Salome, Strauss

Der online Opernführer zu SALOME

Richard Strauss sah das Theater-Stück «Salome» erstmals 1902 in einer Inszenierung von Max Reinhard, und schuf drei Jahre später eine expressionistische Klangwelt, die mit allem bisher Bekannten zu brechen schien. Trotz der mittlerweile dreizehn Jahren, die seit der Erstaufführung des Theaterstücks vergangen waren, traf das Stück, als Oper vertont, bei Traditionalisten auf offene Feindschaft. Doch die Uraufführung in Dresden wurde zur Sensation und die «Salome» trat ihr Siegeszug um die Welt an.

 

ÜBERBLICK & SCHNELLZUGRIFF

 

 

Inhalt

Handlung

Kommentar

♪ Bild I (Bankett-Szene)

♪ Bild II (Salome / Jochanaan – Szene)

♪ Bild III(Salome / Jochanaan – Szene)

♪ Bild IV (Tanz der  7 Schleier, Salomes Todes – Szene)

Aufnahme Empfehlung

Höhepunkte

Wie schön ist die Prinzessin Salome

Wo ist er, dessen Sündenbecher jetzt voll ist

Niemals, Tochter Babylons, Tochter Sodoms

Siehe, der Tag ist nahe

♪ Tanz der 7 Schleier

♪ Ah, du wolltest mich nicht Deinen Mund küssen lassen (Schluss-Szene)

 

 

 

 

 

ROLLEN & HANDLUNG VON SALOME IN 4 MINUTEN

 

 

 

URAUFFÜHRUNG

Dresden, 1905

LIBRETTO

Richard Strauss, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Oscar Wilde.

HAUPTROLLEN

Herodes, Tetrarch von Judäa (Tenor) - Herodias, Gemahlin des Tetrarchen (Mezzosopran) - Salome, Tochter der Herodias (Sopran) - Jochanaan, der Prophet (Bariton) Johannes der Täufer - Narraboth, Hauptmann der Wache (Tenor)

AUFNAHME EMPFEHLUNG

DG, Cheryl Studer, Bryn Terfel, Horst Hiestermann und Leonie Rysanek unter der Leitung von Giuseppe Sinopoli und dem Orchester der Oper Berlin

 

 

 

KOMMENTAR

 

 

 

Die Entstehungsgeschichte

Richard Strauss bekam 1902 von einem befreundeten Schriftsteller eine Kopie der deutschen Übersetzung von Oscar Wildes «Salome» von Hedwig Lachmann. Er realisierte sofort dessen Attraktivität als Opernstoff und begann mit der literarischen und musikalischen Bearbeitung. Als er das Stück 1902 in Max Reinhards Inszenierung in Berlin sah, und ein Freund zu ihm bemerkte, ob da nicht eine Oper für ihn drin läge, konnte er schon antworten: «Ich komponiere sie bereits!». Strauss war ein beschäftigter Dirigent und es wurde Juni 1905, bis er die letzten Noten komponiert hatte.

 

 

Die skandalöse Vorlage von Oscar Wilde und das Libretto

Der Stoff einer 16-jährigen Jungfrau, die den abgeschlagenen Kopf des Johannes des Täufers küsst, wurde 1892 als ungeheuerliche Perversion respektive als Resultat moralischer Verdorbenheit aufgenommen und sorgte für einen handfesten Skandal. Oscar Wilde schrieb die literarische Vorlage dieser Oper dreizehn Jahre vor der Uraufführung der Strauss‘schen Oper. Strauss kümmerte sich selbst um die Erarbeitung des Librettos. Er hielt sich an die deutsche Übersetzung musste aber circa die Hälfte des Textes streichen, um die Geschichte operngerecht zu formen.

 

 

 

Salome – Die erste Oper der Moderne

Die Musik und die zugrundeliegende Thematik hatten 1905 den Nerv der Zeit getroffen. Wissenschaft und Kultur machten in den Jahren des «Fin de siècles» riesige Fortschritte und Veränderungen durch. Siegmund Freud veröffentlichte 1903 seine Traumdeutungen, inspiriert von den Forschungen Charcots. «Jean-Martin Charcot, von 1862 bis 1893 Neurologe an der Salpêtrière in Paris, veranstaltete öffentliche Demonstrationen mit hysterischen Patienten … mit sprachlichen Defekten, bizarren Lähmungen und physischen Krankheiten. Die öffentliche und wissenschaftliche Erforschung der Psychose ließ das konventionelle Leid auf der Bühne, etwas das von Donizettis Lucia oder auch Verdis Violetta altmodisch erscheinen … Die Leiden der Heldinnen italienischer Opern des 19. Jahrhunderts bieten im Vergleich dazu mit ihrer wundervollen Dramatik bloße Bilderbuch-Gefühle. Anders gesagt: die zunehmend fragilen Phantasien der italienischen und französischen Oper sollten glauben machen, dass Verrücktheit ein ästhetischer Zustand sei, dargestellt durch endlose und wundervolle Koloraturen und lyrische Beherrschung.» (Abbate/Parker, «Die Geschichte der Oper»).

 

 

Musik: Die Leitmotive

Strauss verwendete in «Salome» eine lange Liste von Leitmotiven. Sie finden im Kommentarteil zu den einzelnen Stücken die Notenbeispiel einer Handvoll der wichtigsten Leitmotive. Jeder wichtige Person wurde ein Leitmotiv zugewiesen, aber auch Dingen (Herodes Schale) oder Gefühlen (Bessessenheit) wurden Leitmotive assoziiert. Sie wiederspiegelten auch die Harmonik der Oper (siehe unten), so ist beispielsweise das Cis-Dur Leitmotiv der Salome dissonant zum C-Dur Leitmotiv des Jochanaans und beschreibt so die Unvereinbarkeit der Konstellation der beiden Personen.

 

 

Musik: Tonarten

Strauss war ein brillanter Harmoniker und er reizte die Sprache der Tonarten in der «Salome» bis zum Exzess aus. Die tonale Anlage der Salome ist höchst komplex und geht bis zur Polytonalität, bei der zeitweise Personen in verschiedenen Tonarten singen. Grundsätzlich band er Tonarten an handelnde Personen. Beispielsweise ist Cis-Moll/Dur eng mit der Person der Salome verbunden. Jochanaan’s Tonart ist C-Dur, die Tonart der Reinheit und wandelt zu es-moll wenn er eingekerkert ist. C-Dur bildet mit Salomes Tonart eine scharfe Dissonanz, genau so wie sich seine Religiosität und ihre Sexualität nicht vereinbaren lässt. Strauss nutzt die Tonarten auch auf einer Makro-Ebene, in dem er jeder der vier Szenen durch ein Tonarten-Konstrukt charakterisiert. Beispielsweise wechselt er in der zweiten Szene Salomes Tonart in A-Dur um einen Tritonus zur Tonart des eingekerkerten Jochanaan zu bilden (es-Moll).

 

 

Musik: Tonalität und Chromatismen

Strauss war sich natürlich im Klaren über den Effekt, den er auf die Traditionalisten ausübte. Mit «schmunzelnder Feder» schrieb er später über die Reaktion seines Vaters (dem ersten Hornisten des Münchner Opernorchesters) als er ihm aus der Salome vorspielte: «Gott, diese nervöse Musik! Das ist ja gerade, wenn einem lauter Maikäfer in der Hose herumkrabbelten» (Strauss, «Erinnerungen an die ersten Aufführungen meiner Opern»).

Strauss differenziert den Charakter der Tonalität nach Personen. Es lassen sich drei Gruppen unterteilen. Die Musik von Jochanaan und der Nazarener hatte eine diatonische Grundlage. Sie ist einfach und langsam geschrieben, es ist die Musik der blinden Gläubigen. Die Musik von Herodes und der Juden ist die schrille, hoch-dissonante Musik, die die Progressiven am meisten beeindruckte. Salomes Musik bildet einen spätromantischen Mittelweg.

 

 

Musik: Das Orchester

Strauss’ Orchester hat mit über 100 Musiker spätromantische Grösse. Eine fünfzehn-köpfige Blechblass-Gruppe sorgt zusammen mit damals ungewöhnlichen Orchester-Instrumenten wie Celesta, Harmonium und Orgel für charakteristische Tonfarben.

 

 

Die Rolle der Salome

Die Rolle der Salome ist charakterisiert durch drei Anforderungen. Erstens braucht sie die stimmliche Durchschlagskraft eines hochdramatischen Soprans, was in der Regel mit reifen Stimmen verbunden ist, welches sich mit der zweiten Anforderung, der eines rohen Sex-Appeals einer 16-jährigen, beisst. Drittens erfordert sie die Tanzkünste einer verführerischen Frau. Es ist selbstsprechend, dass die perfekte Kombination sehr selten ist. In der Regel wird ein Tanzdouble eingesetzt, um die Besetzungsprobleme zu reduzieren.

 

 

Die Uraufführung und die Reaktionen

Der Stoff einer 16-jährigen Jungfrau, die den abgeschlagenen Kopf des Johannes des Täufers küsst, wurde 1892 als ungeheuerliche Perversion respektive als Resultat moralischer Verdorbenheit aufgenommen und sorgte für einen handfesten Skandal.

Bereits die Sängerproben waren Vorboten des kommenden Aufruhrs. Die Salome der Uraufführung, Marie Wittich, weigerte sich zuerst die Partie zu singen («Ich bin eine anständige Frau»). Strauss mockierte sich über die Reaktion der «Tante Wittich» und drohte die Uraufführung nach Berlin zu verlegen.

Sowohl am deutschen wie am österreichischen Hof wurde das Werk offen abgelehnt. Die Erstaufführung der Salome an der Dresdner Hofoper am 9. Dezember 1905 wurde zur Sensation. Zwar ätzten die Kritiker über das Werk, aber das Publikum war begeistert von Strauss’ «Schocker» und die Salome trat ihr Siegeszug in der Welt an. In Wien wurde die Oper nach der ersten Aufführung von der Zensur verboten. Gustav Mahler wollte daraufhin zurücktreten, aber Strauss beschwichtigte ihn, dass er ihn Wien noch gebraucht würde.

 

 

 


SALOME SZENE I

 

 

 

In Herodes’ Palast

Handlung: Herodes, der jüdische Tetrach lebt mit Herodias zusammen, der früheren Gattin seines Bruders, den er umbringen ließ. Er feiert im Palast seinen Geburtstag. Narraboth, ein Hauptmann der Palastwache beobachtet die Feierlichkeiten. Besonders angetan hat ihn Salome, die Tochter Herodias’ aus erster Ehe. Ein Page warnt ihn, Salome so begierig anzuschauen, da Schreckliches geschehen könne.

Schon die ersten Takte sind ungewöhnlich, ein kurzer, flirrender Lauf der Klarinette stellt das Thema der Salome vor:

Salome-Salome_motiv

Wir spüren die schwüle, sinnliche Atmosphäre von Herodes’ Palast. Strauss berichtete später, dass ihm, als er diese Zeile erstmals las, bereits die Musik vorschwebte, und er schrieb «Cis-Moll» auf den Rand des Manuskripts.

Wie schön ist die Prinzessin Salome  –  Bieber/Rohrholm

 

Handlung: Aus dem Verließ ertönt die Stimme Jochanaans, einem Propheten, den Herodes einsperren ließ und unter strengster Bewachung gefangen hält. Jochanaan prophezeit, dass ein Stärkerer kommen werde und dem lasterhaften Leben ein Ende gebieten werde.

Nach mir wird einer kommen  –  Terfel / Sinopoli

 

 

 


SALOME SZENE II

 

 

 

Handlung: Salome verlässt die Feierlichkeiten. Sie ist angewidert von den Avancen ihres Stiefvaters. Vergeblich versucht Narraboth, Salomé in ein Gespräch zu verwickeln

Ich will nicht bleiben  –  Welitsch / Reiner

 

 

Handlung: Plötzlich ertönt die Stimme Jochanaans.  Salome ist fasziniert und gehorcht der Aufforderung Herodes zum Bankett zurückzukehren nicht. Sie verlangt den Unbekannten zu sehen. Die Soldaten verweigern ihr den Wunsch, da Herodes verboten hat, sein Verließ zu öffnen. Doch mit Ihren Verführungskünsten schafft sie es, dass Narraboth den Propheten zu ihr bringen lässt.

Wir hören in der Überleitungsmusik zum 2. Bild die Motive Jochanaans, zuerst das stolze Motiv Jochanaans:

Salome-Jochanaan-Motif

Dann erklingt das Prophezeihungsmotiv:

Salome-Prophezeiung_Prophecy-motif

Vorspiel 3. Bild – Sinopoli

 

 

 


SALOME SZENE III

 

Jochanaan erscheint

Handlung: Jochanaan tritt auf. Salomé ist sofort fasziniert von seinem Anblick, seiner hellen Haut und den langen schwarzen Haaren.  Doch Jochanaan würdigt sie keines Blickes und geißelt Herodias Sündenleben.

Das Orchester eröffnet das dritte Bild mit dem stolzen Leitmotiv von Jochanaan. Er ist die einzige Person, dessen Musik harmonisch komponiert ist. Strauss komponierte sie mit Anklängen an Kirchenmusik, die in einer warmen, festen Stimme gesungen wird. Auf dem Höhepunkt von Jochanaans Anklage setzen vibrierende Streicher ein und unterstreichen die Dramatik des darauf folgenden Dialogs von Jochanaan und Salome.

Hören Sie in diesem nächsten Ausschnitt den walisischen Bariton Bryn Terfel. Er machte in dieser Rolle 1996 sensationell seinen internationalen Durchbruch. Seine Stimme ist opulent-prächtig und eignet sich geradezu ideal für diese Rolle.

Wer ist dieses Weib, das mich ansieht  –  Studer/Terfel

 

 

In Salome erwacht die Begierde

Handlung: Salome, rasend vor Begierde, will ihn berühren, doch Jochanaan weist sie zurück.

Wir hören zum Beginn im Orchester Salomes Besessenheits-Motiv:

Salome-Obsession_motif-Besessenheitsmotiv

Hören Sie diese Stelle gesungen von Montserrat Caballé aus einer Aufnahme von 1968. Sie ist auf dem Höhepunkt ihrer Stimmqualität und beeindruckt mit wunderschön flutenden Passagen im hohen Register. Von dem berühmten Kritiker John Steane wurde ihre Salome in höchsten Tönen gelobt.

Jochanaan! Ich bin verliebt in deinen Leib – Caballé/Milnes

Sie will Jochanaans Mund küssen

Handlung: Salome geht noch weiter und will seinen Mund küssen. Narraboth warnt sie. Mittlerweile in einem Trance-ähnlichen Zustand, nimmt Salome den Hauptmann gar nicht wahr. Angewidert verweigert sich Jochanaan Salome.

Diese Passage führt zu einem der Höhepunkte der Oper. Jochanaans Zurückweisung („Niemals, Tochter Babylons, Tochter Sodoms“) reizt Salome aufs Höchste und sie singt vier Mal das Kuss-Motiv („ich will Deinen Mund küssen Jochanaan“), das von Strauss vier Mal musikalisch bis zum Rausch gesteigert wird.

Salome-Kussmotiv-Kiss_motiv

Hören Sie diese fesselnde Szene in einer Aufnahme mit Cheryl Studer. Die amerikanische Sängerin hatte eine ungeheure Bandbreite in ihrem Repertoire, 80 verschiedene Rollen verkörperte sie in ihrer Bühnenkarriere. Als sie die Salome in den neunziger Jahren aufnahm, wurde sie als die beste Salomé seit langem gewürdigt.

Niemals, Tochter Babylons, Tochter Sodoms (1)  –  Studer

Wir hören die letzte Szene in einer zweiten Version gesungen von Birgit Nilsson. Die Aufnahme Soltis wurde nicht nur wegen ihrer exquisiten Besetzung zum Klassiker, sondern auch wegen ihrer innovativen Aufnahmetechnik.

Niemals, Tochter Babylons, Tochter Sodoms (2) – Nilsson

 

 

Die Verwünschung Salomes

Handlung: Unbemerkt von den beiden bringt sich Narraboth um. Salome hat keine Augen für ihn. Mit verführerischem Ton versucht Sie Jochanaan zu betören. Ohne Erfolg, doch sie lässt nicht von ihrem Wunsch ab.

Lass mich deinen Mund küssen, Jochanaan!

 

Handlung: Schließlich verflucht der Prophet Salome und wird wieder in das Verließ gebracht.

Mit einem großen Orchester-Ausbruch markiert Strauss die Verfluchung der Salome und das Bild endet mit einem ungemein farbigen und dramatischen Orchester-Zwischenspiel. Pahlen («Opernlexikon»): «Die technische Meisterschaft des Musikdramatikers Strauss grenzt ans Unfassbare. Wie klingt dieses Orchester! In jedem Augenblick anders und immer genau so, wie die Stimmung es erfordert».

Du bist verflucht – Sinopoli

 

 

 


SALOME SZENE IV

 

 

 

Oscar Wilde hat sein Bühnenstück in einen Akt gepackt. Strauss hat diese Idee übernommen und sie formell in vier Bilder unterteil. Er erzwingt durch die Überleitungsmusik, dass die Oper ohne Pause gespielt wird, womit er in Wagnerscher Manier den Effekt auf den Zuhörer maximiert.

Handlung: Die Gesellschaft setzt das Fest auf der Terrasse fort. Herodes bemerkt den Leichnam Narraboths und eine eine unheilige Vorahnung beschleicht ihn. Herodes setzt seine Annäherungen an Salome fort, worauf Jochanaans Stimme wieder ertönt.  Herodias schlägt vor ihn den Juden auszuliefern. Fünf Juden erscheinen und verlangen, dass er in ihre Hände gegeben werde. Herodes weiß, dass dies der Tod von Jochanaan bedeutete und zu Unruhen führen würde und winkt ab.

«Das Ausmaß an Dissonanzen, an Orchestervolumen an schierer musikalischer Kakophonie wie in der Salome hatte es bisher noch nicht gegeben. Abstoßende Charaktere wie etwa Herodes zittern und japsen, kreischen und fletschen die Zähne; seine keifende Frau Herodias ist, sofern überhaupt, noch weniger für Lyrik geeignet. (Abbate/Parker). Der Auftritt der Fünf Juden steht exemplarisch für diesen neuartigen Aspekt der klassischen Musik.

Wahrhaftig Herr, es wäre besser ihn in unsere Hände zu geben  –  Sinopoli et al.


 

Handlung: Jochanaan verkündet die Ankunft des Erlösers. Zwei Nazarener erzählen von den Wundern des Messias, der Wasser in Wein verwandle und Aussätzige durch einfaches Berühren heile.

Als Stilmittel des Kontrastes hat Strauss die Musik der Christen in der unmittelbar folgenden Szene harmonisch und klar gegliedert komponiert.

Siehe, der Tag ist nahe

Der Tanz der sieben Schleier

Handlung:  Herodes will, dass Salome für ihn tanzt und bietet ihr dafür an ihren freien Wunsch zu erfüllen. Salome willigt ein und führt den Tanz der sieben Schleier auf.

Salome ist eine der forderndsten Rollen für Sopran. Es verlangt Volumen, Durchhaltevermögen, Kraft und einen durch und durch dramatische Stimme. Nach einem langen und herausfordernden Tanz muss die Sängerin den gewaltigen Schlussteil meistern, den Strauss ihr geschrieben hat. Dies führt bei jeder Inszenierung zur Frage, ob sich die Rolle in einen Tanz- und einen Gesangspart trennen lässt. Bei der Uraufführung weigerte sich Marie Wittich, den erotischen Tanz selbst aufzuführen.

Diese Tradition hat sich in der Folge gehalten. Eine der wenigen Ausnahmen war die bekannte amerikanische Sopranistin Maria Ewing. Sie sang und tanzte die Rolle und zwar konsequent. Ein Schleier nach dem anderen fällt zu Boden bis sie sich tatsächlich splitterfasernackt präsentiert.

Tanz der sieben Schleier  –  Ewing

Sehen Sie eine zweite Version des Tanzes der Schwedischen Sopranistin Malin Byström.

Tanz der sieben Schleier – Byström

 

Der ungeheure Wunsch der Salome

Handlung: Nach dem Tanz verlangt sie von Herodes, dass ihr der Kopf des Jochanaan auf einem silbernen Tablett gereicht wird. Herodes versucht verzweifelt, ihr den Wunsch auszureden, doch Salome besteht auf der Vereinbarung. Auf Befehl Herodes’ gehen Wachleute ab und erscheinen wenig später mit Kopf und Schüssel.

Die Schlussszene lässt sich nur mehr mit einem Wort umschreiben: «Extase». Möglicherweise hat Strauss mit dem Schluss-Gesang der Salome und der Orchesterbegleitung die grösste Ekstase der Operngeschichte geschrieben. Sie endet mit der berühmten Dissonanz auf dem sforzato (sfz), fast zu Ende der Oper und der darauffolgenden Cis-Dur Auflösung:

Wir hören diese Schlussszene in drei verschiedenen Fassungen:

Zuerst mit der 1949-er Version von Ljuba Welitsch. «Fritz Reiner, der einst in Dresden mit der Musik von Richard Strauss erwachsen geworden ist, steht 1949 am Pult bei ein paar ,Salome’-Aufführungen, die auf dem New Yorker Schwarzmarkt noch gefragter als sämtliche Broadway-Vorstellungen sind, und für die die unter der Hand gehandelten Tickets die damalige Schallgrenze von 100 Dollar pro Stück durchbrechen. Der Grund dafür ist rothaarig, drall und voller leidenschaftlichem bulgarischem Temperament: Ljuba Welitsch hat als entfesselte Salome mit tödlich süßer Kleinmädchenstimme einen Siegeszug durch Europa hingelegt, ihr Ruhm ist ihr schon vorausgereist, und das Debüt an der Metropolitan Opera wird dann der Höhepunkt ihrer Karriere sein. Bevor es, ihrer allzu verzehrenden Gesangstechnik wegen, schnell bergab geht mit ihrer Stimme, reißt sie sogar die strengsten Kritiker zu atemlosen Ovationen hin.»

Mit den Worten von Jürgen Kesting (“Grosse Stimmen”): «Welitsch Schlussgesang ist, als Vibrieren der Sinne, ein Anschlag auf die Nerven des Hörers. Welitsch singt nicht, sie verwandelt sich in die Figur. Der Klang ihrer Stimme ist gleichzeitig rein und hitzig, klar und exquisit koloriert. ‘Ich hab Deinen Mund geküsst’ ist ein süchtiger Orgasmus.»

Schlussszene  –  Welitsch/Reiner

 

Eine zweite Variante mit Maria Cebotari noch eine weitere Salome mit einer brillanten Stimme mit hoher Intensität, die am nächsten an die überragende Welitsch des Schlussgesanges heranreicht. Hören Sie insbesondere die Passage von 11.00-12.50 wo sich Cebotari in die Ekstase singt.

Schlussszene  –  Cebotari

 

Eine dritte Version nochmals mit Ljuba Welitsch aus 1944. Sie hatte das Privileg, 1944 die Rolle der Salome mit Richard Strauss einzustudieren. Sie äussertes sich dazu in einem Interview in der Zeitschrift «Opernwelt»: «Richard Strauss war grandios, er ist mit Matacic und mir jeden Takt, jede Phrase durchgegangen. Zum Beispiel dieses ‘ich habe deinen Mmmmmuuuuunnnd geküsst’, dieses Verlangen, hat er gesagt, muss bei Ihnen rauskommen, es war phantastisch».

«Sie wählt in der Aufnahme von 1944 für die klimaktische Phase, auf der letzten Silbe von «Jochanaan» statt des Gis das alternative hohe Dis- und dabei funkelt die schlank-sinnlich Stimme nicht nur wie ein Diamant, sondern sie verbrennt sich. Was Welitsch hinterlassen hat, ist nicht nur die ominöse beste Wiedergabe oder Darstellung dieser Szene-sondern die einzige überhaupt.» (Kesting, «Grosse Stimmen»)

Ich hab Deinen Mund geküsst – Welitsch / Matacic

 

Handlung: Nachdem Salome den Mund geküsst hat, befiehlt Herodes “Man töte das Weib!”

 

 

Aufnahme Empfehlung

DG mit Cheryl Studer, Bryn Terfel, Horst Hiestermann und Leonie Rysanek unter der Leitung von Giuseppe Sinopoli und dem Orchester der Oper Berlin.

 

 

Peter Lutz, Opera inside, der online Opernführer zu SALOME von Richard Strauss.

 

 

 

 

 

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