Die Leitmotive der Wagner-Opern
In diesem Opernführer werden Ihnen die rund 70 wichtigsten Leitmotive der 10 großen Wagner-Opern vorgestellt.
Die Leitmotive halten das Werk zusammen
Je länger in Wagners Leben die Opern nicht mehr durch Arien und Duette strukturiert sind, desto mehr weicht die Nummernoper dem “Musikdrama”. Als wichtiges Strukturelement und Klammer der vier Werke verwendet Wagner Leitmotive, die uns in allen vier Opern immer wieder begegnen. Jedes wichtige Detail, seien es Personen oder Dinge (zum Beispiel der Tarnhelm oder das Schwert), hat seine musikalische Formel. Diese Technik hat Wagner schon in frühen Werken angewandt, und im Ring wird sie zum wichtigsten kompositorischen Prinzip. Ernst von Wolzogen, ein Schüler Richard Wagners, erarbeitete vor der Uraufführung des Rings 1876 eine Übersicht der Motive und gab ihnen Namen (z.B. “Fluchmotiv” oder “Walhalla-Motiv”). Die Zahl der Leitmotive wird auf weit über hundert geschätzt! Die Motive (zum Teil nur kurze Phrasen) werden verändert, miteinander verwoben, schaffen wieder neue Motive und werden so zum stilbildenden Element des Rings. Sie dienen dem Zuhörer als Erinnerungsmotive, kommentieren das Geschehen auf der Bühne und zeigen Zusammenhänge auf. Es ist vergleichbar mit der Rolle des Erzählers, “der über die Köpfe der Figuren hinweg mit dem Publikum kommuniziert” (Holland, Opernführer). Man spricht auch von der Semantisierung der Musik. Wagner tolerierte Wolzogens Aussagen, warnte aber davor, das Werk auf die Leitmotive zu reduzieren. Wagner selbst nannte sie “Errinerungsmotive”. In diesem Opernführer werden wir etwa drei Dutzend der wichtigsten Motive einzeln vorstellen (in den Porträts der jeweiligen Werke).
Wagners Orchester erfuhr mit dem Ring eine enorme Massierung von Instrumenten und geht weit über das hinaus, was beispielsweise für den Lohengrin erforderlich ist. Allerdings ging es Wagner nicht um Lautstärke, sondern um eine Differenzierung der Klangfarben, um die Ausdruckskraft und Variation der Motive zu maximieren.
Inhaltsverzeichnis
♪ Der fliegende Holländer (Der fliegende Holländer)
♪ Die Meistersinger von Nürnberg
♪ Götterdämmerung (Götterdämmerung)
♪ Parsifal
Der Fliegende Holländer (Der fliegende Holländer)
Der Holländer-1A) Holländer-Motiv
Die Oper beginnt mit einer der unvergleichlichen Ouvertüren Wagners. Das stürmische Meer wird wie in einer symphonischen Dichtung gemalt. Rossinis und Meyerbeers Stürme sind nur eine leichte Brise im Vergleich zu Wagners Orkan. Wir hören drei wichtige Leitmotive in diesem Eröffnungsstück. Gleich zu Beginn hören wir das Holländer-Motiv:
Holländer-1B) Geistermotiv
Kurz darauf das prägnante Geistermotiv:
Holländer-1C) Erlösungsmotiv
Nach diesem Abschnitt hören wir ein lyrisches Thema, das sogenannte Erlösungsmotiv
Holländer-1D) Liebesmotiv
Und kurz darauf das Liebesmotiv, das dann auch später die Ouvertüre beschließen wird:
1) Ouvertüre – Klemperer / Philharmonia
Tannhäuser
TANNHÄUSER-1A) Glaubensmotiv
In der Ouvertüre begegnen wir drei wichtigen Leitmotiven. Das erste ist gleich zu Beginn zu hören und eröffnet das Klavier in den Bläsern. Es spiegelt den Glauben wider und ist auch im berühmten Pilgerchor des dritten Aktes zu hören:
TANNHÄUSER-1B) Reue-Motiv
Nach etwa einer Minute erklingen leidenschaftliche Streicherklänge; es ist das Reue-Motiv des Tannhäusers:
TANNHÄUSER-1C) Bacchanal-/Lustmotiv
Nach etwa 4 ½ Minuten bricht plötzlich ein verspieltes Motiv herein. Es ist das Bachanal- oder Lustmotiv:
1) Ouvertüre – Furtwängler
Lohengrin
LOHENGRIN-1A) Gralsmotiv
Das Gralsmotiv ist bereits in der Ouvertüre zu hören. In Elsas Traumerzählung ist es wieder zu hören (im Klangbeispiel bei 2:20):
LOHENGRIN-1B) LOHENGRIN-Motiv
In den Bläsern hören wir das Lohengrin-Motiv (2:50):
LOHENGRIN-2B) Verbotene Frage-Motiv
Tristan und Isolde
Tristan-1A) Leidensmotiv
Um Tristan musikalisch zu verstehen, verrät uns schon die Ouvertüre die wichtigsten Gedanken Wagners. Die Ouvertüre beginnt mit dem Einsatz der Celli, die das sogenannte Leidensmotiv erklingen lassen. Schon die ersten drei Töne des Leidensmotivs sind Merkmale des Unglücks: Der erste Sprung zum langen Ton ist die kleine Sexte (das klassische bedrohliche Intervall) und der nächste Sprung ist eine kleine Sekunde (die höchstmögliche Dissonanz):
Tristan-1B) Sehnsuchtsmotiv
Bereits im dritten Takt lassen die Oboen das Sehnsuchtsmotiv erklingen, dessen Beginn mit dem Ende des Leidensmotivs zusammenfällt:
Tristan-1C) Tristan-Akkord
Bei diesem berühmten Zusammentreffen der beiden Motive erklingt der legendäre “Tristan-Akkord”, ein Akkord mit einer seltsam schwebenden Dissonanz, die weder Schmerz noch Freude ausdrückt, sondern eine Art “unbestimmte Suche nach Auflösung”:
Tristan-1D) BLICK-Motiv
1 oder 2 Minuten später begegnet uns ein verwandtes Motiv mit dem berühmten, prägnanten Septimsprung, dem wir wieder begegnen werden, wenn sich Tristan und Isolde später tief in die Augen schauen, weshalb es den Namen “Blickmotiv” erhalten hat:
1) Ouvertüre – Furtwängler
Tristan-2A) Todesmotiv
Nach dem Lied des Matrosen hören wir Isolde, die von tiefschwarzen Gedanken gequält wird. Als sie Todeswünsche äußert, ist das Todesmotiv zu hören:
2) Frisch weht der Wind – Nilsson
Tristan-3A) verwundeter Tristan-Motiv
Isolde beginnt die Erzählung des “verwundeten Tristans” mit dem Motiv des verwundeten Tristans, das im Orchester wiederholt gespielt wird:
Tristan-3B) Wutmotiv
Als sie erzählt, dass sie Mitleid mit ihm hatte, hört man sowohl das Sehnsuchtsmotiv als auch das Motiv des scheiternden Tristan, die zusammen eine ergreifende Wirkung erzeugen. Doch dann wandern die Gedanken zurück zu ihrer Demütigung, und das Motiv des aufbrausenden Zorns taucht in den tiefen Streichern auf:
3) Weh, ach wehe dies zu dulden – Nilsson / Ludwig
Tristan-4A) Liebesruf-Motiv
Das Präludium kündigt die nächste Szene inhaltlich an. Nach einem schmerzhaft dissonanten Eröffnungsakkord erklingen nach wenigen Takten emsige Achtelbewegungen in den Violinen, die bald zu einem neuen wichtigen Motiv in den Flöten führen, das zur Grundlage aller folgenden Liebesmotive wird, dem Liebesrufmotiv, hier in schnellem Tempo gespielt:
Tristan-4B) Motiv der Glückseligkeit
Allmählich wird das Verlangen drängender und wir hören in den Violinen und Holzbläsern das Glückseligkeitsmotiv, das in seinem abwärts drängenden Charakter mit dem Liebesrufmotiv verwandt ist:
4) Einleitung (Einleitung) – Kleiber
Tristan-5A) Nachtgesang-Motiv
Dieser sogenannte “Nachtgesang” beginnt mit den zartesten Akkorden der gedämpften Streicher und mit einer unendlichen Melodie in Tristans Stimme, dem traumhaften Nachtanrufungsmotiv:
5) O sink hernieder – Kollo / Preis
Tristan-6A) Liebestodmotiv
Begleitet von schweren Blechbläsern spricht Tristan vom gemeinsamen Sterben und wir hören zum ersten Mal das Liebestod-Motiv:
6) So starben wir – Melchior / Flagstadt
Die Meistersinger von Nürnberg
MEISTERSINGER-1A) MEISTERSINGER-Motiv
Das prächtige Präludium ist zu einem der berühmtesten Konzertstücke Wagners geworden. Wagner stellt einige seiner wunderbaren Leitmotive vor und lässt sie in den Orchesterstimmen polyphon erstrahlen. Wir lernen fünf der wichtigsten Leitmotive der Oper kennen. Zu Beginn hören wir das Meistersinger-Motiv in strahlendem C-Dur, das die Würde und Erhabenheit der Meister darstellt:
MEISTERSINGER-1B) Liebesmotiv
Als nächstes erklingt Walthers eindringliches Liebesmotiv mit den fallenden Quarten (die in der Beckmesser-Karikatur wieder auftauchen werden):
MEISTERSINGER-1C) MEISTERSINGER Marschmotiv
Kurz darauf erscheint der Meistersinger-Marsch, ein fanfarenartiges Thema, das Wagner aus einem historischen Meistersinger-Liederbuch entnommen hat
MEISTERSINGER-1D) Zunftmotiv
Und gleich danach hören wir das Gildenmotiv:
MEISTERSINGER-1E) Passionsmotiv
Nach einer längeren Überleitung erklingt das zarte und ausdrucksstarke Passionsmotiv, das später Teil des Preisliedes wird.
1) Vorspiel (Prelude)
MEISTERSINGER-2A) BECKMESSER-Motiv
Nach dem Stimmen der Laute hört man das Beckmesser-Motiv:
Bemerkenswert sind die kläglich fallenden Quarten, die nur wie eine klägliche Karikatur der fallenden Quarten von Walthers strahlendem Liebesmotiv wirken (vgl. das Leitmotiv im Abschnitt über das Präludium).
2) Den Tag seh ich erscheinen – Weikl
MEISTERSINGER-3A) Motiv der Entsagung
Der Monolog beginnt mit Sachs’ Entsagungsmotiv in den Streichern:
RHEINGOLD-1B) Rhein-Motiv
Nach 2 Minuten geht das Motiv in eine wellenförmige Melodie über, die den träge dahinfließenden Rhein darstellt. Es ist das Rheinmotiv, das die Welt in ihrer natürlichen Ordnung darstellt.
1) Vorspiel – Solti
RHEINGOLD-2A) RHEINGOLD-Motiv
Die Schönheit des Goldes zeigt die Welt in ihrer natürlichen Ordnung, ungetrübt von jeder Herrschaft. Die Rheintöchter als seine Hüterinnen sind keiner Macht unterworfen. Sie besingen den Hort (den Schatz) mit dem sogenannten Rheingoldmotiv:
RHEINGOLD-2B) Goldmotiv
Nach einigen Takten lassen die Trompeten das Goldmotiv erklingen. Das Motiv wird immer von schimmernden Streichern und/oder Harfen begleitet, die das Flackern von Gold beschreiben:
RHEINGOLD-2C) Entsagungsmotiv
Die Rheintöchter lüften das Geheimnis des Goldes:
9999 Nur derjenige, der die Macht der Liebe fürchtet, nur derjenige, der die Wonne der Liebe fürchtet,
Nur er kann die Magie erlangen, um das Gold zu einem Ring zu formen 8888
Im deutschen Text: “Nur wer der Minne Macht entsagt, nur der Liebe Lust verjagt, nur der erzielt sich den Zauber, zum Reif zu zwingen das Gold.”
Wir hören in dieser Szene das sogenannte Entsagungsmotiv. Das Motiv ist in den Posaunen und Wagnertuben zu hören, was dem Motiv eine besondere, dunkle Klangfarbe verleiht:
2) Lugt, Schwestern! Die Weckerin lacht in den Grund (Rheingold! Rheingold!)
RHEINGOLD-3A) Ringmotiv
In der Übergangsmusik zur nächsten Szene taucht ein weiteres Motiv auf, es ist das Ringmotiv.
3) Orchesterzwischenspiel – Böhm
RHEINGOLD-4A) WALHALLA-Motiv
Im Orchester hören wir ein Motiv, das den Hörer durch alle 4 Abende begleiten wird. Es ist das Walhalla-Motiv.
4) Wotan, Gemahl, erwache – Flagstadt / London
RHEINGOLD-6A) NIEBELHEIM-Motiv
Die Szene wechselt, das Licht wird dunkel und die Musik geht nahtlos in das Reich der Nibelungen über. Die Zwerge der Nibelungen leben in einfachen Behausungen unter der Erde, wo sie in schweißtreibender Arbeit die Erze des Bodens abbauen.
6) Orchesterzwischenspiel – Janowski
RHEINGOLD-7A) Fluchmotiv
Wotan wähnt sich nun in Sicherheit vor der Gefahr. Er konnte mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er konnte Alberichs Macht brechen, er hat das Gold, um die Riesen zu bezahlen, und er ist im Besitz des Ringes, der ihm die Macht gibt. Den Fluch, den Alberich ausspricht, nimmt er nicht ernst:
9999 “Wer ihn besitzt, der sehre die Sorge, und wer ihn nicht hat, den nage der Neid”.
“Wer ihn besitzt, den verzehrt die Sorge, und wer ihn nicht hat, den nagt der Neid.” 8888
Das Fluchmotiv ist im Orchester zu hören:
7) Bin ich nun frei? – Brecht
RHEINGOLD-8A) ERDA-Motiv
Wenn Erda erscheint, ändert die Musik ihren Charakter. Es erklingt ein mystisches Motiv, das sogenannte Erda-Motiv. Es ist verwandt mit dem Naturmotiv (das wir im Präludium gehört haben), erklingt aber in einem gemessenen Tempo und in einer Molltonart.
Weiche Wotan Weiche – Madeira
Die Walküre
WALKÜRE-1A) Schwertmotiv
Siegmund beginnt seinen großen Monolog “ein Schwert hiess mir der Vater”. Stolz erklingt bald das Schwertmotiv in den Winden:
1) Ein Schwert hiess mir der Vater – Kaufmann
WALKÜRE-2A) Liebesmotiv
Das kurze Präludium zum zweiten Akt beginnt mit Reminiszenzen an den ersten Akt. Zunächst hören wir das Schwertmotiv, das in das Liebesmotiv von Sieglinde und Siegmund übergeht:
WALKÜRE-2B) Walkürenritt-Motiv
Als nächstes hören wir zum ersten Mal das Motiv des Walkürenrittes. Nach Wotans Auftritt hören wir den berühmten Schlachtruf der Walküren “Hojotoho”.
2) Nun zäume dein Ross, reisige Maid – London / Nilsson / Leinsdorf
WALKÜRE-3A) Schicksalsmotiv
Dieser Abschnitt beschreibt die erste Begegnung zwischen einer göttlichen und einer menschlichen Figur. Brünnhilde, die Göttin des Krieges, empfindet zum ersten Mal Mitleid, ein Gefühl, das ihr bisher unbekannt war. Um die Bedeutung dieses Moments zu unterstreichen, setzt Wagner an prominenter Stelle die sogenannten Wagnertuben ein, die eigens für den Ring konstruiert wurden. In einem feierlichen, gemessenen Tempo erscheint Brünnhilde Siegmund wie ein Todesengel, und die Tuben spielen das ergreifende Motiv des Schicksals.
WALKÜRE-3B) Todesankündigungsmotiv
Dieses Schicksalsmotiv bildet die Grundlage für das zweite wichtige Motiv, das in der gesamten Szene präsent bleibt:
3) Sieh auf mich – Nilsson / King
WALKÜRE-4A) SIEGFRIED Motiv
In dieser dramatischen Szene, in der die schwangere Sieglinde verzweifelt Schutz sucht, offenbart Brünnhilde ihr, dass die Frucht ihrer Liebe zu Siegmund ein Held sein wird; glorreich erklingt zum ersten Mal das Siegfried-Motiv:
WALKÜRE-4B) Liebeserlösungsmotiv
Dann überreicht sie Sieglinde die Reste von Siegmunds Schwert. Brünnhilde ist nun überwältigt von der Rührung über Brünnhildes Selbstlosigkeit und singt über dem farbenprächtigsten Orchester das strahlende Liebeserlösungsmotiv. Dieses Motiv wird uns bis zum Ende des Rings nicht mehr begegnen; es bildet den Abschluss der Götterdämmerung und damit des gesamten Werks:
4) So fliehe denn eilig und fliehe allein! – Nilsson / Brouwenstijn
WALKÜRE-5A) Ruhestättenmotiv
Der Abschied Wotans von Brünnhilde ist eine der großen Szenen des Ringes. Hören Sie, wie Wotan sich zärtlich bewegt von Brünnhilde verabschiedet und die Musik sich in einem ekstatischen Schluss auflöst. Dieser musikalische Abschnitt ist von vielen Leitmotiven geprägt. Zunächst hören wir das Motiv der nostalgischen Ruhestätte:
WALKÜRE-5B) Wotans Liebesmotiv
Dann hören wir das Siegfried-Motiv in den Hörnern (“Denn einer nur freit die Braut, der freier als ich, der Gott”). Es folgt das Liebesmotiv Wotans (ab 2:55), das den Schmerz des Abschieds ausdrückt. Es erscheint zuerst in den Bläsern und dann, in einer überwältigenden Geste des Schmerzes, in den Geigen:
WALKÜRE-5C) Speer-Motiv
Die lange lyrische Szene, in der Wotan Brünnhilde in Schlaf versetzt, endet abrupt mit dem Speermotiv, mit dem Wotan zur Tat schreitet:
WALKÜRE-5D) Magisches Feuermotiv
Mit dem magischen Feuermotiv entzündet Wotan mit Hilfe von Loge das Feuer um Brünnhildes Schlafplatz:
5) Leb wohl du kühnes herrliches Kind – London / Leinsdorf
Siegfried
SIEGFRIED-1A) NIEBELHEIM-Motiv
Gespenstische Pauken im Klavier und zwei blasse Akkorde, die eine verminderte Septime bilden, leiten das Präludium ein. Sie symbolisieren wahrscheinlich Mimes Verzweiflung über seine Unfähigkeit, das Schwert zu schmieden. Daraus entwickelt sich das geschäftige Nibelheim-Motiv, die hämmernde Arbeit der Schmiede, die wir aus dem Rheingold kennen:
SIEGFRIED-1B) Schatzmotiv
Dann kombiniert Wagner zwei weitere Motive mit dem Nibelheim-Motiv. Zum einen das Fronarbeitsmotiv (eine fallende Sekunde) und das Schatzmotiv:
1) Vorspiel – Solti
SIEGFRIED-2A) Siegfrieds Hornmotiv
Mit dem aus dem Horn entnommenen Motiv singt Siegfried beim Betreten von Mimes Wohnung ein fröhliches “Hoiho!”. Es kontrastiert durch seinen tonalen Sprung mit Mimes chromatischer, düsterer Klangwelt. Wenig später hören wir Siegfrieds der Natur entnommenes Motiv im Horn:
2) Hoiho! Hoiho!
SIEGFRIED-3A) MIME-Motiv
Der Name Mime ist beschreibend, er bedeutet so viel wie “vortäuschen”. Wagner sieht Mime nicht als schöpferischen Geist (als echten Künstler), auch der Zauberhelm konnte nur unter Alberichs Aufsicht entstehen. Er hat nicht die Größe der Götter und ist ein egoistischer Mensch. In seiner Eingangserzählung hören wir sein unsympathisches und unbeholfenes Obstinato-Motiv in den Bässen.
3) Als zullendes Kind zog ich Dich auf – Svanholm
SIEGFRIED-4A) WANDERER Motiv
Mit feierlichen Akkorden betritt Wotan die Höhle von Mime. Es ist das sogenannte Wanderermotiv. Wie es sich für einen Gott gehört, sind es feierliche, gemessene Akkorde, die sich in ihrer Durform von der Welt der Mime abheben.
4) Heil dir weiser Schmied
SIEGFRIED-5A) Drachenmotiv
Dass sich der Riese Fafner in einen Drachen verwandelt hat, ist kein Zufall. Wagner will damit zeigen, dass derjenige, der im Besitz von Gold ist, sich in ein Ungeheuer verwandelt. Das Vorspiel beginnt mit dem Thema des Drachens Fafner:
5) Vorspiel
SIEGFRIED-6A) Siegfrieds Hornruf-Motiv
Auf dem Horn hören wir 2 wichtige Leitmotive von Siegfried. Das erste ist lyrisch. Das zweite ist von heroischer Natur:
6) Haha! Da hätte mein Lied! – Windgassen
SIEGFRIED-7A) Liebeslustmotiv
Als mit Mime sein einziger Bezugspunkt tot ist, fühlt sich Siegfried unendlich einsam. Bald verfällt er in eine nostalgische Stimmung und ein sehnsüchtiges Liebeslustmotiv erklingt, das immer drängender wird:
7) Da liegst auch du, dunkler Wurm! – Windgassen / Sutherland
SIEGFRIED-8A) Erwachende Brünnhilde Motiv
Diese Szene ist eine der großartigsten Szenen im gesamten Ring! Brünnhildes Erwachensmotiv erklingt. Dieses schöne Motiv der erwachenden Brünnhilde zeigt, wie Wagner es verstand, aus 2 einfachen Akkorden Großes zu formen. Er lässt den e-Moll-Akkord in den Bläsern anschwellen und abklingen und greift den Ton erst in den Bläsern in einem Crescendo wieder auf und lässt ihn mit den Harfen umspielen. Die Harfen-Arpeggien erinnern unverkennbar an das Erwachen der Natur zu Beginn des Rings im Vorspiel zum Rheingold.
8) Heil dir, Sonne! Heil dir, Licht! – Evans
SIEGFRIED-9A) Extasy-Motiv
Begleitet von dem Liebesrausch-Motiv begrüßt Brünnhilde Siegfried:
9) O Siegfried! O Siegfried! Seliger Held!
SIEGFRIED-10A) Ewiges Liebesmotiv
Brünnhilde bittet Siegfried, ihre göttliche Jungfräulichkeit zu bewahren. Dazu hat er ein wunderschönes Motiv komponiert. Dieses “Ewige-Liebe”-Motiv hat Richard Wagner auch im Siegfried-Idyll verwendet (siehe weiter unten).
10) Ewig war ich, ewig bin ich – Nilsson / Windgassen
Götterdämmerung (Götterdämmerung)
GÖTTERDÄMMERUNG-1A) Siegfrieds Helden Motiv
Brünnhilde weckt Siegfried, und sein Heldenmotiv erklingt jubelnd in den Blechbläsern:
1) Zu neuen Taten – Jones / Jung
GÖTTERDÄMMERUNG-2A) Gibichung Motiv
Wir befinden uns im Reich der Gibichungs. Sie repräsentieren im Ring die normalsterblichen Menschen, die, mit Ausnahme von Hunding, noch nie im Ring erschienen sind. Ihre höchsten Vertreter, Gutrune und Gunther, werden in der Götterdämmerung zu tragischen Figuren – den betrogenen Betrügern. Am Ende sind sie mittelmäßige Gestalten, fast Anti-Helden, mit denen man kein Mitleid empfindet. Wagner hat für sie das stolze, aber etwas schlichte “Motiv der Gibichung” geschrieben.
2) Nun hör, Hagen, sag mir, Held …
GÖTTERDÄMMERUNG-3A) Freundschaft Motiv
Wir hören das ehrliche, herzliche Freundschaftsmotiv von Gunther in den Streichern:
GÖTTERDÄMMERUNG-3B) Gutrune’s Motiv
Gleich zu Beginn hören wir Gutrunes Motiv. Wie das Freundschaftsmotiv ihres Bruders beginnt es mit einem Abwärtssprung um eine Quinte:
3) Willkommen Gast… Vergäss ich alles, was Du mir gabst – Jung / Mazura / Altmeyer
GÖTTERDÄMMERUNG-4A) Mord Motiv
Im Vorspiel entführt uns eine fahle und unruhige Musik in die Welt von Alberich. Alberich schlägt Hagen vor, Siegfried zu vernichten (“Den goldnen Ring, den Reif gilt’s zu erringen!”):
4) Vorspiel … Schläfst du, Hagen, mein Sohn – von Kannen / Kang
GÖTTERDÄMMERUNG-5A) Götterdämmerung Motiv Motiv
Auch hier zitiert Wagner viele Leitmotive des Rings. Als die Raben davonfliegen, hören wir das tragische Götterdämmerungsmotiv:
5) Zurück vom Ring – Boulez
Parsifal
PARSIFAL-1A) Liebesmahl-Motiv
Gleich zu Beginn erklingt das “Liebesmahl-Motiv”, ein ausgedehntes Thema:
Besonders auffallend ist die synkopische Form, bei der es kein Metrum gibt und ein Gefühl der Entrückung, des Schwebens entsteht. Wagner selbst bezeichnete sie als das zentrale musikalische Thema dieses Werks. Es wird zum musikalischen Motiv des Abendmahlsrituals im Finale des ersten Aktes. Wagner schuf mit diesem langen Thema ein (in Wagners Worten) “Grundthema”, in dem Sinne, dass es in drei Teile zerlegt werden kann, von denen jeder wieder zu einem neuen Motiv wird! Den ersten Teil finden wir im Gralsmotiv, der zweite (kleine) Teil wird zum Schmerzensmotiv und der dritte Teil wird zum Speermotiv.
PARSIFAL-1B) Gralsmotiv
Nach dem dreimaligen Erscheinen des Liebesmahlmotivs erklingt das sogenannte Gralsmotiv, ein weiteres zentrales Leitmotiv dieses Werkes:
PARSIFAL-1C) Glaubensmotiv
Gleich danach hören wir das dritte wichtige Motiv des Präludiums. Es ist das kurze, aber kraftvolle Motiv des Glaubens:
1) Vorspiel – Knappertsbusch
PARSIFAL-2A) Leidensmotiv
Für Wagner war die Rolle des Amfortas zentral. Er verglich sein Leiden “mit dem des kranken Tristan des dritten Aktes mit einer Steigerung” (Brief an Mathilde Wesendonck). Alles in diesem Werk dreht sich um seine Erlösung durch Parsifal. Wenn er ankommt, hören wir sein Motiv:
PARSIFAL-2B) Morgenpracht-Motiv
Die Aussicht auf Abkühlung, die Schmerzlinderung und die strahlende Natur von Montsalvat trotzt den leidenden Amfortas mit einem schönen Motiv, dem sogenannten Morgenprachtmotiv:
2) Recht so! Habt Dank – van Dam / Hölle
PARSIFAL-3A) Engelsmotiv
Die große Erzählung von Gurnemanz offenbart uns drei weitere zentrale musikalische Motive. Wenn Gurnemanz tief bewegt die Geschichte erzählt, wie Titurel einst Kelch und Speer erhielt, erklingt das Engelsmotiv, das mit dem Glaubensmotiv verwandt ist:
PARSIFAL-3B) KLINGSOR-Motiv
Als Gurnemanz auf Klingsor zu sprechen kommt, ändert sich die Stimmung und das Klingsor-Motiv erklingt:
PARSIFAL-3C) AMFORTAS-Motiv
Es ist ein Motiv, das nicht prächtig ist, aber eine seltsame Schattierung bietet und mit dem Amfortas-Motiv verwandt ist, denn der Foll soll Amfortas die ersehnte Erlösung bringen, indem er den Speer zurückerobert.
3) Titurel, der fromme Held, der kannt’ ihn wohl
PARSIFAL-4A) PARSIFAL-Motiv
Parsifal, erscheint mit dem Motiv, das seinen Namen trägt:
Weil Parsifal in dieser Szene noch ein Narr ist, erklingt sein Motiv unauffällig; erst in seiner strahlenden Form wird es im dritten Satz jubelnd in den Hörnern erklingen.
Weh, Weh! Wer ist der Frevler – Hoffmann / Moll
PARSIFAL-5A) Glockenmotiv
Als Gurnemanz und Parsifal sich auf den Weg zum Schloss machen, erklingt die prächtige Verwandlungsmusik, eingeleitet durch das Glockenmotiv:
5) Verwandlungsmusik (Überleitungsmusik) – Karajan
[/av_image]Begleitet von pathetischen Bläsern führt Gurnemanz dann die Salbung durch
5) Gesegnet sei, du Reiner – Sotin / Hoffmann
PARSIFAL-5A) Blumenwiesenmotiv
Wagner nannte diese berühmte Szene, die nach Kundrys Taufe spielt, “Karfreitagszauber”, der, wie die Waldweben, ein von Beethovens Pastorale inspiriertes Orchesterzwischenspiel ist. Es zeichnet sich durch das sogenannte Blumenwiesenmotiv aus, das von der Oboe gespielt wird und die anmutigen Farben, Formen und Düfte von Wald und Wiese beschreibt:
Wie dünkt mich doch die Aue heute schön – Thomas / Hotter
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