Pagliacci_Leoncavallo

Pagliacci war ein Geniestreich der Jugend. Leoncavallo war 33 Jahre alt als er dieses Meisterwerk komponierte. Er verdankt seinen Ruhm einem einzigen Wert und Zeit seines Lebens suchte Leoncavallo nach einem zweiten «Pagliacci». Dieses Schicksal teilte er mit Pietro Mascagni, der 2 Jahre zuvor das zweite große Werk des Verismos «Cavalleria rusticana» schrieb.

 
 

Der berühmte Prolog

Tonio tritt vor den Vorhang und erklärt worauf es im Stück ankommt. Gezeigt werde das echte Leben, nichts sei vorgetäuscht. Statt der Verkleidung solle man in die Seele der Schauspieler blicken.
Dieser einzigartiger Prolog «Si puo, Signore» leitet die Oper ein. Statt klassischer Orchester-Präludium eine gesprochene Ouvertüre. Ein wunderschöner und überraschender Effekt!

Leonard Warren war einer der großen amerikanischen Baritone. Besonders bemerkenswert sind seine strahlenden hohen Töne. Er erreichte sogar das hohe C, was selbst manch gestandenem Tenor nicht jeden Tag zur Verfügung steht.

Si puo, Signore (Prologo) – Warren

 
 
 

 
 
 
 

Der Gewissenskonflikt von Nedda

Dieses Stück ist auch bekannt unter dem Namen «Balatella», „ein einfaches Lied“. Dies ist es aber nicht. Ein Blick auf den Text zeigt uns, dass Nedda sich vor der Eifersucht Canio fürchtet (brutale come egli è; brutal wie er ist). Ein Schwarm Vögel zieht über sie her und ihr Gemüt hellt sich auf im folgenden «Stridono lassu». Flirrende Streicher und Harfenmusik zeichnen die Flügelschläge des Vogelschwarms nach. Die Noten sind zuerst lang geschwungen, werden aber immer kürzer was einen dramatischen Effekt hat. Nedda will es den Vögel gleich tun und in die Freiheit entfliehen und die Arie endet in einem triumphalen Schluss.

Hören Sie Maria Callas in einer packenden Aufnahme. Ihre Ansprache an den Vogel wandelt sich von einem schönen Triller zur Ekstase. Sie hat Nedda nie auf der Bühne gesungen. Vielleicht, weil Pagliacci als die Oper des Tenors gilt, wo der Tenor alle Aufmerksamkeit bekommt?

Stridono lassu – Callas

 
 
 

Vesti la giubba – der Zusammenbruch des Pagliaccio

Die Schlussverse dieser Arien sind eindrücklich und zu Recht berühmt geworden (ridi pagliaccio):
 

Und dann lache Pagliaccio,
über deine zerbrochene Liebe,
lache über das Leide,
das Dir dein Herz vergiftet hat.

 
 
Die Fähigkeit des Tenors die Gefühle maximal auszudrücken ist in dieser Arie gefragt. Leoncavallo schrieb an dieser Stelle “mit wahren Tränen”. Hier muss der Künstler die Seele des Canio offenbaren und seine Qualen real erscheinen lassen. Leoncavallo hat diese Szene mit einem grossen Crescendo vorbereitet und verdoppelt die Stimme des Tenors mit dem Orchester, um den Zuhörer mit den Emotionen des Clowns zu überwältigen.

Sie ist technisch nicht schwierig und doch trennt sie die Spreu vom Weizen, wer die Dramatik der Stimme hat, um die Zuhörer zu berühren.

Hören wir drei Aufnahmen dieser Arie. Wir beginnen mit der berühmten Version von Caruso.

Mit der Aufnahme von «Vesti la giubba» hat Enrico Caruso Geschichte geschrieben. Lassen wir Jürgen Kesting sprechen: «Am 17. März 1907 entstand Carusos berühmteste und folgenreichste Platte. Es ist das Lamento des Canio aus Pagliacci mit dem unnachahmlichen Schluchzer und dem verzweifelten Lachen nach der Phrase «bah, si tu forse un uom». Die lange mit großem Klang zu entfaltende Phrase «sul tuo amore infranto» bildet Caruso, hörbar fortgetragen von dem, was er singt und singend erleidet, auf einem Atem und einer gewaltigen, ja ekstatischen Phonation».

Diese Aufnahme von 1907 war übrigens die erste Platte von der über eine Milion Exemplare verkauft wurden!

Recitar…vesti la giubba – Caruso

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