel Kraft und Glanz und singt den schwierigen Schluss, so scheint es, fast mühelos.

Nessun dorma

 

Björling verleiht dieser Arie aus Turandot eine passende magische melancholische Stimmung.

Non piangere

 

Hören Sie Jussi Björling (den wahrscheinlich besten  Riccardo der Aufnahmegeschichte) mit «Di tu se fedele».

Di tu se fedele

 

Die Musik der Duette zwischen Riccardo und Amelia aus “Un ballo in maschera hat Verdi ungemein dramatisch konzipiert. Die Musik zu „Teco io sto“ kommt nicht zur Ruhe. Dissonanzen und Synkopen widerspiegeln eine blinde Ekstatik. Riccardo presst aus Amelia förmliche das „Ich liebe dich“ heraus. Verdi selbst empfand in späteren Jahren diese Szene als einen seiner grossen kompositorischen Momente.

Wir hören die Szene in 2 Aufnahmen mit Jussi Björling.

Die Version mit  Zinka Milanov stammt aus einem Mitschnitt einer live Aufführung und zeigt zwei Künstler auf allerhöchstem Niveau. Überwältigend und ekstatisch ist das Liebesgeständnis (7:15). Das Dokument stammt aus einer Nach-Verfilmung zweier Schauspieler aus 1956, die die Aufnahme von Milanov/Björling aus 1940 playback «singen».

Teco io sto  –  Björling/Milanov

 

Berühmt ist auch die Aufnahme des Duos Björling mit Elisabeth Rethberg. Es ist die einzige Aufnahme der beiden, Rethberg war schon im Herbst ihrer Karriere umso wichtiger ist das Tondokument dieser zwei Titanen. Wunderschön ist die Passage «m’ami» (ab 4:45). Bemerkenswert auch wie mühelos die beiden aufs hohe C gleiten, welches Björling dann einige Sekunden länger hält als die Deutsche (9:12).

Teco io sto  –  Björling/Rethberg

 

Die Aufnahme von Björling und Merrill dieses Duetts aus Verdi’s Otello genießt einen legendären Ruf. Björlings Sangue Rufe sind gigantisch (1:54), die Dramatik ist mit Händen zu greifen. “Eine geradezu vulkanische Energie und Vehemenz. Jede Silbe wird von Björling mit grösstem Nachdruck gesungen.” (Kesting, «Die grossen Sänger»)

Dieser Ausschnitt ist die einzige Aufnahme von Björling in dieser Rolle.

Si, pel ciel marmoreo giuro  –  Björling / Merrill

 

Eine Aufnahme aus dem Duett aus Faust mit Björling und Siepi. Sie besticht durch das Feuer und die Ekstase. Die Aufnahme leidet etwas unter der schlechten Qualität einer Live-Aufzeichnung.

O merveille … a moi les plaisirs, Les jeunes maîtresses!  (!)

 

Ein Merkmal dieser berühmten Arie ist, dass der Tenor von einer Solo Violine begleitet wird, die während des ganzen Stücks seine Stimme umspielt. Berlioz meinte, dass dieser Kunstgriff Gounods «viel eher schade, als dass es dem Ganzen dienlich sei, und ich glaube, der Sänger Duprez hatte recht, der eines Tages, als ein Instrumentensolo im Orchester ihn bei einer Romanze begleitete, sagte: Dies Teufelsinstrument mit seinen Läufen und Variationen irritiert mich wie eine Fliege, die mir um den Kopf surrt und sich auf meine Nase setzen will. »

Conde hielt dem entgegen, dass Gounod mit der Violine das ausspricht, was die Worte nur zur Hälfte sagen konnten (« ce que les mots ne disent qu’à demi »)

Fausts’ Worte sind spirituell und expressiv. Worte wie « innocente et divine » oder  « Que de richesse » geben dem Sänger die Gelegenheit die Subtilität und Reichhaltigkeit seiner Stimme zu zeigen. Die Intensität steigert stetig sich bis zum klimaktischen Höhepunkt der Arie mit dem spektakulären hohen C, welches geschmackvoll gesungen werden sollte und auf keinem Fall grob und Beifall erheischend gestaltet werden darf, was die Stimmung dieses Stücks zerstören würde. Das Stück klingt im Adagio wunderschön mit der Solo Violine aus.

Björlings Interpretation ist vielleicht unschlagbar. Er hat diese Arie wiederholt aufgenommen. In dieser Aufnahme sehen wir ihn in einer Fernsehproduktion. Wir vermerken zu Beginn einen unsicheren Blick, doch dann betört Björling den Zuhörer von der ersten Sekunde an. Er verwandelt sich in einen zärtlichen, romantischen Liebhaber. Sein Singen und Spielen ist von großer Natürlichkeit, genauso wie das hohe C des Schlusses. Diese Performance ist und war neben Carusos Interpretation die Blaupause für alle Tenöre die nach ihnen folgten.

Salut, demeure chaste et pure  –  Björling

 

Wir hören Jussi Björling in dieser Szene aus Faust mit einer wunderschönen Stimme mit wunderschönem Ton.

Il était temps! .. O nuit d’amour  –  Björling / Kirsten

Dieses Terzett ist eine der schönsten Stellen der Oper. Nimmt man vergleichbare Szenen aus anderen Werken als Maßstab (zB. die Kerkerszene des Trovatore oder von Werken der Grand Opéra), so erstaunt die Kürze dieser Stelle. Gounod komponiert diese Stelle kompakt und dramatisch. Der Refrain «Anges pures, anges radieux» wird mehrmals wiederholt, immer einen halben Ton höher, was einen unheimlich dramatischen Effekt auslöst. In der anschließenden grossen Apotheose mit Chor richtet der Erzengel den Teufel.

Die Interpretation dieses Terzetts beweist förmlich die Dramatik dieser Stelle, und dass sie eine der dramatischten Stellen einer Oper überhaupt ist. Die Performance der drei Sänger ist formidabel und das Schluss B von Tenor und Sopran grandios.

A l’étude mon maître  –  Björling / Moore / Dickson

 

Lohengrins Erzählung ist in einem feierlichen, gemessenem Tempo komponiert. Die Stimme muss würdevoll, doch leicht, glänzend und mysteriös sein, fern vom pathetisch-heroischen. Mit feierlicher Stimme besingt er das alljährliche Wunder «Alljährlich naht vom Himmel eine Taube um neu zu stärken seine Wunderkraft. Es heisst der Gral». Ein wunderschönes weiches forte in A glänzt über dem schwirrenden Klang der Violinen. Die hohe Tessitura der folgenden Passage hält die Dramatik und Feierlichkeit hoch. Es ist für den Tenor eine anspruchsvolle Stelle, er muss die Stimm-Kraft hochhalten ohne die Stimme überanzustrengen. Zum Schluss enthüllt Lohengrin seinen Namen. Jetzt wechselt die Stimme, sie wird prächtig, ruhmreich und heroisch, keineswegs hohl, sondern edel. Es ist der Höhepunkt und Schlüssel der Oper. Ähnlich dem Tannhäuser mit der Rom Erzählung des letzten Aktes muss der Tenor seinen wichtigsten Abschnitt am Schluss singen. Das heisst, der Sänger muss am Schluss über genügend stimmliche Kraftreserve verfügen, um diesen Abschnitt zu einem Höhepunkt des Abends zu bringen. In Lohengrin ist die Aufgabe „einfacher“ denn die die Gralserzählung („In fernem Land“)  und der Abschied („Mein lieber Schwan“) sind lyrische Stücke die beinahe Belcanto Charakter aufweisen, währenddem die Rom-Erzählung eine dramatische Stimme erfordert. In strahlenden A-Dur erzählt Lohengrin von seiner Herkunft. Es ist eine helle, hohe Tonart, die von den himmlischen Sphären des Grals kündet. Hohe flirrende Geigen vermitteln das Gefühl der Entrücktheit und des sphärischen.

«Björling sang wenige Wochen vor seinem Tode die Gralserzählung zum ersten und letzten Male öffentlich. Auch wenn die schwedische Sprache nicht unbedingt die geeignete für den Lohengrin ist, auch wenn diese interpretatorisch noch am Anfang steht, zu burschikos gesungen ist und auch einen musikalischen Fehler enthält – hier ist sie, die ideale Lohengrin -Stimme. Björlings ist vielleicht der größte Verlust für den Wagner-Gesang gewesen, den man sich vorstellen kann: Distanz und Weltferne und schmerzlich getönte Sinnlichkeit». (Fischer, große Stimmen). Beispielsweise sein Crescendo (1:55) ist atemberaubend und die Melancholie, die über der Interpretation schwebt ist ungemein stimmig.

In fernem Land

 

Don Carlo ist keine Tenor Oper. Die Figur des Don Carlo bleibt die blasseste unter den Hauptrollen dieser Oper und außer dieses Auftritts zu Beginn, hat der Tenor keine große eigenständige Szene. Noch schlimmer in der Regel bekommt er nach der Arie «io la vidi» keinen grossen Applaus. So gibt es aus der ersten Hälfte des 20.Jahrhundert kaum Aufnahmen der Caruso und Lauri-Volpi & Co. Von den großen Tenören hat erst Jussi Björling die Oper wieder ernst genommen und hat sie 15 mal auf der Bühne gesungen. Zum ersten Mal bei der denkwürdigen ersten Oper unter der Direktion des legendären Rudolf Bing 1950. Zur Legende geworden ist der Disput zwischen dem probefreudigen Bing und dem probefaulen Björling, der dann zum Zerwürfnis der beiden führte. Eine anekdotische Randnotiz zu dieser Inszenierung: mit 39 Jahren war er der älteste des exquisiten Cast und ironischerweise 12 Jahre älter als sein «Bühnenvater» Siepi, der den Philipp sang. Wir hören aus dieser MET-Inszenierung die Eröffnungsarie gesungen von Jussi Björling.

Io l’ho perduta…Io la vidi e al suo sorriso

 

Don Carlo und Posa träumen von einer besseren Welt, in der Verstand und Menschlichkeit regieren. Verdi und Schiller zeichnen mit Don Carlos und noch mehr mit dem Marquis de Posa zwei Ideal-Menschen, die es so wohl nie gegeben hat. Deren Hymne wird in der gesamten Oper immer wieder als Freiheits- und Freundschaftszeichen leitmotivisch zitiert.

Robert Merrill und Jussi Björling bildeten das Duett Traumpaar der 50er Jahre. Sie haben viele gemeinsame Produktionen gemacht und es gab vorher und nachher wenige Sängerverbindungen, die dem Vergleich mit dem Schweden und Amerikaner aufnehmen konnten. Die beiden Sänger waren sich auch privat freundschaftlich verbunden, und so wurde es das Bekannteste Stück dieses Duett Paares.

Io l’ho perduta! …  Dio, che nell’alma infondere (6:45) –  Merrill / Björling

 

Maria Callas hat die Elisabetta nie in einer Gesamteinspielung aufgenommen. Das ist jammerschade in Anbetracht der Recital Einspielung aus dem Jahre 1958 mit dem Dirigenten und Freund ihrer späteren Jahre, Nicolo Resigno. Höchste Anerkennung muss ihr gezollt werden, wie sie das seelische Drama der Königin transportiert. Es ist keine expressive Darstellung sondern ein inneres Kaleidoskop, welches sie mit den großen stilistischen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, dem Hörer darreicht.

Tu che la vanità … Francia nobile suol

 

Für Fans des legendären Duos Björling / Merrill hier die Szene mit der schmerzlich-schönen Tenorstimme von Jussi Björling und der reichen Stimme von Robert Merrill. Leider gibt es keine Gesamtaufnahme dieser Oper mit dem großen Verdi-Tenor Jussi Björling, obwohl seine Stimme für den Alvaro wie geschaffen war.

Solenne in quest’ora giurarmi dovete  –  Björling / Merrill

 

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der online Opernführer zu Jussi Björling

 

 

 

 

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