Eine Liste der grössten Skandale, Fiaskos und Niederlagen von Komponisten der klassischen und Opernmusik.

 

 

Richard Wagners Tannhäuser Fiasko in Paris

Wagners Lebenstraum, in Paris zu reüssieren

Wagners Lebenstraum war es in Paris Erfolg zu haben, es war geradezu obsessiv, wie er die Anerkennung in der europäischen Hauptstadt der Oper suchte. Nicht weniger als zehn Mal hielt er sich längere Zeit in Paris auf.

In Paris wollte er bei seinem ersten längeren Besuch von fast zwei Jahren, als junger Komponist seinen “Rienzi” inszenieren. Meyerbeer der in Paris ungemein erfolgreich war, unterstützte ihn, doch sein Werk wurde an der Opéra nicht akzeptiert. Wagner zeigte sich gegenüber Meyerbeer nicht dankbar, sein Leben lang warf er dem “Juden” Meyerbeer Missgunst vor.

1860 nahm er nochmals einen Anlauf, doch sein künstlerisches Schicksal in Paris erholte sich nie mehr vom Tannhäuser-Fiasko in der Grand Opéra.

Das berühmte Tannhäuser Fiasko

Um die Bekanntschaft seiner Werke zu fördern dirigierte Wagner zu Beginn des Jahres 1860 drei Konzerte mit Ausschnitten verschiedener Opern. Unter den Zuhörern war die ganze damalige musikalische Prominenz von Paris wie Berlioz, Rossini, Meyerbeer, Auber und Gounod. Das Echo war außerordentlich und Wagner erreichte mit der Hilfe der Gattin des österreichischen Botschafters, dass Napoleon III die Aufführung des «Tannhäusers» im Folgejahr anordnete. Was im Jahr 1861 passierte ging in die Annalen der Operngeschichte ein. Wagner passte das Werk auf die Gepflogenheiten der Grand Opéra an, unter anderem wurde das Bachanale des ersten Satzes mit einem Ballett ausgebaut und ein französischsprachiges Libretto wurde erstellt.

Wagner inszenierte die Oper persönlich und nahm 164 Proben in Anspruch, um das teilweise überforderte musikalische Personal vorzubereiten. Doch die Vorstellungen wurden zum Fiasko. Der Jockey Club, eine größere Gruppe von Dandys, sabotierten die Vorstellungen, weil sie gewohnt waren erst im zweiten Akt zu erscheinen, wenn ihre Mätressen das übliche Ballett aufführten. Aus Protest, dass Wagner das Ballett im ersten Akt aufführte, packten sie Trillerpfeifen aus und unterbrachen das Schauspiel mit Lärm und Zwischenrufen. Tief verletzt und hoch verschuldet, beendete Wagner das Pariser Abenteuer nach drei Vorstellungen.

Richard Wagner jung young Portrait

Strawinskis Sacré du printemps in Paris

Strawinsky wird mit den Ballets russes eine Berühmtheit und es kommt zum Skandal

Zum ersten Mal kam Strawinski 1910 nach Paris für seinen «Feuervogel» für die Compagnie des Ballets Russes. In den nächsten Jahren kam er wiederholt zurück für seine weiteren Projekte dieser Ballet-Truppe des Russen Dhiagilev. Die Aufführung des “Sacré du printemps” wurde zum Jahrhundertskandal und machte den 31-jährigen auf einen Schlag zu einer Berühmtheit.

Für die Saison 1913 wechselt Dhiagilev ins neu gebaute Théâtre des Champs-Élysées. Das Stück, welches präsentiert wird, ist Strawinskis «Sacré du Printemps». Schon das Thema des Balletts, ein ritueller Mord an einer jungen Frau, wirft seine Schatten voraus. Die Choreografie Fokins, der schockierende Tanz Nijinskis, die Kostüme und vor allem der noch nie gehörte Klang der Musik Strawinskis katapultiert das Werk in die Moderne. Die Frenesie des Publikums ist gigantisch, Gegner und Anhänger johlen, pfeifen und geraten sich während der Aufführung in die Haare, was sich zum größten «Theaterskandal der Geschichte» ausweitet. Einzig der Dirigent behält kaltes Blut und dirigiert das Werk zu Ende. Der Abend erhält den Spitznamen «Massacre du Printemps».

Sacré du Printemps, Originalkostüme:

Für die Saison 1913 wechselt Dhiagilev ins neu gebaute Théâtre des Champs-Élysées. Das Stück, welches präsentiert wird, ist Strawinskis «Sacré du Printemps». Schon das Thema des Balletts, ein ritueller Mord an einer jungen Frau, wirft seine Schatten voraus. Die Choreografie Fokins, der schockierende Tanz Nijinskis, die Kostüme und vor allem der noch nie gehörte Klang der Musik Strawinskis katapultiert das Werk in die Moderne. Die Frenesie des Publikums ist gigantisch, Gegner und Anhänger johlen, pfeifen und geraten sich während der Aufführung in die Haare, was sich zum größten «Theaterskandal der Geschichte» ausweitet. Einzig der Dirigent behält kaltes Blut und dirigiert das Werk zu Ende. Der Abend erhält den Spitznamen «Massacre du Printemps».

Sacré du Printemps, Originalkostüme:

Strawinski mit Sergei Dhiagilew, dem Impresario der Ballets russes:

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Der Skandal der «Carmen» in Paris

Die verruchte Zigeunerin

Die Rolle der Carmen wurde für die Entstehungsgeschichte dieser Oper entscheidend. Die Persönlichkeit dieser Figur war dazumal einzigartig: eine unbezähmbare Frau, erotisch, temperamentvoll und dazu noch eine Fabrikarbeiterin. Darüber hinaus vulgär und rebellisch statt romantisch und geduldig. Kurz: das exakte Gegenteil, was man vom Verhalten einer Frau im späten 19. Jahrhundert erwartete. An ihr entzündete sich im Vorfeld der Uraufführung eine hitzige Debatte. Als die Theaterleiter realisierten, was für ein «Monster» auf sie zukam, versuchten sie den Verlauf der Dinge zu verändern. Aber es war zu spät. Selbst die geplante Hauptdarstellerin weigerte sich die Rolle zu singen. In der Person von Célestine Galli-Marié konnte kurzfristig ein geeigneter Ersatz gefunden werden. Die Wahl der Sängerin war und ist für den Erfolg entscheidend. Die Rolle ist sehr anspruchsvoll, sie erfordert eine erotische Ausstrahlung, grosse Singkunst, verführerische Tanzkunst und schauspielerische Fähigkeiten.

Die Uraufführung ist zuviel für das Publikum

Die Uraufführung erfolgte im März 1875. Der erste Akt wurde freundlich aufgenommen. Doch je länger das Werk dauerte, umso frostiger wurde die Atmosphäre im großen Saal der Opéra Comique. Es war zu viel für das konservative Publikum.  Ein Kritiker schrieb über die Hauptdarstellerin: «Zu sehen, wie sie mit den Hüften schaukelte, wie ein Stutenfohlen auf einem Zuchtgestüt in Cordoba – quelle vérité, mais quel scandale» (Abbate/Parker, «eine Geschichte der Oper»).

Hören Sie berühmte Habanera aus «Carmen»:

Giuseppe Verdi: ein Theatertyrann in Paris

Der Theatertyrann machte sich bei den Franzosen unbeliebt

Paris bedeutete für Verdi einen wichtigen Abschnitt seines Lebens. Er war öfters in Paris unter anderem um 1847 seine spätere Frau Giuseppina zu treffen, später für seine Opernprojekten, von denen er die «Vêpres siciliennes» und «Don Carlos» für die Pariser Opern schrieb, weitere Werke erfuhren Französische Fassungen (darunter «les Trouvères» und «Macbeth»). Verdi war zeitweise besessen, Paris zu erobern und Meyerbeer als «Operngott» in Paris abzulösen. Sein erster Versuch war «Vêpres siciliennes», bei dem sich Verdi persönlich um die Inszenierung kümmerte und dabei seinen Ruf als Theatertyrann festigte, bald schon wurde er in der Oper hinter vorgehaltener Hand von den (unpünktlichen) Musikern nur noch «Merdi» genannt.

Das Verhältnis Verdis zu den Parisern war gespalten. Schon früh wurde er mit der Ehrenlegion ausgezeichnet er lehnte aber die Teilnahme an der Prozedur ab und nannte sie einen Dreck, was ihm von den Parisern verübelt wurde. Auch leistete sich Verdi in den fünfziger Jahren mit dem französischen Nationaldichter Victor Hugo zwei aufsehenerregende Prozesse um Aufführungsrechte der Opern «Ernani» und «Rigoletto» die auf den Werken des Franzosen basierten.

Späte Anerkennung

Nach dem Tod Meyerbeers bekam er den Auftrag während der Weltausstellung von 1867 mit ein Werk für die Grand Opéra zu schreiben. Der Aufwand für den «Don Carlos» war gigantisch. Allein schon der Umstand, dass das Theater für die Uraufführung sagenhafte 355 Kostüme nähen musste, ist Beweis genug.

Der Erfolg stellte sich eher spät ein und Verdi nahm als über 70-jähriger die Auszeichnung als Kommandeur der Ehrenlegion entgegen und speiste sogar mit Napoléon III. und Eugénie in deren Schloss Compiègne.

Giuseppe Verdi Portrait

Richard Wagner: Tristan und Isolde in München

Turbulenzen im Vorfeld der Oper

Nach der gescheiterten Bemühungen einer Uraufführung in Wien und in anderen Orten schien eine Erstaufführung weit weg zu sein. Doch Ludwig II  hatte die Macht und die Mittel eine Aufführung anzuordnen. Mit der Hilfe Hans von Bülows und des begnadeten Sängerehepaars von Caroldsfeld gelang es in Ludwigs Münchner Theater eine Produktion auf die Beine zu stellen. Am Tage der geplanten Uraufführung im Mai 1865 ging aber alles drunter und drüber. Am Morgen erschien die Polizei in Wagners Privathaus, um seine Möbel zu pfänden, Cosima (Wagners Geliebte und Ehefrau des Dirigenten von Bülow) eilte zur königlichen Hofkasse und konnte das notwendige Geld auftreiben. Und dann ereilte Wagner die Botschaft, dass die Isolde indisponiert sei und die Aufführung musste verschoben werden. Am 10. Juni erfolgte schließlich die umjubelte Uraufführung im Münchner Nationaltheater.Späte Anerkennung.

Ludwig II.:

Der berühmte Sängertod und der Mythos

Mit dem Tenor Ludwig Schnorr von Carolsfeld (der hieß wirklich so!), den Wagner 1862 zum ersten Mal in «Lohengrin» hörte, war Wagner endlich auf den Tenor seiner Träume gestossen. Er verhieß ihm den lang ersehnten Sänger des Tristans. Schnorr begeisterte denn auch das Publikum bei der Münchner Uraufführung, verstarb aber acht Tage nach der vierten Aufführung im jungen Alter von 29 Jahren. Er hatte die vierte Aufführung erkrankt gesungen und starb nach Meinung der Allgemeinheit an der «mörderischen Partie». Ein Mythos war geboren! Dieser Mythos wurde später noch überhöht als der Dirigent Felix Mottl 1911 am Ort der Uraufführung beim Dirigat seines 100. Tristans während des Liebesduetts ein Herzversagen erlitt und kurz danach verstarb. Als dritter im Bunde ereilte den Dirigenten Joseph Keilberth 1968 (ebenfalls im Liebesduett) ein Herzinfarkt, an dem er noch auf der Bühne erlag.

Tristan und Isolde Tod auf der Bühne Tristan Mythos Schnorr von Carolsfeld Felix Mottl Joseph Keilberth

Vincenzo Bellini: Norma fällt durch

Vermutlich ausgelöst durch eine Intrige

Die Uraufführung an der Mailänder Scala war ein Fiasko. Die Leistung soll darunter gelitten haben, dass die Sänger von der Probenarbeit erschöpft waren und Bellini beklagte zudem eine feindliche Claque.

Romantische Verschwörungstheorien sprachen sogar von einer bezahlten Intrige durch eine verflossene Liebhaberin Bellinis, der russischen Gräfin Samoylov, die zu dieser Zeit mit Bellinis Konkurrenten Pacini liiert gewesen sein soll. Sie soll eine ungeheure Zahl Tickets und Inserate in Tageszeitungen gekauft haben. Möglicherweise war das Publikum einfach von der Neuartigkeit der Oper überrascht. Schon die zweite Aufführung brachte den Durchbruch und Norma wurde in derselben Spielzeit der Scala noch weitere einunddreissig Mal gespielt. Sie trat rasch ihren Siegeszug über ganz Europa an und wurde bereits 8 Jahre später in New York aufgeführt.

Hören Sie den Ausschnitt «Mira o Norma». Es ist vielleicht das schönste und bekannteste Duett Bellinis, gesungen von den beiden Frauenstimmen von Norma und Adalgisa. Wieder lässt Bellini im ersten Teil das Orchester eine wogende Begleitung spielen und eine innige Melodie berührt den Hörer. Anschliessend singen die beiden Priesterinnen die Stimmen mit schönen Verzierungen im berückenden Terzabstand. In der Uraufführung sangen die beiden berühmten Sängerinnen Giuditta Pasta und Giulia Grisi die beiden Rollen.

«Mira o Norma»

Ölgemälde von Bellini:

Museo teatrale alla scala Painting Bellini Travel Reisen Culture Tourism (1)

"Skandal" um Ricardo Muti an der Scala

Das hohe C in  Verdis “di quella pira”

Das Opernhaus ist auch heute noch ein zentraler kultureller Ort Mailands und lässt noch immer die Herzen und den Blutdruck der Italiener höher steigen, wie folgende Geschichte um Verdi und das hohe C beweist: Die berühmte Arie «Di quella pira» aus dem «Trovatore »wird in der Regel mit einem hohen C abgeschlossen.  Interessanterweise hat Verdi an dieser Stelle kein hohes C komponiert. Enrico Tamberlinck, einer der ersten Manrico hatte bei Verdi explizit um Erlaubnis gebeten. Der Maestro hatte dies ausdrücklich erlaubt, unter der Voraussetzung, dass das C auch schön gesungen werde.

Die Kontroverse

So hat sich diese Konvention durchgesetzt und die meisten Hörer kennen die Arie nur so, ein Befolgen der originalen, tiefen Note der Partitur würde beim Publikum Irritationen auslösen, wenn nicht sogar Enttäuschung. Sogar Toscanini, der jegliche Freiheiten, die sich Sänger im 19. Jahrhundert genommen hatten, untersagte, hat die Konvention akzeptiert. Im Jahr 2000 zu den Feierlichkeiten des 100. Todestages von Verdi im Mailänder Opernhaus «La Scala» ordnete Riccardo Muti, der Dirigent und künstlerische Direktor der Scala an, dass diese Arie in der Originalversion zu singen sei, also ohne das hohe C. Nach der Arie hagelte es Buhrufe der Loggionisti und das Resultat war ein regelrechter Theaterskandal, der tagelang die Presse und die Gemüter bewegte.

Hören Sie diese berühmte Arie “Di quella pira”

Giacomo Puccini: das Fiasko der Mailänder Uraufführung der Butterfly

Puccini nannte den dritten Akt zeitlebens «den zweiten Teil des zweiten Aktes». Der Grund lag darin, dass die Uraufführung im Februar 1904 an der Scala ein Fiasko war. Warum, ist bis heute nicht hundertprozentig klar. Als Hauptgründe werden immer wieder die ungewohnten Harmonien der Musik genannt, die (zu) große Länge des zweiten Aktes und wahrscheinlich wollte eine Claque der Neider Puccini schaden. Der Misserfolg war beschämend. Puccini, der einen sicheren Erfolg erwartete, stand unter Schock und hatte diesen Misserfolg nie überwunden. In der Folge arbeitete er das Werk um, unter anderem von einer zwei- zu einer dreiaktigen Fassung. Der Erfolg der zweiten Aufführung 3 Monate später in Brescia rehabilitierte das Werk. Trotzdem wurde es für Paris 1906 noch einmal umgearbeitet, dessen Fassung heute als die Endgültige gilt. Für Puccini war «Madama Butterfly» die «seelenvollste, ausdruckreichste Oper, die er geschrieben habe».

Hören Sie den Summ Chor aus der Butterfly, der den Abschluss des zweiten Aktes macht. Ein Chor aus Sopranen und Tenören summt im Oktavenabstand hinter der Bühne eine nostalgische Melodie, begleitet von einer Solo-Bratsche, Pizzicato- Streicher, Bläser und dem Rest des Orchesters.

Summchor

 

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