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Online-Opernführer & Handlung zu Wagners GÖTTERDÄMMERUNG

Der Ring des Nibelungen ist ein Gesamtkunstwerk, das sich mit Werken der Weltliteratur wie Homers Ilias oder Dantes Divina commedia messen kann. Es ist erstaunlich, wie homogen dieses Werk auf uns wirkt, das in einem Zeitraum von 25 Jahren und in einem komplexen Entwicklungsprozess entstanden ist. Die Götterdämmerung ist eine Oper mit grandiosen Bildern und beschließt dieses Werk mit einem gigantischen Finale.

 

 

Inhalt

Handlung

Kommentar

Prolog (Nornenszene, Siegfrieds und Brunhildes Abschiedsszene)

Akt I (Gibichung, Burgszene)

Akt II (Gibichung-Massenszene, Schwurszene, Rachszene)

Akt III (Siegfrieds Todesszene, Finale)

 

 

Highlights

Zu neuen Taten

O heilige Götter

Zwischenspiel zum ersten Akt (Siegfrieds Rheinfahrt)

Hoiho! Hoihoo! (Gibichung-Massenszene)

Heil’ge Götter, himmlischer Lenker

Auf Gunther, edler Gibichung (Rache-Trio)

Frau Sonne sendet helle Strahlen

Heil dir, Gunther

Einen Ring sah ich an Deiner Hand

Brünnhilde, heilige Braut

Siegfrieds Trauermarsch (Siegfrieds Trauermarsch)

Flieget heim ihr Raben … Grane mein Ross sei mir gegrüsst (Finale)

 

 

Aufnahmeempfehlung

Aufnahmeempfehlung

 

 

Handlung

 

 

 

 

PREMIERE

Bayreuth, 1876

LIBRETTO

Richard Wagner, basierend auf einer Vielzahl von Primärquellen. Die wichtigsten davon sind: Griechische Mythologie, die nordische Edda- und Völsung-Saga und das deutsche Nibelungenlied.

DIE HAUPTROLLEN

Siegfried, Sohn von Siegmund und Sieglinde (Tenor) - Brünnhilde, Walküre und Tochter Wotans (Sopran) - Waltraute, Walküre und Schwester von Brünnhilde (Alt) - Gunther, König der Gibichungen (Bariton) - Gutrune, Schwester von Gunther (Sopran) - Alberich, Nibelunge (Bariton) - Hagen, Gibichung und Sohn des Alberich (Bass) - Wellgunde, Flosshilde und Woglinde, Nixen und Rheintöchter, Hüterinnen des Rheingolds (Mezzo, Alt, Sopran) - Norns, Schicksalsfrauen (Mezzo, Alt, Sopran)

AUFNAHMEEMPFEHLUNG

DECCA mit Wolfgang Windgassen, Birgit Nilsson, Gottlob Frick, Christa Ludwig und Dietrich Fischer-Dieskau unter der Leitung von Georg Solti und den Wiener Philharmonikern.

 

 

 

 

 

KOMMENTAR

 

 

 

Die Götterdämmerung, das Finale einer großen Saga

Die Götterdämmerung ist die Auflösung dieser gewaltigen Saga, die Wagner aus Dutzenden von Quellen zusammengetragen hat. Die Zusammenstellung dieser epischen Geschichte und die Komposition einer monumentalen Musik dazu kann mit Recht als Jahrhundertleistung bezeichnet werden. Die Handlung des “Rings” erstreckt sich über mehrere Generationen, wobei mehr als 20 Nebenfiguren mitspielen. In kaum einem anderen Werk eines einzigen Künstlers sind so viele Bühnenfiguren mit eigenen Persönlichkeiten und Schicksalen geschaffen worden.

1848, im Alter von 35 Jahren begann Wagner die Arbeit am Ring des Nibelungen. Wie bei einem Krimi begann er die Dichtung vom Ende her. Den Schluss nannte er zunächst schlicht “Siegfrieds Tod”, später änderte er ihn in den Titel “Götterdämmerung”, was die wörtliche Übersetzung von “Götterdämmerung” ist. Im Jahr 1869 begann er mit der Komposition der Götterdämmerung, und 5 Jahre später war die Vertonung des Gedichts abgeschlossen. 25 Jahre nach dem Beginn seiner Arbeit am Ring schreibt er die letzten Takte der Musik. Für die Götterdämmerung bedeutet dies, dass zwischen der Fertigstellung des Librettos und der Komposition 20 Jahre verstrichen sind, was in der Geschichte der Oper wohl einmalig ist.

 

 

Die Interpretation & viele weitere Informationen

Im Gesamtporträt zum Ring stelle ich die verschiedenen Ansätze zur Interpretation des Werkes vor. Um diese zu lesen, klicken Sie auf den untenstehenden Link. Außerdem finden Sie dort viele weitere Informationen zu Geschichte, Interpretationen, Leitmotivtheorie etc.

Link zum Portrait zu “Der Ring des Nibelungen”

 

 

 

Ein eigenes Festspielhaus in Bayreuth

Für Wagner war von Anfang an klar, dass die Aufführung eines solchen Werkes in den bestehenden Theatern kaum möglich war.

Früh wurde die Idee eines eigenen Festspielhauses geboren. Doch es sollte noch 25 Jahre dauern, bis es fertiggestellt war. Die Finanzierung dieses gewaltigen Vorhabens zu sichern, kostete Wagner sehr viel Arbeit. 1872 zog Wagner mit seiner Frau Cosima nach Bayreuth, und die Bauarbeiten begannen. Gemeinsam mit vielen Mäzenen gelingt es ihm, Geld für die Grundsteinlegung des Festspielhauses und für den Kauf der Villa Wahnfried zu sammeln. Vier Jahre später wird das Festspielhaus mit Rheingold eröffnet. Das erste Festspiel findet 1876 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm und der gesamten europäischen Kulturprominenz statt und wird zu Wagners größtem Triumph seines Lebens.

Mit dem Ring und dem Bau des Festspielhauses vollendete Wagner seine Vision vom Gesamtkunstwerk: die Vereinigung der Künste Musik, Poesie, Architektur und Bühnenbild.

 

 

Wagners große Visionen

Wagner schöpfte aus seinem Schaffen große Visionen. Beispiele sind: die Szenen am Rhein, die Höhen von Walhalla, die Schmiedehallen von Nibelheim, der Feuerzauber um Brünnhildes Schlafplatz oder das Finale der Götterdämmerung. Jedes dieser Bilder (und viele mehr) sind Momente von fantastischer Kraft. Geschaffen von einem begnadeten Dramatiker. Die Aufführung dieser Szenen stellt auch heute noch große technische und künstlerische Herausforderungen an die Theater.

Besonders die Götterdämmerung mit ihrer dichten Handlung und den verschiedenen Schauplätzen ist äußerst anspruchsvoll.

 

 

Leitmotive

Die Leitmotive spielen im gesamten Ring eine wichtige Rolle. Im Opernporträt des Rheingoldes finden Sie mehr Informationen dazu. Bitte klicken Sie auf den Link.

 

 

Was bisher geschah

 

Vorläufige Ereignisse

 

Die Inhaltsangabe von Rheingold (Teil 1)

 

Die Synopse der Walküre (Teil 2)

 

Die Synopse von Siegfried (Teil 3)

 

 

 

 

Götterdämmerung PROLOG

 

 

Die Götterdämmerung beginnt mit einem umfangreichen Prolog. Wenn man ihn zum ersten Akt hinzufügt, stehen wir vor einer riesigen Struktur des ersten Aktes (Aufzug). Er dauert über zwei Stunden, was fast der Länge des Rheingoldes entspricht. Der Prolog ist, wie die gesamte Götterdämmerung, noch stärker von den Leitmotiven bestimmt als die drei vorangegangenen Werke. Kaum ein Takt vergeht, ohne dass wir einen Bezug zu einem Motiv hören. Nichts ist mehr ohne Bedeutung.

Handlung: Drei Norns befinden sich auf dem Walkürenfelsen. Die Norne der Vergangenheit nimmt das Seil des Schicksals in die Hand. Es hing einst an der Weltesche, und sie erzählt, wie Wotan einst einen Speer daraus schnitt, mit dem er seine Herrschaft begründete. Die Esche starb daran. Die zweite Norne erzählt, wie Wotan die Stämme der Esche um Walhalla aufgeschichtet hat. Der dritte prophezeit, dass der Feuergott Loge die Scheite entzünden und das Reich der Götter zerstören wird. Als sie das Seil um den Felsen wickeln, reißt es. Die Nornen steigen wieder zu ihrer Mutter Erda hinab.

Wie die Rheintöchter kennzeichnet die mythologische Zahl “Drei” die Nornen. In der gesamten Menschheitsgeschichte tauchen immer wieder schicksalhafte weibliche Dreiergestalten auf, wie die Erinnyen oder Sirenen. Musikalisch werden die drei Rollen auf die Stimmlagen Sopran, Alt und Mezzo verteilt, wie im Fall der Rheintöchter.

Handlung: Es dämmert. Brünnhilde und Siegfried treten aus der Höhle, in der sie ihre Liebesnacht verbracht haben. Brünnhilde verabschiedet sich von Siegfried, der zu neuen Taten aufbrechen will.

Das orchestrale Zwischenspiel stellt den Anbruch des Tages dar. Das Erlösungsmotiv wird zärtlich zitiert:

Musikalisches Zitat:  Erlösungsmotiv

Die Abschiedsszene von Siegfried und Brünnhilde ist einer der Höhepunkte des Rings. Sie beginnt mit dem zarten Motiv Brünnhildes, das sie nicht mehr als Walküre, sondern als Frau zeigt:

Brünnhilde weckt Siegfried, und sein Heldenmotiv erklingt jubelnd im Blech:

Musikalisches Zitat: Siegfrieds Heldenmotiv

Sie finden diese großartige Szene in der Playlist in zwei Versionen. Die erste stammt aus dem berühmten Boulez/Chéreau-Zyklus aus Bayreuth.

Zu neuen Taten (1) – Jones / Jung

 

 

Das Traumpaar Lauritz Melchior und Kirsten Flagstadt

Wir hören die zweite Aufnahme mit dem Traumpaar der 30er Jahre, den beiden Skandinaviern Lauritz Melchior und Kirsten Flagstadt. Die beiden waren mit einzigartig voluminösen Stimmen gesegnet und behielten dennoch große lyrische Qualitäten. Diese Stimmkombination war und ist wohl konkurrenzlos in der Geschichte der Aufführung von Wagner-Opern.

Melchior war mit Cosima Wagner und Siegfried Wagner befreundet und sang seit der Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele 1924 bis 1931 regelmäßig in Bayreuth und war der bevorzugte Tenor der beiden.

Kirsten Flagstadt, die noch heute mit ihren Wagner-Rollen des hochdramatischen Fachs (Isolde und Brünnhilde) in Verbindung gebracht wird, sang ihre erste Wagner-Partie interessanterweise erst im Alter von fast 34 Jahren. Nur einmal, 1933, trat sie in kleineren Rollen in Bayreuth auf. Ab 1935 lag ihr künstlerischer Schwerpunkt an der Metropolitan Opera in New York, wo sie gemeinsam mit Lauritz Melchior Auftritt für Auftritt triumphierte.

Zu neuen Taten (2) – Flagstadt / Melchior

 

 

Handlung: Brünnhilde will auf seine Rückkehr warten und sie lieben symbolisch Zeichen. Brünnhilde schenkt ihm ihr Pferd Grane, und Siegfried gibt ihr den Ring, dessen Bedeutung er nicht kennt.

Willst Du mir Minne schenken – Nilsson / Hoffmann

Die ekstatische Verabschiedung

Handlung: Die beiden schwören sich ewige Treue …

Mit einer Reprise beschleunigt er noch einmal das Tempo, und Wagner komponiert einen ekstatischen Abschied für die beiden Liebenden.

O heilige Götter – Melchior / Tauber

Siegfrieds Rheinreise

Handlung: … und Siegfried besteigt ein Floß, das ihn den Rhein hinauftragen soll.

Das Zwischenspiel hat fast symphonische Ausmaße und erhielt den Beinamen “Siegfrieds Rheinfahrt”. Es beschreibt Siegfrieds Reise und die bestandenen Schlachten. L’intermezzo ha dimensioni quasi sinfoniche ed è stato soprannominato “Il viaggio sul Reno di Sigfrido”. Descrive il viaggio di Siegfried e le battaglie felicemente passate. Ha una struttura a due parti e cita i “temi del fuoco” di Loges nella prima parte e i temi dell'”acqua” nella seconda parte ed elabora i motivi del Reno e delle figlie del Reno.

Zwischenspiel zum ersten Akt (Siegfrieds Rheinfahrt)

 

 

Götterdämmerung AKT I

 

 

 

Die Gibichung

Handlung: An den Ufern des Rheins. Gunther, der König der Gibichung, sitzt in seiner Burg. Bei ihm sind seine Schwester Gutrune und ihr Halbbruder Hagen, der Sohn von Alberich. Hagen hat von seinem Vater den Hass auf die Götter und die Gier nach dem Ring geerbt. Um den Ring zu bekommen, rät er dem König listig, Brünnhilde zu heiraten, um den angeschlagenen Ruf seiner Herrschaft zu verbessern. Doch dazu braucht er Siegfried, der als Einziger stark genug ist, durch das Feuer in ihr Schlafgemach einzudringen. Um ihn für sich zu gewinnen, soll Gutrune Siegfried zum Mann nehmen. Er erzählt ihr von Siegfrieds Herkunft und seinem Reichtum als Besitzer des Nibelungenschatzes. Als Gutrune zweifelt, ob sie Siegfried gewinnen kann, erinnert Hagen sie an den Trank des Vergessens. Sobald sie ihm begegnet, soll sie ihm den Trank reichen und er wird Brünnhilde vergessen.

Wir befinden uns im Reich der Gibichungs. Sie repräsentieren im Ring die normalsterblichen Menschen, die, mit Ausnahme von Hunding, noch nie im Ring erschienen sind. Ihre höchsten Vertreter, Gutrune und Gunther, werden in der Götterdämmerung zu tragischen Figuren – den betrogenen Betrügern. Am Ende sind sie mittelmäßige Gestalten, fast Anti-Helden, mit denen man kein Mitleid empfindet. Wagner hat für sie das stolze, aber etwas schlichte “Motiv der Gibichung” geschrieben.

Musikalisches Zitat:  Das Motiv der Gibichung

Leitmotiv, Ring des Nibelungen-Götterdämmerung-Twilight of Gods, Gibichungen_Motiv

 

Gleich zu Beginn erklingt es wiederholt im Orchester:

Nun hör, Hagen, sage mir, Held …

 

 

Hagen der Intrigant

Während Alberich bisher der Gegenspieler von Wotan war, spielt Hagen in der Götterdämmerung das Gegenstück zu Siegfried. Musikalisch lässt uns Wagner immer wieder wissen, dass Hagen eine negative Kraft ist. Der Tritonus (eine übermäßige Quarte, die das Dunkle und Unheimliche symbolisiert) spielt dabei eine wichtige Rolle. Im Ring hat auch der Drache Fafner diesen Makel erhalten. Im folgenden Beispiel hören wir den Tritonus an einer prominenten Stelle (0:55). Hagen erzählt Gunther von Brünnhilde und er fragt ihn: “Könnte mein Mut dies ertragen?” Hier bricht die Musik bedeutungsvoll ab und der Tritonus erklingt, bevor Hagen zum ersten Mal Siegfrieds Namen erwähnt.

Wen rätst du nun zu frein

 

Hagen ist der Sohn von Alberich. Seine Mutter ist Grimhild, eine Frau aus dem Geschlecht der Gibichungen und Mutter von Gunther und Gutrune, die in dieser Oper nicht vorkommt.

Wotan prophezeite das Erscheinen Hagens bereits in der “Walküre”: “Die Frucht des Hasses gebiert ein Weib, das Kind der Bosheit wächst in ihrem Schoß, dieses Wunder geschah der lieblosen Niblung”.

 

Handlung: Als Siegfried mit seinem Floß an der Burg vorbeifährt, ruft Hagen ihm zu und lädt ihn ein, sich ihnen anzuschließen.

Jagt er auf Taten wonnig umher – Frick / Fischer-Dieskau / Windgassen

 

 

Siegfried erzählt stolz vom Ring

Handlung: Als Siegfried das Schloss betritt, wird er von Gunther begrüßt. Stolz zeigt Siegfried Gunther seinen Zauberhelm und sein Zauberschwert. Er erzählt, dass er dem Drachen den Ring entreißen konnte und dass er nun Brünnhilde gehört.

Mit dem stolzen Siegfried-Motiv auf den Hörnern betritt Siegfried die Burg.

Wer ist Gibichs Sohn

 

Handlung: Herzlich begrüsst Gunther ihn, und bietet ihm seine Freundschaft an.

Wir hören das ehrliche, herzliche Freundschaftsmotiv Gunthers in den Streichern:

 

 

Gutrune verführt Siegfried

Handlung: Gutrune betritt die Halle mit einem Trinkhorn. Siegfried trinkt den Trank des Vergessens. Die Wirkung setzt ein, und Siegfried will Gutrune heiraten. Siegfried fragt Gunther, ob er eine Frau habe. Er antwortet, dass ihm noch keine Frau gepasst hat. Aber es gibt eine Frau, die auf einem Felsen lebt, geschützt von hohem Feuer, die er begehrt. Der Weg zu ihr ist unmöglich, das Feuer würde ihn sofort töten. Siegfried bietet ihm seine Hilfe an. Mit dem Zauberhelm könne er die Gestalt von Gunther annehmen und Brünhilde für ihn gewinnen.

Das Motiv der Gutrune hören wir gleich zu Beginn. Es beginnt, wie das Freundschaftsmotiv ihres Bruders, mit einem Abwärtssprung um eine Quinte:

Indem Siegfried Hagens Trank trinkt, wird er unfreiwillig zum Verräter seiner Liebe zu Brünnhilde. Es ist die Tragödie des “reinen” Menschen, der in einer von der Macht korrumpierten Welt scheitert.

Willkommen Gast… Vergäss ich alles, was Du mir gabst – Jung / Mazura / Altmeyer

 

 

Gunther und Siegfried trinken Blutsbrüderschaft

Handlung: Gunther nimmt freudig an und die beiden trinken euphorisch Blutsbrüderschaft.

Als die beiden Blutsbrüderschaft trinken, fordert Gunther Hagen auf, sich dem Schwur anzuschließen. Hagen, der Außenseiter, will nicht trinken. Lakonisch meint er: “Mein Blut würde deinen Trank beflecken”.

Blühendes Leben labendes Blut – Frick / Fischer-Dieskau / Windgassen

 

Handlung: Hagen ist zufrieden. Sein Plan, den Ring für seinen Vater Alberich zurückzugewinnen, scheint zu gelingen.

In dieser Szene offenbart Hagen dem Zuhörer zum ersten Mal seinen finsteren Plan. Gleich zu Beginn der Szene (0:08) hören wir wieder den Tritonus in den Blechbläsern, der eine gespenstische Wirkung erzeugt. Bei 2:37 hören wir die Passage “aber mir bringt er den Ring” und bei dem Wort “Ring” hören wir ein strahlendes Dur, aber kurz darauf erklingt der Tritonus wieder stark im Blech.

Hier sitz ich zur Wacht – Frick

 

 

Brünnhilde schwört den Göttern ab

Handlung: Brünnhilde sitzt einsam auf dem Walkürenfelsen und blickt in zärtlichem Gedenken auf Siegfrieds Ring.

Wagner komponierte eine meisterhafte Verwandlungsmusik, die in großartiger Weise von Hagens “Wache” zu Brünnhildes Motiv führt und schließlich mit dem Walkürenmotiv der ankommenden Waltraute endet.

Zwischenspiel … Altgewohntes Geräusch

 

Handlung: Freudig begrüßt sie Waltraute, ihre Walkürenschwester. Brünnhilde ist froh, Waltraute trotz Wotans Bann zu sehen. Mit dunkler Stimme erzählt Waltraute von der düsteren Stimmung in Walhalla. Wotan ist verbittert von seiner langen Wanderung zurückgekehrt, sein Speer lag in Trümmern. Das Ende der Götter ist nahe, und die einzige Rettung wird sein, wenn der Ring den Rheintöchtern zurückgegeben wird.

Wenn Brünnhilde erzählt, dass Wotan das Holz der Weltesche in Scheiten um Walhalla aufstellen ließ, erklingt wiederholt das Motiv der Göttermacht. Es steht im Gegensatz zum Speermotiv (eine Abwärts- statt einer Aufwärtsbewegung) und prophezeit den Machtverlust der Götter:

Höre mit Sinn, was ich Dir sage – Ludwig

 

Handlung: Aber Brünnhilde ist nicht bereit, Siegfrieds Liebesbeweis aufzugeben, selbst wenn damit das Schicksal der Götter besiegelt wäre. Verzweifelt fleht ihre Schwester sie an, den Ring zurückzugeben. Doch sie ist fest entschlossen und schickt Waltraute fort. Plötzlich färbt sich der Himmel rot und sie meint, Siegfrieds Hornruf zu hören. Brünnhilde eilt ihm entgegen, aber sie weicht entsetzt zurück, als sie einen Fremden sieht.

Was leckt so wütend die lodernde Welle zum Wall – Nilsson

 

 

Brünnhildes Katastrophe

Handlung: Im Namen der Gibichungen fordert Siegfried in Gunter’s Gestalt das Recht, sie zur Frau zu nehmen. Brünnhilde versucht verzweifelt, ihn abzuwehren, aber er reißt ihr brutal den Ring vom Finger und zwingt die blasse Brünnhilde in die Höhle, um die Ehe zu vollziehen.

Brünnhild! Ein freier kam, den Dein Feuer nicht geschreckt – Windgassen / Nilsson

 

 

 

 

Götterdämmerung AKT II

 

 

 

Handlung: An den Ufern des Rheins. Im Mondlicht schläft Hagen vor der Halle der Gibichung. Alberich erscheint vor den Augen des schlafenden Hagen. Er ermahnt ihn, den Ring zurückzugewinnen.

Im Vorspiel entführt uns eine blasse und unruhige Musik in die Welt Alberichs. Alberich schlägt Hagen vor, Siegfried zu vernichten (“Den goldnen Ring, den Reif gilt’s zu erringen!”):

Vorspiel … Schläfst du, Hagen, mein Sohn – von Kannen / Kang

Die einzigartige Massenszene der Gibichung

Handlung: Hagen schwört darauf und Alberich verlässt ihn. Bald darauf erscheint Siegfried und verkündet, dass er bei Brünnhilde in Gunthers Gestalt erschienen sei und sich mit Gunther unbemerkt im Nebel der Morgendämmerung verwandeln könne. Er versichert Gutrune, dass er Brünnhilde nicht berührt habe und kündigt die baldige Ankunft von Gunther und Brünnhilde an. Jubelnd willigt Gutrune in die bevorstehende Hochzeit ein. Hagen ruft das Volk von Gibichung zusammen, um dem König und seiner Braut einen würdigen Empfang zu bereiten und die bevorstehende Doppelhochzeit zu feiern. Er ermahnt die Soldaten, Gunthers Braut zu unterstützen.

Diese Szene ist von gespenstischer Grausamkeit. Hagens Ruf zur Hochzeit “Hoihoo” steht nicht in Dur, seine Stimme bildet mit den Bässen einen Tritonus. So schaffen seine Hornklänge, seine Rufe und der Männerchor eine fast brutale Atmosphäre, die über einen Zeitraum von fast 10 Minuten aufgepeitscht wird. In der untenstehenden Aufnahme hören wir bei 1:28 eine Stelle, an der in der Partitur zehn verschiedene Töne gleichzeitig gezählt werden können, mit anderen Worten: eine völlig atonale Stelle! Hinzu kommen die aufgeregten Tremolos in den Bässen. Mit größtem Pathos ruft der Chor “Hail to thee and thy bride”, die erste Chorszene des gesamten Ringes!

Hoiho! Hoihoo! (große Szene mit Hörnern und Chor) – Halfvarson

 

Wagner hat für diese Szene echte Stierhörner vorgesehen, die einen raueren Klang erzeugen als die üblicherweise verwendeten Posaunen und Waldhörner. Im folgenden Ausschnitt sehen Sie einen interessanten Ausschnitt aus einem Dokumentarfilm über die Aufnahmeproduktion dieser Szene mit Georg Solti, Gottlob Frick als Hagen und den Stierhörnern.

Dokumentarfilm – Solti, Frick

Handlung: Gunther wird vom Volk prächtig empfangen. Brünnhilde folgt ihm. Sie ist blass vor Demütigung und hat den Blick gesenkt. Stolz präsentiert Gunther seine Braut, die Tochter der Götter.

Ein brillantes kurzes Chorstück mit einem bösen Hintergrund.

Heil dir, Gunther – Karajan

 

 

Brünnhilde sieht Siegfried

Handlung: Siegfried erscheint mit dem Ring an seinem Finger und Gutrune auf seinem Arm. Fassungslos sieht Brünnhilde Siegfried. Als sie ihn mit zitternder Stimme anspricht, merkt sie, dass Siegfried sie nicht mehr kennt.

Gegrüsst sei, teurer Held – Mödl / Suhaus / Greindl

Handlung: Als sie den Ring an Siegfrieds Hand bemerkt, den Gunter ihr angeblich entrissen hat, erkennt sie mit Schaudern das falsche Spiel und beschuldigt Siegfried des Diebstahls. Siegfried behauptet, ihn dem Drachen entrissen zu haben.

Hagen inszeniert den Dialog zwischen Siegfried und Brünnhilde gekonnt. Er spricht Brünnhilde offen an: “Brünnhilde, tapfere Frau, erkennst du wirklich den Ring?” Diese Szene (im Video unten bei 2:26) ist unglaublich dramatisch komponiert; Hagens Text ist fast durchgehend in der gleichen Tonlage geschrieben und wird nur von den Streichern begleitet, die das Hämmern der Nibelungen imitieren und sich innerhalb von zehn Takten dreimal in der Tonhöhe steigern.

Einen Ring sah ich an Deiner Hand – Varnay / Windgassen

Siegfrieds Meineid

Handlung: Aufgestachelt von Hagen beschuldigt Brünnhilde nun Siegfried des Betrugs. Sie erzählt, die Ehe mit Siegfried vollzogen zu haben und erklärt damit Gunther zum betrogenen Ehemann. Um ihn zu schützen, behauptet Siegfried mit seinem heiligen Schwert, er habe sie nie berührt. Brünnhilde ihrerseits wiederholt, dass sie die Ehe mit Siegfried vollzogen hat. Alle Augen sind nun auf Siegfried gerichtet.

Heil’ge Götter, himmlischer Lenker – Nilsson / Windgassen

 

Handlung: Um seinen Blutsbruder zu schützen, schwört Siegfried seine Unschuld auf Hagens Speerspitze und begeht damit den Meineid, sie nie berührt zu haben. Die Aufregung ist groß, als Brünnhilde ihrerseits einen Eid schwört, die Wahrheit gesagt zu haben. Siegfried kann Gunther und die Gäste nur mit Mühe beruhigen. Er fordert sie auf, ihn zum Festmahl zu begleiten.

Helle Wehr! Heilige Waffe! … Gunther, wehr deinem Weibe

 

Handlung: Brünnhilde, Hagen und der tief beschämte Gunther bleiben zurück.  Brünnhilde, die Walküre, fühlt sich machtlos, den Mächten ausgeliefert.

Welches Unholds List liegt hier verholen – Leider

Das Rache-Trio

Handlung: Hagen bietet an, sie zu rächen und will wissen, wie er Siegfried besiegen kann. Brünnhilde erklärt ihm, dass Siegfried im Kampf unbesiegbar ist und dass er nur an einer Stelle seines Rückens verwundbar ist. Hagen wendet sich an den in tiefer Scham gelähmten Gunther und schlägt ihm vor, Siegfried zu töten. Gunther zögert, das Blut seines Blutsbruders fließen zu lassen. Als Brünnhilde ihn verspottet und Hagen ihm den Ring anbietet, willigt Gunther ein, und sie beschließen, Siegfrieds Tod als Jagdunfall zu tarnen. In diesem Moment taucht der Hochzeitszug auf. Gunther und Brünnhilde schließen sich an und die Hochzeitszeremonie beginnt.

 

Am Ende dieses Aktes hat Wagner ein echtes (und mitreißendes) Rachetrio geschaffen, wie wir es aus der italienischen Oper kennen (“So soll es sein”). In diesem Trio wird das kommende Verhängnis vorweggenommen, denn jeder der Ausführenden hat andere Absichten, was Wagner mit dissonanzreicher Musik demonstriert.

So soll es sein – Wiener / Greindl / Varnay

 

 

 

 

Götterdämmerung III

 

 

 

Handlung: In einem bewaldeten Tal, am vorbeifließenden Rhein.

Mehr als zwölf Stunden Musik sind seit dem heiteren Vorspiel zu Rheingold vergangen. Zum ersten Mal hören wir wieder heitere Musik. Diesmal von Jagdhörnern und dem fließenden Rhein. Zunächst intonieren die Hörner das Siegfried-Motiv und gehen dann zu einem wogenden Rhein-Motiv über. Das Präludium endet mit dem verspielten Gesang der Oboen und Klarinetten, die in die Welt der Rheintöchter einführen.

Vorspiel – Janowski

Siegfried trifft auf die Rheintöchter

Handlung: Die Rheinmädchen schwimmen im Fluss und trauern um den Verlust des Goldes. Sie warten sehnsüchtig auf einen Helden, der ihnen das Gold zurückbringt. Da hören sie Siegfrieds Horn.

Die Stimmung des Vorspiels setzt sich fort. Wagner kontrastiert die heitere Stimmung des Rheins mit den traurigen Gesängen der Rheinnixen und erzeugt damit eine faszinierende Wirkung auf den Zuhörer.

Frau Sonne sendet lichte Strahlen

 

 

Die Prophezeiung

Handlung: Als er am Ufer erscheint, beklagt er sich, dass er noch keine Beute erlegen konnte. Die Nixen sehen den Ring an seiner Hand und bieten ihm an, ihm bei der Jagd zu helfen, und verlangen im Gegenzug den Ring. Siegfried lehnt zunächst ab, willigt aber ein, als die Nixen ihn als Geizhals verspotten. Sie warnen ihn vor der Macht und dem Fluch des Rings. Nur wenn er ihnen den Ring übergibt, kann sein böses Schicksal abgewendet werden. Nun erkennt Siegfried den Wert des Ringes und wird von der Gier nach Macht ergriffen. Er glaubt, unbesiegbar zu sein und steckt sich den Ring wieder an den Finger. Die Mägde prophezeien ihm, dass er heute getötet wird.

In der Rheinszene sehen wir, wie sehr Siegfried bereits “entartet” ist. Ihm, dem Mann der Natur, ist es nicht gelungen, eine Beute zu erlegen. Damit zeigt Wagner, dass Siegfried die Nähe zum Ursprung verloren hat und damit dem Untergang geweiht ist.

Siegfried! Schlimmes wissen wir dir

 

Handlung: Aber Siegfried will sich von den Meerjungfrauen nicht einschüchtern lassen und verlässt den Ort. Die Nixen machen sich auf den Weg zu Brünnhilde.

Die Szene endet mit schöner Verwandlungsmusik. Als Siegfried sich weigert, den Ring zurückzugeben, kehren die Rheintöchter zum Wasserspiel zurück. Schöne chromatische Arabesken im Orchester und die Stimmen der Rheintöchter schaffen noch einmal eine traumhafte, unbeschwerte Stimmung, die durch Siegfrieds freundliche, selbstgefällige Worte an das Quartett ergänzt wird.

Kommt, Schwestern! Schwindet dem Toren!”

 

Handlung: Siegfried findet zurück zur Jagdgesellschaft. Sie machen eine Pause. Hagen schenkt Siegfried Wein ein. Dieser tritt mit dem Becher zu Gunther und versucht, ihn aufzumuntern.

Hoiho … Trink, Gunther, Trink – Greindl

 

Hagens heimliche Zugabe zum Wein und der Mord

Handlung: Hagen gibt Kräuter in den Wein, die in Siegfried die Vergangenheit wieder lebendig werden lassen. Er schenkt mehr Wein ein und bittet Siegfried, ihm von sich zu erzählen.  Siegfried erzählt seine Geschichte. Mit noch mehr Wein lockert Hagen seine Zunge. Nun erinnert sich Siegfried an Brünnhilde und erzählt ekstatisch, wie er sie zur Frau genommen hat. Damit hat er den Treuebruch zugegeben. Hagen deutet auf die beiden schwarzen Raben Wotans, die erschienen sind. Siegfried dreht sich um und schaut sie an, woraufhin Hagen nach dem Speer greift. Gunther, der Hagens Spiel nun durchschaut hat, versucht vergeblich, ihn aufzuhalten, und Hagen sticht Siegfried von hinten mit dem Speer nieder.

Siegfried erzählt seine Geschichte. Noch einmal hören wir seine Abenteuer und viele Leitmotive tauchen im Orchester auf. Die Musik wird immer drängender. Und als er ekstatisch von seiner Liebesnacht mit Brünnhilde erzählt, erklingen schwere Posaunen und schnarrende Streicher, die das Wegfliegen der Raben beschreiben. Kurz darauf, bevor Hagen zuschlägt, hören wir noch einmal das Fluchmotiv (in der Hörprobe unten bei 7:40).

Musikalisches Zitat: Fluch-Motiv


Mime hiess ein mürrischer Zwerg … In Leid zu dem Wipfel lauscht’ ich hinauf – Lorenz

 

 

 

Siegfrieds Schwanengesang

Handlung: Als Siegfried stirbt, nimmt er Abschied von Brünnhilde.

Ein letztes Mal hören wir den Liebeszauber von Siegfried und Brünnhilde. Das Motiv des Erwachens Brünnhildes erklingt in den Winden. Symbolisch zeigt uns Wagner, dass das Erwachen des Lebens mit dem Tod zusammenfällt, die utopische Anarchie der Liebe in Freiheit muss der machtgierigen Welt der Verträge weichen.

Musikalisches Zitat:  Brünnhildes Erwachensmotiv

Brünnhilde, heilige Braut – Windgassen

 

Siegfrieds Trauermarsch

Handlung: Siegfried wird mit einer feierlichen Eskorte in die Hallen von Gibichung getragen.

Siegfrieds Trauermarsch ist eine weitere große symphonische Dichtung des Rings. Siegfrieds Leben geht noch einmal musikalisch an ihm vorbei. Beethovens Trauermarsch aus seiner 3. Sinfonie diente wahrscheinlich als Vorbild für diesen Abschnitt. Wie das Vorbild ist auch Siegfrieds Trauermarsch dreiteilig (Moll-Dur-Moll). Der Höhepunkt ist im 3. Teil zu hören, wo wir noch einmal Siegfrieds Motive in den Bläsern hören. In diesem Teil hören wir das triumphale Motiv von Siegfried. Erinnern Sie sich an das Hornmotiv? Es ist praktisch dasselbe, nur 4 Mal verlangsamt:

Musikalisches Zitat: Siegfrieds Heldenmotiv

Wir hören dieses Stück in einer Fassung von Herbert von Karajan. Karajan selbst war nur kurze Zeit in Bayreuth tätig. Trotz des Erfolges zweier Inszenierungen in den frühen fünfziger Jahren machte ihm Wieland Wagner schwere Vorwürfe wegen seines langsamen Tempos und der lauten Begleitung, die zu einer mangelnden Textverständlichkeit führten. Karajan kehrte nie mehr nach Bayreuth zurück und verlegte den Hauptteil seiner Festspieltätigkeit nach Salzburg.

Trauermusik beim Tode Siegfrieds – Karajan

 

 

Der Fluch des Rings findet ein weiteres Opfer

Handlung: In der Burg wird Gutrune von bösen Vorahnungen geplagt. Sie wartet auf die Ankunft von Siegfried. Der abfällige Hagen zeigt ihr ihren toten Mann. Als Gutrune Siegfried erschlagen sieht, beschuldigt sie Gunter. Gunter wiederum beschuldigt Hagen des Mordes, woraufhin Hagen den Ring als Belohnung fordert. Als Gunther diese Forderung ablehnt, sticht Hagen mit seinem Speer auf ihn ein. Er will Siegfrieds Leiche den Ring entreißen, doch zum Entsetzen aller erhebt sich Siegfrieds Hand drohend.

Als die Hand erscheint, taucht das Schwertmotiv wieder auf.

Nicht klage wider mich – Salminen / Nöcker

 

 

Die endgültige Apotheose der Brünnhilde

Handlung: Brünnhilde nimmt den Ring. Sie hat alles von den Rheintöchtern gelernt und weist die Gibichung an, einen Scheiterhaufen zu errichten. Ein letztes Mal schaut sie auf den toten Siegfried. Sie nimmt den Ring von ihrem Finger und gibt ihn den Rheintöchtern zurück. Wotans Raben tauchen wieder auf. Brünhilde schickt sie nach Wahlhalla, um die Götterdämmerung anzukündigen. Brünhilde entzündet die Holzscheite unter dem aufgebahrten Siegfried und reitet mit ihrem Pferd Grane ins Feuer, um sich mit Siegfried im Tod zu vereinen.

Und nun beginnt die Opferung Brünnhildes. Es ist eine große, 20-minütige Aufführung, die zur Vereinigung mit Siegfried im Tod führt und zum Weltenbrand wird.

Sehen Sie die große Opferungsszene in ihrer Gesamtheit mit Gwyneth Jones in der Fernsehfassung aus dem Chéreau/Boulez-Ring.

Starke Scheite schichtet mir dort … Mein Erbe nun nehm ich zu eigen – Jones

 

 

Handlung: Das Feuer verschlingt die Burg, und der Rhein tritt über die Ufer. Hagen springt in den Fluss, um den Rheintöchtern den Ring zu entreißen, aber die Nixen ziehen ihn herunter. Freudestrahlend hält Flosshilde den Ring hoch. In der Ferne bricht ein Leuchten am Himmel aus: die brennende Walhalla, die von Loge entzündet wurde. Mit der Apokalypse ist das Ende der Götterwelt gekommen.

Auch hier zitiert Wagner viele Leitmotive des Ringes. Als die Raben davonfliegen, hören wir das tragische Götterdämmerungsmotiv:

Musikalisches Zitat:  Götterdämmerungsmotiv

Wagner rang viele Jahre lang mit der Entscheidung, wie sein großes Werk enden sollte. Er schrieb mehrere fertige Textfassungen. Die große zeitliche Spanne des Werkes führte zu unterschiedlichen biographischen Situationen, die immer wieder neue Interpretationen erforderten. Der Anarcho-Anhänger von 1848 war nicht derselbe wie der Königsliebling von 1868! Lange Zeit hielt Wagner Schopenhauers pessimistische Weltsicht in der Schwebe, doch schließlich setzte sich eine optimistische Version durch. Das Werk wird mit einem strahlenden Akkord enden.

Als Brünnhilde das Feuer der Liebe entfachte, warf sie die brennenden Scheite, die zur Apokalypse führen. Das korrumpierte System bricht zusammen. Und noch einmal erklingt das Motiv der Rheintöchter, wenn Flosshilde den Ring in den Händen hält und das Gold dorthin zurückbringt, wo es zu Beginn der Sage war. Diese Oper endet mit dem Feuer der brennenden Walhalla und dem verklärenden Aufstieg der Musik, dem Liebes-/Erlösungsmotiv Brünnhildes, das den Beginn einer neuen Welt ankündigt.

Flieget heim ihr Raben … Grane mein Ross sei mir gegrüsst – Flagstadt

Als Richard Wagner am 21. November 1874 die letzten Takte der Götterdämmerung komponierte, notierte er: “Ich sage nichts mehr”.

 

 

 

 

 

Aufnahmeempfehlung der Oper Götterdämmerung

 

DECCA mit Wolfgang Windgassen, Birgit Nilsson, Gottlob Frick, Christa Ludwig, Dietrich Fischer-Dieskau unter der Leitung von Georg Solti und den Wiener Philharmonikern.

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der Online-Opernführer zu Götterdämmerung von Richard Wagner.

 

 

 

 

 

 

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