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Rossini in Paris

Die Serie über historische Orte der Opernkunst und Kultur . Lernen Sie spannende Ideen für Besuche kennen. In diesem Post: Rossini in Paris.

 

Reisekarte mit google maps Links zu allen Reisevorschlägen:

 

 

 

Rossini in Paris

Théatre lyrique (1873 abgerissen):

Der 32-jährige Rossini trat 1824 die Stelle als Leiter des Théâtre lyrique in Paris an. Zuletzt war er in der Oper von Neapel tätig und er hatte vor kurzem die frühere Star-Mezzosopranistin Isabel Colbran geheiratet. Er schrieb in den nächsten 5 Jahren 3 Opern für Paris, darunter 1829 den «Guillaume Tell», welcher seine letzte Oper blieb. Wieso, bleibt bis zum heutigen Tag im Dunklen. War es seine angegriffene Gesundheit, die ihn an Depressionen leiden liess (er litt an fortschreitender Gonorrhöe), war es kreative Erschöpfung nach Jahren exzessiver Produktivität, oder glaubte er, dass seine Musik nicht mehr in die Zeit passte?

Nach dem «Tell» stand Rossini zwar mit der Grand Opéra in Verhandlung. Im Raum stand ein Vertrag über 10 Jahren, in deren Zeitspanne Rossini 4 Werke abliefern sollte und als Gegenleistung eine beträchtliche lebenslange Rente bekommen sollte. Doch aufgrund einer finanziellen Krise des Staatshaushalts, ausgelöst durch die Julirevolution, zerstoben sich diese Pläne nach einem längeren Rechtsstreit.

Rossini pendelte in der Folge zwischen Paris und Bologna, und lernte 1832 in Paris die sieben Jahre jüngere Olympe Pélissier kennen, eine altgediente Salon-Kurtisane. Sie musste schon früh auf eigenen Füssen stehen und wählte den Weg als Liebhaberin vermögender Männer. Sie begannen 1832 eine Beziehung.

Allerdings waren die folgenden Pariserjahre getrübt durch Rossinis gesundheitliche Probleme, die ihm chronische Schmerzen bereiteten. Mehr darüber im Abschnitt über seine Kuraufenthalte.

Er trennte sich von seiner ersten Frau und heiratete nach deren Ableben 1845 Olympe, welche mit Rossini zusammen in den letzten 10 Lebensjahren Rossinis in Paris die berühmten Samedi-Soires betrieb (siehe unten). Rossini hatte den Status eines einflussreichen “elder statesman” und seine “Alterssünden” der Feinschmeckerei und seiner scharfen Zunge wurden durch allerlei Anekdoten berühmt (siehe den Exkurs unten mit Adelina Patti).

Rossini starb schliesslich 1868 im Haus in Plassy an den Folgen einer Operation eines Mastdarmkrebses. Er bekam ein Ehrengrab im Friedhof Père Lachaise.

 

ZU DER VOLLSTÄNDIGEN ROSSINI-BIOGRAPHIE
ZUM REISEFÜHRER DER HISTORISCHEN ORTE DER OPER & KLASSISCHEN MUSIK IN PARIS

 

 

Reiseziel Rue de la Chaussée d’Antin

An diesem Ort fanden die berühmten «Samedi Soires» statt, Rossinis musikalischer Salon, wo sich die ganze Musik-Prominenz zum Musizieren, zuhören und diskutieren traf. Die von Rossinis zweiter Frau Olympia organisierten Anlässe sahen regelmässige Gäste wie beispielsweise Saint-Saens, Auber, Meyerbeer, Gounod, Bizet, Liszt usw. Rossini komponierte dafür auch kleine Gelegenheitswerke (seine sogenannten «Péchés de vieillesse», Alterssünden) mit denen er auch gelegentlich seine Gäste hochnahm.

Im März 1860 ereignete sich an dieser Adresse ein besonderes Schauspiel. Der 47-jährige Richard Wagner besuchte den 68-jährigen Rossini. Michotte, Rossinis Adlatus, notierte den Inhalt des Gesprächs sorgfältig. Er berichtete, dass sich das Gespräch die meiste Zeit um die Reform der europäischen Oper drehte. Daraus eine kleine Anekdote: «Richard Wagner (der kein Rossini Anhänger war) lobte Rossinis Apfelschuss-Szene aus dem ,Guillaume Tell’ aufs höchste, dabei sprach sich Wagner für Deklamatorik als die Musik der Zukunft aus, während Rossini sich für die Melodie stark machte. Geschickt führte Wagner Rossinis ,Sois immobile’ aus seinem “Tell’ als Beispiel an. Darauf meinte Rossini schmunzelnd: ,So habe ich also Zukunftsmusik geschrieben, ohne es zu wissen?’»

Im musikalischen Exkurs weiter unten können Sie das berühmte “Sois-immobile” hören.

Das Gebäude steht immer noch und man kann eine Erinnerungstafel zwischen zwei Balkonen im zweiten Stock erspähen.

Gebäude 2, Rue de la Chaussée d’Antin:

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Olympe Pélissier (Gemälde ihres Liebhabers Horace Vernet):

Olympe Pélissier Gioacchino Rossini Paris

 


 

Reiseziel Maison Dorée

Dieses Restaurant war ein berühmtes und teures Restaurant am Boulevard des Italiens. Rossini war ein häufiger Gast und der Küchenchef Casimir Moisson kreierte hier das Gericht «Tournedos Rossini» für den Feinschmecker Rossini auf dessen Anregung. Escoffier verewigte es später in seinem berühmten «guide culinaire».

Das Restaurant gibt es seit 1906 nicht mehr, das Gebäude steht noch immer, beherbergt aber mittlerweile die französische Post.

Das historische Maison Dorée:

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Tournedos Rossini

Tournedos Rossini Maison Dorée

 

 


 

Reiseziel Palais Garnier

Rossinis wichtigste Oper für Paris, sein «Guillaume Tell» wurde im Salle Pelletier der Grand Opéra aufgeführt. Diese gigantischen Pariser Institution war seinerzeit das professionellste Opernhaus der Welt. Leider kann dieses Opernhaus nicht mehr besichtigt werden, denn auch ihn ereilte 1873 das Schicksal eines verheerenden Brandes, das 27 Stunden tobte und es gänzlich zerstörte.

Auf Anordung von Napoléon III. wurde das Palais Garnier als Ersatz zwei Jahre später eingeweiht.

https://www.operadeparis.fr/

Der Brand der Grand Opéra (zeitgenössische Zeichnung):

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Reiseziel Plassy, Rossinis Sterbeort

Rossini bewohnte ab 1857 in den Sommermonaten eine Villa am Rande des Parks von Passy im 16. Arrondissement. Sie steht mittlerweile nicht mehr, der genaue Standort war 2, Avenue Ingrès.

Historisches Foto des Maison Rossini :

Paris Maison Rossini Travel reisen culture Tourism

 

Rossini in Passy, 1862

Paris Portrait Rossini in Passy Travel reisen culture Tourism (1)

 


 

Reiseziel Friedhof Père Lachaise

Rossinis Leiche wurde nach einem feierlichen Begräbnis auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris beigesetzt. Im Mai 1887 wurden seine sterblichen Überreste nach Florenz überführt.

Sein Ehrengrab befindet sich in Division 4.

Rossinis Grab:

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https://www.paris.fr/equipements/cimetiere-du-pere-lachaise-4080

 


 

Musikalischer Exkurs: “Sois immobile” aus Guillaume Tell

Gessler ersinnt  die furchtbare Idee, Tell solle als Strafe seinem Sohn den Apfel vom Kopf schiessen. Als Tell sich weigert, ordnet Gessler die Tötung des Sohnes an. Tell wirft sich flehend vor die Füsse Gesslers, doch dieser verlangt höhnisch lachend den Apfelschuss. Bewegt segnet Tell seinen Sohn. Man reicht ihm die Armbrust und den Köcher, und er steckt heimlich einen zweiten Pfeil in seine Jacke. Noch einmal geht Tell zu seinem Sohn und bittet ihn ruhig zu stehen und zu Gott zu beten.

Vom Solocello ergreifend begleitet, singt Tell die bewegenden Worte. Die Stimme des Baritons geht hinauf bis zum F («Jemmy! Jemmy!») um den Schmerz des Vaters auszudrücken.

Sois Immobile (Resta immobile):

https://opera-inside.com/guillaume-tell-von-gioacchino-rossini-opernfuehrer-und-handlung/?lang=de#Resta

 


 

Anekdote mit Adelina Patti

Das gesellschaftliche Leben Paris’, spielte sich in den Salons ab. Als die junge, aber bereits berühmte Sopranistin Adelina Patti mit der Klavierbegleitung von Strakosch, in einer Soiree die Arie «Una voce poco fa» aus Rossinis Barbiere di Siviglia singt, sitzt der Maestro Rossini unter den Zuhörern. Erstaunt nimmt er zur Kenntnis, dass die junge Dame sich viele Freiheiten nimmt, und die Arie großzügig nach eigenem Gutdünken verziert. Nach enthusiastischem Applaus der Zuhörer fragt Rossini die junge Frau maliziös, was sie denn gesungen habe. Die überraschte Patti meint: «aber Monsieur, das Stück ist doch von Ihnen». Worauf Rossini eines seiner berühmten Bonmots erwidert: «Moi? Impossible, c’est plutôt une stracochonnerie». (Von mir? Unmöglich, das war wohl eine Strako-Schweinerei).

Patti zieht die Lehren aus diesem Vorfall und begibt sich wenige Tage später zu Rossini, um sich väterlichen Rat von ihm zu holen.  Er sitzt beim nächsten «Barbiere» im Theater, sein Kommentar ist ein schlichtes «adorable». Wenige Jahre später stirbt Rossini und Patti wird am Begräbnis aus Rossinis Messe «Stabat Mater» singen. Charles Gounod, der Schöpfer des «Faust», sitzt dann als Zuhörer in der Kirche. Diesen Patti-Moment bezeichnet er später als seinen himmlischen Moment seines Lebens.

Adelina Patti:

 


 

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