Fidelio_Beethoven_3_immortal_pieces_of_opera_music (3) (1)

Kaum ein Werk beschäftigte Beethoven so hartnäckig wie seine einzige Oper. Erst mit der dritten Version erreichte sie ihre definitive Fassung. Beethoven schuf Szenen die in die Operngeschichte eingingen und heute noch mit ihrer Kraft und Wahrhaftigkeit berühren.

 

 

Das Quartett «Mir ist so wunderbar»

Ohne Auftrittsarie der Leonore geht der Dialog in das grandiose Quartett «Mir ist so wunderbar» über, das mit Fug und Recht zu den großen Quartetten der Opernliteratur zählen darf. Es besticht nicht nur durch seine wunderbare Musik, es berührt, weil Beethoven für alle eine Melodie schrieb, die die unterschiedliche Gefühle der Handelnden Personen unterstreichen; Leonore sorgt sich um ihren eingekerkerten Ehemann, Marzelline besingt die Liebe zu Fidelio, Joaquino beklagt den Verlust Marzellines Liebe und der Vater bewegt die Freude über die kommende Heirat von Fidelio und Marzelline. Von einem zurückhaltend instrumentierten Orchester begleitet, stimmen die Sänger kanonartig ein und das Stück wird zu einem vollkommenen kammermusikalischen Quartett.

Die Version aus der 1953er Live-Aufnahme mit Furtwängler ist eine der großen Aufnahmen des Fidelio. Der bekannte deutsche Kritiker Joachim Kaiser dazu: «Hört man aus Wilhelm Furtwänglers Fidelio-Einspielung von 1953 das Quartett des ersten Aktes, das Verlöschen des Gefangenenchors, das Duett zwischen Leonore und Rocco, den ungeheuerlichen Beginn des zweiten Aktes und das niederschmetternd dramatische Quartett des zweiten Aktes, dann begreift man, was Größe ist.» (Kaiser, 100 Meisterwerke der Musik»).
Mir ist so wunderbar – Jurinac / Mödl / Frick / Schock / Furtwängler

 

«Abscheulicher!… Komm, Hoffnung»

Die große Arie der Leonore besteht aus drei Teilen: Rezitativ, Cavatina, Cabaletta. In dieser Form sind Leonores Grundemotionen beschrieben – Empörung, Hoffnung, Ekstase. Die Musik die Beethoven dazu geschrieben hat entfaltet eine Expressivität durch ihren erschütternden und zugleich anrührenden Ausdruck. Es ist eine siebenminütige Parforce-Leistung der Sängerin, die sowohl höchste dramatische Expressivität als auch innigste Lyrik erfordert. Möglicherweise wurde diese Arie durch Mozarts «Per pietà ben mio» aus «Cosi fan tutte» inspiriert, welches auch mit einer Adagio Einleitung beginnt, in derselben Tonart geschrieben ist und ebenfalls ein prägnante Begleitung des Horns aufweist.
Was meinte Christa Ludwig zu Ihrer Interpretation der Leonore: «Den Fidelio konnte ich nicht hochdramatisch singen, sondern ich spielte die schwache Frau, die versucht, ihren Mann zu retten.» Für Christa Ludwig war diese Rolle eine große Herausforderung. Denn sie war kein hochdramatischer Sopran. Sie bekannte in einem Interview zur Leonoren-Arie: “Am Ende der Arie war ich immer heilfroh, wenn ich den Ton geschafft hatte, dieses hohe H. Nach jeder „Fidelio“-Aufführung war ich heiser. Es hat immer drei Tage gedauert, bis ich die Stimme wieder gebrauchen konnte.” (Quelle: FAZ)
Abscheulicher !… Komm, Hoffnung – Ludwig

 

 

Der Gefangenenchor

Im Gefangenenchor hören wir bereits die Idylle der Pastorale, die Beethoven nur zwei Jahre später komponiert wird. Es ist ein Geniestreich, dass Beethoven die Hoffnung der Häftlinge mit so inniger Musik komponierte. Kein Wunder, dass Verdi sich vierzig Jahre später inspiriert fühlte, einen zweiten berühmten Gefangenenchor zu komponieren.
O welche Lust (Gefangenenchor) – Bernstein

Peter Lutz, opera-inside, der online Opernführer zu FIDELIO von Ludwig van Beethoven.

 

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