Für Puccini war die Butterfly die «seelenvollste, ausdrucksreichste Oper, die er geschrieben habe». Keine der Heroinen der Puccini Opern kann mit Butterfly mithalten. Kein Wunder gehört die Butterfly zu den begehrtesten Rollen der Soprane der gesamten Opernliteratur.


 
 
 

 
 
 

Butterfly erscheint – Exotik in der Musik

Die Ankunft der Butterfly ist eine der schönsten Szenen, die Puccini geschrieben hat. Cio-cio-sans Auftritt ist effektvoll geschrieben und gleichzeitig berührend. Sie ist glücklich (“Ich bin das glücklichste Mädchen in Japan”) und singt eine wunderschöne Arie begleitet vom Chor ihrer Freundinnen. Die Musik des Orchesters ist umwerfend, Puccini lässt drei Solostreicher (je eine Bratsche, Violine und Cello) die unendliche Melodie parallel zu Cio-cio-sans Stimme singen. Manch einen lässt diese Szene an Puccinis Bohème erinnern.

Ein wunderschönes Beispiel finden wir am Schluss dieser Passage, in dem Puccini die Arie der Cio-cio-san mit einem beinahe himmlischen Motiv beendet. Es besteht aus einer pentatonischen Melodie, die von Harfe, Flöten und Glockenspiel gespielt wird, einer Instrumentationskombination, die Puccini der japanischen Musik entlehnt hat.

Hören Sie diese inspirierte und berührende Szene mit Mirella Freni. Magisch wie sie das berühmte hohe D (3:15) hinzaubert.

Ancora und passo e via – Freni

 
 
 
 
 
 

Das grosse Liebesduett von Madama Butterfly

Nach der Hochzeitszeremonie verlassen alle Verwandten das Haus. Nun sind die Beiden zum ersten Mal allein. Butterfly wird für die Hochzeitsnacht zurechtgemacht und die beiden genießen den gemeinsamen Moment im Garten.
Ein unendlich langes Liebesduett entspannt sich, das längste, das Puccini geschrieben hat. Viele musikalische Themen tauchen auf und Puccini lässt das Orchester in den prächtigsten Farben erblühen. In einer besonders schönen Stelle («or son contenta») hören wir ein schönes, mehrmals wiederholte Violin-Solo und Butterfly gibt sich Pinkerton hin mit den Worten «vogliatemi bene, un bene da bambino» (Seien Sie lieb zu mir, lieb wie zu einem Kind). An dieser Stelle findet Pinkerton mit einer intensiven und zärtlichen Passage die richtigen Worte und verspricht ihr, sie nie mehr wegzulassen und lässt Butterfly im falschen Glauben einer ewigen Verbindung. Der Schluss ist das ekstatische Duett zweier Liebenden, wie wir es auch von Puccini nur in den größten Momenten zu hören bekommen.
Madama Butterfly war Björlings letzte Gesamtaufnahme in seiner Karriere. Der 48-jährige war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer erkrankt und hatte bei der Aufnahme dieses Duetts mit Victoria de los Angeles einen schweren Zusammenbruch. Erstaunlicherweise war Björling’s Stimme in erstaunlich gutem Zustand und die Aufnahme konnte wenige Wochen später fertig gestellt werden. Seine Aufnahme ist etwas langsamer als die anderen Versionen und gibt den beiden Sänger den Raum zu einer großartigen Interpretation. Schon seine Eröffnung „Bimba dagli occhi“ ist wunderschön und verführerisch und die beiden Sänger musizieren auf die schönstmögliche Art.

Bimba dagli occhi – de los Angeles / Björling

 
 
 

 
 
 

Butterflys grosse Arie “un bel di vedremo”

Seit drei Jahren lebt Butterfly mit ihrer Dienerin Suzuki und ihrem Kind in äußerster Armut, ohne von Pinkerton gehört zu haben. Sie betet zu Gott für die Rückkehr Pinkertons, der nichts vom Kind weiß. Pinkerton hat ihr versprochen zurückzukehren, wenn die Rosen blühen. Sie verscheucht Suzukis Zweifel, sie ist sicher, dass eines Tages das Schiff mit Pinkerton erscheinen wird.
Diese Arie „Un bel di vedremo“ gehört zu den berühmtesten und schönsten der Opernliteratur für Soprane. Der Traum der Butterfly hat Puccini zu einer großen Arie inspiriert, vielleicht sogar seine beliebteste.
Die Arie beginnt im pianissimo. In Puccinis Anweisung steht «di lontano» (wie aus der Ferne). Eine Solo Violine umspielt die Stimme der Butterfly und nach wenigen Takten ist der Hörer bereits verzaubert in die Welt der Cio-Cio-San eingetaucht. Im ersten Teil der Arie zeigt die Sängerin die Bescheidenheit und die Geduld der Butterfly, die bereit ist auf ihren Liebsten zu warten. Mit «me ne starò nascosta un po’ per celia» beginnt vom piano aus ein großes Crescendo zum ekstatische «e un po’ per non morire». Es ist eine Eruption der unter der Oberfläche gehaltenen Emotionen.
Mit ruhigen, aber bewegenden Worten erzählt sie anschliessend den Traum, wie Pinkerton den Hügel zu ihrem Haus hinaufeilt und seine Rückkehr Wirklichkeit wird. Noch einmal komponiert Puccini einen ekstatischen Höhepunkt, der nach einem großen Crescendo mit der höchsten Note, einem hohen B im fff endet.
Wir hören diese Szene in 3 Versionen.
Victoria de los Angeles‘ Butterfly wird in den Ranglisten der Kritiker immer wieder weit vorne genannt. Ihre Welt war nicht die der dramatischen Opulenz, sondern die der lyrischen Stimmung.

Un bel di vedremo – de los Angeles

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