Selten hat sich Verdi mit einer Rolle so identifiziert wie mit der von Violetta. Er konnte aufgrund seiner Biografie sich in höchstem Masse in die Personen hineinversetzen und nie war seine Musik gefühlvoller und tragischer als in dieser Oper. Die Traviata wurde zur beliebtesten Verdi Oper, in vielen Ländern zur beliebtesten Oper überhaupt.

 
 
 

 
 
 

Violetta ist verzaubert , doch sie verscheucht diese törichten Gedanken

Follie! Das ist doch alles Wahnsinn und sie wischt die Gedanken weg. Mit virtuosen Trillern und Läufen, die bis ins hohe Des führen besingt sie den Genuss. Befeuert vom Gesang Alfredos, den sie durchs offene Fenster hört, schließt sie diese feurige und virtuose Cabaletta mit einem ekstatischen hohen C ab.
Hören Sie eine wundervolle Angela Gheorghiu in einer Aufnahme von 1995. Die Entstehung dieser Gesamt-Aufnahme der Traviata hatte etwas Märchenhaftes. Das Schlüssel Ereignis war ihre Begegnung mit Georg Solti. Solti wollte mit 84 Jahren seine erste Traviata mit unverbrauchten Kräften produzieren und stieß auf Angela Gheorghiu. Bei einer Anhörung überzeugte sie ihn sofort. Der Rest ist Legende: «Ihr Auftritt überzeugte das Fernsehmanagement des BBC spontan davon, das Programm zu ändern und live in das Royal Opera House von London zu schalten, um die Aufführung im Fernsehen zu übertragen. So begann in London der Siegeszug der Sopranistin» (Quelle: Wikipedia).

Sempre libera (2) – Gheorgiu

 
 
 
 
 
 

Germont spricht mit Alfredo

Alfredo hat nicht bemerkt, dass Violetta das Haus mit der Kutsche in Richtung Paris verlassen hat, als ein Bote ihm den Brief Violettas überreicht. Alfredo, der die Hintergründe nicht kennt, ist tiefgetroffen. In diesem Moment erscheint sein Vater und erfährt vom Abschiedsbrief Violettas. Mit Erinnerungen an Alfredos Elternhaus versucht Germont seinen Sohn zu trösten.
Mit einer expressiven, von der Flöte begleiteten Cello Kantilene führt uns Verdi in die Welt des Germont. Der Bariton singt eine nostalgische Melodie, welche mit anmutigen Ziernoten geschmückt ist. Sie erscheint dem Hörer beinahe wie ein Wiegenlied, das ein Kind beruhigen soll.

Hören Sie eine Aufnahme des amerikanischen Baritons Robert Merrill mit dem NBC Orchester unter der Leitung von Arturo Toscanini. Robert Merrill schrieb in seinen Memoiren ausführlich über die Arbeit an der Traviata mit Toscanini. Auf der einen Seite zeichnete er das Bild eines Tyrannen, der auch vor primitivsten Verwünschungen nicht haltmachte, aber auch das Bild eines begnadeten Musikers: «Der Maestro hat dich besser gemacht, als du jemals gedacht hast. Er ließ dich schweben. Er machte das Unmögliche möglich». Hören Sie die eindrückliche Aufnahme dieser Zusammenarbeit aus dem Jahr 1946. Merrill beeindruckt mit seinem lyrischen Bariton von großer Klangpracht.

Di Provenza il mar, il suol – Merrill/Toscanini

 
 
 

 
 
 

Violetta nimmt Abschied von der Welt

Währenddem Violetta den Brief von Germont liest, hören wir das Liebesthema zärtlich in den Streichern ertönen. Nun beginnt eine der großen Abschiedsarien der Opernliteratur, eingeleitet von der Oboe und begleitet von sechzehn gedämpften Streichinstrumenten. Violettas Gesang wird vom Englischhorn gelegentlich umspielt, gelegentlich verdoppelt. Die erste Strophe ertönt düster in Moll, die zweite verklärt in Dur.

Teneste la promessa…addio del passato – Callas

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