Berühmt wurde der Ausspruch Carusos, dass der Trovatore ganz einfach zu besetzen sei, nämlich «mit den vier besten Stimmen der Welt». Der Trovatore ist vielleicht das grösste Sängerfest, welches in der Operngeschichte komponiert worden ist, Jede der vier Hauptrollen ist eine Glanznummer für das jeweilige Stimmfach geworden. Erleben Sie welche unendliche Fülle von grossartigen musikalischen Themen Verdi für diese Oper komponiert hat.

 

 
 
 

 
 
 

Die große Arie der Leonora des ersten Aktes

Wir hören die erste grosse Arie (Cavatina und Cabaletta) der Leonora. Ein kurzes Motiv der Klarinette bringt uns in die nächtliche Szene des abgeschiedenen Gartens, romantisch erhellt durch ein schimmerndes Vollmondlicht. Zu Beginn der Cavatina zeichnet die Sängerin die nächtliche Stimmung mit einem sanften und leichen «Notte placida» (stille Nacht) geht über zu einem breiteren «ciel sereno» (klarer Himmel) zu einem leuchtenden «la luna viso argenteo» (des Mondes silbenes Gesicht). Eine fermate auf «Muto» leitet über zum B Teil, den mit grosser Emotion zu singenden Erinnerungen an den geheimnisvollen Troubadour «Dolci s’udirò» (Lieblich und zart erklangen die Saiten einer Laute). Dieses Motiv wiederholt sich nochmals beginnt in «e versi» im pianissimo und endet im einen hohen B in «melanconici». Dieser A/B Teil wiederholt sich nochmals. Diesmal beleuchtet sie ihre Gefühle für den Troubadour. Dieser Abschnitt wird entsprechen mit grosser Emotion gesungen und die Cavatina endet in einer grossen und ekstatischen Kadenz, die bis ins hohe Des führt.

Stand im ersten Teil eine kontemplative, breitströmende Stimmung im Vordergrund so wechselt die Form in der Cabaletta in eine schnelle Koloraturarie. Leonora drückt ihre Freude mit Trillern und einer grossen Schluss-Expansion ins hohe C aus. Das virtuose Stück stellt sehr grosse Herausforderung an die Sängerin und muss mit perfektem Legato gesungen werden, um die Eleganz beizubehalten, ohne dass die Koloraturen an Glanz verlieren.

Wir hören Leontyne Price. Es ist die Rolle mit der Price zum Star geworden ist: Nach einer erfolgreichen Aufführung in Verona mit Franco Corelli als Manrico wurde sie von dem damaligen Leiter der Met, Rudolf Bing in die Met eingeladen. Der Trovatore in der Saison 60/61 bedeutete sowohl für Corelli wie auch für Price ihr Met-Debut. Dieses endete für Price in einem unvergesslichen triumphalen Erfolg. Die Schlussovation der Aufführung vom Januar 1961 dauerte 40 Minuten. Einer der längsten in der Geschichte der Met. Hören Sie sie in der verfilmten Version aus dem Jahr 1963, einem Ausschnitt von der Metropolitan Opera.

Tacea la notte placida … Di tale amor (1) – Price

 
 
 
 
 
 

Das berühmte hohe C in der Arie Di quella pira

Di quella pira ist eines der großen Vorzeigestücke der Tenöre mit dem berühmten hohen C am Schluss.
Diese Arie ist ein Prüfstein für die Tenöre. Die Musik ist mitreißend: sie beginnt im Allegro und wird dann fünf Mal mit Effekten gesteigert. Zuerst muss der Tenor die Lautstärke steigern (bei «Col sangue vostro» schreibt Verdi «con tutta forza»), in der Mitte wird das Tempo gesteigert («piu vivo» bei «morir»), als nächstes setzt der Chor ein, darauffolgend setzt der Tenor ein und am Schluss kommt die höchste Note. Diese Dramaturgie löst auf den Zuhörer einen ekstatischen Effekt aus.

Neben dieser Steigerung hat die Arie hat zwei weitere charakteristische Merkmale. Das eine sind die mehrfach vorkommenden Sechzehntel Figuren:

Trovatore-di_quella_pira

Der Tenor muss diese Sechzehntel-Figur in jedem Vers singen, das summiert sich in sage und schreibe dreizehn Wiederholungen. Diese Figur soll das Flackern des Feuers wiederholen («Das furchtbare Feuer dieses Scheiterhaufens; spüre ich in allen meinen Fasern lodernd brennen»). Diese Figur ist aus Halbtonintervallen und ist in Allegro nicht einfach zu singen.

Die Begleitung des Orchesters hat einen markanten Vorwärtsdrang, der Rhythmus ist ähnlich einer Polonaise. Sie symbolisiert die Schlacht die bevorsteht, und wird durch den einsetzenden Chor der Krieger noch verstärkt.

Das zweite charakteristische Merkmal der Arie ist das berühmte hohe C am Schluss. Interessanterweise hat Verdi an dieser Stelle kein hohes C komponiert. Einer der ersten Tenöre dieser Oper hat bei Verdi aber explizit um Erlaubnis gebeten. Verdi hat dies ausdrücklich erlaubt, unter der Voraussetzung, dass das C auch schön gesungen werde. Interessanterweise hat Verdi an dieser Stelle kein hohes C komponiert. Einer der ersten Tenöre dieser Oper hat bei Verdi aber explizit um Erlaubnis gebeten. Verdi hat dies ausdrücklich erlaubt, unter der Voraussetzung, dass das C auch schön gesungen werde. So hat sich diese Konvention durchgesetzt und die meisten Hörer kennen die Arie nur so, sodass ein Befolgen der Partitur beim Publikum eine Irritation auslösen würde, wenn nicht sogar Enttäuschung. Sogar Toscanini, der jegliche Freiheiten die sich Sänger im 19. Jahrhundert genommen haben verboten hat, hat die Konvention akzeptiert.

Im Jahr 2000 zu den Feierlichkeiten des 100. Todestages von Verdi im Mailänder Opernhaus «La Scala» ordnete Riccardo Muti an, diese Arie in der Originalversion zu singen, also ohne das hohe C. Nach der Arie hagelte es Buhrufe und das Resultat war ein regelrechter Theaterskandal, der tagelang die Presse und die Gemüter bewegte.

Starten wir mit einer herausragenden Interpretation von Enrico Caruso. In seiner Aufnahme von 1906 singt Caruso die Figuren präzise und etwas langsamer als andere Tenöre. Jedoch wurde die Arie einen halben Ton nach unten transponiert und sie endet nicht mit dem C sondern auf dem B. Caruso hatte eine baritonal gefärbte Stimme. Er erreichte zwar das hohe C, vermied es aber auch gelegentlich wenn es nicht günstig lag. Diese Gewohnheit teilt er mit andern Tenören. (del Monaco, Domingo, Carreras, Tucker, Gigli, Pertile…).

Beachten Sie das berühmte Caruso Schluchzen bei «madre felice», mit dem er «aus der martialischen Tenor-Fanfare ein Ausdrucksstück gemacht hat» (Kesting).

Di quella pira (1) – Caruso

 
 
 

 
 
 

Ai nostri monti – Abschied von der Welt

Azucena und Manrico warten im Kerker auf ihren Tod. Fast schon entrückt erinnern sie sich an ihr Leben und bereiten sich auf die Hinrichtung vor.
In diesem schmerzlich-schönen Schwanengesang wiederholt Verdi ein Muster, das wir schon aus vorhergehenden Duetten kennen. Auf Azucenas entrücktes «ai nostri monti» in Moll, antwortet Manrico mit einer zärtlichen Dur-Passage. Das anschliessende Duett entschwindet tröstlich in einer hohen Passage.

Geniessen Sie ein nostalgisches «Ai nostri monti» von Plàcido Domingo und Fiorenza Cossotto. Domingos Samtstimme lässt den Schmerz tröstlich vergessen.
Ai nostri monti (1) – Cossotto / Domingo

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert