Rheingold, Ring des Nibelungen, Synopsis, Handlung, Plot, Zusammenfassung

Online-Opernführer und Handlung zu Wagners Rheingold

Mit “Rheingold” schildert Wagner die Welten der Rheintöchter und der Götter, die Unterwelt der Nibelungen und die Burg Walhalla mit meisterhaften musikalischen Mitteln. Nach einer fast sechsjährigen Schreibblockade explodierte die Kreativität des 40-Jährigen und er komponierte diese bunte Welt innerhalb von sechs Monaten. Unvorstellbar, dass das “Rheingold”, als es 23 Jahre später im Rahmen einer Ring-Aufführung in Bayreuth zum ersten Mal erklang, noch immer als visionäres Werk überzeugte.

 

 

 

Inhalt

Handlung

Kommentar

Akt I (Rheinszene)

Akt II (Götterburg-Szene)

Akt III (Nibelheim-Szene)

Akt IV (Fluch-Szene, Finale)

 

Highlights

Vorspiel

Weia, Waga Woga du Welle (Lied der Rheintöchter)

Zwischenspiel zum III. AKT

Weiche Wotan Weiche

Abendlich strahlt der Sonne Auge

Rheingold! Rheingold! Reines Gold (Finale)

 

Aufnahmeempfehlung

Aufnahmeempfehlung

 

 

 

PREMIERE

München, 1869

LIBRETTO

Richard Wagner, basierend auf einer Vielzahl von Primärquellen. Die wichtigsten davon sind: Griechische Mythologie, die nordische Edda- und Völsung-Saga und das deutsche Nibelungenlied.

DIE HAUPTROLLEN

Wellgunde, Flosshilde und Woglinde (Mezzosopran / Alt / Sopran), Nixen und Rheintöchter, Hüter des Rheingolds - Wotan, Gott und Herrscher der Welt (Bariton) - Fricka, Göttin der Ehe und Gattin des Wotan (Mezzosopran) - Freia, Göttin und Hüterin der Äpfel der ewigen Jugend, Schwester von Fricka (Sopran) - Donner und Froh, Götter und Brüder von Fricka (Bariton/Tenor) - Erda, Seherin und Mutter der Nornen (Alt) - Loge, Halbgott und Gehilfe von Wotan (Tenor) - Fasolt und Fafner, Riesen (Bass / Bass) - Alberich, Nibelunge (Bariton) - Mime, Nibelunge und Bruder von Alberich (Tenor).

AUFNAHMEEMPFEHLUNG

DECCA, George London, Kirsten Flagstadt, Set Svanholm, Eberhard Wächter und Gustav Neidlinger unter der Leitung von Georg Solti und den Wiener Philharmonikern.

 

 

 

Handlung

 

 

Vorgängige Ereignisse

 

Handlung Rheingold

 

 

 

PREMIERE

München, 1869

LIBRETTO

Richard Wagner, basierend auf einer Vielzahl von Primärquellen. Die wichtigsten davon sind: Die griechische Mythologie, die nordische Edda- und Völsung-Saga und das deutsche Nibelungenlied.

MAIN ROLES

Wellgunde, Flosshilde und Woglinde, Nixen und Rheintöchter, Hüterinnen des Rheingolds - Wotan, Gott und Herrscher der Welt - Fricka, Göttin der Ehe und Gattin Wotans - Freia, Göttin und Hüterin der Äpfel der ewigen Jugend, Schwester der Fricka - Donner und Froh, Götter und Brüder der Fricka - Erda, Seherin und Mutter der Nornen - Loge, Halbgott und Gehilfe Wotans - Fasolt und Fafner, Riesen - Alberich, Nibelunge - Mime, Nibelunge und Bruder Alberichs

AUFNAHMEEMPFEHLUNG

DECCA, George London, Kirsten Flagstadt, Set Svanholm, Eberhard Wächter und Gustav Neidlinger unter der Leitung von Georg Solti und den Wiener Philharmonikern

 

 

 

KOMMENTAR

 

 

 

Der Ring, ein lange geplantes Werk

Bereits zur Zeit der Komposition des Lohengrin, Ende der 1840er Jahre, plante Wagner ein groß angelegtes Werk. Er zog verschiedene Stoffe in Betracht, darunter auch “Jesus von Nazareth”. Letztendlich entsprach das “Nibelungenlied” seinen Vorstellungen am meisten und wurde zu einer wichtigen literarischen Grundlage. Wie immer begann Wagner mit dem Libretto. Interessanterweise begann er mit “Siegfrieds Tod” (der später den Namen “Götterdämmerung” erhielt). Er schrieb den Text von hinten nach vorne, so dass der Text für das Rheingold 1853 der letzte war, der geschrieben wurde. Wagner machte sich rasch an die Komposition und schrieb die Oper 1853/54, teilweise während seines Italienaufenthalts.

Er wollte das Werk nicht auf die Bühne bringen, bevor nicht alle vier Opern geschrieben waren. Doch Ludwig der Zweite ordnete gegen Wagners Willen die Uraufführung 1869 in München an, sieben Jahre vor der Erstaufführung des Rings in Bayreuth.

 

 

Der erste Teil des Rings

Im Rheingold, von Wagner als Vorabend bezeichnet, werden die Grundkonflikte der Tetralogie, insbesondere der Streit um Macht und Liebe, dargestellt, die dann zum Kampf um den Ring führen.

 

 

Die Interpretation & viele weitere Informationen

Im Gesamtporträt zum Ring stelle ich die verschiedenen Ansätze zur Interpretation des Werkes vor. Um diese zu lesen, klicken Sie auf den untenstehenden Link. Außerdem finden Sie dort viele weitere Informationen zu Geschichte, Interpretationen, Leitmotivtheorie etc.

Link zum Portrait zu “Der Ring des Nibelungen”

 

Quellen

Wagner stellte die Geschichte des Ringes aus einer Vielzahl von Originalquellen zusammen. Zu nennen sind: Die griechische Mythologie, die nordische Edda und die Sagen der Vögelsungen sowie das deutsche Nibelungenlied.

 

 

Die Sprache – Wagners Stabreim

In seinen Texten verwendet Wagner häufig den nordischen Stabreim, der bei manchen Hörern seiner Opern und Lesern seiner Texte für Erheiterung sorgt. Zwei Beispiele aus dem Lied der Rheintöchter im Rheingold

– Vagalaweia! Wallala weialaweia!

– Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege!

Was war der Grund für diese selbst für Muttersprachler seltsame Poesie? Wagner war ein hervorragender Komponist von Liedern. Er war sich bewusst, dass die deutsche Sprache mit ihren vielen Konsonanten nicht die ideale Sprache für Liedtexte ist. Am meisten störten ihn die Konsonanten am Ende des Wortes. Es liegt also auf der Hand, dass der Stabreim kein Selbstzweck war, sondern ein Mittel, um mit der deutschen Sprache umzugehen, indem er die Sätze sängerfreundlich mit Vokalen füllt.

 

 

Die Leitmotive halten das Werk zusammen

Der Ring ist nicht mehr durch Arien und Duette strukturiert, die Nummernoper weicht dem “Musikdrama”. Als wichtiges Strukturelement und Klammer der vier Werke verwendet Wagner Leitmotive, die uns in allen vier Opern immer wieder begegnen. Jedes wichtige Detail, seien es Personen oder Dinge (zum Beispiel der Tarnhelm oder das Schwert), hat seine musikalische Formel.  Diese Technik hat Wagner schon in frühen Werken angewandt, im Ring wird sie zum wichtigsten kompositorischen Prinzip. Ernst von Wolzogen, ein Schüler Richard Wagners, erarbeitete vor der Uraufführung des Rings 1876 eine Übersicht über die Motive und gab ihnen Namen (z.B. “Fluchmotiv” oder “Walhalla-Motiv”). Die Zahl der Leitmotive wird auf weit über hundert geschätzt! Die Motive (zum Teil nur kurze Phrasen) werden verändert, miteinander verwoben, schaffen wieder neue Motive und werden so zum stilbildenden Element des Rings. Sie dienen dem Zuhörer als Erinnerungsmotive, kommentieren das Geschehen auf der Bühne und zeigen Zusammenhänge auf. Es ist vergleichbar mit der Rolle des Erzählers, “der über die Köpfe der Figuren hinweg mit dem Publikum kommuniziert” (Holland, Opernführer). Man spricht auch von der Semantisierung der Musik. Wagner tolerierte Wolzogens Aussagen, warnte aber davor, das Werk auf die Leitmotive zu reduzieren. Wagner selbst nannte sie “Errinerungsmotive”. In diesem Opernführer stellen wir rund drei Dutzend der wichtigsten Motive einzeln vor (in den Porträts der jeweiligen Werke).

 

 

Die Orchestrierung

Wagners Orchester erfuhr mit dem Ring eine enorme Massierung von Instrumenten und geht weit über das hinaus, was z.B. für den Lohengrin erforderlich ist. Allerdings ging es Wagner nicht um Lautstärke, sondern um eine Differenzierung der Klangfarben, um die Ausdruckskraft und Variation der Motive zu maximieren.

Geschichte und Erstaufführung

Fast sechs kompositorisch magere Jahre lagen hinter Richard Wagner, als er 1853 mit der Vertonung des “Rheingold” begann. Allerdings hatte er in dieser Zeit viele der Leitmotive entwickelt. Sein Gesundheitszustand war nicht gut, und während eines Aufenthalts in La Spezia (Italien) verfiel er in einen tranceähnlichen Zustand und hatte das Gefühl, im Wasser zu versinken. Diese Erfahrung inspirierte ihn zum Vorspiel des “Rheingold”. Der Damm war gebrochen und er begann in Zürich mit der Komposition des Werks. Im Jahr 1854, kaum ein Jahr nach dem Aufenthalt in La Spezia, war die Partitur fertig. Das Werk lag nun 15 Jahre lang in einer Schublade, denn Wagner wollte es nur im Rahmen einer kompletten Ring-Aufführung in einem eigens dafür gebauten Theater aufführen. Ludwig II., der Inhaber der Aufführungsrechte, wollte nicht länger warten und beschloss 1869, die Uraufführung in München in Angriff zu nehmen. Wagner war entsetzt und wollte dem jungen König das Vorhaben ausreden. Doch dieser war fest entschlossen, sein Projekt zu verwirklichen. Vom fernen Tribschen aus unternahm Wagner alles, um die Aufführung zu sabotieren, ohne jedoch die großzügige Pension des Königs zu gefährden, die ihm ein angenehmes Leben in Tribschen sicherte. Als die Aufführung wegen bühnentechnischer Probleme zu scheitern drohte, drohte er dem König mit der Absetzung des jungen Richters, den er mit der Durchführung der Inszenierung beauftragt hatte. Doch Ludwig blieb standhaft, und mit Hilfe des genialen Bühnentechnikers Carl Brandt (der ihm später in Bayreuth unter die Arme griff) wurden die technischen Probleme überwunden und die Uraufführung (ohne Wagners Anwesenheit) am 22. September 1869 im Münchner Nationaltheater zu einem glänzenden Erfolg. Ludwig war über die Intrigen Wagners verärgert und erwog sogar, dem Meister die finanzielle Unterstützung zu entziehen.

 

 

 

RHEINGOLD AKT I

 

 

Vorgängie Ereignisse

Zusammenfassung: Die Welt ruhte in ihrem ursprünglichen Zustand. Sie war nicht durch irgendeine Herrschaft getrübt. Sie ruhte auf der Weltesche. Der Baum war die Wurzel der heiligen Ordnung. In seinem Schatten sprudelte eine Quelle, die die Weltenesche mit ihrer ewigen Weisheit speiste. In der Erde, in einem nebligen Grab, schlief Erda. Das weiseste aller menschlichen Wesen. Ein unerschrockener Gott mit dem Namen Wotan suchte die Macht. Er kam, um von der Quelle der Weisheit zu trinken. Eines seiner Augen bezahlte er als Pfand für immer. Die gewonnene Weisheit wollte er nutzen, um eine neue Weltordnung zu schaffen. Durch Gesetze und Verträge, die nach seinem Willen gestaltet wurden. Von der Weltesche brach Wotan einen Ast ab. Daraus schnitt er einen Schaft für seinen Speer. In den Speer ritzte er die Verträge und Gesetze in Runen ein. Damit hatte Wotan die Herrschaft über die Welt übernommen. Um seine Macht zu demonstrieren und zu festigen, wollte Wotan eine Burg bauen. Auf Anraten von Loge beauftragte er die Riesen Fafner und Fasolt mit dem Bau der Burg. Als Belohnung versprach Wotan ihnen die schöne Göttin Freia. Die Riesen schufen ein Schloss der Götter. Wotan nannte es Walhalla. Der Eschenbaum fiel und die Quelle versiegte für immer. Wotan ließ das Holz in Stämmen um die Burg aufschichten. Der Feuergott Loge würde sie entzünden, wenn das Ende der Götter nahte. Die Natur war durch Wotans Empörung über die Esche geschädigt worden. Da Freia den Göttern ewige Jugend sicherte und daher für sie unersetzlich war, schickte Wotan Loge in die Welt hinaus, um einen anderen Weg der Bezahlung für die Riesen zu finden.

 

Die Ouvertüre: Der Urzustand

Wagner schrieb das Vorspiel zum Rheingold bereits 1853, 17 Jahre später wurde es in München zum ersten Mal aufgeführt. Es ist unvorstellbar, dass das Stück, als es 23 Jahre nach seiner Komposition zum ersten Mal in Bayreuth erklang, noch als visionäre Musik der Zukunft galt.

Das Präludium entwickelt sich aus einem tiefen Es-Dur-Akkord. Acht Kontrabässe, ein Fagott und später die Hörner beginnen mit einem Urmotiv, dem sogenannten Genesis-Motiv. Es ist die Welt in ihrem Urzustand, die Schöpfung aus dem Nichts.  Das sogenannte Genesis-Leitmotiv begegnet uns in diesem Präludium.

Musikalisches Zitat: Genesis-Motiv

Nach 2 Minuten geht das Motiv in eine wellenförmige Melodie über, die den träge dahinfließenden Rhein darstellt. Es ist das Rheinmotiv, das die Welt in ihrer natürlichen Ordnung darstellt.

Musikalisches Zitat: Rhein-Motiv

Wagner schafft ein einzigartiges Präludium aus dem Es-Dur-Akkord. Dieser Akkord verweilt 136 Takte lang und bildet die Grundlage für ein gigantisches Crescendo, das den Zuhörer auf magische Weise in die Unterwasserwelt der Rheinnixen führt.

Es ist das Erwachen aus der Tiefe. Um das tiefe Es spielen zu können, müssen die Kontrabassisten die tiefste Saite ihres Instruments tiefer stimmen als üblich. Immer mehr Instrumente stimmen ein und treiben den Akkord in Wellen vor sich her, bis der Vorhang die Kulisse des ersten Aktes freigibt.

Vorspiel – Solti

Zusammenfassung: Auf dem Grund des Rheins. Die Rheintöchter Woglinde, Wellgunde und Flosshilde bewachen das Rheingold. Es befindet sich inmitten eines Riffs im Rhein. Der Zwerg Alberich aus dem Volk der Nibelungen erscheint. Fasziniert beobachtet er die Nixen und versucht lüstern, wenigstens eine von ihnen zu erobern. Die drei Nixen schauen ihn neugierig an, und bald necken sie den tollpatschigen Zwerg.

Weia, Waga Woga du Welle – Donath / Moser / Reynolds

 

 

Alberich entdeckt das Rheingold

Handlung: Alberich entdeckt ein helles Licht, von dem er magisch angezogen wird. Gutgläubig erzählen ihm die Rheintöchter, dass dort das Rheingold in den Strahlen der aufgehenden Sonne schimmert.

Die Schönheit des Goldes zeigt die Welt in ihrer natürlichen Ordnung, ungetrübt von jeder Herrschaft. Die Rheintöchter als seine Hüterinnen sind keiner Macht unterworfen. Sie besingen den Hort (den Schatz) mit dem sogenannten Rheingoldmotiv:

Musikalisches Zitat: Rheingold-Motiv

 

Handlung: Wer ihn zu einem Ring schmiedet, gibt ihm Macht über die Welt, aber nur, wenn er der Liebe abschwört.

Die Rheintöchter lüften das Geheimnis des Goldes:

Nur der, der die Macht der Liebe fürchtet, nur der, der die Wonne der Liebe fürchtet,
nur er kann die Magie erlangen, das Gold zu einem Ring zu formen

Im deutschen Text: “Nur wer der Minne Macht entsagt, nur der Liebe Lust verjagt, nur der erzielt sich den Zauber, zum Reif zu zwingen das Gold.”

Wir hören in dieser Szene das sogenannte Entsagungsmotiv. Das Motiv ist in den Posaunen und Wagnertuben zu hören, was dem Motiv eine besondere, dunkle Klangfarbe verleiht:

Musikalisches Zitat: Entsagungsmotiv

Lugt, Schwestern! Die Weckerin lacht in den Grund (Rheingold! Rheingold!)

 

Eine zweite Version ist in einer Produktion aus Schweden zu sehen.

Lugt, Schwestern! Die Weckerin lacht in den Grund (Rheingold! Rheingold!)

 

Handlung: Alberich zögert nicht. Verbittert darüber, dass ihm die Liebe der Meerjungfrau nicht vergönnt war, verflucht er die Liebe und das Gold und stiehlt es unter den entsetzten Blicken der Wachen.

Die Rheintöchter waren sorglos, sie konnten sich nicht vorstellen, dass jemand für Gold auf die Liebe verzichten würde. Sie waren sich sicher, denn Alberich schien in sie verliebt zu sein. . Doch Alberich ist der Störenfried der natürlichen Ordnung, dessen Triebfeder Gier und Macht ist. Weil Liebe für ihn unmöglich war, will er wenigstens Macht. (“Wenn ich Liebe nicht erzwingen kann, so kann ich durch List Lust erlangen”, “Erzwäng ich nicht Liebe – doch listig erzwäng’ ich mir Lust!”)

 

 

Verwandlungsmusik statt Finale des Aktes

Wagners Ringmusik entfaltet sich in durchkomponierten Szenen im Sinne des “Musikdramas”. Wir hören also kein Aktfinale, sondern eine sogenannte Verwandlungsmusik, während das Bühnenbild zur nächsten Szene wechselt. Diese Übergänge sind für die Inszenierung äußerst anspruchsvoll, da sie sichtbar sind und somit ineinander übergehen müssen. In der Übergangsmusik zur nächsten Szene taucht ein weiteres Motiv auf, es ist das Ringmotiv.

Musikalisches Zitat: Ringmotiv

 

Orchesterzwischenspiel – Böhm

 

 

 

RHEINGOLD AKT II

 

 

 

Handlung: Eine bergige Landschaft. Im Schloss der Götter weckt Fricka ihren Mann Wotan. Er ist immer noch überwältigt, dass sein Schloss Walhalla fertiggestellt ist. Noch in Nebel gehüllt, steht es stolz auf einem Berg, der von den Riesen Fafner und Fasolt erbaut wurde.

Im Orchester hören wir ein Motiv, das den Zuhörer durch alle 4 Abende begleiten wird. Es ist das Walhalla-Motiv.

Musikalisches Zitat: Walhalla-Motiv

In dieser Szene hören wir George London als Wotan und Kirsten Flagstadt als Fricka. London war Wieland Wagners bevorzugter Darsteller für den Göttervater. Sein Spiel war ausdrucksstark und er war mit einer kräftigen Stimme gesegnet. Kirsten Flagstadt, die berühmteste Brünnhilde der dreißiger Jahre, sang eine hervorragende Fricka in Soltis berühmter Ring-Aufnahme aus den fünfziger Jahren.

Wotan, Gemahl, erwache – Flagstadt / London

 

 

Wotans Dilemma

Handlung: Aber Wotan steckt in Schwierigkeiten. Er hat den beiden Riesen die Göttin Freia als Belohnung versprochen. Fricka ermahnt ihn, ihre Schwester Freia nicht wegzugeben, denn nur sie kann den Göttern ihre ewige Jugend sichern. Wotan erinnert seine Frau daran, dass sie es war, die ihn um das Schloss gebeten hatte, denn sie wollte den notorischen Betrüger Wotan an sich binden. Freia erscheint in Begleitung ihrer Brüder Donner und Froh. Sie ist in Panik, weil sie von Wotans Machenschaften gehört hat. Nun muss Wotan versprechen, Freia nicht zu verraten.

Fricka und Wotan haben keine gemeinsamen Kinder. Also ist Fricka als Göttin der Ehe auf andere Maßnahmen angewiesen, um die Ehe zu festigen. Sie hofft, dass das Schloss ihren Mann an sie bindet.

Freia, die Göttin der Liebe und der Jugend, ist die einzige Göttin, die die goldenen Äpfel anbauen kann, die den Göttern ewige Jugend sichern. Aus Geldmangel hat Wotan sie als Pfand gegeben, denn er weiß, dass Fricka unersetzlich ist. Wotan ist ein Spieler, der immer auf Sieg spielt und hohe Einsätze macht.

Wotan kann die Zahlung nicht verweigern, denn er weiß, wie wichtig der Vertrag ist, den er geschlossen hat. Verträge sichern seine Herrschaft, und der Speer, den Wotan immer bei sich trägt, ist ein Symbol dafür. In den Speer ritzte er die Runen der Verträge, die seine Herrschaft sicherten. Wagner komponierte ein Leitmotiv zu diesem Speer. Wir hören das Motiv in forte gespieltem schwerem Blech. Es wird das Speer/Vertragsmotiv genannt.

Musikalisches Zitat: Vertrag und Speer-Motiv

 

 

Die Riesen Fafner und Fasolt erscheinen

Handlung: Die beiden Riesen erscheinen. Sie verweisen auf die Burg, die sie gebaut haben, und wollen ihren wohlverdienten Lohn einfordern. Doch er teilt ihnen mit, dass Freia nicht verfügbar ist. Fafner und Fasolt beschuldigen Wotan, sie um ihren Lohn betrogen zu haben. Sie wollen keinen anderen Lohn.

Die beiden Riesen Fafner und Fasolt erscheinen, begleitet von einem wilden musikalischen Motiv:

Musikalisches Zitat: Motiv der Riesen

 

Wotan denkt nicht daran, Freia aufzugeben. Doch Fasolt bringt Wotans Dilemma auf den Punkt:

“Was du bist, bist du nur durch Verträge”.

Sanft schloss dein Aug

 

 

Loges Rolle

Synopse: Nun erscheint Loge, der listige Halbgott des Feuers. Wotan hatte ihn in der Hoffnung herbeigerufen, dass er eine List ersinnen könnte, die ihn aus der Klemme befreit. Wenn er den Vertrag nicht erfüllen kann, würde ihn das seine Macht kosten. Fricka warnt Wotan vor dem listigen Loge, doch Wotan vertraut auf seine List. Zu Wotans Bestürzung erklärt Loge, dass er überall gesucht habe, aber keinen Ersatz für Freia finden konnte. Dabei sei er auf die Rheintöchter gestoßen, die sich darüber beschwerten, dass Alberich ihr Gold gestohlen habe und nun bei Wotan um Hilfe bäten.

Loge versucht, den Tausch “Geld gegen Macht” ins Spiel zu bringen. Loge ist ein Halbgott. Er mag sich unter den Göttern bewegen, aber er ist nur ein Halbgott. Das kann so interpretiert werden, dass er nur geduldet wird, weil er ihr williger Diener ist. Diese These kann durch Wagners Musik gestützt werden. Das Motiv von Loge ist zutiefst unmusikalisch, ungehobelt und unsympathisch. Musikalisch und psychologisch gehört er zu der Sorte von Menschen wie Alberich, Mime und Hagen.

Musikalisches Zitat: Loge’s Motiv

Immer ist Undank Loges Lohn – Zednik

 

Handlung: Als Loge von der Magie des geschmiedeten Rings erzählt und Wotan vorschlägt, ihn Alberich zu entreißen, um sie vor seinem Machtanspruch zu schützen, will jeder den Ring für sich haben. Fafner und Fasolt, von der Gier gepackt, nehmen Freia als Pfand mit. Sie verkünden, dass sie Freia erst freilassen werden, wenn Wotan ihnen den Ring übergibt.

Fafner und Fasolt sind sich uneinig. Fasolt hängt an Freia, während Fafner nur das Geld sieht. Fafner sagt zu seinem Bruder

“Glaube mir, das glitzernde Gold
mehr wert ist als Freia
Denn ewige Jugend gewinnt er
Wer sie durch die Magie des Goldes beherrscht.”

 

“mehr als Freia
frommt das gleißende Gold
auch ew’ge Jugend erjagt
wer durch Goldes Zauber sie zwingt”.”

Fafner erkennt das Gleiche wie Alberich: Mit Geld kann man keine Liebe kaufen, nur Lust. Was für den Zwerg gilt, gilt auch für den Riesen.

Handlung: Loge spottet über die Götter, die von der Angst gelähmt sind, ihre ewige Jugend zu verlieren, weil sie nicht mehr von Freias Äpfeln essen können, die Loge selbst nie genießen durfte. Das Altern hat die Götter bereits gepackt, und Wotan muss sich zusammen mit Loge in Alberichs Unterwelt aufmachen, um ihm den Ring zu entreißen.

 

 

RHEINGOLD AKT III

 

 

 

Der Eintritt in das Reich der Nibelungen

Handlung: In Alberichs Reich. In mühevoller Kleinarbeit muss sein Bruder Mime für Alberich einen Zauberhelm schmieden, der den Träger unsichtbar macht und ihm zusammen mit dem Ring Macht über die Nibelungen verleiht.

Die Szene wechselt, das Licht wird dunkel und die Musik geht nahtlos in das Reich der Nibelungen über. Die Zwerge der Nibelungen leben in einfachen Behausungen unter der Erde, wo sie in schweißtreibender Arbeit die Erze des Bodens abbauen.

Musikalisches Zitat: Nibelheim-Motiv

 

Als Einstieg in die Welt von Nibelheim wird das Nibelheim-Motiv vom Hämmern der Ambosse begleitet. Um diese geniale Idee zu verwirklichen, schrieb Wagner vor, dass das Orchester mit sechzehn gestimmten Ambossen verschiedener Größe ausgestattet sein musste.

Orchesterzwischenspiel – Janowski

 

Hier die Szene von Wotans Eintritt in das Reich der Nibelungen.

Nibelheim hier

 

 

Mime und der Zauberhelm

Handlung: Loge und Wotan treffen den erschöpften Mime und erfahren von ihm von der Zauberkraft des Helms, den Mime für Alberich schmieden musste. Mit der Macht des Ringes hatte Alberich das fleißige Volk der Nibelungen unterworfen. Alberich tritt auf. Stolz auf das Gold weist er darauf hin, dass die Nibelungen es Tag für Tag in harter Arbeit für ihn anhäufen. Er weiß, dass Wotan und die Götter ihn verachten, und er kündigt an, dass er seine Macht nutzen wird, um die Welt unter seine Kontrolle zu bringen. Niemand kann ihn besiegen oder ihm den Ring stehlen, denn mit dem Tarnhelm kann er verschwinden oder sich verwandeln.

Wir hören Hans Hotter, einen der bevorzugten Wotan der Nachkriegszeit, in einem Live-Mitschnitt aus Bayreuth. Er hatte eine weiche, fast belcantistische Bassstimme und setzte sich wohltuend von der provinziellen Arroganz der Wagner-Deklamation der Zwischenkriegszeit ab (“Bayreuther Rinde”).

Auf wonnigen Höhn – Hotter

 

 

Alberich wird überlistet

Handlung: Schmeichelnd bittet Loge darum, ihm zu zeigen, wie er sich verwandeln kann. Voller Stolz verwandelt sich Alberich in einen Drachen. Nun fragt Loge ihn listig, ob er sich in etwas Kleines verwandeln kann. Als Alberich sich in eine Kröte verwandelt, packt Wotan sie und Alberich wird überlistet.

Orchesterzwischenspiel

 

 

RHEINGOLD AKT IV

 

 

Mit Alberichs Fluch nimmt das Unglück seinen Lauf

Handlung: Lodge und Wotan führen Alberich zu einem Berg und Wotan verlangt von Alberich die Herausgabe des Goldes. Sein Plan ist es, das Gold gegen Freia einzutauschen und den Zauberhelm und den Ring für sich zu behalten. Als er Alberich den Ring entreißt, wird dem Nibelungen alle Macht genommen. Der Zwerg verflucht den Ring, um seinem Besitzer Unglück zu bringen.

Wotan wähnt sich nun in Sicherheit vor der Gefahr. Er konnte mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er konnte Alberichs Macht brechen, er hat das Gold, um die Riesen zu bezahlen, und er ist im Besitz des Ringes, der ihm die Macht gibt. Den Fluch, den Alberich ausspricht, nimmt er nicht ernst:

“Wer ihn besitzt, der seht die Sorge, und wer ihn nicht hat, der nage der Neid”.

“Wer ihn besitzt, den verzehrt die Sorge, und wer ihn nicht hat, den naget der Neid.”

Das Fluchmotiv ist im Orchester zu hören:

Musikalisches Zitat: Fluchmotiv

Bin ich nun frei?  – Brecht

 

 

Freia wird mit Gold aufgewogen

Handlung: Freia führt die Göttinnen und Götter, Fafner, Fasolt und die Rheintöchter auf den Berg.  Wotan zeigt ihnen voller Stolz den erbeuteten Schatz. Fasolt besteht darauf, dass das Gold so hoch aufgeschichtet wird, dass sie nicht gesehen werden kann, und sie bestehen darauf, dass Wotan ihnen den Helm und den Ring gibt. Aber Wotan weigert sich.

Der Nebel lichtet sich. Wagner komponiert dies wunderschön, indem er den Orchesterpart vom düsteren Moll ins strahlende Dur wechselt. Außerdem singt Froh ein schönes Arioso (“Wie liebliche Luft”).

Fasolt und Fafner nahen von fern – Furtwängler

 

 

Wotan ist mit dem Fluch infiziert

Handlung: Es erscheint eine geheimnisvolle, verschleierte Frau, die in blaues Licht gehüllt ist. Sie fordert Wotan auf, den Ring loszulassen, weil der Fluch Alberichs auf ihm lastet. Sie offenbart sich als Erda, die allwissende Mutter der Welt. Die Götter drängen Wotan, ihrem Rat zu folgen. Wotan weiß um die Weisheit von Erda und stimmt zu. Er gibt Fasolt den Ring, und Freia wird befreit. Ohne es zu wissen, hat sich Wotan durch die Berührung des Rings mit dem Gift des Fluches infiziert.

Als Erda erscheint, ändert die Musik ihren Charakter. Es erklingt ein mystisches Motiv, das sogenannte Erda-Motiv. Es ist verwandt mit dem Naturmotiv (das wir im Vorspiel gehört haben), erklingt aber in einem gemessenen Tempo und in einer Molltonart.

Musikalisches Zitat: Erda-Motiv

Als Erda verschwindet, wird Wotan klar, dass er sie später besuchen muss. Er ruft ihr nach “Dich muss ich fassen, alles erfahren”. Mit ihr wird er dann die Walküren zeugen, darunter die prächtigste von allen: Brünnhilde.

Wir hören Jean Madeira als Edda, gesungen mit viel Dramatik und Vibrato.

Weiche Wotan Weiche – Madeira

 

 

Der Fluch des Rings findet das erste Opfer

Handlung: Fafner und Fasolt streiten sich beim Teilen der Beute. Fafner erschlägt seinen Bruder gewaltsam mit einem Hammer. Der Fluch hat sein erstes Opfer gefordert.

 

 

Walhalla erscheint

Handlung: Donner erzeugt ein reinigendes Gewitter, der Nebel lichtet sich und sie sehen die Burg zum ersten Mal.

Wir hören das Jubelmotiv von Donner, das mit enormer Kraft in den Bläsern erklingt.

Musikalisches Zitat: Donner (Donner) Motiv

 

Wir hören das Donnermotiv, das sich in den Bläsern mit ungeheurer Wucht erhebt. Zusammen mit dem Donnermotiv im Orchester und seinen Rufen (Hey! da!) hören wir, herrlich lautmalerisch von Geigen und Bratschen, den vom Wind verwirbelten Nebel.

Schwüles Gedünst schwebt in der Luft – Eberhard Wächter

 

 

Handlung: Froh lässt einen Regenbogen entstehen, der ihnen als Weg zum Schloss dient. Von einem großen Gedanken ergriffen, erhebt Wotan sein Schwert gegen die Burg. Er will nicht den Ring zurückgeben, sondern einen Helden, der frei von Verträgen ist. Ergriffen nähert sich Wotan der Burg, er nimmt Fricka bei der Hand und tauft ihre neue Heimat Walhalla.

Wir hören das Regenbogenmotiv im Orchester:

Musikalisches Zitat: Regenbogenmotiv


Dann hören wir das Walhalla-Motiv, diesmal in strahlender Pracht, es ist der Triumph Wotans, den Göttern eine neue Heimat gegeben zu haben. Mit dem Erscheinen des Ringmotivs wird die Freude getrübt, denn die Burg wurde mit Wotans Vertragsbruch erkauft. Noch einmal kämpft Wotan gegen diese düsteren Aussichten an und wird von einem großen Gedanken ergriffen: das Schwertmotiv erklingt zum ersten Mal und verweist auf die kommenden Ereignisse des Ringes:

Kurz Zitat Schwert Motiv

Wir lauschen dem strahlenden Bass von George London, dem Wotan dieser Aufnahme.

Abendlich strahlt der Sonne Auge – London

 

Die Rheintöchter trauern um das verlorene Gold

Handlung:Loge ging mit leeren Händen. Er hat nur Spott und Hohn für die Götter übrig, deren Herrschaft nur auf Raub und Gewalt beruht. Aus der Ferne hört man das Wehklagen der Rheintöchter über das verlorene Gold. Die Götter verhöhnen sie und betreten feierlich und verhängnisvoll ihr neues Heim.

Das Motiv der Rheintöchter erklingt, nun in klagendem Moll. Zögernd erklingt das Schwertmotiv, doch dann nimmt das Orchester Fahrt auf, zusammen mit dem Regenbogenmotiv und dem Schwertmotiv der schmetternden Trompeten und der glorreichen Pracht des Orchestertuttis schreiten die Götter über den Regenbogen und betreten Walhalla.

Rheingold! Rheingold! Reines Gold – London

 

 

 

Aufnahmeempfehlung der Oper RHEINGOLD

 

DECCA mit George London, Kirsten Flagstadt, Set Svanholm, Eberhard Wächter und Gustav Neidlinger unter der Leitung von Georg Solti und den Wiener Philharmonikern.

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der Online-Opernführer zu Rheingold von Richard Wagner.

 

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