Obwohl Rossinis Tell ein grossartiges Werk ist, wird es nicht oft gespielt. Zu gross sind der szenische Aufwand und die Besetzungsschwierigkeiten. Trotzdem gehört es zu den einflussreichsten Werken der Operngeschichte, indem es den modernen Tenor und die Grand Opéra mitbegründet hat.

 
 
 

 
 
 

Die wunderschöne Romanze «Sombre forêt» («Selva opaca»)

Rossini komponierte für Mathilde eine lyrische Arie, sparsam und zärtlich vom Orchester begleitet. Es ist eine der wenigen Szenen die «im alten Rossini-Stil» mit Koloraturen und Tonsprüngen geschrieben ist.

Diese Arie mit den drängenden Motiven und den legato Passagen scheint wie für Montserrat Caballé in die Kehle geschrieben.

Selva opaca, deserta brughiera (Sombre forêt) – Caballé

 
 
 
 
 
 

Tells bewegendes «Sois immobile»

Gessler ersinnt nun die furchtbare Idee, Tell solle als Strafe seinem Sohn den Apfel vom Kopf schiessen. Als Tell sich weigert, ordnet Gessler die Tötung des Sohnes an. Tell wirft sich flehend vor die Füsse Gesslers, doch dieser verlangt höhnisch lachend den Apfelschuss. Bewegt segnet Tell seinen Sohn. Man reicht ihm die Armbrust und den Köcher, und er steckt heimlich einen zweiten Pfeil in seine Jacke. Noch einmal geht Tell zu seinem Sohn und bittet ihn ruhig zu stehen und zu Gott zu beten.
Vom Solocello ergreifend begleitet, singt Tell die bewegenden Worte. Die Stimme des Baritons geht hinauf bis zum F («Jemmy! Jemmy!») um den Schmerz des Vaters auszudrücken.

Resta immobile (Sois immobile) – Hampson

 
 
 

 
 
 

Arnolds tour de force Arie «Asile héréditaire» («O muto asil»)

Arnold ist in der Hütte seines Vaters. Er gedenkt seiner und nimmt Abschied vom Ort seiner Kindheit.
Die lyrische Arie Arnolds in der Kombination mit der anschliessenden Cabaletta gehört zu den allerschwierigsten Tenor Stücke des Opern-Repertoires. Sie beginnt mit einem kurzen Horn-Motiv, das die Erinnerung an Arnolds Jugend darstellt. Schon wenige Takte nach dem Einsatz des Tenors muss er ein exponiertes B singen mit einem weiteren B zwei Takte später. Rossini komponiert den Schmerz des Abschieds mit einer wiederholten Steigerung der Phrase «J’appelle en vain» und die Arie endet mit einem hohen C.

Sie wird fortgesetzt mit der berüchtigten Cabaletta «Amis, amis, secondez ma vengeance» («Corriam! Voliam! S’affretti lo scempio»), die mit 6 weiteren hohen C’s gespickt ist, die teilweise über eineinhalb Takte gehalten werden müssen, um die Ekstase des Arnold auszudrücken.
Pavarottis Interpretation ist dramatisch gezeichnet. Seine Höhen sind spektakulär aber etwas forciert. Pavarotti zeigte ein grosses Herz, dass er diese Rolle aufnahm. Er verzichtete aber bewusst darauf, die Rolle auf der Bühne zu singen. Er wusste, dass seine Stimme Schaden nehmen würde, wenn er sie in wenigen Tagesabständen hintereinander singen müsste.

O muto asil del pianto (1) – Pavarotti

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