Lohengrin_flying_dutchman_Wagner_3_immortal_pieces_of_opera_music_Hits_Best_of

Der Lohengrin war lange Zeit das meistgespielte Werk Richard Wagners. König Ludwig II. sah es 1857 in München und verließ das Theater unter Tränen. Dieses Erlebnis sollte nicht nur sein, sondern auch Wagners Leben verändern.

 
 
 

 
 
   

Elsas Traum

Elsa wird des Mordes beschuldigt. Anstatt sich zu verteidigen, erzählt Elsa von ihrem Kummer über den Tod ihres Bruders und von einem Traum, in dem ein Ritter erscheint, der für sie kämpft und ihre Unschuld beweist.
Nach einem kurzen Beginn mit Flöten und Streichern erscheint das Gralmotiv und Elsa beginnt ihren Traum mit einer reinen und leuchtenden Stimme. Das langsame Tempo intensiviert das Gefühl der Einsamkeit. Es folgt ein großes Crescendo, das mit “da drang aus meinem Stöhnen” beginnt. Elsa sinkt in den Schlaf und eine schöne Orchesterüberleitung führt zum Gralsmotiv. Und ihre Vision beginnt…
Gundula Janowitz’ Interpretation dieser Arie ist einfach großartig. Wir hören in dieser Arie die Reinheit, die Verletzlichkeit und das Vertrauen von Elsa. Ihr Crescendo ist atemberaubend und der Schluss ist überirdisch.
Einsam in trüben Tagen – Janowitz

 
 
 
 
   

In the bedroom – das berühmte Hochzeitslied

Elsa und Lohengrin werden in das Brautgemach geführt. Sie sind zum ersten Mal allein miteinander.
An dieser Stelle erklingt Wagners berühmter Hochzeitsmarsch.
Treulich geführt – Burgos

 
 
 
 
 
   

Lohengrins letzter Auftritt – die Gralserzählung

Der feierliche Akt wird jäh unterbrochen, als Friedrichs Leiche hereingetragen wird und Elsa tief betrübt erscheint. Ihr folgt Lohengrin, der dem König berichtet, dass er das Heer nicht anführen wird. Er erzählt, dass Elsa ihren Schwur gebrochen hat, und verkündet allen feierlich seine Herkunft. Er ist ein Ritter des Heiligen Grals und kommt von der Burg Montsalvat. Sein Vater ist Parzival. Er selbst ist sein Ritter, genannt Lohengrin. Er wurde vom Gral ausgesandt, um das Böse zu bekämpfen und die Tugend zu verteidigen.
Ähnlich wie beim Tannhäuser mit dem römischen Märchen im letzten Akt muss der Tenor seinen wichtigsten Teil am Ende der Oper singen. Das bedeutet, dass der Sänger über genügend Stimmkraft verfügen muss, um diesen Abschnitt zum Höhepunkt des Abends zu bringen. In Lohengrin ist die Aufgabe “leichter” als in Tannhäuser, da die Gralserzählung (“In fernem Land”) und sein Abschied (“Mein lieber Schwan”) lyrische Stücke mit fast Belcanto-Charakter sind, während die Römische Erzählung eine dramatische Stimme erfordert.

Die Geschichte von Lohengrin ist in einem feierlichen, gemessenen Tempo komponiert. Die Stimme muss würdevoll, aber leicht, brillant und geheimnisvoll sein, weit entfernt von pathetischem oder heroischem Charakter. Mit feierlicher Stimme singt er das Jahreswunder “Alljährlich naht vom Himmel eine Taube um neu zu stärken seine Wunderkraft. Es heißt der Gral” (“Alljährlich naht vom Himmel eine Taube, um seine Wunderkraft neu zu stärken. Man nennt sie den Gral”.) Ein schönes, weiches Forte in A leuchtet über dem schwirrenden Klang der Geigen. Die hohe Tessitura der folgenden Passage hält die Dramatik und Feierlichkeit hoch. Es ist eine anspruchsvolle Passage für den Tenor, der die stimmliche Kraft aufrechterhalten muss, ohne die Stimme zu überanstrengen. Am Ende verrät Lohengrin seinen Namen. Jetzt verändert sich die Stimme, sie wird prächtig, glorreich und heroisch, keineswegs hohl, sondern edel. Das ist der Höhepunkt und der Schlüssel der Oper.
Dann erzählt Lohengrin von seiner Herkunft, das Orchester erstrahlt in strahlendem A-Dur. Es ist eine helle, hohe Tonart, die die himmlischen Sphären des Grals ankündigt. Hoch schimmernde Geigen vermitteln das Gefühl einer ätherischen Verzückung.
“Wenige Wochen vor seinem Tod sang Björling die Gralserzählung zum ersten und letzten Mal in der Öffentlichkeit. Auch wenn die schwedische Sprache nicht unbedingt für den Lohengrin geeignet ist, auch wenn sie interpretatorisch noch am Anfang steht, zu burschikos gesungen wird und auch einen musikalischen Fehler enthält – hier ist sie, die ideale Lohengrin-Stimme. Björlings ist vielleicht der größte Verlust für Wagners Gesang, den man sich vorstellen kann: Weltferne und schmerzlich getönte Sinnlichkeit.” (Fischer, Große Stimmen)

In fernem Land (1) – Björling

Tannhäuser_Wagner_3_immortal_pieces_of_opera_music_Hits_Best_of

Tannhäuser ist wohl der menschlichste Held unter allen von Wagner geschaffenen Figuren, der der Fleischeslust (Venus) nicht entkommen kann, obwohl er nach Spiritualität (Elisabeth) strebt. Wagner selbst hat beschrieben, dass seine “Neigung zum sinnlichen Ungestüm” in Konflikt mit dem “Ernst des künstlerischen Gefühls” steht.


 
 
   

 
 
   

Die Hallen Arie- Elisabeth erwartet den aufgeregten Tannhäuser

Auf der Wartburg. Elisabeth, die Nichte des Landgrafen, freut sich über die Rückkehr von Tannhäuser. Sie befindet sich in dem Saal, den sie seit Tannhäusers Abreise nicht mehr betreten hat.
Diese Arie ist auch als “Hallen arie” bekannt. Formal steht sie auf dem Mittelweg zwischen Grand Opéra und Musikdrama. So gibt es im Tannhäuser noch verschiedene in sich geschlossene, wirkungsvolle Musikstücke wie die Saalarie. Vibrierende Hörner schaffen eine elektrisierende Atmosphäre. Elisabeth hat allen Grund, aufgeregt zu sein. Freudig erregt beginnt Elisabeth die Arie. Bei dem Gedanken an Tannhäusers Abreise schlägt die Musik in Düsternis um. Eine Oboe bringt Elisabeth zurück in die jubelnde Stimmung des Anfangs. Mit einer wiederholten Steigerung des “sei mir gegrüsst” in Tonhöhe und Tonstärke führt Wagner Elisabeth zu einem kulminierenden D.

Wir hören diese Arie zuerst in der Interpretation von Elisabeth Grümmer. Grümmer war eine Sängerin, die Seele in ihrer Stimme hatte. Der deutsche Musikkritiker Joachim Kaiser schrieb über ihre Aufnahme: Wie Elisabeth Grümmer die Elisabeth mit herzbewegender Innigkeit singt, völlig unverkitscht, aber so zart glühend, dass man von einer Idealbesetzung sprechen kann.

Dich teure Halle – Grümmer

 
 
 
 
   

Der berühmte Pilgerchor

Beglückt, darf nun dich, o Heimat, ich schauen

 
 
 
 
 
   

Tannhäusers römisches Märchen

Wolfram trifft den erschöpften Tannhäuser, der den Weg zum Venusberg sucht. Er erzählt Wolfram von seiner Reise nach Rom. Obwohl er alle durch Reue übertraf, fand er keine Vergebung beim Papst, dessen Worte lauteten: “So wie der Pilgerstab nicht mehr mit Grün geschmückt wird, so ist deine Rettung für mich unmöglich.
Tannhäuser steht die meiste Zeit auf der Bühne. Jetzt gegen Ende steht der Tenor vor dem großen “pièce de résistance”, dem 10-minütigen Römischen Märchen, in dem der Tenor die letzten Kraftreserven mobilisieren muss.

Lauritz Melchior war vielleicht der größte Wagner-Tenor aller Zeiten. Der “große Däne”, wie Cosima ihn nannte, war eine Urgewalt. Er behauptete von sich selbst, dass er den Tristan problemlos 2 Mal am Abend singen könne. Er war ein Meister des Ausdrucks mit Pathos, so war Roman Tale meisterhaft.

Inbrunst im Herzen (1) – Lauritz Melchior

Der_fliegende_Holländer_flying_dutchman_Wagner_3_immortal_pieces_of_opera_music_Hits_Best_of

Mit dem “Fliegenden Holländer” ist Wagner sein erstes Meisterwerk gelungen. Die perfekte Orchestersprache, die grandiosen Leitmotive und die prächtigen Chorszenen machen dieses Werk zu einem der Spitzenwerke des deutschen Komponisten.

 
 
 

 
 
   

Die Leitmotive der Ouvertüre

Synopsis: Daland gerät mit seinem Handelsschiff in einen Sturm und muss in einer schützenden Bucht namens Sandwike Zuflucht suchen.

Die Oper beginnt mit einer der unvergleichlichen Ouvertüren Wagners. Die stürmische See wird wie in einer symphonischen Dichtung gemalt. Rossinis und Meyerbeers Stürme sind nur eine leichte Brise im Vergleich zu Wagners Orkan. Wir hören drei wichtige Leitmotive in diesem Eröffnungsstück. Gleich zu Beginn hören wir das Holländer-Motiv:

Fliegende_Holländer-Motiv

Kurz darauf das prägnante Geistermotiv:

Fliegende_Holländer-Geister-Ghost-Motiv

Nach diesem Abschnitt hören wir ein lyrisches Thema, das sogenannte Erlösungsmotiv

Fliegende_Holländer-Erlösung-Redemption-Motiv

Und kurz darauf das Liebesmotiv:

Fliegende_Holländer-Liebes-Motiv

Der Sturm zieht wieder auf und es erklingt das Seemannslied “Steuermann, lass die Wacht”, das wir im dritten Akt hören werden. Am Ende beruhigt sich die Stimmung wieder und mit dem Thema des Erlösungsmotivs endet die Ouvertüre feierlich.

Ouvertüre – Klemperer / Philharmonia

 
 
 
 
   

Sentas Ballade

Dalands Tochter Senta ist in das Bild des Fliegenden Holländers vertieft, dessen Geschichte Maria ihr erzählt hatte. Senta erzählt den Spinnern von ihrer Rolle als Retterin.
Laut Wagner hat er diese Ballade zuerst geschrieben und sie wurde zum Dreh- und Angelpunkt der Musik und des Dramas der Komposition. In der Ballade erzählt Senta die Geschichte des Holländers, und es tauchen die wichtigsten Leitmotive auf. In den ersten beiden Strophen hören wir die Geschichte des Holländers. Dieser Teil beginnt mit dem Motiv des Holländers des Orchesters, gefolgt von Sentas gesungenem Gespenstermotiv und endet mit dem Erlösungsmotiv. Danach stimmen die Mädchen bewegt in das Erlösungsmotiv ein und Senta beendet die Ballade ekstatisch mit dem Wunsch, den Holländer zu erlösen.
Ein Leckerbissen ist die Ballade von Kirsten Flagstad aus den 30er Jahren. Flagstadt war eine der bedeutendsten Wagner-Sängerinnen, ihre Stimme verfügte auch in dramatischen Passagen über ein großes Volumen und Klangfülle.
Johohohe (1) – Flagstadt

 
 
 
 
 
   

Chor der Seefahrer

Die Dorfbewohner feiern die Ankunft der Matrosen mit einem Fest auf Dalands Schiff. Sie rufen den Matrosen der Dutchman zu, aber es bleibt gespenstisch dunkel und still dort.
Mit einer Übergangsmusik und ohne Pause beginnt der dritte Akt mit dem Chor der Matrosen. Die Chorpartien des “Fliegenden Holländers” sind überwältigend in ihrer musikalischen Wirkung.
Steuermann lass die Wacht – Solti

Otello_Verdi_3_immortal_pieces_of_opera_music_Hits_Best_of

Diese Oper von Giuseppe Verdi gilt als ein kongeniales Werk über Shakespeares Beitrag zur Weltliteratur. Für viele Tenöre ist die Rolle des Otello die Krönung ihrer Karriere.

 
 
 

 
 
   

Das große Liebesduett

Otello hat den Lärm gehört und erscheint. Er sieht, dass Cassio den alten Feldherrn Montano verletzt hat. Er nimmt Cassio den Rang eines Hauptmanns und schickt sie alle nach Hause. Er bleibt allein mit Desdemona, wo er in ihren Armen Frieden findet.
Dieses Liebesduett ist einer der Höhepunkte der Oper. Die beiden stehen am Abend auf der Terrasse und blicken auf das ruhige Meer hinaus. Gedämpfte Solocelli führen in die romantische Nachtstimmung ein, und Desdemona wird von schimmernden Harfen begleitet. Doch Verdi komponiert kein typisches Liebesduett, zu sehr sind Verzweiflung und Dramatik spürbar. Im zweiten Teil schafft Verdi ein schönes, fast wagnerianisches Thema mit drängender Wirkung:

Otello, gia della notte, score, noten

Dieses so genannte “Kussmotiv” wird uns im letzten Akt noch einmal begegnen, unter anderem in der Todesszene Otellos. Die Szene endet mit Flöten und Harfen, begleitet von Streichern.

Domingo besticht in dieser Aufnahme als eindringlicher und ekstatischer Otello.

Già della notte – Domingo / Studer

 
 
 
 
   

Das große Duett von Jago und Otello – Si, pel ciel

Synopsis: Nun ist Othello von Desdemonas Schuld überzeugt. Er schwört einen feierlichen Racheschwur und Jago schließt sich ihm an.

In der Schwurszene sind noch die Reste der alten Verdischen Oper zu sehen. Im Stil einer Cabaletta, eines schnellen einstrophigen Höhepunkts, komponiert Verdi das Ende des zweiten Aktes. Vor dem Schwur erklingen die drei berühmten “Sangue”-Rufe. In dieser Szene kann man musikalisch beobachten, wie Otello anfangs eine eigene musikalische Form hat, sich aber allmählich dem Deklamationsstil Jago’s anpasst, bis er in eine bloße Nachahmung Jago’s verfällt, ein Zeichen dafür, dass Jago die vollständige Kontrolle über Otello gewonnen hat.

Wir hören diese Schlüsselszene in vier verschiedenen Aufnahmen.

Mario del Monaco war kein Sänger der Zwischentöne. So spaltete sich die Meinung über del Monaco. Niemand hat die Rolle so oft auf Schallplatte gesungen. In dieser Aufnahme “wird del Monaco von einem elektrisierenden Furor getrieben, der alle mitreißt. Das Si pel ciel ist atemberaubend, und ihre sanglichen Schreie drücken selbst den Plattenhörer in den Sessel – es ist die Leistung, mit der er sich in den Otello-Olymp gesungen hat.” (Fischer, Große Stimmen).

Si, pel ciel marmoreo giuro (1) – del Monaco / Warren

 
 
 
 
 
   

Otellos inneres Drama

Als Desdemona weg ist, bricht Otello zusammen. Die Liebe zu Desdemona war das Wichtigste in seinem Leben. Sein Lebenslicht ist erloschen, seine Seele ist zerfressen und sehnt sich nach Rache.
Das wahre Drama dieses Werks von Shakespeare spielt sich im Inneren der Figuren ab. Otello muss alle Schattierungen der Persönlichkeit zum Leben erwecken. Verdi verlangt von Otello, dass er ständig zwischen Rezitativ, Deklamation und kantablem Gesang wechselt. Die Partitur des Tenors ist übersät mit ständig wechselnden Ausdruckszeichen (piano, morendo, dolce, con espressione, etc.). “Dio mi potevi scagliar” beginnt im blassen Ton der Verzweiflung, geht über in einen Mittelteil im Piano und endet im Fortissimo von “Ah dannazione”.

Verdi und Boito lassen die drei Hauptdarsteller jeweils in einer großen Szene Gott anrufen. Jago’s Credo im 2. Akt, Desdemona’s “Ave Maria” im 3. Akt und Otello’s “Dio mi potevia scagliar”. Alle drei sind Porträts der Rollen. Während Jago das “Böse” und Desdemona das “Gute” verkörpert, ist Otello (im modernen Sprachgebrauch) das “Opfer”, er wird zu einem resignierten Individuum, das zum Instrument des Bösen mutiert, um das Gute zu zerstören.
Für viele war Vinay der Archetyp des Otello nach Tamagno. Ausgestattet mit dicken Stimmbändern, sang der chilenische Tenor zunächst als Bariton und wechselte dann zum Heldentenor. Otello war die Rolle seines Lebens, aber er ruinierte seine Stimme mit Wagner-Rollen. So sang er den Otello weniger als 10 Jahre. Der folgende Ausschnitt stammt aus der Gesamtaufnahme mit Toscanini. Toscaninis Interpretation hat einen Hauch des Originals. Er war bei der Uraufführung 1883 als Cellist im Orchester dabei und arbeitete später mit Verdi als Dirigent seiner Werke zusammen. Daher hat diese Aufnahme einen historisch hohen Stellenwert. Diese Gesamtaufnahme gilt allgemein als eine der besten Aufnahmen der Operngeschichte.

Dio mi potevi scagliar tutti i mali (1) – Vinay

Aida_Verdi_3_immortal_pieces_of_opera_music_Hits_Best_of

Mit “Aida” schuf Verdi einen der absoluten Höhepunkte der Operngeschichte und bietet dem Musikliebhaber alles, was Oper bieten kann. Die Popularität des Werkes ist ungebrochen: Massenszenen wie der Triumphmarsch begeistern das breite Publikum, intime Szenen wie der Abschied von Aida und Radames berühren den Liebhaber und Opernfan.

 
 
 

 
 
   

Celeste Aida

Aida, die Tochter des äthiopischen Königs Amonasro, ist eine Sklavin am ägyptischen Hof. Die äthiopischen Krieger greifen Ägypten an, um Aida zu befreien. Radames träumt davon, aus dem Kampf gegen die Äthiopier lorbeerbekränzt zu seiner heimlichen Liebe Aida zurückzukehren.
Verdi stellt die Rolle des Radames vor erhebliche Schwierigkeiten. Die Rolle ist “lirico spinto”, d.h. ein jugendlicher Heldentenor. Radames muss sowohl die großen heroischen Arien als auch die lyrischen Klavierpassagen singen können. Gleich zu Beginn muss der arme Radames die große Arie “Celeste Aida” singen, ohne sich aufzuwärmen. Manche Tenöre halten Celeste Aida für Verdis schwierigste Tenorarie.
Die Tenorstimme muss den scharfen Trompetenklängen standhalten und mit der Wärme der Holzbläser mithalten können. Auch in den hohen Tönen muss er sicher sein. Die Arie, eine weitere Schwierigkeit, beginnt ohne Orchesterbegleitung. Die Arie wechselt mehrmals zwischen den Polen des Kampfes (“un esercito di prodi, da me guidato”) und der Liebe (“Celeste Aida”) hin und her. Die Liebespassagen müssen mit viel Legato und manchmal in schönem Pianissimo gesungen werden.
 
Hören Sie sich Jussi Björling an, einen ausgezeichneten Interpreten für diese Rolle. Hören wir uns den Schweden an, der von vielen als der beste Verdi-Tenor des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird.
Se quel guerriero io fossi…Celeste Aida (1) – Björling

 
 
 
 
 

Aidas große Arie vom Nil


O Patria mia ist eine melancholische Arie, gesungen in der Stimmung einer Vollmondnacht am Nil. Der Beginn ist in einer düsteren Stimmung, denn Aida fürchtet, dass sie ihr Vaterland nie wieder sehen wird. Aus dieser Stimmung erwacht sie langsam bis zum “l’ultimo addio”. Eine nostalgische Oboenkantilene leitet das Thema der Heimat ein. Bilder des Vaterlandes werden wachgerufen. Die Verzweiflung manifestiert sich in der wiederholten Wiederholung des “mai piu”. In “che un di promesso” wird die Stimme intensiver und das folgende “o patria” wird von einem intensiven Orchesterklang begleitet. Am Ende nimmt “non ti vedro” wieder die Stimmung des Anfangs auf, diesmal mit wunderschönen hohen Tönen und begleitet von der Oboe. Die Arie endet mit einem schönen hohen Pianissimo-C.
Hören wir uns nun Leontyne Price an. Fischer beschreibt ihre Stimme wie folgt: “Als Schauspielerin auf der Bühne blieb Leontyne Price in den Gesten der alten Operntage klischeehaft. Was sie großartig konnte, war ihr phänomenales Stimmmaterial und dessen künstlerischer Einsatz. Der oft beschriebene gutturale Klang afroamerikanischer Sängerinnen war in ihrer Stimme nicht zu finden, sondern sie besaß das, was die englische Sprache “smoky” nennt. Sie sang mit zwei klar getrennten Stimmfarben: Die außerordentlich üppige Mittellage und die tiefe, an eine Altstimme erinnernde Lage hatten diesen rauchigen Charakter, die fließende Höhe klang hell und klar und blieb bis in die höchsten Regionen unangestrengt.” (Fischer, Grosse Stimmen).
O patria mia – Preis

 
 
 
 
 
   

O terra Addio – Das große Finale der Aida

Radames ist in den Mauern der Pyramide eingeschlossen. Er hört einen Seufzer und bemerkt Aida, die sich in das Gewölbe geschlichen hat. Aida und Ramades erleben gemeinsam ihren Abschied von der Welt.
Verdi war sich der Bedeutung dieser Szene bewusst, die einerseits den lyrischen Schlusspunkt nach der ausdrucksstarken vorangegangenen Szene bildet, andererseits aber auch Verdis künstlerischer Abgesang hätte sein können, wären ihm nicht 20 Jahre später die Shakespeare-Dramen Othello und Falstaff auf wundersame Weise ungewollt über den Weg gelaufen. Für diese grandiose Szene verwendet er hauptsächlich gedämpfte Streicher und Harfen, die die exquisite Melodie der Singstimmen zart begleiten. Das Ende des Duetts wird von den Stimmen des Priesterchors überblendet und endet.
Einen spannenden Abschluss bietet das Duo Björling/Milanov.
O terra addio (1) – Milanov/Björling

La_forza_del_destino_Verdi_3_immortal_pieces_of_opera_music_Hits_Best_of

La forza del destino ist eine der drei spanischen Opern (Don Carlo, Forza del destino, Il Trovatore) von Verdi, die alle in der heroisch-historischen Welt der Grand Opéra angesiedelt sind. Sie kann mit Fug und Recht zu den großen Werken Verdis gezählt werden. Die vielen prächtigen Duette zwischen Alvaro und Caro, die religiösen Szenen der Leonora und die farbenfrohen Nebenrollen von Preziosilla, Guardiano und Fra Melitone prägen diese Oper. Verdis musikalische Themen sind grandios und ziehen sich zum ersten Mal als Leitmotive durch die gesamte Oper.

 


 
   
   

 
 
   

Leonoras großes Gebet

Auf einem Felsen in der Nähe eines Klosters. Erschöpft kommt Leonora in Männerkleidung an. Sie hatte ihren Bruder heimlich im Gasthaus belauscht und bitter von Alvaros angeblicher Flucht nach Amerika erfahren. Sie will im Kloster Buße tun.
Mit “Madre pietosa Vergine” schreibt Verdi für diese Szene der Leonora wieder eine große, religiöse Arie. Leonora befindet sich in höchster Erregung, die Verdi zunächst mit dem einleitenden Motiv der Streicher erzeugt, das das aufgeregte Pochen ihres Herzens imitiert. Ihre Erregung steigert sich noch mit dem Tremolo der Streicher und dem Hintergrundchor der Mönche.

Einen besonders schönen Effekt erzielte Verdi, indem er den ersten Teil in Moll komponierte und das erste himmlische und hymnische “Deh non m’abandonar” in die Dur-Parallele verlegte, um Leonoras Flehen Vertrauen zu verleihen.

Wir hören diese Szene von Leonora in der Interpretation von Maria Callas. Es ist einzigartig, wie sie die Erregung der Leonora zu Beginn mit einem leichten Tremolo in der Stimme erzeugt und dann in das “Deh non m’abandonar” übergeht. Grandios, wie sie ihre Stimme im Duett mit dem Chor der Mönche gestaltet.

Madre pietosa vergine – Callas

 
 
 
 
   

Die großen Duette von Alvaro und Carlo

Lärm kommt von den Soldaten. Alvaro eilt einem Offizier zu Hilfe, der von Falschspielern angegriffen wurde. Es ist Carlo, der ebenfalls unter falschem Namen angeworben wurde. Die beiden freunden sich an, aber sie kennen ihre jeweilige wahre Identität nicht. Die Truppen werden angegriffen. Don Alvaro führt seine Truppen in der Schlacht an und wird schwer verwundet ins Krankenzimmer gebracht. Don Carlo ist bei ihm. Er verspricht ihm den Orden von Calatrava für seine Tapferkeit. Als Alvaro den Namen hört, erschrickt er und übergibt Carlo einen Schlüssel mit der Bitte, den Inhalt des Kästchens mit seinem Geheimnis im Falle seines Todes zu verbrennen. Gerührt verabschieden sie sich und Alvaro wird zum Chirurgen gebracht.
Dieses Duo ist eines der schönsten Duette für Bariton und Tenor von Verdi. Es ist die fast zärtliche Szene zweier Männer, die kurz darauf versuchen werden, sich gegenseitig zu töten. Auch dieser Teil ist sehr zurückhaltend instrumentiert, so dass die langen Linien der Singstimmen intensiv hörbar werden.
Caruso selbst erklärte dieses Stück zu seiner besten Duettaufnahme. In der Tat erhielt diese Interpretation der beiden Neapolitaner Referenzstatus. Beide Stimmen harmonieren in höchstem Maße und verströmen eine samtige Weichheit im schönsten Legato.
Solenne in quest’ora giurarmi dovete (2) – Caruso / Scotti

 
 
 
 
 
   

Leonoras großes Gebet “Pace, pace, mio dio”

Pace, pace ist Leonoras Gebet, ihre Bitte um Frieden, den sie auf Erden nicht erlangen wird und sich nach ihrem Tod sehnt (“Oh Gott, lass mich sterben”). Kaum eine andere Arie lässt die Verzweiflung einer Frau so unmittelbar spüren, und sie bietet der Sängerin viele Möglichkeiten, den Zuhörer zu fesseln.

Sie beginnt mit dem erschütternden Schrei “Pace” (“Frieden”), mit einem anschwellenden Ton, der voller Wärme und Verzweiflung klingen muss und den Zuhörer sofort ergreift.

Ihre Stimme wird von seufzenden Blasinstrumenten und der Harfe begleitet. Neben den Klavierpartien des ersten Teils bilden das engelsgleiche (im Pianissimo geschriebene!) hohe B im Mittelteil und die dramatische “maledizione” am Schluss die großen Höhepunkte dieser Arie.
In der Rolle der Leonora und dem “pace, pace” war Renata Tebaldi wohl konkurrenzlos. Ihr engelhaftes Piano macht diese Arie zu einem Monument und ist eine der schönsten Aufnahmen dieser großen Sängerin.
Pace, pace mio Dio – Tebaldi

Don_Carlo_Verdi_3_immortal_pieces_of_opera_music_Hits_Best_of

Don Carlos ist eine Oper für große Stimmen. Jede der sechs Hauptfiguren erhält eine überzeugende dramatische Grundierung und Entwicklung, und jeder Sänger hat große musikalische Höhepunkte. Schiller hat mit seinem Roman “Don Karlos” eine brillante literarische Vorlage geschrieben. Es ist ein Stück über Freiheit und Menschenwürde im Zeitalter der Aufklärung, das in Verdi den Funken der Inspiration entzündete. Kein anderes Werk von Verdi hat eine so weitreichende Handlung und die Kraft von fünf Akten.


 
 
 

 
 

Posa besucht Don Carlo im Kloster – das berühmte Duett “Dio, che nell’alma infondere”

Don Carlos sucht seinen Seelenfrieden im Kloster, er kann den Schmerz über den Verlust von Elisabeth nicht vergessen. Plötzlich hört er eine vertraute Stimme. Sein Freund Posa ist aus Flandern zurückgekehrt und besucht ihn im Kloster. Posa hat von Don Carlos’ Schicksal gehört. Er überredet ihn, sein Leben dem von der Inquisition bedrängten Flandern zu widmen. Don Carlo schließt sich ihm begeistert an und die beiden schwören sich ewige Freundschaft.
Die beiden träumen von einer besseren Welt, in der Verstand und Menschlichkeit herrschen. Mit Don Carlos und noch mehr mit dem Marquis de Posa zeichnen Verdi und Schiller zwei ideale Menschen, die es so wohl nie gegeben hat. Ihre Hymne wird in der Oper immer wieder als Leitmotiv zitiert, als Zeichen der Freiheit und der Freundschaft.
Wir hören eine Aufnahme von Robert Merrill und Jussi Björling. Sie bildeten das Traumduo der 50er Jahre. Sie haben viele Produktionen zusammen gemacht, und es gab nur wenige Gesangsverbindungen davor und danach, die sich mit der schwedischen und der amerikanischen vergleichen ließen. Auch privat waren die beiden Sängerinnen befreundet, und so wurde diese Szene zum berühmtesten Stück des Duettpaares.
Io l’ho perduta! … Dio, che nell’alma infondere (6:45) (2) – Merrill / Björling

 
 
 
 
 
   

Die Einsamkeit des Königs – “ella giammai m’amò”

Im Arbeitszimmer des Königs. Der Morgen beginnt zu dämmern und der König sitzt verzweifelt an seinem Tisch. Die Sorge um sein Reich und die Erkenntnis, dass Elisabeth ihn nie geliebt hat, betrüben ihn zu tief.
Die Hauptfigur dieser Arie von Philipp ist tief melancholisch. Sie beginnt mit einer orchestralen Einleitung. Ein Solocello klingt einsam und trostlos und spiegelt den emotionalen Zustand des Herrschers wider. Seufzende Motive der Violinen vervollständigen das Bild und verstärken den Schmerz. Über den tremolierenden Streichern erklingt Philipps Klage, die mit dem dramatischen, vom Solocello umspielten und begleiteten “she never loved me!” beginnt. Dieses Musikstück ist eine der schönsten Arien für Bassstimme im gesamten Opernrepertoire. “Es ist einer jener ikonischen Momente, in denen eine zurückhaltende Orchesterbegleitung, eine einfache Deklamation und ein einziger melodischer Ausbruch es schaffen, Emotionen in unsere Seelen zu ritzen” (Abbate/Parker, “History of Opera”).

Boris Christoff war der bevorzugte Philip der 50er Jahre. Sein Bass ist edel und weich, hat aber dramatische Qualitäten. Seine schauspielerische Leistung war hervorragend, sein Rollenporträt des Philipp II. grandios. Wir hören und sehen den Bulgaren in einer bemerkenswerten Aufnahme.

Ella giammai m’amò – Christoff

 
 
 
 
 
   

Die große Arie der Elisabeth – der Verzicht auf “Francia nobile suol”

Im Kloster von San Giusto. Elisabeth will sich von Don Carlo verabschieden. Sie kniet vor dem Grabmal Karls V. In ihrer Todessehnsucht denkt sie wehmütig an ihre glückliche Jugend in Frankreich zurück.
Dieser letzte Auftritt Elisabeths ist äußerst anspruchsvoll, denn sie muss die Gefühle von Erhabenheit, Leid und Todessehnsucht mit einem langen Spannungsbogen über mehr als 10 Minuten aufrechterhalten. Die Arie beginnt nach einer langen orchestralen Einleitung in Moll; Elisabeth macht sich Sorgen um Carlo. Aber die Staatsraison verlangt, dass sie stark ist, und sie denkt an die wenigen schönen Momente mit Carlo zurück, und die Stimmung wechselt mit ihrem Liebesthema nach Dur.
Wir hören diese großartige Aufführung in 2 Fassungen. Die beiden einflussreichen Kritiker Kesting und Steane waren sich nicht einig, wer die “endgültige” Version singen sollte. Ersterer plädierte für Callas und letzterer für Caballé.
Hören wir uns zunächst die Spanierin in Giulinis großartiger Gesamtaufnahme an. Fischer (“große Stimmen”) kommentierte: “Man findet darin alles, was Steane zu seinem begeisterten Urteil veranlasste: Die schiere Schönheit des Timbres stellte die der Callas, die die Bühne verlassen hatte, leicht in den Schatten und übertraf auch den stets trüben Klang von Joan Sutherland. Es lag eine melancholische Klarheit in diesem Sopran, das scharf konturierte Licht der spanischen Hochebene … und ein gleichmäßig durchflutetes Piano zu singen, es in ein Diminuendo zu verwandeln und es dann am Ende in einem Morendo verklingen zu lassen.”
Tu che la vanità … Francia nobile suol (1) – Caballé

Berühmt wurde der Ausspruch Carusos, dass der Trovatore ganz einfach zu besetzen sei, nämlich «mit den vier besten Stimmen der Welt». Der Trovatore ist vielleicht das grösste Sängerfest, welches in der Operngeschichte komponiert worden ist, Jede der vier Hauptrollen ist eine Glanznummer für das jeweilige Stimmfach geworden. Erleben Sie welche unendliche Fülle von grossartigen musikalischen Themen Verdi für diese Oper komponiert hat.

 

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Nabucco war Verdis erstes Werk für den Olymp. Nach den bitteren, von Krisen überschatteten Jahren 1838-40 war es Verdis Rückkehr ins Licht. Verdi zeigte in Nabucco einen gigantischen Ideenreichtum und das Werk wurde zu einem Sensationserfolg. Der einsetzende siebzehnjährige Schaffensrausch nannte er später «seine Galeerenjahre».

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Obwohl Rossinis Tell ein grossartiges Werk ist, wird es nicht oft gespielt. Zu gross sind der szenische Aufwand und die Besetzungsschwierigkeiten. Trotzdem gehört es zu den einflussreichsten Werken der Operngeschichte, indem es den modernen Tenor und die Grand Opéra mitbegründet hat.

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