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Online-Opernführer & Handlung zu Wagners RING DES NIBELUNG

Der Ring des Nibelungen ist ein Gesamtkunstwerk, das sich mit Werken der Weltliteratur wie Homers Ilias oder Dantes Divina commedia messen kann. Es ist erstaunlich, wie homogen dieses Werk auf uns wirkt, das in einem Zeitraum von 25 Jahren und in einem komplexen Entwicklungsprozess entstanden ist.

 

 

 

Inhalt

Handlung

Kommentar

Vorgeschichte

RHEINGOLD

Die Walküre

Siegfried

Götterdämmerung

 

Highlights

Vorspiel (RHEINGOLD)

Weiche Wotan Weiche (RHEINGOLD)

Abendlich strahlt der Sonne Auge (RHEINGOLD)

RHEINGOLD! RHEINGOLD! Reines Gold (Finale) (RHEINGOLD)

Der Männer Sippe (Die Walküre)

Nothung (Die Walküre)

Winterstürme wichen dem Wonnemond (Die Walküre)

Ritt der Walküren (Die Walküre)

Leb wohl, du kühnes herrliches Kind (Die Walküre)

Notung! Notung! Neidliches Schwert (Siegfried)

Hoho! Hohei! Hahei! (Siegfried)

Waldweben (Siegfried)

Heil dir, Sonne (Siegfried)

Ewig war ich, ewig bin ich (Siegfried)

Zu neuen Taten (Götterdämmerung)

O heilige Götter (Götterdämmerung)

Siegfrieds Rheinfahrt (Götterdämmerung)

Hoiho! Hoihoo! (Götterdämmerung)

Auf Gunther, edler Gibichung (Götterdämmerung)

Frau Sonne sendet lichte Strahlen (Götterdämmerung)

Heil dir, Gunther (Götterdämmerung)

Brünnhilde, heilige Braut (Götterdämmerung)

Siegfrieds Trauermarsch (Götterdämmerung)

Flieget heim ihr Raben … Grane mein Ross sei mir gegrüsst (Götterdämmerung)

 

Aufnahmeempfehlung

Aufnahmeempfehlung

 

 

 

Handlung

 

 

 

PREMIERE

Bayreuth, 1876

LIBRETTO

Richard Wagner, basierend auf einer Vielzahl von Primärquellen. Die wichtigsten davon sind: Griechische Mythologie, die nordische Edda- und Völsung-Saga und das deutsche Nibelungenlied.

DIE HAUPTROLLEN

Wellgunde, Flosshilde und Woglinde, Nixen und Rheintöchter, Hüterinnen des RHEINGOLDs (Mezzosoprano / Alto / Soprano) - Wotan / Wanderer, Gott und Herrscher der Welt (Bariton) - Fricka, Göttin der Ehe und Gemahlin des Wotan (Soprano) - Freia, Göttin und Hüterin der Äpfel der ewigen Jugend, Schwester von Fricka (Mezzosoprano) - Donner und Froh, Götter und Brüder von Fricka (Bariton / Tenor) - Erda, Seherin und Mutter der Nornen (Alt) - Loge, Halbgott und Gehilfe von Wotan - Fasolt und Fafner, Riesen - Alberich, Nibelunge - Mime, Nibelunge und Bruder von Alberich - Siegmund, Sohn von Wotan und Bruder von Sieglinde (Tenor) - Sieglinde, Frau von Hunding und Schwester von Siegmund (Sopran) - Brünnhilde, Walküre und Tochter von Wotan (Sopran) - Hunding, Ehemann von Sieglinde (Bass) - Siegfried, Sohn von Siegmund und Sieglinde (Tenor) - Drache, Fafner in einen Drachen verwandelt (Bass) - Waltraute, Walküre und Schwester von Brünnhilde (Alt) - Gunther, König der Gibichungen (Bariton) - Gutrune, Schwester des Gunther (Sopran) - Hagen, Gibichung und Sohn des Alberich (Bass) - Norns, Schicksalsfrauen (Mezzo, Alt, Sopran)

AUFNAHME-EMPFEHLUNG

DECCA mit Wolfgang Windgassen, Birgit Nilsson, Gottlob Frick, Christa Ludwig und Dietrich Fischer-Dieskau unter der Leitung von Georg Solti und den Wiener Philharmonikern.

 

 

 

 

KOMMENTAR

 

 

 

 

 

Der Ring, ein lange geplantes Werk

Bereits zur Zeit der Komposition des Lohengrin, Ende der 1840er Jahre, plante Wagner ein groß angelegtes Werk. Er zog verschiedene Stoffe in Betracht, darunter auch “Jesus von Nazareth”. Letztendlich entsprach das “Nibelungenlied” seinen Vorstellungen am meisten und wurde zu einer wichtigen literarischen Grundlage. Wie immer begann Wagner mit dem Libretto. Interessanterweise begann er mit “Siegfrieds Tod” (der später den Namen “Götterdämmerung” erhielt). Er schrieb den Text von hinten nach vorne, so dass der Text für das RHEINGOLD 1853 der letzte war, der geschrieben wurde. Wagner machte sich rasch an die Komposition und schrieb die Oper 1853/54, teilweise während seines Italienaufenthalts.

Er wollte das Werk nicht auf die Bühne bringen, bevor nicht alle vier Opern geschrieben waren. Doch Ludwig der Zweite ordnete gegen Wagners Willen die Uraufführung 1869 in München an, sieben Jahre vor der Erstaufführung des Rings in Bayreuth.

 

 

Quellen

Wagner stellte die Geschichte des Rings aus einer Vielzahl von Originalquellen zusammen. Zu nennen sind: Die griechische Mythologie, die nordische Edda und die Sagen der Vögelsungen sowie das deutsche Nibelungenlied.

 

 

Die Sprache – Wagners Stabreim

In seinen Texten verwendet Wagner häufig den nordischen Stabreim, der bei manchen Hörern seiner Opern und Lesern seiner Texte für Erheiterung sorgt. Zwei Beispiele aus dem Lied der Rheintöchter im RHEINGOLD

– Vagalaweia! Wallala weialaweia!

– Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege!

Was war der Grund für diese selbst für Muttersprachler seltsame Poesie? Wagner war ein hervorragender Komponist von Liedern. Er war sich bewusst, dass die deutsche Sprache mit ihren vielen Konsonanten nicht die ideale Sprache für Liedtexte ist. Am meisten störten ihn die Konsonanten am Ende des Wortes. Es liegt also auf der Hand, dass der Stabreim kein Selbstzweck war, sondern ein Mittel, um mit der deutschen Sprache umzugehen, indem er die Sätze sängerfreundlich mit Vokalen füllt.

 

Die Leitmotive halten das Werk zusammen

Der Ring ist nicht mehr durch Arien und Duette strukturiert, die Nummernoper weicht dem “Musikdrama”. Als wichtiges Strukturelement und Klammer der vier Werke verwendet Wagner Leitmotive, die uns in allen vier Opern immer wieder begegnen. Jedes wichtige Detail, seien es Personen oder Dinge (zum Beispiel der Tarnhelm oder das Schwert), hat seine musikalische Formel.  Diese Technik hat Wagner schon in frühen Werken angewandt, und im Ring wird sie zum wichtigsten kompositorischen Prinzip. Ernst von Wolzogen, ein Schüler Richard Wagners, erarbeitete vor der Uraufführung des Rings 1876 eine Übersicht über die Motive und gab ihnen Namen (z.B. “Fluchmotiv” oder “Walhalla-Motiv”). Die Zahl der Leitmotive wird auf weit über hundert geschätzt! Die Motive (zum Teil nur kurze Phrasen) werden verändert, miteinander verwoben, schaffen wieder neue Motive und werden so zum stilbildenden Element des Rings. Sie dienen dem Zuhörer als Erinnerungsmotive, kommentieren das Geschehen auf der Bühne und zeigen Zusammenhänge auf. Es ist vergleichbar mit der Rolle des Erzählers, “der über die Köpfe der Figuren hinweg mit dem Publikum kommuniziert” (Holland, Opernführer). Man spricht auch von der Semantisierung der Musik. Wagner tolerierte Wolzogens Aussagen, warnte aber davor, das Werk auf die Leitmotive zu reduzieren. Wagner selbst nannte sie “Errinerungsmotive”. In diesem Opernführer stellen wir etwa drei Dutzend der wichtigsten Motive einzeln vor (in den Porträts der jeweiligen Werke).

 

 

Die Orchestrierung

Wagners Orchester erfuhr mit dem Ring eine enorme Massierung von Instrumenten und geht weit über das hinaus, was z.B. für den Lohengrin erforderlich ist. Allerdings ging es Wagner nicht um Lautstärke, sondern um eine Differenzierung der Klangfarben, um die Ausdruckskraft und Variation der Motive zu maximieren.

 

Die Entstehungsgeschichte von I/II

Wagner begann die Arbeit am Siegfried 1857, 3 Jahre nach dem RHEINGOLD und unmittelbar nach der Fertigstellung der Walküre. Doch schon bald geriet die Arbeit ins Stocken. Wagner, der sich in ständigen finanziellen Schwierigkeiten befand, musste mit Entsetzen feststellen, dass sein Verleger sich weigerte, den Ring zu veröffentlichen, und dass der Traum von einer Aufführung somit in weite Ferne gerückt war. Die Konsequenz daraus war, dass in naher Zukunft kein Geld fließen würde. Zudem befand sich Wagner mitten in einer Liaison mit Mathilde Wesendonck, was bedeutete, dass sein Kopf nicht frei war für die anspruchsvolle Geschichte des Rings. Die Arbeit am Ring kam ins Stocken.

 

Mathilde Wesendonck

Mathilde trat 1852 in Wagners Leben. Er lernte die 24-Jährige während seines Zürcher Exils kennen. Die weitere Geschichte ist hinlänglich bekannt. Ihr Mann wurde sein Zürcher Kunstmäzen und Wagner begann eine heimliche Beziehung zu Mathilde, die in unmittelbarer Nähe wohnte. In jenem Jahr 1857 schrieb er die berühmten Wesendonck-Lieder, die auf Mathildes fünf Gedichten basieren und denen seine Oper “Tristan und Isolde” folgte. Die Handlung von Tristan und Isolde ist bezeichnend: Tristan (Wagner) und Isolde (Mathilde) können sich wegen Isoldes Beziehung zu König Marke (Wesendonck) nicht auf der Erde treffen. Die beiden finden Zuflucht im Liebestod.

Die enge Beziehung zwischen den beiden wird von Wagners Frau Minna gestört, als sie im Jahr darauf einen Brief abfängt. Die spätere Ehefrau Cosima wollte alle Spuren von Mathilde in Wagners Nachlass verwischen und verbrannte sie. So zeugen nur Wagners Briefe an Mathilde von dieser Beziehung, von der Mathilde bis zum Schluss behauptete, sie sei rein platonisch gewesen.

 

Die Entstehungsgeschichte II/II

Erst 1869 nahm Wagner die Arbeit am Siegfried wieder auf (in der Zwischenzeit waren auch die Meistersinger entstanden). Es ging um die Komposition des 3. Aktes (die Szenen am Walkürenfelsen). 1871 wurde das Werk schließlich vollendet. Zwischendurch gab es noch Verzögerungen wegen eines Streits Wagners mit seinem Gönner Ludwig II., der RHEINGOLD und die Walküre gegen Wagners Willen in München aufführen ließ.

 

 

Die Götterdämmerung, das Finale einer großen Saga

Die Götterdämmerung ist die Enträtselung dieser gewaltigen Sage, die Wagner aus Dutzenden von Quellen zusammengetragen hat. Die Zusammenstellung dieser epischen Geschichte und die Komposition einer monumentalen Musik dazu kann mit Recht als Jahrhundertleistung bezeichnet werden. Die Handlung des “Rings” erstreckt sich über mehrere Generationen, wobei mehr als 20 Nebenfiguren mitspielen. In kaum einem anderen Werk eines einzigen Künstlers sind so viele Bühnenfiguren mit eigenen Persönlichkeiten und Schicksalen geschaffen worden.

1848, im Alter von 35 Jahren begann Wagner die Arbeit am Ring des Nibelungen. Wie bei einem Krimi begann er die Dichtung vom Ende her. Den Schluss nannte er zunächst einfach “Siegfrieds Tod”, später änderte er ihn in den Titel “Götterdämmerung”, was die wörtliche Übersetzung von “Götterdämmerung” ist. Im Jahr 1869 begann er mit der Komposition der Götterdämmerung, und 5 Jahre später war die Vertonung des Gedichts abgeschlossen. 25 Jahre nach dem Beginn seiner Arbeit am Ring schreibt er die letzten Takte der Musik. Für die Götterdämmerung bedeutet dies, dass zwischen der Fertigstellung des Librettos und der Komposition 20 Jahre verstrichen sind, was in der Geschichte der Oper wohl einmalig ist.

 

 

Ein eigenes Festspielhaus in Bayreuth

Für Wagner war von Anfang an klar, dass die Aufführung eines solchen Werkes in bestehenden Theatern kaum möglich war.

Früh wurde die Idee eines eigenen Festspielhauses geboren. Doch es sollte noch 25 Jahre dauern, bis es fertiggestellt war. Die Finanzierung dieses gewaltigen Vorhabens zu sichern, kostete Wagner sehr viel Arbeit. 1872 zog Wagner mit seiner Frau Cosima nach Bayreuth, und die Bauarbeiten begannen. Gemeinsam mit vielen Mäzenen gelingt es ihm, Geld für die Grundsteinlegung des Festspielhauses und für den Kauf der Villa Wahnfried zu sammeln. Vier Jahre später wird das Festspielhaus mit RHEINGOLD eröffnet. Das erste Festspiel findet 1876 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm und der gesamten europäischen Kulturprominenz statt und wird zu Wagners größtem Triumph seines Lebens.

Mit dem Ring und dem Bau des Festspielhauses vollendete Wagner seine Vision vom Gesamtkunstwerk: die Vereinigung der Künste Musik, Poesie, Architektur und Bühnenbild.

 

 

Wagners große Visionen

Wagner schöpfte aus seinem Schaffen große Visionen. Beispiele sind: die Szenen am Rhein, die Höhen von Walhalla, die Schmiedehallen von Nibelheim, der Feuerzauber um Brünnhildes Schlafplatz oder das Finale der Götterdämmerung. Jedes dieser Bilder (und viele mehr) sind Momente von fantastischer Kraft. Geschaffen von einem begnadeten Dramatiker. Die Aufführung dieser Szenen stellt auch heute noch große technische und künstlerische Herausforderungen an die Theater.

Besonders die Götterdämmerung mit ihrer dichten Handlung und den verschiedenen Schauplätzen ist äußerst anspruchsvoll.

 

 

Die Interpretation des Rings

Der “Ring des Nibelungen” ist eine Parabel. Und da es ein geniales Gleichnis ist, kann es auf viele Arten interpretiert werden. Da die Zeit der Komposition 25 Lebensjahre Wagners umfasste, können viele und vielfältige Aussagen und Schriften Wagners zur Interpretation herangezogen werden. Darüber hinaus haben sich auch seine Ansichten im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Bezeichnenderweise wandelte er sich vom Anarchisten der 48er Jahre zum Liebling eines Königs in den 60er Jahren. Es gibt keine “endgültige” Auslegung des Gleichnisses durch den Meister selbst. Meiner Meinung nach lassen sich drei Hauptinterpretationen ausmachen.

 

Deutung 1: die Revolution von 1848

Wagner schrieb den Hauptteil des Textes in seinen wilden “Revolutionsjahren”, in denen sich ganz Europa in den Restaurationsjahren nach dem Wiener Kongress befand. Wagner beklagte mehrfach, dass die Gesetze der Monarchien im Dienste der Mächtigen wirkten. In der “revolutionären” Interpretation stehen die Götter für die Monarchien der Restaurationsjahre, die sich, von der Revolution bedroht, mit korrupten Gesetzen verzweifelt an die Macht klammerten. Die bloße Existenz von Göttern und Mächtigen ist eine “Ursünde” (siehe unten unter Symboldeutung), da der Besitz der Natur widerspricht. Die Riesen und die Gibichungen stehen für den Adel und das Bürgertum, die sich mit dem Monarchen willenlos arrangiert haben. Das Bürgertum kann von den Monarchen instrumentalisiert werden (Wotans uneheliche Kinder). Die Nibelungen repräsentieren das einfache Volk, das von den Industriellen (Alberich) in der beginnenden Industrialisierung versklavt wird. In seinen jungen Jahren war Wagner ein erklärter Anhänger des Anarchisten und Revolutionärs Bakunin. Der Revolutionär Siegfried versucht, den Monarchen zu stürzen, scheitert aber am Widerstand der herrschenden Klasse gegen das Neue. Sein Tod wird von der Staatsräson bezahlt, aber sein Scheitern trägt bereits den Keim der Revolution in sich (Untergang Walhallas). Gold ist das Symbol für die Gier nach Besitz (Symboldeutung siehe unten)

 

Interpretation 2: die kommunistische Interpretation

So wie sich die Gesellschaft nach der 48er-Revolution veränderte, änderte sich auch die Deutung des Ring-Gleichnisses: Die Politiker der konstitutionellen Monarchen ersetzten teilweise die Monarchen als Götter. Sie schaffen neue Gesetze, die ihre Herrschaft sichern. Der Zauberhelm erlaubt es ihnen, sich als Vertreter des Volkes zu tarnen.  Schwache Hüter des Rechts wie die Rheintöchter (z.B. das Parlament) sind nicht in der Lage, das Gold (Freiheit) vor den Korrumpierten (Politiker und Industrielle) zu schützen. Das aufstrebende Bürgertum (Riesen, Gibichungs) ist eine Ansammlung von willenlosen Kreaturen, deren Streben nach materiellem Besitz sie bestimmt. In späteren Jahren betonte Wagner mehrfach, wie das Proletariat durch Ausbeutung und Arbeitsteilung entfremdet wurde. Das Hämmern der Ambosse in Nibelheim entspricht den Fabrikschornsteinen der Industriellen, die die arbeitende Bevölkerung (Nibelungen) dort zu ihrer Bereicherung beherrschen.

 

Interpretation 3: die Künstlerinterpretation

Wagner verstand sich als revolutionärer Künstler. Seine künstlerischen Konzepte des musikalischen Dramas und des “Gesamtkunstwerks” waren revolutionär und fanden glühende Anhänger, aber auch offene Ablehnung. Die größten und prägendsten Niederlagen seines Lebens waren wohl seine beiden Versuche, sich in Paris durchzusetzen. Sein Scheitern (Siegfried) war den Eliten (Göttern) und dem Publikum geschuldet, die aus kulturellen und finanziellen (Gold und Ring) Gründen noch nicht bereit waren, die Musik der Zukunft zu erkennen. Ihr konservativer Geschmack folgte unkreativer Musik wie z.B. der von Meyerbeer (Mime, Alberich, Hagen).

 

 

Weitere Interpretationen

Der Ring ist reich an Anspielungen und Symbolik, und es lassen sich weitere mögliche Themen identifizieren:

– Die Handlungen der Protagonisten können psychologisch vielfältig gedeutet werden (Liebe, Gier, Machtstreben, Verzicht, etc.)

– Ausbeutung der Natur durch den Menschen (grüne Interpretation)

– Rolle der Frau in einer männerdominierten Gesellschaft

– Entfremdung der Arbeitstätigkeit von der Natur und vom Menschen selbst in einer arbeitsteiligen Gesellschaft

 

Interpretation der Symbole

Gold & Ring

Als Quelle des Glücks schafft Gold Schönheit und Wahrheit, missbraucht und geschmiedet als Ring (Geld/Besitz) schafft es Herrschaft ohne Liebe. Der Ring steht für den Besitz und die Verderbnis der Menschen durch Besitz. Brünnhilde erhält den Ring von Siegfried als Pfand und versteht ihn als Symbol ihrer Ehe, die für Wagner jedoch für den Besitz eines anderen steht und damit dem Urzustand entgegengesetzt ist. Indem sie Siegfried nicht freilässt, verhindert sie die Erlösung der Welt. Auch Siegfried hat die Möglichkeit, den Ring den Rheintöchtern (in der Götterdämmerung) zurückzugeben, aber er scheitert an der erwachenden Gier, als er die Bedeutung des Ringes erfährt. Beide werden durch den Besitz des Rings korrumpiert. Der Ring ist also die Metapher für Besitz (z.B. Geld), der zur Verderbnis des Menschen führt. Fafner wird durch den Besitz von Geld zu einem Monster.

Götter

Projektionen von Menschen, die weder gut noch böse geboren werden, die aber ihren Charakter und ihre Möglichkeiten zum Bösen oder Guten verändern können. Werden oft als die Kaste der Politiker interpretiert.

Liebe und Macht

Zwei lebenszentrierte Kräfte werden als komplementär erkannt, wer Liebe ausübt, verzichtet auf Macht, wer Macht ausübt, verrät die Liebe. Zusammengefasst: Der Besitz von Geld und Macht korrumpiert.

Natur und Liebe

Natur und Liebe ist die Welt in ihrem ursprünglichen Zustand. Liebe ist ein Urzustand, der mit Reinheit und Unschuld gleichgesetzt werden kann

Natur und Erbsünde

Niemand sollte das Recht beanspruchen, von der Natur Besitz zu ergreifen. Sie gehört allen. Wotans Raub der Asche der Welt ist die Erbsünde. Das Streben nach Besitz ist der Kern allen Übels.

Magischer Helm

Das Verbrechen kann vom Mächtigen mit List maskiert werden, wer sich maskieren kann, kann Taten begehen, die die Legalität als legal erscheinen lassen (z.B. Siegfried maskiert sich als Gunter)

Wotans Speer

Darin hat Wotan die Gesetze und Regeln eingraviert, die er geschaffen hat und auf die er seine Macht gründet. Wotan formte den Speer aus der Asche der Welt. Mit seiner Zerstörung im “Siegfried” verliert Wotan die Legitimation seiner Macht. Das Gesetz dient demjenigen, der die Macht hat und den Besitz verteidigt.

Illegitime Kinder Wotans (Siegfried, Walküren, Siegmund, Sieglinde)

Instrumentalisierte Personen der herrschenden Klasse, um unbemerkt Einfluss zu gewinnen. Wotan darf nicht zulassen, dass Fafner den Ring stiehlt. Er lässt einen vermeintlich freien Mann (erst Siegmund, später Siegfried) mit Unterstützung von Brünnhilde nach dem Ring streben, während Wotan mit reiner Weste dastehen will.

 

Berühmte Ring-Inszenierungen: Chéreaus Jahrhundertring und Soltis Jahrhundertaufnahme

Die Inszenierung eines ganzen Ring-Zyklus stellt ein Theater vor enorme Herausforderungen. Da ist zunächst einmal das Bühnenbild. Als die ersten Theater den Ring inszenierten (nach dem Ersten Weltkrieg), machten die Schwierigkeiten eine adäquate Inszenierung fast unmöglich, und sie treiben die Techniker auch heute noch zur Verzweiflung. Zweitens müssen unzählige Sängerinnen und Sänger rekrutiert werden, die zum Teil stimmliche Finessen haben, die nur wenige Sängerinnen und Sänger beherrschen. Diese Sängerinnen und Sänger werden manchmal Jahre im Voraus gebucht. Und drittens muss eine schlüssige Inszenierung mit einer Aussage geschaffen werden.

Der Filmregisseur Patrick Chéreau war 1976 der erste Ausländer, der in Bayreuth einen Ring inszenierte. Gemeinsam mit seinem Dirigenten-Kollegen Pierre Boulez entwickelte er eine sozialistische Interpretation des Rings (in Anlehnung an eine Interpretation von G.B. Shaw aus dem 19. Jahrhundert), bei der er die Handlung nicht in einer mythischen Landschaft, sondern im Umfeld einer Gesellschaft der industriellen Revolution ansiedelte. Die Inszenierung führte zu heftigen Protesten, wurde aber 5 Jahre später mit großem Jubel verabschiedet. Dieser so genannte “Jahrhundertring” hatte einen enormen Einfluss auf die Regietätigkeit an den Opernhäusern und wurde zur Grundlage für das folgende Zeitalter der “Regie-Oper”.

Anfang der 1950er Jahre war es zum ersten Mal möglich, Stereoaufnahmen zu machen. DECCA wollte die neue Technik mit einem Ring-Zyklus ausnutzen und ein technisches Prunkstück schaffen, was sie mit Akribie verfolgten. Für den musikalischen Teil engagierten sie Georg Solti. Solti wollte nicht den üblichen puristischen Ansatz, sondern war bereit, die ekstatischen und romantischen Seiten des Rings zu zeigen. Die Resonanz war enorm, und die Schallplatten/CDs des DECCA/Solti-Rings gehören zu den meistverkauften Klassikaufnahmen aller Zeiten.

 

 

VORGESCHICHTLICHE EREIGNISSE

 

 

Zusammenfassung: Die Welt ruhte in ihrem ursprünglichen Zustand. Sie war nicht durch irgendeine Herrschaft getrübt. Sie ruhte auf der Weltesche. Der Baum war die Wurzel der heiligen Ordnung. In seinem Schatten sprudelte eine Quelle, die die Weltenesche mit ihrer ewigen Weisheit speiste. In der Erde, in einem nebligen Grab, schlief Erda. Das weiseste aller menschlichen Wesen. Ein unerschrockener Gott mit dem Namen Wotan suchte die Macht. Er kam, um von der Quelle der Weisheit zu trinken. Eines seiner Augen bezahlte er als Pfand für immer. Die gewonnene Weisheit wollte er nutzen, um eine neue Weltordnung zu schaffen. Durch Gesetze und Verträge, die nach seinem Willen gestaltet wurden.  Von der Weltesche brach Wotan einen Zweig ab. Daraus schnitt er einen Schaft für seinen SpeerDie Verträge und Gesetze ritzte er in Runen in den Speer. Damit hatte Wotan die Herrschaft über die Welt übernommen.  Um seine Macht zu demonstrieren und zu festigen, wollte Wotan eine Burg bauen. Auf Anraten von Loge beauftragte er die Riesen Fafner und Fasolt mit dem Bau der Burg. Als Belohnung versprach Wotan ihnen die schöne Göttin Frya. Die Riesen schufen ein Schloss der Götter. Wotan nannte es Walhalla. Die Esche fiel und die Quelle versiegte für immer. Wotan ließ das Holz in Stämmen um die Burg herum auftürmen. Der Feuergott Logey würde sie entzünden, wenn das Ende der Götter nahte. Die Natur war durch Wotans Empörung über die Esche geschädigt worden. Weil Frya den Göttern ewige Jugend sicherte und daher für sie unersetzlich war, schickte Wotan Logey in die Welt hinaus, um einen anderen Weg der Bezahlung für die Riesen zu finden.

 

RHEINGOLD

 

Die Ouvertüre: der Urzustand

Das Präludium entwickelt sich aus einem tiefen Es-Dur-Akkord. Acht Kontrabässe, ein Fagott und später die Hörner beginnen mit einem Urmotiv, dem sogenannten Genesis-Motiv. Es ist die Welt in ihrem Urzustand, die Schöpfung aus dem Nichts.  Das sogenannte Genesis-Leitmotiv begegnet uns in diesem Präludium.

Musikalisches Zitat: Genesis-Motiv

 

Nach 2 Minuten geht das Motiv in eine wellenförmige Melodie über, die den träge dahinfließenden Rhein darstellt. Es ist das Rheinmotiv, das die Welt in ihrer natürlichen Ordnung darstellt.

Musikalisches Zitat: Rhein-Motiv

 

 

Wagner kreiert ein einzigartiges Präludium aus dem Es-Dur-Akkord. Dieser Akkord verweilt 136 Takte lang und bildet die Grundlage für ein gigantisches Crescendo, das den Zuhörer auf magische Weise in die Unterwasserwelt der Rheinnixen führt.

Es ist das Erwachen aus der Tiefe. Um das tiefe Es spielen zu können, müssen die Kontrabassisten die tiefste Saite ihres Instruments tiefer stimmen als üblich. Immer mehr Instrumente stimmen ein und treiben den Akkord in Wellen vor sich her, bis der Vorhang die Kulisse des ersten Aktes freigibt.

Vorspiel – Solti

 

Zusammenfassung: Auf dem Grund des Rheins. Die Rheintöchter Woglinde, Wellgunde und Flosshilde bewachen das RHEINGOLD. Es befindet sich inmitten eines Riffs im Rhein. Der Zwerg Alberich aus dem Volk der Nibelungen erscheint. Fasziniert beobachtet er die Nixen und versucht lüstern, wenigstens eine von ihnen zu erobern. Die drei Nixen schauen ihn neugierig an, und bald necken sie den tollpatschigen Zwerg.

Weia, Waga Woga du Welle – Donath / Moser / Reynolds

 

Alberich entdeckt das RHEINGOLD

Handlung: Alberich entdeckt ein helles Licht, von dem er magisch angezogen wird. Gutgläubig erzählen ihm die Rheintöchter, dass dort das RHEINGOLD in den Strahlen der aufgehenden Sonne schimmert.

Die Schönheit des Goldes zeigt die Welt in ihrer natürlichen Ordnung, ungetrübt von jeder Herrschaft. Die Rheintöchter als seine Hüterinnen sind keiner Macht unterworfen. Sie besingen den Hort (den Schatz) mit dem sogenannten RHEINGOLDmotiv:

Musikalisches Zitat: RHEINGOLD-Motiv

 

Handlung: Wer ihn zu einem Ring schmiedet, gibt ihm Macht über die Welt, aber nur, wenn er der Liebe abschwört.

Nur der, der die Macht der Liebe fürchtet, nur der, der die Wonne der Liebe fürchtet,
nur er kann die Magie erlangen, das Gold zu einem Ring zu formen

(Nur wer der Minne Macht entsagt, nur der Liebe Lust verjagt, nur der erzielt sich den Zauber, zum Reif zu zwingen das Gold)

In dieser Szene hören wir das sogenannte Entsagungsmotiv.

Musikalisches Zitat: Entsagungsmotiv

 

Lugt, Schwestern! Die Weckerin lacht in den Grund (RHEINGOLD! RHEINGOLD!)

 

Handlung: Alberich zögert nicht. Verbittert darüber, dass ihm die Liebe der Meerjungfrau nicht vergönnt war, verflucht er die Liebe und das Gold und stiehlt es unter den entsetzten Blicken der Wachen.

Die Rheintöchter waren sorglos, sie konnten sich nicht vorstellen, dass jemand für Gold auf die Liebe verzichten würde. Sie waren sich sicher, denn Alberich schien in sie verliebt zu sein. . Doch Alberich ist der Störenfried der natürlichen Ordnung, dessen Triebfeder Gier und Macht ist. Weil Liebe für ihn unmöglich war, will er wenigstens Macht. (“Wenn ich Liebe nicht erzwingen kann, so kann ich durch List Lust erlangen”, “Erzwäng ich nicht Liebe – doch listig erzwäng’ ich mir Lust!”)

 

Musikalisches Zitat: Ringmotiv

 

 

Handlung: Eine bergige Landschaft. Auf der Burg der Götter weckt Fricka ihren Mann Wotan. Er ist immer noch überwältigt, dass sein Schloss Walhalla fertiggestellt ist. Noch in Nebel gehüllt, steht es stolz auf einem Berg, der von den Riesen Fafner und Fasolt erbaut wurde.

Im Orchester hören wir ein Motiv, das den Zuhörer durch alle 4 Abende begleiten wird. Es ist das Walhalla-Motiv.

Musikalisches Zitat: Walhalla-Motiv

 

In dieser Szene hören wir George London als Wotan und Kirsten Flagstadt als Fricka. London war Wieland Wagners bevorzugter Darsteller für den Göttervater. Sein Spiel war ausdrucksstark und er war mit einer kräftigen Stimme gesegnet. Kirsten Flagstadt, die berühmteste Brünnhilde der dreißiger Jahre, sang eine hervorragende Fricka in Soltis berühmter Ring-Aufnahme aus den fünfziger Jahren.

Wotan, Gemahl, erwache – Flagstadt / London

 

Wotans Dilemma

Handlung: Aber Wotan steckt in Schwierigkeiten. Er hat den beiden Riesen die Göttin Freia als Belohnung versprochen. Fricka ermahnt ihn, ihre Schwester Freia nicht zu verraten, denn nur sie kann den Göttern ihre ewige Jugend sichern. Wotan erinnert seine Frau daran, dass sie es war, die ihn um das Schloss gebeten hatte, denn sie wollte den notorischen Betrüger Wotan an sich binden. Freia erscheint in Begleitung ihrer Brüder Donner und Froh. Sie ist in Panik, weil sie von Wotans Machenschaften gehört hat. Nun muss Wotan versprechen, Freia nicht zu verraten.

Fricka und Wotan haben keine gemeinsamen Kinder. Also ist Fricka als Göttin der Ehe auf andere Maßnahmen angewiesen, um die Ehe zu festigen. Sie hofft, dass das Schloss ihren Mann an sie bindet.

Freia, die Göttin der Liebe und der Jugend, ist die einzige Göttin, die die goldenen Äpfel anbauen kann, die den Göttern ewige Jugend sichern. Aus Geldmangel hat Wotan sie als Pfand gegeben, denn er weiß, dass Fricka unersetzlich ist. Wotan ist ein Spieler, der immer auf Sieg spielt und hohe Einsätze macht.

Wotan kann die Zahlung nicht verweigern, denn er weiß, wie wichtig der Vertrag ist, den er geschlossen hat. Verträge sichern seine Herrschaft, und der Speer, den Wotan immer bei sich trägt, ist ein Symbol dafür. In den Speer ritzte er die Runen der Verträge, die seine Herrschaft sicherten. Wagner komponierte ein Leitmotiv zu diesem Speer. Wir hören das Motiv in forte gespieltem schwerem Blech. Es wird das Speer/Vertragsmotiv genannt.

Musikalisches Zitat: Vertrag und Speer-Motiv

 

Die Riesen Fafner und Fasolt erscheinen

Handlung: Die beiden Riesen erscheinen. Sie verweisen auf die Burg, die sie gebaut haben, und wollen ihren wohlverdienten Lohn einfordern. Doch er teilt ihnen mit, dass Freia nicht verfügbar ist. Fafner und Fasolt beschuldigen Wotan, sie um ihren Lohn betrogen zu haben. Sie wollen keinen anderen Lohn.

Die beiden Riesen Fafner und Fasolt erscheinen, begleitet von einem wilden musikalischen Motiv:

Musikalisches Zitat: Motiv der Riesen

 

Die Rolle der Loge

Handlung: Nun erscheint Loge, der listige Halbgott des Feuers. Wotan hatte ihn in der Hoffnung herbeigerufen, dass er eine List ersinnen könnte, die ihn aus der Klemme befreit. Wenn er den Vertrag nicht erfüllen kann, würde ihn das seine Macht kosten. Fricka warnt Wotan vor dem listigen Loge, doch Wotan vertraut auf seine List. Zu Wotans Bestürzung erklärt Loge, dass er überall gesucht habe, aber keinen Ersatz für Freia finden konnte. Dabei sei er auf die Rheintöchter gestoßen, die sich beschwerten, dass Alberich ihr Gold gestohlen habe und nun bei Wotan um Hilfe bäten.

Loge versucht, den Tausch “Geld gegen Macht” ins Spiel zu bringen. Loge ist ein Halbgott. Er mag sich unter den Göttern bewegen, aber er ist nur ein Halbgott. Das kann so interpretiert werden, dass er nur geduldet wird, weil er ihr williger Diener ist. Diese These kann durch Wagners Musik gestützt werden. Das Motiv von Loge ist zutiefst unmusikalisch, ungehobelt und unsympathisch. Musikalisch und psychologisch gehört er zu der Sorte von Menschen wie Alberich, Mime und Hagen.

Musikalisches Zitat: Loge’s Motiv

 

Handlung: Als Loge von der Magie des geschmiedeten Rings erzählt und Wotan vorschlägt, ihn Alberich zu entreißen, um sie vor seinem Machtanspruch zu schützen, will jeder den Ring für sich haben. Fafner und Fasolt, von der Gier gepackt, nehmen Freia als Pfand mit. Sie verkünden, dass sie Freia erst freilassen werden, wenn Wotan ihnen den Ring übergibt.

 

Handlung: Loge verspottet die Götter, die von der Angst gelähmt sind, ihre ewige Jugend zu verlieren, da sie keine Äpfel mehr von Freias Äpfeln essen können, die Loge selbst nie genießen durfte. Das Altern hat die Götter bereits gepackt, und Wotan muss sich zusammen mit Loge in Alberichs Unterwelt aufmachen, um ihm den Ring zu entreißen.

 

Der Einzug in das Reich der Nibelungen

Handlung: In Alberichs Reich. In mühevoller Kleinarbeit muss sein Bruder Mime für Alberich einen Zauberhelm schmieden, der den Träger unsichtbar macht und ihm zusammen mit dem Ring Macht über die Nibelungen verleiht.

Die Szene wechselt, das Licht wird dunkel und die Musik geht nahtlos in das Reich der Nibelungen über. Die Zwerge der Nibelungen leben in einfachen Behausungen unter der Erde, wo sie in schweißtreibender Arbeit die Erze des Bodens abbauen.

Musikalisches Zitat: Nibelungenmotiv

 

Hier die Szene von Wotans Eintritt in das Reich der Nibelungen.

Nibelheim hier

 

Mime und der Zauberhelm

Handlung: Loge und Wotan treffen den erschöpften Mime und erfahren von ihm von der Zauberkraft des Helms, den Mime für Alberich schmieden musste. Mit der Macht des Ringes hatte Alberich das fleißige Volk der Nibelungen unterworfen. Alberich tritt auf. Stolz auf das Gold weist er darauf hin, dass die Nibelungen es Tag für Tag in harter Arbeit für ihn anhäufen. Er weiß, dass Wotan und die Götter ihn verachten, und er kündigt an, dass er seine Macht nutzen wird, um die Welt unter seine Kontrolle zu bringen. Niemand kann ihn besiegen oder ihm den Ring stehlen, denn mit dem Tarnhelm kann er verschwinden oder sich verwandeln.

Alberich wird überlistet

Handlung: Schmeichelnd bittet Loge darum, ihm zu zeigen, wie er sich verwandeln kann. Voller Stolz verwandelt sich Alberich in einen Drachen. Nun fragt Loge ihn listig, ob er sich in etwas Kleines verwandeln kann. Als Alberich sich in eine Kröte verwandelt, ergreift Wotan sie und Alberich wird überlistet.

 

Mit Alberichs Fluch nimmt das Unglück seinen Lauf

Handlung: Lodge und Wotan führen Alberich zu einem Berg und Wotan verlangt von Alberich die Herausgabe des Goldes. Sein Plan ist es, das Gold gegen Freia einzutauschen und den Zauberhelm und den Ring für sich zu behalten. Als er Alberich den Ring entreißt, wird dem Nibelungen alle Macht genommen. Der Zwerg verflucht den Ring, um seinem Besitzer Unglück zu bringen.

Wotan wähnt sich nun in Sicherheit vor der Gefahr. Er konnte mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er konnte Alberichs Macht brechen, er hat das Gold, um die Riesen zu bezahlen, und er ist im Besitz des Ringes, der ihm die Macht gibt. Den Fluch, den Alberich ausspricht, nimmt er nicht ernst:

“Wer ihn besitzt, der seht die Sorge, und wer ihn nicht hat, der nage der Neid”.

“Wer ihn besitzt, den verzehrt die Sorge, und wer ihn nicht hat, den nagt der Neid.”

Das Fluchmotiv ist im Orchester zu hören:

Musikalisches Zitat: Fluchmotiv

 

Handlung: Freia führt die Göttinnen und Götter, Fafner, Fasolt und die Rheintöchter auf den Berg.  Wotan zeigt ihnen voller Stolz den erbeuteten Schatz. Fasolt besteht darauf, dass das Gold so hoch aufgeschichtet wird, dass sie nicht gesehen werden kann, und sie bestehen darauf, dass Wotan ihnen den Helm und den Ring gibt. Aber Wotan weigert sich.

 

Wotan ist mit dem Fluch infiziert

Handlung: Es erscheint eine geheimnisvolle, verschleierte Frau, die in blaues Licht gehüllt ist. Sie fordert Wotan auf, den Ring loszulassen, weil der Fluch Alberichs auf ihm lastet. Sie offenbart sich als Erda, die allwissende Mutter der Welt. Die Götter drängen Wotan, ihrem Rat zu folgen. Wotan weiß um die Weisheit von Erda und stimmt zu. Er gibt Fasolt den Ring und Freia wird befreit. Ohne es zu wissen, hat sich Wotan durch die Berührung des Rings mit dem Gift des Fluchs infiziert.

Als Erda erscheint, ändert die Musik ihren Charakter. Es erklingt ein mystisches Motiv, das sogenannte Erda-Motiv. Es ist verwandt mit dem Naturmotiv (das wir im Vorspiel gehört haben), erklingt aber in einem gemessenen Tempo und in einer Molltonart.

Musikalisches Zitat: Erda-Motiv

 

Als Erda verschwindet, wird Wotan klar, dass er sie später besuchen muss. Er ruft ihr nach “Dich muss ich fassen, alles erfahren”. Mit ihr wird er dann die Walküren zeugen, darunter die prächtigste von allen: Brünnhilde.

Wir hören Jean Madeira als Edda, gesungen mit viel Dramatik und Vibrato.

Weiche Wotan Weiche – Madeira

 

Der Fluch des Rings findet das erste Opfer

Handlung: Fafner und Fasolt streiten sich beim Teilen der Beute. Fafner erschlägt seinen Bruder gewaltsam mit einem Hammer. Der Fluch hat sein erstes Opfer gefordert.

 

Walhalla erscheint

Handlung: Donner erzeugt ein reinigendes Gewitter, der Nebel lichtet sich und sie sehen die Burg zum ersten Mal.

Wir hören das Jubelmotiv von Donner, das mit enormer Kraft in den Bläsern erklingt.

Musikalisches Zitat: Donner (Donner) Motiv

 

Wieder erklingt das Walhalla-Motiv, diesmal in strahlendem Glanz. Wir hören Eberhard Wagner als Wotan aus dem viel gelobten Ring von Georg Solti.

Schwüles Gedünst schwebt in der Luft

 

Handlung: Froh lässt einen Regenbogen entstehen, der ihnen als Weg zum Schloss dient.

Wir hören das Regenbogenmotiv im Orchester.

Musikalisches Zitat: Regenbogenmotiv

 

Handlung: Von einem großen Gedanken beseelt, erhebt Wotan sein Schwert gegen die Burg. Er will nicht den Ring zurückgeben, sondern einen Helden, der frei von Verträgen ist.

Wieder erklingt das Speermotiv, das in der Walküre höchste Bedeutung erlangen wird.

Handlung: Ergriffen nähert sich Wotan der Burg, er nimmt Fricka bei der Hand und tauft ihre neue Heimat Walhalla.

1958 beschloss die DECCA, eine Gesamtaufnahme des Rings mit Georg Solti zu machen. Das Echo war überwältigend und die Aufnahme wurde zu einer der meistverkauften der Schallplattengeschichte.

Wir hören den strahlenden Bass von George London, dem Wotan dieser Aufnahme.

Abendlich strahlt der Sonne Auge – London

 

 

Die Rheintöchter trauern um das verlorene Gold

Handlung:Loge ging mit leeren Händen. Er hat nur Spott und Hohn für die Götter übrig, deren Herrschaft nur auf Raub und Gewalt beruht. Aus der Ferne hört man das Wehklagen der Rheintöchter über das verlorene Gold. Die Götter verhöhnen sie und betreten feierlich und verhängnisvoll ihr neues Heim.

 

Wir hören das Motiv der Rheintöchter erklingen, das den Vorabend des Ringes beendet, nun in einem traurigen Moll.

RHEINGOLD! RHEINGOLD! Reines Gold

 

 

 

 

ZWISCHEN RHEINGOLD UND DER WALKÜRE

 

Handlung: Fafner hat sich in eine Höhle zurückgezogen. Damit ihm niemand den Ring wegnehmen kann, hat er sich mit Hilfe des Zauberhelms in einen Drachen verwandelt. Um von Erda mehr über sein Schicksal zu erfahren, steigt Wotan zu ihr in den Schoß der Welt hinab. Sie prophezeit ihm ein schändliches Ende. Um diesem Schicksal zu entgehen, besiegt er Erda mit seinem Liebeszauber und sie zeugen die Walküre Brünnhilde. Sie soll ihm helfen, Alberichs Angriff auf das Reich der Götter abzuwehren. Wotan befürchtet, dass Alberich den Ring von Fafner erbeuten wird. Ihm selbst ist es verboten, Fafner um seinen gerechten Lohn zu bringen. Deshalb will er einen Helden zeugen, der frei von Verträgen Fafner den Ring entreißt und mit einer sterblichen Frau die Geschwister Siegmund und Sieglinde zeugt. Er lebt mit ihnen, bis er eines Tages seine Frau tot im Haus findet und Sieglinde spurlos verschwunden ist.

 

 

 

DIE WALKÜRE

 

 

Die Ouvertüre von Die Walküre

Der erste Akt der Walküre ist eines der großartigsten Stücke des Musiktheaters, das je geschrieben wurde. Es ist eine intensive und emotionale Musik mit spannenden Szenen und großartigen Orchester- und Gesangseinlagen. Zu Beginn hören wir uns die Ouvertüre an.

Handlung: Siegmund, verwundet und blutend, sucht verzweifelt Schutz in einer stürmischen Nacht.

Wagner widmete das Präludium Mathilde Wesendonck. Im Autograph vermerkte er “G.S.M. – Gesegnet sei Mathilde”. Wesendonck war seine Isolde der Zürcher Jahre. Lesen Sie mehr über diese berühmte Beziehung im Opernporträt zur Oper Siegfried.

Wagners Musik führt die Zuhörer im Opernhaus schnell in eine gespannte, dramatische Atmosphäre. Hören Sie zwei große Interpretationen mit Erich Leinsdorf und Wilhelm Furtwängler.

Ouvertüre (1) – Leinsdorf / LSO

 

Wes Herd dies auch sei

Handlung: Siegmund hat den schützenden Ort erreicht und trifft auf Sieglinde.

Die Musik wird plötzlich ruhiger und lyrischer. Wir hören schon viele wunderbare Leitmotive im Orchester wie das Motiv der Geschwisterliebe.

Kurzer Ausschnitt “Geschwisterliebesmotiv”

 

Wes Herd dies auch sei – Lehmann / Melchior/ Walter

 

 

Lotte Lehmann – Stimme der sinnlichen Schönheit

Handlung: Hunding kommt nach Hause und will Siegmunds Geschichte hören.

Mit dem Einzug von Hunding ist die magische Atmosphäre wie weggefegt. Mit breiten Staccati erklingt das Hunding-Motiv.

Musikalisches Zitat “HunHunding-Motiv”

Handlung: Siegmund erzählt, dass er eines Tages, als er nach Hause kam, seine Mutter getötet, sein Haus niedergebrannt und seine Zwillingsschwester verschwunden vorfand. Später erfuhr er, dass seine Schwester in eine Ehe gezwungen wurde, die sie nicht wollte. Siegmund versuchte, sie zu verteidigen. Nun erkennt Hunding Siegmund als einen alten Feind. Traditionell gewährt er Siegmund das Recht, über Nacht zu bleiben, fordert ihn aber für den nächsten Morgen zum Zweikampf heraus. Sieglinde gibt Hunding ein Schlafmittel und zeigt Siegmund ein Schwert, das in einem Baum steckt. Wotan hatte es hineingestoßen und erklärt, dass es demjenigen gehören wird, der stark genug ist, es herauszuziehen.

In diesem Walküren-Porträt hören Sie große Wagner-Heldinnen aus verschiedenen Epochen. Nach Meinung vieler Experten war die vielleicht größte Lotte Lehmann. Wie Maria Callas war sie technisch nicht die beste Sängerin, aber sie verband eine Stimme von sinnlicher Schönheit mit großem Ausdruck. “Einen ähnlich nuancierten, subtilen Gesang (der Sieglinde) hat es nie gegeben” (Fischer, Große Stimmen). Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung und hören Sie sich das Hörbeispiel “Der Männer Sippe” an!

 

Der Männer Sippe (1) – Lehmann / Melchior / Walter

 

Wagners berühmte Tenor-Arie – Winterstürme wichen dem Wonnemond

Handlung: Siegmund und Sieglinde erkennen, dass sie Geschwister sind.

 

Franz Völker – der erste deutsche Heldentenor

Als nächstes hören Sie Franz Völker, der einer der größten Lohengrin und Siegmund des Jahrhunderts war. Franz Völker (1899-1965) verband die Stimmkraft eines Heldentenors mit einer lyrischen Gesangskultur. Seine Biographie ist eng mit dem Aufstieg des Dritten Reiches verbunden. Einerseits glich er dem Prototyp des nordischen Helden, was ihn zusammen mit seiner großen Stimme zu einem Publikumsliebling machte. Er war Hitlers Lieblingstenor in den Jahren 1933-1940, als der Führer jedes Jahr Bayreuth besuchte und dessen Schutz genoss. Diesen brauchte er auch, denn sein Privatleben bot erhebliche Angriffsmöglichkeiten. Er war mit einer Frau verheiratet, die jüdische Wurzeln hatte. Er verteidigte sie bis zum Ende der Nazizeit und sie überlebte die Nazi-Jahre. Das hätte für ein Auftrittsverbot gereicht, aber Völker wurde 1938 auch wegen homosexueller Handlungen verurteilt, was im Dritten Reich eine Straftat war. Hitlers Personenschutz bewahrte ihn vor einem Auftrittsverbot.

 

Winterstürme wichen dem Wonnemond – Völker

 

Handlung: Wotan hatte das Schwert in den Baum gesteckt und erklärt, dass es demjenigen gehören wird, der stark genug ist, es herauszuziehen. Siegmund gelingt es und nennt das Schwert Nothung. Man kann diese sehr dramatische Passage in einer großen gefilmten Opernhausaufführung hören.

Siegmund heiss ich, Siegmund bin ich – Kaufmann

 

Handlung: Siegmund hat es geschafft, das Schwert herauszuziehen. Sie vereinen sich und zeugen ein Kind, das später Siegfried aus dem Geschlecht der Wälse genannt wird.  (Wälsenblut).

 

Lauritz Melchior – der größte Wagner-Tenor aller Zeiten

Es gibt einen Sänger, der alle anderen Tenöre in der männlichen Hauptrolle des Siegmund überstrahlt: Lauritz Melchior (1899-1973). Wer ihn noch nie gehört hat, sollte sich einen akustischen Eindruck von seiner Stimme verschaffen, und zwar mit dem in der Schallplattengeschichte berühmten Dokument “Wälse”, in dem er die Wälse-Rufe öfters mit 15 und mehr Sekunden Klangdauer singt! Nach Meinung vieler Experten “hat es noch nie eine so kraftvolle Tenorstimme gegeben, mit dunklem Timbre und gleichzeitig so brillant, und er hat bis heute keinen Nachfolger gefunden” (Scott).

Wääääääääälse!  – Melchior

 

“Nie zuvor hat es eine so kraftvolle Tenorstimme gegeben, mit einem dunklen Timbre und gleichzeitig so brillant, und bis heute hat er keinen Nachfolger gefunden” (Scott). Hören Sie Lauritz Melchior in der Schwertszene :

Deines Auges Glut…Nothung – Melchior / Lehmann

 

Skandal

Die Szene der Zeugung Siegfrieds durch die beiden Geschwister war für die damaligen Besucher des Opernhauses schockierend. Wagner hat in dieser Oper zwei Tabus gebrochen: Inzest und Ehebruch. Für ihn stand nicht der Akt oder eine Skandalisierung im Vordergrund. Ihm ging es darum, dass mit Siegfried ein “reinrassiger” Held geschaffen wird.

 

Birgit Nilsson – eine echte Wagner-Sopranistin

Handlung: Im Reich der Götter: Wotan hat Brünnhilde, eine seiner Töchter, den Walküren, befohlen, Siegmund zu beschützen, denn er will, dass Siegmund den Der Ring des Nibelungenen erobert. Aber seine Frau Fricka bittet Wotan, Hunding zu unterstützen, weil Wotan Siegmund mit einer anderen Frau gezeugt hat. Tief betrübt befiehlt er Brünnhilde, Hunding den Sieg im Zweikampf zu schenken.

Ich möchte die berühmte Birgit Nilsson in der Rolle der Sieglinde nicht unterschlagen. Birgit Nilsson war eine begnadete Wagner-Sängerin und berühmt für ihre “Stimmgewalt”. Sie war der dominierende Wagner-“dramatische Sopran” der Nachkriegszeit und damit die Nachfolgerin von Kirsten Flagstadt (mehr über sie lesen Sie weiter unten), auch wenn Kirsten Flagstadt etwas höher zu bewerten ist. Hören Sie sich das Nilsson “Nun zäume dein Ross, reisige Maid” an.

Nun zäume dein Ross, reisige Maid – London / Nilsson / Leinsdorf

Siegmund! Sieh auf mich! – Brünhildes und Siegmunds Duett

Handlung: Siegmund und Sieglinde sind auf der Flucht. Brünhilde verkündet Siegmund, dass er den Kampf mit Hunding nicht überleben wird. Als Belohnung verspricht sie ihm bei seinem Tod einen Umzug nach Walhall zu seinem Vater Wotan und seinen Schwestern, den Walküren. Doch als Siegmund erfährt, dass Sieglinde nicht bei ihm sein wird und weiterleben muss, erklärt er ohne Umschweife, dass er in diesem Fall gar nicht daran denkt, Brünnhilde nach Walhall zu folgen, sondern in die Hölle zu fahren, ja, dass er seine geliebte Sieglinde notfalls sogar selbst töten will, anstatt sich von ihr zu trennen.

Der Name kommt übrigens von “Wal” (althochdeutsch für Krieg) und “Kür” (freie Wahl), diejenigen, die die Kriegskunst als ihr Schicksal wählen und in Walhall leben.

Sieh auf mich – Nilsson / King

 

Handlung: Brünnhilde gehorcht Wotan nicht und verspricht, Siegmund im Kampf zu helfen. Wotan muss Siegmunds Schwert im Kampf zerstören und Hunding ersticht Siegmund.

 

 

Der Ritt der Vakyiries und Kirsten Flagstadt

Handlung: Brünhilde und Sieglinde sind nach Walhall geflohen, um bei Brünhildes Schwester Walküren Hilfe zu finden.

Der Name der Walküren kommt übrigens von “Wal” (althochdeutsch für Krieg) und “Kür” (freie Wahl), diejenigen, die die Kriegskunst als ihre Bestimmung wählen und in Walhall leben.

Im Ritt der Walküren (“Hojotohe”) erleben Sie Kirsten Flagstadt in einer absolut sehens- und hörenswerten Filmaufnahme.

Im ersten Akt lernten Sie Lotte Lehmann als Sieglinde kennen. In diesem zweiten Teil hören Sie weitere legendäre Wagner-Heldinnen, die oft als Hochdramatische” bezeichnet werden, Soprane aus dem hochdramatischen Fach. Kirsten Flagstadt war eine berühmte Wagner-Sängerin. Ihre Stimme war voll und kräftig und zugleich geschmeidig und brillant. “Es ist wahr, dass der Dirigent ihres Debüts an der Met 1935 vor Erstaunen den Taktstock fallen ließ und der Sänger des Siegmund nach den ersten Tönen dieser in Amerika völlig unbekannten Sängerin aus Oslo seinen Einsatz verpasste. New York hatte in den Jahrzehnten zuvor die bedeutendste Wagner-Interpretin erlebt, aber Kirsten Flagstadt erreichte für sich und das Wagner-Repertoire einen neuen Popularitätsstandard, so dass es Kritiker gab, die die amerikanische Wagner-Pflege in das Zeitalter “vor und nach Kirsten” einteilten (Fischer, Große Stimmen).

Hojotohe (1) – Flagstadt

 

Hier der Ryde der Walküren:

Ritt der Walküren – Leinsdorf

 

 

Wotans Bestrafung von Brünnhilde

Handlung: Brünnhilde hat sich Wotans Befehlen widersetzt und unterwirft sich Wotans Strafe. Sie verliert ihren Götterstatus und wird eingeschläfert. Damit nur ein Held sie holen kann, akzeptiert Wotan, dass Loge ein Feuer um den Schlafplatz legen wird, das nur ein Held durchbrechen kann.

Das große Finale der Walküre

Handlung: Wotan nimmt tief bewegt Abschied von seiner Lieblingstochter.

In “Die Walküren” findet sich auch eine der großen Schlussszenen der Operngeschichte (“Leb wohl du kühnes herrliches Kind”). Hören Sie, wie Wotan mit zärtlicher Rührung von Brünnhilde Abschied nimmt und wie sich die Musik in einem ekstatischen Schluss auflöst. Gänsehaut garantiert auch die Aufnahme mit George London unter dem großen Erich Leinsdorf.

Unter anderem hören wir darin herrliche Leitmotive. Zu den Worten “Wer die Spitze meines Speeres fürchtet, der geht nicht durchs Feuer” erklingt prophetisch das Siegfried-Thema durch die Blechbläser (das im längeren Beispiel “Leb wohl du kühnes herrliches Kind” bei 2:18 auftaucht und dann ab 9:18 lange Zeit in den Celli und Bässen auf übernatürliche Weise zitiert wird).

 

Kurzes Zitat des Siegfried-Motivs

 

das zweite ist das Motiv der väterlichen Liebe Wotans zu Brünhilde (im längeren Ausschnitt 2:55)

Kurzes Zitat aus Wotans Liebesmotiv

 

Leb wohl du kühnes herrliches Kind – London / Leinsdorf

 

 

 

SIEGFRIED

 

 

Mime braucht das Schwert, kann es aber nicht selbst schmieden

Handlung: Mime ist seine Höhle und schmiedet das Schwert für Siegfried. Vor vielen Jahren nahm er Siegfried als seinen Pflegesohn auf, der ihm nun helfen soll, Fafner den Ring zu entreißen. Mit Hilfe des Zauberhelms hat sich der Hüter des Rings in einen Drachen verwandelt, den nur ein Held besiegen kann.

Zwei blasse Akkorde, die eine verminderte Septime bilden, leiten das Vorspiel ein. Sie symbolisieren wahrscheinlich Mimes Verzweiflung über seine Unfähigkeit, das Schwert zu schmieden. Das Nibelungenmotiv mit den hämmernden F-Klängen.

Musikalisches Zitat: Nibelungenmotiv

 

Vorspiel – Solti

 

Handlung: Mime ist frustriert. Seine Schwerter können der Macht des brutalen und einfältigen Siegfried nicht standhalten. Das einzige Schwert, das seiner Kraft widerstehen könnte, wäre das Nothung. Aber es liegt zertrümmert in einem Tuch. Wenn er es zusammenschmieden könnte, wäre er am Ring! Er versucht es erneut. Siegfried tritt ein und untersucht das Schwert. Mit einem Schlag zerstört er es und verflucht Mime, weil er ein Stümper ist.

 

Die Rolle von Mime

Handlung: Siegfried verachtet den Zwerg, der ihm immer noch fremd ist.  Das einzige, was Mime noch für ihn tun kann, ist ihm zu erklären, wer seine Mutter ist. Als Mime behauptet, er sei sowohl Mutter als auch Vater, droht Siegfried mit Gewalt.

Mimes Name ist beschreibend, er bedeutet so viel wie “vortäuschen”. Wagner sieht Mime nicht als schöpferischen Geist (als echten Künstler), auch der Zauberhelm konnte nur unter Alberichs Aufsicht entstehen. Er hat nicht die Größe der Götter und ist ein egoistischer Mensch.  In seiner Eingangserzählung hören wir sein unsympathisches und unbeholfenes Obstinato-Motiv in den Bässen, auch sein Sprechgesang ist unnatürlich. In den Inszenierungen wird der Mime oft als jüdische Karikatur dargestellt. In Wagners Korrespondenz oder in seinen Äußerungen finden sich jedoch keine entsprechenden Belege, bis auf eine Stelle, in der Wagner auf einen jüdischen Künstler verweist, der die Rolle des Mimen gespielt habe. So stehen die Eigenschaften der Pantomime wohl eher für universelle menschliche Züge als für rassische Themen.

Musikalisches Zitat: Mimen-Motiv

 

Als zullendes Kind zog ich Dich auf – Svanholm

 

Handlung: Nun erzählt Mime die Geschichte von einer Frau namens Sieglinde, die er mit einem kleinen Kind allein im Wald fand. Er nahm sie bei sich auf, aber sie starb bald darauf. Siegfrieds Vater kannte er nicht, er war getötet worden, und er hatte nur die Trümmer seines Schwertes von ihm bekommen.

 

 

Wolfang Windgassen – der Siegfried während zwanzig Jahren

Handlung: Als Siegfried die Teile des Schwertes sieht, zwingt er Mime, daraus ein neues Schwert zu schmieden und verlässt die Höhle. Doch Mime ist ratlos, er hat schon oft versucht, das Schwert wieder zusammenzuschmieden.

In dieser Aufnahme hören wir den Tenor Wolfgang Windgassen. Er war von 1950 bis 1970, der Zeit der großen Aufnahmen des Ring-Zyklus, der bevorzugte Siegfried. Er löste Max Lorenz in Bayreuth ab, wo Wieland Wagner nach den Nazi-Jahren einen Generationswechsel durchsetzen wollte. So war er der Siegfried verschiedener Ring-Zyklen wie der berühmten Solti-Aufnahme oder Wieland Wagners Ring-Inszenierung mit Karl Böhm. Seine schauspielerische Leistung muss großartig gewesen sein, leider gibt es nur sehr wenige Filmdokumente.

Und diese Stücke sollst Du mir schmieden … Aus dem Wald fort in die Weg ziehn – Windgassen

 

Handlung: In diesem Moment tritt ein unbekannter Wanderer ein. Es ist Wotan, der heimlich Siegfrieds Fortschritte verfolgt und versucht, seine Macht durch Siegfried zu sichern. Er sagt Mime, dass derjenige, der nie gelernt hat, sich zu fürchten, das Schwert schmieden soll und dass Mime durch seine Hand sterben wird. Die Glut des Kamins entzündet sich auf geheimnisvolle Weise.

 

Siegfried schmiedet das Schwert

Handlung: Nun tritt Siegfried ein und Wotan verlässt unbemerkt die Höhle. Siegfried wird wütend, als er Mime nicht hinter dem Amboss sieht. Mime erzählt ihm von der Prophezeiung des Wanderers. Um seinen Kopf zu retten, rät er ihm, das Fürchten zu lernen, indem er den Drachen Fafner bekämpft. Siegfried erkennt, dass er das Schwert braucht, um im Kampf gegen den Drachen zu überleben. Als Mime erneut versagt, das Schwert zu schmieden, erkennt Siegfried, dass er selbst derjenige ist, der das Fürchten nie gelernt hat und das Schwert selbst schmieden muss. Er zerfetzt das Schwert in Späne und schmiedet es neu. Fasziniert sieht Mime zu, wie der Unwissende das Schwert in der Glut neu schmiedet.

Als Siegfried selbst die Arbeit übernimmt, wird die Musik sehr geschäftig und beschreibt anschaulich Siegfrieds Tätigkeit. Um etwas Neues zu schaffen, muss Siegfried alle Konventionen des Schmiedehandwerks verlassen. Mime bestaunt das Werk des Unwissenden und bald erklingt das Schwertmotiv:

Musikalisches Zitat: Schwertmotiv

 

Hier mit den Stücken – Windgassen

 

Lauritz Melchior – der große Däne

Handlung: Siegfried fragt Mime nach dem Namen des Schwertes. Es wurde Nothung genannt und so soll es auch wieder genannt werden. Nun beschließt auch Mime, Siegfried für seine Zwecke zu missbrauchen. Er plant, Siegfried, der nach dem Kampf mit dem Drachen müde ist, mit einem Gifttrank zu betäuben, ihn dann zu töten und den Ring an sich zu nehmen.

In dieser Szene hören wir Lauritz Melchior. Er singt diesen für den Tenor so anspruchsvollen Akt mit großer Intensität und Stimmkraft. Er hatte den scherzhaften Spitznamen “das wandelnde Sofa”, er war nicht der geborene Schauspieler. Cosima Wagner schätzte ihn sehr und nannte ihn “den großen Dänen”. Er war wohl der brillanteste Siegfried der Schallplattengeschichte.

Nothung! Nothung! Neidliches Schwert – Melchior

 

Handlung: Während Siegfried triumphierend sein Schwert fertig schmiedet, braut Mime den giftigen Trank, der ihm den Ring und damit die Weltherrschaft sichern wird. Als das Schwert fertig ist, ist die Waffe so mächtig, dass Siegfried mit ihr den Amboss spalten kann.


Wie Mime hämmert Siegfried das Schwert im Rhythmus des Nibelungenmotivs. Triumphierend singen die beiden in einem Duett, dessen Stimmen sich – untypisch für Wagners späteren Stil – am Ende triumphal vereinen.

Hoho! Hohei! Hahei!  – Melchior / Reiss

 

Handlung: Im nächtlichen Wald.

 

Wotan und Alberich treffen sich

Handlung: Alberich wartet vor der Höhle, Fafners Schlafgemach. Der Ring liegt unerreichbar für ihn bei Fafner, der sich mit Hilfe des Zauberhelms in einen Drachen verwandelt hat und glaubt, unbesiegbar zu sein. Lange hat Alberich auf eine Gelegenheit gewartet, den Ring zurückzuerobern. Da erkennt er einen Schatten. Es ist ein Wanderer, in dem Alberich seinen alten Widersacher Wotan wiedererkennt.

 

Handlung: Alberich vermutet, dass Wotan ihm zum zweiten Mal den Ring stehlen will, aber Wotan behauptet, nur als unschuldiger Zuschauer vorbeigekommen zu sein. Er warnt Alberich, dass Mime mit Siegfried auf dem Weg zu Fafner ist und dass sein Bruder sein einziger Konkurrent um den Ring ist, da Siegfried selbst nichts von der Magie des Ringes weiß. Er rät Alberich, Fafner zu warnen, um im Gegenzug den Ring zu bekommen. Wotan ruft den Drachen und Alberich bietet den Drachen an, um das Unheil abzuwenden. Doch Fafner ist nicht interessiert und weist die beiden zurück. Enttäuscht kehrt Alberich in die Höhle zurück und Wotan verlässt den Ort mit spöttischen Worten. Nun erreichen Siegfried und Mime den Ort. Mime warnt ihn vor dem giftigen Spucken und dem tödlichen Schlag mit dem Schwanz. Siegfried zweifelt, ob er hier das Fürchten lernen kann und plant, dem Drachen das Schwert ins Herz zu stoßen.

 

Siegfried: Wagners autobiografische Züge

Handlung: Während Siegfried auf den Drachen wartet, denkt er darüber nach, wie sein Vater und seine Mutter aussahen.

Es folgt ein Abschnitt (der bis zum Kampf mit Fafner reicht), der uns einen neuen Siegfried zeigt. War er bisher ein ungehobelter und rücksichtsloser Jüngling, so zeigt er seine verletzliche Seite, wenn er an seine Eltern denkt, die er nie kennengelernt hat.

Es besteht kein Zweifel, dass Wagner mit Siegfried einen Seelenverwandten geschaffen hat. Er sah in ihm den revolutionären Menschen (= Künstler), der auch Wagner war und der an einer Gesellschaft scheiterte, die noch nicht bereit für das Neue war. Und nun kommen wir zum eigentlichen Thema des Abschnitts: Auch Wagner durfte seinen leiblichen Vater nie kennenlernen, der 6 Monate nach Wagners Geburt an Typhus starb. Es ist kein Zufall, dass so viele Figuren aus Wagners Opern ihren Vater nie gekannt haben. Neben Siegmund aus der Walküre gehören auch Parsifal und Tristan dazu. So konnte Wagner die Gefühle Siegfrieds in den Waldweben (Tondokument unten) so wunderbar und einfühlsam vertonen.

Aber wie sah meine Mutter wohl aus – Kollo

 

Handlung: Er hört die Vögel pfeifen und versucht, die Töne mit einem Schilfrohr zu imitieren. Die Töne wollen nicht gelingen und er versucht es auf seinem Horn.

Voller Sehnsucht nach seiner Mutter sucht Siegfried seinen inneren Frieden in der Natur.

Auf dem Horn hören wir zwei wichtige Leitmotive von Siegfried. Das erste ist lyrisch.

Musikalisches Zitat: Hornmotiv

 

Das zweite ist heroisch.

Musikalisches Zitat: Siegfried-Motiv


Mit diesem Stück erreicht Wagner einen maximalen Kontrast. Während der gesamte Akt zuvor von schweren Klangfarben und Bässen dominiert wurde, dominieren in diesem Abschnitt die hohen Töne und hellen Farben.

In dieser Aufnahme hören wir Joan Sutherland, die in ihrer Jugend als Waldvogel in Soltis Ring mitgesungen hat.

Meine Mutter ein Menschenweib! Du holdes Vöglein!  – Windgassen / Sutherland

 

Das berühmte “Waldweben”

Dieses Stück wurde auch als Orchesterstück unter dem Namen “Waldweben” bekannt.

Waldweben – Levine

 

Der Besitzer des Goldes wird ein Monster

Handlung: Fafner wird von den Geräuschen geweckt. Siegfried spricht zu ihm und will von ihm das Fürchten lernen. Der Drache will Siegfried fressen und Siegfried stößt ihm Nothung mitten ins Herz.

Dass sich der Riese Fafner in einen Drachen verwandelt hat, ist kein Zufall. Damit will Wagner zeigen, dass derjenige, der im Besitz des Goldes ist, sich in ein Ungeheuer verwandelt. Musikalisch sieht das Motiv wie folgt aus.

Musikalisches Zitat: Drachenmotiv

 

Handlung: Im Sterben verwandelt sich der Drache in den Riesen Fafner zurück, der ihn vor dem Unglück des Nibelungenhorts warnt.

 

Das Blut des Drachen

Handlung: Das heiße Blut hat Siegfrieds Hand versengt.

Hier verzichtet Wagner auf eine explizite Inszenierung eines wichtigen Ereignisses in seinem Drehbuch. Siegfried nimmt ein Bad im Blut des Drachens, was ihn unbesiegbar macht. Nur ein herabfallendes Blatt von einem Baum verwehrt dem Blut den Zugang zu einem Stück seines Rückens, was ihn in der “Götterdämmerung” das Leben kosten wird.

Handlung: Als er seine Hand mit dem Mund kühlt und mit dem Blut des Drachens in Berührung kommt, kann er plötzlich Vogelstimmen verstehen. Ein Vogel, der ein Sprachrohr Wotans ist, rät ihm, den Ring und den Zauberhelm zu nehmen. Siegfried geht in die Höhle, um sie zu holen.

Wagner lässt dieselbe Melodie, die früher als Vogelstimme aus einem Instrument zu hören war, jetzt von einem Sopran gesungen werden.

Zur Kunde taugt kein Toter – Windgassen

 

Handlung: Alberich taucht auf und stolpert über Mime. Die beiden streiten sich um die Beute. Als Siegfried auftaucht, verschwindet Alberich. Inzwischen ist Wotan eingetroffen und beobachtet die Szene aus einem Versteck. Siegfried hat durch den Waldvogel von Mimes bösen Absichten erfahren. Als Mime ihm den Trank anbietet, durchschaut Siegfried seinen Plan und tötet Mime mit seinem Schwert. Nun spürt Siegfried ein Gefühl der Einsamkeit und bittet den Vogel, mit ihm zu sprechen. Der Vogel erzählt ihm von einer schönen Frau, die auf einem Felsen schläft, der vom Feuer beschützt wird. Sie kann nur von jemandem gerettet werden, der keine Angst kennt. Jubelnd erkennt Siegfried, dass er der Retter sein wird und folgt dem Vogel, der ihm den Weg zu Brünnhilde zeigt.

Wie in der Einleitung zu dieser Oper beschrieben, liegt zwischen der Komposition des Endes des zweiten Satzes und des Beginns des dritten Satzes eine Schaffenspause von 12 Jahren. An diesem Punkt nahm Wagner 1869 die Arbeit wieder auf.

Wotans geisterhafte Begegnung mit Erda

Handlung: Wotan zog zum Walkürenfelsen, um dort Erda zu befragen.

In einer stürmischen Nacht betritt Wotan in einer mystischen Szene den Walkürenfelsen.

Wache, Wala!   – McIntyre / Wenkel

 

Handlung: Sie durchschaut ihn und weigert sich, Wotan zu helfen.

Erda hatte mit Wotan die Walküren gezeugt. So wurde sie Teil von Wotans Plan und verlor ihre Hellsichtigkeit. Ihre Prophezeiung ist nur noch vage.

 

Wotan tritt zurück

Handlung: Aber Wotan zwingt sie, sein Schicksal zu prophezeien. Erda verkündet, dass die Macht der Götter bald enden wird und dass auch sie und ihre Nornen daran nichts ändern können. Wotan ist müde und beschließt, die Macht an Siegfried zu übergeben und wartet am Felsen auf ihn.

 

 

Wotan trifft Siegfried

Handlung: Das Zusammentreffen endet für Wotan unglücklich. Siegfried behandelt ihn, den Fremden, ohne Respekt und Wotan beschließt, sich ihm in den Weg zu stellen. Er kündigt an, Siegfrieds Schwert noch einmal mit seinem Speer zu zerschmettern, wie er es einst mit dem Schwert Nothung getan hat. Siegfried glaubt in dem Wanderer den Mörder seines Vaters zu erkennen und zerschlägt Wotans Speer mit seinem Schwert. Damit verliert Wotan alles und er muss Siegfried zu Brünnhilde ziehen lassen.

Diese Szene ist ein Wendepunkt. Der Speer, der für Regeln und Verträge steht, wird zerbrochen. Siegfried, der anarchistische Held, fürchtet nicht einmal die höchste Autorität. Mit einem großen Abgesang verlässt Wotan die Szene. In der Götterdämmerung werden wir ihm gar nicht mehr begegnen, seine Magie und Macht sind passé.

Kennst Du mich kühner Spross – Hotter

 

 

Der wilde Gang durch das Feuer

Handlung: Der Weg ist frei für Siegfried, der furchtlos durch das Feuer geht.

Wagner lässt diese wichtige Szene mit einer gigantischen Musik enden. Während Siegfried im Feuer steht, ertönt inmitten der Ekstase der Musik immer wieder Siegfrieds Hornruf.

Mit zerfochntner Waffe wich mir der Feig – Kollo

 

 

 

Handlung: Siegfried erreicht sicher den Felsen, auf dem Brünnhilde schläft.

Dieses Bild, in dem Brünnhilde schlafend vor dem Walkürenfelsen liegt, ist ein Bild von großer Poesie. Das Erlösungsmotiv erklingt zu Beginn jubelnd im Orchester.

Musikalisches Zitat: Erlösungsmotiv

 

Handlung: Er sieht eine schlafende Person in voller Rüstung. Als er die Rüstung abnimmt, sieht er zum ersten Mal in seinem Leben eine Frau. Nun hat er gelernt, sich zu fürchten, und ein übermächtiges Gefühl ergreift von ihm Besitz. Er fasst Mut und küsst sie, um sie zu wecken.

Das ist kein Mann! Brennender Zauber zückt mein Herz

 

 

Brünnhilde, die “hochdramatische” Sopranrolle

Handlung: Brünnhilde wacht auf und begrüßt den Tag. Sie sieht ihren Erwachenden und erkennt in ihm Siegfried, den sie einst beschützt und immer geliebt hat.

Diese Szene ist eine der großartigsten Szenen des ganzen Rings! Brünnhildes Erwachensmotiv ist zu hören. Die Streicherarpeggien erinnern unüberhörbar an das Erwachen der Natur zu Beginn des Ringes im Vorspiel zum RHEINGOLD.

Musikalisches Zitat: Brunhilds Erwachensmotiv

 

Wir hören diese Szene in 2 Versionen. Wir beginnen mit einer Fernsehaufzeichnung von einer Aufführung im Bayreuther Festspielhaus.

Heil dir, Sonne! Heil dir, Licht!  – Evans

 

Brünnhilde ist die Rolle für einen hochdramatischen Sopran. Nach dem Krieg wurde diese Rolle 25 Jahre lang von 3 Sängerinnen beherrscht: Astrid Varnay, Martha Mödl und Birgit Nilsson. Brünnhilde tritt in 3 der 4 Abende des Rings auf. Die Rolle im Siegfried ist diejenige mit der höchsten Tessitura und daher sehr anspruchsvoll. Außerdem muss sie gegen ein riesiges Orchester singen, das gerne laut spielt, um die Wirkung zu verstärken.

Birgit Nilsson war ein stimmliches Wunder. “Stimmbänder aus Stahl”, “Trompete” waren Attribute, die oft zu hören waren, wenn sie mit ihrer Stimme andere Sänger und das Orchester in den Schatten stellte. Bei den Aufnahmen für den Ring soll es aus dem Lautsprecher oft geheißen haben: “Bitte treten Sie drei Schritte zurück, Frau Nilsson, wenn hohe Töne gespielt werden”, weil die Schallwellen die Mikrofone überforderten.

Heil dir, Sonne! Heil dir, Licht!  – Nilsson

Ewig war ich, ewig bin ich! – Ich war immer, ich bin immer

Handlung: Brünnhilde freut sich auch, ihr Pferd Grane zu sehen. Als Siegfried sie bedrängt, stellt sie mit Schrecken fest, dass sie ohne Rüstung, Schwert und Helm nicht mehr göttlich und damit wehrlos ist. Noch nie hat es ein Mann gewagt, sich ihr zu nähern. Nun ist sie eine sterbliche Frau und bittet Siegfried, ihre Jungfräulichkeit zu bewahren. In den Armen von Siegfried wird sie von der menschlichen Leidenschaft der Liebe überwältigt. Siegfried drängt sie, sich zu vereinigen und verpasst die letzte Gelegenheit, sich zu erkennen zu geben.

Brünnhilde bittet Siegfried, ihre göttliche Jungfräulichkeit zu bewahren. Doch Siegfrieds Hitze lässt dies nicht zu, und Brünnhilde wird fortgetragen. Die Oper endet mit einem ekstatischen Liebesduett. In C-Dur, “Strahlende Liebe! Lachender Tod!”. Kurz vor dem Ende gibt es eine weitere Pause und das Werk endet mit einem C-Dur-Akkord.

Wir hören diesen Schluss in zwei Versionen.

Wir beginnen mit der Böhm-Aufnahme. Sie stammt aus den sechziger Jahren und dokumentiert die Produktion von Wieland Wagner.

Ewig war ich, ewig bin ich – Nilsson / Windgassen

 

Wir hören eine zweite Aufnahme mit Lauritz Melchior und Florence Easton, mit einer Ekstase, die einen eruptiven Charakter hat.

Florence Easton war eine der großen Konkurrentinnen von Rosa Ponselle an der Met der 20er Jahre. Ihr Repertoire war gigantisch breit. Ihre Stimme war voll leuchtend.

Ewig war ich, ewig bin ich – Easton / Melchior

 

Die Szene, in der Brünnhilde und Siegfried ihre erotische Zuneigung entdecken, wurde von Wagner ein Jahr später zu einer eigenständigen Komposition weiterentwickelt. Er schenkte sie Cosima zu ihrem Geburtstag am Weihnachtstag 1870 in Tribschen mit einem Konzert im Treppenhaus ihres Landhauses. Aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse komponierte Wagner es als Kammermusikwerk. Später wurde eine Fassung mit größerer Orchestrierung veröffentlicht.

Siegfried-Idyll – Celibidache

 

GÖTTERDÄMMUNG

 

 

Die Götterdämmerung beginnt mit einem umfangreichen Prolog. Wenn man ihn zum ersten Akt hinzufügt, stehen wir vor einer riesigen Struktur des ersten Aktes (Aufzug). Er dauert über zwei Stunden, was fast der Länge des RHEINGOLDes entspricht. Der Prolog ist, wie die gesamte Götterdämmerung, noch stärker von den Leitmotiven bestimmt als die drei vorangegangenen Werke. Kaum ein Takt vergeht, ohne dass wir einen Bezug zu einem Motiv hören. Nichts ist mehr ohne Bedeutung.

Handlung: Drei Norns befinden sich auf dem Walkürenfelsen. Die Norne der Vergangenheit nimmt das Seil des Schicksals in die Hand. Es hing einst an der Weltesche, und sie erzählt, wie Wotan einst einen Speer daraus schnitt, mit dem er seine Herrschaft begründete. Die Esche starb daran. Die zweite Norne erzählt, wie Wotan die Stämme der Esche um Walhalla aufgeschichtet hat. Der dritte prophezeit, dass der Feuergott Loge die Scheite entzünden und das Reich der Götter zerstören wird. Als sie das Seil um den Felsen wickeln, reißt es. Die Nornen steigen wieder zu ihrer Mutter Erda hinab.

Wie die Rheintöchter kennzeichnet die mythologische Zahl “Drei” die Nornen. In der gesamten Menschheitsgeschichte tauchen immer wieder schicksalhafte weibliche Dreiergestalten auf, wie die Erinnyen oder Sirenen. Musikalisch werden die drei Rollen auf die Stimmlagen Sopran, Alt und Mezzo verteilt, wie im Fall der Rheintöchter.

Handlung: Es dämmert. Brünnhilde und Siegfried treten aus der Höhle, in der sie ihre Liebesnacht verbracht haben. Brünnhilde verabschiedet sich von Siegfried, der zu neuen Taten aufbrechen will.

Das orchestrale Zwischenspiel stellt den Anbruch des Tages dar. Das Erlösungsmotiv wird zärtlich zitiert:

Musikalisches Zitat:  Erlösungsmotiv


Die Abschiedsszene von Siegfried und Brünnhilde ist einer der Höhepunkte des Rings. Sie beginnt damit, dass Brünnhilde Siegfried weckt und sein Heldenmotiv von den Blechbläsern bejubelt wird:

Musikalisches Zitat:  Siegfrieds Heldenmotiv

 

Das Traumpaar Lauritz Melchior und Kirsten Flagstadt

Wir hören diese Szene mit dem Traumpaar der 30er Jahre, den beiden Skandinaviern Lauritz Melchior und Kirsten Flagstadt. Die beiden waren mit einzigartig voluminösen Stimmen gesegnet und behielten dennoch große lyrische Qualitäten. Diese Stimmkombination war und ist wohl konkurrenzlos in der Geschichte der Aufführung von Wagner-Opern.

Melchior war mit Cosima Wagner und Siegfried Wagner befreundet und sang seit der Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele 1924 bis 1931 regelmäßig in Bayreuth und war der bevorzugte Tenor der beiden.

Kirsten Flagstadt, die noch heute mit ihren Wagner-Rollen des hochdramatischen Fachs (Isolde und Brünnhilde) in Verbindung gebracht wird, sang ihre erste Wagner-Partie interessanterweise erst im Alter von fast 34 Jahren. Nur einmal, 1933, trat sie in kleineren Rollen in Bayreuth auf. Ab 1935 lag ihr künstlerischer Schwerpunkt an der Metropolitan Opera in New York, wo sie gemeinsam mit Lauritz Melchior Auftritt für Auftritt triumphierte.

Zu neuen Taten – Flagstadt / Melchior

 

 

Die ekstatische Verabschiedung

Handlung: Die beiden schwören sich ewige Treue …

Wagner komponierte einen ekstatischen Abschied für die beiden Liebenden.

O heilige Götter – Melchior / Tauber

Siegfrieds Rheinreise

Handlung: … und Siegfried besteigt ein Floß, das ihn den Rhein hinauftragen soll.

Das Zwischenspiel hat fast symphonische Ausmaße und erhielt den Beinamen “Siegfrieds Rheinfahrt”. Es beschreibt Siegfrieds Reise und die bestandenen Schlachten.

Zwischenspiel zum ersten Akt (Siegfrieds Rheinfahrt)

 

Die Gibichung

Handlung: An den Ufern des Rheins. Gunther, der König der Gibichung, sitzt in seiner Burg. Bei ihm sind seine Schwester Gutrune und ihr Halbbruder Hagen, der Sohn von Alberich. Hagen hat von seinem Vater den Hass auf die Götter und die Gier nach dem Ring geerbt. Um den Ring zu bekommen, rät er dem König listig, Brünnhilde zu heiraten, um den angeschlagenen Ruf seiner Herrschaft zu verbessern. Doch dazu braucht er Siegfried, der als Einziger stark genug ist, durch das Feuer in ihr Schlafgemach einzudringen. Um ihn für sich zu gewinnen, soll Gutrune Siegfried zum Mann nehmen. Er erzählt ihr von Siegfrieds Herkunft und seinem Reichtum als Besitzer des Nibelungenschatzes. Als Gutrune zweifelt, ob sie Siegfried gewinnen kann, erinnert Hagen sie an den Trank des Vergessens. Sobald sie ihm begegnet, soll sie ihm den Trank reichen und er wird Brünnhilde vergessen.

Wir befinden uns im Reich der Gibichungs. Sie repräsentieren im Ring die normalsterblichen Menschen, die, mit Ausnahme von Hunding, noch nie im Ring erschienen sind. Ihre höchsten Vertreter, Gutrune und Gunther, werden in der Götterdämmerung zu tragischen Figuren – den betrogenen Betrügern. Am Ende sind sie mittelmäßige Gestalten, fast Anti-Helden, mit denen man kein Mitleid empfindet. Wagner hat für sie das stolze, aber etwas schlichte “Motiv der Gibichung” geschrieben.

Musikalisches Zitat:  Das Motiv der Gibichung

Leitmotiv, Ring des Nibelungen-Götterdämmerung-Twilight of Gods, Gibichungen_Motiv

 

 

Hagen der Intrigant

Während Alberich bisher der Gegenspieler von Wotan war, spielt Hagen in der Götterdämmerung den Gegenpart zu Siegfried. Musikalisch lässt uns Wagner immer wieder wissen, dass Hagen eine negative Kraft ist. Der Tritonus (eine übermäßige Quarte, die das Dunkle und Unheimliche symbolisiert) spielt dabei eine wichtige Rolle. Im Ring hat auch der Drache Fafner diesen Makel erhalten. Im folgenden Beispiel hören wir den Tritonus an einer prominenten Stelle (0:55). Hagen erzählt Gunther von Brünnhilde und er fragt ihn: “Könnte mein Mut dies ertragen?” Hier bricht die Musik bedeutungsvoll ab und der Tritonus erklingt, bevor Hagen zum ersten Mal Siegfrieds Namen erwähnt.

Wen rätst du nun zu frein

 

Hagen ist der Sohn von Alberich. Seine Mutter ist Grimhild, eine Frau aus dem Geschlecht der Gibichungen und Mutter von Gunther und Gutrune, die in dieser Oper nicht vorkommt.

Wotan prophezeite das Erscheinen Hagens bereits in der “Walküre”: “Die Frucht des Hasses gebiert ein Weib, das Kind der Bosheit wächst in ihrem Schoß, dieses Wunder geschah der lieblosen Niblung”.

 

Handlung: Als Siegfried mit seinem Floß an der Burg vorbeifährt, ruft Hagen ihm zu und lädt ihn ein, sich ihnen anzuschließen.

 

Siegfried erzählt stolz von dem Ring

Handlung: Als Siegfried das Schloss betritt, wird er von Gunther begrüßt. Stolz zeigt Siegfried Gunther seinen Zauberhelm und sein Zauberschwert. Er erzählt, dass es ihm gelungen ist, dem Drachen den Ring zu entreißen, und dass Brünnhilde ihn nun besitzt.

 

Gutrune verführt Siegfried

Handlung: Gutrune betritt die Halle mit einem Trinkhorn. Siegfried trinkt den Trank des Vergessens. Die Wirkung setzt ein, und Siegfried will Gutrune heiraten. Siegfried fragt Gunther, ob er eine Frau habe. Er antwortet, dass ihm noch keine Frau gepasst hat. Aber es gibt eine Frau, die auf einem Felsen lebt, geschützt von hohem Feuer, die er begehrt. Der Weg zu ihr ist unmöglich, das Feuer würde ihn sofort töten. Siegfried bietet ihm seine Hilfe an. Mit dem Zauberhelm könne er die Gestalt von Gunther annehmen und Brünhilde für ihn gewinnen.

 

Gunther und Siegfried trinken Blutsbrüderschaft

Handlung: Gunther nimmt freudig an und die beiden trinken euphorisch Blutsbrüderschaft.

Als die beiden Blutsbrüderschaft trinken, fordert Gunther Hagen auf, sich dem Schwur anzuschließen. Hagen, der Außenseiter, will nicht trinken. Lakonisch meint er: “Mein Blut würde deinen Trank beflecken”.

Blühendes Leben labendes Blut – Frick / Fischer-Dieskau / Windgassen

 

Synopse: Hagen ist zufrieden. Sein Plan, den Ring für seinen Vater Alberich zurückzugewinnen, scheint zu gelingen.

 

Brünnhilde schwört den Göttern ab

Handlung: Brünnhilde sitzt einsam auf dem Walkürenfelsen und schaut in zärtlicher Erinnerung auf Siegfrieds Ring. Plötzlich hört sie Donner. Freudig grüßt sie Waltraute, ihre Walkürenschwester. Brünnhilde freut sich, Waltraute trotz Wotans Bann zu sehen. Mit dunkler Stimme erzählt Waltraute von der düsteren Stimmung in Walhalla. Wotan ist von seiner langen Wanderung verbittert zurückgekehrt, sein Speer lag in Trümmern. Das Ende der Götter ist nahe, und die einzige Rettung wird sein, wenn der Ring den Rheintöchtern zurückgegeben wird.

Höre mit Sinn, was ich Dir sage – Ludwig

 

Handlung: Aber Brünnhilde ist nicht bereit, Siegfrieds Liebesbeweis aufzugeben, selbst wenn damit das Schicksal der Götter besiegelt wäre. Verzweifelt fleht ihre Schwester sie an, den Ring zurückzugeben. Doch sie ist fest entschlossen und schickt Waltraute fort. Plötzlich färbt sich der Himmel rot und sie meint, Siegfrieds Hornruf zu hören. Brünnhilde eilt ihm entgegen, aber sie weicht entsetzt zurück, als sie einen Fremden sieht.

 

 

Brünnhildes Katastrophe

Handlung: Im Namen der Gibichungen fordert Siegfried in Gunter’s Gestalt das Recht, sie zur Frau zu nehmen. Brünnhilde versucht verzweifelt, ihn abzuwehren, aber er reißt ihr brutal den Ring vom Finger und zwingt die bleiche Brünnhilde in die Höhle, um die Ehe zu vollziehen.

 

Handlung: An den Ufern des Rheins. Im Mondlicht schläft Hagen vor der Halle der Gibichung.

Eine fahle und unruhige Musik entführt uns in die Welt von Alberich.

Vorspiel – Janowski

 

Die einzigartige Massenszene der Gibichung

Handlung: Alberich erscheint vor den Augen des schlafenden Hagen. Er ermahnt ihn, den Ring zurückzugewinnen. Hagen schwört es und Alberich verlässt ihn. Bald darauf erscheint Siegfried und verkündet, dass er bei Brünnhilde in Gunthers Gestalt erschienen sei und sich im Nebel der Morgendämmerung unbemerkt mit Gunther verwandeln könne. Er versichert Gutrune, dass er Brünnhilde nicht berührt habe und kündigt die baldige Ankunft von Gunther und Brünnhilde an. Jubelnd willigt Gutrune in die bevorstehende Hochzeit ein. Hagen ruft das Volk von Gibichung zusammen, um dem König und seiner Braut einen würdigen Empfang zu bereiten und die bevorstehende Doppelhochzeit zu feiern. Er ermahnt die Soldaten, Gunthers Braut zu unterstützen.

Diese Szene ist von gespenstischer Grausamkeit. Hagens Ruf zur Hochzeit “Hoihoo” steht nicht in Dur, seine Stimme bildet mit den Bässen einen Tritonus. So schaffen seine Hornklänge, seine Rufe und der Männerchor eine fast brutale Atmosphäre, die über einen Zeitraum von fast 10 Minuten aufgepeitscht wird. In der untenstehenden Aufnahme hören wir bei 1:28 eine Stelle, an der in der Partitur zehn verschiedene Töne gleichzeitig gezählt werden können, mit anderen Worten: eine völlig atonale Stelle! Hinzu kommen die aufgeregten Tremolos in den Bässen. Mit größtem Pathos ruft der Chor “Hail to thee and thy bride”, die erste Chorszene des gesamten Ringes!

Hoiho! Hoihoo! (große Szene mit Hörner und Chor) – Halfvarson

 

 

Handlung: Gunther wird vom Volk prächtig empfangen. Brünnhilde folgt ihm. Sie ist blass vor Demütigung und hat den Blick gesenkt. Stolz präsentiert Gunther seine Braut, die Tochter der Götter.

Ein brillantes kurzes Chorstück mit einem bösen Hintergrund.

Heil dir, Gunther – Karajan

 

Brünnhilde sieht Siegfried

Handlung: Siegfried erscheint mit dem Ring an seinem Finger und Gutrune auf seinem Arm. Fassungslos sieht Brünnhilde Siegfried. Als sie ihn mit zitternder Stimme anspricht, merkt sie, dass Siegfried sie nicht mehr kennt.

Handlung: Als sie den Ring an Siegfrieds Hand bemerkt, den Gunter ihr angeblich entrissen hat, erkennt sie mit Schaudern das falsche Spiel und beschuldigt Siegfried des Diebstahls. Siegfried behauptet, ihn dem Drachen entrissen zu haben.

Hagen inszeniert den Dialog zwischen Siegfried und Brünnhilde gekonnt. Er spricht Brünnhilde offen an: “Brünnhilde, tapfere Frau, erkennst du wirklich den Ring?” Diese Szene (im Video unten bei 2:26) ist unglaublich dramatisch komponiert; Hagens Text ist fast durchgehend in der gleichen Tonlage geschrieben und wird nur von den Streichern begleitet, die das Hämmern der Nibelungen imitieren und sich innerhalb von zehn Takten dreimal in der Tonhöhe steigern.

Einen Ring sah ich an Deiner Hand – Varnay / Windgassen

 

 

Siegfrieds Meineid

Handlung: Aufgestachelt von Hagen beschuldigt Brünnhilde nun Siegfried des Betrugs. Sie erzählt, die Ehe mit Siegfried vollzogen zu haben und erklärt damit Gunther zum betrogenen Ehemann. Um ihn zu schützen, behauptet Siegfried mit seinem heiligen Schwert, er habe sie nie berührt. Brünnhilde ihrerseits wiederholt, dass sie die Ehe mit Siegfried vollzogen hat. Alle Augen sind nun auf Siegfried gerichtet.

Sie hören eine historische Aufnahme dieser dramatischen Szene mit Laurenz Melchior und einer seiner liebsten Bühnenpartnerinnen, Frida Leider.

Heil’ge Götter, himmlischer Lenker – Melchior / Leider

 

Handlung: Um seinen Blutsbruder zu schützen, schwört Siegfried seine Unschuld auf Hagens Speerspitze und begeht damit den Meineid, sie nie berührt zu haben. Die Aufregung ist groß, als Brünnhilde ihrerseits einen Eid schwört, die Wahrheit gesagt zu haben. Siegfried kann Gunther und die Gäste nur mit Mühe beruhigen. Er fordert sie auf, ihn zum Festmahl zu begleiten.

 

Handlung: Brünnhilde, Hagen und der tief beschämte Gunther bleiben zurück.  Brünnhilde, die Walküre, fühlt sich machtlos, den Mächten ausgeliefert.

 

Das Rachetrio

Handlung: Hagen bietet an, sie zu rächen und will wissen, wie er Siegfried besiegen kann. Brünnhilde erklärt ihm, dass Siegfried im Kampf unbesiegbar ist und dass er nur an einer Stelle seines Rückens verwundbar ist. Hagen wendet sich an den in tiefer Scham gelähmten Gunther und schlägt ihm vor, Siegfried zu töten. Gunther zögert, das Blut seines Blutsbruders fließen zu lassen. Als Brünnhilde ihn verspottet und Hagen ihm den Ring anbietet, willigt Gunther ein, und sie beschließen, Siegfrieds Tod als Jagdunfall zu tarnen. In diesem Moment taucht der Hochzeitszug auf. Gunther und Brünnhilde schließen sich an und die Hochzeitszeremonie beginnt.

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Am Ende dieses Aktes hat Wagner ein echtes (und mitreißendes) Rachetrio geschaffen, wie wir es aus der italienischen Oper kennen (“So soll es sein”). Das kommende Verhängnis wird in diesem Trio vorweggenommen, denn jeder der Ausführenden hat andere Absichten, was Wagner mit dissonanzreicher Musik demonstriert.

Auf Gunther, edler Gibichung – Nilsson / Frick / Stewart

 

 

Handlung: In einem bewaldeten Tal, am vorbeifließenden Rhein.

Über zwölf Stunden Musik sind seit dem heiteren Vorspiel zum RHEINGOLD vergangen. Zum ersten Mal hören wir wieder unbekümmerte Musik. Diesmal von Jagdhörnern und dem fließenden Rhein.

Vorspiel – Janowski

 

Siegfried trifft auf die Rheintöchter

Handlung: Die Rheinmädchen schwimmen im Fluss und trauern um den Verlust des Goldes. Sie warten sehnsüchtig auf einen Helden, der ihnen das Gold zurückbringt. Da hören sie Siegfrieds Horn.

Die Stimmung des Vorspiels setzt sich fort. Wagner kontrastiert die heitere Stimmung des Rheins mit den traurigen Gesängen der Rheinnixen und erzeugt damit eine faszinierende Wirkung auf den Zuhörer.

Frau Sonne sendet lichte Strahlen

 

 

Die Prophezeiung

Handlung: Als er am Ufer erscheint, beklagt er sich, dass er noch keine Beute erlegen konnte. Die Nixen sehen den Ring an seiner Hand und bieten ihm an, ihm bei der Jagd zu helfen, und verlangen im Gegenzug den Ring. Siegfried lehnt zunächst ab, willigt aber ein, als die Nixen ihn als Geizhals verspotten. Sie warnen ihn vor der Macht und dem Fluch des Rings. Nur wenn er ihnen den Ring übergibt, kann sein böses Schicksal abgewendet werden. Nun erkennt Siegfried den Wert des Ringes und wird von der Gier nach Macht ergriffen. Er glaubt, unbesiegbar zu sein und steckt sich den Ring wieder an den Finger. Die Jungfrauen prophezeien ihm, dass er heute getötet werden wird. Doch Siegfried will sich von den Nixen nicht einschüchtern lassen und verlässt den Ort. Die Nixen machen sich auf den Weg zu Brünnhilde.

In der Rheinszene sehen wir, wie sehr Siegfried bereits “entartet” ist. Ihm, dem Mann der Natur, ist es nicht gelungen, eine Beute zu erlegen. Damit zeigt Wagner, dass Siegfried die Nähe zum Ursprung verloren hat und damit dem Untergang geweiht ist.

Handlung: Siegfried findet zurück zur Jagdgesellschaft. Sie legen eine Pause ein. Hagen schenkt Siegfried Wein ein. Dieser tritt mit dem Becher zu Gunther und versucht, ihn aufzumuntern.

 

Hagens heimlicher Zusatz zum Wein und der Mord

Handlung: Hagen gibt Kräuter in den Wein, die in Siegfried die Vergangenheit wieder lebendig werden lassen. Er schenkt mehr Wein ein und bittet Siegfried, ihm von sich zu erzählen.  Siegfried erzählt seine Geschichte. Mit noch mehr Wein lockert Hagen seine Zunge. Nun erinnert sich Siegfried an Brünnhilde und erzählt ekstatisch, wie er sie zur Frau genommen hat. Damit hat er den Treuebruch zugegeben. Hagen deutet auf die beiden schwarzen Raben Wotans, die erschienen sind. Siegfried dreht sich um und schaut sie an, woraufhin Hagen nach dem Speer greift. Gunther, der Hagens Spiel nun durchschaut hat, versucht vergeblich, ihn aufzuhalten, und Hagen sticht Siegfried von hinten mit dem Speer nieder.

Bevor Hagen zuschlägt, hören wir noch einmal das Fluchmotiv (in der Aufnahme unten bei 7:40).

Musikalisches Zitat:  Fluchmotiv

 


Mime hiess ein mürrischer Zwerg … In Leid zu dem Wipfel lauscht’ ich hinauf – Melchior

 

 

Siegfrieds Schwanengesang

Handlung: Als Siegfried stirbt, nimmt er Abschied von Brünnhilde.

Ein letztes Mal hören wir den Liebeszauber von Siegfried und Brünnhilde. Das Motiv des Erwachens Brünnhildes erklingt in den Winden. Symbolisch zeigt uns Wagner, dass das Erwachen des Lebens mit dem Tod zusammenfällt, die utopische Anarchie der Liebe in Freiheit muss der machtgierigen Welt der Verträge weichen.

Musikalisches Zitat:  Brünnhildes Erwachensmotiv

 

Brünnhilde, heilige Braut – Melchior

Siegfrieds Trauermarsch

Handlung: Siegfried wird mit einer feierlichen Eskorte in die Hallen von Gibichung getragen.

Siegfrieds Trauermarsch ist eine weitere große symphonische Dichtung des Rings. Siegfrieds Leben vergeht noch einmal musikalisch.

Wir hören dieses Stück in einer Fassung von Herbert von Karajan. Karajan selbst war nur kurze Zeit in Bayreuth tätig. Trotz des Erfolges zweier Inszenierungen in den frühen fünfziger Jahren machte ihm Wieland Wagner schwere Vorwürfe wegen seines langsamen Tempos und der lauten Begleitung, die zu einer mangelnden Textverständlichkeit führten. Karajan kehrte nie mehr nach Bayreuth zurück und verlegte den Hauptteil seiner Festspieltätigkeit nach Salzburg.

Trauermusik beim Tode Siegfrieds – Karajan

 

 

Der Fluch des Rings findet ein weiteres Opfer

Handlung: In der Burg wird Gutrune von bösen Vorahnungen geplagt. Sie wartet auf die Ankunft von Siegfried. Der abfällige Hagen zeigt ihr ihren toten Mann. Als Gutrune Siegfried erschlagen sieht, beschuldigt sie Gunter. Gunter wiederum beschuldigt Hagen des Mordes, woraufhin Hagen den Ring als Belohnung fordert. Als Gunther diese Forderung ablehnt, sticht Hagen mit seinem Speer auf ihn ein. Er will Siegfrieds Leiche den Ring entreißen, doch zum Entsetzen aller hebt sich Siegfrieds Hand drohend.

 

 

Das Ende der Götterdämmerung – ein Rätsel

Wagner rang viele Jahre mit der Entscheidung, wie sein großes Werk enden sollte. Er schrieb mehrere fertige Textfassungen. Die große zeitliche Spanne des Werkes führte zu unterschiedlichen biographischen Situationen, die immer wieder neue Interpretationen erforderten. Der Anarcho-Anhänger von 1848 war nicht derselbe wie der Königsliebling von 1868! Lange Zeit hielt Wagner Schopenhauers pessimistische Weltsicht in der Schwebe, doch schließlich setzte sich eine optimistische Version durch. Das Werk wird mit einem strahlenden Akkord enden.

 

Die Schlussapotheose der Brünnhilde

Handlung: Brünnhilde nimmt den Ring. Sie hat alles von den Rheintöchtern gelernt und weist die Gibichung an, einen Scheiterhaufen zu errichten. Ein letztes Mal blickt sie auf den toten Siegfried.

Synopse: Sie nimmt den Ring von ihrem Finger und gibt ihn den Rheintöchtern zurück.

Synopse: Wotans Raben tauchen wieder auf. Brünhilde schickt sie nach Wahlhalla, um die Götterdämmerung anzukündigen. Brünhilde entzündet die Holzscheite unter dem aufgebahrten Siegfried und reitet mit ihrem Pferd Grane ins Feuer, um sich mit Siegfried im Tod zu vereinen. Das Feuer verschlingt die Burg, und der Rhein tritt über die Ufer. Hagen springt in den Fluss, um den Ringtöchtern den Ring zu entreißen, aber die Nixen ziehen ihn herunter. Freudestrahlend hält Flosshilde den Ring hoch. In der Ferne bricht ein Leuchten am Himmel aus: die brennende Walhalla, die von Loge entzündet wurde. Mit der Apokalypse ist das Ende der Götterwelt gekommen.

Auch hier zitiert Wagner viele Leitmotive des Ringes. Als die Raben davonfliegen, hören wir das tragische Götterdämmerungsmotiv:

Musikalisches Zitat:  Götterdämmerungsmotiv

 

Als Brünnhilde das Feuer der Liebe entfacht, wirft sie die brennenden Scheite, was zur Apokalypse führt. Das korrumpierte System bricht zusammen.

Wenig später hören wir das Motiv des Walkürenritts, das Brünnhildes Ritt ins Feuer ankündigt, der dann zum Erlösungsmotiv und zum Heldenmotiv führt. Und noch einmal erklingt das Motiv der Rheintöchter, wenn Flosshilde den Ring in den Händen hält und das Gold wieder dorthin bringt, wo es zu Beginn der Sage war. Die Oper endet mit dem Feuer der brennenden Walhalla und dem transzendentalen Aufstieg der Musik, die den Beginn einer neuen Welt ankündigt.

Flieget heim ihr Raben … Grane mein Ross sei mir gegrüsst – Flagstadt

Als Richard Wagner am 21. November 1874 die letzten Takte der Götterdämmerung komponierte, notierte er: “Ich sage nichts mehr”.

 

 

 

 

Aufnahmeempfehlung des Der Ring des Nibelungen

DECCA mit Wolfgang Windgassen, Birgit Nilsson, Gottlob Frick, Christa Ludwig, Dietrich Fischer-Dieskau unter der Leitung von Georg Solti und den Wiener Philharmonikern.

 

 

 

Peter Lutz, opera-inside, der Online-Opernführer zu Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner.