Rinaldo ist Händels Oper mit den meisten Hits und ein Feuerwerk von schönen Arien und Bühnen-Effekten. Es ist unfassbar, dass diese Oper während 200 Jahren in einem Dornröschenschlaf lag.
Die berühmte Arie «Cara sposa»
Händel sagte über diese Arie, es sei vielleicht die Schönste, die er geschrieben habe. Es ist eine seiner großen Arien für Kastraten, die er für diese Singvirtuosen mit ihrem langen Atem geschrieben hat.
Nach einer chromatischen Einführung der Streicher beginnt die Stimme mit einer großen «Messa di voce» («An- und Abschwellen der Stimmlautstärke während des Haltetons, idealerweise vom Pianissimo bis zum Fortissimo», Wikipedia). Damit konnten die Kastraten ihre beeindruckenden Lugenvolumina präsentieren. Die anschließenden Notgen müssen mit größtem Legato und chromatisch geführten Tonänderungen gesungen werden, um die Trostlosigkeit des Moments zu erzeugen.
Anschließend folgt die Lamento-Passage mit dem wiederholten «dove sei». Händels Lamenti gehören zu seiner größten Spezialität. Zu den Stilelementen dieser Lamenti gehörten diese Seufzer Motive. Zusätzlich erzeugen chromatische Tonfolgen, ersterbende Töne und resignierende Pausen die resignative Stimmung.
Wir hören die Arie zuerst in der Interpretation von David Daniels, dem berühmten amerikanischen Countertenor. Er sang den Rinaldo in Hogwoods Aufsehen erregenden Einspielung zusammen mit Cecilia Bartoli in der Hauptrolle. Seine Stimme berührt durch Natürlichkeit und Opulenz.
Cara sposa – Daniels
Die schöne heitere Meeresstimmung
Wir hören eine bezaubernde Arie mit elegischer Meeresstimmung, gesungen von Eustazio. Die Rolle von Eustazio wurde in der 1731 Version gestrichen und diese Arie an Goffredo weitergereicht.
Siam prossimi al porto – Dumaux
Ein weiterer Höhepunkt: «Lascia ch’io pianga»
Lascia ch’io pianga ist eine der berühmtesten Arien von Georg Friedrich Händel. Er hat sie bereits 1705 komponiert, wandelte sie für Rinaldo in eine Klagearie um. Händel schaffte es eine Arie zu schreiben die durch ihre Einfachheit berührt. Er schrieb die Arie in der Form einer Sarabande, einem Dreiertakt mit einer Dehnung der zweiten Taktzeit. Die Kombination mit der typischen Chromatik der Notenabfolge und den effektvollen ¼-Pausen ergeben das berühmt Seufzermovtiv des Händelschen Lamentos. Wir hören diesen Effekt gleich zu Beginn.
Die Arie wurde von unzähligen Sängerinnen eingespielt, wir hören eine Interpretation von der amerikanischen Sopranistin Marilyn Horne. Sie verzichtet im ersten Teil auf Verzierungen, was die Schlichtheit des Stücks hervorhebt. Das Vibrato ist sehr expressiv und ihre stupende Technik erlaubt ihr schöne Triller im Mittelteil.
Lascia ch’io pianga – Horne
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